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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 207, Czernowitz, 06.09.1904.

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6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Es ist schmerzlich zu sehen, wie so manche Angelegenheit
trotz angestrengtester Arbeit nicht so schnell erledigt werden
kann, wie es dringend notwendig wäre, und manche wichtige
Arbeit habe ich schon bei Seite legen müssen, weil die zur
Ausführung notwendigen Kräfte einfach nicht mehr ausreichten.

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß mir die zu-
fällige Erkrankung eines jeden Beamten ernstliche Verlegenheit
bereitet, und daß die Gesundheit gerade der tüchtigsten Mit-
arbeiter infolge von Ueberarbeitung geradezu gefährdet ist.

Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver-
trauensvoll erhofft die Beamtenschaft Abhilfe von der weisen
Einsicht Euerer Exzellenz.

Wir wollen den heutigen für uns so selten freudigen
Tag nicht vorübergehen lassen, ohne in die Hände Euerer
Exzellenz das Gelöbnis zu erneuern, daß wir unentwegt
mit vollstem Eifer unsere besten Kräfte im Allerhöchsten
Dienste einsetzen werden, daß wir um keines Haares-Breite
vom einzig sicheren Boden des Gesetzes abweichen werden
und daß uns als ideales Ziel unserer Arbeit immer vor-
schweben wird das große allgemeine öffentliche Wohl.

Auf diesem Wege leuchtet uns voran als glänzendes
Vorbild die Person Euerer Exzellenz und wir wollen uns
der Ehre eines solchen Führers würdig zeigen".

Seine Exzellenz der Herr Ministerpräsident erwiderte:

"Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen
Worte bestens danke, hoffe ich auch zuversichtlich, bei den
k. k. Behörden die Beweise treuester Pflichterfüllung zu
finden. Eure Durchlaucht haben sogleich nach Ihrem Amts-
antritte mit kräftiger Hand die Führung der Geschäfte über-
nommen, und die Bevölkerung der Bukowina gewöhnte sich
alsbald, in dem Landeschef und der Landesregierung ihre
Freunde zu erblicken. Ich kann Eurer Durchlaucht nicht
genug dafür danken, daß Sie den Grundsatz der Regierung,
daß die Behörden der Einwohnerschaft zu jeder Zeit mit
Rat und Tat zur Seite zu stehen haben, auch in diesem
Lande zur Richtschnur der Beamten machten. Die Diener
des Staates müssen unparteiisch, wohlwollend
und unbestechlich sein, denn ihre Moral wird
zur Moral des Landes.
Die Kräfte der Bukowina
sind erst in der Entfaltung begriffen und es wäre traurig,
wenn sie durch unfähige oder übelwollende Beamte in falsche
Bahnen geleitet würden. Ich bin überzeugt, daß Sie, meine
Herren, Tadellosigkeit in jeder Hinsicht bewahren werden,
glauben Sie aber auch mir, daß ich dem Verdienste eines
jeden die vollste Anerkennung entgegenbringe".

Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und
welcher Hingebung die Beamten ihren Pflichten nachkommen
und er habe es sich von seinem Amtsantritte angelegen sein
lassen, auf eine Vermehrung ebensowohl der Bezirkshauptmann-
schaften, als, wo es notwendig ist, der sistemisierten Beamten-
stellen hinzuwirken.

Die Wünsche der Polen in der Bukowina.

Zum Empfange der unter Führung des Herrn Passakas
beim Ministerpräsidenten erschienenen Vereine sei nachgetragen,
daß derselbe im Namen der in der Bukowina ansässigen
Polen um Einführung des polnischen Sprachunterrichts in den
Mittel- und Volksschulen der Bukowina, Erteilung des Reli-
gionsunterrichts in der polnischen Sprache für polnische Kinder,
Anstellung eines Lektors für die polnische Sprache an der
Czernowitzer Universität und um die Errichtung eines Volks-
schulinspektorats für die polnische Sprache bat. Dr. v. Koerber
erwiderte, daß er von diesen Wünschen den Unterrichtsminister
Dr. v. Hartel in Kenntnis setzen und dieselben unter-
stützen werde.

Die Besichtigung der Vierbrauerei.

Beim Rundgang in der Bierbrauerei besichtigte Seine
Exzellenz den Neubau eines Zement-Dachstuhles, der nach
System Henebique (Paris) von den hiesigen Baumeistern
Salter & Proske als alleinigen Konzessionären für die
Bukowina ausgeführt wird. Der Ministerpräsident äußerte sich
sehr lobend über das Gesehene.




Der Krieg.


Der Kampf um Liaojang.
(Reuter-Meldung)

Der
Kampf in der Umgebung von Liaojang dauert auch heute fort.

(Reuter-Metdung)

Die
Japaner haben Liaojang Sonntag um 9 Uhr morgens besetzt.

Von der Belagerung Port Arthurs.

Aus Petersburg wird gemeldet,
die Zahl der von den Japanern auf der Tigerhalbinsel bei
Port Arthur gelandeten Truppen sei bedeutend. General
Stössel, der in den letzten Tagen den Itschanhügel wieder
eroberte, hofft die japanische Umfassungslinie noch an einer
anderen wichtigen Stelle zu durchbrechen. Die Besetzung der
Tigerhalbinsel durch Japaner war Veranlassung, daß die
im Hafen eingeschlossenen, schwerbedrohten Kriegsschiffe gestern
[Spaltenumbruch] wiederum auszufahren versuchten, aber ein Mißgeschick des
Minen suchenden Kriegsschiffes "Dragant" vereitelte das
Vorhaben.

Ein Bericht Sacharows. (Offiziell)

Ein vom
2. d. M. datiertes Telegramm des Generalleutnants Sa-
charow
an den Generalstab meldet: Unsere Truppen griffen
heute die Höhen von Sykvantun an. Nach einem erbitterten
Kampfe wurde die ganze Höhenkette westlich von Sykvantun
von ihnen genommen. Es wurde festgestellt, daß wir zahl-
reichen japanischen Truppen gegenüberstanden, deren Front
sich von den Höhen bei den Jantai-Minen bis zum Taitsiho
erstreckte. Die Abteilung des Generalmajors Orlow, welche
die Jantai-Minen deckte und ein wenig vorgerückt war, stieß
auf überlegene feindliche Streitkräfte in starker Stellung und
war genötigt, den Rückzug anzutreten. Generalmajor Orlow
wurde verwundet. Die Gefahr einer Umgehungsbewegung
des Feindes wurde jedoch durch die Rückkehr zur Station
Jantai beschworen. Die tapferen Regimenter des ersten
Sibirischen Armeekorps waren herbeigeeilt, und General
Stackelberg hielt die angreifenden Japaner auf. In diesem
Kampfe wurde der Kommandant des zweiten Sibirischen
Regimentes Oberst Ozersky schwer verwundet. Um 9 Uhr
abends ließ der Kampf auf der ganzen Linie nach und man
hörte nur noch Kanonendonner in Liaojang. Die Truppen
der Garnison Liaojang haben nach einem telegraphischen
Berichte einen zweiten Angriff des Feindes zurückgewiesen.
Um sich Klarheit über die feindlichen Streitkräfte zu ver-
schaffen, ergriffen von der westlichen Front zwei Regimenter
die Offensive. Nach einem heißen Kampfe wurde konstatiert,
daß diese beiden Regimenter mit überlegenen feindlichen
Truppen von mehr als zwei Divisionen engagiert waren.
Die Gesamtverluste der Armee sind noch nicht genau fest-
gestellt, doch übersteigen sie nach den bisher eingelaufenen
Berichten die Zahl von 3000 Toten und Verwundeten.




