Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2216, Czernowitz, 07.06.1911.7. Juni 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Bunte Chronik. Czernowitz, 6. Juni. Die Choleraepidemie in Venedig. Sanitäre Ueberwachungsmaßnahmen Oesterreichs. KB. Triest, 5. Juni. Infolge einer telegraphischen Widersprechende Meldungen. Triest, 4. Juni. Nach Meldungen aus Venedig soll Beunruhigung in Triest. Triest, 4. Juni. Die äußerst spärlichen Nachrichten Ein unterschlagenes Telegramm. Berlin, 4. Juni. Aus Anlaß der jüngsten Meldungen Luftschiffahrt. Eine Ueberseefahrt Nizza-Korsika. KB. Paris, 5. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Eisenbahnunfälle. KB. Madrid, 5. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Bei Linares ist ein Kurierzug entgleist. Vierzehn Personen KB. Salibridge, 6. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Beim Entgleisen eines Straßenbahnwagens wurden 40 Personen, KB. Konstantinopel, 5. Juni. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Am 2. Juni nachts entgleiste auf der anatolischen Ein Mann mit 5 Frauen. Jaroslan, 5. Juni. Hier wurde der Riemermeister Schwere Gewitter in Südrußland. KB. Petersburg, 5. Juni. In den Gouvernements [Die Blume im Knopfloch der Dame.] Die Frau von heute, die in nichts mehr hinter dem Herrn [Eine schöne Abenteurin im Gefängnis]. Aus London wird berichtet: Lady Murcia zieht sich für Unsere geehrten P. T. Abonnenten werden aus Anlaß des - - - - - - - Monatswechsels dringend gebeten, das Abonnement durch Ein- sendung des Pränumerationsbetrages recht- zeitig zu erneuern. Rückstände ersuchen wir gleichfalls bis zum 10. Juni zu begleichen. Zugleich laden wir zum Bezuge unseres Blattes höflichst ein. Neueintretende Abonnenten er- halten auf Wunsch die bereits erschienenen Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert. Hochachtungsvoll Administration der "Cz. Allg. Ztg." Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 6. Juni. Die Reichsratswahlen Der Landtagsabgeordnete Nikolaj von Wassilko ver- In der Städtegruppe Radautz--Suczawa--Sereth In Czernowitz Ost fanden am Sonntag nachmittag Ein am 4. d. M. abgehaltener Delegiertentag der Kanzlei- Am 7. d. M. um 8 Uhr abends findet im Gewerbemuseum Bekanntlich hatte der "Jüdische Volksrat" die Die Versammelten beschlossen als jüdischer Land- Damit ist diese Episode in dem Wahlkampfe erledigt. Der Czernowitzer Blumentag. Am Pfingstsonntag sah Czernowitz festlich aus. Es 7. Juni 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Bunte Chronik. Czernowitz, 6. Juni. Die Choleraepidemie in Venedig. Sanitäre Ueberwachungsmaßnahmen Oeſterreichs. KB. Trieſt, 5. Juni. Infolge einer telegraphiſchen Widerſprechende Meldungen. Trieſt, 4. Juni. Nach Meldungen aus Venedig ſoll Beunruhigung in Trieſt. Trieſt, 4. Juni. Die äußerſt ſpärlichen Nachrichten Ein unterſchlagenes Telegramm. Berlin, 4. Juni. Aus Anlaß der jüngſten Meldungen Luftſchiffahrt. Eine Ueberſeefahrt Nizza-Korſika. KB. Paris, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Eiſenbahnunfälle. KB. Madrid, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei Linares iſt ein Kurierzug entgleiſt. Vierzehn Perſonen KB. Salibridge, 6. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Beim Entgleiſen eines Straßenbahnwagens wurden 40 Perſonen, KB. Konſtantinopel, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Am 2. Juni nachts entgleiſte auf der anatoliſchen Ein Mann mit 5 Frauen. Jaroslan, 5. Juni. Hier wurde der Riemermeiſter Schwere Gewitter in Südrußland. KB. Petersburg, 5. Juni. In den Gouvernements [Die Blume im Knopfloch der Dame.] Die Frau von heute, die in nichts mehr hinter dem Herrn [Eine ſchöne Abenteurin im Gefängnis]. Aus London wird berichtet: Lady Murcia zieht ſich für Unſere geehrten P. T. Abonnenten werden aus Anlaß des ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Monatswechſels dringend gebeten, das Abonnement durch Ein- ſendung des Pränumerationsbetrages recht- zeitig zu erneuern. Rückſtände erſuchen wir gleichfalls bis zum 10. Juni zu begleichen. Zugleich laden wir zum Bezuge unſeres Blattes höflichſt ein. Neueintretende Abonnenten er- halten auf Wunſch die bereits erſchienenen Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert. Hochachtungsvoll Adminiſtration der „Cz. Allg. Ztg.“ Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 6. Juni. Die Reichsratswahlen Der Landtagsabgeordnete Nikolaj von Waſſilko ver- In der Städtegruppe Radautz—Suczawa—Sereth In Czernowitz Oſt fanden am Sonntag nachmittag Ein am 4. d. M. abgehaltener Delegiertentag der Kanzlei- Am 7. d. M. um 8 Uhr abends findet im Gewerbemuſeum Bekanntlich hatte der „Jüdiſche Volksrat“ die Die Verſammelten beſchloſſen als jüdiſcher Land- Damit iſt dieſe Epiſode in dem Wahlkampfe erledigt. Der Czernowitzer Blumentag. Am Pfingſtſonntag ſah Czernowitz feſtlich aus. Es <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">7. Juni 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 6. Juni.