[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.ich nicht dauon / was für Samen beyeinander seyn / sondern was eines jeden sein eigene Krafft sey? So sage nu hie / was allein der Glaube thue / vnd plauder nicht dauon / mit welchen Tugenden der Glaube sich versamle. Allein aber der Glaube ergreiffet die Verheissung / das ist allein des Glaubens eigen Ampt oder Werck. Die andern Tugenden aber gehen mit andern Sachen vmb. Haec Lutherus. Ist derwegen ein andere Frage / Wobey vnd durch was Merckzeichen der ertichte vnd todte Glaube möge vnd solle erkant vnd vnterschieden werden / von dem wahren vnd lebendigen Glauben / welcher bey wahrer Busse ist / vnd durch die Liebe wircket / vnd gute Werck bringet / dabey man jhn als war vnd lebendig erkennet. Der Glaube aber / der ohne Busse ist / vnd keine gute früchte bringet / sondern erzeiget sich nur mit bösen Wercken / der ist ohn allen zweiffel ein ertichter vnd todter Glaube. Auff die meynung saget auch die Apologia, Jacobi meynung sey / daß wir nicht durch einen solchen Glauben gerecht werden / der ohne gute Werck oder ein todter Glaube ist / Denn die sichern Leut zu seiner zeit machten jhnen diese Gedancken / Sie hetten einen Glauben / so sie doch ohne wahren Glauben waren. Aber viel ein ander Frage ist diß / Aus was Krafft / wie / warumb vnd woher der Glaube gerecht mache / Lebendig sey oder das Leben habe / vnd lebendig mache / nemlich nicht darumb / noch daher / daß er so ein grosse Tugend sey / oder darumb / weil er gute Wercke thue / oder neben sich die Liebe habe / Sondern darumb vnd daher / Weil er im Wort vnd Sacramenten Christum / der da vnser Gerechtigkeit vnd Leben ist / ergreiffet vnd annimpt. So muß auch die Person zuuor durch den Glauben gerecht seyn / ehe denn sie einige gute vnd Gott wolgefellige Werck thun kan / Ist derhalben falsch / was die Papisten sagen / Der Glaube / so ferne er bey sich hat die Liebe / damit er für Gott gezieret stehet / der mache gerecht. So werden wir nu allein durch den Glauben gerecht / Aber nit allein im anfang der bekerung / oder allein vorher / ehe denn die Ernewerung erfolget / Sondern auch als denn / Da wir schon beyde wiedergeboren vnd Ernewert sind / vnd gute Werck haben / stehet doch vnsere Gerechtigkeit für Gott / dadurch wir jm gefallen vnd angenem seyn zum ewigen Leben / allein in gnediger acceptation oder Vergebung der Sünden / aus lauter Gnaden / allein durch den Glauben / vnd nur allein vmb des HErrn Christi willen. Vnd auff diese weis Practicieren auch alle Heiligen diesen Artickel der Rechtfertigung / wenn sie bitten vnd beten HErr vergib vns vnser Schuld. Wie denn auch Paulus Romano. 4. aus dem 15. Cap. Gen. Abraham für sich nimpt / als er schon bekehret / ich nicht dauon / was für Samen beyeinander seyn / sondern was eines jeden sein eigene Krafft sey? So sage nu hie / was allein der Glaube thue / vnd plauder nicht dauon / mit welchen Tugenden der Glaube sich versamle. Allein aber der Glaube ergreiffet die Verheissung / das ist allein des Glaubens eigen Ampt oder Werck. Die andern Tugenden aber gehen mit andern Sachen vmb. Haec Lutherus. Ist derwegen ein andere Frage / Wobey vnd durch was Merckzeichen der ertichte vnd todte Glaube möge vnd solle erkant vnd vnterschieden werden / von dem wahren vnd lebendigen Glauben / welcher bey wahrer Busse ist / vnd durch die Liebe wircket / vñ gute Werck bringet / dabey man jhn als war vnd lebendig erkennet. Der Glaube aber / der ohne Busse ist / vnd keine gute früchte bringet / sondern erzeiget sich nur mit bösen Wercken / der ist ohn allen zweiffel ein ertichter vnd todter Glaube. Auff die meynung saget auch die Apologia, Jacobi