Vom. Tage.


Der deutsche Landtagsklub.

Der deutsche Land-
tagsklub,
dem die Abgeordneten Skedl, Wiedmann,
Langenhan, Landwehr
und Wilhelm Tittinger
angehören, hat sich heute konstituiert. Zum Obmann wurde
Professor Skedl, zu dessen Stellvertreter Kammerpräsident
Langenhan gewählt.




Die preußischen Ostmarken. (Korr.-B.)

Wie mehrere
Morgenblätter melden, werde im nächsten preußischen Etat
ein namhafter Betrag für die Fortsetzung der Ansiedlungs-
politik in den Ostmarken begehrt werden.




Bunte Chronik.


Die Verlobung des deutschen Kronprinzen. (Korr.-B.)

Die Ver-
lobung des deutschen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie
von Meklenburg wurde bekanntgegeben. (Wurde bereits in
der Sonntagsnummer von privater Seite gemeldet. D. Red.)




Der Streik in Marseille. (Korr.-B.)

Die hiesigen
Arbeitervereinigungen beschlossen für den Fall, als sich der
Streik in Marseille auf sämtliche Mittelmeer-
häfen
erstrecken sollte, gleichfalls in den Ausstand zu
treten.




Zusammenstoß. (Korr.-B.)

Bei einem an
einer Straßenkreuzung erfolgten Zusammenstoß eines Straßen-
bahnwagens mit einem Eisenbahnzuge wurden 7 Personen
getötet und 25 verletzt.




Trauriges Ende einer Oesterreicherin.

Man
schreibt uns aus Bukarest vom 4. d. M.: Ein blutiges
Liebesdrama hat am 2. d. die Einwohner unserer Stadt
erschüttert. Elise Hiller, eine Oesterreicherin von
Geburt, und ein armes Mädchen, das sich und ihre Eltern
durch ihrer Hände Arbeit ernährte, unterhielt ein Liebes-
verhältnis mit dem Bankangestellten Moritz Penchas.
Das Verhältnis dauerte ein Jahr. Während dieser Zeit
nützte Penchas das Mädchen aus, indem er ihr schwer er-
worbenes Geld für sich in Anspruch nahm und sie schlug,
sobald sie sich weigerte, ihm Geld zu geben. Trotzdem aber
fesselte ihn eine tiefe, rätselhafte Liebe an das Mädchen;
das bewies er am 2. d. M. Da er die Hiller heiraten wollte
und seine Eltern sich dagegen widersetzten, weil das Mädchen
arm und eine Christin sei, kam er am bezeichneten Tage in
das Haus des Mädchens, wo er gegen die Hiller drei Re-
[Spaltenumbruch] volverschüsse abfeuerte und sich selbst eine Kugel in den
Kopf jagte. Penchas starb sofort, das Mädchen liegt im
Sterben, da ihre Lunge von den drei Kugeln ganz durch-
bohrt ist.

Zola-Straße und Zola-Zug.

Man schreibt aus
Paris: Wenn der hiesige Gemeinderat wieder zusammen-
tritt, wird er auf seinem Bureau den Antrag vorfinden,
einer der Hauptverkehrsadern der Stadt -- Avenue, Bou-
levard oder Straße -- den Namen "Emile Zola" beizu-
legen. Der Vorstand der "Liga für Menschenrechte" hat in
einem ausführlichen und begründeten Schreiben vor etlichen
Wochen dieses Verlangen gestellt. Er will sich nicht damit
begnügen, daß etwa irgend eine neue Straße weit draußen
nach dem Schriftsteller benannt werde, sondern er wünscht,
im Herzen von Paris dem Autor des berühmten Anklage-
briefes das täglich wirksame Andenken zu schaffen. Für den
zweiten Jahrestag des Todes von Zola werden imposante
Kundgebungen vorbereitet. Am Abend des 1. Oktober will
man nicht nur in Paris, sondern in möglichst vielen
Städten des Landes eine Gedenkfeier veranstalten. Am Mittag
des 2. Oktober, der ein Sonntag ist, geben sich sämtliche
Mitglieder der Menschenrechtsliga, die in dem Seinedepar-
tement wohnen, ein Rendezvous auf der Place de la Re-
publique.
Alle republikanischen Vereine, alle Arbeiterassozi-
ationen, Gewerkschaften oder ähnliche Körperschaften sind
aufgefordert worden, sich anzuschließen, um in einem Riesen-
zuge den Kranz auf das Grab des Dichters der "Wahrheit"
zu tragen. Dieser Zola-Zug hat alle Aussicht, eine symbo-
lische Einrichtung zu werden im Gegensatz zu dem immer
mehr zusammengeschrumpften Umzuge der Patriotenliga am
14. Juli. Die Nationalisten wagen sich kaum noch zu rühren,
und die Arbeiter tragen den Lorbeer auf den Friedhof von
Montmartre. La verite est en marche! Und sie hat schon
ein gut Stück Weges zurückgelegt.

Das Glück eines Wasserträgers.

Aus Jassy
wird uns vom 4. d. M. mitgeteilt: Wieder einmal hat das
Glück bewiesen, daß es trotz seiner Blindheit wohl uner-
warteterweise, aber doch zu denjenigen kommt, der es am
meisten benötigt. Der Wasserträger Gerschon Selig, der
seit mehr als zwanzig Jahren mit seinem Wasserfaß in den
Vorstädten herumfährt, um die dortigen Einwohner mit
Wasser zu versehen -- ein, wie wohl jeder einsehen wird,
wenig einträgliches Gewerbe -- erhielt am 1. d. von der
Polizeipräfektur in Philadelphia ein rekommandiertes Schreiben,
in welchem ihm mitgeteilt wird, daß er von einem Ver-
wandten, einem verstorbenen Gastwirt, die respektable Summe
von 150.000 Dollar (600.000 Franks) geerbt hat. Der nun
mit einemmale reichgewordene Gerschon Selig hat sich
auch schon in Begleitung eines Bekannten, der ihm das
Geld für die weite Reise vorstreckte, nach Amerika begeben,
um die Erbschaft in Empfang zu nehmen.

Parfüms.

