Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 6, Czernowitz, 05.01.1904.Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904. [Spaltenumbruch] zehn Tänzer zeigten bereits offenbare Zeichen von Ermüdung -- ihre Gesichter waren bleich und ihre Augen waren von verdächtigen schwarzen Ringen umgeben. Aber sie behaupteten, ebenso lange aushalten zu können wie die Musikkapelle; um ihre Kräfte aufrecht zu halten, brachten ihnen ihre Freunde unter den Zuschauern von Zeit zu Zeit Apfelsinen, Brandy, Kaffee und andere anregende Mittel, die sie im Tanzen zu sich nehmen mußten. Ein Paar hatte ein schweres Mißgeschick; denn nachdem der Kavalier mutig sechs Stunden lang getanzt hatte, teilte er seiner noch bereitwilligen Partnerin mit, daß er um fünf Uhr an die Arbeit müsse (es war ein Schweine- schlächter), und verließ mit bedauerndem Abschiedsgruß hastig den Saal. Die Paare, die noch auf dem Tanzboden blieben, hielten noch ungefähr eine Stunde länger aus, und als alle anderen Mitbewerber unterlegen waren, tanzten die "Ueber- lebenden" noch eine letzte Runde im Saal nm 5 Uhr 45 Minuten morgens. Sie hatten fast sieben Stunden getanzt. Als sie endeten, brachten ihnen die Zuschauer eine donnernde Ovation dar. Die Versammlung wußte nicht, wem sie mehr Beifall klatschen sollte, den Tänzern oder dem Orchester, das während des Tanzes eine endlose Kette von 161 Walzern gespielt hatte. Der männliche Sieger schreibt seinen Sieg seiner zarten Partnerin zu, die ihn immer wieder ermutigt hatte, auszuharren. Ein Bäckerstreik in Lemberg. Aus Lemberg Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 4. Jänner 1904. Landespräsident Prinz Hohenlohe wird sich, Auszeichnung. Der Kaiser hat dem Ober-Bezirks- Von der Güterdirektion. Der Hofrat und Domänen- Eine neue Bauordnung für die Städte, Marktorte und Landgemeinden der Bukowina hat der Landtag im letzten Augenblicke, knapp vor Torschluß Das israelitische Waiseuhaus dürfte nun vielleicht Der Kaiserin Elisabeth-Berein (zur Beköstigung Von der israel.-deutschen Volksschule. In der Der 23. Tanzri. Nachstehend reproduziren wir die Czernowitzer Volksküche. Im letzten Quartale Ein merkwürdiger Pachtvertrag. Reichs- Advokaturs- und Notariatsbeamtenverein Czernowitz. Das am 2. d. M. stattgehabte Tanzkränzchen Ein Hebammen-Verein. Vom Stadtphysikate Ein musikalisch-deklamatorischer Abend wird Straßenunfall. Gestern 3 Uhr nachmittags wurde Eine gefährliche Diebsbande hat die Polizei Großer Kesselbrand. In der Bahnstation Zuczka Polizeiliches. Dem Jahresausweise über die im Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904. [Spaltenumbruch] zehn Tänzer zeigten bereits offenbare Zeichen von Ermüdung — ihre Geſichter waren bleich und ihre Augen waren von verdächtigen ſchwarzen Ringen umgeben. Aber ſie behaupteten, ebenſo lange aushalten zu können wie die Muſikkapelle; um ihre Kräfte aufrecht zu halten, brachten ihnen ihre Freunde unter den Zuſchauern von Zeit zu Zeit Apfelſinen, Brandy, Kaffee und andere anregende Mittel, die ſie im Tanzen zu ſich nehmen mußten. Ein Paar hatte ein ſchweres Mißgeſchick; denn nachdem der Kavalier mutig ſechs Stunden lang getanzt hatte, teilte er ſeiner noch bereitwilligen Partnerin mit, daß er um fünf Uhr an die Arbeit müſſe (es war ein Schweine- ſchlächter), und verließ mit bedauerndem Abſchiedsgruß haſtig den Saal. Die Paare, die noch auf dem Tanzboden blieben, hielten noch ungefähr eine Stunde länger aus, und als alle anderen Mitbewerber unterlegen waren, tanzten die „Ueber- lebenden“ noch eine letzte Runde im Saal nm 5 Uhr 45 Minuten morgens. Sie hatten faſt ſieben Stunden getanzt. Als ſie endeten, brachten ihnen die Zuſchauer eine donnernde Ovation dar. Die Verſammlung wußte nicht, wem ſie mehr Beifall klatſchen ſollte, den Tänzern oder dem Orcheſter, das während des Tanzes eine endloſe Kette von 161 Walzern geſpielt hatte. Der männliche Sieger ſchreibt ſeinen Sieg ſeiner zarten Partnerin zu, die ihn immer wieder ermutigt hatte, auszuharren. Ein Bäckerſtreik in Lemberg. Aus Lemberg Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 4. Jänner 1904. Landespräſident Prinz Hohenlohe wird ſich, Auszeichnung. Der Kaiſer hat dem Ober-Bezirks- Von der Güterdirektion. Der Hofrat und Domänen- Eine neue Bauordnung für die Städte, Marktorte und Landgemeinden der Bukowina hat der Landtag im letzten Augenblicke, knapp vor Torſchluß Das iſraelitiſche Waiſeuhaus dürfte nun vielleicht Der Kaiſerin Eliſabeth-Berein (zur Beköſtigung Von der iſrael.-deutſchen Volksſchule. In der Der 23. Tanzri. Nachſtehend reproduziren wir die Czernowitzer Volksküche. Im letzten Quartale Ein merkwürdiger Pachtvertrag. Reichs- Advokaturs- und Notariatsbeamtenverein Czernowitz. Das am 2. d. M. ſtattgehabte Tanzkränzchen Ein Hebammen-Verein. Vom Stadtphyſikate Ein muſikaliſch-deklamatoriſcher Abend wird Straßenunfall. Geſtern 3 Uhr nachmittags wurde Eine gefährliche Diebsbande hat die Polizei Großer Keſſelbrand. In der Bahnſtation Zuczka Polizeiliches. Dem Jahresausweiſe über die im <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904.