[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Diese Lehre aber wird außführlich gehandelt im 12. Artickel in Confeßione & Apologia. Vnnd sollen die Prediger dieselbige nicht schlechts obiter in gemeine hin erzehlen / Sondern ad vsum accommodieren / den Nutz vnd Brauch weisen / Also / daß die Leute fein sich selbs / nach der Lehre Pauli / 2. Corinth. 13. probieren lernen / ob sie ein Bußfertiges Hertz haben / oder nicht / Ob sie im Glauben sind / oder nicht / Ob ein anfang des newen Gehorsams bey jhnen sey / oder nicht / Vnd dasselbige kan auffs aller einfeltigste / per Antithesin geschehen / als wer nicht weis / noch lernet / auch nicht gedencket / noch sich damit bekümmert / Ob sein Leben Sünde / oder nicht Sünde sey / Ob GOTT darüber zürne oder nicht / Vnnd do ers gleich aus GOttes Wort höret vnd weis / dennoch entweder die Sünde verthediget / entschüldiget / vnd gering achtet / oder an die bedrawung des Göttlichen zorns sich nicht keret / sondern sicher / vnd ohne Furcht GOTtes / in Sünden bleibet / darinn fortfehret / vnd der mehr machet / ohne ernsten Vorsatz von Sünden abzulassen / vnd hinfüro zumeiden / Derselbige sol wissen / daß er keine Busse habe / Sondern / daß er auff seinem Gewissen trage / das schwere Vrtheil GOttes / welches beschrieben wird / Luc. 13. Rom. 2. Das aber ist ein Bußfertiges Hertz / das aus GOttes Worte bedencket / wie ein schwerer grosser Grewel die Sünde für GOttes Gericht sey / vnd zu gemüth vnd Hertzen führet / wie ein schweres Gericht GOttes es durch die Sünde vber sich geführet hat / daß also dadurch das Hertze getroffen vnnd gerühret wird / daß es nicht mehr Lust / Liebe vnnd Frewde zur Sünde hat / Sondern ist im leid / fürchtet sich / ist jhm angst vnd bange / daß es nicht Ewig möchte verdampt vnd verloren werden / Daraus denn folget ein ernster Vorsatz / von der Sünde abzulassen / vnd die hinfüro zumeiden. Item / ein Hertzliches begehr vnd verlangen / daß er möchte der Sünde / Gottes Zorns / vnd der Verdamnis loß vnd ledig werden / Das ist rechtschaffene wahre Busse in Sünden / so wieders Gewissen sind / Denn sonst müssen auch alle Christen in diesem Leben sich für Sünder erkennen / wieder die Sünde / so in jhrem Fleisch wohnet / streiten / vnd vmb derselbigen Vergebung bitten. Auff die einfeltige weise kan der gemeine Mann die Lehre von der Busse / nicht allein gründlich verstehen / Sondern auch in Christlicher täglicher Vbung zum Brauch bringen. Also auch sol vom Glauben nicht in gemein hin allein geprediget werden / Sondern die Lehre ad vsum accommodieret werden / daß ein jeder sich selber probieren lerne / Ob er im Glauben sey oder nicht / Denn wer darauff nicht gedenckt / vnnd damit sich nicht beküm- Diese Lehre aber wird außführlich gehandelt im 12. Artickel in Confeßione & Apologia. Vnnd sollen die Prediger dieselbige nicht schlechts obiter in gemeine hin erzehlen / Sondern ad vsum accommodieren / den Nutz vnd Brauch weisen / Also / daß die Leute fein sich selbs / nach der Lehre Pauli / 2. Corinth. 13. probieren lernen / ob sie ein Bußfertiges Hertz haben / oder nicht / Ob sie im Glauben sind / oder nicht / Ob ein anfang des newen Gehorsams bey jhnen sey / oder nicht / Vnd dasselbige kan auffs aller einfeltigste / per Antithesin geschehen / als wer nicht weis / noch lernet / auch nicht gedencket / noch sich damit bekümmert / Ob sein Leben Sünde / oder nicht Sünde sey / Ob GOTT darüber zürne oder nicht / Vnnd do ers gleich aus GOttes Wort höret vnd weis / dennoch entweder die Sünde verthediget / entschüldiget / vnd gering achtet / oder an die bedrawung des Göttlichen zorns sich nicht keret / sondern sicher / vnd ohne Furcht GOTtes / in Sünden bleibet / darinn fortfehret / vnd der mehr machet / ohne ernsten Vorsatz von Sünden abzulassen / vnd hinfüro zumeiden / Derselbige sol wissen / daß er keine Busse habe / Sondern / daß er auff seinem Gewissen trage / das schwere Vrtheil GOttes / welches beschrieben wird / Luc. 13. Rom. 2. Das aber ist ein Bußfertiges Hertz / das aus GOttes Worte bedencket / wie ein schwerer grosser Grewel die Sünde für GOttes Gericht sey / vnd zu gemüth vnd Hertzen führet / wie ein schweres Gericht GOttes es durch die Sünde vber sich geführet hat / daß also dadurch das Hertze getroffen vnnd gerühret wird / daß es nicht mehr Lust / Liebe vnnd Frewde zur Sünde hat / Sondern ist im leid / fürchtet sich / ist jhm angst vnd bange / daß es nicht Ewig möchte verdampt vnd verloren werden / Daraus denn folget ein ernster Vorsatz / von der Sünde abzulassen / vnd die hinfüro zumeiden. Item / ein Hertzliches begehr vnd verlangen / daß er möchte der Sünde / Gottes Zorns / vnd der Verdamnis loß vnd ledig werden / Das ist rechtschaffene wahre Busse in Sünden / so wieders Gewissen sind / Denn sonst müssen auch alle Christen in diesem Leben sich für Sünder erkennen / wieder die Sünde / so in jhrem Fleisch wohnet / streiten / vnd vmb derselbigen Vergebung bitten. Auff die einfeltige weise kan der gemeine Mann die Lehre von der Busse / nicht allein gründlich verstehen / Sondern auch in Christlicher täglicher Vbung zum Brauch bringen. Also auch sol vom Glauben nicht in gemein hin allein geprediget werden / Sondern die Lehre ad vsum accommodieret werden / daß ein jeder sich selber probieren lerne / Ob er im Glauben sey oder nicht / Denn wer darauff nicht gedenckt / vnnd damit sich nicht beküm- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0039" n="7"/> <p>Diese Lehre aber wird außführlich gehandelt im 12. Artickel <hi rendition="#i">in Confeßione & Apologia.</hi> Vnnd sollen die Prediger dieselbige nicht schlechts <hi rendition="#i">obiter</hi> in gemeine hin erzehlen / Sondern <hi rendition="#i">ad vsum</hi> accommodieren / den Nutz vnd Brauch weisen / Also / daß die Leute fein sich selbs / nach der Lehre Pauli / 2. 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Das aber ist ein Bußfertiges Hertz / das aus GOttes Worte bedencket / wie ein schwerer grosser Grewel die Sünde für GOttes Gericht sey / vnd zu gemüth vnd Hertzen führet / wie ein schweres Gericht GOttes es durch die Sünde vber sich geführet hat / daß also dadurch das Hertze getroffen vnnd gerühret wird / daß es nicht mehr Lust / Liebe vnnd Frewde zur Sünde hat / Sondern ist im leid / fürchtet sich / ist jhm angst vnd bange / daß es nicht Ewig möchte verdampt vnd verloren werden / Daraus denn folget ein ernster Vorsatz / von der Sünde abzulassen / vnd die hinfüro zumeiden. Item / ein Hertzliches begehr vnd verlangen / daß er möchte der Sünde / Gottes Zorns / vnd der Verdamnis loß vnd ledig werden / Das ist rechtschaffene wahre Busse in Sünden / so wieders Gewissen sind / Denn sonst müssen auch alle Christen in diesem Leben sich für Sünder erkennen / wieder die Sünde / so in jhrem Fleisch wohnet / streiten / vnd vmb derselbigen Vergebung bitten. 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Also auch sol vom Glauben nicht in gemein hin allein geprediget werden / Sondern die Lehre ad vsum accommodieret werden / daß ein jeder sich selber probieren lerne / Ob er im Glauben sey oder nicht / Denn wer darauff nicht gedenckt / vnnd damit sich nicht beküm-
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/39>, abgerufen am 16.07.2024. |