Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Vnd kommen also das mehrer theil dahin / daß sie gar rohe werden / vnd zu letzt beyde / das Sacrament vnd Gottes Wort verachten.

Nun ists wahr / was wir gesagt haben / Man solle bey Leib niemand treiben noch zwingen / auff daß mann nicht wieder eine newe Seelmörderey anrichte / Aber das sol man dennoch wissen / Daß Die sich des Sacraments eussern / sind nit Christensolche Leute für keine Christen zu halten sind / die sich so lange zeit des Sacraments eussern vnd entziehen / denn Christus hat es nicht darumb eingesetzt / daß mans für ein Schawspiel handele / Sondern seinen Christen geboten / daß sie es essen vnd trincken / vnd sein darüber gedencken.

Rechte Christen empfahen offe das Sacrament.

Vnnd zwar welche rechte Christen sind / vnd das Sacrament thewr vnd werth halten / sollen sich wol selbs treiben / vnd hinzu dringen / doch daß die Einfeltigen vnd schwachen / die da auch gern Christen weren / desto mehr gereitzet werden / die Vrsach vnd Noth zu bedencken / so sie treiben sollen / wöllen wir ein wenig dauon reden. Denn wie es in andern Sachen / so den Glauben / Liebe / vnd Gedult betrifft / ist nicht gnug allein lehren vnd vnterrichten / sondern auch täglich vermanen / Also ist es auch hie noth mit predigen anhalten / daß man nicht laß noch verdrossen werde / weil wir wissen vnd fülen / wie der Teuffel sich jmmer wieder solchs vnd alles Christliche wesen sperret / vnd so viel er kan / dauon hetzet vnd treibt.

Die Erste Vrsach warumb das Sacrament offt zu gebrauchen / ist Christus Befehl vnd Gebot.

VNd zum Ersten haben wir den hellen Text in den Worten Christi / Das thut zu meinem gedechtnis / Das sind Wort / die vns heissen vnd befehlen / Dardurch denen / so Christen wöllen seyn / auffgelegt ist / das Sacrament zu geniessen. Darumb wer Christus Jünger wil seyn / mit denen er hie redet / der dencke vnd halte sich auch dazu / nit aus zwang / als von Menschen gedrungen / sondern dem HErrn Christo zu gehorsam vnd gefallen. Sprichstu aber / stehet doch dabey / So offt jrs thut / Da zwinget er je niemand / sondern lessets in freyer wilköre? Antwort. Ist wahr / Es stehet aber nicht / daß mans nimmermehr thun solle / ja weil Er eben die Wort spricht / So offt als jhrs thut / Ist dennoch mit eingebunden / daß mans offt thun sol / vnd ist darumb hinzu gesetzt / daß er wil das Sacrament frey haben / vngebunden / an sonderliche zeit / wie der Jüden Osterlamb / welchs sie alle Jar nur einmal / vnd eben auff den Vierzehenden Tag / des ersten vollen Monds / des Abends musten essen / vnd keinen Tag vberschreiten / Als Er damit sagen wolt / Ich setze euch ein Osterfest / oder Abendmahl / das jhr nicht eben diesen Abend des Jahrs einmal / Sondern offt sollet geniessen / Wenn vnd wo jhr wöllet / nach eines jeglichen gelegenheit vnd Notturfft / an keinem

Vnd kommen also das mehrer theil dahin / daß sie gar rohe werden / vnd zu letzt beyde / das Sacrament vnd Gottes Wort verachten.

Nun ists wahr / was wir gesagt haben / Man solle bey Leib niemand treiben noch zwingen / auff daß mann nicht wieder eine newe Seelmörderey anrichte / Aber das sol man dennoch wissen / Daß Die sich des Sacraments eussern / sind nit Christensolche Leute für keine Christen zu halten sind / die sich so lange zeit des Sacraments eussern vnd entziehen / denn Christus hat es nicht darumb eingesetzt / daß mans für ein Schawspiel handele / Sondern seinen Christen geboten / daß sie es essen vnd trincken / vnd sein darüber gedencken.

Rechte Christen empfahen offe das Sacrament.

Vnnd zwar welche rechte Christen sind / vnd das Sacrament thewr vnd werth halten / sollen sich wol selbs treiben / vnd hinzu dringen / doch daß die Einfeltigen vnd schwachen / die da auch gern Christen weren / desto mehr gereitzet werden / die Vrsach vnd Noth zu bedencken / so sie treiben sollen / wöllen wir ein wenig dauon reden. Deñ wie es in andern Sachen / so den Glauben / Liebe / vnd Gedult betrifft / ist nicht gnug allein lehren vnd vnterrichten / sondern auch täglich vermanen / Also ist es auch hie noth mit predigen anhalten / daß man nicht laß noch verdrossen werde / weil wir wissen vnd fülen / wie der Teuffel sich jmmer wieder solchs vnd alles Christliche wesen sperret / vnd so viel er kan / dauon hetzet vnd treibt.

Die Erste Vrsach warumb das Sacrament offt zu gebrauchẽ / ist Christus Befehl vnd Gebot.

VNd zum Ersten haben wir den hellen Text in den Worten Christi / Das thut zu meinem gedechtnis / Das sind Wort / die vns heissen vnd befehlen / Dardurch denen / so Christen wöllen seyn / auffgelegt ist / das Sacrament zu geniessen. Darumb wer Christus Jünger wil seyn / mit denen er hie redet / der dencke vnd halte sich auch dazu / nit aus zwang / als von Menschen gedrungen / sondern dem HErrn Christo zu gehorsam vnd gefallen. Sprichstu aber / stehet doch dabey / So offt jrs thut / Da zwinget er je niemand / sondern lessets in freyer wilköre? Antwort. Ist wahr / Es stehet aber nicht / daß mans nimmermehr thun solle / ja weil Er eben die Wort spricht / So offt als jhrs thut / Ist dennoch mit eingebunden / daß mans offt thun sol / vnd ist darumb hinzu gesetzt / daß er wil das Sacrament frey haben / vngebunden / an sonderliche zeit / wie der Jüden Osterlamb / welchs sie alle Jar nur einmal / vnd eben auff den Vierzehenden Tag / des ersten vollen Monds / des Abends musten essen / vnd keinen Tag vberschreiten / Als Er damit sagen wolt / Ich setze euch ein Osterfest / oder Abendmahl / das jhr nicht eben diesen Abend des Jahrs einmal / Sondern offt sollet geniessen / Wenn vnd wo jhr wöllet / nach eines jeglichen gelegenheit vnd Notturfft / an keinem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0306"/>
Vnd kommen also das mehrer theil dahin / daß sie gar rohe                      werden / vnd zu letzt beyde / das Sacrament vnd Gottes Wort verachten.</p>
        <p>Nun ists wahr / was wir gesagt haben / Man solle bey Leib niemand treiben noch                      zwingen / auff daß mann nicht wieder eine newe Seelmörderey anrichte / Aber das                      sol man dennoch wissen / Daß <note place="left">Die sich des Sacraments                          eussern / sind nit Christen</note>solche Leute für keine Christen zu halten                      sind / die sich so lange zeit des Sacraments eussern vnd entziehen / denn                      Christus hat es nicht darumb eingesetzt / daß mans für ein Schawspiel handele /                      Sondern seinen Christen geboten / daß sie es essen vnd trincken / vnd sein                      darüber gedencken.</p>
        <note place="left">Rechte Christen empfahen offe das Sacrament.</note>
        <p>Vnnd zwar welche rechte Christen sind / vnd das Sacrament thewr vnd werth halten                      / sollen sich wol selbs treiben / vnd hinzu dringen / doch daß die Einfeltigen                      vnd schwachen / die da auch gern Christen weren / desto mehr gereitzet werden /                      die Vrsach vnd Noth zu bedencken / so sie treiben sollen / wöllen wir ein wenig                      dauon reden. Den&#x0303; wie es in andern Sachen / so den Glauben / Liebe                      / vnd Gedult betrifft / ist nicht gnug allein lehren vnd vnterrichten / sondern                      auch täglich vermanen / Also ist es auch hie noth mit predigen anhalten / daß                      man nicht laß noch verdrossen werde / weil wir wissen vnd fülen / wie der                      Teuffel sich jmmer wieder solchs vnd alles Christliche wesen sperret / vnd so                      viel er kan / dauon hetzet vnd treibt.</p>
        <note place="left">Die Erste Vrsach warumb das Sacrament offt zu gebrauche&#x0303; / ist Christus Befehl vnd Gebot.</note>
        <p>VNd zum Ersten haben wir den hellen Text in den Worten Christi / Das thut zu                      meinem gedechtnis / Das sind Wort / die vns heissen vnd befehlen / Dardurch                      denen / so Christen wöllen seyn / auffgelegt ist / das Sacrament zu geniessen.                      Darumb wer Christus Jünger wil seyn / mit denen er hie redet / der dencke vnd                      halte sich auch dazu / nit aus zwang / als von Menschen gedrungen / sondern dem                      HErrn Christo zu gehorsam vnd gefallen. Sprichstu aber / stehet doch dabey / So                      offt jrs thut / Da zwinget er je niemand / sondern lessets in freyer wilköre?                      Antwort. Ist wahr / Es stehet aber nicht / daß mans nimmermehr thun solle / ja                      weil Er eben die Wort spricht / So offt als jhrs thut / Ist dennoch mit                      eingebunden / daß mans offt thun sol / vnd ist darumb hinzu gesetzt / daß er wil                      das Sacrament frey haben / vngebunden / an sonderliche zeit / wie der Jüden                      Osterlamb / welchs sie alle Jar nur einmal / vnd eben auff den Vierzehenden Tag                      / des ersten vollen Monds / des Abends musten essen / vnd keinen Tag                      vberschreiten / Als Er damit sagen wolt / Ich setze euch ein Osterfest / oder                      Abendmahl / das jhr nicht eben diesen Abend des Jahrs einmal / Sondern offt                      sollet geniessen / Wenn vnd wo jhr wöllet / nach eines jeglichen gelegenheit vnd                      Notturfft / an keinem
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0306] Vnd kommen also das mehrer theil dahin / daß sie gar rohe werden / vnd zu letzt beyde / das Sacrament vnd Gottes Wort verachten. Nun ists wahr / was wir gesagt haben / Man solle bey Leib niemand treiben noch zwingen / auff daß mann nicht wieder eine newe Seelmörderey anrichte / Aber das sol man dennoch wissen / Daß solche Leute für keine Christen zu halten sind / die sich so lange zeit des Sacraments eussern vnd entziehen / denn Christus hat es nicht darumb eingesetzt / daß mans für ein Schawspiel handele / Sondern seinen Christen geboten / daß sie es essen vnd trincken / vnd sein darüber gedencken. Die sich des Sacraments eussern / sind nit Christen Vnnd zwar welche rechte Christen sind / vnd das Sacrament thewr vnd werth halten / sollen sich wol selbs treiben / vnd hinzu dringen / doch daß die Einfeltigen vnd schwachen / die da auch gern Christen weren / desto mehr gereitzet werden / die Vrsach vnd Noth zu bedencken / so sie treiben sollen / wöllen wir ein wenig dauon reden. Deñ wie es in andern Sachen / so den Glauben / Liebe / vnd Gedult betrifft / ist nicht gnug allein lehren vnd vnterrichten / sondern auch täglich vermanen / Also ist es auch hie noth mit predigen anhalten / daß man nicht laß noch verdrossen werde / weil wir wissen vnd fülen / wie der Teuffel sich jmmer wieder solchs vnd alles Christliche wesen sperret / vnd so viel er kan / dauon hetzet vnd treibt. VNd zum Ersten haben wir den hellen Text in den Worten Christi / Das thut zu meinem gedechtnis / Das sind Wort / die vns heissen vnd befehlen / Dardurch denen / so Christen wöllen seyn / auffgelegt ist / das Sacrament zu geniessen. Darumb wer Christus Jünger wil seyn / mit denen er hie redet / der dencke vnd halte sich auch dazu / nit aus zwang / als von Menschen gedrungen / sondern dem HErrn Christo zu gehorsam vnd gefallen. Sprichstu aber / stehet doch dabey / So offt jrs thut / Da zwinget er je niemand / sondern lessets in freyer wilköre? Antwort. Ist wahr / Es stehet aber nicht / daß mans nimmermehr thun solle / ja weil Er eben die Wort spricht / So offt als jhrs thut / Ist dennoch mit eingebunden / daß mans offt thun sol / vnd ist darumb hinzu gesetzt / daß er wil das Sacrament frey haben / vngebunden / an sonderliche zeit / wie der Jüden Osterlamb / welchs sie alle Jar nur einmal / vnd eben auff den Vierzehenden Tag / des ersten vollen Monds / des Abends musten essen / vnd keinen Tag vberschreiten / Als Er damit sagen wolt / Ich setze euch ein Osterfest / oder Abendmahl / das jhr nicht eben diesen Abend des Jahrs einmal / Sondern offt sollet geniessen / Wenn vnd wo jhr wöllet / nach eines jeglichen gelegenheit vnd Notturfft / an keinem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/306
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/306>, abgerufen am 22.11.2024.