Eine Modedame rauscht vorbei; eine be-
täubende Wolke eines starken Geruches umfließt sie und
schlägt uns ins Gesicht. Wir wenden uns voll Widerwillen
-- auf diese Weise entstehen die Parfümhasser, die bei uns
so zahlreich sind. Aber merken wir es uns wohl, daß es nur
die schlechten Gerüche sind, die wir hassen, und daß der ver-
feinerte Kulturmensch, der seinem Auge, seinem Ohr, seiner
Zunge seine Genüsse zuführt, die Nase nicht leer ausgehen
lassen darf. So sorgt auch die Mode für eine Fülle feiner,
zarter und exquisiter Gerüche; Patschuli und andere schwüle
süßliche Gerüche sind auf Nimmerwiedersehen von jedem
eleganten Toilettentisch verbannt. Streift uns heute eine Dame,
die ein wirklich feines, modernes Parfüm hat, dann werden
wir nicht zurückfahren, sondern entzückt sein von dem zarten
Duft, der wie hergeweht auf weichen Lüften aus einem alten
spätblühenden Garten kommt, ein Duft, wie gewoben aus
etwas Reseda und welkenden Teerosen, ein Duft, der zum
Träumen einlädt, und den vergangenen Zauber stiller Stun-
den aufweckt und dann wieder verweht. Solche vornehme,
diskrete, lyrische Wirkungen hat das Parfüm von heute.
Alles Schwere, Schwüle, Starke, alle vollen und füßlichen
Gerüche sind verpönt; ganz zart, von einer herben Lieblichkeit
des Welkens umhaucht, schnell verschwebend ist der geheime
Duft, der den Kleidern der modernen Dame entströmt. Die
feine Modedame wird natürlich ihr eigenes Parfüm haben,
das sie selbst zusammenstimmt. Sie wird die Mischung von
Essenzen, die sie mühsam gefunden, als Geheimnis bewahren
und so sorglich hüten wie nur einen anderen der mächti-
gen Reize, in denen die Macht ihrer Schönheit ruht. Um
den "dernier cri du chic" davonzutragen, ist es vor allem
notwendig, sich eines Riechkissens zu bedienen, des alten
Inventarstücks, aus den Wäscheschränken der Großmütter
geholt, doch diesmal nicht naiv und schlicht, sondern mit
einem bewußten Raffiniment verwendet. Denn die Mütter
legten die kleinen Riechkiesten in ihre Handschuhe, unter die
Taschentücher und die Wäsche, und es blieb dann ein schüch-
terner, matter Geruch zurück. Die moderne Dame trägt das
Riechkissen überall, in der Korsage und im Saume des Ju-
pons; im Griff des Sonnenschirmes ist eine Oeffnung, um
es hineinzutun, und in der Feder des Hutes wiegt sich, uns
unsichtbar ein solch duftendes Ding. Ein ganz kleines Riech-
kissen birgt sich in einer Ecke des Taschentuches, ein anderes
ruht in der Handfläche des Glacehandschuhes. Die Her-
stellung dieser Riechkissen erfordert viel Mühe, da sie sehr
dünn und flach sind und aus feinstem Material verfertigt
werden. Am besten nimmt man eine einzige Lage feiner
Baumwolle und zerschneidet sie in zwei Schichten, streut dann
wohlriechendes Pulver dazwischen und preßt die Baumwolle
wieder fest zusammen. Am Abend trägt die moderne Dame
ein schmales Riechkissen in ihrer Korsage und manchmal
hat sie sogar auch in den Arabesken und Puffen ihrer
Coiffure ein ganz kleines Kissen. Es ist eben vor allem not-
wendig, von möglichst vielen Stellen einen feinen und zarten
Duft ausgehen zu lassen, der wie eine Wolke allseitig umhüllt,
denn aus dem alten Riechkissen, das den Geruch auf eine
bestimmte Stelle konzentrierte, sind heute möglichst viele
Wohlgeruchsspender geworden, die ein ganz schwaches Par-
fum verhauchen.


6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Es iſt ſchmerzlich zu ſehen, wie ſo manche Angelegenheit
trotz angeſtrengteſter Arbeit nicht ſo ſchnell erledigt werden
kann, wie es dringend notwendig wäre, und manche wichtige
Arbeit habe ich ſchon bei Seite legen müſſen, weil die zur
Ausführung notwendigen Kräfte einfach nicht mehr ausreichten.

Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß mir die zu-
fällige Erkrankung eines jeden Beamten ernſtliche Verlegenheit
bereitet, und daß die Geſundheit gerade der tüchtigſten Mit-
arbeiter infolge von Ueberarbeitung geradezu gefährdet iſt.

Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver-
trauensvoll erhofft die Beamtenſchaft Abhilfe von der weiſen
Einſicht Euerer Exzellenz.

Wir wollen den heutigen für uns ſo ſelten freudigen
Tag nicht vorübergehen laſſen, ohne in die Hände Euerer
Exzellenz das Gelöbnis zu erneuern, daß wir unentwegt
mit vollſtem Eifer unſere beſten Kräfte im Allerhöchſten
Dienſte einſetzen werden, daß wir um keines Haares-Breite
vom einzig ſicheren Boden des Geſetzes abweichen werden
und daß uns als ideales Ziel unſerer Arbeit immer vor-
ſchweben wird das große allgemeine öffentliche Wohl.

Auf dieſem Wege leuchtet uns voran als glänzendes
Vorbild die Perſon Euerer Exzellenz und wir wollen uns
der Ehre eines ſolchen Führers würdig zeigen“.

Seine Exzellenz der Herr Miniſterpräſident erwiderte:

„Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen
Worte beſtens danke, hoffe ich auch zuverſichtlich, bei den
k. k. Behörden die Beweiſe treueſter Pflichterfüllung zu
finden. Eure Durchlaucht haben ſogleich nach Ihrem Amts-
antritte mit kräftiger Hand die Führung der Geſchäfte über-
nommen, und die Bevölkerung der Bukowina gewöhnte ſich
alsbald, in dem Landeschef und der Landesregierung ihre
Freunde zu erblicken. Ich kann Eurer Durchlaucht nicht
genug dafür danken, daß Sie den Grundſatz der Regierung,
daß die Behörden der Einwohnerſchaft zu jeder Zeit mit
Rat und Tat zur Seite zu ſtehen haben, auch in dieſem
Lande zur Richtſchnur der Beamten machten. Die Diener
des Staates müſſen unparteiiſch, wohlwollend
und unbeſtechlich ſein, denn ihre Moral wird
zur Moral des Landes.
Die Kräfte der Bukowina
ſind erſt in der Entfaltung begriffen und es wäre traurig,
wenn ſie durch unfähige oder übelwollende Beamte in falſche
Bahnen geleitet würden. Ich bin überzeugt, daß Sie, meine
Herren, Tadelloſigkeit in jeder Hinſicht bewahren werden,
glauben Sie aber auch mir, daß ich dem Verdienſte eines
jeden die vollſte Anerkennung entgegenbringe“.

Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und
welcher Hingebung die Beamten ihren Pflichten nachkommen
und er habe es ſich von ſeinem Amtsantritte angelegen ſein
laſſen, auf eine Vermehrung ebenſowohl der Bezirkshauptmann-
ſchaften, als, wo es notwendig iſt, der ſiſtemiſierten Beamten-
ſtellen hinzuwirken.

Die Wünſche der Polen in der Bukowina.

Zum Empfange der unter Führung des Herrn Paſſakas
beim Miniſterpräſidenten erſchienenen Vereine ſei nachgetragen,
daß derſelbe im Namen der in der Bukowina anſäſſigen
Polen um Einführung des polniſchen Sprachunterrichts in den
Mittel- und Volksſchulen der Bukowina, Erteilung des Reli-
gionsunterrichts in der polniſchen Sprache für polniſche Kinder,
Anſtellung eines Lektors für die polniſche Sprache an der
Czernowitzer Univerſität und um die Errichtung eines Volks-
ſchulinſpektorats für die polniſche Sprache bat. Dr. v. Koerber
erwiderte, daß er von dieſen Wünſchen den Unterrichtsminiſter
Dr. v. Hartel in Kenntnis ſetzen und dieſelben unter-
ſtützen werde.

Die Beſichtigung der Vierbrauerei.

Beim Rundgang in der Bierbrauerei beſichtigte Seine
Exzellenz den Neubau eines Zement-Dachſtuhles, der nach
Syſtem Henebique (Paris) von den hieſigen Baumeiſtern
Salter & Proske als alleinigen Konzeſſionären für die
Bukowina ausgeführt wird. Der Miniſterpräſident äußerte ſich
ſehr lobend über das Geſehene.




Der Krieg.


Der Kampf um Liaojang.
(Reuter-Meldung)

Der
Kampf in der Umgebung von Liaojang dauert auch heute fort.

(Reuter-Metdung)

Die
Japaner haben Liaojang Sonntag um 9 Uhr morgens beſetzt.

Von der Belagerung Port Arthurs.

Aus Petersburg wird gemeldet,
die Zahl der von den Japanern auf der Tigerhalbinſel bei
Port Arthur gelandeten Truppen ſei bedeutend. General
Stöſſel, der in den letzten Tagen den Itſchanhügel wieder
eroberte, hofft die japaniſche Umfaſſungslinie noch an einer
anderen wichtigen Stelle zu durchbrechen. Die Beſetzung der
Tigerhalbinſel durch Japaner war Veranlaſſung, daß die
im Hafen eingeſchloſſenen, ſchwerbedrohten Kriegsſchiffe geſtern
[Spaltenumbruch] wiederum auszufahren verſuchten, aber ein Mißgeſchick des
Minen ſuchenden Kriegsſchiffes „Dragant“ vereitelte das
Vorhaben.

Ein Bericht Sacharows. (Offiziell)

Ein vom
2. d. M. datiertes Telegramm des Generalleutnants Sa-
charow
an den Generalſtab meldet: Unſere Truppen griffen
heute die Höhen von Sykvantun an. Nach einem erbitterten
Kampfe wurde die ganze Höhenkette weſtlich von Sykvantun
von ihnen genommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß wir zahl-
reichen japaniſchen Truppen gegenüberſtanden, deren Front
ſich von den Höhen bei den Jantai-Minen bis zum Taitſiho
erſtreckte. Die Abteilung des Generalmajors Orlow, welche
die Jantai-Minen deckte und ein wenig vorgerückt war, ſtieß
auf überlegene feindliche Streitkräfte in ſtarker Stellung und
war genötigt, den Rückzug anzutreten. Generalmajor Orlow
wurde verwundet. Die Gefahr einer Umgehungsbewegung
des Feindes wurde jedoch durch die Rückkehr zur Station
Jantai beſchworen. Die tapferen Regimenter des erſten
Sibiriſchen Armeekorps waren herbeigeeilt, und General
Stackelberg hielt die angreifenden Japaner auf. In dieſem
Kampfe wurde der Kommandant des zweiten Sibiriſchen
Regimentes Oberſt Ozersky ſchwer verwundet. Um 9 Uhr
abends ließ der Kampf auf der ganzen Linie nach und man
hörte nur noch Kanonendonner in Liaojang. Die Truppen
der Garniſon Liaojang haben nach einem telegraphiſchen
Berichte einen zweiten Angriff des Feindes zurückgewieſen.
Um ſich Klarheit über die feindlichen Streitkräfte zu ver-
ſchaffen, ergriffen von der weſtlichen Front zwei Regimenter
die Offenſive. Nach einem heißen Kampfe wurde konſtatiert,
daß dieſe beiden Regimenter mit überlegenen feindlichen
Truppen von mehr als zwei Diviſionen engagiert waren.
Die Geſamtverluſte der Armee ſind noch nicht genau feſt-
geſtellt, doch überſteigen ſie nach den bisher eingelaufenen
Berichten die Zahl von 3000 Toten und Verwundeten.




Vom. Tage.


Der deutſche Landtagsklub.

Der deutſche Land-
tagsklub,
dem die Abgeordneten Skedl, Wiedmann,
Langenhan, Landwehr
und Wilhelm Tittinger
angehören, hat ſich heute konſtituiert. Zum Obmann wurde
Profeſſor Skedl, zu deſſen Stellvertreter Kammerpräſident
Langenhan gewählt.




Die preußiſchen Oſtmarken. (Korr.-B.)

Wie mehrere
Morgenblätter melden, werde im nächſten preußiſchen Etat
ein namhafter Betrag für die Fortſetzung der Anſiedlungs-
politik in den Oſtmarken begehrt werden.




Bunte Chronik.


Die Verlobung des deutſchen Kronprinzen. (Korr.-B.)

Die Ver-
lobung des deutſchen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie
von Meklenburg wurde bekanntgegeben. (Wurde bereits in
der Sonntagsnummer von privater Seite gemeldet. D. Red.)




Der Streik in Marſeille. (Korr.-B.)

Die hieſigen
Arbeitervereinigungen beſchloſſen für den Fall, als ſich der
Streik in Marſeille auf ſämtliche Mittelmeer-
häfen
erſtrecken ſollte, gleichfalls in den Ausſtand zu
treten.




Zuſammenſtoß. (Korr.-B.)

Bei einem an
einer Straßenkreuzung erfolgten Zuſammenſtoß eines Straßen-
bahnwagens mit einem Eiſenbahnzuge wurden 7 Perſonen
getötet und 25 verletzt.




Trauriges Ende einer Oeſterreicherin.

Man
ſchreibt uns aus Bukareſt vom 4. d. M.: Ein blutiges
Liebesdrama hat am 2. d. die Einwohner unſerer Stadt
erſchüttert. Eliſe Hiller, eine Oeſterreicherin von
Geburt, und ein armes Mädchen, das ſich und ihre Eltern
durch ihrer Hände Arbeit ernährte, unterhielt ein Liebes-
verhältnis mit dem Bankangeſtellten Moritz Penchas.
Das Verhältnis dauerte ein Jahr. Während dieſer Zeit
nützte Penchas das Mädchen aus, indem er ihr ſchwer er-
worbenes Geld für ſich in Anſpruch nahm und ſie ſchlug,
ſobald ſie ſich weigerte, ihm Geld zu geben. Trotzdem aber
feſſelte ihn eine tiefe, rätſelhafte Liebe an das Mädchen;
das bewies er am 2. d. M. Da er die Hiller heiraten wollte
und ſeine Eltern ſich dagegen widerſetzten, weil das Mädchen
arm und eine Chriſtin ſei, kam er am bezeichneten Tage in
das Haus des Mädchens, wo er gegen die Hiller drei Re-
[Spaltenumbruch] volverſchüſſe abfeuerte und ſich ſelbſt eine Kugel in den
Kopf jagte. Penchas ſtarb ſofort, das Mädchen liegt im
Sterben, da ihre Lunge von den drei Kugeln ganz durch-
bohrt iſt.

Zola-Straße und Zola-Zug.

Man ſchreibt aus
Paris: Wenn der hieſige Gemeinderat wieder zuſammen-
tritt, wird er auf ſeinem Bureau den Antrag vorfinden,
einer der Hauptverkehrsadern der Stadt — Avenue, Bou-
levard oder Straße — den Namen „Emile Zola“ beizu-
legen. Der Vorſtand der „Liga für Menſchenrechte“ hat in
einem ausführlichen und begründeten Schreiben vor etlichen
Wochen dieſes Verlangen geſtellt. Er will ſich nicht damit
begnügen, daß etwa irgend eine neue Straße weit draußen
nach dem Schriftſteller benannt werde, ſondern er wünſcht,
im Herzen von Paris dem Autor des berühmten Anklage-
briefes das täglich wirkſame Andenken zu ſchaffen. Für den
zweiten Jahrestag des Todes von Zola werden impoſante
Kundgebungen vorbereitet. Am Abend des 1. Oktober will
man nicht nur in Paris, ſondern in möglichſt vielen
Städten des Landes eine Gedenkfeier veranſtalten. Am Mittag
des 2. Oktober, der ein Sonntag iſt, geben ſich ſämtliche
Mitglieder der Menſchenrechtsliga, die in dem Seinedepar-
tement wohnen, ein Rendezvous auf der Place de la Ré-
publique.
Alle republikaniſchen Vereine, alle Arbeiteraſſozi-
ationen, Gewerkſchaften oder ähnliche Körperſchaften ſind
aufgefordert worden, ſich anzuſchließen, um in einem Rieſen-
zuge den Kranz auf das Grab des Dichters der „Wahrheit“
zu tragen. Dieſer Zola-Zug hat alle Ausſicht, eine ſymbo-
liſche Einrichtung zu werden im Gegenſatz zu dem immer
mehr zuſammengeſchrumpften Umzuge der Patriotenliga am
14. Juli. Die Nationaliſten wagen ſich kaum noch zu rühren,
und die Arbeiter tragen den Lorbeer auf den Friedhof von
Montmartre. La vérité est en marche! Und ſie hat ſchon
ein gut Stück Weges zurückgelegt.

Das Glück eines Waſſerträgers.

Aus Jaſſy
wird uns vom 4. d. M. mitgeteilt: Wieder einmal hat das
Glück bewieſen, daß es trotz ſeiner Blindheit wohl uner-
warteterweiſe, aber doch zu denjenigen kommt, der es am
meiſten benötigt. Der Waſſerträger Gerſchon Selig, der
ſeit mehr als zwanzig Jahren mit ſeinem Waſſerfaß in den
Vorſtädten herumfährt, um die dortigen Einwohner mit
Waſſer zu verſehen — ein, wie wohl jeder einſehen wird,
wenig einträgliches Gewerbe — erhielt am 1. d. von der
Polizeipräfektur in Philadelphia ein rekommandiertes Schreiben,
in welchem ihm mitgeteilt wird, daß er von einem Ver-
wandten, einem verſtorbenen Gaſtwirt, die reſpektable Summe
von 150.000 Dollar (600.000 Franks) geerbt hat. Der nun
mit einemmale reichgewordene Gerſchon Selig hat ſich
auch ſchon in Begleitung eines Bekannten, der ihm das
Geld für die weite Reiſe vorſtreckte, nach Amerika begeben,
um die Erbſchaft in Empfang zu nehmen.

Parfüms.

Eine Modedame rauſcht vorbei; eine be-
täubende Wolke eines ſtarken Geruches umfließt ſie und
ſchlägt uns ins Geſicht. Wir wenden uns voll Widerwillen
— auf dieſe Weiſe entſtehen die Parfümhaſſer, die bei uns
ſo zahlreich ſind. Aber merken wir es uns wohl, daß es nur
die ſchlechten Gerüche ſind, die wir haſſen, und daß der ver-
feinerte Kulturmenſch, der ſeinem Auge, ſeinem Ohr, ſeiner
Zunge ſeine Genüſſe zuführt, die Naſe nicht leer ausgehen
laſſen darf. So ſorgt auch die Mode für eine Fülle feiner,
zarter und exquiſiter Gerüche; Patſchuli und andere ſchwüle
ſüßliche Gerüche ſind auf Nimmerwiederſehen von jedem
eleganten Toilettentiſch verbannt. Streift uns heute eine Dame,
die ein wirklich feines, modernes Parfüm hat, dann werden
wir nicht zurückfahren, ſondern entzückt ſein von dem zarten
Duft, der wie hergeweht auf weichen Lüften aus einem alten
ſpätblühenden Garten kommt, ein Duft, wie gewoben aus
etwas Reſeda und welkenden Teeroſen, ein Duft, der zum
Träumen einlädt, und den vergangenen Zauber ſtiller Stun-
den aufweckt und dann wieder verweht. Solche vornehme,
diskrete, lyriſche Wirkungen hat das Parfüm von heute.
Alles Schwere, Schwüle, Starke, alle vollen und füßlichen
Gerüche ſind verpönt; ganz zart, von einer herben Lieblichkeit
des Welkens umhaucht, ſchnell verſchwebend iſt der geheime
Duft, der den Kleidern der modernen Dame entſtrömt. Die
feine Modedame wird natürlich ihr eigenes Parfüm haben,
das ſie ſelbſt zuſammenſtimmt. Sie wird die Miſchung von
Eſſenzen, die ſie mühſam gefunden, als Geheimnis bewahren
und ſo ſorglich hüten wie nur einen anderen der mächti-
gen Reize, in denen die Macht ihrer Schönheit ruht. Um
den „dernier cri du chic“ davonzutragen, iſt es vor allem
notwendig, ſich eines Riechkiſſens zu bedienen, des alten
Inventarſtücks, aus den Wäſcheſchränken der Großmütter
geholt, doch diesmal nicht naiv und ſchlicht, ſondern mit
einem bewußten Raffiniment verwendet. Denn die Mütter
legten die kleinen Riechkieſten in ihre Handſchuhe, unter die
Taſchentücher und die Wäſche, und es blieb dann ein ſchüch-
terner, matter Geruch zurück. Die moderne Dame trägt das
Riechkiſſen überall, in der Korſage und im Saume des Ju-
pons; im Griff des Sonnenſchirmes iſt eine Oeffnung, um
es hineinzutun, und in der Feder des Hutes wiegt ſich, uns
unſichtbar ein ſolch duftendes Ding. Ein ganz kleines Riech-
kiſſen birgt ſich in einer Ecke des Taſchentuches, ein anderes
ruht in der Handfläche des Glacéhandſchuhes. Die Her-
ſtellung dieſer Riechkiſſen erfordert viel Mühe, da ſie ſehr
dünn und flach ſind und aus feinſtem Material verfertigt
werden. Am beſten nimmt man eine einzige Lage feiner
Baumwolle und zerſchneidet ſie in zwei Schichten, ſtreut dann
wohlriechendes Pulver dazwiſchen und preßt die Baumwolle
wieder feſt zuſammen. Am Abend trägt die moderne Dame
ein ſchmales Riechkiſſen in ihrer Korſage und manchmal
hat ſie ſogar auch in den Arabesken und Puffen ihrer
Coiffure ein ganz kleines Kiſſen. Es iſt eben vor allem not-
wendig, von möglichſt vielen Stellen einen feinen und zarten
Duft ausgehen zu laſſen, der wie eine Wolke allſeitig umhüllt,
denn aus dem alten Riechkiſſen, das den Geruch auf eine
beſtimmte Stelle konzentrierte, ſind heute möglichſt viele
Wohlgeruchsſpender geworden, die ein ganz ſchwaches Par-
fum verhauchen.


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[3/0003] 6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Es iſt ſchmerzlich zu ſehen, wie ſo manche Angelegenheit trotz angeſtrengteſter Arbeit nicht ſo ſchnell erledigt werden kann, wie es dringend notwendig wäre, und manche wichtige Arbeit habe ich ſchon bei Seite legen müſſen, weil die zur Ausführung notwendigen Kräfte einfach nicht mehr ausreichten. Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß mir die zu- fällige Erkrankung eines jeden Beamten ernſtliche Verlegenheit bereitet, und daß die Geſundheit gerade der tüchtigſten Mit- arbeiter infolge von Ueberarbeitung geradezu gefährdet iſt. Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver- trauensvoll erhofft die Beamtenſchaft Abhilfe von der weiſen Einſicht Euerer Exzellenz. Wir wollen den heutigen für uns ſo ſelten freudigen Tag nicht vorübergehen laſſen, ohne in die Hände Euerer Exzellenz das Gelöbnis zu erneuern, daß wir unentwegt mit vollſtem Eifer unſere beſten Kräfte im Allerhöchſten Dienſte einſetzen werden, daß wir um keines Haares-Breite vom einzig ſicheren Boden des Geſetzes abweichen werden und daß uns als ideales Ziel unſerer Arbeit immer vor- ſchweben wird das große allgemeine öffentliche Wohl. Auf dieſem Wege leuchtet uns voran als glänzendes Vorbild die Perſon Euerer Exzellenz und wir wollen uns der Ehre eines ſolchen Führers würdig zeigen“. Seine Exzellenz der Herr Miniſterpräſident erwiderte: „Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen Worte beſtens danke, hoffe ich auch zuverſichtlich, bei den k. k. Behörden die Beweiſe treueſter Pflichterfüllung zu finden. Eure Durchlaucht haben ſogleich nach Ihrem Amts- antritte mit kräftiger Hand die Führung der Geſchäfte über- nommen, und die Bevölkerung der Bukowina gewöhnte ſich alsbald, in dem Landeschef und der Landesregierung ihre Freunde zu erblicken. Ich kann Eurer Durchlaucht nicht genug dafür danken, daß Sie den Grundſatz der Regierung, daß die Behörden der Einwohnerſchaft zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen haben, auch in dieſem Lande zur Richtſchnur der Beamten machten. Die Diener des Staates müſſen unparteiiſch, wohlwollend und unbeſtechlich ſein, denn ihre Moral wird zur Moral des Landes. Die Kräfte der Bukowina ſind erſt in der Entfaltung begriffen und es wäre traurig, wenn ſie durch unfähige oder übelwollende Beamte in falſche Bahnen geleitet würden. Ich bin überzeugt, daß Sie, meine Herren, Tadelloſigkeit in jeder Hinſicht bewahren werden, glauben Sie aber auch mir, daß ich dem Verdienſte eines jeden die vollſte Anerkennung entgegenbringe“. Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und welcher Hingebung die Beamten ihren Pflichten nachkommen und er habe es ſich von ſeinem Amtsantritte angelegen ſein laſſen, auf eine Vermehrung ebenſowohl der Bezirkshauptmann- ſchaften, als, wo es notwendig iſt, der ſiſtemiſierten Beamten- ſtellen hinzuwirken. Die Wünſche der Polen in der Bukowina. Zum Empfange der unter Führung des Herrn Paſſakas beim Miniſterpräſidenten erſchienenen Vereine ſei nachgetragen, daß derſelbe im Namen der in der Bukowina anſäſſigen Polen um Einführung des polniſchen Sprachunterrichts in den Mittel- und Volksſchulen der Bukowina, Erteilung des Reli- gionsunterrichts in der polniſchen Sprache für polniſche Kinder, Anſtellung eines Lektors für die polniſche Sprache an der Czernowitzer Univerſität und um die Errichtung eines Volks- ſchulinſpektorats für die polniſche Sprache bat. Dr. v. Koerber erwiderte, daß er von dieſen Wünſchen den Unterrichtsminiſter Dr. v. Hartel in Kenntnis ſetzen und dieſelben unter- ſtützen werde. Die Beſichtigung der Vierbrauerei. Beim Rundgang in der Bierbrauerei beſichtigte Seine Exzellenz den Neubau eines Zement-Dachſtuhles, der nach Syſtem Henebique (Paris) von den hieſigen Baumeiſtern Salter & Proske als alleinigen Konzeſſionären für die Bukowina ausgeführt wird. Der Miniſterpräſident äußerte ſich ſehr lobend über das Geſehene. Der Krieg. Czernowitz, 5. September 1904. Der Kampf um Liaojang. Tokio, 4. September. (Reuter-Meldung) Der Kampf in der Umgebung von Liaojang dauert auch heute fort. Tokio, 4. September. (Reuter-Metdung) Die Japaner haben Liaojang Sonntag um 9 Uhr morgens beſetzt. Von der Belagerung Port Arthurs. Paris, 3. September. Aus Petersburg wird gemeldet, die Zahl der von den Japanern auf der Tigerhalbinſel bei Port Arthur gelandeten Truppen ſei bedeutend. General Stöſſel, der in den letzten Tagen den Itſchanhügel wieder eroberte, hofft die japaniſche Umfaſſungslinie noch an einer anderen wichtigen Stelle zu durchbrechen. Die Beſetzung der Tigerhalbinſel durch Japaner war Veranlaſſung, daß die im Hafen eingeſchloſſenen, ſchwerbedrohten Kriegsſchiffe geſtern wiederum auszufahren verſuchten, aber ein Mißgeſchick des Minen ſuchenden Kriegsſchiffes „Dragant“ vereitelte das Vorhaben. Ein Bericht Sacharows. Petersburg, 4. September. (Offiziell) Ein vom 2. d. M. datiertes Telegramm des Generalleutnants Sa- charow an den Generalſtab meldet: Unſere Truppen griffen heute die Höhen von Sykvantun an. Nach einem erbitterten Kampfe wurde die ganze Höhenkette weſtlich von Sykvantun von ihnen genommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß wir zahl- reichen japaniſchen Truppen gegenüberſtanden, deren Front ſich von den Höhen bei den Jantai-Minen bis zum Taitſiho erſtreckte. Die Abteilung des Generalmajors Orlow, welche die Jantai-Minen deckte und ein wenig vorgerückt war, ſtieß auf überlegene feindliche Streitkräfte in ſtarker Stellung und war genötigt, den Rückzug anzutreten. Generalmajor Orlow wurde verwundet. Die Gefahr einer Umgehungsbewegung des Feindes wurde jedoch durch die Rückkehr zur Station Jantai beſchworen. Die tapferen Regimenter des erſten Sibiriſchen Armeekorps waren herbeigeeilt, und General Stackelberg hielt die angreifenden Japaner auf. In dieſem Kampfe wurde der Kommandant des zweiten Sibiriſchen Regimentes Oberſt Ozersky ſchwer verwundet. Um 9 Uhr abends ließ der Kampf auf der ganzen Linie nach und man hörte nur noch Kanonendonner in Liaojang. Die Truppen der Garniſon Liaojang haben nach einem telegraphiſchen Berichte einen zweiten Angriff des Feindes zurückgewieſen. Um ſich Klarheit über die feindlichen Streitkräfte zu ver- ſchaffen, ergriffen von der weſtlichen Front zwei Regimenter die Offenſive. Nach einem heißen Kampfe wurde konſtatiert, daß dieſe beiden Regimenter mit überlegenen feindlichen Truppen von mehr als zwei Diviſionen engagiert waren. Die Geſamtverluſte der Armee ſind noch nicht genau feſt- geſtellt, doch überſteigen ſie nach den bisher eingelaufenen Berichten die Zahl von 3000 Toten und Verwundeten. Vom. Tage. Czernowitz, 5. September 1904. Der deutſche Landtagsklub. Czernowitz, 5. September. Der deutſche Land- tagsklub, dem die Abgeordneten Skedl, Wiedmann, Langenhan, Landwehr und Wilhelm Tittinger angehören, hat ſich heute konſtituiert. Zum Obmann wurde Profeſſor Skedl, zu deſſen Stellvertreter Kammerpräſident Langenhan gewählt. Die preußiſchen Oſtmarken. Berlin, 4. September. (Korr.-B.) Wie mehrere Morgenblätter melden, werde im nächſten preußiſchen Etat ein namhafter Betrag für die Fortſetzung der Anſiedlungs- politik in den Oſtmarken begehrt werden. Bunte Chronik. Czernowitz, 5. September 1904. Die Verlobung des deutſchen Kronprinzen. Gelbenſande, 5. September. (Korr.-B.) Die Ver- lobung des deutſchen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie von Meklenburg wurde bekanntgegeben. (Wurde bereits in der Sonntagsnummer von privater Seite gemeldet. D. Red.) Der Streik in Marſeille. Barcelona, 4. September. (Korr.-B.) Die hieſigen Arbeitervereinigungen beſchloſſen für den Fall, als ſich der Streik in Marſeille auf ſämtliche Mittelmeer- häfen erſtrecken ſollte, gleichfalls in den Ausſtand zu treten. Zuſammenſtoß. St. Louis, 3. September. (Korr.-B.) Bei einem an einer Straßenkreuzung erfolgten Zuſammenſtoß eines Straßen- bahnwagens mit einem Eiſenbahnzuge wurden 7 Perſonen getötet und 25 verletzt. Trauriges Ende einer Oeſterreicherin. Man ſchreibt uns aus Bukareſt vom 4. d. M.: Ein blutiges Liebesdrama hat am 2. d. die Einwohner unſerer Stadt erſchüttert. Eliſe Hiller, eine Oeſterreicherin von Geburt, und ein armes Mädchen, das ſich und ihre Eltern durch ihrer Hände Arbeit ernährte, unterhielt ein Liebes- verhältnis mit dem Bankangeſtellten Moritz Penchas. Das Verhältnis dauerte ein Jahr. Während dieſer Zeit nützte Penchas das Mädchen aus, indem er ihr ſchwer er- worbenes Geld für ſich in Anſpruch nahm und ſie ſchlug, ſobald ſie ſich weigerte, ihm Geld zu geben. Trotzdem aber feſſelte ihn eine tiefe, rätſelhafte Liebe an das Mädchen; das bewies er am 2. d. M. Da er die Hiller heiraten wollte und ſeine Eltern ſich dagegen widerſetzten, weil das Mädchen arm und eine Chriſtin ſei, kam er am bezeichneten Tage in das Haus des Mädchens, wo er gegen die Hiller drei Re- volverſchüſſe abfeuerte und ſich ſelbſt eine Kugel in den Kopf jagte. Penchas ſtarb ſofort, das Mädchen liegt im Sterben, da ihre Lunge von den drei Kugeln ganz durch- bohrt iſt. Zola-Straße und Zola-Zug. Man ſchreibt aus Paris: Wenn der hieſige Gemeinderat wieder zuſammen- tritt, wird er auf ſeinem Bureau den Antrag vorfinden, einer der Hauptverkehrsadern der Stadt — Avenue, Bou- levard oder Straße — den Namen „Emile Zola“ beizu- legen. Der Vorſtand der „Liga für Menſchenrechte“ hat in einem ausführlichen und begründeten Schreiben vor etlichen Wochen dieſes Verlangen geſtellt. Er will ſich nicht damit begnügen, daß etwa irgend eine neue Straße weit draußen nach dem Schriftſteller benannt werde, ſondern er wünſcht, im Herzen von Paris dem Autor des berühmten Anklage- briefes das täglich wirkſame Andenken zu ſchaffen. Für den zweiten Jahrestag des Todes von Zola werden impoſante Kundgebungen vorbereitet. Am Abend des 1. Oktober will man nicht nur in Paris, ſondern in möglichſt vielen Städten des Landes eine Gedenkfeier veranſtalten. Am Mittag des 2. Oktober, der ein Sonntag iſt, geben ſich ſämtliche Mitglieder der Menſchenrechtsliga, die in dem Seinedepar- tement wohnen, ein Rendezvous auf der Place de la Ré- publique. Alle republikaniſchen Vereine, alle Arbeiteraſſozi- ationen, Gewerkſchaften oder ähnliche Körperſchaften ſind aufgefordert worden, ſich anzuſchließen, um in einem Rieſen- zuge den Kranz auf das Grab des Dichters der „Wahrheit“ zu tragen. Dieſer Zola-Zug hat alle Ausſicht, eine ſymbo- liſche Einrichtung zu werden im Gegenſatz zu dem immer mehr zuſammengeſchrumpften Umzuge der Patriotenliga am 14. Juli. Die Nationaliſten wagen ſich kaum noch zu rühren, und die Arbeiter tragen den Lorbeer auf den Friedhof von Montmartre. La vérité est en marche! Und ſie hat ſchon ein gut Stück Weges zurückgelegt. Das Glück eines Waſſerträgers. Aus Jaſſy wird uns vom 4. d. M. mitgeteilt: Wieder einmal hat das Glück bewieſen, daß es trotz ſeiner Blindheit wohl uner- warteterweiſe, aber doch zu denjenigen kommt, der es am meiſten benötigt. Der Waſſerträger Gerſchon Selig, der ſeit mehr als zwanzig Jahren mit ſeinem Waſſerfaß in den Vorſtädten herumfährt, um die dortigen Einwohner mit Waſſer zu verſehen — ein, wie wohl jeder einſehen wird, wenig einträgliches Gewerbe — erhielt am 1. d. von der Polizeipräfektur in Philadelphia ein rekommandiertes Schreiben, in welchem ihm mitgeteilt wird, daß er von einem Ver- wandten, einem verſtorbenen Gaſtwirt, die reſpektable Summe von 150.000 Dollar (600.000 Franks) geerbt hat. Der nun mit einemmale reichgewordene Gerſchon Selig hat ſich auch ſchon in Begleitung eines Bekannten, der ihm das Geld für die weite Reiſe vorſtreckte, nach Amerika begeben, um die Erbſchaft in Empfang zu nehmen. Parfüms. Eine Modedame rauſcht vorbei; eine be- täubende Wolke eines ſtarken Geruches umfließt ſie und ſchlägt uns ins Geſicht. Wir wenden uns voll Widerwillen — auf dieſe Weiſe entſtehen die Parfümhaſſer, die bei uns ſo zahlreich ſind. Aber merken wir es uns wohl, daß es nur die ſchlechten Gerüche ſind, die wir haſſen, und daß der ver- feinerte Kulturmenſch, der ſeinem Auge, ſeinem Ohr, ſeiner Zunge ſeine Genüſſe zuführt, die Naſe nicht leer ausgehen laſſen darf. So ſorgt auch die Mode für eine Fülle feiner, zarter und exquiſiter Gerüche; Patſchuli und andere ſchwüle ſüßliche Gerüche ſind auf Nimmerwiederſehen von jedem eleganten Toilettentiſch verbannt. Streift uns heute eine Dame, die ein wirklich feines, modernes Parfüm hat, dann werden wir nicht zurückfahren, ſondern entzückt ſein von dem zarten Duft, der wie hergeweht auf weichen Lüften aus einem alten ſpätblühenden Garten kommt, ein Duft, wie gewoben aus etwas Reſeda und welkenden Teeroſen, ein Duft, der zum Träumen einlädt, und den vergangenen Zauber ſtiller Stun- den aufweckt und dann wieder verweht. Solche vornehme, diskrete, lyriſche Wirkungen hat das Parfüm von heute. Alles Schwere, Schwüle, Starke, alle vollen und füßlichen Gerüche ſind verpönt; ganz zart, von einer herben Lieblichkeit des Welkens umhaucht, ſchnell verſchwebend iſt der geheime Duft, der den Kleidern der modernen Dame entſtrömt. Die feine Modedame wird natürlich ihr eigenes Parfüm haben, das ſie ſelbſt zuſammenſtimmt. Sie wird die Miſchung von Eſſenzen, die ſie mühſam gefunden, als Geheimnis bewahren und ſo ſorglich hüten wie nur einen anderen der mächti- gen Reize, in denen die Macht ihrer Schönheit ruht. Um den „dernier cri du chic“ davonzutragen, iſt es vor allem notwendig, ſich eines Riechkiſſens zu bedienen, des alten Inventarſtücks, aus den Wäſcheſchränken der Großmütter geholt, doch diesmal nicht naiv und ſchlicht, ſondern mit einem bewußten Raffiniment verwendet. Denn die Mütter legten die kleinen Riechkieſten in ihre Handſchuhe, unter die Taſchentücher und die Wäſche, und es blieb dann ein ſchüch- terner, matter Geruch zurück. Die moderne Dame trägt das Riechkiſſen überall, in der Korſage und im Saume des Ju- pons; im Griff des Sonnenſchirmes iſt eine Oeffnung, um es hineinzutun, und in der Feder des Hutes wiegt ſich, uns unſichtbar ein ſolch duftendes Ding. Ein ganz kleines Riech- kiſſen birgt ſich in einer Ecke des Taſchentuches, ein anderes ruht in der Handfläche des Glacéhandſchuhes. Die Her- ſtellung dieſer Riechkiſſen erfordert viel Mühe, da ſie ſehr dünn und flach ſind und aus feinſtem Material verfertigt werden. Am beſten nimmt man eine einzige Lage feiner Baumwolle und zerſchneidet ſie in zwei Schichten, ſtreut dann wohlriechendes Pulver dazwiſchen und preßt die Baumwolle wieder feſt zuſammen. Am Abend trägt die moderne Dame ein ſchmales Riechkiſſen in ihrer Korſage und manchmal hat ſie ſogar auch in den Arabesken und Puffen ihrer Coiffure ein ganz kleines Kiſſen. Es iſt eben vor allem not- wendig, von möglichſt vielen Stellen einen feinen und zarten Duft ausgehen zu laſſen, der wie eine Wolke allſeitig umhüllt, denn aus dem alten Riechkiſſen, das den Geruch auf eine beſtimmte Stelle konzentrierte, ſind heute möglichſt viele Wohlgeruchsſpender geworden, die ein ganz ſchwaches Par- fum verhauchen.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 207, Czernowitz, 06.09.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer207_1904/3>, abgerufen am 21.11.2024.