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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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kein Gewissen machen solle / Coloss. 2. Es sollen aber aus GOttes Wort / nicht allein die eusserliche öffentliche grobe Sünden gestrafft vnd erkennet werden / Sondern fürnemlich auch die innerliche Verderbung vnserer Natur / durch die Sünde / welche vns auffgeerbet vnd angeboren / vnd daher die Erbsünde genennet wird.

Es sol aber in diesen Kirchen nicht eingeführet werden die Disputation / Quod peccatum originale sit substantia hominis, seu ipsa anima rationalis. Denn es ist / vnd muß gehalten werden ein Vnterscheid zwischen der Substantz / Wesen vnnd Natur des Menschen / vnnd zwischen der Sünde / dadurch die Natur des Menschen verrückt / verderbet / vnd vergifftet ist. Denn vnser Catechismus lehret vns aus der Schrifft / Psalm. 139. Job. 10. Ecclesiast. 12. Daß auch jetzund nach dem Fall GOtt einem jeden Menschen Leib vnd Seele schaffe / Vernunfft / Sinne / vnd alle Gliedmassen gebe vnd erhalte. Die Sünde aber schaffet vnd gibt vnser HErre GOtt nicht / Sondern die kömpt her vom Teuffel / Johan. 8. durch einen Menschen / Roman. 5. Vnd dieselbige Erbsünd ist nicht allein ein impedimentum, seu corruptio accidentium, ipsa substantia, seu natura hominis existente integra, Als wenn man einen Magnet mit Knoblauchs safft bestreicht / oder einem / der Geschickligkeit / Krafft vnd vermögen zu gehen hat / die Füsse bindet / wie etliche mit den Papisten schwermen / Sondern / die gantze Natur des Menschen ist durch solche Sünde verrückt / verderbet / vnd vergifftet / Also / daß da ist ein mangel alles Guten / vnd dagegen ein vnrath zu allem bösen / Ja ein Feindschafft wieder Gott / Rom. 8. Zu Gutem haben wir von Natur keine lust / liebe / willen / oder Geschickligkeit / Sondern was böse ist / das wil die verderbte Natur / das kan sie / das thut sie / wie dieselbige Lehre in Apologia, de Peccato originis, gründlich nach der lenge erklehret wird. Vnd sollen die Leute berichtet werden / daß solche Erbsünde sich anhebet alßbald / wenn der Mensch in Mutter Leib empfangen wird / Psalm. 51. Vnd wiewol sie in der Tauffe vergeben wird / vnd der heilige Geist anhebet dieselbige abzutödten / so bleibet sie doch im Fleisch wohnen / daß dawieder alle Heiligen in diesem Leben täglich büssen / vnnd streiten müssen / biß der Leib der Sünden einmahl / durch den leiblichen Tod abgelegt werde / Roman. 6. vnd. 8.

Es sollen auch die Prediger fleiß anwenden / daß die Leute aus den Zehen Geboten erkennen lernen / wieuiel vnnd mannigfaltige Sünde in vns armen Menschen sey / Vnd kan solchs auffs einfeltigste gehandelt werden / wenn bey einem jeden Gebot angezeiget wird / wie die angeborne Sündliche vnarth im Fleisch sich rege / vnd

kein Gewissen machen solle / Coloss. 2. Es sollen aber aus GOttes Wort / nicht allein die eusserliche öffentliche grobe Sünden gestrafft vnd erkennet werden / Sondern fürnemlich auch die innerliche Verderbung vnserer Natur / durch die Sünde / welche vns auffgeerbet vnd angeboren / vnd daher die Erbsünde genennet wird.

Es sol aber in diesen Kirchen nicht eingeführet werden die Disputation / Quòd peccatum originale sit substantia hominis, seu ipsa anima rationalis. Denn es ist / vnd muß gehalten werden ein Vnterscheid zwischen der Substantz / Wesen vnnd Natur des Menschen / vnnd zwischen der Sünde / dadurch die Natur des Menschen verrückt / verderbet / vnd vergifftet ist. Denn vnser Catechismus lehret vns aus der Schrifft / Psalm. 139. Job. 10. Ecclesiast. 12. Daß auch jetzund nach dem Fall GOtt einem jeden Menschen Leib vnd Seele schaffe / Vernunfft / Sinne / vnd alle Gliedmassen gebe vnd erhalte. Die Sünde aber schaffet vnd gibt vnser HErre GOtt nicht / Sondern die kömpt her vom Teuffel / Johan. 8. durch einen Menschen / Roman. 5. Vnd dieselbige Erbsünd ist nicht allein ein impedimentum, seu corruptio accidentium, ipsa substantia, seu natura hominis existente integra, Als wenn man einen Magnet mit Knoblauchs safft bestreicht / oder einem / der Geschickligkeit / Krafft vnd vermögen zu gehen hat / die Füsse bindet / wie etliche mit den Papisten schwermen / Sondern / die gantze Natur des Menschen ist durch solche Sünde verrückt / verderbet / vnd vergifftet / Also / daß da ist ein mangel alles Guten / vnd dagegen ein vnrath zu allem bösen / Ja ein Feindschafft wieder Gott / Rom. 8. Zu Gutem haben wir von Natur keine lust / liebe / willen / oder Geschickligkeit / Sondern was böse ist / das wil die verderbte Natur / das kan sie / das thut sie / wie dieselbige Lehre in Apologia, de Peccato originis, gründlich nach der lenge erklehret wird. Vnd sollen die Leute berichtet werden / daß solche Erbsünde sich anhebet alßbald / wenn der Mensch in Mutter Leib empfangen wird / Psalm. 51. Vnd wiewol sie in der Tauffe vergeben wird / vnd der heilige Geist anhebet dieselbige abzutödten / so bleibet sie doch im Fleisch wohnen / daß dawieder alle Heiligen in diesem Leben täglich büssen / vnnd streiten müssen / biß der Leib der Sünden einmahl / durch den leiblichen Tod abgelegt werde / Roman. 6. vnd. 8.

Es sollen auch die Prediger fleiß anwenden / daß die Leute aus den Zehen Geboten erkennen lernen / wieuiel vnnd mannigfaltige Sünde in vns armen Menschen sey / Vnd kan solchs auffs einfeltigste gehandelt werden / wenn bey einem jeden Gebot angezeiget wird / wie die angeborne Sündliche vnarth im Fleisch sich rege / vnd

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/48>, abgerufen am 30.04.2024.