</hi></fw><lb/><cb/> zehn Tänzer zeigten bereits offenbare Zeichen von Ermüdung<lb/> — ihre Geſichter waren bleich und ihre Augen waren von<lb/> verdächtigen ſchwarzen Ringen umgeben. Aber ſie behaupteten,<lb/> ebenſo lange aushalten zu können wie die Muſikkapelle; um<lb/> ihre Kräfte aufrecht zu halten, brachten ihnen ihre Freunde<lb/> unter den Zuſchauern von Zeit zu Zeit Apfelſinen, Brandy,<lb/> Kaffee und andere anregende Mittel, die ſie im Tanzen zu<lb/> ſich nehmen mußten. Ein Paar hatte ein ſchweres Mißgeſchick;<lb/> denn nachdem der Kavalier mutig ſechs Stunden lang getanzt<lb/> hatte, teilte er ſeiner noch bereitwilligen Partnerin mit, daß<lb/> er um fünf Uhr an die Arbeit müſſe (es war ein Schweine-<lb/> ſchlächter), und verließ mit bedauerndem Abſchiedsgruß haſtig<lb/> den Saal. Die Paare, die noch auf dem Tanzboden blieben,<lb/> hielten noch ungefähr eine Stunde länger aus, und als alle<lb/> anderen Mitbewerber unterlegen waren, tanzten die „Ueber-<lb/> lebenden“ noch eine letzte Runde im Saal nm 5 Uhr 45<lb/> Minuten morgens. Sie hatten faſt ſieben Stunden getanzt.<lb/> Als ſie endeten, brachten ihnen die Zuſchauer eine donnernde<lb/> Ovation dar. Die Verſammlung wußte nicht, wem ſie mehr<lb/> Beifall klatſchen ſollte, den Tänzern oder dem Orcheſter, das<lb/> während des Tanzes eine endloſe Kette von 161 Walzern<lb/> geſpielt hatte. Der männliche Sieger ſchreibt ſeinen Sieg<lb/> ſeiner zarten Partnerin zu, die ihn immer wieder ermutigt<lb/> hatte, auszuharren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Bäckerſtreik in Lemberg.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Lemberg</hi><lb/> wird uns berichtet: Der Bäckerſtreik, deſſen Ausbruch ich<lb/> ſchon geſtern telegraphiſch meldete, nimmt immer größere<lb/> Dimenſionen an und droht ein allgemeiner zu werden. Bis<lb/> nun wurde in 20 Bäckereien die Arbeit eingeſtellt. 150 Arbeiter<lb/> nehmen an dem Streik teil. Für heute ſind Unterhandlungen<lb/> der Brotgeber mit den Bäckergehilfen angeſagt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 4. Jänner 1904.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Landespräſident Prinz Hohenlohe</hi> </head> <p>wird ſich,<lb/> wie wir erfahren, am 8. d. M. nach Wien begeben, um eine<lb/> Reihe wichtiger Verwaltungsangelegenheiten mit den Reſſort-<lb/> chefs der Zentralſtellen zu beſprechen. Prinz <hi rendition="#g">Hohenlohe</hi><lb/> dürfte etwa 10 Tage in Wien verbleiben und am 18. oder<lb/> 19. Jänner in Czernowitz wieder eintreffen. — Se. Durch-<lb/> laucht dürfte auch von Sr. Majeſtät dem Kaiſer in Audienz<lb/> empfangen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Auszeichnung.</hi> </head> <p>Der Kaiſer hat dem Ober-Bezirks-<lb/> arzt Dr. Moritz <hi rendition="#g">Rudnik</hi> das Ritterkreuz des Franz-Joſefs-<lb/> Ordens verliehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Güterdirektion.</hi> </head> <p>Der Hofrat und Domänen-<lb/> direktor <hi rendition="#g">Ullmann</hi> begibt ſich dieſer Tage in dienſtlichen<lb/> Angelegenheiten nach Lemberg und von dort nach Wien, wo<lb/> er ungefähr acht Tage verbleiben dürfte. Die Lemberger Reiſe<lb/> ſoll mit der Gründung einer chemiſchen Fabrik in Galizien in<lb/> Zuſammenhang ſtehen, für welche die Louiſenthaler Schwefel-<lb/> kieſe geliefert werden dürften. In Wien ſoll bei der Zentral-<lb/> ſtelle die Errichtung einer <hi rendition="#g">Holzſchleiferei</hi> in einem<lb/> ſüdlichen Verwaltungsbezirk der Bukowina zur Sprache ge-<lb/> bracht werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine neue Bauordnung für die Städte,<lb/> Marktorte und Landgemeinden der Bukowina</hi> </head><lb/> <p>hat der Landtag im letzten Augenblicke, knapp vor Torſchluß<lb/> ſozuſagen, votirt. Durch die beiden neuen Geſetzentwürfe wird<lb/> vorausſichtlich eine große Umwälzung auf dem Gebiete des<lb/> Bauweſens in der Bukowina bewirkt werden. Von den Be-<lb/> ſtimmungen der Bauordnung für die Städte (mit Ausnahme<lb/> der Stadt Czernowitz) ſind hervorzuheben: die Feſtſetzung der<lb/><hi rendition="#g">Baulinie</hi> und des Niveaus, die vom Gemeindeausſchuſſe<lb/> zu veranlaßende Aufſtellung eines <hi rendition="#g">allgemeinen Regu-<lb/> lirungsplanes,</hi> Wiederherſtellung zerſtörter Stadtteile,<lb/><hi rendition="#g">Enteignung,</hi> Verbauung größerer Grundflächen, Bauten<lb/> für induſtrielle Zwecke, ſolche an öffentlichen Straßen ꝛc. —<lb/> Von grundlegender Bedeutung für die Landbevölkerung ſind<lb/> die Beſtimmungen der neuen Bauordnung für die Landge-<lb/> meinden und Marktorte. Die primitiven Lebensbedingungeu<lb/> der Bauern ſollen durch die neue Bauordnung in mannig-<lb/> facher Beziehung Aenderungen zum Beſſern erfahren, die den<lb/> armen Naturmenſchen draußen auf dem flachen Lande ſchwer<lb/> genug werden dürften. Insbeſondere werden die Beſtim-<lb/> mungen über Ableitung der Jauche, Ablagerung des Düngers,<lb/> Einführung von Rauchfängen und ähuliches mehr die Bauern<lb/> ſehr hart treffen. Es wird auch beſonders darauf geſehen<lb/> werden, daß der Verunreinigung der Brunnen und dadurch<lb/> dem Ausbruche epidemiſcher Krankheiten vorgebeugt werde.<lb/> Wenn auch manche der neuen Baubeſtimmungen die Land-<lb/> bevölkerung hart treffen werden, ſo war die Erlaſſung der<lb/> neuen Bauordnung doch notwendig, um die ſanitären Zuſtände<lb/> auf dem Lande allmählig einer Beſſerung zuzuführen. Die<lb/> beiden Geſetzesvorlagen dürften ſchon in allernächſter Zeit<lb/> die a. h. Sanktion erlangen. Doch beſteht in der Landes-<lb/> regierung die Abſicht, bei Erlaſſung der Durchführungsver-<lb/> ordnungen, <hi rendition="#g">Uebergangsbeſtimmungen</hi> zu ſchaffen,<lb/> durch die den Bauern die Möglichkeit geboten werden ſoll,<lb/> ſich ſukzeſſive den Beſtimmungen des neuen Geſetzes anzupaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das iſraelitiſche Waiſeuhaus</hi> </head> <p>dürfte nun vielleicht<lb/> doch ſchon am 1. Februar eröffnet werden. Die Bukowiner<lb/> Landesregierung als Stiftungsbehörde hat dem Kultusvorſtande<lb/> nämlich die Bewilligung erteilt, daß zur Aktivierung des<lb/> Franz-Joſeph-Jubiläumswaiſenhauſes