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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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von Gott / vnd Glauben redet / brauchet viel dieses Worts / Güte / Barmhertzigkeit / Misericordia, Vnd die heiligen Väter / in allen jhren Büchern / sagen alle / daß wir durch Gnade / durch Güte / durch Vergebung selig werden. So offt wir nun das Wort / Barmhertzigkeit / in der Schrifft / oder in den Vätern finden / sollen wir wissen / Daß da vom Glauben gelehret wird / Der die Verheissung solcher Barmhertzigkeit fasset. Wiederumb / So offt die Schrifft vom Glauben redet / Meinet sie den Glauben / der auff lauter Gnade bawet / Denn der Glaub nicht darumb für GOtt from vnd gerecht macht / daß er an jhm selbs vnser Werck / vnd vnser ist / sondern allein darumb / daß er die verheissen angeboten Gnade / ohne Verdienst / aus reichem Schatz / geschenckt nimpt.

Vnd solcher Glaub vnd vertrawen auff GOttes Barmhertzigkeit / wird als der gröste / heiligste Gottesdienst gepreiset / Sonderlich in Propheten / vnd Psalmen. Denn wiewol das Gesetz nicht vornemlich predigt / Gnade vnd Vergebung der Sünde / wie das Euangelium / So sind doch die Verheissung von dem künfftigen Christo / von einem Patriarchen auff den andern geerbet / Vnd haben gewust / auch gegleubt / daß GOTT durch den benedeieten Samen durch Christum / wolt Segen / Gnad / Heyl / vnd Trost geben.

Darumb / so sie verstunden / daß Christus solt der Schatz seyn / dadurch vnser Sünde bezahlet werden / haben sie gewust / daß vnsere Wercke / ein solche grosse Schuld nicht bezahlen könten. Darumb haben sie Vergebung der Sünde / Gnade vnd Heyl / ohn alle Verdienst empfangen / vnd durch den Glauben / an die Göttlich Verheissung / an das Euangelium von Christo / selig worden / Als wol als wir / oder die Heiligen im Newen Testament.

Daher kömpts daß diese wort / Barmhertzigkeit / Güte / Glaube so offt in Psalmen vnd Propheten wiederholet werden. Als im 130. Psalm: So du wilt HErr acht haben auff Missethat / HErr wer wird bestehen? Da bekennet Dauid seine Sünde / rhümet nicht viel Verdienst / Sagt auch weiter: Denn bey dir ist Vergebung / daß man dich fürchte / Da fület er wieder Trost / Vnd verlesst sich auff Gnade vnd Barmhertzigkeit / verlesst sich auff die Göttliche Zusage / Vnd spricht: Meine Seele harret des HErrn / vnd ich warte auff sein Wort / Vnd aber: Meine Seele wartet doch auff den HErrn / das ist / Dieweil du verheissen hast Vergebung der Sünde / So halt ich mich an die Zusage / So verlasse vnd wage ich mich auff die gnedige Verheissung / Darumb werden die heiligen Patriarchen

von Gott / vnd Glauben redet / brauchet viel dieses Worts / Güte / Barmhertzigkeit / Misericordia, Vnd die heiligen Väter / in allen jhren Büchern / sagen alle / daß wir durch Gnade / durch Güte / durch Vergebung selig werden. So offt wir nun das Wort / Barmhertzigkeit / in der Schrifft / oder in den Vätern finden / sollen wir wissen / Daß da vom Glauben gelehret wird / Der die Verheissung solcher Barmhertzigkeit fasset. Wiederumb / So offt die Schrifft vom Glauben redet / Meinet sie den Glauben / der auff lauter Gnade bawet / Denn der Glaub nicht darumb für GOtt from vnd gerecht macht / daß er an jhm selbs vnser Werck / vnd vnser ist / sondern allein darumb / daß er die verheissen angeboten Gnade / ohne Verdienst / aus reichem Schatz / geschenckt nimpt.

Vnd solcher Glaub vnd vertrawen auff GOttes Barmhertzigkeit / wird als der gröste / heiligste Gottesdienst gepreiset / Sonderlich in Propheten / vnd Psalmen. Denn wiewol das Gesetz nicht vornemlich predigt / Gnade vnd Vergebung der Sünde / wie das Euangelium / So sind doch die Verheissung von dem künfftigen Christo / von einem Patriarchen auff den andern geerbet / Vnd haben gewust / auch gegleubt / daß GOTT durch den benedeieten Samen durch Christum / wolt Segen / Gnad / Heyl / vnd Trost geben.

Darumb / so sie verstunden / daß Christus solt der Schatz seyn / dadurch vnser Sünde bezahlet werden / haben sie gewust / daß vnsere Wercke / ein solche grosse Schuld nicht bezahlen könten. Darumb haben sie Vergebung der Sünde / Gnade vnd Heyl / ohn alle Verdienst empfangen / vnd durch den Glauben / an die Göttlich Verheissung / an das Euangelium von Christo / selig worden / Als wol als wir / oder die Heiligen im Newen Testament.

Daher kömpts daß diese wort / Barmhertzigkeit / Güte / Glaube so offt in Psalmen vnd Propheten wiederholet werden. Als im 130. Psalm: So du wilt HErr acht haben auff Missethat / HErr wer wird bestehen? Da bekennet Dauid seine Sünde / rhümet nicht viel Verdienst / Sagt auch weiter: Denn bey dir ist Vergebung / daß man dich fürchte / Da fület er wieder Trost / Vnd verlesst sich auff Gnade vnd Barmhertzigkeit / verlesst sich auff die Göttliche Zusage / Vnd spricht: Meine Seele harret des HErrn / vnd ich warte auff sein Wort / Vnd aber: Meine Seele wartet doch auff den HErrn / das ist / Dieweil du verheissen hast Vergebung der Sünde / So halt ich mich an die Zusage / So verlasse vnd wage ich mich auff die gnedige Verheissung / Darumb werden die heiligen Patriarchen

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[183/0393] von Gott / vnd Glauben redet / brauchet viel dieses Worts / Güte / Barmhertzigkeit / Misericordia, Vnd die heiligen Väter / in allen jhren Büchern / sagen alle / daß wir durch Gnade / durch Güte / durch Vergebung selig werden. So offt wir nun das Wort / Barmhertzigkeit / in der Schrifft / oder in den Vätern finden / sollen wir wissen / Daß da vom Glauben gelehret wird / Der die Verheissung solcher Barmhertzigkeit fasset. Wiederumb / So offt die Schrifft vom Glauben redet / Meinet sie den Glauben / der auff lauter Gnade bawet / Denn der Glaub nicht darumb für GOtt from vnd gerecht macht / daß er an jhm selbs vnser Werck / vnd vnser ist / sondern allein darumb / daß er die verheissen angeboten Gnade / ohne Verdienst / aus reichem Schatz / geschenckt nimpt. Vnd solcher Glaub vnd vertrawen auff GOttes Barmhertzigkeit / wird als der gröste / heiligste Gottesdienst gepreiset / Sonderlich in Propheten / vnd Psalmen. Denn wiewol das Gesetz nicht vornemlich predigt / Gnade vnd Vergebung der Sünde / wie das Euangelium / So sind doch die Verheissung von dem künfftigen Christo / von einem Patriarchen auff den andern geerbet / Vnd haben gewust / auch gegleubt / daß GOTT durch den benedeieten Samen durch Christum / wolt Segen / Gnad / Heyl / vnd Trost geben. Darumb / so sie verstunden / daß Christus solt der Schatz seyn / dadurch vnser Sünde bezahlet werden / haben sie gewust / daß vnsere Wercke / ein solche grosse Schuld nicht bezahlen könten. Darumb haben sie Vergebung der Sünde / Gnade vnd Heyl / ohn alle Verdienst empfangen / vnd durch den Glauben / an die Göttlich Verheissung / an das Euangelium von Christo / selig worden / Als wol als wir / oder die Heiligen im Newen Testament. Daher kömpts daß diese wort / Barmhertzigkeit / Güte / Glaube so offt in Psalmen vnd Propheten wiederholet werden. Als im 130. Psalm: So du wilt HErr acht haben auff Missethat / HErr wer wird bestehen? Da bekennet Dauid seine Sünde / rhümet nicht viel Verdienst / Sagt auch weiter: Denn bey dir ist Vergebung / daß man dich fürchte / Da fület er wieder Trost / Vnd verlesst sich auff Gnade vnd Barmhertzigkeit / verlesst sich auff die Göttliche Zusage / Vnd spricht: Meine Seele harret des HErrn / vnd ich warte auff sein Wort / Vnd aber: Meine Seele wartet doch auff den HErrn / das ist / Dieweil du verheissen hast Vergebung der Sünde / So halt ich mich an die Zusage / So verlasse vnd wage ich mich auff die gnedige Verheissung / Darumb werden die heiligen Patriarchen

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/393>, abgerufen am 22.11.2024.