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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1437, Czernowitz, 27.10.1908.

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27. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] auf[g]enommen: am Staatsrealgymnasium in Gurahum[o]ra
(1. Kl[a]ss[e]) 88 und an der [a]r.-[o]r. R[e]alschule in Czernowitz
719 öffentliche Schüler. Die Summe der öffentlichen Schüler
an den vorher genannten Mittelschulen beträgt daher 5229.
Am städtischen Mädchenlyzeum in Czernowitz wurden 497
öffentliche Schülerinnen anfgenommen. Im Schuljahre 1908[/]09
bestehen an allen Gymnasien in der Bukowina 50 an der
gr.-or. Realschule in Czernowitz 10, am Staatsrealgymnasium
in Gurahumora 1 und am städtischen Mädchenlyzeum in
Czernowitz 5 Parallelklassen.

Verspätung der Wiener Post.

Infolge Zugs-
zusammenstoßes bei St[i]eb[ni]g an der Nordbahn wird die
Wiener Post verspätet einlangen.

Ein deutsches Realgymnasium in Czernowitz

Wir erhalten folgende Zuschrift: Alle jene, welche an der
Errichtung eines deutschen Realgymnasiums in Czernowitz
ein Interesse haben, mögen ihre Adresse an einen der
Unterzeichneten ehebaldigst einsenden. Prof. Dr. Rudolf
Scharizer, Prof. Dr. Leon Kellner.

Rom. acad. Verbindung "Bucovina".

Der
Eröffnungs-Kommers für das LVIII. W.-Semester findet
Samstag, den 31. Oktober l. J. um halb 9 Uhr abends
im Pavillon des Nationalhauses (Ringplatz 3) statt. Alle
Herren, die bis nun an den von der Verbindung veran-
stalteten Festlichkeiten teilgenommen haben, mögen sich auf
diesem Wege für eingeladen betrachten. -- Am 4. November
l. J. abends veranstaltet die Verbindung im Armonia-Saal
(R[ing]platz 3) ein Kränzchen. Ei fache Toilette. Eintritt:
2 K per Person. Einladungskarten we[r]den nicht verschickt.

Die Geschworenenauslosung

findet wegen der
Säkularfeier des I. Staatsgymnasiums nicht am 28, sondern
morgen, den 27. d. um 10 Uhr vormittags statt.

Konkurseröffnung über eine alte Firma.

Das
Landesgericht in Czernowitz hat die Eröffnung des Konkurses
über das Gesamtvermögen des Weißwarenhändlers Josef
Strihafka in Czernowitz bewilligt. Zum Konkurskommissär
wurde Landesgerichtsrat Konstantin Zenta in Czernowitz
und zum einstweiligen Mass verwalter Advokat Dr. Eugen
Lauer in Czernowitz bestellt. Die Passiven belaufen sich
auf zirka eine Viertel Million Kronen, und zwar Waren-
schulden 100.000 Kronen, Wechselschulden 80.000 Kronen und
Haushypotheken zirka 70.000 Krone[n]. Die Firma Josef
Strihafka besteht über 32 Jahre am hiesigen Platze.
Strihafka besaß auch eine Filiale in Kolomea, die selbst-
verständlich in die Konkursmasse einbezogen ist.

Die Polizei-Sperrstunde.

Wir erhalten folgende
Zuschrift: Die Gastwirte-Genossenschaft Gruppe X in Czer-
nowitz hält am Mittwoch, den 28. Oktober 1908, 3 Uhr
nachmittags im Pavillon Gottlieb (Ringplatz 3) eine außer-
ordentliche Genossenschafts-Versammlung mit der Tagesord-
nung "Stellungnahme zur neuen Sperrstundenverordnung" ab,
zu welcher die P. T. Mitglieder hiemit geladen werden. Als
Gäste zu dieser Versammlung werden geladen: der löbliche
Gemeindera[t], soferne den Herren das Wohl und Wehe der
Stadt am Herzen liegt, die Herren Handelskammerräte und
sonstige gewerbefreundliche Personen, die Vertreter der Bier-
brauereien, die Pächter der städtischen und ärarischen Gefälle,
der Verein zur Förderung und Hebung des Fremdenverkehres
und der Verein der Hausbesitzer. Czernowitz, am 26. Oktober
1908. Der Genossenschaftsvorsteher: Jakob Gottlieb. --
Morgen begibt sich die Genossenschaftsvorstehung korporativ
zum Landespräsidenten, um die Aufhebung der Verordnung
zu erwirken.

Raufexzeß bei einer Hochzeit.

In der Roscher-
gasse fand gestern abends eine Hochzeit statt. Man unterhielt
sich ausgezeichnet, doch gegen 9 Uhr gerieten die erhitzten
Gemüter derart hart [unleserliches Material]inander, daß bald [e]ine regelrechte
Keilerei entstand. Ein Hochzeitsgast, namens Demeter D.
wurde vom Bruder des Bräutigams, namens Johann K.,
derart mit den Fäusten bearbeitet, daß D. einen linksseitigen
Rippenbruch und andere Verletzungen erlitt. Sicherheitswache
und freiwillige Rettungsgesellschaft mußten intervenieren. Der
verletzte Hochzeitsgast wurde in die Landeskrankenanstalt
gebracht, während sein Gegner verhaftet wurde.