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Choleraepidemie in Venedig.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Sanitäre Ueberwachungsmaßnahmen Oeſterreichs.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 5. Juni.</dateline> <p>Infolge einer telegraphiſchen<lb/> Anordnung des Handelsminiſteriums entfallen gegen-<lb/> über der <hi rendition="#g">Provenienzen aus Venedig</hi> die uſuellen<lb/> Erleichterungen bei der Behandlung nicht verdächtiger<lb/> Schiffe. Die <hi rendition="#g">Vergnügungsfahrten nach Ve-<lb/> nedig wurden aufgehoben.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Widerſprechende Meldungen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 4. Juni.</dateline> <p>Nach Meldungen aus Venedig ſoll<lb/> die Cholera dort insbeſondere unter den ärmeren Schichten<lb/> auftreten. Die Regierung bietet alles auf, um der Seuche<lb/> entgegenzutreten. Die Sanitätskommiſſion arbeite Tag<lb/> und Nacht. Doch werden alle choleraverdächtigen Fälle als<lb/> gaſtriſche Fiebererſcheinungen erklärt. Einige Aerzte, die<lb/> darauf drangen, es möge die Wahrheit bekanntgegeben<lb/> werden, wurden niedergeſtimmt und traten daher aus der<lb/> Kommiſſion aus. Auch im Vorjahr ſei die Cholera von<lb/> den <hi rendition="#g">Behöden verheimlicht</hi> worden. In Trieſter<lb/> Kreiſen wird vorgeſchlagen, daß im Intereſſe der Allge-<lb/> meinheit und zur Beruhigung der Gemüter eine Abord-<lb/> nung von neutralen Deputierten nach Venedig entſandt<lb/> werden ſoll, damit dieſe auf Grund eigener Wahrnehmung<lb/> ein Gutachten über den wahren Stand der Epidemie ab-<lb/> gebe. Im Gegenſatz zu dieſen Meldungen erhält die „Poli-<lb/> tiſche Korreſpondenz“ von <hi rendition="#g">amtlicher Seite aus<lb/> Rom</hi> die Mitteilung, daß der öffentliche Geſundheitszu-<lb/> ſtand in Venedig, ſowie im ganzen Italien <hi rendition="#g">normal</hi><lb/> ſei und daß man ſeit dem vergangenen Jahr nicht aufge-<lb/> hört hat, die notwendigen Vorſichtsmaßregeln zu treffen.<lb/> Die Nachricht über eine verdächtige Erkrankung in Vene-<lb/> dig beziehe ſich bloß auf zwei Fälle von gaſtriſcher Enderi-<lb/> tis, was durch amtliche bakteriologiſche Unterſuchung feſt-<lb/> geſtellt ſei. Es iſt daher abſolut ausgeſchloſſen, daß ſich in<lb/> Venedig Cholerafälle ereignet hätten und der öſterreichi-<lb/> ſche Staatsbürger <hi rendition="#g">Franzky</hi> könne ſich unmöglich die<lb/> Cholera in Venedig, wo er ſich auch nur ganz kurze Zeit<lb/> aufhielt, zugezogen haben, wie dies durch eine amtliche<lb/> Unterſuchung der italieniſchen Behörden erwieſen wor-<lb/> den iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Beunruhigung in Trieſt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 4. Juni.</dateline> <p>Die äußerſt ſpärlichen Nachrichten<lb/> aus Benedig über die choleraverdächtigen Erkrankungen<lb/> werden von der Bevölkerung mit großer Beunruhigung<lb/> aufgenommen, da man nunmehr die Ueberzeugung ge-<lb/> winnt, daß in Venedig tatſächlich zahlreiche Choleraer-<lb/> krankungen konſtatiert wurden. An den amtlichen Stellen<lb/> ſucht man jedoch dieſe Fälle lediglich als Brechdurchfälle<lb/> hinzuſtellen und leugnet jede Gefahr. <hi rendition="#g">Reiſende,</hi> die<lb/> aus Venedig kommen, erzählen, daß ſie davon gehört<lb/> hätten, daß in Venedig mindeſtens 60—70 <hi rendition="#g">cholera-<lb/> verdächtige Erkrankungen</hi> vorgekommen ſeien.<lb/> In den hier aus Venedig und anderen Städten Italiens<lb/> eintreffenden Zeitungen wird mit keiner Silbe das Auf-<lb/> treten von choleraverdächtigen Erkrankungen in Venedig<lb/> erwähnt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein unterſchlagenes Telegramm.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 4. Juni.</dateline> <p>Aus Anlaß der jüngſten Meldungen<lb/> über einige Cholerafälle in Venedig hat das „Berliner<lb/> Tageblatt“ ſeinen venezianiſchen Korreſpondenten aufge-<lb/> fordert, ihm genaue Informationen über dieſe Angelegen-<lb/> heit zukommen zu laſſen. Wie die Telegraphendirektion<lb/> in Berlin mitteilt, iſt ſeitens der venezianiſchen Tele-<lb/> graphendirektion die Mitteilung eingelangt, daß auf<lb/> Grund der getroffenen Dispoſitionen die telegraphiſche<lb/> Aufforderung dem Adreſſaten <hi rendition="#g">nicht ausgehändigt</hi><lb/> wurde.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Luftſchiffahrt.<lb/> Eine Ueberſeefahrt Nizza-Korſika.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 5. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Der<lb/> Aviatiker <hi rendition="#g">Bague</hi> iſt heute um 5 Uhr früh von Nizza in<lb/> der Richtung nach Korſika aufgeſtiegen. Bisher iſt über<lb/> das Schickſal Bagues nichts bekannt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eiſenbahnunfälle.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 5. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Bei Linares iſt ein Kurierzug entgleiſt. Vierzehn Perſonen<lb/> wurden verletzt, davon drei ſchwer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Salibridge,</hi> 6. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Beim Entgleiſen eines Straßenbahnwagens wurden 40 Perſonen,<lb/> meiſt Arbeiter, verletzt, darunter einige ſchwer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 5. Juni.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Am 2. Juni nachts entgleiſte auf der anatoliſchen<lb/> Eiſenbahn ein Laſtzug beim Paſſieren der Brücke zwiſchen<lb/> Veſirhan und Biledſchik, welche infolge Ueberſchwemmung<lb/> des Kuruſſufluſſes beſchädigt war. Die Lokomotive und<lb/> einige Waggons fielen ins Waſſer. Der Maſchiniſt und<lb/> der Heizer wurden getötet und drei Perſonen verletzt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Mann mit 5 Frauen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Jaroslan,</hi> 5. Juni.</dateline> <p>Hier wurde der Riemermeiſter<lb/> Hermann <hi rendition="#g">Berglaubter</hi> verhaftet, weil er mit fünf<lb/> Frauen in verſchiedenen Städten Galiziens <hi rendition="#g">rituelle<lb/> Ehen</hi> eingegangen war und ſie darauf um ihr Vermögen<lb/> betrogen hatte. Zum erſten Male heiratete er unlängſt in<lb/> Lemberg, darauf in Turka, zum dritten Male in Brody,<lb/><cb/> hernach in Tarnow und endlich in Jaroslau. Von keiner<lb/> einzigen Gattin hatte er ſich ſcheiden laſſen. Der vierten<lb/> Gattin nahm er 400 Kronen Bargeld und verſchiedene<lb/> Koſtbarkeiten ab, weshalb ſie gegen ihn die Anzeige bei<lb/> der Polizei erſtattete. Dadurch kam das fünffältige Ehe-<lb/> leben Berglaubters an den Tag.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwere Gewitter in Südrußland.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 5. Juni.</dateline> <p>In den Gouvernements<lb/><hi rendition="#g">Kiew</hi> und <hi rendition="#g">Cherſon</hi> ſind ſchwere Gewitter niederge-<lb/> gangen. Die <hi rendition="#g">Saaten</hi> wurden durch den Hagel <hi rendition="#g">ver-<lb/> nichtet.</hi> Viele <hi rendition="#g">Windmühlen</hi> wurden vom <hi rendition="#g">Sturm<lb/> umgeriſſen</hi> und mehrere Objekte durch den Blitz in<lb/> Brand geſteckt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Die Blume im Knopfloch der Dame.]</hi> </head><lb/> <p>Die Frau von heute, die in nichts mehr hinter dem Herrn<lb/> der Schöpfung zurückſtehen will, hat ſich nun auch des<lb/> Knopflochs, deſſen Schmuck bisher ein Vorrecht des<lb/> Mannes zu ſein ſchien, bemächtigt. Die Mode verlangt von<lb/> den Damen, daß ſie ein oder zwei Blumen im Knopfloch<lb/> tragen, um den monotonen Ernſt des Promenadenkoſtüms<lb/> dadurch reizvoll zu unterbrechen. Doch immer ſtrenger<lb/> verlangt das laute Modegebot, den künſtlichen Blumen<lb/> Valet zu ſagen, und nun muß die Modedame ihre Ehre<lb/> darein ſetzen, eine ntürliche Blume im Knopfloch zu<lb/> tragen, die ebenſo entzückend, ebenſo zart, ebenſo duftend<lb/> und teuerer ſein muß, als eine künſtliche. Orchideen, das<lb/> Stück zu zehn Francs, Nelken zu fünf Francs, die ſelten-<lb/> ſten und koſtbarſten Roſenarten erſcheinen den Pariſer<lb/> Schönen gerade gut genug, um an ihrem Buſen in einer<lb/> Stunde hinzuwelken. Was die Wahl der Blumen fürs<lb/> Knopfloch anbetrifft, ſo bevorzugt man rote Nelken, doch<lb/> werden zu den jetzt beliebten dunkelblauen Koſtümen auch<lb/> gern kleine Sträuße von Kornblumen getragen. Das tiefe<lb/> Rot oder Weiß der Levkojen iſt ebenfalls ſehr wirkungs-<lb/> reich. Zu Beginn des Frühlings wurden hauptſächlich<lb/> Parmaveilchen, Kamelien und Gardenien getragen, aber<lb/> jetzt tritt eine andere Auswahl der Blumen an ihre Stelle,<lb/> vor allem die „Königin“, die Roſe. Vielleicht die beliebteſte<lb/> Blume dieſer Saiſon iſt aber die Wicke, die feine ſo man-<lb/> nigfaltige, leuchtende Färbung dieſer Blume wird durch<lb/> einige Stengel von Frauenhaar hervorgehoben, mit dem<lb/> die Wicken zuſammengebunden ſind. Vergißmeinnicht und<lb/> Reſeda, deren Farbentöne ſo kleidſam ſind, erſcheinen gern<lb/> mit anderen Blumen zuſammen, wie man überhaupt bei<lb/> Sträußen eine bunte Miſchung verſchiedener Blumen be-<lb/> vorzugt. Ein paar loſe gewundene Feldblumen. zuſammen<lb/> mit ein paar Getreideähren, ſind der ſchlichteſte und zu-<lb/> gleich feinſte Schmuck der Morgentoilette.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Eine ſchöne Abenteurin im Gefängnis].