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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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in Deutschland von Ort zu Ort gewiesen; 1828 heirathete er eine reiche Frau, mußte in Schleswig leben, ist 1845 zur Kirche zurückgekehrt und hat sich in Oberschlesien angekauft, wo er sich um die Stiftung von Mäßigkeitsvereinen verdient machte. "Lucubrationen eines Staatsgefangenen", Braunschw. 1827; J. W., genannt von Dörring, "Fragmente aus meinem Leben u. meiner Zeit", ebendas. 1827 ff.; W. v. D., "Mein Jugendleben und meine Reisen", Lpz. 1832.


Witebsk russ. Gouv. seit der ersten Theilung Polens, eine weite fruchtbare Ebene mit ungeheuren Wäldern, hat auf 812 QMl. eine Bevölkerung von 742000 E. Die Hauptst. ist W. an der Düna mit 30000 E., unter denen viele Juden, Gerbereien, Getreidehandel.


Witold 1392-1432 Großfürst von Litthauen, ließ sich taufen, entschied 1410 als Bundesgenosse des poln. Königs Wladislaus IV. die Schlacht bei Tannenberg, vergrößerte sein Gebiet durch die Eroberung von Smolensk.


Witschel, Joh. Heinrich Wilhelm, geb. 1769 zu Hensenfeld bei Nürnberg, gest. 1847 als Decan zu Kattenhochstadt im bayer. Franken, ist bekannt als Verfasser der "Morgen- und Abendopfer in Gesängen", eines Büchleins, das man als gereimten Appendix zu den Stunden der Andacht bezeichnen kann, das auch nicht weniger als 10 Aufl. erlebt hat.


Witt (Wit), Jan de, geb. 1625 zu Dortrecht, Haupt der antioranischen od. republikanischen Partei in den Niederlanden, Großpensionär, vernachlässigte die Landmacht, weil sie für Oranien war, und die Festungen, weßhalb Ludwig XIV. bei seinem plötzlichen Angriffe auf Holland so überraschende Fortschritte machte; sein Bruder Cornelius, geb. 1623 zu Dortrecht, begleitete gleichfalls hohe Staatsämter u. focht ruhmvoll zur See, wurde auf Anstiften Wilhelms III. von Oranien im Haag verhaftet u. mit seinem Bruder, der ihn besuchte, 20. Aug. 1672 von dem Pöbel als Verräther im Solde Frankreichs ermordet.


Witte, Karl, ein ausgezeichneter Schriftsteller, zugleich eines der wenigen "Wunderkinder" aus denen etwas Tüchtiges geworden, geb. 1800 zu Lochau bei Halle, bezog mit 10 Jahren die Universität, erlangte mit 14 zu Gießen den Doctorhut; wurde 1829 Professor der Rechte zu Breslau, lebt derzeit als solcher zu Halle. W. gilt als tüchtiger Jurist (das preuß. Intestaterbrecht, Lpz. 1838), ist entschieden einer der tüchtigsten Kenner der italien. Literatur (Abhandlungen hierüber, Uebersetzung von Boccaccio's Decamerone, Dante's lyrischen Gedichten u. s. f.) und überhaupt ein kenntnißreicher u. geistvoller Mann; unter seinen neuesten gedruckten Vorträgen heben wir hervor: die Gletscherwelt (Berl. 1853), der katholische Tendenzroman in Italien (1854). Sein Vater, ein Pastor, gab heraus des Sohnes Erziehungs- u. Bildungsgeschichte (Lpz. 1819), in neuer Umarbeitung u. Fortsetzung, Berl. 1843.


Wittekind, Heerführer der Sachsen in den Kämpfen gegen Karln d. Gr., unterwarf sich 785 u. nahm die Taufe; über sein Leben, seine Persönlichkeit n. weiteren Schicksale ist nichts Näheres bekannt; er liegt in der Pfarrkirche zu Engern begraben.


Wittekind, der Geschichtschreiber, s. Widukind.


Wittelsbach, Stammburg der rhein. Pfalzgrafen u. der bayer. Dynastie, lag bei Aichach in Oberbayern; auf der Stätte eine Kirche u. 50' hoher Obelisk.


Wittenberg, preuß. sächs. Stadt u. Festung an der Elbe, mit 11000 E., ist als Geburtsstätte der deutschen Reformation weltbekannt (Luther u. Melanchthons Gräber in der Schloßkirche; Luthers Stube im ehemaligen Augustinerkloster, sein 1822 gesetztes bronzenes Standbild auf dem Marktplatze). Die berühmte Universität, 1502 gestiftet, wurde 1815 mit der zu Halle vereinigt. Erstürmung der von dem frz. General Lapoype hartnäckig vertheidigten Festung in der Nacht des 2. Jan. 1814 durch Tauenzien (s. d.).


Wittenberge, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, an der Elbe, mit 4700 E., Eisenbahnelbbrücke zur Verbindung der Berlin-Hamburger u. Magdeburg-Wittenberger Bahn.


