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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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gleubt vnd vertrawet Gott so gantz volkömlich als er sol / etc. Darumb sind es Lügen / vnd Heuchlische ertichte Trewme / daß die Mönche rhümen / sie leben nach der volkommenheit des Euangelij / vnd der Gebot Gottes / Oder thun mehr denn sie schüldig seyn / daß jhnen gute Wercke / vnd etliche Centner vbriger / vberflüssiger Heiligkeit im Vorraht bleiben.

Auch so ist das falsch vnd erlogen / Daß das Mönchleben solte seyn ein erfüllung der Consilien oder Rethe im Euangelio / Denn das Euangelium hat nirgend gerathen solche vnterscheid der Kleider / der Speise / oder durch solchen Bettelstab der Leute Güter auszusaugen / Denn es sind eytel Menschen Satzungen / von welchen Paulus sagt / die Speise macht vns nicht heiliger für Gott / etc. Darumb sind es auch nicht Gottesdienst / die für Gott from machen / sind auch nicht ein Euangelische volkommenheit / Sondern wenn man sie mit den prechtigen Titeln lehret / prediget / vnd ausschreyet so sinds wie sie Paulus nennet / rechte Teuffels Lehre.

Die Jungfrawschafft lobet Paulus / vnd als ein guten Raht prediget ers denen / welche dieselb gaben haben / wie ich hieroben gesagt hab / Derhalb ist es ein schendlicher / Hellischer Irrthum / lehren vnd halten / daß Euangelische Volkommenheit in Menschlichen Satzungen stehe / denn auff die weis möchten sich auch die Mahometisten vnd Türcken rhümen (denn sie haben auch Einsidel vnd Mönchen / wie gleubliche Historien verhanden) daß sie Euangelische Volkommenheit hielten / so ist auch die Euangelische Volkommenheit nicht in den dingen / welche Adiaphora sind / Sondern dieweil dieses das Reich Gottes ist / daß inwendig der heilige Geist vnsere Hertzen erleuchte / reinige / stercke / vnd daß er ein new Liecht vnd Leben in den Hertzen wircke / so ist die rechte Euangelische Christliche Volkommenheit / daß wir täglich im Glauben / in Gottes furcht / in trewlichem fleis des Beruffs vnd Ampts / das vns befohlen ist zunemen / wie auch Paulus die Volkommenheit beschreibet / da er sagt 2. Cor. 3. Wir werden verkleret in dasselbige Bilde / von einer klarheit zu der andern / als vom Geist des HErrn. Er saget nicht / wir gehen von einem Orden in den andern / Wir ziehen jetzund diese / denn jene Kappen an / jetzund diesen Gürtel / denn jenen Strick / etc. Es ist erbermlich / daß in der Christlichen Kirchen solche Phariseische / ja Türckische vnd Mahometische Lehre vberhand genommen haben / daß sie lehren / die Euangelische Volkommenheit / vnd das Reich Christi / durch welchs sich hie die ewige Güter / vnd das ewige Leben anheben / sollen stehen in Kappen / in Kleidern / in Speise / vnd dergleichen Kinderwerck /

gleubt vnd vertrawet Gott so gantz volkömlich als er sol / etc. Darumb sind es Lügen / vnd Heuchlische ertichte Trewme / daß die Mönche rhümen / sie leben nach der volkommenheit des Euangelij / vnd der Gebot Gottes / Oder thun mehr denn sie schüldig seyn / daß jhnen gute Wercke / vnd etliche Centner vbriger / vberflüssiger Heiligkeit im Vorraht bleiben.

Auch so ist das falsch vnd erlogen / Daß das Mönchleben solte seyn ein erfüllung der Consilien oder Rethe im Euangelio / Denn das Euangelium hat nirgend gerathen solche vnterscheid der Kleider / der Speise / oder durch solchen Bettelstab der Leute Güter auszusaugen / Denn es sind eytel Menschen Satzungen / von welchen Paulus sagt / die Speise macht vns nicht heiliger für Gott / etc. Darumb sind es auch nicht Gottesdienst / die für Gott from machen / sind auch nicht ein Euangelische volkommenheit / Sondern wenn man sie mit den prechtigen Titeln lehret / prediget / vnd ausschreyet so sinds wie sie Paulus nennet / rechte Teuffels Lehre.

Die Jungfrawschafft lobet Paulus / vnd als ein guten Raht prediget ers denen / welche dieselb gaben haben / wie ich hieroben gesagt hab / Derhalb ist es ein schendlicher / Hellischer Irrthum / lehren vnd halten / daß Euangelische Volkom̃enheit in Menschlichen Satzungen stehe / denn auff die weis möchten sich auch die Mahometisten vnd Türcken rhümen (denn sie haben auch Einsidel vnd Mönchen / wie gleubliche Historien verhanden) daß sie Euangelische Volkommenheit hielten / so ist auch die Euangelische Volkom̃enheit nicht in den dingen / welche Adiaphora sind / Sondern dieweil dieses das Reich Gottes ist / daß inwendig der heilige Geist vnsere Hertzen erleuchte / reinige / stercke / vnd daß er ein new Liecht vnd Leben in den Hertzen wircke / so ist die rechte Euangelische Christliche Volkom̃enheit / daß wir täglich im Glauben / in Gottes furcht / in trewlichem fleis des Beruffs vñ Ampts / das vns befohlen ist zunemen / wie auch Paulus die Volkom̃enheit beschreibet / da er sagt 2. Cor. 3. Wir werden verkleret in dasselbige Bilde / von einer klarheit zu der andern / als vom Geist des HErrn. Er saget nicht / wir gehen von einem Orden in den andern / Wir ziehen jetzund diese / denn jene Kappen an / jetzund diesen Gürtel / denn jenen Strick / etc. Es ist erbermlich / daß in der Christlichen Kirchen solche Phariseische / ja Türckische vnd Mahometische Lehre vberhand genom̃en haben / daß sie lehren / die Euangelische Volkom̃enheit / vnd das Reich Christi / durch welchs sich hie die ewige Güter / vnd das ewige Leben anheben / sollen stehen in Kappen / in Kleidern / in Speise / vnd dergleichen Kinderwerck /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/588>, abgerufen am 22.11.2024.