Das Jubiläumsrestaurant.

In den nächsten
Tagen gelangt in den aufs modernste eingerichteten Räumen
des jüdischen Nationalhauses ein Restaurant zur Eröffnung,
das den stolzen Namen "Das Jubiläumsrestaurant"
führen wird. Die Pracht der Architektonik, welche in dem
Nationalgebäude am Elisabethplatze sowohl in der Ausstattung
der Fassaden, als in den Lokalitäten verwendet wurde, wird
auch in den herrlich gelegenen, luftigen und ausblicksreichen
Restaurantsräumen, welche die ganze Front zur Heinegosse,
wie zum Elisabethplatze einnehmen, zum Ausdruck kommen.
Die Kultusgemeinde hat einem versierten Fachmanne das
Restaurant, welches, nebenbei bemerkt, eine moderne, aber
streng jüdische Küche führen wird, übergeben. Es ist dies
Herr Simon Dorfmann, der eine ausgezeichnete Praxis
in den erstklassigsten Etablissements sich angeeignet hat und
alle Fähigkeiten besitzt, um selbst dem verwöhntesten und
anspruchsvollsten Publikum gerecht zu werden. Bei dem vor-
herrschenden Mangel an einer wahrhaft bürgerlichen Küche
wird gewiß das neue "Jubiläumsrestaurant", das
alle Vorzüge eines Großstadtlokales vereinigen wird, aufs
freudigste begrüßt werden.




Theater, Kunst und Literatur.


Eine Rigolettoaufführung,

die zu dem Besten
gehört, das wir jemals auf diesem Gebiete in Czernowitz zu
verzeichnen hatten, wurde uns Samstag dargeboten. Herr
Arnold sang und spielte den Rigoletto mit einer Hingebung
[Spaltenumbruch] und einem Stimmaufwand, der mit großen Ehren vermerkt
zu werden verdient. Frl. Breit war eine überaus liebliche
Gilda, stimmlich und schauspielerisch gleich hervor[r]agend, und
auch Herr Deutsch-Haupt (Herzog), der aufangs indisponiert
schien, kam zuletzt wieder auf die gewohnte gesangliche Höhe.
Erwähnen wir noch, daß Herr Spada den Bravo tadellos
sang, so ist das Ensemble entsprechend gewürdigt. Fräulein
Gellinek und Frl. Heller entledigten sich ihrer kleineren
Aufgaben gleichfalls zur Zufriedenheit des Publikums, das in
wahrhaft spontaner Weise Beifall auf Beifall häufte. Herrn
Mohn's musikalische Leitung verdient ein Seperatlob.

Die gestrige Aufführung des Troubadour erweckte
den Eindruck einer mangelhaften Vorbereitung, und es wäre
vielleicht am Platze gewesen, die Aufführung um einige Tage zu
verschieben, um durch weitere Proben Unsicherheiten zu
beseitigen. Die beste Leistung des Abends bot unstre[iti]g
Fräulein Heller als Azacena, die uns von voriger
Saison noch in bester Erinnerung ist. Auf gleicher
Höhe stand der Luna des Herrn Arnold. Er zeigte sich
wieder als Sänger von Geschmack und gediegenem Können
und erzielte einen wohlverdienten Erfolg. Frau Pauli-
Werbke's.
Leonore konnte uns insoferne nicht ganz befriedigen,
als ihr die Coloraturen, die für diese Partie unbedingt
erforderlich sind, fehlen. Da Herr Hein indisponiert zu
sein schien, so fiel seine Unsicherheit im Texte stark auf.
Die kleineren Partien des Fernando und der Juez waren
mit Herrn Spada und F[i]l. Abicht gut besetzt. Orchester
und Chor taten unter Kapellmeister Hrubetz ihre Pflicht.
Die Inße[n]ierung des Herrn Wolter war geschm[a]ckvoll.
Unangenehm bemerkbar machte sich die Unsicherheit in der
Handhabung der Beleuchtungs[e]ffekte. F. F.




Stadt-Theater in Czernowitz.

Direktion: Martin Klein.




Dienstag 27. Oktober:
Abends halb 8 Uhr: A bonn. Pari
LA TRA VIATA
Oper in 3 Akten von Giuseppe Verdi.




Mittwoch, 28. Oktober, Abonn. Disp. "Der Dieb"
Ein Stück in 3 Aufzügen von Henry Bernstein.
Donnerstag, 29. Oktober, Abonn. Pari 6, Novität "La
main
(die Hand)" Mimodram von Henry Bereny
hierauf "Cavaleria rusticana" Oper in 1
Aufzuge von P. Mascagni.
Freitag, 30. Oktober, Volkhtümliche Vorstellung bei
halben Preisen, "Charley's Tante" Schwank
in 3 Akten von Hugo Felix.
Samstag, 31. Oktober, Abonn. susp. Operettennovität
"Madame Sherry" Operette in 3 Akten von
Hugo Felix.
Sonntag, 1. November: Nachmittagsvorstellung bei
halben Preisen, ,Der Müller und sein Kind'
Volksdrama in 5 Akten von Ernst Raupach.
abends Ab. susp. "Derfidele Bauer" Operette
in 3 Akten von Leo Fall.



Avis! Für die Samstag- und Sonntagabend-
vorstellung sind Logensitze I. Rang
und Parterre a K 4·-- erhältlich. Die Tageskasse
ist täglich von 9 Uhr früh ununterbrochen geöffnet.




Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
siehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und
"Rechtspflege".]
Die Ministerkrise.
Bevorstehende Demission des Gesamtkabinetts.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg Ztg.")

Die Ministerkrise ist wieder in ein akutes Stadium ge-
treten. Der Kaiser trifft am 2. November in Wien wieder
ein. Noch vor diesem Z[e]itpunkte, wahrscheinlich am 30. oder
31. Oktober wird das Gesamtkabinett seine De-
mission
geben. Obwohl diese Demission nur den Zweck
hat, für eine völlige Rekonstruktion freie Hand zu
haben, spricht man in informierten Kreisen auch davon, daß
der Ministerpräsident v. Beck gleichials amtsmüde und
daß es ihm mit seiner Demission er[n]st ist.

Was die Rekonstruktion betrifft, so wird das neue
Kabinett, falls es auf parlamentarischer Grundlage gebildet
werden sollte, folgende Namen aufweisen: An Stelle Geß-
mann's
(öffentliche Arbeiten), der auf den Posten eines
Landmarschalls von Niederösterreich aspiriert, soll Prinz
Alois Lichtenstein Arbeitsminister, Pergelt soll deutscher,
Celak[o]wsky czechischer Lundsmannminister werden. Für
die übrigen Portefeuilles kommen in Betracht: Stanek
(Ackerbau), Weißkirchner (Handel), Sylvester
(Unterricht) und Fuchs (Justiz).

Falls Baron Beck wieder mit der Kabinettsbildung
betraut werden sollte, was in diesem Augenblicke als sicher
gilt, wird die oben genannte Ministerliste positiv her-
vorgehen.




Demonstrationen gegen Oesterreich
in Belgrad.

(Korr.-B.)

Gestern fand eine
von Belgrader Frauen einberufene Protestversammlung
gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina
[Spaltenumbruch] statt, woran etwa 10.000 Frauen und Männer teilnahmen.
Es wurde einstimmig eine Resolution gefaßt, worin das serbische
Volk zum Boykott gegen die österreichisch-ungarischen Waren
aufgefordert wird. Hierauf gelangte ein an die Frauen
Frankreichs, Englads
und Rumäniens gerichtetes
Memorandum zur Verlesung, worin deren Unterstützung
gegen das gewalttätige Vorgehen Oesterreich-Ungarns erbeten
wird. Schließlich brachten die Manifestanten, deren Zahl inzwischen
vermehrt war, vor der englischen, türkischen und russischen Ge-
sandtschaft und vor dem Königs- und Kronprinzenpalais, sowie
vor dem Absteigquartier des Wojwoden Vukotic stürmische
Ovatiouen dar.




Abreise des Kronprinzen Georg nach
Petersburg.

(Korr.-B.)

Kronprinz Geong ist
heute früh mit der Spezialmission nach Petersburg
abgereist.




Die Pforte und Bulgarien.

(Priv.-Tel. der "Cz.
Allg. Ztg.")

Trotz des formellen Abbruches der Verhandlungen
mit Bulgarien werden diese doch sortgesetzt. Der Großvezier
erklärte sogar, daß die Verhandlungen mit Bulgarien
günstige Aussichten bieten.




[]

27. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] auf[g]enommen: am Staatsrealgymnaſium in Gurahum[o]ra
(1. Kl[a]ſſ[e]) 88 und an der [a]r.-[o]r. R[e]alſchule in Czernowitz
719 öffentliche Schüler. Die Summe der öffentlichen Schüler
an den vorher genannten Mittelſchulen beträgt daher 5229.
Am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in Czernowitz wurden 497
öffentliche Schülerinnen anfgenommen. Im Schuljahre 1908[/]09
beſtehen an allen Gymnaſien in der Bukowina 50 an der
gr.-or. Realſchule in Czernowitz 10, am Staatsrealgymnaſium
in Gurahumora 1 und am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in
Czernowitz 5 Parallelklaſſen.

Verſpätung der Wiener Poſt.

Infolge Zugs-
zuſammenſtoßes bei St[i]eb[ni]g an der Nordbahn wird die
Wiener Poſt verſpätet einlangen.

Ein deutſches Realgymnaſium in Czernowitz

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Alle jene, welche an der
Errichtung eines deutſchen Realgymnaſiums in Czernowitz
ein Intereſſe haben, mögen ihre Adreſſe an einen der
Unterzeichneten ehebaldigſt einſenden. Prof. Dr. Rudolf
Scharizer, Prof. Dr. Leon Kellner.

Rom. acad. Verbindung „Bucovina“.

Der
Eröffnungs-Kommers für das LVIII. W.-Semeſter findet
Samſtag, den 31. Oktober l. J. um halb 9 Uhr abends
im Pavillon des Nationalhauſes (Ringplatz 3) ſtatt. Alle
Herren, die bis nun an den von der Verbindung veran-
ſtalteten Feſtlichkeiten teilgenommen haben, mögen ſich auf
dieſem Wege für eingeladen betrachten. — Am 4. November
l. J. abends veranſtaltet die Verbindung im Armonia-Saal
(R[ing]platz 3) ein Kränzchen. Ei fache Toilette. Eintritt:
2 K per Perſon. Einladungskarten we[r]den nicht verſchickt.

