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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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machen / sondern setzen noch diß dazu / Daß es Stende seyn der Volkommenheit / das ist / heiliger vnd höher Stende / denn andere / als Ehestand / Regentenstand. Vnd sind also in solcher jhrer Mönchischen Heucheley / vnd Phariseischem Wesen / vnzehliche andere grewliche Ketzerische Irrthumb begriffen. Denn sie rhümen sich für die allerheiligsten Leute / welche nicht allein die Gebot oder Praecepta, sondern auch die Consilia, das ist / die hohen Rehte / was die Schrifft von hohen Gaben / nicht ein Gebot / sondern ein Raht gibt / halten. Darnach so sie jhnen selbs ertichten / sie seyn so reich von verdienst vnd Heiligkeit / daß jhnen noch vberbleibt / so sind dennoch die frommen Heiligen so milde / daß sie jhre merita supererogationis, jhre vbrige verdienst andern anbieten / vnd vmb einen gleichen Pfenning vmb Geld lassen zustehen. Dieses alles ist eytel grobe / grewliche / erlogen / erstuncken Heiligkeit / vnd eytel Phariseische Heucheley vnd Gleißnerey.

Denn nach dem das erste Gebot Gottes (Du solt Gott deinen HERRN lieben von gantzem Hertzen / von gantzer Seel / etc.) höher ist / denn ein Mensch auff Erden begreiffen kan / nach dem es die höhest Theologia ist / daraus alle Propheten / alle Apostolen / jhr beste / höheste Lehre / als aus dem Brunne geschepfft haben / ja so es ein solch hohe Gebot ist / darnach allein aller Gottesdienst / alle Gottes Ehre / alle Opffer / alle Dancksagung / im Himmel vnd auff Erden reguliert / vnd gericht müssen werden / Also daß alle Gottesdienste / wie hoch / köstlich / vnd heilig sie scheinen / wenn sie ausser dem Gebot seyn / eytel Schalen vnd Hülsen ohne Kern / ja eytel Vnflat vnd Grewel für Gott seyn / welches hohe Gebot / so gar kein Heilig volkommen erfüllet hat / daß noch wol Nohe vnd Abraham / Dauid / Petrus vnd Paulus / da sich für vnuolkommen / für Sünder bekennen / vnd hie vnten bleiben müssen / So ist es vngehörter Phariseischer / ja recht Teuffelischer stoltz / daß ein Lausichter Barfüsser Mönch / oder dergleichen heiloser Heuchler sol sagen / ja predigen vnd lehren / Er habe das heilige hohe Gebot also volkömlich gehalten vnd erfüllet / vnd nach erfoddern vnd Willen Gottes so viel guter Werck gethan / daß jhm noch Verdienst vberblieben. Ja lieben Heuchler / wenn sich die heiligen Zehen Gebot / vnd das hohe Erste Gottes Gebot also erfüllen liessen / wie sich die Brod vnd die Parteken lassen in Sack stecken. Es sind vnuerschampte Heuchler / damit die Welt in diesen letzten Zeiten geplagt ist.

Der Prophet Dauid sagt / Alle Menschen seyn Lügener / das ist / Kein Mensch auff Erden / auch nicht die Heiligen / achten oder fürchten GOtt so hoch vnd gros als sie solten / kein Mensch auff Erden

machen / sondern setzen noch diß dazu / Daß es Stende seyn der Volkommenheit / das ist / heiliger vnd höher Stende / denn andere / als Ehestand / Regentenstand. Vnd sind also in solcher jhrer Mönchischen Heucheley / vnd Phariseischem Wesen / vnzehliche andere grewliche Ketzerische Irrthumb begriffen. Denn sie rhümen sich für die allerheiligsten Leute / welche nicht allein die Gebot oder Praecepta, sondern auch die Consilia, das ist / die hohen Rehte / was die Schrifft von hohen Gaben / nicht ein Gebot / sondern ein Raht gibt / halten. Darnach so sie jhnen selbs ertichten / sie seyn so reich von verdienst vnd Heiligkeit / daß jhnen noch vberbleibt / so sind dennoch die from̃en Heiligen so milde / daß sie jhre merita supererogationis, jhre vbrige verdienst andern anbieten / vnd vmb einen gleichen Pfenning vmb Geld lassen zustehen. Dieses alles ist eytel grobe / grewliche / erlogen / erstuncken Heiligkeit / vnd eytel Phariseische Heucheley vnd Gleißnerey.

