Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 116, Czernowitz, 18.05.1904.Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 18. Mai 1904 [Spaltenumbruch] 61 Kinder (37 männlich und 24 weiblich). c) Nach dem Ritus: röm.-kath. 34, gr.-kath. 18, gr.-or. 37, arm.-kath. 0, evangalisch 7, mosaisch 34, konfessionslos 0. d) Nach dem Alter: von der Geburt bis zum vierzehnten Lebensjahre (Kindesalter) 61, vom vierzehnten bis zum zwanzigsten Lebensjahre (Jugendalter) 4, vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Lebensjahre (Mannesalter) 41, vom sechzigsten bis zum neunzigsten Lebensjahre (Greisenalter) 24. Tot- geboren sind in diesem Monate 13 (7 Knaben und 6 Mädchen). Selbstmordversuch. Die Schauspielerin Dominika Geschäftsnachricht. Die Firma Schmiedt und Ein verdufteter "Bräutigam". Der Bäckergehilfe Ein Gaunerstückchen. Der heutige Polizei- Diebstähle. Petro Werbicki aus Brouskoutz, welcher [Spaltenumbruch] Czernowitzer Orpheum. Das Orpheum hat neue Funde und Verluste. Bei der Polizei wurde eine Polizeiliches. Verhaftet wurden 6 Individuen und In Chierers Pilsner Gartenrestaurant konzertiert täglich Militärmusik ist und bleibt doch das Beste. Gratis kann Korrespondenzen. Czernowitz, 17. Mai. Radautz (Aus dem Gemeinderate. -- Das Bojau (Beim Böllerschießenverletzt). Gestern [Spaltenumbruch] "Die Compagnons." (Nachdruck verboten.) (27. Fortsetzung.) 6. Kapitel. "Entschuldigen Sie mich," sagte der Kaufmann rasch, Der Richter näherte sich langsam der Tür, aber ehe er "Der Verdacht, welcher auf diesen jungen Mann ruht, Bestürzt trat Hartwig zurück. "Ich bitte Sie, übereilen Sie nichts," erwiderte er leise, "Ueberlassen Sie das mir, ich werde erst dann zur Ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ der Richter "Ich weiß in der Tat nicht, was ich davon halten soll," Der Kassier zuckte die Achseln. [Spaltenumbruch] "Und was könnte mich bewogen haben, sie zu schreiben?" Herr Schäfer war Ihr Nebenbuhler!" warf der Kassier "Wer kann das behaupten?" fuhr Ernst auf. "Herr Hartwig sagte es Ihnen gestern Morgen." Der Richter öffnete die Tür des Gemachs, in welchem die Er trat rasch ein; vor der schwarz behangenen Bahre Der Schein der brennenden Kerzen fiel auf das starre Sie haben diesen Herren schon früher gekannt?" fragte "Nein," erwiderte Ernst ruhig, "ich trat erst vor einem "Aber Sie wußten, ehe er zurückgekehrt war, daß Herr "Herr Hartwig äußerte dies als eine persönliche Ver- "Auf die Sie kein Gewicht legten? Das widerspricht "Das war ich allerdings." "Und diese Aufregung hatte doch wohl nur ihren Grund "Mein Herr!" fuhr Ernst, erbittert und bestürzt zugleich Der Eintritt eines Polizeibeamten hinderte den jungen Der Beamte schien eine wichtige Nachricht zu bringen. "Ich suche Sie schon seit einer Stunde," sagte er, "Was bringen Sie?" fragte der Richter hastig. "Haben "Gestern Mittag gleich nach Tisch ist in einer hiesigen "Ah, das ist in der Tat mehr, als ich erwarten konnte," "Ernst Kaltenborn." (Fortsetzung folgt.) Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 18. Mai 1904 [Spaltenumbruch] 61 Kinder (37 männlich und 24 weiblich). c) Nach dem Ritus: röm.-kath. 34, gr.-kath. 18, gr.-or. 37, arm.-kath. 0, evangaliſch 7, moſaiſch 34, konfeſſionslos 0. d) Nach dem Alter: von der Geburt bis zum vierzehnten Lebensjahre (Kindesalter) 61, vom vierzehnten bis zum zwanzigſten Lebensjahre (Jugendalter) 4, vom zwanzigſten bis zum ſechzigſten Lebensjahre (Mannesalter) 41, vom ſechzigſten bis zum neunzigſten Lebensjahre (Greiſenalter) 24. Tot- geboren ſind in dieſem Monate 13 (7 Knaben und 6 Mädchen). Selbſtmordverſuch. Die Schauſpielerin Dominika Geſchäftsnachricht. Die Firma Schmiedt und Ein verdufteter „Bräutigam“. Der Bäckergehilfe Ein Gaunerſtückchen. Der heutige Polizei- Diebſtähle. Petro Werbicki aus Brouskoutz, welcher [Spaltenumbruch] Czernowitzer Orpheum. Das Orpheum hat neue Funde und Verluſte. Bei der Polizei wurde eine Polizeiliches. Verhaftet wurden 6 Individuen und In Chierers Pilsner Gartenreſtaurant konzertiert täglich Militärmuſik iſt und bleibt doch das Beſte. Gratis kann Korreſpondenzen. Czernowitz, 17. Mai. Radautz (Aus dem Gemeinderate. — Das Bojau (Beim Böllerſchießenverletzt). Geſtern [Spaltenumbruch] „Die Compagnons.“ (Nachdruck verboten.) (27. Fortſetzung.) 6. Kapitel. „Entſchuldigen Sie mich,“ ſagte der Kaufmann raſch, Der Richter näherte ſich langſam der Tür, aber ehe er „Der Verdacht, welcher auf dieſen jungen Mann ruht, Beſtürzt trat Hartwig zurück. „Ich bitte Sie, übereilen Sie nichts,“ erwiderte er leiſe, „Ueberlaſſen Sie das mir, ich werde erſt dann zur Ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ der Richter „Ich weiß in der Tat nicht, was ich davon halten ſoll,“ Der Kaſſier zuckte die Achſeln. [Spaltenumbruch] „Und was könnte mich bewogen haben, ſie zu ſchreiben?“ Herr Schäfer war Ihr Nebenbuhler!“ warf der Kaſſier „Wer kann das behaupten?“ fuhr Ernſt auf. „Herr Hartwig ſagte es Ihnen geſtern Morgen.“ Der Richter öffnete die Tür des Gemachs, in welchem die Er trat raſch ein; vor der ſchwarz behangenen Bahre Der Schein der brennenden Kerzen fiel auf das ſtarre Sie haben dieſen Herren ſchon früher gekannt?“ fragte „Nein,“ erwiderte Ernſt ruhig, „ich trat erſt vor einem „Aber Sie wußten, ehe er zurückgekehrt war, daß Herr „Herr Hartwig äußerte dies als eine perſönliche Ver- „Auf die Sie kein Gewicht legten? Das widerſpricht „Das war ich allerdings.“ „Und dieſe Aufregung hatte doch wohl nur ihren Grund „Mein Herr!