der Betrag von 50.000<lb/> Krouen als Darlehen aus der Joſefine Wagner’ſchen Waiſen-<lb/> hausſtiftung entnommen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Kaiſerin Eliſabeth-Berein</hi> </head> <p>(zur Beköſtigung<lb/> armer iſraelitiſcher Schulkinder in Czernowitz) hat im abge-<lb/> laufenen Monate Dezember 4509 Schulkinder u. zw. 3626<lb/> Volksſchulkinder und 883 Mittelſchüler aus Vereinsmitteln<lb/> beſpeiſt. — Dies meldet kurz unſer Lokalbericht und der Leſer<lb/> geht leicht gleichgiltig über die trockene „Vereinsnachricht“<lb/><cb/> hinweg. Es iſt aber keine Vereinsmeierei, die hier getrieben<lb/> wird, ſondern Humanität, echte reine Nächſtenliebe, wie nur<lb/> Frauen einer ſolchen fähig ſind, Frauen mit einem guten<lb/> fühlenden Herzen und mit einem klaren Blick für<lb/> das Leben, in dem es ſoviel Elend gibt. Elend und Hunger,<lb/> dieſe beiden Schrecken der Großſtadt zu bekämpfen, hat ſich<lb/> ein Kranz liebenswürdiger Damen, Frau Lina <hi rendition="#g">Roth</hi> an der<lb/> Spitze, zum Ziele geſetzt. Der Kaiſerin Eliſabeth-Verein, der<lb/> ſchon ſeit einer Reihe von Jahren in Czernowitz wirkt, hat<lb/> ſoviel Gutes ſchon geſtiftet, daß ſein Ruf genügt. Wenn wir<lb/> aber doch öffentlich noch darum bitten, den Verein zu fördern,<lb/> durch Spenden und Beitritt, ſo geſchieht es im Namen der<lb/> vielen hungernden Kleinen in der Stadt, für die beſcheidene<lb/> Vereinsmittel am Ende doch nicht langen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der iſrael.-deutſchen Volksſchule.</hi> </head> <p>In der<lb/> geſtrigen Sitzung des iſraelitiſchen Kultusrates wurde die<lb/> Gehaltsregulierung der an der iſr.-deutſchen Knaben- und<lb/> Mädchenvolksſchule angeſtellten Lehrer und Lehrerinnen über<lb/> Referat des Obmannes der Schulſektion KR. Profeſſor Dr.<lb/><hi rendition="#g">Wender</hi> beſchloſſen. Die Lehrer dieſer Anſtalt ſind nun<lb/> den kommunalen Lehrern vollſtändig gleichgeſtellt. Auch ein<lb/> Penſionsnormale für die Lehrer der Anſtalt wurde in dieſer<lb/> Sitzung zum Beſchluſſe erhoben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der 23. Tanzri.</hi> </head> <p>Nachſtehend reproduziren wir die<lb/> Abſchrift eines an den „Buk. Poſtklub“ gelangten trans-<lb/> atlantiſchen Telegrammes, das uns in liebenswürdiger Weiſe<lb/> zur <supplied>V</supplied>erfügung geſtellt wurde: „Cairo, Kabeltelegramm: Die<lb/> Hofkammer des Vize-Königs ſandte ſoeben eine Einladung<lb/> an den „<hi rendition="#g">Buk. Poſt-Klub</hi> zur Teilnahme an einer Pilger-<lb/> fahrt nach Mekka, die am 3. Februar 1903 (23. Tanzri)<lb/> ſtattfinden wird. Die hohe Pforte wird gaſtlich geöffnet und<lb/> ſämtliche Divans werden friſch überzogen ſein. Näheres in<lb/> den Tagesnachrichten.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Czernowitzer Volksküche.</hi> </head> <p>Im letzten Quartale<lb/> 1903 kamen der Erſten Czernowitzer Volksküche folgende<lb/> Spenden zu: Von der Theaterdirektion <hi rendition="#g">Kuhn</hi> und <hi rendition="#g">Müller</hi><lb/> 50 K, Herrn Regierungsrat Anton <hi rendition="#g">Zachar</hi> 4 K 20 h,<lb/> je 40 K von Frau Sabine <hi rendition="#g">Goldenberg</hi> und Herrn Leon<lb/><hi rendition="#g">Lichtendorf</hi> anläßlich des Todestages ſeines Vaters, vom<lb/> Herrn Löbel <hi rendition="#g">Salter</hi> 30 K, je 25 K von Frau Anna<lb/><hi rendition="#g">Kißlinger</hi> und dem Herrn Gerichtsſekretär Dr. <hi rendition="#g">Gold</hi><lb/> (Gerichtsvergleich), M. <hi rendition="#g">Stekel, Leßner</hi> und <hi rendition="#g">Lajon.</hi> je<lb/> 20 K vom löbl. k. k. Bezirksgericht <hi rendition="#g">Pntilla</hi> (Gerichts-<lb/> vergleich), Frau Rebeka <hi rendition="#g">Thenen</hi> und den Herren Philipp<lb/><hi rendition="#g">Füllenbaum</hi> und Joſef <hi rendition="#g">Steiner</hi> (anſtatt eines Kranzes<lb/> für Fr. Ohrenſtein) und Salomon <hi rendition="#g">Schäfer</hi> (anläßlich des<lb/> Todestages ſeines Sohnes), Herrn Dr. <hi rendition="#g">Schmierer</hi> namens<lb/> des Herrn M. Friedmann 15 K, je 10 K von den Frauen<lb/> Sali <hi rendition="#g">Schl<supplied cert="high">e</supplied>ſinger</hi> und Jetty <hi rendition="#g">Schönwald</hi> (anläßlich<lb/> des Todestages ihres Gatteu) und die Herren Dr. <hi rendition="#g">Horo-<lb/> dynski</hi> namens Semczuk, Hermann <hi rendition="#g">Hackel, Sternberg</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Weißberg</hi> durch Herrn Picker), je 5 K von den<lb/> Herren Dr. <hi rendition="#g">Kößler,</hi> (Gerichtsvergleich) B. <hi rendition="#g">Baltineſter</hi><lb/> jun., Leib <hi rendition="#g">Zapler</hi> und <hi rendition="#g">Lehner</hi> Vergleich mit <hi rendition="#g">Fuhr-<lb/> mann,</hi> N. N. 4 K. Ferner ſpendeten in Viktualien Un-<lb/> genannter 1000 Klg. Erdäpfel, 50 Klg. Fiſolen und 250 H.<lb/> Kraut und Herr Joſef Achner 300 Klg. Erdäpfel. Firma<lb/> Goldluſt und Comp. 100 Klg. Fiſolen. Zur Verteilung an<lb/> Arme ſendeten in Speiſemarken die Frauen Amalie Eiger-<lb/> mann 100 Sal. Gartenlaub 60 und die Herren Elias<lb/> Kampelmacher 200, Leon Obengruber 62, Meſch. Fried-<lb/> mann 50, Salomon Schäfer 20 und G. anläßlich Geburts-<lb/> tages 60 Speiſemarken, wofür das Verwaltungs-Komitee<lb/> namens des Vereines und der Beteilten den wärmſten Dank<lb/> ausſpricht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein merkwürdiger Pachtvertrag.</hi> </head> <p>Reichs-<lb/> ratsabgeordneter Dr. <hi rendition="#g">Straucher</hi> hat aus der<lb/> Gemeinde Dzemine (Bezirk Kimpolung) und einer anderen<lb/> Gemeinde im Gebirge ein von den betreffenden Gemeinde-<lb/> vorſtehern und anderen Ortsinſaſſen gefertigtes Schreiben<lb/> erhalten, in dem darüber Klage geführt wird, daß die dem<lb/> gr.