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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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vnd Vngleubigen / sind alle Sünde Mortalia, Denn wer nicht gleubet an den Sohn GOTTes / vber dem bleibet der Zorn GOttes / Johan. 3.

Wenn man aber predigt den Christen / die getaufft / bekehret / vnd gleubig worden sind / So lehret die Schrifft / daß in denselbigen etliche Sünde seyn / bey welchen der Glaube stehen / vnd der Heilige Geist bleiben kan / wie Lutherus redet / vmb welcher Sünde willen / die gleubige Person nicht verdampt wird / sondern hat vnd behelt den Glauben / den Heiligen Geist / GOTTes Gnade / Vergebung der Sünden / vnd das Ewige Leben. Diese Lehre hat jhren Grund / Roman. 6. 7. vnd 8. 1. Johan. 1. Psalm. 32. etc. Vnd das heissen Peccata Venialia. Wiederumb aber auch sagt die Schrifft mit grossem ernst / daß Christen wol in solche Sünde fallen können / dadurch sie verlieren den Glauben / den heiligen Geist / Gottes Gnade / Vergebung der Sünden / die Erbschafft des Reichs GOttes / vnnd fallen wiederumb in Gottes Zorn / zum Ewigen Verdamnis / wo sie nicht wiederumb Busse thun / vnd durch den Glauben vmb Christus willen / wieder versönet werden. Diese Lehre hat jhren Grundt in den Sprüchen Pauli / Roman. 8. 1. Corinth. 6. Galat. 5. Ephes. 5. Coloss. 3. Jacob. 1. Welche Sprüche dem Volcke offt vnd mit fleis sollen eingebildet werden / Vnd diß heissen Peccata mortalia.

Vnd sol die Schwermerey / als das ärgste Seelengifft verhütet werden / die da lehret / daß die Christen / den Glauben vnd GOttes Gnade / durch keinerley Sünde wiederumb verlieren können. Item / daß den Gleubigen keinerley Sünde schaden können / wie Lutherus dieselbige Schwermerey gewaltig mit grossem eyuer wiederlegt / in Articulis Schmalcaldicis.

Nun ist die Frage / Wie vnnd woher das komme / daß in den Christen etliche Sünde nicht verdamlich / etliche aber Tödtlich vnnd verdamlich sey? Daher / wie vor gesagt vnd erweiset / kömpt es nicht / daß einige Sünde an sich selbs für Gottes Gericht so ein liederlich / schlecht / gering ding sey / So kömpt es auch daher nicht / als ob etliche Sünde so gros vnd schwer weren / dafür Christus nicht gnug gethan hette / Oder / die durch den Glauben / vmb CHristus willen / nicht könten vergeben werden / Denn Ambrosius hat der Schrifft meinung in einem schönen kurtzen Spruch gefasset: Omne peccatum per poenitentiam fit veniale, Sondern der Grund vnnd die Vrsach wird in den vorgemelten Sprüchen der Schrifft klerlich geweiset / welches zum leichterm Verstande / für die Einfeltigen / gefasset kan werden / in diese zwey Stück / Busse vnnd Glauben / Nemlich / ob wir an der

vnd Vngleubigen / sind alle Sünde Mortalia, Denn wer nicht gleubet an den Sohn GOTTes / vber dem bleibet der Zorn GOttes / Johan. 3.

Wenn man aber predigt den Christen / die getaufft / bekehret / vnd gleubig worden sind / So lehret die Schrifft / daß in denselbigen etliche Sünde seyn / bey welchen der Glaube stehen / vnd der Heilige Geist bleiben kan / wie Lutherus redet / vmb welcher Sünde willen / die gleubige Person nicht verdampt wird / sondern hat vnd behelt den Glauben / den Heiligen Geist / GOTTes Gnade / Vergebung der Sünden / vnd das Ewige Leben. Diese Lehre hat jhren Grund / Roman. 6. 7. vnd 8. 1. Johan. 1. Psalm. 32. etc. Vnd das heissen Peccata Venialia. Wiederumb aber auch sagt die Schrifft mit grossem ernst / daß Christen wol in solche Sünde fallen können / dadurch sie verlieren den Glauben / den heiligen Geist / Gottes Gnade / Vergebung der Sünden / die Erbschafft des Reichs GOttes / vnnd fallen wiederumb in Gottes Zorn / zum Ewigen Verdamnis / wo sie nicht wiederumb Busse thun / vnd durch den Glauben vmb Christus willen / wieder versönet werden. Diese Lehre hat jhren Grundt in den Sprüchen Pauli / Roman. 8. 1. Corinth. 6. Galat. 5. Ephes. 5. Coloss. 3. Jacob. 1. Welche Sprüche dem Volcke offt vnd mit fleis sollen eingebildet werden / Vnd diß heissen Peccata mortalia.

Vnd sol die Schwermerey / als das ärgste Seelengifft verhütet werden / die da lehret / daß die Christen / den Glauben vnd GOttes Gnade / durch keinerley Sünde wiederumb verlieren können. Item / daß den Gleubigen keinerley Sünde schaden können / wie Lutherus dieselbige Schwermerey gewaltig mit grossem eyuer wiederlegt / in Articulis Schmalcaldicis.

Nun ist die Frage / Wie vnnd woher das komme / daß in den Christen etliche Sünde nicht verdamlich / etliche aber Tödtlich vnnd verdamlich sey? Daher / wie vor gesagt vnd erweiset / kömpt es nicht / daß einige Sünde an sich selbs für Gottes Gericht so ein liederlich / schlecht / gering ding sey / So kömpt es auch daher nicht / als ob etliche Sünde so gros vnd schwer weren / dafür Christus nicht gnug gethan hette / Oder / die durch den Glauben / vmb CHristus willen / nicht könten vergeben werden / Denn Ambrosius hat der Schrifft meinung in einem schönen kurtzen Spruch gefasset: Omne peccatum per poenitentiam fit veniale, Sondern der Grund vnnd die Vrsach wird in den vorgemelten Sprüchen der Schrifft klerlich geweiset / welches zum leichterm Verstande / für die Einfeltigen / gefasset kan werden / in diese zwey Stück / Busse vnnd Glauben / Nemlich / ob wir an der

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[0050] vnd Vngleubigen / sind alle Sünde Mortalia, Denn wer nicht gleubet an den Sohn GOTTes / vber dem bleibet der Zorn GOttes / Johan. 3. Wenn man aber predigt den Christen / die getaufft / bekehret / vnd gleubig worden sind / So lehret die Schrifft / daß in denselbigen etliche Sünde seyn / bey welchen der Glaube stehen / vnd der Heilige Geist bleiben kan / wie Lutherus redet / vmb welcher Sünde willen / die gleubige Person nicht verdampt wird / sondern hat vnd behelt den Glauben / den Heiligen Geist / GOTTes Gnade / Vergebung der Sünden / vnd das Ewige Leben. Diese Lehre hat jhren Grund / Roman. 6. 7. vnd 8. 1. Johan. 1. Psalm. 32. etc. Vnd das heissen Peccata Venialia. Wiederumb aber auch sagt die Schrifft mit grossem ernst / daß Christen wol in solche Sünde fallen können / dadurch sie verlieren den Glauben / den heiligen Geist / Gottes Gnade / Vergebung der Sünden / die Erbschafft des Reichs GOttes / vnnd fallen wiederumb in Gottes Zorn / zum Ewigen Verdamnis / wo sie nicht wiederumb Busse thun / vnd durch den Glauben vmb Christus willen / wieder versönet werden. Diese Lehre hat jhren Grundt in den Sprüchen Pauli / Roman. 8. 1. Corinth. 6. Galat. 5. Ephes. 5. Coloss. 3. Jacob. 1. Welche Sprüche dem Volcke offt vnd mit fleis sollen eingebildet werden / Vnd diß heissen Peccata mortalia. Vnd sol die Schwermerey / als das ärgste Seelengifft verhütet werden / die da lehret / daß die Christen / den Glauben vnd GOttes Gnade / durch keinerley Sünde wiederumb verlieren können. Item / daß den Gleubigen keinerley Sünde schaden können / wie Lutherus dieselbige Schwermerey gewaltig mit grossem eyuer wiederlegt / in Articulis Schmalcaldicis. Nun ist die Frage / Wie vnnd woher das komme / daß in den Christen etliche Sünde nicht verdamlich / etliche aber Tödtlich vnnd verdamlich sey? Daher / wie vor gesagt vnd erweiset / kömpt es nicht / daß einige Sünde an sich selbs für Gottes Gericht so ein liederlich / schlecht / gering ding sey / So kömpt es auch daher nicht / als ob etliche Sünde so gros vnd schwer weren / dafür Christus nicht gnug gethan hette / Oder / die durch den Glauben / vmb CHristus willen / nicht könten vergeben werden / Denn Ambrosius hat der Schrifft meinung in einem schönen kurtzen Spruch gefasset: Omne peccatum per poenitentiam fit veniale, Sondern der Grund vnnd die Vrsach wird in den vorgemelten Sprüchen der Schrifft klerlich geweiset / welches zum leichterm Verstande / für die Einfeltigen / gefasset kan werden / in diese zwey Stück / Busse vnnd Glauben / Nemlich / ob wir an der

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/50>, abgerufen am 30.04.2024.