Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

da er vns verheisset / Er wil vns gnedig seyn / vmb Christus willen / nichts zuthun / Oder / dieses anflicken / als verdienen wir erst / daß vns Gott vmb solcher Werck willen gnedig seyn müsse.

Vnd wenn gleich noch jemands wolt solche Wercke auffrichten / oder erwehlen / damit Gott zuversünen / vergebung der Sünde zuverdienen / Wie wolt der gewiß werden / daß die Werck Gott gefielen / so er kein Gottes Befehl noch Wort dauon hat? Wie wolt er die Gewissen vnd Hertzen versichern / wie sie mit Gott stehen? Item / daß die Werck Gott gefallen / wenn kein Gottes Wort noch Befehl da ist?

Es verbieten die Propheten allenthalben / eigene / erwehlte / sonderliche Gottesdienst anzurichten / ohne Gottes Wort vnd Befehl. Ezechielis am 20. Wandelt nicht in Geboten ewer Väter / So haltet jhr Sitten nicht / vnd werdet nicht vnrein von jhren Götzen. Ich bin der HERR ewer GOTT / in meinen Geboten wandelt / vnd haltet meine Rechte vnd Sitten / vnd thut dieselbigen. So die Menschen macht haben Gottesdienst anzurichten / daß wir dadurch Sünde bezahlen / vnd from werden für Gott / so müssen aller Heyden Gottesdienst / alle Abgötterey / aller Gottlosen Könige in Israel / Jeroboams / vnd ander auch gut seyn. Denn es ist kein vnterscheid. Stehet bey Menschen die macht Gottesdienst auffzurichten / dadurch mann müge Seligkeit verdienen / warumb solten der Heyden vnd Israeliten selbst erwehlte Gottesdienst vnrecht seyn? Denn darumb seyn der Heyden vnd Israeliten dienst verworffen / daß sie wehnen wolten / solche dienste gefielen Gott / vnd wusten nichts vom höchsten Gottesdienst / der da heist Glaube.

Item / Woher sind wir gewiß / daß solche GOTtesdienst vnd Wercke ohne Gottes wort / für Gott gerecht machen / so kein Mensch Gottes willen anders erfahren oder wissen kan / denn allein durch sein Wort? Wie / wenn solche Gottesdienst Gott der HErr nicht allein verachtet / sondern auch für ein Grewel heltet? Wie dürffen denn die Wiedersacher sagen / daß sie für Gott gerecht machen? Ohne Gottes Wort kan je niemands das sagen / Paulus sagt zu den Römern / Alles was nicht aus dem Glauben geschiehet / das ist Sünd. So nu dieselbigen Gottesdienst kein Göttlichen Befehl haben / so müssen die Hertzen im zweiffel stehen / ob sie Gott gefallen.

Vnd was darff diese öffentliche Sache vieler wort / wenn die Wiedersacher diese Gottesdienst also verteidingen / als seyns wercke / dadurch man vergebung der Sünde vnd Seligkeit verdienet / so richten sie öffentliche Antichristische Lehre vnd Reich an. Denn das Reich Antichristi ist eigentlich solch new Gottesdienst durch Menschen er-

da er vns verheisset / Er wil vns gnedig seyn / vmb Christus willen / nichts zuthun / Oder / dieses anflicken / als verdienen wir erst / daß vns Gott vmb solcher Werck willen gnedig seyn müsse.

Vnd wenn gleich noch jemands wolt solche Wercke auffrichten / oder erwehlen / damit Gott zuversünen / vergebung der Sünde zuverdienen / Wie wolt der gewiß werden / daß die Werck Gott gefielen / so er kein Gottes Befehl noch Wort dauon hat? Wie wolt er die Gewissen vnd Hertzen versichern / wie sie mit Gott stehen? Item / daß die Werck Gott gefallen / wenn kein Gottes Wort noch Befehl da ist?