-or. Religionsfonde gehörigen Weiden der Umgebung unter<lb/> der Bedingung verpachtet wurden, daß der Ertrag der<lb/> Weiden <hi rendition="#g">nicht an Juden abgegeben</hi> werden dürfe<lb/> und daß infolgedeſſen die jüdiſchen Einwohner der Um-<lb/> gebung kein Futter für ihr Vieh erhalten können. Herr<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Straucher</hi> hat das betreffende Schreiben Sr. Durch-<lb/> laucht dem Landespräſidenten Prinzen <hi rendition="#g">Hohenlohe</hi> über-<lb/> mittelt. — Wie uns von maßgebender Seite verſichert wird,<lb/> kann es ſich hier keinesfalls um eine derartige Pachtver-<lb/> tragsbedingung handeln, weil die Verträge von der Güter-<lb/> direktion genehmigt werden müſſen und eine derartige Be-<lb/> dingung nie gebilligt worden wäre. Möglicherweiſe könnten<lb/> hier private mündliche „Winke“ an die Pächter ſeitens<lb/> der Organe des Religionsfonds vorliegen, für die aber<lb/> der letztere als ſolcher nicht verantwortlich gemacht werden<lb/> kann. Es ſcheint ſich hiebei vielmehr um ein Konkurrenz-<lb/> manöver zu handeln, da die betreffenden Gemeindevorſteher<lb/> bisher ſelbſt Pächter der dem Religionsfonde gehörigen<lb/> Weiden geweſen ſein ſollen. Es muß darum die Nachricht<lb/> mit aller Reſerve wiedergegeben und aufgenommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Advokaturs- und Notariatsbeamtenverein<lb/> Czernowitz.</hi> </head> <p>Das am 2. d. M. ſtattgehabte Tanzkränzchen<lb/> nahm heuer einen bedeutend animierteren Verlauf als im<lb/> Vorjahre. Unter den Klängen unſerer wackeren Regiments-<lb/> muſik und der trefflich n Leitung des Ausſchußmitgliedes<lb/> Herrn Oſias <hi rendition="#g">Schwarz</hi> zeichnete ſich dieſe Veranſtaltung<lb/> durch das überaus gelungene Arrangement beſonders aus.<lb/> U. A. bemerkte man im Saale: den Präſidenten der<lb/> Advokatenkammer Dr. Heinrich <hi rendition="#g">Kiesler,</hi> Vizebürgermeiſter<lb/> Regierungsrat Dr. <hi rendition="#g">Reiß,</hi> viele Advokaten und Notare,<lb/> Advokaturskandidaten, Mitglieder der akademiſchen Ver-<lb/> bindungen und Gerichtsbeamten. Der Verein unter der<lb/> Obmannſchaft des Herrn Hermann <hi rendition="#g">Lichtendorf</hi> hat bisher<lb/> ſtets rationell zum Wohle ſeiner Mitglieder gewirkt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Hebammen-Verein.</hi> </head> <p>Vom Stadtphyſikate<lb/> wird ein Hebammen-Verein ins Leben gerufen, deſſen Statuten<lb/> demnächſt der Landesregierung überreicht werden ſollen. Der<lb/><cb/> Zweck des Vereines iſt, wie wir den Statuten entnehmen,<lb/> folgender: Die Hebung des Standesanſehens, die fachwiſſen-<lb/> ſchaftliche Fortbildung, die Vertretung der Intereſſen der<lb/> Mitglieder durch eine Fachzeitung. Ferner ſollen verarmte<lb/> Mitglieder und ſolche, die das 60. Jahr überſchritten haben,<lb/> entſprechend unterſtützt werden. Auch ſollen im Falle des<lb/> Ablebens eines Mitgliedes die Leichenkoſten von der Vereins-<lb/> kaſſe beſtritten und die Gewährung des Rechtsſchutzes nach<lb/> § 6 erwirkt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein muſikaliſch-deklamatoriſcher Abend</hi> </head> <p>wird<lb/> am 9. d. M. im rutheniſchen Nationalhauſe von der jüdiſch-<lb/> akademiſchen Verbindung „Zephirah“ veranſtaltet. Anfang<lb/> 8 Uhr abends. Programm: Humoriſtika von Prof. <hi rendition="#g">Hoff-<lb/> mann,</hi> Lieder vorgetragen von Opernſänger Max <hi rendition="#g">Heller,</hi><lb/> Klavier: Frl. <hi rendition="#g">Kottlar:</hi> Rubinſtein, „Es blinkt der Tau“,<lb/> Henſchel. „Morgenhymne“, Rezitationen vom Schauſpieler<lb/><hi rendition="#g">Aldor,</hi> (Gedichte von Moriz Roſenfeld), Klavier: Fräulein<lb/><hi rendition="#g">Kottlar:</hi> Rubinſtein, „Barcarolle“, A. Moskowski, „Valſe<lb/> de Conzert“. Lieder von Mendelsſohn und Jenſen (vorgetragen<lb/> von Herrn Heller).</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Straßenunfall.</hi> </head> <p>Geſtern 3 Uhr nachmittags wurde<lb/> Herr A. Herſch <hi rendition="#g">Wolf</hi> von dem Zweiſpänner Nr. 70 am<lb/> Ringplatze überfahren und erlitt eine leichte Verletzung am<lb/> Arm. Der Unfall iſt zum Teile der Unvorſichtigkeit des<lb/> Kutſchers zuzuſchreiben. Der Verletzte wurde gleich nach<lb/> dem Unfall von Oberſtadtarzt Dr. <hi rendition="#g">Flinker</hi> unterſucht, der<lb/> die Verletzung als nicht ſehr erheblich erkannte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine gefährliche Diebsbande</hi> </head> <p>hat die Polizei<lb/> Samſtag abends in den Weidenpflanzungen unterhalb der<lb/> Steiner’ſchen Odaja ausgehoben. Das Haupt der Bande, die<lb/> wochenlang im Freien kampierte, iſt ein gewiſſer Iwan <hi rendition="#g">Den-<lb/> janik,</hi> ein wegen Verbrechens des Diebſtahls ſteckbrieflich<lb/> verfolgtes Individuum, das in der Nacht vom 5. auf den<lb/> 6. v. M. mit noch vier anderen Individuen aus dem Gemeinde-<lb/> arreſte in Sadagora entſprungen war und bis heute nicht<lb/> eruiert werden konnte, trotzdem Polizei und Gendarmerie ver-<lb/> eint nach dem flinken Ausreißer fahndeteu. Auf ſeiner Flucht<lb/> aus dem Sadagoraer Arreſte, von Polizei und Gendarmerie<lb/> verfolgt, <hi rendition="#g">durchſchwamm</hi> der Tollkühne <hi rendition="#g">dreimal</hi> den<lb/><hi rendition="#g">Pruthfluß</hi> und entkam ſo ſchließlich ſeinen weniger flinken<lb/> Verfolgern. In ſeiner Geſellſchaft wurde in der Odaja noch<lb/> ein gewiſſer Georgi <hi rendition="#g">Babiak</hi> aus Alt-Zuczka verhaftet, der<lb/> ebenfalls wegen mehrfacher Diebſtähle verfolgte „Perewosnik“<lb/> (Fährmann) vom Pruth. Die übrigen Mitglieder der Land-<lb/> ſtreicherbande wurden nicht mehr im Neſte gefunden. Die<lb/> Leute hatten ſich zwiſchen den Weiden hübſch häuslich nieder-<lb/> gelaſſen und ein offenes Feldfeuer flackerte luſtig durch die<lb/> Büſche, als die Polizei das Verſteck aufſtöberte. Ein dritter<lb/> Kumpan, Demeter <hi rendition="#g">Hnatiuk,</hi> ein berüchtigter Pferdedieb aus<lb/> Rarancze, hatte unter Zurücklaſſung ſeines Dienſtbotenbuches<lb/> rechtzeitig das Weite geſucht und war verſchwunden. Die Er-<lb/> greifung der Bande erforderten einen förmlichen kleinen<lb/> Guerillakrieg, indem die Polizei fünfzehn Mann ſtark, mit dem<lb/> Polizeiinſpektor Dr. <hi rendition="#g">Mironowicz</hi> und Wachtmeiſter <hi rendition="#g">Ze-<lb/> halink</hi> an der Spitze die „Loſen“ ganz umſtellen mußten<lb/> und die Burſche nach verzweifelter Gegenwehr feſtgenommen<lb/> wurden. Von Zuczka aus wachte die Gendarmerie (Wacht-<lb/> meiſter <hi rendition="#g">Maliczek,</hi> Poſtenführer <hi rendition="#g">Wagner, Heger</hi>) dar-<lb/> über, daß die Gauner nicht über den zugefrorenen Prutfluß<lb/> an das linke Ufer nach Zuczka entkommen. Bemerkenswert iſt<lb/> noch, daß die Bande ihre <hi rendition="#g">Betten</hi>(!) im Auslaufskanale der<lb/> ſtädtiſchen Kanaliſirung am Pruth aufgeſchlagen hatten —<lb/> ein Beweis für die ſorgfältige Kontrolle der ſtädtiſchen<lb/> Aſſanierungswerke.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Großer Keſſelbrand.</hi> </head> <p>In der Bahnſtation Zuczka<lb/> brach heute zwiſchen 10 und 11 Uhr vormittags ein Brand<lb/> aus, der zwar keine großen Dimenſionen annahm, aber doch<lb/> großen Schaden verurſachte. Während der Entleerung eines<lb/> mit Rohpetroleum gefüllten Reſervoirkeſſels wurde dieſer durch<lb/> die Unvorſichtigkeit etnes Arbeiters, der in der Nähe des<lb/> Wagens Feuer machte, in Brand geſteckt und ein ganzes Meer<lb/> von Flammen umloderte bald den Keſſel, dem man ſich nicht<lb/> mehr nähern konnte. Es wurden anſtrengende Verſuche ge-<lb/> macht, den Brand zu löſchen, aber alles blieb erfolglos, da<lb/> die Flammen ſich in den Innenraum des Keſſels konzentrierten<lb/> und jede Löſchaktion unmöglich war, weil ſonſt eine Exploſion<lb/> ſehr leicht hätte verurfacht werden können. So mußte man<lb/> den Keſſel ſamt Inhalt den Flammen preisgeben. Das Feuer<lb/> dauerte beinahe 4 Stunden und verurſachte einen Material-<lb/> ſchaden, der ſich nach beiläufiger Schätzung auf zirka 20.000 K<lb/> beläuft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Polizeiliches.</hi> </head> <p>Dem Jahresausweiſe über die im<lb/> Jahre 1903 eingebrachten Individuen iſt zu entnehmen, daß<lb/> im Monate Jänner 107, Februar 180, März 200, April<lb/> 201, Mai 216, Juni 228, Juli 226, Auguſt 427, Septtmber<lb/> 375, Oktober 401, November 286 und Dezember 204 Indi-<lb/> viduen verhaftet wurden. Bei den im Jahre 1903 ſtattge-<lb/> fundenen Razzien wurden insgeſammt 150 Individuen ein-<lb/> gebrachl. Die Summe der in dieſem Jahre von der ſtädtiſchen<lb/> Polizei in Czernowitz Verhafteten beträgt 3201. Die auffallende<lb/> Steigerung der Zahl vom Monate Auguſt angefangen fällt<lb/> in die Zeit des Dienſtantrittes des Polizeiinſpektors Dr.<lb/><hi rendition="#g">Mironowicz,</hi> die Monate Dezember und November,<lb/> während welcher Dr. Mironowicz bei der Wiener Polizeidirektion<lb/> ſtudien machte, ſind wieder ſchwächer. Man erſieht aus dieſem<lb/> einfachen Zahlenexempel, wie notwendig die Polizei ein<lb/> ſtrammes Regime brauchte, das mit dem neuen Inſpektor auch<lb/> wirklich eingezogen iſt. — Verhaftet wurden am 3. d. M.:<lb/> Genia <hi rendition="#g">Stefanowicz</hi> aus Karapcziu, Anna <hi rendition="#g">Semczuk</hi><lb/> aus Galizien, Martin <hi rendition="#g">Kalczik</hi> aus Ungarn, Dogubil<lb/><hi rendition="#g">Selwasz</hi> aus Prerau und Amalie <hi rendition="#g">Miszkow</hi> aus G<supplied>a-</supplied><lb/> lizien wegen <hi rendition="#g">Diebſtahls</hi> (Hühnerdiebſtah); ferner: Moſes<lb/><hi rendition="#g">Kamil</hi> und Waſil <hi rendition="#g">Gudasz</hi> wegen Raufexzeſſes, endlich<lb/> wegen Schubrückehr 2, wegen Nachtſchwärmens 5, wegen<lb/> Exzeſſes 3, wegen Diebſtahls 3 und wegen Vagabundage 2<lb/> Individuen. — Geſtern wurde am hieſigen Hauptbahnhofe über<lb/> telegrafiſche Weiſung des Bahnſtationsvorſtandes von Zablotow<lb/> die fünfzehnjährige Kati <hi rendition="#g">Wolf</hi> aus Bagenswerk (Bezir<supplied>k</supplied><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904.
zehn Tänzer zeigten bereits offenbare Zeichen von Ermüdung
— ihre Geſichter waren bleich und ihre Augen waren von
verdächtigen ſchwarzen Ringen umgeben. Aber ſie behaupteten,
ebenſo lange aushalten zu können wie die Muſikkapelle; um
ihre Kräfte aufrecht zu halten, brachten ihnen ihre Freunde
unter den Zuſchauern von Zeit zu Zeit Apfelſinen, Brandy,
Kaffee und andere anregende Mittel, die ſie im Tanzen zu
ſich nehmen mußten. Ein Paar hatte ein ſchweres Mißgeſchick;
denn nachdem der Kavalier mutig ſechs Stunden lang getanzt
hatte, teilte er ſeiner noch bereitwilligen Partnerin mit, daß
er um fünf Uhr an die Arbeit müſſe (es war ein Schweine-
ſchlächter), und verließ mit bedauerndem Abſchiedsgruß haſtig
den Saal. Die Paare, die noch auf dem Tanzboden blieben,
hielten noch ungefähr eine Stunde länger aus, und als alle
anderen Mitbewerber unterlegen waren, tanzten die „Ueber-
lebenden“ noch eine letzte Runde im Saal nm 5 Uhr 45
Minuten morgens. Sie hatten faſt ſieben Stunden getanzt.
Als ſie endeten, brachten ihnen die Zuſchauer eine donnernde
Ovation dar. Die Verſammlung wußte nicht, wem ſie mehr
Beifall klatſchen ſollte, den Tänzern oder dem Orcheſter, das
während des Tanzes eine endloſe Kette von 161 Walzern
geſpielt hatte. Der männliche Sieger ſchreibt ſeinen Sieg
ſeiner zarten Partnerin zu, die ihn immer wieder ermutigt
hatte, auszuharren.
Ein Bäckerſtreik in Lemberg. Aus Lemberg
wird uns berichtet: Der Bäckerſtreik, deſſen Ausbruch ich
ſchon geſtern telegraphiſch meldete, nimmt immer größere
Dimenſionen an und droht ein allgemeiner zu werden. Bis
nun wurde in 20 Bäckereien die Arbeit eingeſtellt. 150 Arbeiter
nehmen an dem Streik teil. Für heute ſind Unterhandlungen
der Brotgeber mit den Bäckergehilfen angeſagt.
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 4. Jänner 1904.
Landespräſident Prinz Hohenlohe wird ſich,
wie wir erfahren, am 8. d. M. nach Wien begeben, um eine
Reihe wichtiger Verwaltungsangelegenheiten mit den Reſſort-
chefs der Zentralſtellen zu beſprechen. Prinz Hohenlohe
dürfte etwa 10 Tage in Wien verbleiben und am 18. oder
19. Jänner in Czernowitz wieder eintreffen. — Se. Durch-
laucht dürfte auch von Sr. Majeſtät dem Kaiſer in Audienz
empfangen werden.
Auszeichnung. Der Kaiſer hat dem Ober-Bezirks-
arzt Dr. Moritz Rudnik das Ritterkreuz des Franz-Joſefs-
Ordens verliehen.
Von der Güterdirektion. Der Hofrat und Domänen-
direktor Ullmann begibt ſich dieſer Tage in dienſtlichen
Angelegenheiten nach Lemberg und von dort nach Wien, wo
er ungefähr acht Tage verbleiben dürfte. Die Lemberger Reiſe
ſoll mit der Gründung einer chemiſchen Fabrik in Galizien in
Zuſammenhang ſtehen, für welche die Louiſenthaler Schwefel-
kieſe geliefert werden dürften. In Wien ſoll bei der Zentral-
ſtelle die Errichtung einer Holzſchleiferei in einem
ſüdlichen Verwaltungsbezirk der Bukowina zur Sprache ge-
bracht werden.
Eine neue Bauordnung für die Städte,
Marktorte und Landgemeinden der Bukowina
hat der Landtag im letzten Augenblicke, knapp vor Torſchluß
ſozuſagen, votirt. Durch die beiden neuen Geſetzentwürfe wird
vorausſichtlich eine große Umwälzung auf dem Gebiete des
Bauweſens in der Bukowina bewirkt werden. Von den Be-
ſtimmungen der Bauordnung für die Städte (mit Ausnahme
der Stadt Czernowitz) ſind hervorzuheben: die Feſtſetzung der
Baulinie und des Niveaus, die vom Gemeindeausſchuſſe
zu veranlaßende Aufſtellung eines allgemeinen Regu-
lirungsplanes, Wiederherſtellung zerſtörter Stadtteile,
Enteignung, Verbauung größerer Grundflächen, Bauten
für induſtrielle Zwecke, ſolche an öffentlichen Straßen ꝛc. —
Von grundlegender Bedeutung für die Landbevölkerung ſind
die Beſtimmungen der neuen Bauordnung für die Landge-
meinden und Marktorte. Die primitiven Lebensbedingungeu
der Bauern ſollen durch die neue Bauordnung in mannig-
facher Beziehung Aenderungen zum Beſſern erfahren, die den
armen Naturmenſchen draußen auf dem flachen Lande ſchwer
genug werden dürften. Insbeſondere werden die Beſtim-
mungen über Ableitung der Jauche, Ablagerung des Düngers,
Einführung von Rauchfängen und ähuliches mehr die Bauern
ſehr hart treffen. Es wird auch beſonders darauf geſehen
werden, daß der Verunreinigung der Brunnen und dadurch
dem Ausbruche epidemiſcher Krankheiten vorgebeugt werde.
Wenn auch manche der neuen Baubeſtimmungen die Land-
bevölkerung hart treffen werden, ſo war die Erlaſſung der
neuen Bauordnung doch notwendig, um die ſanitären Zuſtände
auf dem Lande allmählig einer Beſſerung zuzuführen. Die
beiden Geſetzesvorlagen dürften ſchon in allernächſter Zeit
die a. h. Sanktion erlangen. Doch beſteht in der Landes-
regierung die Abſicht, bei Erlaſſung der Durchführungsver-
ordnungen, Uebergangsbeſtimmungen zu ſchaffen,
durch die den Bauern die Möglichkeit geboten werden ſoll,
ſich ſukzeſſive den Beſtimmungen des neuen Geſetzes anzupaſſen.
Das iſraelitiſche Waiſeuhaus dürfte nun vielleicht
doch ſchon am 1. Februar eröffnet werden. Die Bukowiner
Landesregierung als Stiftungsbehörde hat dem Kultusvorſtande
nämlich die Bewilligung erteilt, daß zur Aktivierung des
Franz-Joſeph-Jubiläumswaiſenhauſes der Betrag von 50.000
Krouen als Darlehen aus der Joſefine Wagner’ſchen Waiſen-
hausſtiftung entnommen werde.
Der Kaiſerin Eliſabeth-Berein (zur Beköſtigung
armer iſraelitiſcher Schulkinder in Czernowitz) hat im abge-
laufenen Monate Dezember 4509 Schulkinder u. zw. 3626
Volksſchulkinder und 883 Mittelſchüler aus Vereinsmitteln
beſpeiſt. — Dies meldet kurz unſer Lokalbericht und der Leſer
geht leicht gleichgiltig über die trockene „Vereinsnachricht“
hinweg. Es iſt aber keine Vereinsmeierei, die hier getrieben
wird, ſondern Humanität, echte reine Nächſtenliebe, wie nur
Frauen einer ſolchen fähig ſind, Frauen mit einem guten
fühlenden Herzen und mit einem klaren Blick für
das Leben, in dem es ſoviel Elend gibt. Elend und Hunger,
dieſe beiden Schrecken der Großſtadt zu bekämpfen, hat ſich
ein Kranz liebenswürdiger Damen, Frau Lina Roth an der
Spitze, zum Ziele geſetzt. Der Kaiſerin Eliſabeth-Verein, der
ſchon ſeit einer Reihe von Jahren in Czernowitz wirkt, hat
ſoviel Gutes ſchon geſtiftet, daß ſein Ruf genügt. Wenn wir
aber doch öffentlich noch darum bitten, den Verein zu fördern,
durch Spenden und Beitritt, ſo geſchieht es im Namen der
vielen hungernden Kleinen in der Stadt, für die beſcheidene
Vereinsmittel am Ende doch nicht langen.
Von der iſrael.-deutſchen Volksſchule. In der
geſtrigen Sitzung des iſraelitiſchen Kultusrates wurde die
Gehaltsregulierung der an der iſr.-deutſchen Knaben- und
Mädchenvolksſchule angeſtellten Lehrer und Lehrerinnen über
Referat des Obmannes der Schulſektion KR. Profeſſor Dr.
Wender beſchloſſen. Die Lehrer dieſer Anſtalt ſind nun
den kommunalen Lehrern vollſtändig gleichgeſtellt. Auch ein
Penſionsnormale für die Lehrer der Anſtalt wurde in dieſer
Sitzung zum Beſchluſſe erhoben.
Der 23. Tanzri. Nachſtehend reproduziren wir die
Abſchrift eines an den „Buk. Poſtklub“ gelangten trans-
atlantiſchen Telegrammes, das uns in liebenswürdiger Weiſe
zur Verfügung geſtellt wurde: „Cairo, Kabeltelegramm: Die
Hofkammer des Vize-Königs ſandte ſoeben eine Einladung
an den „Buk. Poſt-Klub zur Teilnahme an einer Pilger-
fahrt nach Mekka, die am 3. Februar 1903 (23. Tanzri)
ſtattfinden wird. Die hohe Pforte wird gaſtlich geöffnet und
ſämtliche Divans werden friſch überzogen ſein. Näheres in
den Tagesnachrichten.“
Czernowitzer Volksküche. Im letzten Quartale
1903 kamen der Erſten Czernowitzer Volksküche folgende
Spenden zu: Von der Theaterdirektion Kuhn und Müller
50 K, Herrn Regierungsrat Anton Zachar 4 K 20 h,
je 40 K von Frau Sabine Goldenberg und Herrn Leon
Lichtendorf anläßlich des Todestages ſeines Vaters, vom
Herrn Löbel Salter 30 K, je 25 K von Frau Anna
Kißlinger und dem Herrn Gerichtsſekretär Dr. Gold
(Gerichtsvergleich), M. Stekel, Leßner und Lajon. je
20 K vom löbl. k. k. Bezirksgericht Pntilla (Gerichts-
vergleich), Frau Rebeka Thenen und den Herren Philipp
Füllenbaum und Joſef Steiner (anſtatt eines Kranzes
für Fr. Ohrenſtein) und Salomon Schäfer (anläßlich des
Todestages ſeines Sohnes), Herrn Dr. Schmierer namens
des Herrn M. Friedmann 15 K, je 10 K von den Frauen
Sali Schleſinger und Jetty Schönwald (anläßlich
des Todestages ihres Gatteu) und die Herren Dr. Horo-
dynski namens Semczuk, Hermann Hackel, Sternberg
und Weißberg durch Herrn Picker), je 5 K von den
Herren Dr. Kößler, (Gerichtsvergleich) B. Baltineſter
jun., Leib Zapler und Lehner Vergleich mit Fuhr-
mann, N. N. 4 K. Ferner ſpendeten in Viktualien Un-
genannter 1000 Klg. Erdäpfel, 50 Klg. Fiſolen und 250 H.
Kraut und Herr Joſef Achner 300 Klg. Erdäpfel. Firma
Goldluſt und Comp. 100 Klg. Fiſolen. Zur Verteilung an
Arme ſendeten in Speiſemarken die Frauen Amalie Eiger-
mann 100 Sal. Gartenlaub 60 und die Herren Elias
Kampelmacher 200, Leon Obengruber 62, Meſch. Fried-
mann 50, Salomon Schäfer 20 und G. anläßlich Geburts-
tages 60 Speiſemarken, wofür das Verwaltungs-Komitee
namens des Vereines und der Beteilten den wärmſten Dank
ausſpricht.
Ein merkwürdiger Pachtvertrag. Reichs-
ratsabgeordneter Dr. Straucher hat aus der
Gemeinde Dzemine (Bezirk Kimpolung) und einer anderen
Gemeinde im Gebirge ein von den betreffenden Gemeinde-
vorſtehern und anderen Ortsinſaſſen gefertigtes Schreiben
erhalten, in dem darüber Klage geführt wird, daß die dem
gr.-or. Religionsfonde gehörigen Weiden der Umgebung unter
der Bedingung verpachtet wurden, daß der Ertrag der
Weiden nicht an Juden abgegeben werden dürfe
und daß infolgedeſſen die jüdiſchen Einwohner der Um-
gebung kein Futter für ihr Vieh erhalten können. Herr
Dr. Straucher hat das betreffende Schreiben Sr. Durch-
laucht dem Landespräſidenten Prinzen Hohenlohe über-
mittelt. — Wie uns von maßgebender Seite verſichert wird,
kann es ſich hier keinesfalls um eine derartige Pachtver-
tragsbedingung handeln, weil die Verträge von der Güter-
direktion genehmigt werden müſſen und eine derartige Be-
dingung nie gebilligt worden wäre. Möglicherweiſe könnten
hier private mündliche „Winke“ an die Pächter ſeitens
der Organe des Religionsfonds vorliegen, für die aber
der letztere als ſolcher nicht verantwortlich gemacht werden
kann. Es ſcheint ſich hiebei vielmehr um ein Konkurrenz-
manöver zu handeln, da die betreffenden Gemeindevorſteher
bisher ſelbſt Pächter der dem Religionsfonde gehörigen
Weiden geweſen ſein ſollen. Es muß darum die Nachricht
mit aller Reſerve wiedergegeben und aufgenommen werden.
Advokaturs- und Notariatsbeamtenverein
Czernowitz. Das am 2. d. M. ſtattgehabte Tanzkränzchen
nahm heuer einen bedeutend animierteren Verlauf als im
Vorjahre. Unter den Klängen unſerer wackeren Regiments-
muſik und der trefflich n Leitung des Ausſchußmitgliedes
Herrn Oſias Schwarz zeichnete ſich dieſe Veranſtaltung
durch das überaus gelungene Arrangement beſonders aus.
U. A. bemerkte man im Saale: den Präſidenten der
Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Vizebürgermeiſter
Regierungsrat Dr. Reiß, viele Advokaten und Notare,
Advokaturskandidaten, Mitglieder der akademiſchen Ver-
bindungen und Gerichtsbeamten. Der Verein unter der
Obmannſchaft des Herrn Hermann Lichtendorf hat bisher
ſtets rationell zum Wohle ſeiner Mitglieder gewirkt.
Ein Hebammen-Verein. Vom Stadtphyſikate
wird ein Hebammen-Verein ins Leben gerufen, deſſen Statuten
demnächſt der Landesregierung überreicht werden ſollen. Der
Zweck des Vereines iſt, wie wir den Statuten entnehmen,
folgender: Die Hebung des Standesanſehens, die fachwiſſen-
ſchaftliche Fortbildung, die Vertretung der Intereſſen der
Mitglieder durch eine Fachzeitung. Ferner ſollen verarmte
Mitglieder und ſolche, die das 60. Jahr überſchritten haben,
entſprechend unterſtützt werden. Auch ſollen im Falle des
Ablebens eines Mitgliedes die Leichenkoſten von der Vereins-
kaſſe beſtritten und die Gewährung des Rechtsſchutzes nach
§ 6 erwirkt werden.
Ein muſikaliſch-deklamatoriſcher Abend wird
am 9. d. M. im rutheniſchen Nationalhauſe von der jüdiſch-
akademiſchen Verbindung „Zephirah“ veranſtaltet. Anfang
8 Uhr abends. Programm: Humoriſtika von Prof. Hoff-
mann, Lieder vorgetragen von Opernſänger Max Heller,
Klavier: Frl. Kottlar: Rubinſtein, „Es blinkt der Tau“,
Henſchel. „Morgenhymne“, Rezitationen vom Schauſpieler
Aldor, (Gedichte von Moriz Roſenfeld), Klavier: Fräulein
Kottlar: Rubinſtein, „Barcarolle“, A. Moskowski, „Valſe
de Conzert“. Lieder von Mendelsſohn und Jenſen (vorgetragen
von Herrn Heller).
Straßenunfall. Geſtern 3 Uhr nachmittags wurde
Herr A. Herſch Wolf von dem Zweiſpänner Nr. 70 am
Ringplatze überfahren und erlitt eine leichte Verletzung am
Arm. Der Unfall iſt zum Teile der Unvorſichtigkeit des
Kutſchers zuzuſchreiben. Der Verletzte wurde gleich nach
dem Unfall von Oberſtadtarzt Dr. Flinker unterſucht, der
die Verletzung als nicht ſehr erheblich erkannte.
Eine gefährliche Diebsbande hat die Polizei
Samſtag abends in den Weidenpflanzungen unterhalb der
Steiner’ſchen Odaja ausgehoben. Das Haupt der Bande, die
wochenlang im Freien kampierte, iſt ein gewiſſer Iwan Den-
janik, ein wegen Verbrechens des Diebſtahls ſteckbrieflich
verfolgtes Individuum, das in der Nacht vom 5. auf den
6. v. M. mit noch vier anderen Individuen aus dem Gemeinde-
arreſte in Sadagora entſprungen war und bis heute nicht
eruiert werden konnte, trotzdem Polizei und Gendarmerie ver-
eint nach dem flinken Ausreißer fahndeteu. Auf ſeiner Flucht
aus dem Sadagoraer Arreſte, von Polizei und Gendarmerie
verfolgt, durchſchwamm der Tollkühne dreimal den
Pruthfluß und entkam ſo ſchließlich ſeinen weniger flinken
Verfolgern. In ſeiner Geſellſchaft wurde in der Odaja noch
ein gewiſſer Georgi Babiak aus Alt-Zuczka verhaftet, der
ebenfalls wegen mehrfacher Diebſtähle verfolgte „Perewosnik“
(Fährmann) vom Pruth. Die übrigen Mitglieder der Land-
ſtreicherbande wurden nicht mehr im Neſte gefunden. Die
Leute hatten ſich zwiſchen den Weiden hübſch häuslich nieder-
gelaſſen und ein offenes Feldfeuer flackerte luſtig durch die
Büſche, als die Polizei das Verſteck aufſtöberte. Ein dritter
Kumpan, Demeter Hnatiuk, ein berüchtigter Pferdedieb aus
Rarancze, hatte unter Zurücklaſſung ſeines Dienſtbotenbuches
rechtzeitig das Weite geſucht und war verſchwunden. Die Er-
greifung der Bande erforderten einen förmlichen kleinen
Guerillakrieg, indem die Polizei fünfzehn Mann ſtark, mit dem
Polizeiinſpektor Dr. Mironowicz und Wachtmeiſter Ze-
halink an der Spitze die „Loſen“ ganz umſtellen mußten
und die Burſche nach verzweifelter Gegenwehr feſtgenommen
wurden. Von Zuczka aus wachte die Gendarmerie (Wacht-
meiſter Maliczek, Poſtenführer Wagner, Heger) dar-
über, daß die Gauner nicht über den zugefrorenen Prutfluß
an das linke Ufer nach Zuczka entkommen. Bemerkenswert iſt
noch, daß die Bande ihre Betten(!) im Auslaufskanale der
ſtädtiſchen Kanaliſirung am Pruth aufgeſchlagen hatten —
ein Beweis für die ſorgfältige Kontrolle der ſtädtiſchen
Aſſanierungswerke.
Großer Keſſelbrand. In der Bahnſtation Zuczka
brach heute zwiſchen 10 und 11 Uhr vormittags ein Brand
aus, der zwar keine großen Dimenſionen annahm, aber doch
großen Schaden verurſachte. Während der Entleerung eines
mit Rohpetroleum gefüllten Reſervoirkeſſels wurde dieſer durch
die Unvorſichtigkeit etnes Arbeiters, der in der Nähe des
Wagens Feuer machte, in Brand geſteckt und ein ganzes Meer
von Flammen umloderte bald den Keſſel, dem man ſich nicht
mehr nähern konnte. Es wurden anſtrengende Verſuche ge-
macht, den Brand zu löſchen, aber alles blieb erfolglos, da
die Flammen ſich in den Innenraum des Keſſels konzentrierten
und jede Löſchaktion unmöglich war, weil ſonſt eine Exploſion
ſehr leicht hätte verurfacht werden können. So mußte man
den Keſſel ſamt Inhalt den Flammen preisgeben. Das Feuer
dauerte beinahe 4 Stunden und verurſachte einen Material-
ſchaden, der ſich nach beiläufiger Schätzung auf zirka 20.000 K
beläuft.
Polizeiliches. Dem Jahresausweiſe über die im
Jahre 1903 eingebrachten Individuen iſt zu entnehmen, daß
im Monate Jänner 107, Februar 180, März 200, April
201, Mai 216, Juni 228, Juli 226, Auguſt 427, Septtmber
375, Oktober 401, November 286 und Dezember 204 Indi-
viduen verhaftet wurden. Bei den im Jahre 1903 ſtattge-
fundenen Razzien wurden insgeſammt 150 Individuen ein-
gebrachl. Die Summe der in dieſem Jahre von der ſtädtiſchen
Polizei in Czernowitz Verhafteten beträgt 3201. Die auffallende
Steigerung der Zahl vom Monate Auguſt angefangen fällt
in die Zeit des Dienſtantrittes des Polizeiinſpektors Dr.
Mironowicz, die Monate Dezember und November,
während welcher Dr. Mironowicz bei der Wiener Polizeidirektion
ſtudien machte, ſind wieder ſchwächer. Man erſieht aus dieſem
einfachen Zahlenexempel, wie notwendig die Polizei ein
ſtrammes Regime brauchte, das mit dem neuen Inſpektor auch
wirklich eingezogen iſt. — Verhaftet wurden am 3. d. M.:
Genia Stefanowicz aus Karapcziu, Anna Semczuk
aus Galizien, Martin Kalczik aus Ungarn, Dogubil
Selwasz aus Prerau und Amalie Miszkow aus Ga-
lizien wegen Diebſtahls (Hühnerdiebſtah); ferner: Moſes
Kamil und Waſil Gudasz wegen Raufexzeſſes, endlich
wegen Schubrückehr 2, wegen Nachtſchwärmens 5, wegen
Exzeſſes 3, wegen Diebſtahls 3 und wegen Vagabundage 2
Individuen. — Geſtern wurde am hieſigen Hauptbahnhofe über
telegrafiſche Weiſung des Bahnſtationsvorſtandes von Zablotow
die fünfzehnjährige Kati Wolf aus Bagenswerk (Bezirk
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