meynung sey / daß wir nicht durch einen solchen Glauben gerecht werden / der ohne gute Werck oder ein todter Glaube ist / Denn die sichern Leut zu seiner zeit machten jhnen diese Gedancken / Sie hetten einen Glauben / so sie doch ohne wahren Glauben waren. Aber viel ein ander Frage ist diß / Aus was Krafft / wie / warumb vnd woher der Glaube gerecht mache / Lebendig sey oder das Leben habe / vnd lebendig mache / nemlich nicht darumb / noch daher / daß er so ein grosse Tugend sey / oder darumb / weil er gute Wercke thue / oder neben sich die Liebe habe / Sondern darumb vnd daher / Weil er im Wort vnd Sacramenten Christum / der da vnser Gerechtigkeit vnd Leben ist / ergreiffet vnd annimpt. So muß auch die Person zuuor durch den Glauben gerecht seyn / ehe denn sie einige gute vnd Gott wolgefellige Werck thun kan / Ist derhalben falsch / was die Papisten sagen / Der Glaube / so ferne er bey sich hat die Liebe / damit er für Gott gezieret stehet / der mache gerecht. So werden wir nu allein durch den Glauben gerecht / Aber nit allein im anfang der bekerung / oder allein vorher / ehe denn die Ernewerung erfolget / Sondern auch als denn / Da wir schon beyde wiedergeboren vnd Ernewert sind / vnd gute Werck haben / stehet doch vnsere Gerechtigkeit für Gott / dadurch wir jm gefallen vnd angenem seyn zum ewigen Leben / allein in gnediger acceptation oder Vergebung der Sünden / aus lauter Gnaden / allein durch den Glauben / vnd nur allein vmb des HErrn Christi willen. Vnd auff diese weis Practicieren auch alle Heiligen diesen Artickel der Rechtfertigung / wenn sie bitten vnd beten HErr vergib vns vnser Schuld. Wie denn auch Paulus Romano. 4. aus dem 15. Cap. Gen. Abraham für sich nimpt / als er schon bekehret / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0761" n="93"/> ich nicht dauon / was für Samen beyeinander seyn / sondern was eines jeden sein eigene Krafft sey? So sage nu hie / was allein der Glaube thue / vnd plauder nicht dauon / mit welchen Tugenden der Glaube sich versamle. Allein aber der Glaube ergreiffet die Verheissung / das ist allein des Glaubens eigen Ampt oder Werck. Die andern Tugenden aber gehen mit andern Sachen vmb. <hi rendition="#i">Haec Lutherus.</hi></p> <p>Ist derwegen ein andere Frage / Wobey vnd durch was Merckzeichen der ertichte vnd todte Glaube möge vnd solle erkant vnd vnterschieden werden / von dem wahren vnd lebendigen Glauben / welcher bey wahrer Busse ist / vnd durch die Liebe wircket / vñ gute Werck bringet / dabey man jhn als war vnd lebendig erkennet. Der Glaube aber / der ohne Busse ist / vnd keine gute früchte bringet / sondern erzeiget sich nur mit bösen Wercken / der ist ohn allen zweiffel ein ertichter vnd todter Glaube. Auff die meynung saget auch die <hi rendition="#i">Apologia</hi>, Jacobi meynung sey / daß wir nicht durch einen solchen Glauben gerecht werden / der ohne gute Werck oder ein todter Glaube ist / Denn die sichern Leut zu seiner zeit machten jhnen diese Gedancken / Sie hetten einen Glauben / so sie doch ohne wahren Glauben waren.</p> <p>Aber viel ein ander Frage ist diß / Aus was Krafft / wie / warumb vnd woher der Glaube gerecht mache / Lebendig sey oder das Leben habe / vnd lebendig mache / nemlich nicht darumb / noch daher / daß er so ein grosse Tugend sey / oder darumb / weil er gute Wercke thue / oder neben sich die Liebe habe / Sondern darumb vnd daher / Weil er im Wort vnd Sacramenten Christum / der da vnser Gerechtigkeit vnd Leben ist / ergreiffet vnd annimpt. So muß auch die Person zuuor durch den Glauben gerecht seyn / ehe denn sie einige gute vnd Gott wolgefellige Werck thun kan / Ist derhalben falsch / was die