Die Geſchworenenausloſung

findet wegen der
Säkularfeier des I. Staatsgymnaſiums nicht am 28, ſondern
morgen, den 27. d. um 10 Uhr vormittags ſtatt.

Konkurseröffnung über eine alte Firma.

Das
Landesgericht in Czernowitz hat die Eröffnung des Konkurſes
über das Geſamtvermögen des Weißwarenhändlers Joſef
Strihafka in Czernowitz bewilligt. Zum Konkurskommiſſär
wurde Landesgerichtsrat Konſtantin Zenta in Czernowitz
und zum einſtweiligen Maſſ verwalter Advokat Dr. Eugen
Lauer in Czernowitz beſtellt. Die Paſſiven belaufen ſich
auf zirka eine Viertel Million Kronen, und zwar Waren-
ſchulden 100.000 Kronen, Wechſelſchulden 80.000 Kronen und
Haushypotheken zirka 70.000 Krone[n]. Die Firma Joſef
Strihafka beſteht über 32 Jahre am hieſigen Platze.
Strihafka beſaß auch eine Filiale in Kolomea, die ſelbſt-
verſtändlich in die Konkursmaſſe einbezogen iſt.

Die Polizei-Sperrſtunde.

Wir erhalten folgende
Zuſchrift: Die Gaſtwirte-Genoſſenſchaft Gruppe X in Czer-
nowitz hält am Mittwoch, den 28. Oktober 1908, 3 Uhr
nachmittags im Pavillon Gottlieb (Ringplatz 3) eine außer-
ordentliche Genoſſenſchafts-Verſammlung mit der Tagesord-
nung „Stellungnahme zur neuen Sperrſtundenverordnung“ ab,
zu welcher die P. T. Mitglieder hiemit geladen werden. Als
Gäſte zu dieſer Verſammlung werden geladen: der löbliche
Gemeindera[t], ſoferne den Herren das Wohl und Wehe der
Stadt am Herzen liegt, die Herren Handelskammerräte und
ſonſtige gewerbefreundliche Perſonen, die Vertreter der Bier-
brauereien, die Pächter der ſtädtiſchen und ärariſchen Gefälle,
der Verein zur Förderung und Hebung des Fremdenverkehres
und der Verein der Hausbeſitzer. Czernowitz, am 26. Oktober
1908. Der Genoſſenſchaftsvorſteher: Jakob Gottlieb.
Morgen begibt ſich die Genoſſenſchaftsvorſtehung korporativ
zum Landespräſidenten, um die Aufhebung der Verordnung
zu erwirken.

Raufexzeß bei einer Hochzeit.

In der Roſcher-
gaſſe fand geſtern abends eine Hochzeit ſtatt. Man unterhielt
ſich ausgezeichnet, doch gegen 9 Uhr gerieten die erhitzten
Gemüter derart hart [unleserliches Material]inander, daß bald [e]ine regelrechte
Keilerei entſtand. Ein Hochzeitsgaſt, namens Demeter D.
wurde vom Bruder des Bräutigams, namens Johann K.,
derart mit den Fäuſten bearbeitet, daß D. einen linksſeitigen
Rippenbruch und andere Verletzungen erlitt. Sicherheitswache
und freiwillige Rettungsgeſellſchaft mußten intervenieren. Der
verletzte Hochzeitsgaſt wurde in die Landeskrankenanſtalt
gebracht, während ſein Gegner verhaftet wurde.

Das Jubiläumsreſtaurant.

In den nächſten
Tagen gelangt in den aufs modernſte eingerichteten Räumen
des jüdiſchen Nationalhauſes ein Reſtaurant zur Eröffnung,
das den ſtolzen Namen „Das Jubiläumsreſtaurant“
führen wird. Die Pracht der Architektonik, welche in dem
Nationalgebäude am Eliſabethplatze ſowohl in der Ausſtattung
der Faſſaden, als in den Lokalitäten verwendet wurde, wird
auch in den herrlich gelegenen, luftigen und ausblicksreichen
Reſtaurantsräumen, welche die ganze Front zur Heinegoſſe,
wie zum Eliſabethplatze einnehmen, zum Ausdruck kommen.
Die Kultusgemeinde hat einem verſierten Fachmanne das
Reſtaurant, welches, nebenbei bemerkt, eine moderne, aber
ſtreng jüdiſche Küche führen wird, übergeben. Es iſt dies
Herr Simon Dorfmann, der eine ausgezeichnete Praxis
in den erſtklaſſigſten Etabliſſements ſich angeeignet hat und
alle Fähigkeiten beſitzt, um ſelbſt dem verwöhnteſten und
anſpruchsvollſten Publikum gerecht zu werden. Bei dem vor-
herrſchenden Mangel an einer wahrhaft bürgerlichen Küche
wird gewiß das neue „Jubiläumsreſtaurant“, das
alle Vorzüge eines Großſtadtlokales vereinigen wird, aufs
freudigſte begrüßt werden.




Theater, Kunst und Literatur.