Denn nach dem das erste Gebot Gottes (Du solt Gott deinen HERRN lieben von gantzem Hertzen / von gantzer Seel / etc.) höher ist / denn ein Mensch auff Erden begreiffen kan / nach dem es die höhest Theologia ist / daraus alle Propheten / alle Apostolen / jhr beste / höheste Lehre / als aus dem Brunne geschepfft haben / ja so es ein solch hohe Gebot ist / darnach allein aller Gottesdienst / alle Gottes Ehre / alle Opffer / alle Dancksagung / im Himmel vnd auff Erden reguliert / vnd gericht müssen werden / Also daß alle Gottesdienste / wie hoch / köstlich / vnd heilig sie scheinen / wenn sie ausser dem Gebot seyn / eytel Schalen vnd Hülsen ohne Kern / ja eytel Vnflat vnd Grewel für Gott seyn / welches hohe Gebot / so gar kein Heilig volkom̃en erfüllet hat / daß noch wol Nohe vnd Abraham / Dauid / Petrus vnd Paulus / da sich für vnuolkommen / für Sünder bekennen / vnd hie vnten bleiben müssen / So ist es vngehörter Phariseischer / ja recht Teuffelischer stoltz / daß ein Lausichter Barfüsser Mönch / oder dergleichen heiloser Heuchler sol sagen / ja predigen vnd lehren / Er habe das heilige hohe Gebot also volkömlich gehalten vnd erfüllet / vnd nach erfoddern vnd Willen Gottes so viel guter Werck gethan / daß jhm noch Verdienst vberblieben. Ja lieben Heuchler / wenn sich die heiligen Zehen Gebot / vnd das hohe Erste Gottes Gebot also erfüllen liessen / wie sich die Brod vnd die Parteken lassen in Sack stecken. Es sind vnuerschampte Heuchler / damit die Welt in diesen letzten Zeiten geplagt ist.

Der Prophet Dauid sagt / Alle Menschen seyn Lügener / das ist / Kein Mensch auff Erden / auch nicht die Heiligen / achten oder fürchten GOtt so hoch vnd gros als sie solten / kein Mensch auff Erden

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[280/0587] machen / sondern setzen noch diß dazu / Daß es Stende seyn der Volkommenheit / das ist / heiliger vnd höher Stende / denn andere / als Ehestand / Regentenstand. Vnd sind also in solcher jhrer Mönchischen Heucheley / vnd Phariseischem Wesen / vnzehliche andere grewliche Ketzerische Irrthumb begriffen. Denn sie rhümen sich für die allerheiligsten Leute / welche nicht allein die Gebot oder Praecepta, sondern auch die Consilia, das ist / die hohen Rehte / was die Schrifft von hohen Gaben / nicht ein Gebot / sondern ein Raht gibt / halten. Darnach so sie jhnen selbs ertichten / sie seyn so reich von verdienst vnd Heiligkeit / daß jhnen noch vberbleibt / so sind dennoch die from̃en Heiligen so milde / daß sie jhre merita supererogationis, jhre vbrige verdienst andern anbieten / vnd vmb einen gleichen Pfenning vmb Geld lassen zustehen. Dieses alles ist eytel grobe / grewliche / erlogen / erstuncken Heiligkeit / vnd eytel Phariseische Heucheley vnd Gleißnerey. Denn nach dem das erste Gebot Gottes (Du solt Gott deinen HERRN lieben von gantzem Hertzen / von gantzer Seel / etc.) höher ist / denn ein Mensch auff Erden begreiffen kan / nach dem es die höhest Theologia ist / daraus alle Propheten / alle Apostolen / jhr beste / höheste Lehre / als aus dem Brunne geschepfft haben / ja so es ein solch hohe Gebot ist / darnach allein aller Gottesdienst / alle Gottes Ehre / alle Opffer / alle Dancksagung / im Himmel vnd auff Erden reguliert / vnd gericht müssen werden / Also daß alle Gottesdienste / wie hoch / köstlich / vnd heilig sie scheinen / wenn sie ausser dem Gebot seyn / eytel Schalen vnd Hülsen ohne Kern / ja eytel Vnflat vnd Grewel für Gott seyn / welches hohe Gebot / so gar kein Heilig volkom̃en erfüllet hat / daß noch wol Nohe vnd Abraham / Dauid / Petrus vnd Paulus / da sich für vnuolkommen / für Sünder bekennen / vnd hie vnten bleiben müssen / So ist es vngehörter Phariseischer / ja recht Teuffelischer stoltz / daß ein Lausichter Barfüsser Mönch / oder dergleichen heiloser Heuchler sol sagen / ja predigen vnd lehren / Er habe das heilige hohe Gebot also volkömlich gehalten vnd erfüllet / vnd nach erfoddern vnd Willen Gottes so viel guter Werck gethan / daß jhm noch Verdienst vberblieben. Ja lieben Heuchler / wenn sich die heiligen Zehen Gebot / vnd das hohe Erste Gottes Gebot also erfüllen liessen / wie sich die Brod vnd die Parteken lassen in Sack stecken. Es sind vnuerschampte Heuchler / damit die Welt in diesen letzten Zeiten geplagt ist. Der Prophet Dauid sagt / Alle Menschen seyn Lügener / das ist / Kein Mensch auff Erden / auch nicht die Heiligen / achten oder fürchten GOtt so hoch vnd gros als sie solten / kein Mensch auff Erden

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/587>, abgerufen am 22.11.2024.