Es verbieten die Propheten allenthalben / eigene / erwehlte / sonderliche Gottesdienst anzurichten / ohne Gottes Wort vnd Befehl. Ezechielis am 20. Wandelt nicht in Geboten ewer Väter / So haltet jhr Sitten nicht / vnd werdet nicht vnrein von jhren Götzen. Ich bin der HERR ewer GOTT / in meinen Geboten wandelt / vnd haltet meine Rechte vnd Sitten / vnd thut dieselbigen. So die Menschen macht haben Gottesdienst anzurichten / daß wir dadurch Sünde bezahlen / vnd from werden für Gott / so müssen aller Heyden Gottesdienst / alle Abgötterey / aller Gottlosen Könige in Israel / Jeroboams / vnd ander auch gut seyn. Denn es ist kein vnterscheid. Stehet bey Menschen die macht Gottesdienst auffzurichten / dadurch mann müge Seligkeit verdienen / warumb solten der Heyden vnd Israeliten selbst erwehlte Gottesdienst vnrecht seyn? Denn darumb seyn der Heyden vnd Israeliten dienst verworffen / daß sie wehnen wolten / solche dienste gefielen Gott / vnd wusten nichts vom höchsten Gottesdienst / der da heist Glaube.

Item / Woher sind wir gewiß / daß solche GOTtesdienst vnd Wercke ohne Gottes wort / für Gott gerecht machen / so kein Mensch Gottes willen anders erfahren oder wissen kan / denn allein durch sein Wort? Wie / wenn solche Gottesdienst Gott der HErr nicht allein verachtet / sondern auch für ein Grewel heltet? Wie dürffen denn die Wiedersacher sagen / daß sie für Gott gerecht machen? Ohne Gottes Wort kan je niemands das sagen / Paulus sagt zu den Römern / Alles was nicht aus dem Glauben geschiehet / das ist Sünd. So nu dieselbigen Gottesdienst kein Göttlichen Befehl haben / so müssen die Hertzen im zweiffel stehen / ob sie Gott gefallen.