“ fuhr Ernſt, erbittert und beſtürzt zugleich Der Eintritt eines Polizeibeamten hinderte den jungen Der Beamte ſchien eine wichtige Nachricht zu bringen. „Ich ſuche Sie ſchon ſeit einer Stunde,“ ſagte er, „Was bringen Sie?“ fragte der Richter haſtig. „Haben „Geſtern Mittag gleich nach Tiſch iſt in einer hieſigen „Ah, das iſt in der Tat mehr, als ich erwarten konnte,“ „Ernſt Kaltenborn.“ (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 18. Mai 1904</hi></fw><lb/><cb/> 61 Kinder (37 männlich und 24 weiblich). <hi rendition="#aq">c)</hi> Nach dem<lb/> Ritus: röm.-kath. 34, gr.-kath. 18, gr.-or. 37, arm.-kath. 0,<lb/> evangaliſch 7, moſaiſch 34, konfeſſionslos 0. <hi rendition="#aq">d)</hi> Nach dem<lb/> Alter: von der Geburt bis zum vierzehnten Lebensjahre<lb/> (Kindesalter) 61, vom vierzehnten bis zum zwanzigſten<lb/> Lebensjahre (Jugendalter) 4, vom zwanzigſten bis zum<lb/> ſechzigſten Lebensjahre (Mannesalter) 41, vom ſechzigſten<lb/> bis zum neunzigſten Lebensjahre (Greiſenalter) 24. Tot-<lb/> geboren ſind in dieſem Monate 13 (7 Knaben und<lb/> 6 Mädchen).</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Selbſtmordverſuch.</hi> </head> <p>Die Schauſpielerin Dominika<lb/> M., die in der letzten Saiſon am hieſigen Stadttheater enga-<lb/> giert war, hat heute nachmittags einen Selbſtmordverſuch<lb/> unternommen, indem ſie eine beträchtliche Doſis Kokainlöſung<lb/> einnahm. Sie begab ſich von ihrer Wohnung, Hauptſtraße 26<lb/> gegen die Rathausſtraße, wo ſie (um halb 7 Uhr vorabends),<lb/> zuſammenbrach. Die Polizei wurde raſch verſtändigt und die<lb/> Bedauernswerte, an deren Aufkommen gezweifelt wird, wurde<lb/> in die Landeskrankenanſtalt überführt. Zu dem Verzweiflungs-<lb/> ſchritte entſchloß ſich Fräulein M. aus Not.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſchäftsnachricht.</hi> </head> <p>Die Firma <hi rendition="#g">Schmiedt</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Fontin,</hi> hier, hat die Parfümeriehandlung des Herrn Eduard<lb/><hi rendition="#g">Schwarz</hi> käuflich erworben. Das Geſchäft wird vorläufig<lb/> als Parfümerie weiter geführt und ſpäter eine der beſtehenden<lb/> Filialen dorthin verlegt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein verdufteter „Bräutigam“.</hi> </head> <p>Der Bäckergehilfe<lb/> Kalman <hi rendition="#g">Krattenſtein</hi> entlieh geſtern bei ſeinem Arbeit-<lb/> geber einen ſchwarzen Anzug, Hut und Schuhe unter dem<lb/> Vorgeben, er wolle „auf Brautſchau gehen“ und ſich bei dieſer<lb/> Gelegenheit in einem Feiertagsſtaat zeigen. Als aber der<lb/> Verlobungskandidat bis zum nächſten Tage auf ſich vergebens<lb/> warten ließ, ſtellte der Anzeiger Nachforſchungen an und er-<lb/> fuhr hiebei, daß der angebliche Bräutigam unterdeſſen die<lb/> Stadt verlaſſen und ſich nach Stanislau gewendet habe. Ueber<lb/> Anzeige des Beſchädigten wurde die Sicherheitsbehörde in<lb/> Stanislau behufs Eruierung dieſes Individuums requiriert,<lb/> welches ſich h, o. auch anderer Betrügereien ſchuldig gemacht<lb/> haben ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Gaunerſtückchen.</hi> </head> <p>Der heutige <hi rendition="#g">Polizei-<lb/> rapport</hi> enthält folgende <hi rendition="#g">Richtigſtellung:</hi> Zu<lb/> der geſtern unter der Spitzmarke „Ein Gaunerſtückchen“<lb/> gebrachten Meldung von einer angeblich betrügeriſchen Her-<lb/> auslockung von Reiſeeffekten ſeitens eines gewiſſen <hi rendition="#g">Weideu-<lb/> feld</hi> iſt nachzutragen, daß der Anzeiger, wie ſich ſpäter<lb/> herausſtellte, einem bedauerlichen Irrtume zum Opfer ge-<lb/> fallen iſt. — Der angebliche Betrüger iſt nämlich ein hieſiger<lb/> achtbarer Kaufmann, welchem die Weile bis zur Rückkehr<lb/> des Anzeigers an der Halteſtelle der elektriſchen Straßen-<lb/> bahn zu lange währte, weshalb er ſich entſchloß, das ihm<lb/> anvertraute Handgepäck dem dienſthabenden Bahnportier zur<lb/> Aufbewahrung zu übergeben und die Fahrt in die Stadt<lb/> ſelbſt zu unternehmen. Der Anzeiger, welcher ohne zuvor den<lb/> Bahnportier befragt zu haben, ſich an die Polizei gewendet<lb/> hatte, wurde dann auf dieſe Unterlaſſung aufmerkſam ge-<lb/> macht, und erhielt auf ſeine Nachfrage richtig vom Bahn-<lb/> portier ſein Handgepäck rückgeſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Diebſtähle.</hi> </head> <p>Petro <hi rendition="#g">Werbicki</hi> aus Brouskoutz, welcher<lb/> laut Anzeige ſeines geweſenen Dienſtgebers, eines Bahnwächters<lb/> in Czahor, dieſem gelegentlich der Entweichung aus dem<lb/> Dienſte Kleidungsſtücke und Geflügel entwendet hat, wurde<lb/> geſtern h. o. eruiert und in Haft genommen. — Geſtern<lb/> agnoſzierten die Eheleute Ili und Maria <hi rendition="#g">Maniga</hi> aus<lb/> Czahor bei einem hieſigen Trödler ein geſticktes Bauernhemd<lb/> als von dem bei ihnen im März d. J. verübten Einbruchs-<lb/> diebſtahle herrührend. Die eingeleiteten polizeilichen Erhebungen<lb/> ergaben, daß das beanſtändete Wäſcheſtück von dem in Mana-<lb/> ſteriska wohnhaften Ehepaar Kuczniruk zum Verkaufe gebracht<lb/> wurde. Der Polizei vorgeführt, geſtanden die Letzteren, die<lb/> ſeinerzeit entwendeten Kleidungsſtücke von einem gewiſſen Iwon<lb/> Hnatiuk erworben zu haben. Kuszniruk wurde in Haft ge-<lb/> nommen, die Ausforſchung des Hnatiuk wurde veranlaßt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Czernowitzer Orpheum.