</hi> </head><lb/> <p>Aus London wird berichtet: Lady Murcia zieht ſich für<lb/> etliche Monate ins Gefängnis zurück, um über die Grau-<lb/> ſamkeit ihrer Gläubiger nachzudenken: die ungalanten<lb/> Herren haben ſie eine Schwindlerin genannt und ihr, ohne<lb/> Rückſicht auf den glorreichen Namen, den ſie trägt, den<lb/> Prozeß gemacht. Lady Murcia iſt nämlich — ſie behauptet<lb/> es wenigſtens — ein unmittelbarer Sproß der hochedlen<lb/> Herzöge von Somerſet; mit dieſem Titel zog ſie ſeit zehn<lb/> Jahren durch die Städte Englands, begleitet von einem<lb/> Herrn, de,r je nach Bedürfnis, als Gatte, Bruder oder<lb/> Kammerdiener auftrat. Wenn Lady Murcia eine Stadt mti<lb/> ihrer Anweſenheit beglückte, nahm ſie immer in dem vor-<lb/> nehmſten Hotel Wohnung, und es wäre keinem Menſchen<lb/> eingefallen, vor ihr auch nur einen Pfennig Anzahlung<lb/> zu verlangen. Auf ihren eleganten Koffern, auf ihren<lb/> Reiſetaſchen und auf ihrer Wäſche ſah man Wappen und<lb/> Herzogskronen. Dazu kam nach, daß ſie ſich mit ſolchem<lb/> Luxus kleidete, daß niemand zu zweifeln wagte, daß ſie<lb/> wirklich aus einer herzoglichen Familie ſtammte. Tat-<lb/> ſächlich, — dieſes Geheimnis iſt jedoch erſt während des<lb/> Prozeſſes entdeckt worden — iſt Lady Murcia nur die<lb/> Tochter eines Wagenhändlers und die Enkelin eines bie-<lb/> deren Poliziſten aus einer kleinen Provinzſtadt. Der<lb/> Mann, der auf ihren abenteuerlichen Fahrten ihr Beglei-<lb/> ter war, iſt der Sohn eines Landarztes. Beſonders merk-<lb/> würdig iſt die Tatſache, daß Lady Murcia durch ihre au-<lb/> ßerordentliche Schönheit und ihre glänzenden Geiſtes-<lb/> gaben einige der bekannteſten Staatsmänner zu bezau-<lb/> bern wußte; man ſah ſie oft auf der Teraſſe von Weſt<lb/> minſter mit bekannten Abgeordneten den Tee nehmen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Unſere geehrten P. T. Abonnenten<lb/> werden aus Anlaß des ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒<lb/> Monatswechſels<lb/> dringend gebeten, das Abonnement durch Ein-<lb/> ſendung des Pränumerationsbetrages recht-<lb/> zeitig zu erneuern. Rückſtände erſuchen wir<lb/> gleichfalls bis zum 10. Juni zu begleichen.<lb/> Zugleich laden wir zum Bezuge unſeres Blattes<lb/> höflichſt ein. Neueintretende Abonnenten er-<lb/> halten auf Wunſch die bereits erſchienenen<lb/> Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert.</hi><lb/> Hochachtungsvoll<lb/><hi rendition="#aq">Adminiſtration der „Cz. Allg. Ztg.“</hi> </hi><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </head> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 6. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Die Reichsratswahlen</hi> </hi> </head><lb/> <p>Der Landtagsabgeordnete Nikolaj von <hi rendition="#g">Waſſilko</hi> ver-<lb/> öffentlicht einen offenen Brief an den ſozialdemokratiſchen Kan-<lb/> didaten für Czernowitz-Weſt, Georg <hi rendition="#g">Grigorovici,</hi> in welchem<lb/> er die Behauptung des Letzteren, daß er Waſſilko) nur aus<lb/> perſönlichen Motiven bekämpfte, zurückweiſt. Die markanteſte<lb/> ſachliche Stelle dieſes Briefes iſt diejenige, in welcher Herr von<lb/><hi rendition="#g">Waſſilko</hi> darauf hinweiſt, daß Hofrat <hi rendition="#g">Skedl</hi> aus den<lb/> Städten ſich zurückzog, um einen jüdiſchen Kandidaten Platz zu<lb/> machen und daß den Deutſchen in Czernowitz-Weſt das Mandat<lb/> reſtituiert werden müſſe. Tatſächlich greift dieſe <supplied>A</supplied>nſchauung<lb/> in den weiteſten Kreiſen der jüdiſchen Wähler Platz. Bei<lb/> dieſer Gelegenheit ſei mitgeteilt, daß auch für den 13 Juni wie<lb/> ſeinerzeit für die Landtagswahlen die umfaſſendſten Sicherheits-<lb/> vorkehrungen getroffen ſind und daß die Wählerſchaft ungehindert<lb/> zur Wahlurne wird ſchreiten können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>In der Städtegruppe <hi rendition="#g">Radautz—Suczawa—Sereth</hi><lb/> geſtaltet ſich der Wahlkampf täglich intereſſanter. Zu den beiden<lb/> bereits vorhandenen jüdiſchen Kandidaturen, Dr. <hi rendition="#g">Mahler</hi> und<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Sommer,</hi> iſt ein dritter hinzugetreten, Herr Lucian<lb/><hi rendition="#g">Vrunner</hi> aus Wien, der in Sereth und Radautz bereits<lb/> Wählerverſammlungen abhielt. Herrn Brunners Programm<lb/> können wir nicht, man ſagt ihm bloß nach, er ſei ein Millionär.<lb/> In den drei Städten kandidieren bekanntlich außerdem ein<lb/> Chriſtlichſozialer und ein Sozialdemokrat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Czernowitz Oſt</hi> fanden am Sonntag nachmittag<lb/> faſt zu gleicher Zeit drei Verſammlungen ſtatt (<hi rendition="#g">Ippen,<lb/> Kellner</hi> und <hi rendition="#g">Straucher</hi>). Weitaus am ſtärkſten war die<lb/> Kellner’ſche Verſammlung beſucht. Die diesbezügliche Reſolution<lb/> wurde von den Tauſenden Anweſenden einſtimmig angenommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ein am 4. d. M. abgehaltener Delegiertentag der Kanzlei-<lb/> offizianten beriet unter dem Vorſitze des Obmannes <hi rendition="#g">Liquornik</hi><lb/> Standesangelegenheiten und gab auch für die Reichsratswahl<lb/> eine Wahlparole aus.