[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.allzu dienstbar / Roman. 6. daß er nicht allein kan aus eigener wahl außdencken / wehlen / fürnehmen / vnnd außrichten / was böse ist / Sondern kan von Natur / ohne den Geist Gottes / nicht anders gedencken / wöllen vnd thun / denn was böse / vnd GOTT zuwieder ist / Genes. 6. vnd 8. Roman. 8. vnd darzu hat er willen / lust vnd liebe / Prouerbio. 3. Isai. 3. vnd wird vom Teuffel darzu offt wünderlich getrieben / Ephes. 2. Zum Dritten aber / ist in diesem Artickel die fürnemste Frage / Was die Natürlichen Kreffte des Menschen / so durch die Sünde verderbet / vnd den der Heilige Geist noch nicht angefangen hat zuwiedergeberen vnd vernewern / in Geistlichen vnd Göttlichen sachen / belangend die Bekehrung zu Gott / vermögen / als da sind / warhafftige / rechtschaffene hertzliche Furcht GOttes / Glauben / Liebe / etc. anzufangen / vnd zu wege zubringen / (Denn sonst eusserlich vnd zum schein / der Pharisaische Freye wille / auch in diesen sachen sich viel bemühet / aber ist nichts rechtschaffens.) Auff diese Frage / wird aus Gottes Worte recht geantwortet / Daß der Natürliche Freye wille in den sachen / zum Guten erstorben sey / vnd nichts vermöge / Sondern / daß diß alles ein eigen Werck sey / allein GOttes des heiligen Geistes. Aber dieses muß auch alßbald mit fleis erkleret vnd verwaret werden / daß es nicht auff Enthusiastische weise verstanden werde / als wirckte der Heilige Geist die Bekehrung im Menschen also / daß gar keine enderung oder bewegung in des Menschen Verstande / willen vnd Hertzen geschehe vnd folgte / Denn wo keine enderung oder vernewerung der Gedancken / Sinnes vnd Gemüths ist / Wo kein verlangen ist zur Gnade Gottes / keine Bewilligung oder Consenß des gepredigten Worts / kein guter Vorsatz dem Wort zufolgen / kein fleis noch mühe dem alten Adam zuwehren / dem bösen willen zuwiederstreben / vnd sich in Gottes willen zuergeben / etc. da ist ohne zweifel auch keine warhafftige Bekehrung. Vnd sollen die Leute offt erinnert werden / daß solche stücke in warhafftiger Bekehrung müssen verhanden seyn / vnd sollen auch darzu vermahnet werden. Aber diß ist die Frage / darauff der rechte status controuersiae stehet / Woher der Mensch solche enderung des Sinnes vnnd Willens / verlangen / bewilligung / Vorsatz / Fleis / etc. Geschickligkeit / vnd vermögen solches zugedencken / zu wöllen / fürzunehmen / vnd außzurichten / vberkomme vnd habe / Ob er solchs aus seinen eigenen krefften allein vermöge / Oder / ob der Mensch aus seiner Natürlichen Geschickligkeit den Anfang mache / vnd alßdenn erst der Heilige Geist zu hülff komme / Oder / wenn der heilige Geist seine Wirckung allzu dienstbar / Roman. 6. daß er nicht allein kan aus eigener wahl außdencken / wehlen / fürnehmen / vnnd außrichten / was böse ist / Sondern kan von Natur / ohne den Geist Gottes / nicht anders gedencken / wöllen vnd thun / denn was böse / vnd GOTT zuwieder ist / Genes. 6. vnd 8. Roman. 8. vnd darzu hat er willen / lust vnd liebe / Prouerbio. 3. Isai. 3. vnd wird vom Teuffel darzu offt wünderlich getrieben / Ephes. 2. Zum Dritten aber / ist in diesem Artickel die fürnemste Frage / Was die Natürlichen Kreffte des Menschen / so durch die Sünde verderbet / vnd den der Heilige Geist noch nicht angefangen hat zuwiedergeberen vnd vernewern / in Geistlichen vnd Göttlichen sachen / belangend die Bekehrung zu Gott / vermögen / als da sind / warhafftige / rechtschaffene hertzliche Furcht GOttes / Glauben / Liebe / etc. anzufangen / vnd zu wege zubringen / (Denn sonst eusserlich vnd zum schein / der Pharisaische Freye wille / auch in diesen sachen sich viel bemühet / aber ist nichts rechtschaffens.) Auff diese Frage / wird aus Gottes Worte recht geantwortet / Daß der Natürliche Freye wille in den sachen / zum Guten erstorben sey / vnd nichts vermöge / Sondern / daß diß alles ein eigen Werck sey / allein GOttes des heiligen Geistes. Aber dieses muß auch alßbald mit fleis erkleret vnd verwaret werden / daß es nicht auff Enthusiastische weise verstanden werde / als wirckte der Heilige Geist die Bekehrung im Menschen also / daß gar keine enderung oder bewegung in des Menschen Verstande / willen vnd Hertzen geschehe vnd folgte / Denn wo keine enderung oder vernewerung der Gedancken / Sinnes vnd Gemüths ist / Wo kein verlangen ist zur Gnade Gottes / keine Bewilligung oder Consenß des gepredigten Worts / kein guter Vorsatz dem Wort zufolgen / kein fleis noch mühe dem alten Adam zuwehren / dem bösen willen zuwiederstreben / vnd sich in Gottes willen zuergeben / etc. da ist ohne zweifel auch keine warhafftige Bekehrung. Vnd sollen die Leute offt erinnert werden / daß solche stücke in warhafftiger Bekehrung müssen verhanden seyn / vnd sollen auch darzu vermahnet werden. Aber diß ist die Frage / darauff der rechte status controuersiae stehet / Woher der Mensch solche enderung des Sinnes vnnd Willens / verlangen / bewilligung / Vorsatz / Fleis / etc. Geschickligkeit / vnd vermögen solches zugedencken / zu wöllen / fürzunehmen / vnd außzurichten / vberkomme vnd habe / Ob er solchs aus seinen eigenen krefften allein vermöge / Oder / ob der Mensch aus seiner Natürlichen Geschickligkeit den Anfang mache / vnd alßdenn erst der Heilige Geist zu hülff komme / Oder / wenn der heilige Geist seine Wirckung <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0066"/> allzu dienstbar / Roman. 6. daß er nicht allein kan aus eigener wahl außdencken / wehlen / fürnehmen / vnnd außrichten / was böse ist / Sondern kan von Natur / ohne den Geist Gottes / nicht anders gedencken / wöllen vnd thun / denn was böse / vnd GOTT zuwieder ist / Genes. 6. vnd 8. Roman. 8. vnd darzu hat er willen / lust vnd liebe / Prouerbio. 3. Isai. 3. vnd wird vom Teuffel darzu offt wünderlich getrieben / Ephes. 2.</p> <p>Zum Dritten aber / ist in diesem Artickel die fürnemste Frage / Was die Natürlichen Kreffte des Menschen / so durch die Sünde verderbet / vnd den der Heilige Geist noch nicht angefangen hat zuwiedergeberen vnd vernewern / in Geistlichen vnd Göttlichen sachen / belangend die Bekehrung zu Gott / vermögen / als da sind / warhafftige / rechtschaffene hertzliche Furcht GOttes / Glauben / Liebe / etc. anzufangen / vnd zu wege zubringen / (Denn sonst eusserlich vnd zum schein / der Pharisaische Freye wille / auch in diesen sachen sich viel bemühet / aber ist nichts rechtschaffens.) Auff diese Frage / wird aus Gottes Worte recht geantwortet / Daß der Natürliche Freye wille in den sachen / zum Guten erstorben sey / vnd nichts vermöge / Sondern / daß diß alles ein eigen Werck sey / allein GOttes des heiligen Geistes. Aber dieses muß auch alßbald mit fleis erkleret vnd verwaret werden / daß es nicht auff Enthusiastische weise verstanden werde / als wirckte der Heilige Geist die Bekehrung im Menschen also / daß gar keine enderung oder bewegung in des Menschen Verstande / willen vnd Hertzen geschehe vnd folgte / Denn wo keine enderung oder vernewerung der Gedancken / Sinnes vnd Gemüths ist / Wo kein verlangen ist zur Gnade Gottes / keine Bewilligung oder Consenß des gepredigten Worts / kein guter Vorsatz dem Wort zufolgen / kein fleis noch mühe dem alten Adam zuwehren / dem bösen willen zuwiederstreben / vnd sich in Gottes willen zuergeben / etc. da ist ohne zweifel auch keine warhafftige Bekehrung. 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Zum Dritten aber / ist in diesem Artickel die fürnemste Frage / Was die Natürlichen Kreffte des Menschen / so durch die Sünde verderbet / vnd den der Heilige Geist noch nicht angefangen hat zuwiedergeberen vnd vernewern / in Geistlichen vnd Göttlichen sachen / belangend die Bekehrung zu Gott / vermögen / als da sind / warhafftige / rechtschaffene hertzliche Furcht GOttes / Glauben / Liebe / etc. anzufangen / vnd zu wege zubringen / (Denn sonst eusserlich vnd zum schein / der Pharisaische Freye wille / auch in diesen sachen sich viel bemühet / aber ist nichts rechtschaffens.) Auff diese Frage / wird aus Gottes Worte recht geantwortet / Daß der Natürliche Freye wille in den sachen / zum Guten erstorben sey / vnd nichts vermöge / Sondern / daß diß alles ein eigen Werck sey / allein GOttes des heiligen Geistes. Aber dieses muß auch alßbald mit fleis erkleret vnd verwaret werden / daß es nicht auff Enthusiastische weise verstanden werde / als wirckte der Heilige Geist die Bekehrung im Menschen also / daß gar keine enderung oder bewegung in des Menschen Verstande / willen vnd Hertzen geschehe vnd folgte / Denn wo keine enderung oder vernewerung der Gedancken / Sinnes vnd Gemüths ist / Wo kein verlangen ist zur Gnade Gottes / keine Bewilligung oder Consenß des gepredigten Worts / kein guter Vorsatz dem Wort zufolgen / kein fleis noch mühe dem alten Adam zuwehren / dem bösen willen zuwiederstreben / vnd sich in Gottes willen zuergeben / etc. da ist ohne zweifel auch keine warhafftige Bekehrung. Vnd sollen die Leute offt erinnert werden / daß solche stücke in warhafftiger Bekehrung müssen verhanden seyn / vnd sollen auch darzu vermahnet werden.
Aber diß ist die Frage / darauff der rechte status controuersiae stehet / Woher der Mensch solche enderung des Sinnes vnnd Willens / verlangen / bewilligung / Vorsatz / Fleis / etc. Geschickligkeit / vnd vermögen solches zugedencken / zu wöllen / fürzunehmen / vnd außzurichten / vberkomme vnd habe / Ob er solchs aus seinen eigenen krefften allein vermöge / Oder / ob der Mensch aus seiner Natürlichen Geschickligkeit den Anfang mache / vnd alßdenn erst der Heilige Geist zu hülff komme / Oder / wenn der heilige Geist seine Wirckung
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/66>, abgerufen am 17.07.2024. |