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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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aus so reicher Gnade die Sünde vergeben ist / da er Christum verleugnet / wird mein Hertz vnd Gewissen gesterckt / daß ich gleube / daß die Gnade mechtiger sey / denn die Sünde.

Für das dritt / ehren wir die Heiligen / wenn wir jhrem Glauben / jhrer Liebe / jhrer Gedult Exempeln nachfolgen / ein jeder nach seinem Beruff.

Von dieser rechten Ehre der Heiligen / reden die Wiedersacher gar nichts / allein von den anruffen der Heiligen / welchs / wenn es auch ohn Fehrligkeit der Gewissen were / doch nicht noth ist / da zancken sie von.

Darüber so geben wir jhnen nach / daß die Engel für vns bitten. Denn Zachar. 1. stehet geschrieben / daß der Engel bitt: HERR Zebaoth / wie lange wiltu dich nicht erbarmen vber Jerusalem? Vnd wiewol wir nachgeben / daß gleich / wie die lebendigen Heiligen für die gantzen Kirchen bitten in gemein oder in genere, Also mügen für die gantzen Kirchen die Heiligen im Himmel bitten in gemein / in genere, doch hat solchs kein Zeugniß in der Schrifft / denn allein den Trawm / der genommen ist aus dem andern Buch Machabeorum.

Weiter / Ob die Heiligen gleich beten für die Kirchen / so folget doch daraus nicht / daß man die Heiligen solle anruffen / wiewol vnser Confession allein dis setzet / In der Schrifft stehe nichts von dem anruffen der Heiligen / oder / daß man Hülff suchen solle bey den Heiligen. So man nu weder Gebot / noch Zusage / noch Exempel aus der Schrifft mag fürbringen / so folget / daß kein Hertz noch Gewissen darauff sich verlassen kan. Denn dieweil ein jeglich Gebet sol aus dem Glauben geschehen / Woher wil ich denn wissen / daß Gott jhm gefallen lesst / anruffen der Heiligen / wenn ich nicht Gottes Wort dauon habe? Wodurch werde ich gewiß / daß die Heiligen mein Gebet / vnd eins jeden besonder hören?

Etliche machen schlechts Götter aus den Heiligen / vnd sagen / Sie können vnser Gedancken wissen / vnd vns ins Hertz sehen. Dasselbige ertichten sie / nicht daß sie damit die Heiligen ehren / Sondern daß sie jhr Kretzschmerey vnnd Jahrmarckt / welcher jhnen Gelt tregt / vertheidingen. Wir sagen noch wie vor / in GOTTES Wort / in der Schrifft / stehet nichts / daß die Heiligen vnser anruffen verstehen / Vnd / ob sie es verstünden / daß Gott jhm solch anruffen gefallen lasse / So hats je kein grund / dawieder können die Wiedersacher nichts auffbringen / Darumb solten die Wiedersacher vns zu vngewissen dingen nicht zwingen oder dringen / Denn ein Gebet ohn Glauben ist nicht ein Gebet. Denn daß sie sagen / die Kirche

aus so reicher Gnade die Sünde vergeben ist / da er Christum verleugnet / wird mein Hertz vnd Gewissen gesterckt / daß ich gleube / daß die Gnade mechtiger sey / denn die Sünde.

Für das dritt / ehren wir die Heiligen / wenn wir jhrem Glauben / jhrer Liebe / jhrer Gedult Exempeln nachfolgen / ein jeder nach seinem Beruff.

Von dieser rechten Ehre der Heiligen / reden die Wiedersacher gar nichts / allein von den anruffen der Heiligen / welchs / wenn es auch ohn Fehrligkeit der Gewissen were / doch nicht noth ist / da zancken sie von.

Darüber so geben wir jhnen nach / daß die Engel für vns bitten. Denn Zachar. 1. stehet geschrieben / daß der Engel bitt: HERR Zebaoth / wie lange wiltu dich nicht erbarmen vber Jerusalem? Vnd wiewol wir nachgeben / daß gleich / wie die lebendigen Heiligen für die gantzen Kirchen bitten in gemein oder in genere, Also mügen für die gantzen Kirchen die Heiligen im Himmel bitten in gemein / in genere, doch hat solchs kein Zeugniß in der Schrifft / denn allein den Trawm / der genommen ist aus dem andern Buch Machabeorum.