Witterung. Mit diesem Ausdruck begreift

in Deutschland von Ort zu Ort gewiesen; 1828 heirathete er eine reiche Frau, mußte in Schleswig leben, ist 1845 zur Kirche zurückgekehrt und hat sich in Oberschlesien angekauft, wo er sich um die Stiftung von Mäßigkeitsvereinen verdient machte. „Lucubrationen eines Staatsgefangenen“, Braunschw. 1827; J. W., genannt von Dörring, „Fragmente aus meinem Leben u. meiner Zeit“, ebendas. 1827 ff.; W. v. D., „Mein Jugendleben und meine Reisen“, Lpz. 1832.


Witebsk russ. Gouv. seit der ersten Theilung Polens, eine weite fruchtbare Ebene mit ungeheuren Wäldern, hat auf 812 QMl. eine Bevölkerung von 742000 E. Die Hauptst. ist W. an der Düna mit 30000 E., unter denen viele Juden, Gerbereien, Getreidehandel.


Witold 1392–1432 Großfürst von Litthauen, ließ sich taufen, entschied 1410 als Bundesgenosse des poln. Königs Wladislaus IV. die Schlacht bei Tannenberg, vergrößerte sein Gebiet durch die Eroberung von Smolensk.


Witschel, Joh. Heinrich Wilhelm, geb. 1769 zu Hensenfeld bei Nürnberg, gest. 1847 als Decan zu Kattenhochstadt im bayer. Franken, ist bekannt als Verfasser der „Morgen- und Abendopfer in Gesängen“, eines Büchleins, das man als gereimten Appendix zu den Stunden der Andacht bezeichnen kann, das auch nicht weniger als 10 Aufl. erlebt hat.


Witt (Wit), Jan de, geb. 1625 zu Dortrecht, Haupt der antioranischen od. republikanischen Partei in den Niederlanden, Großpensionär, vernachlässigte die Landmacht, weil sie für Oranien war, und die Festungen, weßhalb Ludwig XIV. bei seinem plötzlichen Angriffe auf Holland so überraschende Fortschritte machte; sein Bruder Cornelius, geb. 1623 zu Dortrecht, begleitete gleichfalls hohe Staatsämter u. focht ruhmvoll zur See, wurde auf Anstiften Wilhelms III. von Oranien im Haag verhaftet u. mit seinem Bruder, der ihn besuchte, 20. Aug. 1672 von dem Pöbel als Verräther im Solde Frankreichs ermordet.


Witte, Karl, ein ausgezeichneter Schriftsteller, zugleich eines der wenigen „Wunderkinder“ aus denen etwas Tüchtiges geworden, geb. 1800 zu Lochau bei Halle, bezog mit 10 Jahren die Universität, erlangte mit 14 zu Gießen den Doctorhut; wurde 1829 Professor der Rechte zu Breslau, lebt derzeit als solcher zu Halle. W. gilt als tüchtiger Jurist (das preuß. Intestaterbrecht, Lpz. 1838), ist entschieden einer der tüchtigsten Kenner der italien. Literatur (Abhandlungen hierüber, Uebersetzung von Boccaccio's Decamerone, Dante's lyrischen Gedichten u. s. f.) und überhaupt ein kenntnißreicher u. geistvoller Mann; unter seinen neuesten gedruckten Vorträgen heben wir hervor: die Gletscherwelt (Berl. 1853), der katholische Tendenzroman in Italien (1854). Sein Vater, ein Pastor, gab heraus des Sohnes Erziehungs- u. Bildungsgeschichte (Lpz. 1819), in neuer Umarbeitung u. Fortsetzung, Berl. 1843.


Wittekind, Heerführer der Sachsen in den Kämpfen gegen Karln d. Gr., unterwarf sich 785 u. nahm die Taufe; über sein Leben, seine Persönlichkeit n. weiteren Schicksale ist nichts Näheres bekannt; er liegt in der Pfarrkirche zu Engern begraben.


Wittekind, der Geschichtschreiber, s. Widukind.


Wittelsbach, Stammburg der rhein. Pfalzgrafen u. der bayer. Dynastie, lag bei Aichach in Oberbayern; auf der Stätte eine Kirche u. 50' hoher Obelisk.


Wittenberg, preuß. sächs. Stadt u. Festung an der Elbe, mit 11000 E., ist als Geburtsstätte der deutschen Reformation weltbekannt (Luther u. Melanchthons Gräber in der Schloßkirche; Luthers Stube im ehemaligen Augustinerkloster, sein 1822 gesetztes bronzenes Standbild auf dem Marktplatze). Die berühmte Universität, 1502 gestiftet, wurde 1815 mit der zu Halle vereinigt. Erstürmung der von dem frz. General Lapoype hartnäckig vertheidigten Festung in der Nacht des 2. Jan. 1814 durch Tauenzien (s. d.).


Wittenberge, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, an der Elbe, mit 4700 E., Eisenbahnelbbrücke zur Verbindung der Berlin-Hamburger u. Magdeburg-Wittenberger Bahn.


Witterung. Mit diesem Ausdruck begreift

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[734/0735] in Deutschland von Ort zu Ort gewiesen; 1828 heirathete er eine reiche Frau, mußte in Schleswig leben, ist 1845 zur Kirche zurückgekehrt und hat sich in Oberschlesien angekauft, wo er sich um die Stiftung von Mäßigkeitsvereinen verdient machte. „Lucubrationen eines Staatsgefangenen“, Braunschw. 1827; J. W., genannt von Dörring, „Fragmente aus meinem Leben u. meiner Zeit“, ebendas. 1827 ff.; W. v. D., „Mein Jugendleben und meine Reisen“, Lpz. 1832. Witebsk russ. Gouv. seit der ersten Theilung Polens, eine weite fruchtbare Ebene mit ungeheuren Wäldern, hat auf 812 QMl. eine Bevölkerung von 742000 E. Die Hauptst. ist W. an der Düna mit 30000 E., unter denen viele Juden, Gerbereien, Getreidehandel. Witold 1392–1432 Großfürst von Litthauen, ließ sich taufen, entschied 1410 als Bundesgenosse des poln. Königs Wladislaus IV. die Schlacht bei Tannenberg, vergrößerte sein Gebiet durch die Eroberung von Smolensk. Witschel, Joh. Heinrich Wilhelm, geb. 1769 zu Hensenfeld bei Nürnberg, gest. 1847 als Decan zu Kattenhochstadt im bayer. Franken, ist bekannt als Verfasser der „Morgen- und Abendopfer in Gesängen“, eines Büchleins, das man als gereimten Appendix zu den Stunden der Andacht bezeichnen kann, das auch nicht weniger als 10 Aufl. erlebt hat. Witt (Wit), Jan de, geb. 1625 zu Dortrecht, Haupt der antioranischen od. republikanischen Partei in den Niederlanden, Großpensionär, vernachlässigte die Landmacht, weil sie für Oranien war, und die Festungen, weßhalb Ludwig XIV. bei seinem plötzlichen Angriffe auf Holland so überraschende Fortschritte machte; sein Bruder Cornelius, geb. 1623 zu Dortrecht, begleitete gleichfalls hohe Staatsämter u. focht ruhmvoll zur See, wurde auf Anstiften Wilhelms III. von Oranien im Haag verhaftet u. mit seinem Bruder, der ihn besuchte, 20. Aug. 1672 von dem Pöbel als Verräther im Solde Frankreichs ermordet. Witte, Karl, ein ausgezeichneter Schriftsteller, zugleich eines der wenigen „Wunderkinder“ aus denen etwas Tüchtiges geworden, geb. 1800 zu Lochau bei Halle, bezog mit 10 Jahren die Universität, erlangte mit 14 zu Gießen den Doctorhut; wurde 1829 Professor der Rechte zu Breslau, lebt derzeit als solcher zu Halle. W. gilt als tüchtiger Jurist (das preuß. Intestaterbrecht, Lpz. 1838), ist entschieden einer der tüchtigsten Kenner der italien. Literatur (Abhandlungen hierüber, Uebersetzung von Boccaccio's Decamerone, Dante's lyrischen Gedichten u. s. f.) und überhaupt ein kenntnißreicher u. geistvoller Mann; unter seinen neuesten gedruckten Vorträgen heben wir hervor: die Gletscherwelt (Berl. 1853), der katholische Tendenzroman in Italien (1854). Sein Vater, ein Pastor, gab heraus des Sohnes Erziehungs- u. Bildungsgeschichte (Lpz. 1819), in neuer Umarbeitung u. Fortsetzung, Berl. 1843. Wittekind, Heerführer der Sachsen in den Kämpfen gegen Karln d. Gr., unterwarf sich 785 u. nahm die Taufe; über sein Leben, seine Persönlichkeit n. weiteren Schicksale ist nichts Näheres bekannt; er liegt in der Pfarrkirche zu Engern begraben. Wittekind, der Geschichtschreiber, s. Widukind. Wittelsbach, Stammburg der rhein. Pfalzgrafen u. der bayer. Dynastie, lag bei Aichach in Oberbayern; auf der Stätte eine Kirche u. 50' hoher Obelisk. Wittenberg, preuß. sächs. Stadt u. Festung an der Elbe, mit 11000 E., ist als Geburtsstätte der deutschen Reformation weltbekannt (Luther u. Melanchthons Gräber in der Schloßkirche; Luthers Stube im ehemaligen Augustinerkloster, sein 1822 gesetztes bronzenes Standbild auf dem Marktplatze). Die berühmte Universität, 1502 gestiftet, wurde 1815 mit der zu Halle vereinigt. Erstürmung der von dem frz. General Lapoype hartnäckig vertheidigten Festung in der Nacht des 2. Jan. 1814 durch Tauenzien (s. d.). Wittenberge, preuß. Stadt im Reg.-Bez. Potsdam, an der Elbe, mit 4700 E., Eisenbahnelbbrücke zur Verbindung der Berlin-Hamburger u. Magdeburg-Wittenberger Bahn. Witterung. Mit diesem Ausdruck begreift

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/735>, abgerufen am 23.11.2024.