[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.weitleufftig gemein Laster / aber so wenig geachtet vnd wahrgenomen / daß vber die maß ist / Also / daß / wo man sie alle an Galgen hencken solte / was Diebe sind / vnd doch nicht heissen wöllen / solt die Welt bald wüst werden / vnd beyde an Henckern vnd Galgen gebrechen. Denn es sol (wie jetzt gesagt) nicht allein gestolen heissen / daß mann Kasten vnd Taschen reumet / Sondern vmb sich greiffen auff dem Marckt / in alle Kräme / Schärren / Wein vnd Bierkeller / Werckstete / vnnd kürtzlich / wo man hantieret / Gelt vmb Wahre oder Arbeit nimpt vnd gibt. Als nemlich / daß wirs für den gemeinen hauffen / ein wenig grob außstreichen / daß man doch sehe / wie fromm wir sind / wenn ein Knecht oder Magd im Hause nicht trewlich dienet / vnd Schaden thut oder geschehen lesset / den sie wol verwahren kündte / oder sonst jhr Gut verwarloset vnd verseumet / aus Faulhei / vnfleiß oder boßheit / zu trotz vnd verdrieß Herrn vnd Frawen / vnd wie solchs muthwillig geschehen kan / (denn ich rede nicht von dem / das versehen vnd vngerne gethan ist) da kanstu ein Jar ein Gülden dreissig oder viertzig vnd mehr entwenden / welchs so ein ander heimlich genommen vnd entragen hette / müst er am Strick erwürgen / Aber hie darffstu noch trotzen vnd pochen / vnd thar dich niemand ein Dieb heissen. Deßgleichen rede ich auch von Handwercksleuten / Arbeitern / Taglönern / so alle jhren muthwillen brauchen / vnd nicht wissen / wieVntrew heisset auch Dieberey. sie die Leute vbersetzen sollen / vnd doch lessig vnd vntrew in der Arbeit sind. Diese alle sind weit vber die heimlichen Diebe / für den mann schloß vnd Riegel legen kan / oder wo man sie begreifft / also mitfehret / daß sie es nicht mehr thun. Für diesen aber kan sich niemand hüten / darff sie auch niemand sawr ansehen / oder einiges Diebstals zeihen / daß einer zehen mal lieber aus dem Beutel verlieren solt / Denn da sind meine Nachbar / gute Freunde / mein eigen Gesind / dazu ich mich guts versehe / die mich am aller ersten berücken. ALso auch fort auff dem Marckt / vnd gemeinen Hendeln / gehet es mit voller Macht vnd Gewalt / da einer den andern öffentlich mit falscher Wahre / Maß / Gewicht / Müntze / betreuget / vnd mit Behendigkeit / vnd seltzamen Finantzen / oder geschwinden Fündlein vberfortheilet. Item / mit dem Kauff vbersetzet /Vberfortheilen vnd vbersetzen im Kauff. vnd nach seinem muthwillen beschweret / schindet vnd plaget. Vnd wer kan solchs alles erzehlen / oder erdencken? Summa / das ist das gemeineste Handwerck / vnd die gröste Zunfft auff Erden / vnd wenn man die Welt jtzt durch alle Stende ansiehet / so ist sie nichts anders / denn ein grosser weiter Stall voll grosser Diebe / darumb heissen sie weitleufftig gemein Laster / aber so wenig geachtet vñ wahrgenomen / daß vber die maß ist / Also / daß / wo man sie alle an Galgen hencken solte / was Diebe sind / vnd doch nicht heissen wöllen / solt die Welt bald wüst werden / vnd beyde an Henckern vnd Galgen gebrechen. Denn es sol (wie jetzt gesagt) nicht allein gestolen heissen / daß mann Kasten vnd Taschen reumet / Sondern vmb sich greiffen auff dem Marckt / in alle Kräme / Schärren / Wein vnd Bierkeller / Werckstete / vnnd kürtzlich / wo man hantieret / Gelt vmb Wahre oder Arbeit nimpt vnd gibt. Als nemlich / daß wirs für den gemeinen hauffen / ein wenig grob außstreichen / daß man doch sehe / wie from̃ wir sind / wenn ein Knecht oder Magd im Hause nicht trewlich dienet / vnd Schaden thut oder geschehen lesset / den sie wol verwahren kündte / oder sonst jhr Gut verwarloset vnd verseumet / aus Faulhei / vnfleiß oder boßheit / zu trotz vnd verdrieß Herrn vnd Frawen / vnd wie solchs muthwillig geschehen kan / (denn ich rede nicht von dem / das versehen vnd vngerne gethan ist) da kanstu ein Jar ein Gülden dreissig oder viertzig vnd mehr entwenden / welchs so ein ander heimlich genommen vnd entragen hette / müst er am Strick erwürgen / Aber hie darffstu noch trotzen vnd pochen / vnd thar dich niemand ein Dieb heissen. Deßgleichen rede ich auch von Handwercksleuten / Arbeitern / Taglönern / so alle jhren muthwillen brauchen / vnd nicht wissen / wieVntrew heisset auch Dieberey. sie die Leute vbersetzen sollen / vnd doch lessig vnd vntrew in der Arbeit sind. Diese alle sind weit vber die heimlichen Diebe / für den mann schloß vñ Riegel legen kan / oder wo man sie begreifft / also mitfehret / daß sie es nicht mehr thun. Für diesen aber kan sich niemand hüten / darff sie auch niemand sawr ansehen / oder einiges Diebstals zeihen / daß einer zehen mal lieber aus dem Beutel verlieren solt / Denn da sind meine Nachbar / gute Freunde / mein eigen Gesind / dazu ich mich guts versehe / die mich am aller ersten berücken. ALso auch fort auff dem Marckt / vnd gemeinen Hendeln / gehet es mit voller Macht vnd Gewalt / da einer den andern öffentlich mit falscher Wahre / Maß / Gewicht / Müntze / betreuget / vnd mit Behendigkeit / vnd seltzamen Finantzen / oder geschwinden Fündlein vberfortheilet. Item / mit dem Kauff vbersetzet /Vberfortheilen vnd vbersetzen im Kauff. vnd nach seinem muthwillen beschweret / schindet vnd plaget. Vnd wer kan solchs alles erzehlen / oder erdencken? 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Denn es sol (wie jetzt gesagt) nicht allein gestolen heissen / daß mann Kasten vnd Taschen reumet / Sondern vmb sich greiffen auff dem Marckt / in alle Kräme / Schärren / Wein vnd Bierkeller / Werckstete / vnnd kürtzlich / wo man hantieret / Gelt vmb Wahre oder Arbeit nimpt vnd gibt.</p> <p>Als nemlich / daß wirs für den gemeinen hauffen / ein wenig grob außstreichen / daß man doch sehe / wie from̃ wir sind / wenn ein Knecht oder Magd im Hause nicht trewlich dienet / vnd Schaden thut oder geschehen lesset / den sie wol verwahren kündte / oder sonst jhr Gut verwarloset vnd verseumet / aus Faulhei / vnfleiß oder boßheit / zu trotz vnd verdrieß Herrn vnd Frawen / vnd wie solchs muthwillig geschehen kan / (denn ich rede nicht von dem / das versehen vnd vngerne gethan ist) da kanstu ein Jar ein Gülden dreissig oder viertzig vnd mehr entwenden / welchs so ein ander heimlich genommen vnd entragen hette / müst er am Strick erwürgen / Aber hie darffstu noch trotzen vnd pochen / vnd thar dich niemand ein Dieb heissen.</p> <p>Deßgleichen rede ich auch von Handwercksleuten / Arbeitern / Taglönern / so alle jhren muthwillen brauchen / vnd nicht wissen / wie<note place="right">Vntrew heisset auch Dieberey.</note> sie die Leute vbersetzen sollen / vnd doch lessig vnd vntrew in der Arbeit sind. 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weitleufftig gemein Laster / aber so wenig geachtet vñ wahrgenomen / daß vber die maß ist / Also / daß / wo man sie alle an Galgen hencken solte / was Diebe sind / vnd doch nicht heissen wöllen / solt die Welt bald wüst werden / vnd beyde an Henckern vnd Galgen gebrechen. Denn es sol (wie jetzt gesagt) nicht allein gestolen heissen / daß mann Kasten vnd Taschen reumet / Sondern vmb sich greiffen auff dem Marckt / in alle Kräme / Schärren / Wein vnd Bierkeller / Werckstete / vnnd kürtzlich / wo man hantieret / Gelt vmb Wahre oder Arbeit nimpt vnd gibt.
Als nemlich / daß wirs für den gemeinen hauffen / ein wenig grob außstreichen / daß man doch sehe / wie from̃ wir sind / wenn ein Knecht oder Magd im Hause nicht trewlich dienet / vnd Schaden thut oder geschehen lesset / den sie wol verwahren kündte / oder sonst jhr Gut verwarloset vnd verseumet / aus Faulhei / vnfleiß oder boßheit / zu trotz vnd verdrieß Herrn vnd Frawen / vnd wie solchs muthwillig geschehen kan / (denn ich rede nicht von dem / das versehen vnd vngerne gethan ist) da kanstu ein Jar ein Gülden dreissig oder viertzig vnd mehr entwenden / welchs so ein ander heimlich genommen vnd entragen hette / müst er am Strick erwürgen / Aber hie darffstu noch trotzen vnd pochen / vnd thar dich niemand ein Dieb heissen.
Deßgleichen rede ich auch von Handwercksleuten / Arbeitern / Taglönern / so alle jhren muthwillen brauchen / vnd nicht wissen / wie sie die Leute vbersetzen sollen / vnd doch lessig vnd vntrew in der Arbeit sind. Diese alle sind weit vber die heimlichen Diebe / für den mann schloß vñ Riegel legen kan / oder wo man sie begreifft / also mitfehret / daß sie es nicht mehr thun. Für diesen aber kan sich niemand hüten / darff sie auch niemand sawr ansehen / oder einiges Diebstals zeihen / daß einer zehen mal lieber aus dem Beutel verlieren solt / Denn da sind meine Nachbar / gute Freunde / mein eigen Gesind / dazu ich mich guts versehe / die mich am aller ersten berücken.
Vntrew heisset auch Dieberey. ALso auch fort auff dem Marckt / vnd gemeinen Hendeln / gehet es mit voller Macht vnd Gewalt / da einer den andern öffentlich mit falscher Wahre / Maß / Gewicht / Müntze / betreuget / vnd mit Behendigkeit / vnd seltzamen Finantzen / oder geschwinden Fündlein vberfortheilet. Item / mit dem Kauff vbersetzet / vnd nach seinem muthwillen beschweret / schindet vnd plaget. Vnd wer kan solchs alles erzehlen / oder erdencken? Summa / das ist das gemeineste Handwerck / vnd die gröste Zunfft auff Erden / vnd wenn man die Welt jtzt durch alle Stende ansiehet / so ist sie nichts anders / denn ein grosser weiter Stall voll grosser Diebe / darumb heissen sie
Vberfortheilen vnd vbersetzen im Kauff.
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