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Am 7. d. M. um 8 Uhr abends findet im Gewerbemuſeum<lb/> eine Verſammlung von Gewerbetreibenden ſtatt, welche zu den<lb/> Reichsratswahlen Stellung nehmen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Bekanntlich hatte der <hi rendition="#g">„Jüdiſche Volksrat“</hi> die<lb/> Forderung erhoben, daß der neu zu gründende jüdiſche<lb/> Landtagsklub in ſeinen Statuten die Beſtimmung auf-<lb/> nehme, daß das Landesausſchußmandat unvereinbarlich<lb/> ſei mit einem Reichsratsmandat. Dieſe Beſtimmung<lb/> wurde von Straucher’ſcher Seite nicht akzeptiert, worauf<lb/> Profeſſor Dr. <hi rendition="#g">Kellner</hi> ſeine Kandidatur in Czernowitz-<lb/> Oſt anmeldete. Heute fand neuerlich eine Sitzung ſämt-<lb/> licher jüdiſcher Landtagsabgeordneten ſtatt und in dieſer<lb/> wurde nach längerer Beratung <hi rendition="#g">einſtimmig</hi> nach-<lb/> ſtehender Beſchluß gefaßt: 1. Einen jüdiſchen Landtags-<lb/> klub zu gründen und in denſelben einzutreten. 2. In der<lb/> gegenwärtigen Landtagswahlperiode <hi rendition="#b">kein Mitglied des<lb/> jüdiſchen Landtagsklubs als Beiſitzer in den Landesaus-<lb/> ſchuß zu wählen, welches ein Reichsratsmandat bekleidet.</hi><lb/> Profeſſor Dr. <hi rendition="#g">Kellner</hi> erklärte hierauf, daß er von<lb/> ſeiner Kandidatur für das Reichsratsmandat Czernowitz-<lb/> Oſt <hi rendition="#g">zurücktrete</hi> und ſowohl er, als Dr. Fokſchaner<lb/> ſich verbindlich machen, eine andere Kandidatur für dieſes<lb/> Mandat gegenüber Dr. <hi rendition="#g">Straucher</hi> weder direkt noch<lb/> indirekt zu unterſtützen.</p><lb/> <p>Die Verſammelten beſchloſſen als jüdiſcher Land-<lb/> tagsklub, daß ſie die Kandidatur des Hofrates <hi rendition="#g">Skedl</hi><lb/> für das Reichsratsmandat Czernowitz-Weſt unterſtützen<lb/> werden.</p><lb/> <p>Damit iſt dieſe Epiſode in dem Wahlkampfe erledigt.<lb/> Der jüdiſche Volksrat hat in der prinzipiellen Frage der<lb/> Aemterkumulierung einen <hi rendition="#g">vollſtändigen Sieg</hi><lb/> davongetragen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Der Czernowitzer Blumentag.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Am Pfingſtſonntag ſah Czernowitz feſtlich aus. Es<lb/> bot einen eleganten, friſchen, herzerfreuenden Anblick dar,<lb/> denn es hatte ſeine hübſcheſten Mädchen, viele Hundert an<lb/> Zahl ausgeſtellt. Keines derſelben blieb aber auf dem ihr<lb/> zugewieſenen Platze ſtehen und keines trug in ſichtbarer<lb/> Schrift die Warnung: „Es wird erſucht, die Ausſtellungs-<lb/> gegenſtände nicht zu berühren.“ Hurtig, friſch, munter<lb/> und mit lachenden Augen walteten die jungen Mädchen<lb/> innerhalb der ihnen zugewieſenen Rayons ihres Amtes.<lb/> Eigentlich ihres Berufes: ſie ſuchten einen Mann ...<lb/> Sie fragten nicht nach Alter, Stand und Rang, und die<lb/> ſchlichten Handwerker, Arbeiter und Vorſtädter, Greiſe<lb/> und Knaben fanden Gnade in ihren Augen. Nicht einmal<lb/> nach dem — Einkommen fragten ſie, ſondern überreichten<lb/> mit zärtlichem Augenaufſchlag mit mehr oder minder<lb/> ſanftem Erröten ihr Blümlein und bereitwillig öffnete die<lb/> von galanter Männerhand bereitgehaltene Sammelbüchſe<lb/> ihren Mund, in welchen ſich dann die Nickel- und Silber-<lb/> münzen ſchoben. Die Folgen blieben auch nicht aus: Wie<lb/> die beſten Tänzer und die „guten Partien“ im Ballſaal mit<lb/> Kotillonorden, ſo war die ganze männliche Welt von Czer-<lb/> nowitz mit Blumen — es wurde die Margarethe gewählt<lb/> — geſchmückt. Für manche war es eine ſüße Vorahnung<lb/> beſeitigter Knopflochſchmerzen. Als ſich am Sonntag die<lb/> Abendſchatten auf die lebensvolle Stadt niederſenkten,<lb/> waren alle Blumen ausverkauft und alles Kleingeld ver-<lb/> ſchwunden. Niemand konnte eine Krone oder einen Gul-<lb/> den wechſeln. Der nächſte Morgen — der Blumentag wurde<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
7. Juni 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung
Bunte Chronik.
Czernowitz, 6. Juni.
Die Choleraepidemie in Venedig.
Sanitäre Ueberwachungsmaßnahmen Oeſterreichs.
KB. Trieſt, 5. Juni. Infolge einer telegraphiſchen
Anordnung des Handelsminiſteriums entfallen gegen-
über der Provenienzen aus Venedig die uſuellen
Erleichterungen bei der Behandlung nicht verdächtiger
Schiffe. Die Vergnügungsfahrten nach Ve-
nedig wurden aufgehoben.
Widerſprechende Meldungen.