Eine Rigolettoaufführung,

die zu dem Beſten
gehört, das wir jemals auf dieſem Gebiete in Czernowitz zu
verzeichnen hatten, wurde uns Samſtag dargeboten. Herr
Arnold ſang und ſpielte den Rigoletto mit einer Hingebung
[Spaltenumbruch] und einem Stimmaufwand, der mit großen Ehren vermerkt
zu werden verdient. Frl. Breit war eine überaus liebliche
Gilda, ſtimmlich und ſchauſpieleriſch gleich hervor[r]agend, und
auch Herr Deutſch-Haupt (Herzog), der aufangs indisponiert
ſchien, kam zuletzt wieder auf die gewohnte geſangliche Höhe.
Erwähnen wir noch, daß Herr Spada den Bravo tadellos
ſang, ſo iſt das Enſemble entſprechend gewürdigt. Fräulein
Gellinek und Frl. Heller entledigten ſich ihrer kleineren
Aufgaben gleichfalls zur Zufriedenheit des Publikums, das in
wahrhaft ſpontaner Weiſe Beifall auf Beifall häufte. Herrn
Mohn’s muſikaliſche Leitung verdient ein Seperatlob.

Die geſtrige Aufführung des Troubadour erweckte
den Eindruck einer mangelhaften Vorbereitung, und es wäre
vielleicht am Platze geweſen, die Aufführung um einige Tage zu
verſchieben, um durch weitere Proben Unſicherheiten zu
beſeitigen. Die beſte Leiſtung des Abends bot unſtre[iti]g
Fräulein Heller als Azacena, die uns von voriger
Saiſon noch in beſter Erinnerung iſt. Auf gleicher
Höhe ſtand der Luna des Herrn Arnold. Er zeigte ſich
wieder als Sänger von Geſchmack und gediegenem Können
und erzielte einen wohlverdienten Erfolg. Frau Pauli-
Werbke’s.
Leonore konnte uns inſoferne nicht ganz befriedigen,
als ihr die Coloraturen, die für dieſe Partie unbedingt
erforderlich ſind, fehlen. Da Herr Hein indisponiert zu
ſein ſchien, ſo fiel ſeine Unſicherheit im Texte ſtark auf.
Die kleineren Partien des Fernando und der Juez waren
mit Herrn Spada und F[i]l. Abicht gut beſetzt. Orcheſter
und Chor taten unter Kapellmeiſter Hrubetz ihre Pflicht.
Die Inſze[n]ierung des Herrn Wolter war geſchm[a]ckvoll.
Unangenehm bemerkbar machte ſich die Unſicherheit in der
Handhabung der Beleuchtungs[e]ffekte. F. F.




Stadt-Theater in Czernowitz.

Direktion: Martin Klein.




Dienstag 27. Oktober:
Abends halb 8 Uhr: A bonn. Pari
LA TRA VIATA
Oper in 3 Akten von Giuseppe Verdi.




Mittwoch, 28. Oktober, Abonn. Disp. „Der Dieb“
Ein Stück in 3 Aufzügen von Henry Bernstein.
Donnerstag, 29. Oktober, Abonn. Pari 6, Novität „La
main
(die Hand)“ Mimodram von Henry Bereny
hierauf „Cavaleria rusticana“ Oper in 1
Aufzuge von P. Mascagni.
Freitag, 30. Oktober, Volkhtümliche Vorstellung bei
halben Preisen, „Charley’s Tante“ Schwank
in 3 Akten von Hugo Felix.
Samstag, 31. Oktober, Abonn. susp. Operettennovität
„Madame Sherry“ Operette in 3 Akten von
Hugo Felix.
Sonntag, 1. November: Nachmittagsvorstellung bei
halben Preisen, ‚Der Müller und sein Kind‘
Volksdrama in 5 Akten von Ernst Raupach.
abends Ab. susp. „Derfidele Bauer“ Operette
in 3 Akten von Leo Fall.



Avis! Für die Samstag- und Sonntagabend-
vorstellung sind Logensitze I. Rang
und Parterre à K 4·— erhältlich. Die Tageskasse
ist täglich von 9 Uhr früh ununterbrochen geöffnet.




Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege“.]
Die Miniſterkriſe.
Bevorſtehende Demiſſion des Geſamtkabinetts.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg Ztg.“)

Die Miniſterkriſe iſt wieder in ein akutes Stadium ge-
treten. Der Kaiſer trifft am 2. November in Wien wieder
ein. Noch vor dieſem Z[e]itpunkte, wahrſcheinlich am 30. oder
31. Oktober wird das Geſamtkabinett ſeine De-
miſſion
geben. Obwohl dieſe Demiſſion nur den Zweck
hat, für eine völlige Rekonſtruktion freie Hand zu
haben, ſpricht man in informierten Kreiſen auch davon, daß
der Miniſterpräſident v. Beck gleichials amtsmüde und
daß es ihm mit ſeiner Demiſſion er[n]ſt iſt.

Was die Rekonſtruktion betrifft, ſo wird das neue
Kabinett, falls es auf parlamentariſcher Grundlage gebildet
werden ſollte, folgende Namen aufweiſen: An Stelle Geß-
mann’s
(öffentliche Arbeiten), der auf den Poſten eines
Landmarſchalls von Niederöſterreich aſpiriert, ſoll Prinz
Alois Lichtenſtein Arbeitsminiſter, Pergelt ſoll deutſcher,
Celak[o]wsky czechiſcher Lundsmannminiſter werden. Für
die übrigen Portefeuilles kommen in Betracht: Stanek
(Ackerbau), Weißkirchner (Handel), Sylveſter
(Unterricht) und Fuchs (Juſtiz).

Falls Baron Beck wieder mit der Kabinettsbildung
betraut werden ſollte, was in dieſem Augenblicke als ſicher
gilt, wird die oben genannte Miniſterliſte poſitiv her-
vorgehen.




Demonſtrationen gegen Oeſterreich
in Belgrad.

(Korr.-B.)

Geſtern fand eine
von Belgrader Frauen einberufene Proteſtverſammlung
gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina
[Spaltenumbruch] ſtatt, woran etwa 10.000 Frauen und Männer teilnahmen.
Es wurde einſtimmig eine Reſolution gefaßt, worin das ſerbiſche
Volk zum Boykott gegen die öſterreichiſch-ungariſchen Waren
aufgefordert wird. Hierauf gelangte ein an die Frauen
Frankreichs, Englads
und Rumäniens gerichtetes
Memorandum zur Verleſung, worin deren Unterſtützung
gegen das gewalttätige Vorgehen Oeſterreich-Ungarns erbeten
wird. Schließlich brachten die Manifeſtanten, deren Zahl inzwiſchen
vermehrt war, vor der engliſchen, türkiſchen und ruſſiſchen Ge-
ſandtſchaft und vor dem Königs- und Kronprinzenpalais, ſowie
vor dem Abſteigquartier des Wojwoden Vukotic ſtürmiſche
Ovatiouen dar.




Abreiſe des Kronprinzen Georg nach
Petersburg.

(Korr.-B.)

Kronprinz Geong iſt
heute früh mit der Spezialmiſſion nach Petersburg
abgereiſt.




Die Pforte und Bulgarien.

(Priv.-Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“)

Trotz des formellen Abbruches der Verhandlungen
mit Bulgarien werden dieſe doch ſortgeſetzt. Der Großvezier
erklärte ſogar, daß die Verhandlungen mit Bulgarien
günſtige Ausſichten bieten.




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</TEI>
[5/0005] 27. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. aufgenommen: am Staatsrealgymnaſium in Gurahumora (1. Klaſſe) 88 und an der ar.-or. Realſchule in Czernowitz 719 öffentliche Schüler. Die Summe der öffentlichen Schüler an den vorher genannten Mittelſchulen beträgt daher 5229. Am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in Czernowitz wurden 497 öffentliche Schülerinnen anfgenommen. Im Schuljahre 1908/09 beſtehen an allen Gymnaſien in der Bukowina 50 an der gr.-or. Realſchule in Czernowitz 10, am Staatsrealgymnaſium in Gurahumora 1 und am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in Czernowitz 5 Parallelklaſſen. Verſpätung der Wiener Poſt. Infolge Zugs- zuſammenſtoßes bei Stiebnig an der Nordbahn wird die Wiener Poſt verſpätet einlangen. Ein deutſches Realgymnaſium in Czernowitz Wir erhalten folgende Zuſchrift: Alle jene, welche an der Errichtung eines deutſchen Realgymnaſiums in Czernowitz ein Intereſſe haben, mögen ihre Adreſſe an einen der Unterzeichneten ehebaldigſt einſenden. Prof. Dr. Rudolf Scharizer, Prof. Dr. Leon Kellner. Rom. acad. Verbindung „Bucovina“. Der Eröffnungs-Kommers für das LVIII. W.-Semeſter findet Samſtag, den 31. Oktober l. J. um halb 9 Uhr abends im Pavillon des Nationalhauſes (Ringplatz 3) ſtatt. Alle Herren, die bis nun an den von der Verbindung veran- ſtalteten Feſtlichkeiten teilgenommen haben, mögen ſich auf dieſem Wege für eingeladen betrachten. — Am 4. November l. J. abends veranſtaltet die Verbindung im Armonia-Saal (Ringplatz 3) ein Kränzchen. Ei fache Toilette. Eintritt: 2 K per Perſon. Einladungskarten werden nicht verſchickt. Die Geſchworenenausloſung findet wegen der Säkularfeier des I. Staatsgymnaſiums nicht am 28, ſondern morgen, den 27. d. um 10 Uhr vormittags ſtatt. Konkurseröffnung über eine alte Firma. Das Landesgericht in Czernowitz hat die Eröffnung des Konkurſes über das Geſamtvermögen des Weißwarenhändlers Joſef Strihafka in Czernowitz bewilligt. Zum Konkurskommiſſär wurde Landesgerichtsrat Konſtantin Zenta in Czernowitz und zum einſtweiligen Maſſ verwalter Advokat Dr. Eugen Lauer in Czernowitz beſtellt. Die Paſſiven belaufen ſich auf zirka eine Viertel Million Kronen, und zwar Waren- ſchulden 100.000 Kronen, Wechſelſchulden 80.000 Kronen und Haushypotheken zirka 70.000 Kronen. Die Firma Joſef Strihafka beſteht über 32 Jahre am hieſigen Platze. Strihafka beſaß auch eine Filiale in Kolomea, die ſelbſt- verſtändlich in die Konkursmaſſe einbezogen iſt. Die Polizei-Sperrſtunde. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Die Gaſtwirte-Genoſſenſchaft Gruppe X in Czer- nowitz hält am Mittwoch, den 28. Oktober 1908, 3 Uhr nachmittags im Pavillon Gottlieb (Ringplatz 3) eine außer- ordentliche Genoſſenſchafts-Verſammlung mit der Tagesord- nung „Stellungnahme zur neuen Sperrſtundenverordnung“ ab, zu welcher die P. T. Mitglieder hiemit geladen werden. Als Gäſte zu dieſer Verſammlung werden geladen: der löbliche Gemeinderat, ſoferne den Herren das Wohl und Wehe der Stadt am Herzen liegt, die Herren Handelskammerräte und ſonſtige gewerbefreundliche Perſonen, die Vertreter der Bier- brauereien, die Pächter der ſtädtiſchen und ärariſchen Gefälle, der Verein zur Förderung und Hebung des Fremdenverkehres und der Verein der Hausbeſitzer. Czernowitz, am 26. Oktober 1908. Der Genoſſenſchaftsvorſteher: Jakob Gottlieb. — Morgen begibt ſich die Genoſſenſchaftsvorſtehung korporativ zum Landespräſidenten, um die Aufhebung der Verordnung zu erwirken. Raufexzeß bei einer Hochzeit. In der Roſcher- gaſſe fand geſtern abends eine Hochzeit ſtatt. Man unterhielt ſich ausgezeichnet, doch gegen 9 Uhr gerieten die erhitzten Gemüter derart hart _ inander, daß bald eine regelrechte Keilerei entſtand. Ein Hochzeitsgaſt, namens Demeter D. wurde vom Bruder des Bräutigams, namens Johann K., derart mit den Fäuſten bearbeitet, daß D. einen linksſeitigen Rippenbruch und andere Verletzungen erlitt. Sicherheitswache und freiwillige Rettungsgeſellſchaft mußten intervenieren. Der verletzte Hochzeitsgaſt wurde in die Landeskrankenanſtalt gebracht, während ſein Gegner verhaftet wurde. Das Jubiläumsreſtaurant. In den nächſten Tagen gelangt in den aufs modernſte eingerichteten Räumen des jüdiſchen Nationalhauſes ein Reſtaurant zur Eröffnung, das den ſtolzen Namen „Das Jubiläumsreſtaurant“ führen wird. Die Pracht der Architektonik, welche in dem Nationalgebäude am Eliſabethplatze ſowohl in der Ausſtattung der Faſſaden, als in den Lokalitäten verwendet wurde, wird auch in den herrlich gelegenen, luftigen und ausblicksreichen Reſtaurantsräumen, welche die ganze Front zur Heinegoſſe, wie zum Eliſabethplatze einnehmen, zum Ausdruck kommen. Die Kultusgemeinde hat einem verſierten Fachmanne das Reſtaurant, welches, nebenbei bemerkt, eine moderne, aber ſtreng jüdiſche Küche führen wird, übergeben. Es iſt dies Herr Simon Dorfmann, der eine ausgezeichnete Praxis in den erſtklaſſigſten Etabliſſements ſich angeeignet hat und alle Fähigkeiten beſitzt, um ſelbſt dem verwöhnteſten und anſpruchsvollſten Publikum gerecht zu werden. Bei dem vor- herrſchenden Mangel an einer wahrhaft bürgerlichen Küche wird gewiß das neue „Jubiläumsreſtaurant“, das alle Vorzüge eines Großſtadtlokales vereinigen wird, aufs freudigſte begrüßt werden. Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 26. Oktober. Eine Rigolettoaufführung, die zu dem Beſten gehört, das wir jemals auf dieſem Gebiete in Czernowitz zu verzeichnen hatten, wurde uns Samſtag dargeboten. Herr Arnold ſang und ſpielte den Rigoletto mit einer Hingebung und einem Stimmaufwand, der mit großen Ehren vermerkt zu werden verdient. Frl. Breit war eine überaus liebliche Gilda, ſtimmlich und ſchauſpieleriſch gleich hervorragend, und auch Herr Deutſch-Haupt (Herzog), der aufangs indisponiert ſchien, kam zuletzt wieder auf die gewohnte geſangliche Höhe. Erwähnen wir noch, daß Herr Spada den Bravo tadellos ſang, ſo iſt das Enſemble entſprechend gewürdigt. Fräulein Gellinek und Frl. Heller entledigten ſich ihrer kleineren Aufgaben gleichfalls zur Zufriedenheit des Publikums, das in wahrhaft ſpontaner Weiſe Beifall auf Beifall häufte. Herrn Mohn’s muſikaliſche Leitung verdient ein Seperatlob. M. Die geſtrige Aufführung des Troubadour erweckte den Eindruck einer mangelhaften Vorbereitung, und es wäre vielleicht am Platze geweſen, die Aufführung um einige Tage zu verſchieben, um durch weitere Proben Unſicherheiten zu beſeitigen. Die beſte Leiſtung des Abends bot unſtreitig Fräulein Heller als Azacena, die uns von voriger Saiſon noch in beſter Erinnerung iſt. Auf gleicher Höhe ſtand der Luna des Herrn Arnold. Er zeigte ſich wieder als Sänger von Geſchmack und gediegenem Können und erzielte einen wohlverdienten Erfolg. Frau Pauli- Werbke’s. Leonore konnte uns inſoferne nicht ganz befriedigen, als ihr die Coloraturen, die für dieſe Partie unbedingt erforderlich ſind, fehlen. Da Herr Hein indisponiert zu ſein ſchien, ſo fiel ſeine Unſicherheit im Texte ſtark auf. Die kleineren Partien des Fernando und der Juez waren mit Herrn Spada und Fil. Abicht gut beſetzt. Orcheſter und Chor taten unter Kapellmeiſter Hrubetz ihre Pflicht. Die Inſzenierung des Herrn Wolter war geſchmackvoll. Unangenehm bemerkbar machte ſich die Unſicherheit in der Handhabung der Beleuchtungseffekte. F. F. Stadt-Theater in Czernowitz. Direktion: Martin Klein. Dienstag 27. Oktober: Abends halb 8 Uhr: A bonn. Pari LA TRA VIATA Oper in 3 Akten von Giuseppe Verdi. Mittwoch, 28. Oktober, Abonn. Disp. „Der Dieb“ Ein Stück in 3 Aufzügen von Henry Bernstein. Donnerstag, 29. Oktober, Abonn. Pari 6, Novität „La main (die Hand)“ Mimodram von Henry Bereny hierauf „Cavaleria rusticana“ Oper in 1 Aufzuge von P. Mascagni. Freitag, 30. Oktober, Volkhtümliche Vorstellung bei halben Preisen, „Charley’s Tante“ Schwank in 3 Akten von Hugo Felix. Samstag, 31. Oktober, Abonn. susp. Operettennovität „Madame Sherry“ Operette in 3 Akten von Hugo Felix. Sonntag, 1. November: Nachmittagsvorstellung bei halben Preisen, ‚Der Müller und sein Kind‘ Volksdrama in 5 Akten von Ernst Raupach. abends Ab. susp. „Derfidele Bauer“ Operette in 3 Akten von Leo Fall. Avis! Für die Samstag- und Sonntagabend- vorstellung sind Logensitze I. Rang und Parterre à K 4·— erhältlich. Die Tageskasse ist täglich von 9 Uhr früh ununterbrochen geöffnet. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege“. Die Miniſterkriſe. Bevorſtehende Demiſſion des Geſamtkabinetts. Wien, 26. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg Ztg.“) Die Miniſterkriſe iſt wieder in ein akutes Stadium ge- treten. Der Kaiſer trifft am 2. November in Wien wieder ein. Noch vor dieſem Zeitpunkte, wahrſcheinlich am 30. oder 31. Oktober wird das Geſamtkabinett ſeine De- miſſion geben. Obwohl dieſe Demiſſion nur den Zweck hat, für eine völlige Rekonſtruktion freie Hand zu haben, ſpricht man in informierten Kreiſen auch davon, daß der Miniſterpräſident v. Beck gleichials amtsmüde und daß es ihm mit ſeiner Demiſſion ernſt iſt. Was die Rekonſtruktion betrifft, ſo wird das neue Kabinett, falls es auf parlamentariſcher Grundlage gebildet werden ſollte, folgende Namen aufweiſen: An Stelle Geß- mann’s (öffentliche Arbeiten), der auf den Poſten eines Landmarſchalls von Niederöſterreich aſpiriert, ſoll Prinz Alois Lichtenſtein Arbeitsminiſter, Pergelt ſoll deutſcher, Celakowsky czechiſcher Lundsmannminiſter werden. Für die übrigen Portefeuilles kommen in Betracht: Stanek (Ackerbau), Weißkirchner (Handel), Sylveſter (Unterricht) und Fuchs (Juſtiz). Falls Baron Beck wieder mit der Kabinettsbildung betraut werden ſollte, was in dieſem Augenblicke als ſicher gilt, wird die oben genannte Miniſterliſte poſitiv her- vorgehen. Demonſtrationen gegen Oeſterreich in Belgrad. Belgrad, 26. Oktober. (Korr.-B.) Geſtern fand eine von Belgrader Frauen einberufene Proteſtverſammlung gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina ſtatt, woran etwa 10.000 Frauen und Männer teilnahmen. Es wurde einſtimmig eine Reſolution gefaßt, worin das ſerbiſche Volk zum Boykott gegen die öſterreichiſch-ungariſchen Waren aufgefordert wird. Hierauf gelangte ein an die Frauen Frankreichs, Englads und Rumäniens gerichtetes Memorandum zur Verleſung, worin deren Unterſtützung gegen das gewalttätige Vorgehen Oeſterreich-Ungarns erbeten wird. Schließlich brachten die Manifeſtanten, deren Zahl inzwiſchen vermehrt war, vor der engliſchen, türkiſchen und ruſſiſchen Ge- ſandtſchaft und vor dem Königs- und Kronprinzenpalais, ſowie vor dem Abſteigquartier des Wojwoden Vukotic ſtürmiſche Ovatiouen dar. Abreiſe des Kronprinzen Georg nach Petersburg. Belgrad, 26, Oktober. (Korr.-B.) Kronprinz Geong iſt heute früh mit der Spezialmiſſion nach Petersburg abgereiſt. Die Pforte und Bulgarien. Konſtantinopel, 26. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Trotz des formellen Abbruches der Verhandlungen mit Bulgarien werden dieſe doch ſortgeſetzt. Der Großvezier erklärte ſogar, daß die Verhandlungen mit Bulgarien günſtige Ausſichten bieten. _

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1437, Czernowitz, 27.10.1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1437_1908/5>, abgerufen am 21.11.2024.