Papisten sagen / Der Glaube / so ferne er bey sich hat die Liebe / damit er für Gott gezieret stehet / der mache gerecht. So werden wir nu allein durch den Glauben gerecht / Aber nit allein im anfang der bekerung / oder allein vorher / ehe denn die Ernewerung erfolget / Sondern auch als denn / Da wir schon beyde wiedergeboren vnd Ernewert sind / vnd gute Werck haben / stehet doch vnsere Gerechtigkeit für Gott / dadurch wir jm gefallen vnd angenem seyn zum ewigen Leben / allein in gnediger acceptation oder Vergebung der Sünden / aus lauter Gnaden / allein durch den Glauben / vnd nur allein vmb des HErrn Christi willen. Vnd auff diese weis Practicieren auch alle Heiligen diesen Artickel der Rechtfertigung / wenn sie bitten vnd beten HErr vergib vns vnser Schuld. Wie denn auch Paulus Romano. 4. aus dem 15. Cap. Gen. Abraham für sich nimpt / als er schon bekehret / </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0761]
ich nicht dauon / was für Samen beyeinander seyn / sondern was eines jeden sein eigene Krafft sey? So sage nu hie / was allein der Glaube thue / vnd plauder nicht dauon / mit welchen Tugenden der Glaube sich versamle. Allein aber der Glaube ergreiffet die Verheissung / das ist allein des Glaubens eigen Ampt oder Werck. Die andern Tugenden aber gehen mit andern Sachen vmb. Haec Lutherus.
Ist derwegen ein andere Frage / Wobey vnd durch was Merckzeichen der ertichte vnd todte Glaube möge vnd solle erkant vnd vnterschieden werden / von dem wahren vnd lebendigen Glauben / welcher bey wahrer Busse ist / vnd durch die Liebe wircket / vñ gute Werck bringet / dabey man jhn als war vnd lebendig erkennet. Der Glaube aber / der ohne Busse ist / vnd keine gute früchte bringet / sondern erzeiget sich nur mit bösen Wercken / der ist ohn allen zweiffel ein ertichter vnd todter Glaube. Auff die meynung saget auch die Apologia, Jacobi meynung sey / daß wir nicht durch einen solchen Glauben gerecht werden / der ohne gute Werck oder ein todter Glaube ist / Denn die sichern Leut zu seiner zeit machten jhnen diese Gedancken / Sie hetten einen Glauben / so sie doch ohne wahren Glauben waren.
Aber viel ein ander Frage ist diß / Aus was Krafft / wie / warumb vnd woher der Glaube gerecht mache / Lebendig sey oder das Leben habe / vnd lebendig mache / nemlich nicht darumb / noch daher / daß er so ein grosse Tugend sey / oder darumb / weil er gute Wercke thue / oder neben sich die Liebe habe / Sondern darumb vnd daher / Weil er im Wort vnd Sacramenten Christum / der da vnser Gerechtigkeit vnd Leben ist / ergreiffet vnd annimpt. So muß auch die Person zuuor durch den Glauben gerecht seyn / ehe denn sie einige gute vnd Gott wolgefellige Werck thun kan / Ist derhalben falsch / was die Papisten sagen / Der Glaube / so ferne er bey sich hat die Liebe / damit er für Gott gezieret stehet / der mache gerecht. So werden wir nu allein durch den Glauben gerecht / Aber nit allein im anfang der bekerung / oder allein vorher / ehe denn die Ernewerung erfolget / Sondern auch als denn / Da wir schon beyde wiedergeboren vnd Ernewert sind / vnd gute Werck haben / stehet doch vnsere Gerechtigkeit für Gott / dadurch wir jm gefallen vnd angenem seyn zum ewigen Leben / allein in gnediger acceptation oder Vergebung der Sünden / aus lauter Gnaden / allein durch den Glauben / vnd nur allein vmb des HErrn Christi willen. Vnd auff diese weis Practicieren auch alle Heiligen diesen Artickel der Rechtfertigung / wenn sie bitten vnd beten HErr vergib vns vnser Schuld. Wie denn auch Paulus Romano. 4. aus dem 15. Cap. Gen. Abraham für sich nimpt / als er schon bekehret /
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