[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Also auch / wenn man Busse nennet / vnd verstehet die gantze bekerung des Menschen / ists gebreuchlich / daß man sagt / die Busse habe drey theil oder stücke / Erstlich / Rew vnd leid / oder schrecken des Gewissens / von wegen der Sünde / Zum andern / den Glauben / der im Euangelio suchet vnd ergreifft / vergebung der Sünden / aus Gnaden / vmb Christus willen / Zum dritten / die Früchte der Busse / das ist / den anfang eines newen Lebens / oder newen Gehorsams / vnd vber solcher abtheilung oder erzehlung der stücken der Busse / sollen die Prediger kein vnnötig gezenck anrichten / Sondern folgen / wie die Apologia fein bescheidenlich redet / wenn in der Lehre von der Busse zu der Rew / vnd zu dem Glauben mit gezehlet vnd gerechnet wird / der new Gehorsam / das wollen wir nicht gros fechten / allein / daß de rebus ipsis fein vnterscheidenlich gelehret werde / Nemlich / daß zu der Göttlichen Trawrigkeit / welche zur Seligkeit wircket eine Rew / die niemand gerewet / 2. Corinth. 7. gehören zwey Stück / Contritio & Fides, Rew vnd Glauben. Der newe Gehorsam aber gehöret nicht darzu / vnd dahin / wenn die Frage ist / Wie vnnd wodurch man erlangen möge Vergebung der Sünden / vnd die Seligkeit / Sondern / wenn erstlich durch den Glauben die Sünde vergeben ist / alßdann folgen die Früchte in guten Wercken / so GOTT geboten / vnd im Leiden des Creutzes / so Gott dem alten Adam aufflegt. Wie auch das ein schedlicher Irrthumb ist / daß man im Bapstthumb lehret / daß die Leute mit jhrer Rew vnd Leid / Gnade verdienen / Sondern / die Rew muß vorher gehen / Denn die Krancken / vnnd nicht die Gesunden / dürffen des Artztes / Matth. 9. Die Gnad aber / vergebung der Sünden / vnd das ewig Leben / hat allein CHristus verdienet / vnnd wird allein durch den Glauben ergriffen vnd angenommen / Vnd darnach / darauff vnd daraus folgen denn gute Früchte / Daß also die dreyerley / Busse / Glauben vnd newer Gehorsam / in warhafftiger bekerung des Menschen / seyn vnd gelehret müssen werden / Denn wo keine Busse ist / da kan auch kein rechtschaffener Glaube seyn / Vnd da keine gute Früchte folgen / ists eine gewisse anzeigung / daß weder warhafftige Busse / noch rechtschaffener Glaube da sey. Es müssen aber gleichwol auch die dreyerley mit gebürlichem vnterscheid / gelehret werden / welchs vorgehe / welchs nachfolge / welches eines jeden Ampt vnd eigenschafft sey / vnnd fürnemlich / welchs das mittel sey / dadurch Vergebung der Sünden / so durch Christum verdienet vnd erworben ist / erlanget / ergriffen vnd angenommen werde. Diese Lehre wird gründtlich / vnnd nach der lenge gehandelt Also auch / wenn man Busse nennet / vnd verstehet die gantze bekerung des Menschen / ists gebreuchlich / daß man sagt / die Busse habe drey theil oder stücke / Erstlich / Rew vnd leid / oder schrecken des Gewissens / von wegen der Sünde / Zum andern / den Glauben / der im Euangelio suchet vnd ergreifft / vergebung der Sünden / aus Gnaden / vmb Christus willen / Zum dritten / die Früchte der Busse / das ist / den anfang eines newen Lebens / oder newen Gehorsams / vnd vber solcher abtheilung oder erzehlung der stücken der Busse / sollen die Prediger kein vnnötig gezenck anrichten / Sondern folgen / wie die Apologia fein bescheidenlich redet / wenn in der Lehre von der Busse zu der Rew / vnd zu dem Glauben mit gezehlet vnd gerechnet wird / der new Gehorsam / das wollen wir nicht gros fechten / allein / daß de rebus ipsis fein vnterscheidenlich gelehret werde / Nemlich / daß zu der Göttlichen Trawrigkeit / welche zur Seligkeit wircket eine Rew / die niemand gerewet / 2. Corinth. 7. gehören zwey Stück / Contritio & Fides, Rew vnd Glauben. Der newe Gehorsam aber gehöret nicht darzu / vnd dahin / wenn die Frage ist / Wie vnnd wodurch man erlangen möge Vergebung der Sünden / vnd die Seligkeit / Sondern / wenn erstlich durch den Glauben die Sünde vergeben ist / alßdann folgen die Früchte in guten Wercken / so GOTT geboten / vnd im Leiden des Creutzes / so Gott dem alten Adam aufflegt. Wie auch das ein schedlicher Irrthumb ist / daß man im Bapstthumb lehret / daß die Leute mit jhrer Rew vnd Leid / Gnade verdienen / Sondern / die Rew muß vorher gehen / Denn die Krancken / vnnd nicht die Gesunden / dürffen des Artztes / Matth. 9. Die Gnad aber / vergebung der Sünden / vnd das ewig Leben / hat allein CHristus verdienet / vnnd wird allein durch den Glauben ergriffen vnd angenommen / Vnd darnach / darauff vnd daraus folgen denn gute Früchte / Daß also die dreyerley / Busse / Glauben vnd newer Gehorsam / in warhafftiger bekerung des Menschen / seyn vnd gelehret müssen werden / Denn wo keine Busse ist / da kan auch kein rechtschaffener Glaube seyn / Vnd da keine gute Früchte folgen / ists eine gewisse anzeigung / daß weder warhafftige Busse / noch rechtschaffener Glaube da sey. Es müssen aber gleichwol auch die dreyerley mit gebürlichem vnterscheid / gelehret werden / welchs vorgehe / welchs nachfolge / welches eines jeden Ampt vnd eigenschafft sey / vnnd fürnemlich / welchs das mittel sey / dadurch Vergebung der Sünden / so durch Christum verdienet vnd erworben ist / erlanget / ergriffen vnd angenommen werde. 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Die Gnad aber / vergebung der Sünden / vnd das ewig Leben / hat allein CHristus verdienet / vnnd wird allein durch den Glauben ergriffen vnd angenommen / Vnd darnach / darauff vnd daraus folgen denn gute Früchte / Daß also die dreyerley / Busse / Glauben vnd newer Gehorsam / in warhafftiger bekerung des Menschen / seyn vnd gelehret müssen werden / Denn wo keine Busse ist / da kan auch kein rechtschaffener Glaube seyn / Vnd da keine gute Früchte folgen / ists eine gewisse anzeigung / daß weder warhafftige Busse / noch rechtschaffener Glaube da sey. 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Diese Lehre wird gründtlich / vnnd nach der lenge gehandelt
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