Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 178, Czernowitz, 19.03.1918.Nr. 178 "Czern. Allg. Zeitung" und "Czern. Tagblatt". [Spaltenumbruch] Vom Tage. Landeschef Graf v. Ezdorf ist von seiner Wiedereröffnung der Czernowitzer Uni- versität. Wie die "Neue Fr. Presse" mit- Die neuen Kaiser Karlmünzen. Die Eine ukrainische Militärmission in Wien. Die ukrainischen Generale Kolenko und Kien nach dem Einzug der Deutschen. Zum deutschen Stadtkommandanten von Kiew Die Musterung der Geburtsjahrgänge 1899 bis 1894. Die Einberufung für die Die Requisitionen. Eine längere De- Die widerrechtliche Benützung höherer Wagenklassen. Aus Wien, 12. d., wird Landwirtschaftliche Mitteilung. Der Volksschulkinder. Dem Vernehmen nach soll für die "Der Säugling schläft, wenn er gesund Nr. 178 „Czern. Allg. Zeitung“ und „Czern. Tagblatt“. [Spaltenumbruch] Vom Tage. Landeschef Graf v. Ezdorf iſt von ſeiner Wiedereröffnung der Czernowitzer Uni- verſität. Wie die „Neue Fr. Preſſe“ mit- Die neuen Kaiſer Karlmünzen. Die Eine ukrainiſche Militärmiſſion in Wien. Die ukrainiſchen Generale Kolenko und Kien nach dem Einzug der Deutſchen. Zum deutſchen Stadtkommandanten von Kiew Die Muſterung der Geburtsjahrgänge 1899 bis 1894. Die Einberufung für die Die Requiſitionen. Eine längere De- Die widerrechtliche Benützung höherer Wagenklaſſen. Aus Wien, 12. d., wird Landwirtſchaftliche Mitteilung. Der Volksſchulkinder. Dem Vernehmen nach ſoll für die „Der Säugling ſchläft, wenn er geſund <TEI> <text> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 178 „Czern. Allg. Zeitung“ und „Czern. Tagblatt“.</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Landeschef Graf v. Ezdorf</hi> </head> <p>iſt von ſeiner<lb/> Dienſtreiſe aus Wien zurückgekehrt. 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Uebrigens wur-<lb/> den von der Quartiermeiſterabteilung Nr. 9<lb/> im September 1917 eigene Kommiſſionen<lb/> eingeſetzt, denen auch Organe der deutſchen<lb/> Truppen beigezogen wurden und die für<lb/> jeden einzelnen Fall von Klagen und Be-<lb/> ſchwerden genaue Erhebungen einzuleiten<lb/> hatten, damit dann die Entſchädigung der<lb/> betroffenen Landeseinwohner erfolgen könne.<lb/> Auch die Einſtellung der Pferdekäufe und<lb/> die Rückgabe der bereits gekauften oder<lb/> requirierten Pferde wurde im Herbſt vori-<lb/> gen Jahres beim Armeeoberkommando ver-<lb/> ſügt. In letzterer Zeit ergab ſich bei einer<lb/> Armee im Oſten vor der Vorrückung in<lb/> die Ukraine eine Verpflegsſituation, die<lb/> momentane Abhilfe heiſchte. Die militäri-<lb/> ſcherſeits verfügten Requiſitionen wurden<lb/> indes auf dem früher erwähnten Wege<lb/> ſiſtiert. In ſeinen weiteren Ausführungen<lb/> zu den geſtellten Anträgen betont der<lb/> Miniſter das Beſtreben der Militärbehörden,<lb/> vorkommende Mißbräuche abzuſtellen und<lb/> zu verhindern. Er hebt hervor, daß das<lb/> von den Ruſſen angebaute Getreide nicht<lb/> Kriegsbeute iſt, ſondern den Grundbeſitzern<lb/> gehört. Zufolge eines Befehls des Armee-<lb/> oberkommandos werden Evakuierungen nur<lb/> mehr aus der Feuerlinie und auch dort<lb/> nur inſoferne erfolgen dürfen, als dies<lb/> die Kriegführung unabweislich notwendig<lb/> macht. Die große, der Entfernung von<lb/> Haus und Hof innewohnende Härte nicht<lb/> verkennend, waren und ſind die Armee-<lb/> kommanden beſtrebt, das Los der gewiß<lb/> äußerſt ſchwer betroffenen evakuierten Be-<lb/> völkerung nach Möglichkeit zu lindern. Die<lb/> Aktivierung der Kriegsleiſtungskommiſſionen<lb/><cb/> in Galizien und in der Bukowina war<lb/> vor allem eine Perſonalfrage. 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Nach den Be-<lb/> ſtimmungen des Eiſenbahnbetriebsreglements<lb/> können zwar Reiſende, die in der Wagen-<lb/> klaſſe, für die ihre Fahrkarte gilt, keinen<lb/> Platz finden, die Beförderung in einer<lb/> allenfalls niedrigeren Wagenklaſſe, in der<lb/> noch Plätze frei ſind, unter Rückerſtattung<lb/> des Fahrpreisnuterſchiedes verlangen oder<lb/> die Fahrt unterlaſſen und das Fahrgeld,<lb/> ſowie die Gepäcksfracht zurückfordern. Ein<lb/> Recht auf die Beförderung in einer höheren<lb/> Wagenklaſſe ſteht ihnen jedoch nicht zu.<lb/> Es wird deshalb darauf aufmerkſam ge-<lb/> macht, daß Reiſende, die in einer höheren<lb/> Wagenklaſſe angetroffen werden, als ſie<lb/> auf Grund ihrer Fahrkarte zu benützen<lb/> berechtigt ſind, ausnahmslos die im Eiſen-<lb/> bahnbetriebsreglement und in den Perſonen-<lb/> tarifen vorgeſehenen Nachzahlungen und<lb/> Zuſchläge zu entrichten haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Landwirtſchaftliche Mitteilung.</hi> </head> <p>Der<lb/> Landeskulturrat macht die Landwirte der<lb/> Bukowina darauf aufmerkſam, daß am 19.<lb/> März, 9 Uhr vormittags in Czernowitz nächſt<lb/> dem Bahnhof eine Verſteigerung von fünf-<lb/> zig (50) kriegsunbrauchbaren Fuhrwerken<lb/> ſtattfindet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Volksſchulkinder.</hi> </head><lb/> <p>Dem Vernehmen nach ſoll für die<lb/> Sommerzeit in unſern Volksſchulen der<lb/> Unterricht ſchon von 7 Uhr früh beginnen.<lb/> Seit dieſer Kunde hatte ich keine Ruhe,<lb/> von mächtigem Mitleid mit unſeren kleinen<lb/> Volksſchulkindern erfüllt. Ich ſuchte Wege,<lb/> wie dieſem großen Uebel vorgegriffen wer-<lb/> den könnte. Da dieſe Angelegenheit rein<lb/> vom ſanitären Standpunkt behandelt wer-<lb/> den muß, dachte ich, vielleicht nicht kom-<lb/> petent hiezu zu ſein, oder zu übertrieben<lb/> in der Sorge um die Schulkinder. Während<lb/> meiner Erwägungen erſcheint im „Neuen<lb/> Wiener Journal“ vom 8. März 1918 ein<lb/> diesbezüglicher Artikel vom Oberbezirksarzt<lb/> Dr. Franz Sieß, der ſich mit einer ſehr<lb/> warmen und fachmänniſchen Motivierung<lb/> gegen dieſe Einführung erklärt. Ich erlaube<lb/> mir eine ſehr gekürzte Wiedergabe ſeiner<lb/> Motivierung und auch meine in langer<lb/> Dienſtzeit gemachten Erfahrungen wieder-<lb/> zugeben.</p><lb/> <p>„Der Säugling ſchläft, wenn er geſund<lb/> iſt, beinahe den ganzen Tag und die ganze<lb/> Nacht; dieſes fortwährende Schlafen kräftigt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 178 „Czern. Allg. Zeitung“ und „Czern. Tagblatt“.
Vom Tage.
Landeschef Graf v. Ezdorf iſt von ſeiner
Dienſtreiſe aus Wien zurückgekehrt. Der
nächſte übliche Empfang findet ſtatt Freitag
am Samſtag, den 23. d. ſtatt.
Wiedereröffnung der Czernowitzer Uni-
verſität. Wie die „Neue Fr. Preſſe“ mit-
teilt, iſt die Wiedereröffnung der Czerno-
witzer Univerſität geplant. Es ſoll das Som-
merſemeſter anfangs Mai eröffnet werden.
Der Rektor der Univerſität, Profeſſor Dr.
Pomeranz, veröffentlicht hiezu folgende
Mitteilung: „Dem Rektorat der Univerſi-
tät iſt bisher keinerlei Weiſung vom Unter-
richtsmiuiſterium, beireffend die Wiederauf-
nahme des Geſamtbetriebes der Univerſität
zugekommen. Profeſſor v. Friſch hat ſich
in privater Angelegenheit nach Czernowitz
begeben.“
Die neuen Kaiſer Karlmünzen. Die
Ausſtattung der neuen öſterreichiſchen Gold-
und Silbermünzen wurde im Budgetaus-
ſchuſſe des Abgeordnetenhauſes in der Faſ-
ſung der Regierungsvorlage genehmigt. Der
betreffende Entwurf enthält die ſchon kürz-
lich mitgeteilte Beſchreibung der Zwanzig-
und Zehnkronen-Goldmünzen ſowie der Fünf-
und Zweikronenſtücke aus Silber, die nur
das Bildnis Kaiſer Karls und ſeinen Wahl-
ſpruch „Pace belloque pro patria cum
populo meo“ tragen.
Eine ukrainiſche Militärmiſſion in Wien.
Die ukrainiſchen Generale Kolenko und
Gutmann, die vorgeſtern in Lemberg
weilten, befinden ſich gegenwärtig in Wien,
wo ſie über Auftrag des ukrainiſchen Kriegs-
miniſters Zukowski mit dem Kriegsminiſter
über gemeinſame Militärintereſſen Beſpre-
chungen pflegen.
Kien nach dem Einzug der Deutſchen.
Zum deutſchen Stadtkommandanten von Kiew
wurde Oberſt von Lewinski ernannt.
Sofort nach dem Einzuge der deutfchen
Truppen begab ſich Oberſt Lewinski zum
ukrainiſchen Stadtpräſidium, und im Ein-
vernehmen mit dieſem wurden den deutſchen
Etappentruppen Quartiere angewieſen. In
einer Kundmachung der deutſchen Komman-
dantur werden alle deutſchen und öſterrei-
chiſchen Staatsbürger ſowie die Kriegsge-
fangenen aufgefordert, ſich ſofort bei der
deutſchen Militärbehörde zu melden.
Die Muſterung der Geburtsjahrgänge
1899 bis 1894. Die Einberufung für die
neuerliche Muſterung der Lanſturmpflich-
tichen der Jahrgänge 1899, 1898, 1897,
1896, 1895 und 1894 iſt bereits erſchienen.
Zu dieſer Muſterung haben alle Landſturm-
pflichtigen ohne Rückſicht darauf, ob ſie ſchon
bisher muſterungspflichtig waren, beziehungs-
weiſe ihrer Muſterungspflicht entſprochen
haben, zu erſcheinen. Die Meldungen beim
Czernowitzer Stadtmagiſtrat finden zwiſchen
den 18. und 23. März ſtatt. Sämtliche
Dokumente ſind mitzubringen. Die Muſte-
rung wird in der Zeit vom 11. bis zum
30. April vorgenommen werden. Gleich-
zeitig erſcheint eine Kundmachung des Czer-
nowitzer Stadtmagiſtrates, in der bekannt-
gemacht wird, daß gleichzeitig mit der
Muſterung der genannten Jahrgänge eine
Nachmuſterung der Muſterungsrück-
ſtändigen der Geburtsjahrgänge 1865—1893
und des Jahrganges 1900 ſtattfindet. Der-
jenige Landſturmpflichtige dieſer Jahrgänge,
der aus irgend einem Grunde von der
letzten Muſterung ausgeblieben iſt, hat ſich
bis zum 23. März beim Stadtmagſtrat zu
melden.
Die Requiſitionen. Eine längere De-
batte entwickelte ſich in der letzten Sitzung
des Abgeordnetenhauſes über die Anträge
des kriegswirtſchaftlichen Ausſchuſſes, welche
ſich mit den Requirierungen und Evakuie-
rungen in Galizien und der Bukowina
befaſſen. Landesverteidigungsminiſter von
Czapp bezeichnet es als Wunſch aller
beteiligten Stellen, daß die Beſchaffung der
Bedürfniſſe der Armee und insbeſondere
der Verpflegsartikel, wenn irgend möglich
auf gütlichen Wege ohne Anwendung von
Zwangsmaßregel erfolgen. Daß ſich —
durch den mangelhaften Nachſchub auf den
zerſtörten, beziehungsweiſe unzureichenden
Kommunikationen und durch die Trans-
portmittelbeſchränktheit bedingt — anläßlich
der im Juli-Auguſt 1917 ſtattgefundenen
Offenſive trotzdem große Ausſchreitungen,
wie Unterlaſſungen der Bezahlung oder der
Beſcheinigung, beziehungsweiſe Nichtberück-
ſichtigung des vollen Bedarfes der Bevöl-
kerung ereignet haben, war im Drange der
kriegeriſchen Ereigniſſe wohl auch techniſch
nicht reſtlos zu vermeiden. Uebrigens wur-
den von der Quartiermeiſterabteilung Nr. 9
im September 1917 eigene Kommiſſionen
eingeſetzt, denen auch Organe der deutſchen
Truppen beigezogen wurden und die für
jeden einzelnen Fall von Klagen und Be-
ſchwerden genaue Erhebungen einzuleiten
hatten, damit dann die Entſchädigung der
betroffenen Landeseinwohner erfolgen könne.
Auch die Einſtellung der Pferdekäufe und
die Rückgabe der bereits gekauften oder
requirierten Pferde wurde im Herbſt vori-
gen Jahres beim Armeeoberkommando ver-
ſügt. In letzterer Zeit ergab ſich bei einer
Armee im Oſten vor der Vorrückung in
die Ukraine eine Verpflegsſituation, die
momentane Abhilfe heiſchte. Die militäri-
ſcherſeits verfügten Requiſitionen wurden
indes auf dem früher erwähnten Wege
ſiſtiert. In ſeinen weiteren Ausführungen
zu den geſtellten Anträgen betont der
Miniſter das Beſtreben der Militärbehörden,
vorkommende Mißbräuche abzuſtellen und
zu verhindern. Er hebt hervor, daß das
von den Ruſſen angebaute Getreide nicht
Kriegsbeute iſt, ſondern den Grundbeſitzern
gehört. Zufolge eines Befehls des Armee-
oberkommandos werden Evakuierungen nur
mehr aus der Feuerlinie und auch dort
nur inſoferne erfolgen dürfen, als dies
die Kriegführung unabweislich notwendig
macht. Die große, der Entfernung von
Haus und Hof innewohnende Härte nicht
verkennend, waren und ſind die Armee-
kommanden beſtrebt, das Los der gewiß
äußerſt ſchwer betroffenen evakuierten Be-
völkerung nach Möglichkeit zu lindern. Die
Aktivierung der Kriegsleiſtungskommiſſionen
in Galizien und in der Bukowina war
vor allem eine Perſonalfrage. Soweit die
militäriſchen Vertreter in Betracht kamen,
hatte zwar das Kriegsminiſterium bereits
vor längerer Zeit für eine ausreichende
Beiſtellung von ſolchen geſorgt.
Die widerrechtliche Benützung höherer
Wagenklaſſen. Aus Wien, 12. d., wird
gemeldet: Die Ueberfüllung der Perſonen
führenden Züge wird in letzter Zeit von
von vielen Reiſenden zum Anlaß genom-
men, ohne weiters in einer höheren Wagen-
klaſſe Platz zu nehmen, als ihnen nach der
gelöſten Fahrkarte gebühren würde in der
irrigen Meinung, daß ſie mangels freier
Sitzplätze in der ihnen gebührenden Klaſſe
Anſpruch auf die Beförderung in einer
höheren Wagenklaſſe hätten. Nach den Be-
ſtimmungen des Eiſenbahnbetriebsreglements
können zwar Reiſende, die in der Wagen-
klaſſe, für die ihre Fahrkarte gilt, keinen
Platz finden, die Beförderung in einer
allenfalls niedrigeren Wagenklaſſe, in der
noch Plätze frei ſind, unter Rückerſtattung
des Fahrpreisnuterſchiedes verlangen oder
die Fahrt unterlaſſen und das Fahrgeld,
ſowie die Gepäcksfracht zurückfordern. Ein
Recht auf die Beförderung in einer höheren
Wagenklaſſe ſteht ihnen jedoch nicht zu.
Es wird deshalb darauf aufmerkſam ge-
macht, daß Reiſende, die in einer höheren
Wagenklaſſe angetroffen werden, als ſie
auf Grund ihrer Fahrkarte zu benützen
berechtigt ſind, ausnahmslos die im Eiſen-
bahnbetriebsreglement und in den Perſonen-
tarifen vorgeſehenen Nachzahlungen und
Zuſchläge zu entrichten haben.
Landwirtſchaftliche Mitteilung. Der
Landeskulturrat macht die Landwirte der
Bukowina darauf aufmerkſam, daß am 19.
März, 9 Uhr vormittags in Czernowitz nächſt
dem Bahnhof eine Verſteigerung von fünf-
zig (50) kriegsunbrauchbaren Fuhrwerken
ſtattfindet.
Volksſchulkinder.
Dem Vernehmen nach ſoll für die
Sommerzeit in unſern Volksſchulen der
Unterricht ſchon von 7 Uhr früh beginnen.
Seit dieſer Kunde hatte ich keine Ruhe,
von mächtigem Mitleid mit unſeren kleinen
Volksſchulkindern erfüllt. Ich ſuchte Wege,
wie dieſem großen Uebel vorgegriffen wer-
den könnte. Da dieſe Angelegenheit rein
vom ſanitären Standpunkt behandelt wer-
den muß, dachte ich, vielleicht nicht kom-
petent hiezu zu ſein, oder zu übertrieben
in der Sorge um die Schulkinder. Während
meiner Erwägungen erſcheint im „Neuen
Wiener Journal“ vom 8. März 1918 ein
diesbezüglicher Artikel vom Oberbezirksarzt
Dr. Franz Sieß, der ſich mit einer ſehr
warmen und fachmänniſchen Motivierung
gegen dieſe Einführung erklärt. Ich erlaube
mir eine ſehr gekürzte Wiedergabe ſeiner
Motivierung und auch meine in langer
Dienſtzeit gemachten Erfahrungen wieder-
zugeben.
„Der Säugling ſchläft, wenn er geſund
iſt, beinahe den ganzen Tag und die ganze
Nacht; dieſes fortwährende Schlafen kräftigt
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