Vnd was darff diese öffentliche Sache vieler wort / wenn die Wiedersacher diese Gottesdienst also verteidingen / als seyns wercke / dadurch man vergebung der Sünde vnd Seligkeit verdienet / so richten sie öffentliche Antichristische Lehre vnd Reich an. Deñ das Reich Antichristi ist eigentlich solch new Gottesdienst durch Menschen er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0511" n="242"/>
da er vns verheisset / Er wil vns gnedig                      seyn / vmb Christus willen / nichts zuthun / Oder / dieses anflicken / als                      verdienen wir erst / daß vns Gott vmb solcher Werck willen gnedig seyn müsse.</p>
        <p>Vnd wenn gleich noch jemands wolt solche Wercke auffrichten / oder erwehlen /                      damit Gott zuversünen / vergebung der Sünde zuverdienen / Wie wolt der gewiß                      werden / daß die Werck Gott gefielen / so er kein Gottes Befehl noch Wort dauon                      hat? Wie wolt er die Gewissen vnd Hertzen versichern / wie sie mit Gott stehen?                      Item / daß die Werck Gott gefallen / wenn kein Gottes Wort noch Befehl da ist?</p>
        <p>Es verbieten die Propheten allenthalben / eigene / erwehlte / sonderliche                      Gottesdienst anzurichten / ohne Gottes Wort vnd Befehl. Ezechielis am 20.                      Wandelt nicht in Geboten ewer Väter / So haltet jhr Sitten nicht / vnd werdet                      nicht vnrein von jhren Götzen. Ich bin der HERR ewer GOTT / in meinen Geboten                      wandelt / vnd haltet meine Rechte vnd Sitten / vnd thut dieselbigen. So die                      Menschen macht haben Gottesdienst anzurichten / daß wir dadurch Sünde bezahlen /                      vnd from werden für Gott / so müssen aller Heyden Gottesdienst / alle Abgötterey                      / aller Gottlosen Könige in Israel / Jeroboams / vnd ander auch gut seyn. Denn                      es ist kein vnterscheid. Stehet bey Menschen die macht Gottesdienst                      auffzurichten / dadurch mann müge Seligkeit verdienen / warumb solten der Heyden                      vnd Israeliten selbst erwehlte Gottesdienst vnrecht seyn? Denn darumb seyn der                      Heyden vnd Israeliten dienst verworffen / daß sie wehnen wolten / solche dienste                      gefielen Gott / vnd wusten nichts vom höchsten Gottesdienst / der da heist                      Glaube.</p>
        <p>Item / Woher sind wir gewiß / daß solche GOTtesdienst vnd Wercke ohne Gottes wort                      / für Gott gerecht machen / so kein Mensch Gottes willen anders erfahren oder                      wissen kan / denn allein durch sein Wort? Wie / wenn solche Gottesdienst Gott                      der HErr nicht allein verachtet / sondern auch für ein Grewel heltet? Wie                      dürffen denn die Wiedersacher sagen / daß sie für Gott gerecht machen? Ohne                      Gottes Wort kan je niemands das sagen / Paulus sagt zu den Römern / Alles was                      nicht aus dem Glauben geschiehet / das ist Sünd. So nu dieselbigen Gottesdienst                      kein Göttlichen Befehl haben / so müssen die Hertzen im zweiffel stehen / ob sie                      Gott gefallen.</p>
        <p>Vnd was darff diese öffentliche Sache vieler wort / wenn die Wiedersacher diese                      Gottesdienst also verteidingen / als seyns wercke / dadurch man vergebung der                      Sünde vnd Seligkeit verdienet / so richten sie öffentliche Antichristische Lehre                      vnd Reich an. Den&#x0303; das Reich <hi rendition="#i">Antichristi</hi> ist eigentlich solch new Gottesdienst durch Menschen er-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0511] da er vns verheisset / Er wil vns gnedig seyn / vmb Christus willen / nichts zuthun / Oder / dieses anflicken / als verdienen wir erst / daß vns Gott vmb solcher Werck willen gnedig seyn müsse. Vnd wenn gleich noch jemands wolt solche Wercke auffrichten / oder erwehlen / damit Gott zuversünen / vergebung der Sünde zuverdienen / Wie wolt der gewiß werden / daß die Werck Gott gefielen / so er kein Gottes Befehl noch Wort dauon hat? Wie wolt er die Gewissen vnd Hertzen versichern / wie sie mit Gott stehen? Item / daß die Werck Gott gefallen / wenn kein Gottes Wort noch Befehl da ist? Es verbieten die Propheten allenthalben / eigene / erwehlte / sonderliche Gottesdienst anzurichten / ohne Gottes Wort vnd Befehl. Ezechielis am 20. Wandelt nicht in Geboten ewer Väter / So haltet jhr Sitten nicht / vnd werdet nicht vnrein von jhren Götzen. Ich bin der HERR ewer GOTT / in meinen Geboten wandelt / vnd haltet meine Rechte vnd Sitten / vnd thut dieselbigen. So die Menschen macht haben Gottesdienst anzurichten / daß wir dadurch Sünde bezahlen / vnd from werden für Gott / so müssen aller Heyden Gottesdienst / alle Abgötterey / aller Gottlosen Könige in Israel / Jeroboams / vnd ander auch gut seyn. Denn es ist kein vnterscheid. Stehet bey Menschen die macht Gottesdienst auffzurichten / dadurch mann müge Seligkeit verdienen / warumb solten der Heyden vnd Israeliten selbst erwehlte Gottesdienst vnrecht seyn? Denn darumb seyn der Heyden vnd Israeliten dienst verworffen / daß sie wehnen wolten / solche dienste gefielen Gott / vnd wusten nichts vom höchsten Gottesdienst / der da heist Glaube. Item / Woher sind wir gewiß / daß solche GOTtesdienst vnd Wercke ohne Gottes wort / für Gott gerecht machen / so kein Mensch Gottes willen anders erfahren oder wissen kan / denn allein durch sein Wort? Wie / wenn solche Gottesdienst Gott der HErr nicht allein verachtet / sondern auch für ein Grewel heltet? Wie dürffen denn die Wiedersacher sagen / daß sie für Gott gerecht machen? Ohne Gottes Wort kan je niemands das sagen / Paulus sagt zu den Römern / Alles was nicht aus dem Glauben geschiehet / das ist Sünd. So nu dieselbigen Gottesdienst kein Göttlichen Befehl haben / so müssen die Hertzen im zweiffel stehen / ob sie Gott gefallen. Vnd was darff diese öffentliche Sache vieler wort / wenn die Wiedersacher diese Gottesdienst also verteidingen / als seyns wercke / dadurch man vergebung der Sünde vnd Seligkeit verdienet / so richten sie öffentliche Antichristische Lehre vnd Reich an. Deñ das Reich Antichristi ist eigentlich solch new Gottesdienst durch Menschen er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/511
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/511>, abgerufen am 16.07.2024.