Weiter / Ob die Heiligen gleich beten für die Kirchen / so folget doch daraus nicht / daß man die Heiligen solle anruffen / wiewol vnser Confession allein dis setzet / In der Schrifft stehe nichts von dem anruffen der Heiligen / oder / daß man Hülff suchen solle bey den Heiligen. So man nu weder Gebot / noch Zusage / noch Exempel aus der Schrifft mag fürbringen / so folget / daß kein Hertz noch Gewissen darauff sich verlassen kan. Denn dieweil ein jeglich Gebet sol aus dem Glauben geschehen / Woher wil ich denn wissen / daß Gott jhm gefallen lesst / anruffen der Heiligen / wenn ich nicht Gottes Wort dauon habe? Wodurch werde ich gewiß / daß die Heiligen mein Gebet / vnd eins jeden besonder hören?

Etliche machen schlechts Götter aus den Heiligen / vnd sagen / Sie können vnser Gedancken wissen / vnd vns ins Hertz sehen. Dasselbige ertichten sie / nicht daß sie damit die Heiligen ehren / Sondern daß sie jhr Kretzschmerey vnnd Jahrmarckt / welcher jhnen Gelt tregt / vertheidingen. Wir sagen noch wie vor / in GOTTES Wort / in der Schrifft / stehet nichts / daß die Heiligen vnser anruffen verstehen / Vnd / ob sie es verstünden / daß Gott jhm solch anruffen gefallen lasse / So hats je kein grund / dawieder können die Wiedersacher nichts auffbringen / Darumb solten die Wiedersacher vns zu vngewissen dingen nicht zwingen oder dringen / Denn ein Gebet ohn Glauben ist nicht ein Gebet. Denn daß sie sagen / die Kirche

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[0530] aus so reicher Gnade die Sünde vergeben ist / da er Christum verleugnet / wird mein Hertz vnd Gewissen gesterckt / daß ich gleube / daß die Gnade mechtiger sey / denn die Sünde. Für das dritt / ehren wir die Heiligen / wenn wir jhrem Glauben / jhrer Liebe / jhrer Gedult Exempeln nachfolgen / ein jeder nach seinem Beruff. Von dieser rechten Ehre der Heiligen / reden die Wiedersacher gar nichts / allein von den anruffen der Heiligen / welchs / wenn es auch ohn Fehrligkeit der Gewissen were / doch nicht noth ist / da zancken sie von. Darüber so geben wir jhnen nach / daß die Engel für vns bitten. Denn Zachar. 1. stehet geschrieben / daß der Engel bitt: HERR Zebaoth / wie lange wiltu dich nicht erbarmen vber Jerusalem? Vnd wiewol wir nachgeben / daß gleich / wie die lebendigen Heiligen für die gantzen Kirchen bitten in gemein oder in genere, Also mügen für die gantzen Kirchen die Heiligen im Himmel bitten in gemein / in genere, doch hat solchs kein Zeugniß in der Schrifft / denn allein den Trawm / der genommen ist aus dem andern Buch Machabeorum. Weiter / Ob die Heiligen gleich beten für die Kirchen / so folget doch daraus nicht / daß man die Heiligen solle anruffen / wiewol vnser Confession allein dis setzet / In der Schrifft stehe nichts von dem anruffen der Heiligen / oder / daß man Hülff suchen solle bey den Heiligen. So man nu weder Gebot / noch Zusage / noch Exempel aus der Schrifft mag fürbringen / so folget / daß kein Hertz noch Gewissen darauff sich verlassen kan. Denn dieweil ein jeglich Gebet sol aus dem Glauben geschehen / Woher wil ich denn wissen / daß Gott jhm gefallen lesst / anruffen der Heiligen / wenn ich nicht Gottes Wort dauon habe? Wodurch werde ich gewiß / daß die Heiligen mein Gebet / vnd eins jeden besonder hören? Etliche machen schlechts Götter aus den Heiligen / vnd sagen / Sie können vnser Gedancken wissen / vnd vns ins Hertz sehen. Dasselbige ertichten sie / nicht daß sie damit die Heiligen ehren / Sondern daß sie jhr Kretzschmerey vnnd Jahrmarckt / welcher jhnen Gelt tregt / vertheidingen. Wir sagen noch wie vor / in GOTTES Wort / in der Schrifft / stehet nichts / daß die Heiligen vnser anruffen verstehen / Vnd / ob sie es verstünden / daß Gott jhm solch anruffen gefallen lasse / So hats je kein grund / dawieder können die Wiedersacher nichts auffbringen / Darumb solten die Wiedersacher vns zu vngewissen dingen nicht zwingen oder dringen / Denn ein Gebet ohn Glauben ist nicht ein Gebet. Denn daß sie sagen / die Kirche

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/530>, abgerufen am 22.11.2024.