Trieſt, 4. Juni. Nach Meldungen aus Venedig ſoll
die Cholera dort insbeſondere unter den ärmeren Schichten
auftreten. Die Regierung bietet alles auf, um der Seuche
entgegenzutreten. Die Sanitätskommiſſion arbeite Tag
und Nacht. Doch werden alle choleraverdächtigen Fälle als
gaſtriſche Fiebererſcheinungen erklärt. Einige Aerzte, die
darauf drangen, es möge die Wahrheit bekanntgegeben
werden, wurden niedergeſtimmt und traten daher aus der
Kommiſſion aus. Auch im Vorjahr ſei die Cholera von
den Behöden verheimlicht worden. In Trieſter
Kreiſen wird vorgeſchlagen, daß im Intereſſe der Allge-
meinheit und zur Beruhigung der Gemüter eine Abord-
nung von neutralen Deputierten nach Venedig entſandt
werden ſoll, damit dieſe auf Grund eigener Wahrnehmung
ein Gutachten über den wahren Stand der Epidemie ab-
gebe. Im Gegenſatz zu dieſen Meldungen erhält die „Poli-
tiſche Korreſpondenz“ von amtlicher Seite aus
Rom die Mitteilung, daß der öffentliche Geſundheitszu-
ſtand in Venedig, ſowie im ganzen Italien normal
ſei und daß man ſeit dem vergangenen Jahr nicht aufge-
hört hat, die notwendigen Vorſichtsmaßregeln zu treffen.
Die Nachricht über eine verdächtige Erkrankung in Vene-
dig beziehe ſich bloß auf zwei Fälle von gaſtriſcher Enderi-
tis, was durch amtliche bakteriologiſche Unterſuchung feſt-
geſtellt ſei. Es iſt daher abſolut ausgeſchloſſen, daß ſich in
Venedig Cholerafälle ereignet hätten und der öſterreichi-
ſche Staatsbürger Franzky könne ſich unmöglich die
Cholera in Venedig, wo er ſich auch nur ganz kurze Zeit
aufhielt, zugezogen haben, wie dies durch eine amtliche
Unterſuchung der italieniſchen Behörden erwieſen wor-
den iſt.
Beunruhigung in Trieſt.
Trieſt, 4. Juni. Die äußerſt ſpärlichen Nachrichten
aus Benedig über die choleraverdächtigen Erkrankungen
werden von der Bevölkerung mit großer Beunruhigung
aufgenommen, da man nunmehr die Ueberzeugung ge-
winnt, daß in Venedig tatſächlich zahlreiche Choleraer-
krankungen konſtatiert wurden. An den amtlichen Stellen
ſucht man jedoch dieſe Fälle lediglich als Brechdurchfälle
hinzuſtellen und leugnet jede Gefahr. Reiſende, die
aus Venedig kommen, erzählen, daß ſie davon gehört
hätten, daß in Venedig mindeſtens 60—70 cholera-
verdächtige Erkrankungen vorgekommen ſeien.
In den hier aus Venedig und anderen Städten Italiens
eintreffenden Zeitungen wird mit keiner Silbe das Auf-
treten von choleraverdächtigen Erkrankungen in Venedig
erwähnt.
Ein unterſchlagenes Telegramm.
Berlin, 4. Juni. Aus Anlaß der jüngſten Meldungen
über einige Cholerafälle in Venedig hat das „Berliner
Tageblatt“ ſeinen venezianiſchen Korreſpondenten aufge-
fordert, ihm genaue Informationen über dieſe Angelegen-
heit zukommen zu laſſen. Wie die Telegraphendirektion
in Berlin mitteilt, iſt ſeitens der venezianiſchen Tele-
graphendirektion die Mitteilung eingelangt, daß auf
Grund der getroffenen Dispoſitionen die telegraphiſche
Aufforderung dem Adreſſaten nicht ausgehändigt
wurde.
Luftſchiffahrt.
Eine Ueberſeefahrt Nizza-Korſika.
KB. Paris, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der
Aviatiker Bague iſt heute um 5 Uhr früh von Nizza in
der Richtung nach Korſika aufgeſtiegen. Bisher iſt über
das Schickſal Bagues nichts bekannt.
Eiſenbahnunfälle.
KB. Madrid, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Bei Linares iſt ein Kurierzug entgleiſt. Vierzehn Perſonen
wurden verletzt, davon drei ſchwer.
KB. Salibridge, 6. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Beim Entgleiſen eines Straßenbahnwagens wurden 40 Perſonen,
meiſt Arbeiter, verletzt, darunter einige ſchwer.
KB. Konſtantinopel, 5. Juni. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Am 2. Juni nachts entgleiſte auf der anatoliſchen
Eiſenbahn ein Laſtzug beim Paſſieren der Brücke zwiſchen
Veſirhan und Biledſchik, welche infolge Ueberſchwemmung
des Kuruſſufluſſes beſchädigt war. Die Lokomotive und
einige Waggons fielen ins Waſſer. Der Maſchiniſt und
der Heizer wurden getötet und drei Perſonen verletzt.
Ein Mann mit 5 Frauen.
Jaroslan, 5. Juni. Hier wurde der Riemermeiſter
Hermann Berglaubter verhaftet, weil er mit fünf
Frauen in verſchiedenen Städten Galiziens rituelle
Ehen eingegangen war und ſie darauf um ihr Vermögen
betrogen hatte. Zum erſten Male heiratete er unlängſt in
Lemberg, darauf in Turka, zum dritten Male in Brody,
hernach in Tarnow und endlich in Jaroslau. Von keiner
einzigen Gattin hatte er ſich ſcheiden laſſen. Der vierten
Gattin nahm er 400 Kronen Bargeld und verſchiedene
Koſtbarkeiten ab, weshalb ſie gegen ihn die Anzeige bei
der Polizei erſtattete. Dadurch kam das fünffältige Ehe-
leben Berglaubters an den Tag.
Schwere Gewitter in Südrußland.
KB. Petersburg, 5. Juni. In den Gouvernements
Kiew und Cherſon ſind ſchwere Gewitter niederge-
gangen. Die Saaten wurden durch den Hagel ver-
nichtet. Viele Windmühlen wurden vom Sturm
umgeriſſen und mehrere Objekte durch den Blitz in
Brand geſteckt.
[Die Blume im Knopfloch der Dame.]
Die Frau von heute, die in nichts mehr hinter dem Herrn
der Schöpfung zurückſtehen will, hat ſich nun auch des
Knopflochs, deſſen Schmuck bisher ein Vorrecht des
Mannes zu ſein ſchien, bemächtigt. Die Mode verlangt von
den Damen, daß ſie ein oder zwei Blumen im Knopfloch
tragen, um den monotonen Ernſt des Promenadenkoſtüms
dadurch reizvoll zu unterbrechen. Doch immer ſtrenger
verlangt das laute Modegebot, den künſtlichen Blumen
Valet zu ſagen, und nun muß die Modedame ihre Ehre
darein ſetzen, eine ntürliche Blume im Knopfloch zu
tragen, die ebenſo entzückend, ebenſo zart, ebenſo duftend
und teuerer ſein muß, als eine künſtliche. Orchideen, das
Stück zu zehn Francs, Nelken zu fünf Francs, die ſelten-
ſten und koſtbarſten Roſenarten erſcheinen den Pariſer
Schönen gerade gut genug, um an ihrem Buſen in einer
Stunde hinzuwelken. Was die Wahl der Blumen fürs
Knopfloch anbetrifft, ſo bevorzugt man rote Nelken, doch
werden zu den jetzt beliebten dunkelblauen Koſtümen auch
gern kleine Sträuße von Kornblumen getragen. Das tiefe
Rot oder Weiß der Levkojen iſt ebenfalls ſehr wirkungs-
reich. Zu Beginn des Frühlings wurden hauptſächlich
Parmaveilchen, Kamelien und Gardenien getragen, aber
jetzt tritt eine andere Auswahl der Blumen an ihre Stelle,
vor allem die „Königin“, die Roſe. Vielleicht die beliebteſte
Blume dieſer Saiſon iſt aber die Wicke, die feine ſo man-
nigfaltige, leuchtende Färbung dieſer Blume wird durch
einige Stengel von Frauenhaar hervorgehoben, mit dem
die Wicken zuſammengebunden ſind. Vergißmeinnicht und
Reſeda, deren Farbentöne ſo kleidſam ſind, erſcheinen gern
mit anderen Blumen zuſammen, wie man überhaupt bei
Sträußen eine bunte Miſchung verſchiedener Blumen be-
vorzugt. Ein paar loſe gewundene Feldblumen. zuſammen
mit ein paar Getreideähren, ſind der ſchlichteſte und zu-
gleich feinſte Schmuck der Morgentoilette.
[Eine ſchöne Abenteurin im Gefängnis].
Aus London wird berichtet: Lady Murcia zieht ſich für
etliche Monate ins Gefängnis zurück, um über die Grau-
ſamkeit ihrer Gläubiger nachzudenken: die ungalanten
Herren haben ſie eine Schwindlerin genannt und ihr, ohne
Rückſicht auf den glorreichen Namen, den ſie trägt, den
Prozeß gemacht. Lady Murcia iſt nämlich — ſie behauptet
es wenigſtens — ein unmittelbarer Sproß der hochedlen
Herzöge von Somerſet; mit dieſem Titel zog ſie ſeit zehn
Jahren durch die Städte Englands, begleitet von einem
Herrn, de,r je nach Bedürfnis, als Gatte, Bruder oder
Kammerdiener auftrat. Wenn Lady Murcia eine Stadt mti
ihrer Anweſenheit beglückte, nahm ſie immer in dem vor-
nehmſten Hotel Wohnung, und es wäre keinem Menſchen
eingefallen, vor ihr auch nur einen Pfennig Anzahlung
zu verlangen. Auf ihren eleganten Koffern, auf ihren
Reiſetaſchen und auf ihrer Wäſche ſah man Wappen und
Herzogskronen. Dazu kam nach, daß ſie ſich mit ſolchem
Luxus kleidete, daß niemand zu zweifeln wagte, daß ſie
wirklich aus einer herzoglichen Familie ſtammte. Tat-
ſächlich, — dieſes Geheimnis iſt jedoch erſt während des
Prozeſſes entdeckt worden — iſt Lady Murcia nur die
Tochter eines Wagenhändlers und die Enkelin eines bie-
deren Poliziſten aus einer kleinen Provinzſtadt. Der
Mann, der auf ihren abenteuerlichen Fahrten ihr Beglei-
ter war, iſt der Sohn eines Landarztes. Beſonders merk-
würdig iſt die Tatſache, daß Lady Murcia durch ihre au-
ßerordentliche Schönheit und ihre glänzenden Geiſtes-
gaben einige der bekannteſten Staatsmänner zu bezau-
bern wußte; man ſah ſie oft auf der Teraſſe von Weſt
minſter mit bekannten Abgeordneten den Tee nehmen.
Unſere geehrten P. T. Abonnenten
werden aus Anlaß des ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
Monatswechſels
dringend gebeten, das Abonnement durch Ein-
ſendung des Pränumerationsbetrages recht-
zeitig zu erneuern. Rückſtände erſuchen wir
gleichfalls bis zum 10. Juni zu begleichen.
Zugleich laden wir zum Bezuge unſeres Blattes
höflichſt ein. Neueintretende Abonnenten er-
halten auf Wunſch die bereits erſchienenen
Teile des laufenden Romans gratis nachgeliefert.
Hochachtungsvoll
Adminiſtration der „Cz. Allg. Ztg.“
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 6. Juni.
Die Reichsratswahlen
Der Landtagsabgeordnete Nikolaj von Waſſilko ver-
öffentlicht einen offenen Brief an den ſozialdemokratiſchen Kan-
didaten für Czernowitz-Weſt, Georg Grigorovici, in welchem
er die Behauptung des Letzteren, daß er Waſſilko) nur aus
perſönlichen Motiven bekämpfte, zurückweiſt. Die markanteſte
ſachliche Stelle dieſes Briefes iſt diejenige, in welcher Herr von
Waſſilko darauf hinweiſt, daß Hofrat Skedl aus den
Städten ſich zurückzog, um einen jüdiſchen Kandidaten Platz zu
machen und daß den Deutſchen in Czernowitz-Weſt das Mandat
reſtituiert werden müſſe. Tatſächlich greift dieſe Anſchauung
in den weiteſten Kreiſen der jüdiſchen Wähler Platz. Bei
dieſer Gelegenheit ſei mitgeteilt, daß auch für den 13 Juni wie
ſeinerzeit für die Landtagswahlen die umfaſſendſten Sicherheits-
vorkehrungen getroffen ſind und daß die Wählerſchaft ungehindert
zur Wahlurne wird ſchreiten können.