</hi> </head> <p>Das Orpheum hat neue<lb/> Zugkräfte erhalten, welche ſich geſtern abends dem Publikum<lb/> vorſtellten. Unter ihnen gefiel beſonders der Parodiſt <hi rendition="#g">Woller,</hi><lb/> mit ſeiner Verwandlungsfähigkeit, die wahre Lachſalven her-<lb/> vorrief. Die komiſche Wirkung, welche der Soloſcherz „Auf<lb/> der Gallerie des Burgtheaters“ hervorrief, kann kaum überboten<lb/> werden. Die neue Tänzerin <hi rendition="#g">Jajotte,</hi> ein pikantes, graziöſes<lb/> Perſönchen, ſtattete einen Cake-Walke mit ſehr viel Cherme<lb/> aus, Frau Linee debutierte mit ſehr viel Erfolg als Tyro-<lb/> lienne, ihnen reihten ſich die bewährten Kräfte des En-<lb/> ſembles würdig an. Die Vorſtellung war ſehr animiert, das<lb/> Publikum in beifallsluſtiger Stimmung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Funde und Verluſte.</hi> </head> <p>Bei der Polizei wurde eine<lb/> Börſe mit Kleingeld als Fund deponiert. — Joſefine <hi rendition="#g">Jag-<lb/> nicka,</hi> Roſcherſteg 45, brachte bei der Polizei den Verluſt<lb/> ihres Dienſtbotenbuches zur Anzeige.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Polizeiliches.</hi> </head> <p>Verhaftet wurden 6 Individuen und<lb/> zwar: wegen Diebſtahls 3, wegen Schubrückkehr 2, wegen<lb/> Trunkenheit 2.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">In Chierers Pilsner Gartenreſtaurant</hi> </head> <p>konzertiert täglich<lb/> eine ausgezeichnete Zigeunerkapelle, die ſich ſchon in den größten<lb/> Städten mit Erfolg hören ließ, bei freiem Entree. An Sonn- und<lb/> Feiertagen 20 Heller Entree.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Militärmuſik</hi> </head> <p>iſt und bleibt doch das Beſte. Gratis kann<lb/> man ſie täglich im Bierpalaſt Blumengaſſe haben. An Sonn- und<lb/> Feiertagen 20 Heller Entree.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Korreſpondenzen.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 17. Mai.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Radautz</hi> </head> <p>(<hi rendition="#g">Aus dem Gemeinderate. — Das<lb/> Kartell der Aſſekurranzen. — Die Be-<lb/> leuchtungsfrage. — Dilettantenabend. — Ge-<lb/> noſſenſchaftskaſſe</hi> <hi rendition="#aq">VI.</hi>) Sitzung vom 4. Mai 1904.<lb/> Der Vorſitzende Dr. <hi rendition="#g">Brunſtein</hi> bringt eine Zuſchrift des<lb/> Stadtmagiſtrates Czernowitz bezüglich der Schaffung einer<lb/> Landeskommiſſion zur Hebung des Fremdenverkehrs zur<lb/> Verleſung. Gemeinderat Nathan <hi rendition="#g">Harth</hi> hebt die Wichtigkeit<lb/> dieſer Aktion hervor und beantragt, den Gemeinderat Schul-<lb/> rat <hi rendition="#g">Uſtianowicz</hi> zum Delegierten zur Enquete in Czer-<lb/> nowitz zu wählen, was auch mit Stimmenvollzähligkeit ge-<lb/> ſchieht. Gemeinderat <hi rendition="#g">Menſchel</hi> erhält ſodann das Wort<lb/> und führt folgendes aus: In letzter Zeit hat die Krakauer<lb/> Verſicherungsgeſellſchaft ſämtlichen hierortigen Geſchäftsleuten,<lb/> die bis nunzu bei ihr ihre Warenlager verſichert hatten,<lb/> gekündigt, während die anderen fünf in der Bukowina<lb/> operierenden Feuerverſicherungsgeſellſchaften, welche bekanntlich<lb/> ſeit drei Jahren kartelliert ſind und gegenüber früher die<lb/> Prämienſätze um mehr als das doppelte geſteigert haben,<lb/> nur zu dieſen einfach unerſchwinglichen Sätzen derartige Ver-<lb/> ſicherungen entgegennehmen, was aber ebenfalls einer Ab-<lb/> lehnung gleichkommt. Hingegen iſt es eine bekannte Tat-<lb/> ſache, daß ſowohl dieſe als auch zahlreiche andere Geſell-<lb/> ſchaften ſich auf den Zweig der Lebensverſicherung geworfen<lb/> haben, durch ein unermeßliches Heer von Agenten, Inſpektoren<lb/> ꝛc. Stadt und Land förmlich überfluten und die Agenten<lb/> auch wirtſchaftlich ſchwache Exiſtenzen zu verhältnismäßig<lb/> hohen Verſicherungen veranlaſſen. Es kann vom volkswirt-<lb/> ſchaftlichen Standpunkte aus nicht zugegeben werden, daß<lb/> jene Zweige der Verſicherung wie gegen Brandſchaden, welche<lb/> mit mehr Riſiko verbunden ſind, in bequemer Weiſe, jedoch<lb/> zum Schaden der Allgemeinheit ausgeſchaltet werden. Die<lb/> Kataſtrophe, welche durch eine derartige Geſchäftsgebarung,<lb/> durch Kartell geſteigerte Prämienſätze, ſowie durch Ablehnung<lb/> von Verſicherungen über eine Stadt und ihre Bevölkerung<lb/> hereinbrechen kann, iſt für jedermann erkennbar. Es ſei alſo<lb/> — meinte GR. Menſchel — notwendig, die Aufmerkſamkeit<lb/> der maßgebenden Faktoren auf dieſe gewiß wichtige Frage<lb/> zu lenken und müſſe er noch in Erinnerung rufen, daß, als<lb/> vor einigen Jahren tatſächlich der Frage der Verländerung<lb/> oder Verſtaatlichung des Verſicherungsweſens von maßgebender<lb/> Seite näher getreten wurde, die Privatgeſellſchaften eine un-<lb/> geheuere Agitation zur Hintertreibung dieſer Maßregel in-<lb/><cb/> ſzenierten, indem über ihre Veranlaſſung die Verſicherungs-<lb/> nehmer ſelbſt ſich in zahlreichen Kundgebungen gegen die<lb/> geplante Maßregel wendeten. Kaum wußten ſich aber die<lb/> Geſellſchaften von der ihnen drohenden Gefahr ſicher, ſo<lb/> ſchritten ſie ſofort ſyſtematiſch zur Kartellierung, maßloſen<lb/> Prämienſteigerung und Ablehnung der mit größerem Riſiko<lb/> verbundenen Verſicherungen. Schließlich bringt Redner eine<lb/> Reſolution ein, die der Vorſitzende im Wege der Handels-<lb/> kammer zur Kenntnis der berufenen öffentlichen Faktoren<lb/> bringen ſoll, damit die Frage der Verländerung reſp. Ver-<lb/> ſtaatlichung des Verſicherungsweſens, welches aber alle Zweige,<lb/> ſowohl die einträglichen als auch minderlukrativen umfaſſen<lb/> ſoll, ernſtlich ins Auge gefaßt werde. Nach einer längeren<lb/> Debatte, an der ſich die Gemeinderäte Nathan <hi rendition="#g">Harth,<lb/> Dr. Bierer, Miskolczy</hi> und <hi rendition="#g">Uſtyanowitz</hi> beteiligen,<lb/> wird dieſe Angelegenheit zu genauem Studium und Bericht-<lb/> erſtattung ſpäteſtens in der zweitnächſten Sitzung der Rechts-<lb/> ſektion zugewieſen. Endlich kommt man zur eigentlichen<lb/> Tagesordnung, zur <hi rendition="#g">Beleuchtungsfrage:</hi> Namens der<lb/> Beleuchtungskommiſſion liefert Schulrat <hi rendition="#g">Uſtyanowicz</hi><lb/> ein ausgezeichnetes Referat, das Reſultat eines langen und<lb/> mühevollen Studiums, und ſtellt die folgenden Schlußanträge:<lb/> 1. Die Gemeindevertretung beſchließt, der Frage der Ein-<lb/> führung des elektriſchen Lichtes nur dann näher zu treten,<lb/> ſobald Privatperſonen ſich zur Einführung von 2500 Flammen<lb/> zum Preiſe von 3 Heller per Stunde rechtsverbindlich ver-<lb/> pflichten. 2. Behufs Vornahme der Vorarbeiten ſowie der<lb/> Einteilung der erwähnten Aktion wird dem Bürgermeiſter<lb/> ein engeres Komitee unter Zuziehung des Gymnaſialprofeſſors<lb/><hi rendition="#g">Serfas</hi> beigegeben und ein Kredit von 200 Kronen be-<lb/> willigt. GR. <hi rendition="#g">Miskolczy</hi> erblickt in dieſen Anträgen eine<lb/> Ablehnung des geſamten Projektes. Er beantragt, dem<lb/> Schulrat Uſtyanowicz für ſeine mühevolle Arbeit den Dank<lb/> auszuſprechen und die Offerte der Firma <hi rendition="#g">Schuckert-<lb/> Werke</hi> in Wien <hi rendition="#aq">ad acta</hi> zu legen. Dieſer Antrag wird<lb/> einſtimmig <hi rendition="#g">angenommen</hi> und die Sitzung geſchloſſen. —<lb/> Der unter dem Protektorate Sr. Erzbiſchöflichen Gnaden<lb/> Exzellenz Dr. Joſef Bilczewski ſtehende <hi rendition="#g">Katholiſche<lb/> Männer-</hi> und <hi rendition="#g">Jünglings-Leſeverein</hi> veranſtaltet<lb/> zugunſten ſeines Vereinshausbaues im Schützenſaale am<lb/> Pfingſtſonntag den 22. d. M. einen Dilettantenabend mit<lb/> darauffolgendem Tanzkränzchen. Kartenvorverkauf bei K. E.<lb/> Neunteufel. — Gegenüber den in einem Czernowitzer Blatte<lb/> enthalten geweſenen Angriffen auf den Kommiſſär der<lb/> Genoſſenſchaftskrankenkaſſe der Gruppe <hi rendition="#aq">VI</hi> (Gehilfen und<lb/> Lehrlinge) drückte in der am 15. d. M. hier ſtattgefundenen<lb/> Verſammlung derſelben der Vorſitzende Herr Joſef <hi rendition="#g">Kaßvan</hi><lb/> ſein Bedauern darüber aus, daß Regierungskommiſſär<lb/><hi rendition="#g">Vyslouzil</hi> für die Mißwirtſchaft in der Krankenkaſſe<lb/> verantwortlich gemacht wurde. Dieſer habe ſich vielmehr<lb/> alle erdenkliche Mühe gegeben, dem Gebaren der Kaſſe<lb/> nahezutreten, und als er auf Grund eingehenden und mühe-<lb/> vollen Studiums zur Ueberzeugung gelangt ſei, daß die<lb/> Verhältniſſe unhaltbar ſeien, ſei die politiſche Behörde zur<lb/> Auflöſung der genoſſenſchaftlichen Gehilfen- und Lehrlings-<lb/> krankenkaſſe und zur Zuweiſung der Mitglieder an die Be-<lb/> zirkskrankenkaſſe geſchritten, noch bevor dieſe Maßregel öffent-<lb/> lich empfohlen wurde. Er ſchildert ferner die bedeutenden<lb/> Mängel in der Verwaltung der Kaſſe, weiſt nach, daß die<lb/> Exiſtenz derſelben unmöglich war und verlieſt hierauf die<lb/> herabgelangte Verſtändigung von der Auflöſung. Die Ver-<lb/> ſammlung erklärt ſich mit dieſer Verfügung nicht einver-<lb/> ſtanden, beſchließt vielmehr, ſich mit den anderen Genoſſen-<lb/> ſchaften ins Einvernehmen zu ſetzen und den Rekurs gegen<lb/> die angeordnete Auflöſung an die Landesregierung zu über-<lb/> reichen. Bei erſchöpfter Tagesordnung wird die Verſammlung<lb/> geſchloſſen. <hi rendition="#aq">jd.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bojau</hi> </head> <p><hi rendition="#g">(Beim Böllerſchießenverletzt).</hi> Geſtern<lb/> beim kath. Kirchweihfeſte wurde Nikolaus <hi rendition="#g">Guſchul,</hi> Kamin-<lb/> feger in Bojan und ein gewiſſer Janku <hi rendition="#g">Guſa</hi> durch Pöller-<lb/> ſchüſſe verletzt. Erſterem flog ein Splitter gegen die Augen,<lb/> ſodaß Gefahr vorhanden iſt, daß derſelbe vollſtändig erblindet.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">„Die Compagnons.“</hi> </hi> </head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ewald Auguſt König.</hi></hi> </byline><lb/> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(27. Fortſetzung.)</hi> </ref> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c">6. Kapitel.</hi> </p><lb/> <p>„Entſchuldigen Sie mich,“ ſagte der Kaufmann raſch,<lb/> „ich kann den Anblick nicht ertragen. Wenn Sie einen Zeugen<lb/> wünſchen, wird Herr Schmidt Sie begleiten.“</p><lb/> <p>Der Richter näherte ſich langſam der Tür, aber ehe er<lb/> hinausging, trat er noch einmal raſch auf den Kaufmann zu.</p><lb/> <p>„Der Verdacht, welcher auf dieſen jungen Mann ruht,<lb/> hat bereits mehrere Haltepunkte gefunden“, flüſterte er, „aber<lb/> mir fehlen noch die Beweiſe, welche mir erlauben, ihn zu<lb/> verhaften. Schicken Sie zur Polizei und laſſen Sie dem<lb/> Präſidenten ſagen, ich bitte ihn, unverzüglich zwei Beamte<lb/> hierher zu beordern. Vielleicht habe ich, bis ſie angelangt<lb/> ſind, jene Beweiſe gefunden.“</p><lb/> <p>Beſtürzt trat Hartwig zurück.</p><lb/> <p>„Ich bitte Sie, übereilen Sie nichts,“ erwiderte er leiſe,<lb/> „bedenken Sie den Eklat —“</p><lb/> <p>„Ueberlaſſen Sie das mir, ich werde erſt dann zur<lb/> Verhaſtung ſchreiten, wenn triftige Gründe mich dazu nötigen.“</p><lb/> <p>Ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ der Richter<lb/> das Zimmer, Ernſt und der Kaſſier folgten ihm.</p><lb/> <p>„Ich weiß in der Tat nicht, was ich davon halten ſoll,“<lb/> wandte der junge Mann ſich an den Kaſſier, und er ſprach<lb/> abſichtlich ſo laut, daß der Richter jedes Wort vernehmen<lb/> mußte; „die Aenlichkeit der Handſchrift habe ich entdeckt,<lb/> aber ſelbſt wenn ſie feſtgeſtellt wird, — iſt das ein Beweis,<lb/> daß ich die Billets geſchrieben haben muß?“</p><lb/> <p>Der Kaſſier zuckte die Achſeln.</p><lb/> <cb/> <p>„Und was könnte mich bewogen haben, ſie zu ſchreiben?“<lb/> fuhr Ernſt fort. „Ich finde durchaus keinen Grund dafür“ —</p><lb/> <p>Herr Schäfer war Ihr Nebenbuhler!“ warf der Kaſſier<lb/> ein. „Sie wußten, daß die Hand Ihrer Verlobten ihm von<lb/> dem Vater der jungen Dame beſtimmt war.“—</p><lb/> <p>„Wer kann das behaupten?“ fuhr Ernſt auf.</p><lb/> <p>„Herr Hartwig ſagte es Ihnen geſtern Morgen.“</p><lb/> <p>Der Richter öffnete die Tür des Gemachs, in welchem die<lb/> Leiche des Ermordeten lag.</p><lb/> <p>Er trat raſch ein; vor der ſchwarz behangenen Bahre<lb/> angekommen, wandte er ſich um und ſeine kleinen forſchen-<lb/> den Augen hefteten ſich durchdringend auf das bleiche Antlitz<lb/> des Jünglings, dem eine innere Stimme ſagte, daß er in<lb/> dieſem Augenblick eine verhängnisvolle Probe zu beſtehen habe.</p><lb/> <p>Der Schein der brennenden Kerzen fiel auf das ſtarre<lb/> Antlitz des Toten, — die Züge des Buchhalters blieben ruhig<lb/> und unbewegt.</p><lb/> <p>Sie haben dieſen Herren ſchon früher gekannt?“ fragte<lb/> der Richter, der, wie es ſchien, ſich in ſeinen Erwartungen<lb/> getäuſcht ſah.</p><lb/> <p>„Nein,“ erwiderte Ernſt ruhig, „ich trat erſt vor einem<lb/> Jahre in dieſes Geſchäft ein.“</p><lb/> <p>„Aber Sie wußten, ehe er zurückgekehrt war, daß Herr<lb/> Rabe ihm die Hand ſeiner Tochter beſtimmt hatte?“</p><lb/> <p>„Herr Hartwig äußerte dies als eine perſönliche Ver-<lb/> mutung, auf die ich kein Gewicht legte.“</p><lb/> <p>„Auf die Sie kein Gewicht legten? Das widerſpricht<lb/> Ihrer früheren Behauptung, Sie ſeien geſtern Abend ſehr<lb/> aufgeregt geweſen.“</p><lb/> <p>„Das war ich allerdings.“</p><lb/> <p>„Und dieſe Aufregung hatte doch wohl nur ihren Grund<lb/> in der Befürchtung, daß jene Vermutung ſich auf Beweiſe<lb/> ſtützen könne. Ihre Behauptung, daß Sie von halb zwölf<lb/> bis zwölf Uhr ſpazieren gegangen ſein wollen, klingt ebenfalls<lb/><cb/> ſehr unwahrſcheinlich, und die Aehnlichkeit jener Handſchrif<lb/> mit der Ihrigen bildet ein weiteres Glied in der Beweis-<lb/> kette gegen Sie. Angenommeu, ein anderer habe aus irgend<lb/> einem mir unbekannten Grunde dieſen Herrn ermordet, was<lb/> könnte ihn veranlaßt haben, auch Ihnen ein ſolches Billet<lb/> zu ſchicken? Mußte er nicht befürchten, daß Sie ihn, wenn<lb/> Sie der Aufforderung, ſofort ins Geſchäftslokal zu kommen,<lb/> Folge leiſteten, bei Ausführung des Verbrechens ertappen<lb/> würden? Sie haben geglaubt, durch dieſes Billet jeden<lb/> Verdacht von ſich ablenken zu können. Sie bedachten nicht,<lb/> daß gerade durch dasſelbe der Verdacht“ —</p><lb/> <p>„Mein Herr!“ fuhr Ernſt, erbittert und beſtürzt zugleich<lb/> über dieſe Schlußfolgerung gereizt auf. „Ihre Kombinationen<lb/> ſind grundfalſch — kann nicht der Mörder abſichtlich mir<lb/> das Billet geſchickt haben, um“ —</p><lb/> <p>Der Eintritt eines Polizeibeamten hinderte den jungen<lb/> Mann, den Satz zu beenden.</p><lb/> <p>Der Beamte ſchien eine wichtige Nachricht zu bringen.<lb/> Die Haſt und Aufregung, mit der er ſich dem Richter<lb/> näherten, verrieten das.</p><lb/> <p>„Ich ſuche Sie ſchon ſeit einer Stunde,“ ſagte er,<lb/> „ſoeben teilte mir der Herr Polizeipräſident mit, daß ich<lb/> Sie hier finden würde.“</p><lb/> <p>„Was bringen Sie?“ fragte der Richter haſtig. „Haben<lb/> Sie eine Entdeckung gemacht, die“ —</p><lb/> <p>„Geſtern Mittag gleich nach Tiſch iſt in einer hieſigen<lb/> Waffenhandlung ein Revolver gekauft worden, der Käufer<lb/> desſelben hat ſeinen Namen angegeben, und nähere Erkun-<lb/> digungen haben ergeben, daß der Träger dieſes Namens im<lb/> Geſchäft der Firma Schäfer und Hartwig tätig iſt.“</p><lb/> <p>„Ah, das iſt in der Tat mehr, als ich erwarten konnte,“<lb/> ſagte der Richter, in deſſen Augen eine triumphierende Freude<lb/> aufleuchtete; wie heißt der Käufer?“</p><lb/> <p>„Ernſt Kaltenborn.“</p> <p> <ref> <hi rendition="#right">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 18. Mai 1904
61 Kinder (37 männlich und 24 weiblich). c) Nach dem
Ritus: röm.-kath. 34, gr.-kath. 18, gr.-or. 37, arm.-kath. 0,
evangaliſch 7, moſaiſch 34, konfeſſionslos 0. d) Nach dem
Alter: von der Geburt bis zum vierzehnten Lebensjahre
(Kindesalter) 61, vom vierzehnten bis zum zwanzigſten
Lebensjahre (Jugendalter) 4, vom zwanzigſten bis zum
ſechzigſten Lebensjahre (Mannesalter) 41, vom ſechzigſten
bis zum neunzigſten Lebensjahre (Greiſenalter) 24. Tot-
geboren ſind in dieſem Monate 13 (7 Knaben und
6 Mädchen).
Selbſtmordverſuch. Die Schauſpielerin Dominika
M., die in der letzten Saiſon am hieſigen Stadttheater enga-
giert war, hat heute nachmittags einen Selbſtmordverſuch
unternommen, indem ſie eine beträchtliche Doſis Kokainlöſung
einnahm. Sie begab ſich von ihrer Wohnung, Hauptſtraße 26
gegen die Rathausſtraße, wo ſie (um halb 7 Uhr vorabends),
zuſammenbrach. Die Polizei wurde raſch verſtändigt und die
Bedauernswerte, an deren Aufkommen gezweifelt wird, wurde
in die Landeskrankenanſtalt überführt. Zu dem Verzweiflungs-
ſchritte entſchloß ſich Fräulein M. aus Not.
Geſchäftsnachricht. Die Firma Schmiedt und
Fontin, hier, hat die Parfümeriehandlung des Herrn Eduard
Schwarz käuflich erworben. Das Geſchäft wird vorläufig
als Parfümerie weiter geführt und ſpäter eine der beſtehenden
Filialen dorthin verlegt werden.
Ein verdufteter „Bräutigam“. Der Bäckergehilfe
Kalman Krattenſtein entlieh geſtern bei ſeinem Arbeit-
geber einen ſchwarzen Anzug, Hut und Schuhe unter dem
Vorgeben, er wolle „auf Brautſchau gehen“ und ſich bei dieſer
Gelegenheit in einem Feiertagsſtaat zeigen. Als aber der
Verlobungskandidat bis zum nächſten Tage auf ſich vergebens
warten ließ, ſtellte der Anzeiger Nachforſchungen an und er-
fuhr hiebei, daß der angebliche Bräutigam unterdeſſen die
Stadt verlaſſen und ſich nach Stanislau gewendet habe. Ueber
Anzeige des Beſchädigten wurde die Sicherheitsbehörde in
Stanislau behufs Eruierung dieſes Individuums requiriert,
welches ſich h, o. auch anderer Betrügereien ſchuldig gemacht
haben ſoll.
Ein Gaunerſtückchen. Der heutige Polizei-
rapport enthält folgende Richtigſtellung: Zu
der geſtern unter der Spitzmarke „Ein Gaunerſtückchen“
gebrachten Meldung von einer angeblich betrügeriſchen Her-
auslockung von Reiſeeffekten ſeitens eines gewiſſen Weideu-
feld iſt nachzutragen, daß der Anzeiger, wie ſich ſpäter
herausſtellte, einem bedauerlichen Irrtume zum Opfer ge-
fallen iſt. — Der angebliche Betrüger iſt nämlich ein hieſiger
achtbarer Kaufmann, welchem die Weile bis zur Rückkehr
des Anzeigers an der Halteſtelle der elektriſchen Straßen-
bahn zu lange währte, weshalb er ſich entſchloß, das ihm
anvertraute Handgepäck dem dienſthabenden Bahnportier zur
Aufbewahrung zu übergeben und die Fahrt in die Stadt
ſelbſt zu unternehmen. Der Anzeiger, welcher ohne zuvor den
Bahnportier befragt zu haben, ſich an die Polizei gewendet
hatte, wurde dann auf dieſe Unterlaſſung aufmerkſam ge-
macht, und erhielt auf ſeine Nachfrage richtig vom Bahn-
portier ſein Handgepäck rückgeſtellt.
Diebſtähle. Petro Werbicki aus Brouskoutz, welcher
laut Anzeige ſeines geweſenen Dienſtgebers, eines Bahnwächters
in Czahor, dieſem gelegentlich der Entweichung aus dem
Dienſte Kleidungsſtücke und Geflügel entwendet hat, wurde
geſtern h. o. eruiert und in Haft genommen. — Geſtern
agnoſzierten die Eheleute Ili und Maria Maniga aus
Czahor bei einem hieſigen Trödler ein geſticktes Bauernhemd
als von dem bei ihnen im März d. J. verübten Einbruchs-
diebſtahle herrührend. Die eingeleiteten polizeilichen Erhebungen
ergaben, daß das beanſtändete Wäſcheſtück von dem in Mana-
ſteriska wohnhaften Ehepaar Kuczniruk zum Verkaufe gebracht
wurde. Der Polizei vorgeführt, geſtanden die Letzteren, die
ſeinerzeit entwendeten Kleidungsſtücke von einem gewiſſen Iwon
Hnatiuk erworben zu haben. Kuszniruk wurde in Haft ge-
nommen, die Ausforſchung des Hnatiuk wurde veranlaßt.
Czernowitzer Orpheum. Das Orpheum hat neue
Zugkräfte erhalten, welche ſich geſtern abends dem Publikum
vorſtellten. Unter ihnen gefiel beſonders der Parodiſt Woller,
mit ſeiner Verwandlungsfähigkeit, die wahre Lachſalven her-
vorrief. Die komiſche Wirkung, welche der Soloſcherz „Auf
der Gallerie des Burgtheaters“ hervorrief, kann kaum überboten
werden. Die neue Tänzerin Jajotte, ein pikantes, graziöſes
Perſönchen, ſtattete einen Cake-Walke mit ſehr viel Cherme
aus, Frau Linee debutierte mit ſehr viel Erfolg als Tyro-
lienne, ihnen reihten ſich die bewährten Kräfte des En-
ſembles würdig an. Die Vorſtellung war ſehr animiert, das
Publikum in beifallsluſtiger Stimmung.
Funde und Verluſte. Bei der Polizei wurde eine
Börſe mit Kleingeld als Fund deponiert. — Joſefine Jag-
nicka, Roſcherſteg 45, brachte bei der Polizei den Verluſt
ihres Dienſtbotenbuches zur Anzeige.
Polizeiliches. Verhaftet wurden 6 Individuen und
zwar: wegen Diebſtahls 3, wegen Schubrückkehr 2, wegen
Trunkenheit 2.
In Chierers Pilsner Gartenreſtaurant konzertiert täglich
eine ausgezeichnete Zigeunerkapelle, die ſich ſchon in den größten
Städten mit Erfolg hören ließ, bei freiem Entree. An Sonn- und
Feiertagen 20 Heller Entree.
Militärmuſik iſt und bleibt doch das Beſte. Gratis kann
man ſie täglich im Bierpalaſt Blumengaſſe haben. An Sonn- und
Feiertagen 20 Heller Entree.
Korreſpondenzen.
Czernowitz, 17. Mai.
Radautz (Aus dem Gemeinderate. — Das
Kartell der Aſſekurranzen. — Die Be-
leuchtungsfrage. — Dilettantenabend. — Ge-
noſſenſchaftskaſſe VI.) Sitzung vom 4. Mai 1904.
Der Vorſitzende Dr. Brunſtein bringt eine Zuſchrift des
Stadtmagiſtrates Czernowitz bezüglich der Schaffung einer
Landeskommiſſion zur Hebung des Fremdenverkehrs zur
Verleſung. Gemeinderat Nathan Harth hebt die Wichtigkeit
dieſer Aktion hervor und beantragt, den Gemeinderat Schul-
rat Uſtianowicz zum Delegierten zur Enquete in Czer-
nowitz zu wählen, was auch mit Stimmenvollzähligkeit ge-
ſchieht. Gemeinderat Menſchel erhält ſodann das Wort
und führt folgendes aus: In letzter Zeit hat die Krakauer
Verſicherungsgeſellſchaft ſämtlichen hierortigen Geſchäftsleuten,
die bis nunzu bei ihr ihre Warenlager verſichert hatten,
gekündigt, während die anderen fünf in der Bukowina
operierenden Feuerverſicherungsgeſellſchaften, welche bekanntlich
ſeit drei Jahren kartelliert ſind und gegenüber früher die
Prämienſätze um mehr als das doppelte geſteigert haben,
nur zu dieſen einfach unerſchwinglichen Sätzen derartige Ver-
ſicherungen entgegennehmen, was aber ebenfalls einer Ab-
lehnung gleichkommt. Hingegen iſt es eine bekannte Tat-
ſache, daß ſowohl dieſe als auch zahlreiche andere Geſell-
ſchaften ſich auf den Zweig der Lebensverſicherung geworfen
haben, durch ein unermeßliches Heer von Agenten, Inſpektoren
ꝛc. Stadt und Land förmlich überfluten und die Agenten
auch wirtſchaftlich ſchwache Exiſtenzen zu verhältnismäßig
hohen Verſicherungen veranlaſſen. Es kann vom volkswirt-
ſchaftlichen Standpunkte aus nicht zugegeben werden, daß
jene Zweige der Verſicherung wie gegen Brandſchaden, welche
mit mehr Riſiko verbunden ſind, in bequemer Weiſe, jedoch
zum Schaden der Allgemeinheit ausgeſchaltet werden. Die
Kataſtrophe, welche durch eine derartige Geſchäftsgebarung,
durch Kartell geſteigerte Prämienſätze, ſowie durch Ablehnung
von Verſicherungen über eine Stadt und ihre Bevölkerung
hereinbrechen kann, iſt für jedermann erkennbar. Es ſei alſo
— meinte GR. Menſchel — notwendig, die Aufmerkſamkeit
der maßgebenden Faktoren auf dieſe gewiß wichtige Frage
zu lenken und müſſe er noch in Erinnerung rufen, daß, als
vor einigen Jahren tatſächlich der Frage der Verländerung
oder Verſtaatlichung des Verſicherungsweſens von maßgebender
Seite näher getreten wurde, die Privatgeſellſchaften eine un-
geheuere Agitation zur Hintertreibung dieſer Maßregel in-
ſzenierten, indem über ihre Veranlaſſung die Verſicherungs-
nehmer ſelbſt ſich in zahlreichen Kundgebungen gegen die
geplante Maßregel wendeten. Kaum wußten ſich aber die
Geſellſchaften von der ihnen drohenden Gefahr ſicher, ſo
ſchritten ſie ſofort ſyſtematiſch zur Kartellierung, maßloſen
Prämienſteigerung und Ablehnung der mit größerem Riſiko
verbundenen Verſicherungen. Schließlich bringt Redner eine
Reſolution ein, die der Vorſitzende im Wege der Handels-
kammer zur Kenntnis der berufenen öffentlichen Faktoren
bringen ſoll, damit die Frage der Verländerung reſp. Ver-
ſtaatlichung des Verſicherungsweſens, welches aber alle Zweige,
ſowohl die einträglichen als auch minderlukrativen umfaſſen
ſoll, ernſtlich ins Auge gefaßt werde. Nach einer längeren
Debatte, an der ſich die Gemeinderäte Nathan Harth,
Dr. Bierer, Miskolczy und Uſtyanowitz beteiligen,
wird dieſe Angelegenheit zu genauem Studium und Bericht-
erſtattung ſpäteſtens in der zweitnächſten Sitzung der Rechts-
ſektion zugewieſen. Endlich kommt man zur eigentlichen
Tagesordnung, zur Beleuchtungsfrage: Namens der
Beleuchtungskommiſſion liefert Schulrat Uſtyanowicz
ein ausgezeichnetes Referat, das Reſultat eines langen und
mühevollen Studiums, und ſtellt die folgenden Schlußanträge:
1. Die Gemeindevertretung beſchließt, der Frage der Ein-
führung des elektriſchen Lichtes nur dann näher zu treten,
ſobald Privatperſonen ſich zur Einführung von 2500 Flammen
zum Preiſe von 3 Heller per Stunde rechtsverbindlich ver-
pflichten. 2. Behufs Vornahme der Vorarbeiten ſowie der
Einteilung der erwähnten Aktion wird dem Bürgermeiſter
ein engeres Komitee unter Zuziehung des Gymnaſialprofeſſors
Serfas beigegeben und ein Kredit von 200 Kronen be-
willigt. GR. Miskolczy erblickt in dieſen Anträgen eine
Ablehnung des geſamten Projektes. Er beantragt, dem
Schulrat Uſtyanowicz für ſeine mühevolle Arbeit den Dank
auszuſprechen und die Offerte der Firma Schuckert-
Werke in Wien ad acta zu legen. Dieſer Antrag wird
einſtimmig angenommen und die Sitzung geſchloſſen. —
Der unter dem Protektorate Sr. Erzbiſchöflichen Gnaden
Exzellenz Dr. Joſef Bilczewski ſtehende Katholiſche
Männer- und Jünglings-Leſeverein veranſtaltet
zugunſten ſeines Vereinshausbaues im Schützenſaale am
Pfingſtſonntag den 22. d. M. einen Dilettantenabend mit
darauffolgendem Tanzkränzchen. Kartenvorverkauf bei K. E.
Neunteufel. — Gegenüber den in einem Czernowitzer Blatte
enthalten geweſenen Angriffen auf den Kommiſſär der
Genoſſenſchaftskrankenkaſſe der Gruppe VI (Gehilfen und
Lehrlinge) drückte in der am 15. d. M. hier ſtattgefundenen
Verſammlung derſelben der Vorſitzende Herr Joſef Kaßvan
ſein Bedauern darüber aus, daß Regierungskommiſſär
Vyslouzil für die Mißwirtſchaft in der Krankenkaſſe
verantwortlich gemacht wurde. Dieſer habe ſich vielmehr
alle erdenkliche Mühe gegeben, dem Gebaren der Kaſſe
nahezutreten, und als er auf Grund eingehenden und mühe-
vollen Studiums zur Ueberzeugung gelangt ſei, daß die
Verhältniſſe unhaltbar ſeien, ſei die politiſche Behörde zur
Auflöſung der genoſſenſchaftlichen Gehilfen- und Lehrlings-
krankenkaſſe und zur Zuweiſung der Mitglieder an die Be-
zirkskrankenkaſſe geſchritten, noch bevor dieſe Maßregel öffent-
lich empfohlen wurde. Er ſchildert ferner die bedeutenden
Mängel in der Verwaltung der Kaſſe, weiſt nach, daß die
Exiſtenz derſelben unmöglich war und verlieſt hierauf die
herabgelangte Verſtändigung von der Auflöſung. Die Ver-
ſammlung erklärt ſich mit dieſer Verfügung nicht einver-
ſtanden, beſchließt vielmehr, ſich mit den anderen Genoſſen-
ſchaften ins Einvernehmen zu ſetzen und den Rekurs gegen
die angeordnete Auflöſung an die Landesregierung zu über-
reichen. Bei erſchöpfter Tagesordnung wird die Verſammlung
geſchloſſen. jd.
Bojau (Beim Böllerſchießenverletzt). Geſtern
beim kath. Kirchweihfeſte wurde Nikolaus Guſchul, Kamin-
feger in Bojan und ein gewiſſer Janku Guſa durch Pöller-
ſchüſſe verletzt. Erſterem flog ein Splitter gegen die Augen,
ſodaß Gefahr vorhanden iſt, daß derſelbe vollſtändig erblindet.
„Die Compagnons.“
Roman von Ewald Auguſt König.
(Nachdruck verboten.)
(27. Fortſetzung.)
6. Kapitel.
„Entſchuldigen Sie mich,“ ſagte der Kaufmann raſch,
„ich kann den Anblick nicht ertragen. Wenn Sie einen Zeugen
wünſchen, wird Herr Schmidt Sie begleiten.“
Der Richter näherte ſich langſam der Tür, aber ehe er
hinausging, trat er noch einmal raſch auf den Kaufmann zu.
„Der Verdacht, welcher auf dieſen jungen Mann ruht,
hat bereits mehrere Haltepunkte gefunden“, flüſterte er, „aber
mir fehlen noch die Beweiſe, welche mir erlauben, ihn zu
verhaften. Schicken Sie zur Polizei und laſſen Sie dem
Präſidenten ſagen, ich bitte ihn, unverzüglich zwei Beamte
hierher zu beordern. Vielleicht habe ich, bis ſie angelangt
ſind, jene Beweiſe gefunden.“
Beſtürzt trat Hartwig zurück.
„Ich bitte Sie, übereilen Sie nichts,“ erwiderte er leiſe,
„bedenken Sie den Eklat —“
„Ueberlaſſen Sie das mir, ich werde erſt dann zur
Verhaſtung ſchreiten, wenn triftige Gründe mich dazu nötigen.“
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ der Richter
das Zimmer, Ernſt und der Kaſſier folgten ihm.
„Ich weiß in der Tat nicht, was ich davon halten ſoll,“
wandte der junge Mann ſich an den Kaſſier, und er ſprach
abſichtlich ſo laut, daß der Richter jedes Wort vernehmen
mußte; „die Aenlichkeit der Handſchrift habe ich entdeckt,
aber ſelbſt wenn ſie feſtgeſtellt wird, — iſt das ein Beweis,
daß ich die Billets geſchrieben haben muß?“
Der Kaſſier zuckte die Achſeln.
„Und was könnte mich bewogen haben, ſie zu ſchreiben?“
fuhr Ernſt fort. „Ich finde durchaus keinen Grund dafür“ —
Herr Schäfer war Ihr Nebenbuhler!“ warf der Kaſſier
ein. „Sie wußten, daß die Hand Ihrer Verlobten ihm von
dem Vater der jungen Dame beſtimmt war.“—
„Wer kann das behaupten?“ fuhr Ernſt auf.
„Herr Hartwig ſagte es Ihnen geſtern Morgen.“
Der Richter öffnete die Tür des Gemachs, in welchem die
Leiche des Ermordeten lag.
Er trat raſch ein; vor der ſchwarz behangenen Bahre
angekommen, wandte er ſich um und ſeine kleinen forſchen-
den Augen hefteten ſich durchdringend auf das bleiche Antlitz
des Jünglings, dem eine innere Stimme ſagte, daß er in
dieſem Augenblick eine verhängnisvolle Probe zu beſtehen habe.
Der Schein der brennenden Kerzen fiel auf das ſtarre
Antlitz des Toten, — die Züge des Buchhalters blieben ruhig
und unbewegt.
Sie haben dieſen Herren ſchon früher gekannt?“ fragte
der Richter, der, wie es ſchien, ſich in ſeinen Erwartungen
getäuſcht ſah.
„Nein,“ erwiderte Ernſt ruhig, „ich trat erſt vor einem
Jahre in dieſes Geſchäft ein.“
„Aber Sie wußten, ehe er zurückgekehrt war, daß Herr
Rabe ihm die Hand ſeiner Tochter beſtimmt hatte?“
„Herr Hartwig äußerte dies als eine perſönliche Ver-
mutung, auf die ich kein Gewicht legte.“
„Auf die Sie kein Gewicht legten? Das widerſpricht
Ihrer früheren Behauptung, Sie ſeien geſtern Abend ſehr
aufgeregt geweſen.“
„Das war ich allerdings.“
„Und dieſe Aufregung hatte doch wohl nur ihren Grund
in der Befürchtung, daß jene Vermutung ſich auf Beweiſe
ſtützen könne. Ihre Behauptung, daß Sie von halb zwölf
bis zwölf Uhr ſpazieren gegangen ſein wollen, klingt ebenfalls
ſehr unwahrſcheinlich, und die Aehnlichkeit jener Handſchrif
mit der Ihrigen bildet ein weiteres Glied in der Beweis-
kette gegen Sie. Angenommeu, ein anderer habe aus irgend
einem mir unbekannten Grunde dieſen Herrn ermordet, was
könnte ihn veranlaßt haben, auch Ihnen ein ſolches Billet
zu ſchicken? Mußte er nicht befürchten, daß Sie ihn, wenn
Sie der Aufforderung, ſofort ins Geſchäftslokal zu kommen,
Folge leiſteten, bei Ausführung des Verbrechens ertappen
würden? Sie haben geglaubt, durch dieſes Billet jeden
Verdacht von ſich ablenken zu können. Sie bedachten nicht,
daß gerade durch dasſelbe der Verdacht“ —
„Mein Herr!“ fuhr Ernſt, erbittert und beſtürzt zugleich
über dieſe Schlußfolgerung gereizt auf. „Ihre Kombinationen
ſind grundfalſch — kann nicht der Mörder abſichtlich mir
das Billet geſchickt haben, um“ —
Der Eintritt eines Polizeibeamten hinderte den jungen
Mann, den Satz zu beenden.
Der Beamte ſchien eine wichtige Nachricht zu bringen.
Die Haſt und Aufregung, mit der er ſich dem Richter
näherten, verrieten das.
„Ich ſuche Sie ſchon ſeit einer Stunde,“ ſagte er,
„ſoeben teilte mir der Herr Polizeipräſident mit, daß ich
Sie hier finden würde.“
„Was bringen Sie?“ fragte der Richter haſtig. „Haben
Sie eine Entdeckung gemacht, die“ —
„Geſtern Mittag gleich nach Tiſch iſt in einer hieſigen
Waffenhandlung ein Revolver gekauft worden, der Käufer
desſelben hat ſeinen Namen angegeben, und nähere Erkun-
digungen haben ergeben, daß der Träger dieſes Namens im
Geſchäft der Firma Schäfer und Hartwig tätig iſt.“
„Ah, das iſt in der Tat mehr, als ich erwarten konnte,“
ſagte der Richter, in deſſen Augen eine triumphierende Freude
aufleuchtete; wie heißt der Käufer?“
„Ernſt Kaltenborn.“
(Fortſetzung folgt.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |