[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.ret / ist nichts so noth / denn daß man Gott jmmerdar in Ohren lige / ruffe vnd bitte / daß Er den Glauben vnd Erfüllung der Zehen Gebot vns gebe / erhalte / vnd mehre / Vnd alles / was vns im wege ligt / vnd dran hindert / hinweg reume / Daß wir aber wüsten / was vnd wie wir beten sollen / hat vns vnser HErr Christus selbs Weise vnd Wort gelehret / wie wir sehen werden. EHE wir aber das Vater vnser nacheinander erklehrenVermanung zum Gebet. / ist wol am nötigsten vorhin die Leute zu vermahnen / vnd reitzen zum Gebete / wie auch Christus vnd die Aposteln gethan haben / Vnd sol nemlich das Erste seyn / daß mann wisse / wie wir vmb Gottes Gebots willen schüldig sind zu beten / Denn so haben wir gehört / im Andern Gebot: Du solt Gottes Nahmen nicht vnnützlich führen / Daß darinn gefoddert werde / den heiligen Nahmen preisen / in aller Noth anruffen vnd beten / Denn anruffen ist nichts anders denn beten / Also / daß es streng vnd ernstlich geboten ist / so hoch als alle andere / Keinen andern Gott haben / nicht tödten / nicht stelen / etc. Daß niemand gedencke / es sey gleich so viel / Ich bete oder bete nicht / wie die grobe Leute hingehen / in solchem Wahn vnd Gedancken:Gottes Gebot. Was solt ich beten / wer weis / ob Gott mein Gebet achtet / oder hören wil? Bete ich nicht / so betet ein ander / vnd kommen also in die Gewonheit / daß sie nimmermehr beten / vnd nehmen zu behelff / daß wir falsch vnd heuchel Gebete verwerffen / als lehreten wir / man solle oder dürffe nicht beten. Das ist aber je wahr / was man bißher für Gebete gethan hat / geplerret vnd gedönet in den Kirchen / etc. ist freylich kein Gebet gewesen / denn solch eusserlich ding / wo es recht gehet / mag ein Vbung für die jungen Kinder / Schüler / vnd Einfeltigen seyn / vnd mag gesungen oder gelesen heissen / es heisset aber nicht eigentlich gebetet / Das heisset aber gebetet / wie das Ander Gebot lehret / Gott anruffenBeten heisset Gott in Nöten anruffen. in allen Nöthen. Das wil Er von vns haben / vnd sol nicht in vnser wilköre stehen / Sondern sollen vnd müssen beten / wöllen wir Christen seyn / so wol als wir sollen vnd müssen Vater / Mutter / vnd der Obrigkeit gehorsam seyn / Denn durch das anruffen vnd bitten / wird der Nahme Gottes geehret / vnd nützlich gebrauchet. Das soltu für allen dingen mercken / daß mann damit schweige vnd zu rück stosse / solche gedancken / die vns dauon halten vnd abschrecken / denn gleich wie es nicht gilt / daß ein Sohn zum Vater sagen wolt / Was ligt an meinem Gehorsam / ich wil hingehen / vnd thun / was ich kan / es gilt doch gleich so viel? Sondern da stehet das Gebot / Du solt ret / ist nichts so noth / denn daß man Gott jmmerdar in Ohren lige / ruffe vnd bitte / daß Er den Glauben vnd Erfüllung der Zehen Gebot vns gebe / erhalte / vnd mehre / Vnd alles / was vns im wege ligt / vnd dran hindert / hinweg reume / Daß wir aber wüsten / was vnd wie wir beten sollen / hat vns vnser HErr Christus selbs Weise vnd Wort gelehret / wie wir sehen werden. EHE wir aber das Vater vnser nacheinander erklehrenVermanung zum Gebet. / ist wol am nötigsten vorhin die Leute zu vermahnen / vnd reitzen zum Gebete / wie auch Christus vnd die Aposteln gethan haben / Vnd sol nemlich das Erste seyn / daß mann wisse / wie wir vmb Gottes Gebots willen schüldig sind zu beten / Denn so haben wir gehört / im Andern Gebot: Du solt Gottes Nahmen nicht vnnützlich führen / Daß darinn gefoddert werde / den heiligen Nahmen preisen / in aller Noth anruffen vnd beten / Denn anruffen ist nichts anders denn beten / Also / daß es