In der Städtegruppe Radautz—Suczawa—Sereth
geſtaltet ſich der Wahlkampf täglich intereſſanter. Zu den beiden
bereits vorhandenen jüdiſchen Kandidaturen, Dr. Mahler und
Dr. Sommer, iſt ein dritter hinzugetreten, Herr Lucian
Vrunner aus Wien, der in Sereth und Radautz bereits
Wählerverſammlungen abhielt. Herrn Brunners Programm
können wir nicht, man ſagt ihm bloß nach, er ſei ein Millionär.
In den drei Städten kandidieren bekanntlich außerdem ein
Chriſtlichſozialer und ein Sozialdemokrat.
In Czernowitz Oſt fanden am Sonntag nachmittag
faſt zu gleicher Zeit drei Verſammlungen ſtatt (Ippen,
Kellner und Straucher). Weitaus am ſtärkſten war die
Kellner’ſche Verſammlung beſucht. Die diesbezügliche Reſolution
wurde von den Tauſenden Anweſenden einſtimmig angenommen.
Ein am 4. d. M. abgehaltener Delegiertentag der Kanzlei-
offizianten beriet unter dem Vorſitze des Obmannes Liquornik
Standesangelegenheiten und gab auch für die Reichsratswahl
eine Wahlparole aus.
Am 7. d. M. um 8 Uhr abends findet im Gewerbemuſeum
eine Verſammlung von Gewerbetreibenden ſtatt, welche zu den
Reichsratswahlen Stellung nehmen wird.
Bekanntlich hatte der „Jüdiſche Volksrat“ die
Forderung erhoben, daß der neu zu gründende jüdiſche
Landtagsklub in ſeinen Statuten die Beſtimmung auf-
nehme, daß das Landesausſchußmandat unvereinbarlich
ſei mit einem Reichsratsmandat. Dieſe Beſtimmung
wurde von Straucher’ſcher Seite nicht akzeptiert, worauf
Profeſſor Dr. Kellner ſeine Kandidatur in Czernowitz-
Oſt anmeldete. Heute fand neuerlich eine Sitzung ſämt-
licher jüdiſcher Landtagsabgeordneten ſtatt und in dieſer
wurde nach längerer Beratung einſtimmig nach-
ſtehender Beſchluß gefaßt: 1. Einen jüdiſchen Landtags-
klub zu gründen und in denſelben einzutreten. 2. In der
gegenwärtigen Landtagswahlperiode kein Mitglied des
jüdiſchen Landtagsklubs als Beiſitzer in den Landesaus-
ſchuß zu wählen, welches ein Reichsratsmandat bekleidet.
Profeſſor Dr. Kellner erklärte hierauf, daß er von
ſeiner Kandidatur für das Reichsratsmandat Czernowitz-
Oſt zurücktrete und ſowohl er, als Dr. Fokſchaner
ſich verbindlich machen, eine andere Kandidatur für dieſes
Mandat gegenüber Dr. Straucher weder direkt noch
indirekt zu unterſtützen.
Die Verſammelten beſchloſſen als jüdiſcher Land-
tagsklub, daß ſie die Kandidatur des Hofrates Skedl
für das Reichsratsmandat Czernowitz-Weſt unterſtützen
werden.
Damit iſt dieſe Epiſode in dem Wahlkampfe erledigt.
Der jüdiſche Volksrat hat in der prinzipiellen Frage der
Aemterkumulierung einen vollſtändigen Sieg
davongetragen.
Der Czernowitzer Blumentag.
Am Pfingſtſonntag ſah Czernowitz feſtlich aus. Es
bot einen eleganten, friſchen, herzerfreuenden Anblick dar,
denn es hatte ſeine hübſcheſten Mädchen, viele Hundert an
Zahl ausgeſtellt. Keines derſelben blieb aber auf dem ihr
zugewieſenen Platze ſtehen und keines trug in ſichtbarer
Schrift die Warnung: „Es wird erſucht, die Ausſtellungs-
gegenſtände nicht zu berühren.“ Hurtig, friſch, munter
und mit lachenden Augen walteten die jungen Mädchen
innerhalb der ihnen zugewieſenen Rayons ihres Amtes.
Eigentlich ihres Berufes: ſie ſuchten einen Mann ...
Sie fragten nicht nach Alter, Stand und Rang, und die
ſchlichten Handwerker, Arbeiter und Vorſtädter, Greiſe
und Knaben fanden Gnade in ihren Augen. Nicht einmal
nach dem — Einkommen fragten ſie, ſondern überreichten
mit zärtlichem Augenaufſchlag mit mehr oder minder
ſanftem Erröten ihr Blümlein und bereitwillig öffnete die
von galanter Männerhand bereitgehaltene Sammelbüchſe
ihren Mund, in welchen ſich dann die Nickel- und Silber-
münzen ſchoben. Die Folgen blieben auch nicht aus: Wie
die beſten Tänzer und die „guten Partien“ im Ballſaal mit
Kotillonorden, ſo war die ganze männliche Welt von Czer-
nowitz mit Blumen — es wurde die Margarethe gewählt
— geſchmückt. Für manche war es eine ſüße Vorahnung
beſeitigter Knopflochſchmerzen. Als ſich am Sonntag die
Abendſchatten auf die lebensvolle Stadt niederſenkten,
waren alle Blumen ausverkauft und alles Kleingeld ver-
ſchwunden. Niemand konnte eine Krone oder einen Gul-
den wechſeln. Der nächſte Morgen — der Blumentag wurde
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |