Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 207, Czernowitz, 06.09.1904.6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Es ist schmerzlich zu sehen, wie so manche Angelegenheit Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, daß mir die zu- Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver- Wir wollen den heutigen für uns so selten freudigen Auf diesem Wege leuchtet uns voran als glänzendes Seine Exzellenz der Herr Ministerpräsident erwiderte: "Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und Die Wünsche der Polen in der Bukowina. Zum Empfange der unter Führung des Herrn Passakas Die Besichtigung der Vierbrauerei. Beim Rundgang in der Bierbrauerei besichtigte Seine Der Krieg. Czernowitz, 5. September 1904. Der Kampf um Liaojang. Tokio, 4. September. (Reuter-Meldung) Der Tokio, 4. September. (Reuter-Metdung) Die Von der Belagerung Port Arthurs. Paris, 3. September. Aus Petersburg wird gemeldet, Ein Bericht Sacharows. Petersburg, 4. September. (Offiziell) Ein vom Vom. Tage. Czernowitz, 5. September 1904. Der deutsche Landtagsklub. Czernowitz, 5. September. Der deutsche Land- Die preußischen Ostmarken. Berlin, 4. September. (Korr.-B.) Wie mehrere Bunte Chronik. Czernowitz, 5. September 1904. Die Verlobung des deutschen Kronprinzen. Gelbensande, 5. September. (Korr.-B.) Die Ver- Der Streik in Marseille. Barcelona, 4. September. (Korr.-B.) Die hiesigen Zusammenstoß. St. Louis, 3. September. (Korr.-B.) Bei einem an Trauriges Ende einer Oesterreicherin. Man Zola-Straße und Zola-Zug. Man schreibt aus Das Glück eines Wasserträgers. Aus Jassy Parfüms. Eine Modedame rauscht vorbei; eine be- 6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Es iſt ſchmerzlich zu ſehen, wie ſo manche Angelegenheit Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß mir die zu- Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver- Wir wollen den heutigen für uns ſo ſelten freudigen Auf dieſem Wege leuchtet uns voran als glänzendes Seine Exzellenz der Herr Miniſterpräſident erwiderte: „Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und Die Wünſche der Polen in der Bukowina. Zum Empfange der unter Führung des Herrn Paſſakas Die Beſichtigung der Vierbrauerei. Beim Rundgang in der Bierbrauerei beſichtigte Seine Der Krieg. Czernowitz, 5. September 1904. Der Kampf um Liaojang. Tokio, 4. September. (Reuter-Meldung) Der Tokio, 4. September. (Reuter-Metdung) Die Von der Belagerung Port Arthurs. Paris, 3. September. Aus Petersburg wird gemeldet, Ein Bericht Sacharows. Petersburg, 4. September. (Offiziell) Ein vom Vom. Tage. Czernowitz, 5. September 1904. Der deutſche Landtagsklub. Czernowitz, 5. September. Der deutſche Land- Die preußiſchen Oſtmarken. Berlin, 4. September. (Korr.-B.) Wie mehrere Bunte Chronik. Czernowitz, 5. September 1904. Die Verlobung des deutſchen Kronprinzen. Gelbenſande, 5. September. (Korr.-B.) Die Ver- Der Streik in Marſeille. Barcelona, 4. September. (Korr.-B.) Die hieſigen Zuſammenſtoß. St. Louis, 3. September. (Korr.-B.) Bei einem an Trauriges Ende einer Oeſterreicherin. Man Zola-Straße und Zola-Zug. Man ſchreibt aus Das Glück eines Waſſerträgers. Aus Jaſſy Parfüms. Eine Modedame rauſcht vorbei; eine be- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi> </fw><lb/> <cb/> <p> <hi rendition="#et">Es iſt ſchmerzlich zu ſehen, wie ſo manche Angelegenheit<lb/> trotz angeſtrengteſter Arbeit nicht ſo ſchnell erledigt werden<lb/> kann, wie es dringend notwendig wäre, und manche wichtige<lb/> Arbeit habe ich ſchon bei Seite legen müſſen, weil die zur<lb/> Ausführung notwendigen Kräfte einfach nicht mehr ausreichten.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß mir die zu-<lb/> fällige Erkrankung eines jeden Beamten ernſtliche Verlegenheit<lb/> bereitet, und daß die Geſundheit gerade der tüchtigſten Mit-<lb/> arbeiter infolge von Ueberarbeitung geradezu gefährdet iſt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver-<lb/> trauensvoll erhofft die Beamtenſchaft Abhilfe von der weiſen<lb/> Einſicht Euerer Exzellenz.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wir wollen den heutigen für uns ſo ſelten freudigen<lb/> Tag nicht vorübergehen laſſen, ohne in die Hände Euerer<lb/> Exzellenz das Gelöbnis zu erneuern, daß wir unentwegt<lb/> mit vollſtem Eifer unſere beſten Kräfte im Allerhöchſten<lb/> Dienſte einſetzen werden, daß wir um keines Haares-Breite<lb/> vom einzig ſicheren Boden des Geſetzes abweichen werden<lb/> und daß uns als ideales Ziel unſerer Arbeit immer vor-<lb/> ſchweben wird das große allgemeine öffentliche Wohl.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Auf dieſem Wege leuchtet uns voran als glänzendes<lb/> Vorbild die Perſon Euerer Exzellenz und wir wollen uns<lb/> der Ehre eines ſolchen Führers würdig zeigen“.</hi> </p><lb/> <p>Seine Exzellenz der Herr Miniſterpräſident erwiderte:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen<lb/> Worte beſtens danke, hoffe ich auch zuverſichtlich, bei den<lb/> k. k. Behörden die Beweiſe treueſter Pflichterfüllung zu<lb/> finden. Eure Durchlaucht haben ſogleich nach Ihrem Amts-<lb/> antritte mit kräftiger Hand die Führung der Geſchäfte über-<lb/> nommen, und die Bevölkerung der Bukowina gewöhnte ſich<lb/> alsbald, in dem Landeschef und der Landesregierung ihre<lb/> Freunde zu erblicken. Ich kann Eurer Durchlaucht nicht<lb/> genug dafür danken, daß Sie den Grundſatz der Regierung,<lb/> daß die Behörden der Einwohnerſchaft zu jeder Zeit mit<lb/> Rat und Tat zur Seite zu ſtehen haben, auch in dieſem<lb/> Lande zur Richtſchnur der Beamten machten. <hi rendition="#g">Die Diener<lb/> des Staates müſſen unparteiiſch, wohlwollend<lb/> und unbeſtechlich ſein, denn ihre Moral wird<lb/> zur Moral des Landes.</hi> Die Kräfte der Bukowina<lb/> ſind erſt in der Entfaltung begriffen und es wäre traurig,<lb/> wenn ſie durch unfähige oder übelwollende Beamte in falſche<lb/> Bahnen geleitet würden. Ich bin überzeugt, daß Sie, meine<lb/> Herren, Tadelloſigkeit in jeder Hinſicht bewahren werden,<lb/> glauben Sie aber auch mir, daß ich dem Verdienſte eines<lb/> jeden die vollſte Anerkennung entgegenbringe“.</hi> </p><lb/> <p>Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und<lb/> welcher Hingebung die Beamten ihren Pflichten nachkommen<lb/> und er habe es ſich von ſeinem Amtsantritte angelegen ſein<lb/> laſſen, auf eine Vermehrung ebenſowohl der Bezirkshauptmann-<lb/> ſchaften, als, wo es notwendig iſt, der ſiſtemiſierten Beamten-<lb/> ſtellen hinzuwirken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wünſche der Polen in der Bukowina.</hi> </head><lb/> <p>Zum Empfange der unter Führung des Herrn <hi rendition="#g">Paſſakas</hi><lb/> beim Miniſterpräſidenten erſchienenen Vereine ſei nachgetragen,<lb/> daß derſelbe im Namen der in der Bukowina anſäſſigen<lb/> Polen um Einführung des polniſchen Sprachunterrichts in den<lb/> Mittel- und Volksſchulen der Bukowina, Erteilung des Reli-<lb/> gionsunterrichts in der polniſchen Sprache für polniſche Kinder,<lb/> Anſtellung eines Lektors für die polniſche Sprache an der<lb/> Czernowitzer Univerſität und um die Errichtung eines Volks-<lb/> ſchulinſpektorats für die polniſche Sprache bat. Dr. v. Koerber<lb/> erwiderte, daß er von dieſen Wünſchen den Unterrichtsminiſter<lb/> Dr. v. <hi rendition="#g">Hartel</hi> in Kenntnis ſetzen und dieſelben unter-<lb/> ſtützen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Beſichtigung der Vierbrauerei.</hi> </head><lb/> <p>Beim Rundgang in der Bierbrauerei beſichtigte Seine<lb/> Exzellenz den Neubau eines Zement-Dachſtuhles, der nach<lb/> Syſtem Henebique (Paris) von den hieſigen Baumeiſtern<lb/><hi rendition="#g">Salter & Proske</hi> als alleinigen Konzeſſionären für die<lb/> Bukowina ausgeführt wird. Der Miniſterpräſident äußerte ſich<lb/> ſehr lobend über das Geſehene.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Der Krieg.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 5. September 1904.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Kampf um Liaojang.</hi> </head> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Tokio,</hi> 4. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Reuter-Meldung)</hi> </bibl> <p>Der<lb/> Kampf in der Umgebung von Liaojang dauert auch heute fort.</p> </div> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Tokio,</hi> 4. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Reuter-Metdung)</hi> </bibl> <p>Die<lb/> Japaner haben Liaojang Sonntag um 9 Uhr morgens beſetzt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Belagerung Port Arthurs.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 3. September.</dateline> <p>Aus Petersburg wird gemeldet,<lb/> die Zahl der von den Japanern auf der Tigerhalbinſel bei<lb/> Port Arthur gelandeten Truppen ſei bedeutend. General<lb/> Stöſſel, der in den letzten Tagen den Itſchanhügel wieder<lb/> eroberte, hofft die japaniſche Umfaſſungslinie noch an einer<lb/> anderen wichtigen Stelle zu durchbrechen. Die Beſetzung der<lb/> Tigerhalbinſel durch Japaner war Veranlaſſung, daß die<lb/> im Hafen eingeſchloſſenen, ſchwerbedrohten Kriegsſchiffe geſtern<lb/><cb/> wiederum auszufahren verſuchten, aber ein Mißgeſchick des<lb/> Minen ſuchenden Kriegsſchiffes „Dragant“ vereitelte das<lb/> Vorhaben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Bericht Sacharows.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Offiziell)</hi> </bibl> <p>Ein vom<lb/> 2. d. M. datiertes Telegramm des Generalleutnants <hi rendition="#g">Sa-<lb/> charow</hi> an den Generalſtab meldet: Unſere Truppen griffen<lb/> heute die Höhen von Sykvantun an. Nach einem erbitterten<lb/> Kampfe wurde die ganze Höhenkette weſtlich von Sykvantun<lb/> von ihnen genommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß wir zahl-<lb/> reichen japaniſchen Truppen gegenüberſtanden, deren Front<lb/> ſich von den Höhen bei den Jantai-Minen bis zum Taitſiho<lb/> erſtreckte. Die Abteilung des Generalmajors Orlow, welche<lb/> die Jantai-Minen deckte und ein wenig vorgerückt war, ſtieß<lb/> auf überlegene feindliche Streitkräfte in ſtarker Stellung und<lb/> war genötigt, den Rückzug anzutreten. Generalmajor Orlow<lb/> wurde verwundet. Die Gefahr einer Umgehungsbewegung<lb/> des Feindes wurde jedoch durch die Rückkehr zur Station<lb/> Jantai beſchworen. Die tapferen Regimenter des erſten<lb/> Sibiriſchen Armeekorps waren herbeigeeilt, und General<lb/> Stackelberg hielt die angreifenden Japaner auf. In dieſem<lb/> Kampfe wurde der Kommandant des zweiten Sibiriſchen<lb/> Regimentes Oberſt Ozersky ſchwer verwundet. Um 9 Uhr<lb/> abends ließ der Kampf auf der ganzen Linie nach und man<lb/> hörte nur noch Kanonendonner in Liaojang. Die Truppen<lb/> der Garniſon Liaojang haben nach einem telegraphiſchen<lb/> Berichte einen zweiten Angriff des Feindes zurückgewieſen.<lb/> Um ſich Klarheit über die feindlichen Streitkräfte zu ver-<lb/> ſchaffen, ergriffen von der weſtlichen Front zwei Regimenter<lb/> die Offenſive. Nach einem heißen Kampfe wurde konſtatiert,<lb/> daß dieſe beiden Regimenter mit überlegenen feindlichen<lb/> Truppen von mehr als zwei Diviſionen engagiert waren.<lb/> Die Geſamtverluſte der Armee ſind noch nicht genau feſt-<lb/> geſtellt, doch überſteigen ſie nach den bisher eingelaufenen<lb/> Berichten die Zahl von 3000 Toten und Verwundeten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Vom. Tage.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 5. September 1904.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der deutſche Landtagsklub.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Czernowitz,</hi> 5. September.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">deutſche Land-<lb/> tagsklub,</hi> dem die Abgeordneten <hi rendition="#g">Skedl, Wiedmann,<lb/> Langenhan, Landwehr</hi> und Wilhelm <hi rendition="#g">Tittinger</hi><lb/> angehören, hat ſich heute konſtituiert. Zum <hi rendition="#g">Obmann</hi> wurde<lb/> Profeſſor <hi rendition="#g">Skedl,</hi> zu deſſen Stellvertreter Kammerpräſident<lb/><hi rendition="#g">Langenhan</hi> gewählt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die preußiſchen Oſtmarken.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 4. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>Wie mehrere<lb/> Morgenblätter melden, werde im nächſten preußiſchen Etat<lb/> ein namhafter Betrag für die Fortſetzung der Anſiedlungs-<lb/> politik in den Oſtmarken begehrt werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 5. September 1904.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Verlobung des deutſchen Kronprinzen.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Gelbenſande,</hi> 5. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>Die Ver-<lb/> lobung des deutſchen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie<lb/> von Meklenburg wurde bekanntgegeben. (Wurde bereits in<lb/> der Sonntagsnummer von privater Seite gemeldet. D. Red.)</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Streik in Marſeille.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Barcelona,</hi> 4. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>Die hieſigen<lb/> Arbeitervereinigungen beſchloſſen für den Fall, als ſich der<lb/> Streik in Marſeille auf <hi rendition="#g">ſämtliche Mittelmeer-<lb/> häfen</hi> erſtrecken ſollte, gleichfalls in den <hi rendition="#g">Ausſtand zu<lb/> treten.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zuſammenſtoß.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">St. Louis,</hi> 3. September.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>Bei einem an<lb/> einer Straßenkreuzung erfolgten Zuſammenſtoß eines Straßen-<lb/> bahnwagens mit einem Eiſenbahnzuge wurden 7 Perſonen<lb/> getötet und 25 verletzt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Trauriges Ende einer Oeſterreicherin.</hi> </head> <p>Man<lb/> ſchreibt uns aus <hi rendition="#g">Bukareſt</hi> vom 4. d. M.: Ein blutiges<lb/> Liebesdrama hat am 2. d. die Einwohner unſerer Stadt<lb/> erſchüttert. Eliſe <hi rendition="#g">Hiller,</hi> eine <hi rendition="#g">Oeſterreicherin</hi> von<lb/> Geburt, und ein armes Mädchen, das ſich und ihre Eltern<lb/> durch ihrer Hände Arbeit ernährte, unterhielt ein Liebes-<lb/> verhältnis mit dem Bankangeſtellten Moritz <hi rendition="#g">Penchas.</hi><lb/> Das Verhältnis dauerte ein Jahr. Während dieſer Zeit<lb/> nützte Penchas das Mädchen aus, indem er ihr ſchwer er-<lb/> worbenes Geld für ſich in Anſpruch nahm und ſie ſchlug,<lb/> ſobald ſie ſich weigerte, ihm Geld zu geben. Trotzdem aber<lb/> feſſelte ihn eine tiefe, rätſelhafte Liebe an das Mädchen;<lb/> das bewies er am 2. d. M. Da er die Hiller heiraten wollte<lb/> und ſeine Eltern ſich dagegen widerſetzten, weil das Mädchen<lb/> arm und eine Chriſtin ſei, kam er am bezeichneten Tage in<lb/> das Haus des Mädchens, wo er gegen die Hiller drei Re-<lb/><cb/> volverſchüſſe abfeuerte und ſich ſelbſt eine Kugel in den<lb/> Kopf jagte. Penchas ſtarb ſofort, das Mädchen liegt im<lb/> Sterben, da ihre Lunge von den drei Kugeln ganz durch-<lb/> bohrt iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zola-Straße und Zola-Zug.</hi> </head> <p>Man ſchreibt aus<lb/><hi rendition="#g">Paris:</hi> Wenn der hieſige Gemeinderat wieder zuſammen-<lb/> tritt, wird er auf ſeinem Bureau den Antrag vorfinden,<lb/> einer der Hauptverkehrsadern der Stadt — Avenue, Bou-<lb/> levard oder Straße — den Namen „Emile Zola“ beizu-<lb/> legen. Der Vorſtand der „Liga für Menſchenrechte“ hat in<lb/> einem ausführlichen und begründeten Schreiben vor etlichen<lb/> Wochen dieſes Verlangen geſtellt. Er will ſich nicht damit<lb/> begnügen, daß etwa irgend eine neue Straße weit draußen<lb/> nach dem Schriftſteller benannt werde, ſondern er wünſcht,<lb/> im Herzen von Paris dem Autor des berühmten Anklage-<lb/> briefes das täglich wirkſame Andenken zu ſchaffen. Für den<lb/> zweiten Jahrestag des Todes von Zola werden impoſante<lb/> Kundgebungen vorbereitet. Am Abend des 1. Oktober will<lb/> man nicht nur in Paris, ſondern in möglichſt vielen<lb/> Städten des Landes eine Gedenkfeier veranſtalten. Am Mittag<lb/> des 2. Oktober, der ein Sonntag iſt, geben ſich ſämtliche<lb/> Mitglieder der Menſchenrechtsliga, die in dem Seinedepar-<lb/> tement wohnen, ein Rendezvous auf der <hi rendition="#aq">Place de la Ré-<lb/> publique.</hi> Alle republikaniſchen Vereine, alle Arbeiteraſſozi-<lb/> ationen, Gewerkſchaften oder ähnliche Körperſchaften ſind<lb/> aufgefordert worden, ſich anzuſchließen, um in einem Rieſen-<lb/> zuge den Kranz auf das Grab des Dichters der „Wahrheit“<lb/> zu tragen. Dieſer Zola-Zug hat alle Ausſicht, eine ſymbo-<lb/> liſche Einrichtung zu werden im Gegenſatz zu dem immer<lb/> mehr zuſammengeſchrumpften Umzuge der Patriotenliga am<lb/> 14. Juli. Die Nationaliſten wagen ſich kaum noch zu rühren,<lb/> und die Arbeiter tragen den Lorbeer auf den Friedhof von<lb/> Montmartre. <hi rendition="#aq">La vérité est en marche!</hi> Und ſie hat ſchon<lb/> ein gut Stück Weges zurückgelegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Glück eines Waſſerträgers.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Jaſſy</hi><lb/> wird uns vom 4. d. M. mitgeteilt: Wieder einmal hat das<lb/> Glück bewieſen, daß es trotz ſeiner Blindheit wohl uner-<lb/> warteterweiſe, aber doch zu denjenigen kommt, der es am<lb/> meiſten benötigt. Der Waſſerträger Gerſchon <hi rendition="#g">Selig,</hi> der<lb/> ſeit mehr als zwanzig Jahren mit ſeinem Waſſerfaß in den<lb/> Vorſtädten herumfährt, um die dortigen Einwohner mit<lb/> Waſſer zu verſehen — ein, wie wohl jeder einſehen wird,<lb/> wenig einträgliches Gewerbe — erhielt am 1. d. von der<lb/> Polizeipräfektur in Philadelphia ein rekommandiertes Schreiben,<lb/> in welchem ihm mitgeteilt wird, daß er von einem Ver-<lb/> wandten, einem verſtorbenen Gaſtwirt, die reſpektable Summe<lb/> von 150.000 Dollar (600.000 Franks) geerbt hat. Der nun<lb/> mit einemmale reichgewordene Gerſchon <hi rendition="#g">Selig</hi> hat ſich<lb/> auch ſchon in Begleitung eines Bekannten, der ihm das<lb/> Geld für die weite Reiſe vorſtreckte, nach Amerika begeben,<lb/> um die Erbſchaft in Empfang zu nehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Parfüms.</hi> </head> <p>Eine Modedame rauſcht vorbei; eine be-<lb/> täubende Wolke eines ſtarken Geruches umfließt ſie und<lb/> ſchlägt uns ins Geſicht. Wir wenden uns voll Widerwillen<lb/> — auf dieſe Weiſe entſtehen die Parfümhaſſer, die bei uns<lb/> ſo zahlreich ſind. Aber merken wir es uns wohl, daß es nur<lb/> die ſchlechten Gerüche ſind, die wir haſſen, und daß der ver-<lb/> feinerte Kulturmenſch, der ſeinem Auge, ſeinem Ohr, ſeiner<lb/> Zunge ſeine Genüſſe zuführt, die Naſe nicht leer ausgehen<lb/> laſſen darf. So ſorgt auch die Mode für eine Fülle feiner,<lb/> zarter und exquiſiter Gerüche; Patſchuli und andere ſchwüle<lb/> ſüßliche Gerüche ſind auf Nimmerwiederſehen von jedem<lb/> eleganten Toilettentiſch verbannt. Streift uns heute eine Dame,<lb/> die ein wirklich feines, modernes Parfüm hat, dann werden<lb/> wir nicht zurückfahren, ſondern entzückt ſein von dem zarten<lb/> Duft, der wie hergeweht auf weichen Lüften aus einem alten<lb/> ſpätblühenden Garten kommt, ein Duft, wie gewoben aus<lb/> etwas Reſeda und welkenden Teeroſen, ein Duft, der zum<lb/> Träumen einlädt, und den vergangenen Zauber ſtiller Stun-<lb/> den aufweckt und dann wieder verweht. Solche vornehme,<lb/> diskrete, lyriſche Wirkungen hat das Parfüm von heute.<lb/> Alles Schwere, Schwüle, Starke, alle vollen und füßlichen<lb/> Gerüche ſind verpönt; ganz zart, von einer herben Lieblichkeit<lb/> des Welkens umhaucht, ſchnell verſchwebend iſt der geheime<lb/> Duft, der den Kleidern der modernen Dame entſtrömt. Die<lb/> feine Modedame wird natürlich ihr eigenes Parfüm haben,<lb/> das ſie ſelbſt zuſammenſtimmt. Sie wird die Miſchung von<lb/> Eſſenzen, die ſie mühſam gefunden, als Geheimnis bewahren<lb/> und ſo ſorglich hüten wie nur einen anderen der mächti-<lb/> gen Reize, in denen die Macht ihrer Schönheit ruht. Um<lb/> den <hi rendition="#aq">„dernier cri du chic“</hi> davonzutragen, iſt es vor allem<lb/> notwendig, ſich eines <hi rendition="#g">Riechkiſſens</hi> zu bedienen, des alten<lb/> Inventarſtücks, aus den Wäſcheſchränken der Großmütter<lb/> geholt, doch diesmal nicht naiv und ſchlicht, ſondern mit<lb/> einem bewußten Raffiniment verwendet. Denn die Mütter<lb/> legten die kleinen Riechkieſten in ihre Handſchuhe, unter die<lb/> Taſchentücher und die Wäſche, und es blieb dann ein ſchüch-<lb/> terner, matter Geruch zurück. Die moderne Dame trägt das<lb/> Riechkiſſen überall, in der Korſage und im Saume des Ju-<lb/> pons; im Griff des Sonnenſchirmes iſt eine Oeffnung, um<lb/> es hineinzutun, und in der Feder des Hutes wiegt ſich, uns<lb/> unſichtbar ein ſolch duftendes Ding. Ein ganz kleines Riech-<lb/> kiſſen birgt ſich in einer Ecke des Taſchentuches, ein anderes<lb/> ruht in der Handfläche des Glac<hi rendition="#aq">é</hi>handſchuhes. Die Her-<lb/> ſtellung dieſer Riechkiſſen erfordert viel Mühe, da ſie ſehr<lb/> dünn und flach ſind und aus feinſtem Material verfertigt<lb/> werden. Am beſten nimmt man eine einzige Lage feiner<lb/> Baumwolle und zerſchneidet ſie in zwei Schichten, ſtreut dann<lb/> wohlriechendes Pulver dazwiſchen und preßt die Baumwolle<lb/> wieder feſt zuſammen. Am Abend trägt die moderne Dame<lb/> ein ſchmales Riechkiſſen in ihrer Korſage und manchmal<lb/> hat ſie ſogar auch in den Arabesken und Puffen ihrer<lb/> Coiffure ein ganz kleines Kiſſen. Es iſt eben vor allem not-<lb/> wendig, von möglichſt vielen Stellen einen feinen und zarten<lb/> Duft ausgehen zu laſſen, der wie eine Wolke allſeitig umhüllt,<lb/> denn aus dem alten Riechkiſſen, das den Geruch auf eine<lb/> beſtimmte Stelle konzentrierte, ſind heute möglichſt viele<lb/> Wohlgeruchsſpender geworden, die ein ganz ſchwaches Par-<lb/> fum verhauchen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
6. September 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
Es iſt ſchmerzlich zu ſehen, wie ſo manche Angelegenheit
trotz angeſtrengteſter Arbeit nicht ſo ſchnell erledigt werden
kann, wie es dringend notwendig wäre, und manche wichtige
Arbeit habe ich ſchon bei Seite legen müſſen, weil die zur
Ausführung notwendigen Kräfte einfach nicht mehr ausreichten.
Ich übertreibe nicht, wenn ich ſage, daß mir die zu-
fällige Erkrankung eines jeden Beamten ernſtliche Verlegenheit
bereitet, und daß die Geſundheit gerade der tüchtigſten Mit-
arbeiter infolge von Ueberarbeitung geradezu gefährdet iſt.
Vertrauensvoll habe ich meine Bitte gewagt und ver-
trauensvoll erhofft die Beamtenſchaft Abhilfe von der weiſen
Einſicht Euerer Exzellenz.
Wir wollen den heutigen für uns ſo ſelten freudigen
Tag nicht vorübergehen laſſen, ohne in die Hände Euerer
Exzellenz das Gelöbnis zu erneuern, daß wir unentwegt
mit vollſtem Eifer unſere beſten Kräfte im Allerhöchſten
Dienſte einſetzen werden, daß wir um keines Haares-Breite
vom einzig ſicheren Boden des Geſetzes abweichen werden
und daß uns als ideales Ziel unſerer Arbeit immer vor-
ſchweben wird das große allgemeine öffentliche Wohl.
Auf dieſem Wege leuchtet uns voran als glänzendes
Vorbild die Perſon Euerer Exzellenz und wir wollen uns
der Ehre eines ſolchen Führers würdig zeigen“.
Seine Exzellenz der Herr Miniſterpräſident erwiderte:
„Indem ich Eurer Durchlaucht für die freundlichen
Worte beſtens danke, hoffe ich auch zuverſichtlich, bei den
k. k. Behörden die Beweiſe treueſter Pflichterfüllung zu
finden. Eure Durchlaucht haben ſogleich nach Ihrem Amts-
antritte mit kräftiger Hand die Führung der Geſchäfte über-
nommen, und die Bevölkerung der Bukowina gewöhnte ſich
alsbald, in dem Landeschef und der Landesregierung ihre
Freunde zu erblicken. Ich kann Eurer Durchlaucht nicht
genug dafür danken, daß Sie den Grundſatz der Regierung,
daß die Behörden der Einwohnerſchaft zu jeder Zeit mit
Rat und Tat zur Seite zu ſtehen haben, auch in dieſem
Lande zur Richtſchnur der Beamten machten. Die Diener
des Staates müſſen unparteiiſch, wohlwollend
und unbeſtechlich ſein, denn ihre Moral wird
zur Moral des Landes. Die Kräfte der Bukowina
ſind erſt in der Entfaltung begriffen und es wäre traurig,
wenn ſie durch unfähige oder übelwollende Beamte in falſche
Bahnen geleitet würden. Ich bin überzeugt, daß Sie, meine
Herren, Tadelloſigkeit in jeder Hinſicht bewahren werden,
glauben Sie aber auch mir, daß ich dem Verdienſte eines
jeden die vollſte Anerkennung entgegenbringe“.
Mit Freude habe er entnommen, mit welchem Eifer und
welcher Hingebung die Beamten ihren Pflichten nachkommen
und er habe es ſich von ſeinem Amtsantritte angelegen ſein
laſſen, auf eine Vermehrung ebenſowohl der Bezirkshauptmann-
ſchaften, als, wo es notwendig iſt, der ſiſtemiſierten Beamten-
ſtellen hinzuwirken.
Die Wünſche der Polen in der Bukowina.
Zum Empfange der unter Führung des Herrn Paſſakas
beim Miniſterpräſidenten erſchienenen Vereine ſei nachgetragen,
daß derſelbe im Namen der in der Bukowina anſäſſigen
Polen um Einführung des polniſchen Sprachunterrichts in den
Mittel- und Volksſchulen der Bukowina, Erteilung des Reli-
gionsunterrichts in der polniſchen Sprache für polniſche Kinder,
Anſtellung eines Lektors für die polniſche Sprache an der
Czernowitzer Univerſität und um die Errichtung eines Volks-
ſchulinſpektorats für die polniſche Sprache bat. Dr. v. Koerber
erwiderte, daß er von dieſen Wünſchen den Unterrichtsminiſter
Dr. v. Hartel in Kenntnis ſetzen und dieſelben unter-
ſtützen werde.
Die Beſichtigung der Vierbrauerei.
Beim Rundgang in der Bierbrauerei beſichtigte Seine
Exzellenz den Neubau eines Zement-Dachſtuhles, der nach
Syſtem Henebique (Paris) von den hieſigen Baumeiſtern
Salter & Proske als alleinigen Konzeſſionären für die
Bukowina ausgeführt wird. Der Miniſterpräſident äußerte ſich
ſehr lobend über das Geſehene.
Der Krieg.
Czernowitz, 5. September 1904.
Der Kampf um Liaojang. Tokio, 4. September. (Reuter-Meldung) Der
Kampf in der Umgebung von Liaojang dauert auch heute fort.
Tokio, 4. September. (Reuter-Metdung) Die
Japaner haben Liaojang Sonntag um 9 Uhr morgens beſetzt.
Von der Belagerung Port Arthurs.
Paris, 3. September. Aus Petersburg wird gemeldet,
die Zahl der von den Japanern auf der Tigerhalbinſel bei
Port Arthur gelandeten Truppen ſei bedeutend. General
Stöſſel, der in den letzten Tagen den Itſchanhügel wieder
eroberte, hofft die japaniſche Umfaſſungslinie noch an einer
anderen wichtigen Stelle zu durchbrechen. Die Beſetzung der
Tigerhalbinſel durch Japaner war Veranlaſſung, daß die
im Hafen eingeſchloſſenen, ſchwerbedrohten Kriegsſchiffe geſtern
wiederum auszufahren verſuchten, aber ein Mißgeſchick des
Minen ſuchenden Kriegsſchiffes „Dragant“ vereitelte das
Vorhaben.
Ein Bericht Sacharows. Petersburg, 4. September. (Offiziell) Ein vom
2. d. M. datiertes Telegramm des Generalleutnants Sa-
charow an den Generalſtab meldet: Unſere Truppen griffen
heute die Höhen von Sykvantun an. Nach einem erbitterten
Kampfe wurde die ganze Höhenkette weſtlich von Sykvantun
von ihnen genommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß wir zahl-
reichen japaniſchen Truppen gegenüberſtanden, deren Front
ſich von den Höhen bei den Jantai-Minen bis zum Taitſiho
erſtreckte. Die Abteilung des Generalmajors Orlow, welche
die Jantai-Minen deckte und ein wenig vorgerückt war, ſtieß
auf überlegene feindliche Streitkräfte in ſtarker Stellung und
war genötigt, den Rückzug anzutreten. Generalmajor Orlow
wurde verwundet. Die Gefahr einer Umgehungsbewegung
des Feindes wurde jedoch durch die Rückkehr zur Station
Jantai beſchworen. Die tapferen Regimenter des erſten
Sibiriſchen Armeekorps waren herbeigeeilt, und General
Stackelberg hielt die angreifenden Japaner auf. In dieſem
Kampfe wurde der Kommandant des zweiten Sibiriſchen
Regimentes Oberſt Ozersky ſchwer verwundet. Um 9 Uhr
abends ließ der Kampf auf der ganzen Linie nach und man
hörte nur noch Kanonendonner in Liaojang. Die Truppen
der Garniſon Liaojang haben nach einem telegraphiſchen
Berichte einen zweiten Angriff des Feindes zurückgewieſen.
Um ſich Klarheit über die feindlichen Streitkräfte zu ver-
ſchaffen, ergriffen von der weſtlichen Front zwei Regimenter
die Offenſive. Nach einem heißen Kampfe wurde konſtatiert,
daß dieſe beiden Regimenter mit überlegenen feindlichen
Truppen von mehr als zwei Diviſionen engagiert waren.
Die Geſamtverluſte der Armee ſind noch nicht genau feſt-
geſtellt, doch überſteigen ſie nach den bisher eingelaufenen
Berichten die Zahl von 3000 Toten und Verwundeten.
Vom. Tage.
Czernowitz, 5. September 1904.
Der deutſche Landtagsklub.
Czernowitz, 5. September. Der deutſche Land-
tagsklub, dem die Abgeordneten Skedl, Wiedmann,
Langenhan, Landwehr und Wilhelm Tittinger
angehören, hat ſich heute konſtituiert. Zum Obmann wurde
Profeſſor Skedl, zu deſſen Stellvertreter Kammerpräſident
Langenhan gewählt.
Die preußiſchen Oſtmarken. Berlin, 4. September. (Korr.-B.) Wie mehrere
Morgenblätter melden, werde im nächſten preußiſchen Etat
ein namhafter Betrag für die Fortſetzung der Anſiedlungs-
politik in den Oſtmarken begehrt werden.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 5. September 1904.
Die Verlobung des deutſchen Kronprinzen. Gelbenſande, 5. September. (Korr.-B.) Die Ver-
lobung des deutſchen Kronprinzen mit der Herzogin Cecilie
von Meklenburg wurde bekanntgegeben. (Wurde bereits in
der Sonntagsnummer von privater Seite gemeldet. D. Red.)
Der Streik in Marſeille. Barcelona, 4. September. (Korr.-B.) Die hieſigen
Arbeitervereinigungen beſchloſſen für den Fall, als ſich der
Streik in Marſeille auf ſämtliche Mittelmeer-
häfen erſtrecken ſollte, gleichfalls in den Ausſtand zu
treten.
Zuſammenſtoß. St. Louis, 3. September. (Korr.-B.) Bei einem an
einer Straßenkreuzung erfolgten Zuſammenſtoß eines Straßen-
bahnwagens mit einem Eiſenbahnzuge wurden 7 Perſonen
getötet und 25 verletzt.
Trauriges Ende einer Oeſterreicherin. Man
ſchreibt uns aus Bukareſt vom 4. d. M.: Ein blutiges
Liebesdrama hat am 2. d. die Einwohner unſerer Stadt
erſchüttert. Eliſe Hiller, eine Oeſterreicherin von
Geburt, und ein armes Mädchen, das ſich und ihre Eltern
durch ihrer Hände Arbeit ernährte, unterhielt ein Liebes-
verhältnis mit dem Bankangeſtellten Moritz Penchas.
Das Verhältnis dauerte ein Jahr. Während dieſer Zeit
nützte Penchas das Mädchen aus, indem er ihr ſchwer er-
worbenes Geld für ſich in Anſpruch nahm und ſie ſchlug,
ſobald ſie ſich weigerte, ihm Geld zu geben. Trotzdem aber
feſſelte ihn eine tiefe, rätſelhafte Liebe an das Mädchen;
das bewies er am 2. d. M. Da er die Hiller heiraten wollte
und ſeine Eltern ſich dagegen widerſetzten, weil das Mädchen
arm und eine Chriſtin ſei, kam er am bezeichneten Tage in
das Haus des Mädchens, wo er gegen die Hiller drei Re-
volverſchüſſe abfeuerte und ſich ſelbſt eine Kugel in den
Kopf jagte. Penchas ſtarb ſofort, das Mädchen liegt im
Sterben, da ihre Lunge von den drei Kugeln ganz durch-
bohrt iſt.
Zola-Straße und Zola-Zug. Man ſchreibt aus
Paris: Wenn der hieſige Gemeinderat wieder zuſammen-
tritt, wird er auf ſeinem Bureau den Antrag vorfinden,
einer der Hauptverkehrsadern der Stadt — Avenue, Bou-
levard oder Straße — den Namen „Emile Zola“ beizu-
legen. Der Vorſtand der „Liga für Menſchenrechte“ hat in
einem ausführlichen und begründeten Schreiben vor etlichen
Wochen dieſes Verlangen geſtellt. Er will ſich nicht damit
begnügen, daß etwa irgend eine neue Straße weit draußen
nach dem Schriftſteller benannt werde, ſondern er wünſcht,
im Herzen von Paris dem Autor des berühmten Anklage-
briefes das täglich wirkſame Andenken zu ſchaffen. Für den
zweiten Jahrestag des Todes von Zola werden impoſante
Kundgebungen vorbereitet. Am Abend des 1. Oktober will
man nicht nur in Paris, ſondern in möglichſt vielen
Städten des Landes eine Gedenkfeier veranſtalten. Am Mittag
des 2. Oktober, der ein Sonntag iſt, geben ſich ſämtliche
Mitglieder der Menſchenrechtsliga, die in dem Seinedepar-
tement wohnen, ein Rendezvous auf der Place de la Ré-
publique. Alle republikaniſchen Vereine, alle Arbeiteraſſozi-
ationen, Gewerkſchaften oder ähnliche Körperſchaften ſind
aufgefordert worden, ſich anzuſchließen, um in einem Rieſen-
zuge den Kranz auf das Grab des Dichters der „Wahrheit“
zu tragen. Dieſer Zola-Zug hat alle Ausſicht, eine ſymbo-
liſche Einrichtung zu werden im Gegenſatz zu dem immer
mehr zuſammengeſchrumpften Umzuge der Patriotenliga am
14. Juli. Die Nationaliſten wagen ſich kaum noch zu rühren,
und die Arbeiter tragen den Lorbeer auf den Friedhof von
Montmartre. La vérité est en marche! Und ſie hat ſchon
ein gut Stück Weges zurückgelegt.
Das Glück eines Waſſerträgers. Aus Jaſſy
wird uns vom 4. d. M. mitgeteilt: Wieder einmal hat das
Glück bewieſen, daß es trotz ſeiner Blindheit wohl uner-
warteterweiſe, aber doch zu denjenigen kommt, der es am
meiſten benötigt. Der Waſſerträger Gerſchon Selig, der
ſeit mehr als zwanzig Jahren mit ſeinem Waſſerfaß in den
Vorſtädten herumfährt, um die dortigen Einwohner mit
Waſſer zu verſehen — ein, wie wohl jeder einſehen wird,
wenig einträgliches Gewerbe — erhielt am 1. d. von der
Polizeipräfektur in Philadelphia ein rekommandiertes Schreiben,
in welchem ihm mitgeteilt wird, daß er von einem Ver-
wandten, einem verſtorbenen Gaſtwirt, die reſpektable Summe
von 150.000 Dollar (600.000 Franks) geerbt hat. Der nun
mit einemmale reichgewordene Gerſchon Selig hat ſich
auch ſchon in Begleitung eines Bekannten, der ihm das
Geld für die weite Reiſe vorſtreckte, nach Amerika begeben,
um die Erbſchaft in Empfang zu nehmen.
Parfüms. Eine Modedame rauſcht vorbei; eine be-
täubende Wolke eines ſtarken Geruches umfließt ſie und
ſchlägt uns ins Geſicht. Wir wenden uns voll Widerwillen
— auf dieſe Weiſe entſtehen die Parfümhaſſer, die bei uns
ſo zahlreich ſind. Aber merken wir es uns wohl, daß es nur
die ſchlechten Gerüche ſind, die wir haſſen, und daß der ver-
feinerte Kulturmenſch, der ſeinem Auge, ſeinem Ohr, ſeiner
Zunge ſeine Genüſſe zuführt, die Naſe nicht leer ausgehen
laſſen darf. So ſorgt auch die Mode für eine Fülle feiner,
zarter und exquiſiter Gerüche; Patſchuli und andere ſchwüle
ſüßliche Gerüche ſind auf Nimmerwiederſehen von jedem
eleganten Toilettentiſch verbannt. Streift uns heute eine Dame,
die ein wirklich feines, modernes Parfüm hat, dann werden
wir nicht zurückfahren, ſondern entzückt ſein von dem zarten
Duft, der wie hergeweht auf weichen Lüften aus einem alten
ſpätblühenden Garten kommt, ein Duft, wie gewoben aus
etwas Reſeda und welkenden Teeroſen, ein Duft, der zum
Träumen einlädt, und den vergangenen Zauber ſtiller Stun-
den aufweckt und dann wieder verweht. Solche vornehme,
diskrete, lyriſche Wirkungen hat das Parfüm von heute.
Alles Schwere, Schwüle, Starke, alle vollen und füßlichen
Gerüche ſind verpönt; ganz zart, von einer herben Lieblichkeit
des Welkens umhaucht, ſchnell verſchwebend iſt der geheime
Duft, der den Kleidern der modernen Dame entſtrömt. Die
feine Modedame wird natürlich ihr eigenes Parfüm haben,
das ſie ſelbſt zuſammenſtimmt. Sie wird die Miſchung von
Eſſenzen, die ſie mühſam gefunden, als Geheimnis bewahren
und ſo ſorglich hüten wie nur einen anderen der mächti-
gen Reize, in denen die Macht ihrer Schönheit ruht. Um
den „dernier cri du chic“ davonzutragen, iſt es vor allem
notwendig, ſich eines Riechkiſſens zu bedienen, des alten
Inventarſtücks, aus den Wäſcheſchränken der Großmütter
geholt, doch diesmal nicht naiv und ſchlicht, ſondern mit
einem bewußten Raffiniment verwendet. Denn die Mütter
legten die kleinen Riechkieſten in ihre Handſchuhe, unter die
Taſchentücher und die Wäſche, und es blieb dann ein ſchüch-
terner, matter Geruch zurück. Die moderne Dame trägt das
Riechkiſſen überall, in der Korſage und im Saume des Ju-
pons; im Griff des Sonnenſchirmes iſt eine Oeffnung, um
es hineinzutun, und in der Feder des Hutes wiegt ſich, uns
unſichtbar ein ſolch duftendes Ding. Ein ganz kleines Riech-
kiſſen birgt ſich in einer Ecke des Taſchentuches, ein anderes
ruht in der Handfläche des Glacéhandſchuhes. Die Her-
ſtellung dieſer Riechkiſſen erfordert viel Mühe, da ſie ſehr
dünn und flach ſind und aus feinſtem Material verfertigt
werden. Am beſten nimmt man eine einzige Lage feiner
Baumwolle und zerſchneidet ſie in zwei Schichten, ſtreut dann
wohlriechendes Pulver dazwiſchen und preßt die Baumwolle
wieder feſt zuſammen. Am Abend trägt die moderne Dame
ein ſchmales Riechkiſſen in ihrer Korſage und manchmal
hat ſie ſogar auch in den Arabesken und Puffen ihrer
Coiffure ein ganz kleines Kiſſen. Es iſt eben vor allem not-
wendig, von möglichſt vielen Stellen einen feinen und zarten
Duft ausgehen zu laſſen, der wie eine Wolke allſeitig umhüllt,
denn aus dem alten Riechkiſſen, das den Geruch auf eine
beſtimmte Stelle konzentrierte, ſind heute möglichſt viele
Wohlgeruchsſpender geworden, die ein ganz ſchwaches Par-
fum verhauchen.
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