streng vnd ernstlich geboten ist / so hoch als alle andere / Keinen andern Gott haben / nicht tödten / nicht stelen / etc. Daß niemand gedencke / es sey gleich so viel / Ich bete oder bete nicht / wie die grobe Leute hingehen / in solchem Wahn vnd Gedancken:Gottes Gebot. Was solt ich beten / wer weis / ob Gott mein Gebet achtet / oder hören wil? Bete ich nicht / so betet ein ander / vnd kommen also in die Gewonheit / daß sie nim̃ermehr beten / vnd nehmen zu behelff / daß wir falsch vnd heuchel Gebete verwerffen / als lehreten wir / man solle oder dürffe nicht beten. Das ist aber je wahr / was man bißher für Gebete gethan hat / geplerret vnd gedönet in den Kirchen / etc. ist freylich kein Gebet gewesen / denn solch eusserlich ding / wo es recht gehet / mag ein Vbung für die jungen Kinder / Schüler / vnd Einfeltigen seyn / vnd mag gesungen oder gelesen heissen / es heisset aber nicht eigentlich gebetet / Das heisset aber gebetet / wie das Ander Gebot lehret / Gott anruffenBeten heisset Gott in Nöten anruffen. in allen Nöthen. Das wil Er von vns haben / vnd sol nicht in vnser wilköre stehen / Sondern sollen vnd müssen beten / wöllen wir Christen seyn / so wol als wir sollen vnd müssen Vater / Mutter / vnd der Obrigkeit gehorsam seyn / Denn durch das anruffen vnd bitten / wird der Nahme Gottes geehret / vnd nützlich gebrauchet. Das soltu für allen dingen mercken / daß mann damit schweige vnd zu rück stosse / solche gedancken / die vns dauon halten vnd abschrecken / denn gleich wie es nicht gilt / daß ein Sohn zum Vater sagen wolt / Was ligt an meinem Gehorsam / ich wil hingehen / vnd thun / was ich kan / es gilt doch gleich so viel? Sondern da stehet das Gebot / Du solt <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0261" n="118"/> ret / ist nichts so noth / denn daß man Gott jmmerdar in Ohren lige / ruffe vnd bitte / daß Er den Glauben vnd Erfüllung der Zehen Gebot vns gebe / erhalte / vnd mehre / Vnd alles / was vns im wege ligt / vnd dran hindert / hinweg reume / Daß wir aber wüsten / was vnd wie wir beten sollen / hat vns vnser HErr Christus selbs Weise vnd Wort gelehret / wie wir sehen werden.</p> <p>EHE wir aber das Vater vnser nacheinander erklehren<note place="right">Vermanung zum Gebet.</note> / ist wol am nötigsten vorhin die Leute zu vermahnen / vnd reitzen zum Gebete / wie auch Christus vnd die Aposteln gethan haben / Vnd sol nemlich das Erste seyn / daß mann wisse / wie wir vmb Gottes Gebots willen schüldig sind zu beten / Denn so haben wir gehört / im Andern Gebot: Du solt Gottes Nahmen nicht vnnützlich führen / Daß darinn gefoddert werde / den heiligen Nahmen preisen / in aller Noth anruffen vnd beten / Denn anruffen ist nichts anders denn beten / Also / daß es streng vnd ernstlich geboten ist / so hoch als alle andere / Keinen andern Gott haben / nicht tödten / nicht stelen / etc. Daß niemand gedencke / es sey gleich so viel / Ich bete oder bete nicht / wie die grobe Leute hingehen / in solchem Wahn vnd Gedancken:<note place="right">Gottes Gebot.</note> Was solt ich beten / wer weis / ob Gott mein Gebet achtet / oder hören wil? Bete ich nicht / so betet ein ander / vnd kommen also in die Gewonheit / daß sie nim̃ermehr beten / vnd nehmen zu behelff / daß wir falsch vnd heuchel Gebete verwerffen / als lehreten wir / man solle oder dürffe nicht beten.</p> <p>Das ist aber je wahr / was man bißher für Gebete gethan hat / geplerret vnd gedönet in den Kirchen / etc. ist freylich kein Gebet gewesen / denn solch eusserlich ding / wo es recht gehet / mag ein Vbung für die jungen Kinder / Schüler / vnd Einfeltigen seyn / vnd mag gesungen oder gelesen heissen / es heisset aber nicht eigentlich gebetet / Das heisset aber gebetet / wie das Ander Gebot lehret / Gott anruffen<note place="right">Beten heisset Gott in Nöten anruffen.</note> in allen Nöthen. Das wil Er von vns haben / vnd sol nicht in vnser wilköre stehen / Sondern sollen vnd müssen beten / wöllen wir Christen seyn / so wol als wir sollen vnd müssen Vater / Mutter / vnd der Obrigkeit gehorsam seyn / Denn durch das anruffen vnd bitten / wird der Nahme Gottes geehret / vnd nützlich gebrauchet. Das soltu für allen dingen mercken / daß mann damit schweige vnd zu rück stosse / solche gedancken / die vns dauon halten vnd abschrecken / denn gleich wie es nicht gilt / daß ein Sohn zum Vater sagen wolt / Was ligt an meinem Gehorsam / ich wil hingehen / vnd thun / was ich kan / es gilt doch gleich so viel? Sondern da stehet das Gebot / Du solt </p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0261]
ret / ist nichts so noth / denn daß man Gott jmmerdar in Ohren lige / ruffe vnd bitte / daß Er den Glauben vnd Erfüllung der Zehen Gebot vns gebe / erhalte / vnd mehre / Vnd alles / was vns im wege ligt / vnd dran hindert / hinweg reume / Daß wir aber wüsten / was vnd wie wir beten sollen / hat vns vnser HErr Christus selbs Weise vnd Wort gelehret / wie wir sehen werden.
EHE wir aber das Vater vnser nacheinander erklehren / ist wol am nötigsten vorhin die Leute zu vermahnen / vnd reitzen zum Gebete / wie auch Christus vnd die Aposteln gethan haben / Vnd sol nemlich das Erste seyn / daß mann wisse / wie wir vmb Gottes Gebots willen schüldig sind zu beten / Denn so haben wir gehört / im Andern Gebot: Du solt Gottes Nahmen nicht vnnützlich führen / Daß darinn gefoddert werde / den heiligen Nahmen preisen / in aller Noth anruffen vnd beten / Denn anruffen ist nichts anders denn beten / Also / daß es streng vnd ernstlich geboten ist / so hoch als alle andere / Keinen andern Gott haben / nicht tödten / nicht stelen / etc. Daß niemand gedencke / es sey gleich so viel / Ich bete oder bete nicht / wie die grobe Leute hingehen / in solchem Wahn vnd Gedancken: Was solt ich beten / wer weis / ob Gott mein Gebet achtet / oder hören wil? Bete ich nicht / so betet ein ander / vnd kommen also in die Gewonheit / daß sie nim̃ermehr beten / vnd nehmen zu behelff / daß wir falsch vnd heuchel Gebete verwerffen / als lehreten wir / man solle oder dürffe nicht beten.
Vermanung zum Gebet.
Gottes Gebot. Das ist aber je wahr / was man bißher für Gebete gethan hat / geplerret vnd gedönet in den Kirchen / etc. ist freylich kein Gebet gewesen / denn solch eusserlich ding / wo es recht gehet / mag ein Vbung für die jungen Kinder / Schüler / vnd Einfeltigen seyn / vnd mag gesungen oder gelesen heissen / es heisset aber nicht eigentlich gebetet / Das heisset aber gebetet / wie das Ander Gebot lehret / Gott anruffen in allen Nöthen. Das wil Er von vns haben / vnd sol nicht in vnser wilköre stehen / Sondern sollen vnd müssen beten / wöllen wir Christen seyn / so wol als wir sollen vnd müssen Vater / Mutter / vnd der Obrigkeit gehorsam seyn / Denn durch das anruffen vnd bitten / wird der Nahme Gottes geehret / vnd nützlich gebrauchet. Das soltu für allen dingen mercken / daß mann damit schweige vnd zu rück stosse / solche gedancken / die vns dauon halten vnd abschrecken / denn gleich wie es nicht gilt / daß ein Sohn zum Vater sagen wolt / Was ligt an meinem Gehorsam / ich wil hingehen / vnd thun / was ich kan / es gilt doch gleich so viel? Sondern da stehet das Gebot / Du solt
Beten heisset Gott in Nöten anruffen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |