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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2329, Czernowitz, 24.10.1911.

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24. Oktober 1911 Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]
Theater, Kunst und Literatur.


Kammermusikabend.

Der Verein zur Förderung der
Tonkunst trat am Freitag zum ersten Male in dieser Sai-
son mit einer Produktion vor die Oeffentlichkeit. Das
Programm des Kammermusikabends bestritten Frau
Eigermann und Herr Sandru neben den heimi-
schen Kammermusikern, Direktor-Stellvertreter Schlü-
ter,
Professor Krämer, Dr. Wachtel, Direktor
Horner, Mr. Storfer und Herrn Stefano-
wicz.
Haydn's Streichquartet B-dur Nr. 49 bildete eine
liebenswürdige, gut gespielte und dankbar aufgenommene
Einleitung. Die genannten Herren vereinigten sich noch
dann in der Wiedergabe des wunderbaren Sextettes von
Dvorzak, dessen leidenschaftlichem Temperament und
ganzer Innigkeit gerecht zu werden, sie sich bemühten. Der
Liederkomponist des Abends war Camillo Horn, kein Un-
bekanter mehr. Diesen Werkchen ist vornehme Art, Sinn
für Polyphonie zu eigen, nebst dem ersichtlichen Bestre-
ben, ältere Liedkunst mit moderner Harmonik zu schmü-
cken. Die hübschen Sachen verraten im Allgemeinen mehr
konstruktives Denken als Intuition. Daher die beste Wir-
kung in deklamierenden Liedern, wie "Das Meiselein",
das aber auch sonst hübsche Erfindung zeigt. Frau Eiger-
mann, die schon lange nicht mehr vor das Publikum ge-
treten ist, nahm sich der Horn'schen Lieder mit ihrer gan-
zen Kunst an. Sie glänzte ebenso stimmlich im innigen
"Wiegenlied", wie deklamatorisch in der wagnerisierenden
"Thusnelda". Herrn Sandru, den wir zum ersten Male
hörten, ist eine wohlklingende und geschulte, manchmal
wie von einem dunkleren Hauch umschattete Tenorstimme
zu eigen. Beide Solisten, Sängerin und Sänger, fanden
beim zahlreichen Publikum glänzenden Applaus als Zei-
chen, daß man sie auch fernerhin öfter am Podium zu
hören wünscht.




Repertoir des Stadttheaters.
Dienstag, 24. Oktober: "Die große Gemeinde, Lustspiel
in 3 Aufzügen von Leop. Lippschütz und Rudolf Lothar.
Mittwoch, 25. Oktober: "Sommerspuck", ein fröhliches
Spiel in vier Akten von Karl Küchler.
Donnerstag, 26. Oktober: "Zigeunerliebe", Romantische
Operette in 3 Akten von A. M. Willner und Robert
Bodanzky. Musik von Franz Lehar.



Konzertanzeiger.
Kartenvorverkauf Konzertdirektion B. Klein, Rat-
hausstraße Nr. 17.
27. Oktober: Lieder- und Arienabend des Kammersängers
Karl Jörn.



Oekonomisches.


Waggonmangel an der österreichischen Ostgrenze.

Aus Nowosielitza wird der "Neuen Freien Presse" tele-
graphiert: Hier herrscht seit vierzehn Tagen ein sehr emp-
findlicher Waggonmangel, so daß die aus Rußland per
Bahn anlangenden Getreide- und Futtermittelsendungen
in den russischen Waggons tagelang am Geleise stehen
bleiben, ohne in die österreichischen Waggons umgeschüttet
werden zu können. Infolge der äußerst knappen, ganz un-
zureichenden Waggonbeistellung auf österreichischer Seite
sind die Futterpreise in den letzten Tagen ungeheuer ge-
stiegen. Mit Rücksicht darauf, daß die westösterreichischen
Kronländer, die an Futternot leiden, auf den Bezug aus
Rußland angewiesen sind, muß die westliche Bevölkerung
die durch den Waggonmangel unnatürlich hervorgerufene
Steigerung bezahlen. Die gewährte Frachtermäßi-
gung
ist durch die unbegründete Verteuerung längst
aufgehoben.
Man ist hier vollkommen überzeugt,
daß bei rechtzeitiger Beistellung östereichischer Waggons
die Futtermittelpreise eine Verbilligung von 50
bis 75 K erfahren hätten. Die Preise sind jedoch seit zwei
Wochen um mehr als 100 Kronen per Waggon
gestiegen.
Ueber Intervention der Bukowinaer Abge-
ordneten ist eine kleine Anzahl leerer Waggons zugescho-
ben worden, welche jedoch durchaus nicht ausreichen. --
Aus Nowosielitza erhalten wir als Ergänzung der
vorstehenden Meldung folgenden Bericht: Die Situation
hat sich insoferne gebessert, als leere Waggons in den letz-
ten zwei Tagen doch gekommen sind und Rußland seit
mehreren Tagen nach Oesterreichisch-Nowosielitza nichts
aufgenommen hat. Heute stehen noch zirka 70 Waggons
mit voller Ladung auf russischem Geleise. Man hofft, daß
weitere leere Waggons vom Westen komen werden. Das
Verbot Rußlands, nach Oesterreichisch-Nowosielitza Sen-
dungen aufzunehmen, dürfte, sofern die 70 Waggons
bald umgeschüttet werden, heute oder morgen aufgehoben
werden. Die Preissituation. ist unverändert.

Ungewöhnlich günstige Maisernte in Rumänien.

Aus Bukarest wird der "Voss. Zeitung" geschrieben: Nach
den vom Ackerbauministerium veröffentlichten provisori-
schen Daten beträgt die diesjährige rumänische Maisernte
rund 43 Millionen Hektoliter oder 321/2 Millionen Me-
terzentner. Die diesjährige Maisernte ist eine der besten
die Rumänien zu verzeichnen hatte, und steht nur noch
hinter der Maisernte von 1906 zurück, die mit 46 Millio-
nen Hektoliter das höchste bis jetzt erzielte Ergebnis auf-
weist. Von der diesjährigen Maisernte werden 26--27
Millionen Hektoliter für den Export verfügbar bleiben.


[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
Kein Kompromiß in Ungarn.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Die Verhandlungen der beiden letzten Tage erga-
ben, daß die Bemühungen zur Herbeifürhrung eines Kom-
promisses im letzten Moment gescheitert sind.

Die Ursache ist Unmöglichkeit, mit Justh zu einer
Einigung zu gelangen. Eine weitere Aktion zur Herbei-
führung eines Kompromisses ist nicht in Aussicht ge-
nommen.

In Regierungskreisen verlautet, daß in dieser Woche
der Kampf gegen die Obstruktion aufgenom-
men werden soll.




Eisenbahnunfall.
(Korr.-B.)

Gestern um 4 Uhr
früh kollidierten in der Station Trzebinia zwei Güterzüge.
Eine größere Anzahl von Güterwagen und die Lokomotive
eines Zuges sind beschädigt sowie zwei Kondukteure ver-
letzt.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In der Station Trzebinia hat sich gestern ein schwerer
Unfall ereignet. Ein Lastzug fuhr in einen stehenden Gü-
terzug hinein. 30 Waggons wurden zertrümmert. Der
Zugführer eines Zuges wurde bisher nicht aufgefunden.
Man nimmt an, daß er tot sei. Vier Personen wurden
schwerverletzt. Die Strecke ist verlegt, so daß alle
Züge mit Verspätungen eintreffen.

Von amtlicher Seite wird davon gesprochen, daß ein
Kondukteur schwer und einer leicht verletzt und mehrere
Lastwaggons zertrümmert wurden.




Ein Textilarbeiterstreik.

(Korr.-B.)

Im Senniler Bezirke
stelten die Textilarbeiter heute die Arbeit ein. Die Ver-
handlungen wegen Lohnerhöhungen blieben ohne Erfolg.
In den übrigen Zentren der böhmischen Textilindustrie
wurde trotz der Einigungsverhandlungen eine Klärung
noch nicht erzielt.




Der italienisch-türkische Krieg.
Zum Kampf bei Benghazi.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

In den hiesigen amtlichen Stellen sind nur geringe Ein-
zelheiten über die letzten Gefechte bekannt. Soviel bekannt
wird, waren dieselben sehr blutig. Anscheinend hält die
Regierung die Telegramme zurück.

In der Stadt sind Gerüchte verbreitet, daß tausend
Italienergefallen sind.
In Benghazi sind wäh-
rend der Angriffe der Itailener auf die Stadt alle dort
zurückgebliebenen Geistlichen und Italiener er-
mordet
worden.

Eine schwere Niederlage der Italiener bei Benghazi?
(Priv.-Tel. der "Cz.
Allg. Ztg.")

Verschiedene Meldungen, die im Ministe-
rium des Innern
eingelaufen sind, besagen, daß die
Italiener bei Benghazi eine schwere Niederlage
erlitten haben. Ueber 800 Mann sollen die Italiener ver-
loren haben, während die Türken 155 Mann verloren.

(Korr.-B,)

Ein Radiotelegramm
aus Tripolis meldet, die Besetzung von Derna durch die
Italiener. Ein türkischer Kapitän und sieben Matrosen,
die versteckt waren, wurden gefangen genommen. Der
Archimandrit gelobte dem General Caneva Treue.

Der antiitalienische Boykott in der Türkei.

(Korr.-B.)

Die "Agenzia Ste-
fani" meldet aus Konstantinopel: Vor den italienischen
Kaufhäusern in Stambul wurde ein Ueberwachungsdienst
eingeführt. Vor einem Kaufladen wurde ein Polizeiposten
aufgestellt, doch schreiten die Polizisten nicht ein. In Bei-
rut und Jerusalem müssen die Italiener alle Steuern
wie die Eingeborenen zahlen.




Die monarchistische Erhebung in Portugal.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Aus Lissabon wird gemeldet, daß die Roya-
listen einen Angriff auf Oporto planen. In der Stadt
sind Gerüchte verbeitet, daß der Anführer der Royalisten
namens Conceiro ermordet worden sei.




Telegr. Börse- und Kursnachrichten
Wiener Börse.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die heutige Börse nahm einen stillen Verlauf. Die Kurse
waren trotzdem gut behauptet. In Schranken
herrschte feste Tendenz.




Telegr. Handelsbericht vom 21. Oktober 1911.

Die Budapester Produktenbörse notiert:


Weizen ......... K 11·78--11·79 per 50 kg.
Mais .........." 8·58-- 8·59 " " "
Oelsaaten ........" 00.00--00·00 " " "


[Spaltenumbruch]
Essekten- und Wechselkurse der Wiener Börse


Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 91·30,
Jönner-Juli 91·30; Einheitliche Rente 4·2% in Roten, Februar
August 94·40 in Silber, April-Oktober 94·40, Oesterr. [Gold]-
rente 115.30, Oesterr., Kronenrente 4% 91 30, Oesterr. In-
vestitionsreute 31/2 % 79 80, Ungar. Goldrente 4% 110 95,
Ungar. Kroneurente 4% 90 70 Ungar. Investition[s]rente 3[1/2 %],
78 65 Oesterr.-ung. Bank-Aktien 19 86, Kredit[akti]en 636·25,
London vista 241·35, Deutsche Reichsbanknoten für 100 Mark
der R.-W. 117 72 20 Mark-Stücke 23·56, 20 Frank-Stücke
19·21, Italienische Banknoten 94 90, Rubel 254·75.




Amtlicher Kurs- und Marktbericht.
der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörse.


Preise per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz.
Weizen 12·----12·25 Roggen 10·40--10·65 Gerste (Braner-
ware) 9·00--9·25, Hafer (Herrschaftsware) 8·----8·20 Mais
8·75--9·-- Kleie (Weizen) 6·20--6·30, Roggen 6·40--6·60
Spiritus, per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Stener
per Czernowitz 00 00 -- 00 00.




[]
24. Oktober 1911 Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]
Theater, Kunst und Literatur.


Kammermuſikabend.

Der Verein zur Förderung der
Tonkunſt trat am Freitag zum erſten Male in dieſer Sai-
ſon mit einer Produktion vor die Oeffentlichkeit. Das
Programm des Kammermuſikabends beſtritten Frau
Eigermann und Herr Sandru neben den heimi-
ſchen Kammermuſikern, Direktor-Stellvertreter Schlü-
ter,
Profeſſor Krämer, Dr. Wachtel, Direktor
Horner, Mr. Storfer und Herrn Stefano-
wicz.
Haydn’s Streichquartet B-dur Nr. 49 bildete eine
liebenswürdige, gut geſpielte und dankbar aufgenommene
Einleitung. Die genannten Herren vereinigten ſich noch
dann in der Wiedergabe des wunderbaren Sextettes von
Dvorzak, deſſen leidenſchaftlichem Temperament und
ganzer Innigkeit gerecht zu werden, ſie ſich bemühten. Der
Liederkomponiſt des Abends war Camillo Horn, kein Un-
bekanter mehr. Dieſen Werkchen iſt vornehme Art, Sinn
für Polyphonie zu eigen, nebſt dem erſichtlichen Beſtre-
ben, ältere Liedkunſt mit moderner Harmonik zu ſchmü-
cken. Die hübſchen Sachen verraten im Allgemeinen mehr
konſtruktives Denken als Intuition. Daher die beſte Wir-
kung in deklamierenden Liedern, wie „Das Meiſelein“,
das aber auch ſonſt hübſche Erfindung zeigt. Frau Eiger-
mann, die ſchon lange nicht mehr vor das Publikum ge-
treten iſt, nahm ſich der Horn’ſchen Lieder mit ihrer gan-
zen Kunſt an. Sie glänzte ebenſo ſtimmlich im innigen
„Wiegenlied“, wie deklamatoriſch in der wagneriſierenden
„Thusnelda“. Herrn Sandru, den wir zum erſten Male
hörten, iſt eine wohlklingende und geſchulte, manchmal
wie von einem dunkleren Hauch umſchattete Tenorſtimme
zu eigen. Beide Soliſten, Sängerin und Sänger, fanden
beim zahlreichen Publikum glänzenden Applaus als Zei-
chen, daß man ſie auch fernerhin öfter am Podium zu
hören wünſcht.




Repertoir des Stadttheaters.
Dienſtag, 24. Oktober: „Die große Gemeinde, Luſtſpiel
in 3 Aufzügen von Leop. Lippſchütz und Rudolf Lothar.
Mittwoch, 25. Oktober: „Sommerſpuck“, ein fröhliches
Spiel in vier Akten von Karl Küchler.
Donnerſtag, 26. Oktober: „Zigeunerliebe“, Romantiſche
Operette in 3 Akten von A. M. Willner und Robert
Bodanzky. Muſik von Franz Lehar.



Konzertanzeiger.
Kartenvorverkauf Konzertdirektion B. Klein, Rat-
hausſtraße Nr. 17.
27. Oktober: Lieder- und Arienabend des Kammerſängers
Karl Jörn.



Oekonomiſches.


Waggonmangel an der öſterreichiſchen Oſtgrenze.

Aus Nowoſielitza wird der „Neuen Freien Preſſe“ tele-
graphiert: Hier herrſcht ſeit vierzehn Tagen ein ſehr emp-
findlicher Waggonmangel, ſo daß die aus Rußland per
Bahn anlangenden Getreide- und Futtermittelſendungen
in den ruſſiſchen Waggons tagelang am Geleiſe ſtehen
bleiben, ohne in die öſterreichiſchen Waggons umgeſchüttet
werden zu können. Infolge der äußerſt knappen, ganz un-
zureichenden Waggonbeiſtellung auf öſterreichiſcher Seite
ſind die Futterpreiſe in den letzten Tagen ungeheuer ge-
ſtiegen. Mit Rückſicht darauf, daß die weſtöſterreichiſchen
Kronländer, die an Futternot leiden, auf den Bezug aus
Rußland angewieſen ſind, muß die weſtliche Bevölkerung
die durch den Waggonmangel unnatürlich hervorgerufene
Steigerung bezahlen. Die gewährte Frachtermäßi-
gung
iſt durch die unbegründete Verteuerung längſt
aufgehoben.
Man iſt hier vollkommen überzeugt,
daß bei rechtzeitiger Beiſtellung öſtereichiſcher Waggons
die Futtermittelpreiſe eine Verbilligung von 50
bis 75 K erfahren hätten. Die Preiſe ſind jedoch ſeit zwei
Wochen um mehr als 100 Kronen per Waggon
geſtiegen.
Ueber Intervention der Bukowinaer Abge-
ordneten iſt eine kleine Anzahl leerer Waggons zugeſcho-
ben worden, welche jedoch durchaus nicht ausreichen. —
Aus Nowoſielitza erhalten wir als Ergänzung der
vorſtehenden Meldung folgenden Bericht: Die Situation
hat ſich inſoferne gebeſſert, als leere Waggons in den letz-
ten zwei Tagen doch gekommen ſind und Rußland ſeit
mehreren Tagen nach Oeſterreichiſch-Nowoſielitza nichts
aufgenommen hat. Heute ſtehen noch zirka 70 Waggons
mit voller Ladung auf ruſſiſchem Geleiſe. Man hofft, daß
weitere leere Waggons vom Weſten komen werden. Das
Verbot Rußlands, nach Oeſterreichiſch-Nowoſielitza Sen-
dungen aufzunehmen, dürfte, ſofern die 70 Waggons
bald umgeſchüttet werden, heute oder morgen aufgehoben
werden. Die Preisſituation. iſt unverändert.

Ungewöhnlich günſtige Maisernte in Rumänien.

Aus Bukareſt wird der „Voſſ. Zeitung“ geſchrieben: Nach
den vom Ackerbauminiſterium veröffentlichten proviſori-
ſchen Daten beträgt die diesjährige rumäniſche Maisernte
rund 43 Millionen Hektoliter oder 32½ Millionen Me-
terzentner. Die diesjährige Maisernte iſt eine der beſten
die Rumänien zu verzeichnen hatte, und ſteht nur noch
hinter der Maisernte von 1906 zurück, die mit 46 Millio-
nen Hektoliter das höchſte bis jetzt erzielte Ergebnis auf-
weiſt. Von der diesjährigen Maisernte werden 26—27
Millionen Hektoliter für den Export verfügbar bleiben.


[Spaltenumbruch]
Letzte Telegramme.
Kein Kompromiß in Ungarn.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Die Verhandlungen der beiden letzten Tage erga-
ben, daß die Bemühungen zur Herbeifürhrung eines Kom-
promiſſes im letzten Moment geſcheitert ſind.

Die Urſache iſt Unmöglichkeit, mit Juſth zu einer
Einigung zu gelangen. Eine weitere Aktion zur Herbei-
führung eines Kompromiſſes iſt nicht in Ausſicht ge-
nommen.

In Regierungskreiſen verlautet, daß in dieſer Woche
der Kampf gegen die Obſtruktion aufgenom-
men werden ſoll.




Eiſenbahnunfall.
(Korr.-B.)

Geſtern um 4 Uhr
früh kollidierten in der Station Trzebinia zwei Güterzüge.
Eine größere Anzahl von Güterwagen und die Lokomotive
eines Zuges ſind beſchädigt ſowie zwei Kondukteure ver-
letzt.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In der Station Trzebinia hat ſich geſtern ein ſchwerer
Unfall ereignet. Ein Laſtzug fuhr in einen ſtehenden Gü-
terzug hinein. 30 Waggons wurden zertrümmert. Der
Zugführer eines Zuges wurde bisher nicht aufgefunden.
Man nimmt an, daß er tot ſei. Vier Perſonen wurden
ſchwerverletzt. Die Strecke iſt verlegt, ſo daß alle
Züge mit Verſpätungen eintreffen.

Von amtlicher Seite wird davon geſprochen, daß ein
Kondukteur ſchwer und einer leicht verletzt und mehrere
Laſtwaggons zertrümmert wurden.




Ein Textilarbeiterſtreik.

(Korr.-B.)

Im Senniler Bezirke
ſtelten die Textilarbeiter heute die Arbeit ein. Die Ver-
handlungen wegen Lohnerhöhungen blieben ohne Erfolg.
In den übrigen Zentren der böhmiſchen Textilinduſtrie
wurde trotz der Einigungsverhandlungen eine Klärung
noch nicht erzielt.




Der italieniſch-türkiſche Krieg.
Zum Kampf bei Benghazi.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

In den hieſigen amtlichen Stellen ſind nur geringe Ein-
zelheiten über die letzten Gefechte bekannt. Soviel bekannt
wird, waren dieſelben ſehr blutig. Anſcheinend hält die
Regierung die Telegramme zurück.

In der Stadt ſind Gerüchte verbreitet, daß tauſend
Italienergefallen ſind.
In Benghazi ſind wäh-
rend der Angriffe der Itailener auf die Stadt alle dort
zurückgebliebenen Geiſtlichen und Italiener er-
mordet
worden.

Eine ſchwere Niederlage der Italiener bei Benghazi?
(Priv.-Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“)

Verſchiedene Meldungen, die im Miniſte-
rium des Innern
eingelaufen ſind, beſagen, daß die
Italiener bei Benghazi eine ſchwere Niederlage
erlitten haben. Ueber 800 Mann ſollen die Italiener ver-
loren haben, während die Türken 155 Mann verloren.

(Korr.-B,)

Ein Radiotelegramm
aus Tripolis meldet, die Beſetzung von Derna durch die
Italiener. Ein türkiſcher Kapitän und ſieben Matroſen,
die verſteckt waren, wurden gefangen genommen. Der
Archimandrit gelobte dem General Caneva Treue.

Der antiitalieniſche Boykott in der Türkei.

(Korr.-B.)

Die „Agenzia Ste-
fani“ meldet aus Konſtantinopel: Vor den italieniſchen
Kaufhäuſern in Stambul wurde ein Ueberwachungsdienſt
eingeführt. Vor einem Kaufladen wurde ein Polizeipoſten
aufgeſtellt, doch ſchreiten die Poliziſten nicht ein. In Bei-
rut und Jeruſalem müſſen die Italiener alle Steuern
wie die Eingeborenen zahlen.




Die monarchiſtiſche Erhebung in Portugal.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Aus Liſſabon wird gemeldet, daß die Roya-
liſten einen Angriff auf Oporto planen. In der Stadt
ſind Gerüchte verbeitet, daß der Anführer der Royaliſten
namens Conceiro ermordet worden ſei.




Telegr. Börſe- und Kursnachrichten
Wiener Börſe.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die heutige Börſe nahm einen ſtillen Verlauf. Die Kurſe
waren trotzdem gut behauptet. In Schranken
herrſchte feſte Tendenz.




Telegr. Handelsbericht vom 21. Oktober 1911.

Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:


Weizen ......... K 11·78—11·79 per 50 kg.
Mais ..........„ 8·58— 8·59 „ „ „
Oelſaaten ........„ 00.00—00·00 „ „ „


[Spaltenumbruch]
Eſſekten- und Wechſelkurſe der Wiener Börſe


Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 91·30,
Jönner-Juli 91·30; Einheitliche Rente 4·2% in Roten, Februar
Auguſt 94·40 in Silber, April-Oktober 94·40, Oeſterr. [Gold]-
rente 115.30, Oeſterr., Kronenrente 4% 91 30, Oeſterr. In-
veſtitionsreute 3½ % 79 80, Ungar. Goldrente 4% 110 95,
Ungar. Kroneurente 4% 90 70 Ungar. Inveſtition[s]rente 3[½ %],
78 65 Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 19 86, Kredit[akti]en 636·25,
London vista 241·35, Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark
der R.-W. 117 72 20 Mark-Stücke 23·56, 20 Frank-Stücke
19·21, Italieniſche Banknoten 94 90, Rubel 254·75.




Amtlicher Kurs- und Marktbericht.
der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörſe.


Preiſe per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz.
Weizen 12·——12·25 Roggen 10·40—10·65 Gerſte (Braner-
ware) 9·00—9·25, Hafer (Herrſchaftsware) 8·——8·20 Mais
8·75—9·— Kleie (Weizen) 6·20—6·30, Roggen 6·40—6·60
Spiritus, per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Stener
per Czernowitz 00 00 — 00 00.




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[5/0005] 24. Oktober 1911 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 23. Oktober. Kammermuſikabend. Der Verein zur Förderung der Tonkunſt trat am Freitag zum erſten Male in dieſer Sai- ſon mit einer Produktion vor die Oeffentlichkeit. Das Programm des Kammermuſikabends beſtritten Frau Eigermann und Herr Sandru neben den heimi- ſchen Kammermuſikern, Direktor-Stellvertreter Schlü- ter, Profeſſor Krämer, Dr. Wachtel, Direktor Horner, Mr. Storfer und Herrn Stefano- wicz. Haydn’s Streichquartet B-dur Nr. 49 bildete eine liebenswürdige, gut geſpielte und dankbar aufgenommene Einleitung. Die genannten Herren vereinigten ſich noch dann in der Wiedergabe des wunderbaren Sextettes von Dvorzak, deſſen leidenſchaftlichem Temperament und ganzer Innigkeit gerecht zu werden, ſie ſich bemühten. Der Liederkomponiſt des Abends war Camillo Horn, kein Un- bekanter mehr. Dieſen Werkchen iſt vornehme Art, Sinn für Polyphonie zu eigen, nebſt dem erſichtlichen Beſtre- ben, ältere Liedkunſt mit moderner Harmonik zu ſchmü- cken. Die hübſchen Sachen verraten im Allgemeinen mehr konſtruktives Denken als Intuition. Daher die beſte Wir- kung in deklamierenden Liedern, wie „Das Meiſelein“, das aber auch ſonſt hübſche Erfindung zeigt. Frau Eiger- mann, die ſchon lange nicht mehr vor das Publikum ge- treten iſt, nahm ſich der Horn’ſchen Lieder mit ihrer gan- zen Kunſt an. Sie glänzte ebenſo ſtimmlich im innigen „Wiegenlied“, wie deklamatoriſch in der wagneriſierenden „Thusnelda“. Herrn Sandru, den wir zum erſten Male hörten, iſt eine wohlklingende und geſchulte, manchmal wie von einem dunkleren Hauch umſchattete Tenorſtimme zu eigen. Beide Soliſten, Sängerin und Sänger, fanden beim zahlreichen Publikum glänzenden Applaus als Zei- chen, daß man ſie auch fernerhin öfter am Podium zu hören wünſcht. Repertoir des Stadttheaters. Dienſtag, 24. Oktober: „Die große Gemeinde, Luſtſpiel in 3 Aufzügen von Leop. Lippſchütz und Rudolf Lothar. Mittwoch, 25. Oktober: „Sommerſpuck“, ein fröhliches Spiel in vier Akten von Karl Küchler. Donnerſtag, 26. Oktober: „Zigeunerliebe“, Romantiſche Operette in 3 Akten von A. M. Willner und Robert Bodanzky. Muſik von Franz Lehar. Konzertanzeiger. Kartenvorverkauf Konzertdirektion B. Klein, Rat- hausſtraße Nr. 17. 27. Oktober: Lieder- und Arienabend des Kammerſängers Karl Jörn. Oekonomiſches. Czernowitz, 23. Oktober. Waggonmangel an der öſterreichiſchen Oſtgrenze. Aus Nowoſielitza wird der „Neuen Freien Preſſe“ tele- graphiert: Hier herrſcht ſeit vierzehn Tagen ein ſehr emp- findlicher Waggonmangel, ſo daß die aus Rußland per Bahn anlangenden Getreide- und Futtermittelſendungen in den ruſſiſchen Waggons tagelang am Geleiſe ſtehen bleiben, ohne in die öſterreichiſchen Waggons umgeſchüttet werden zu können. Infolge der äußerſt knappen, ganz un- zureichenden Waggonbeiſtellung auf öſterreichiſcher Seite ſind die Futterpreiſe in den letzten Tagen ungeheuer ge- ſtiegen. Mit Rückſicht darauf, daß die weſtöſterreichiſchen Kronländer, die an Futternot leiden, auf den Bezug aus Rußland angewieſen ſind, muß die weſtliche Bevölkerung die durch den Waggonmangel unnatürlich hervorgerufene Steigerung bezahlen. Die gewährte Frachtermäßi- gung iſt durch die unbegründete Verteuerung längſt aufgehoben. Man iſt hier vollkommen überzeugt, daß bei rechtzeitiger Beiſtellung öſtereichiſcher Waggons die Futtermittelpreiſe eine Verbilligung von 50 bis 75 K erfahren hätten. Die Preiſe ſind jedoch ſeit zwei Wochen um mehr als 100 Kronen per Waggon geſtiegen. Ueber Intervention der Bukowinaer Abge- ordneten iſt eine kleine Anzahl leerer Waggons zugeſcho- ben worden, welche jedoch durchaus nicht ausreichen. — Aus Nowoſielitza erhalten wir als Ergänzung der vorſtehenden Meldung folgenden Bericht: Die Situation hat ſich inſoferne gebeſſert, als leere Waggons in den letz- ten zwei Tagen doch gekommen ſind und Rußland ſeit mehreren Tagen nach Oeſterreichiſch-Nowoſielitza nichts aufgenommen hat. Heute ſtehen noch zirka 70 Waggons mit voller Ladung auf ruſſiſchem Geleiſe. Man hofft, daß weitere leere Waggons vom Weſten komen werden. Das Verbot Rußlands, nach Oeſterreichiſch-Nowoſielitza Sen- dungen aufzunehmen, dürfte, ſofern die 70 Waggons bald umgeſchüttet werden, heute oder morgen aufgehoben werden. Die Preisſituation. iſt unverändert. Ungewöhnlich günſtige Maisernte in Rumänien. Aus Bukareſt wird der „Voſſ. Zeitung“ geſchrieben: Nach den vom Ackerbauminiſterium veröffentlichten proviſori- ſchen Daten beträgt die diesjährige rumäniſche Maisernte rund 43 Millionen Hektoliter oder 32½ Millionen Me- terzentner. Die diesjährige Maisernte iſt eine der beſten die Rumänien zu verzeichnen hatte, und ſteht nur noch hinter der Maisernte von 1906 zurück, die mit 46 Millio- nen Hektoliter das höchſte bis jetzt erzielte Ergebnis auf- weiſt. Von der diesjährigen Maisernte werden 26—27 Millionen Hektoliter für den Export verfügbar bleiben. Letzte Telegramme. Kein Kompromiß in Ungarn. Budapeſt, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Verhandlungen der beiden letzten Tage erga- ben, daß die Bemühungen zur Herbeifürhrung eines Kom- promiſſes im letzten Moment geſcheitert ſind. Die Urſache iſt Unmöglichkeit, mit Juſth zu einer Einigung zu gelangen. Eine weitere Aktion zur Herbei- führung eines Kompromiſſes iſt nicht in Ausſicht ge- nommen. In Regierungskreiſen verlautet, daß in dieſer Woche der Kampf gegen die Obſtruktion aufgenom- men werden ſoll. Eiſenbahnunfall. Wien, 23. Oktober. (Korr.-B.) Geſtern um 4 Uhr früh kollidierten in der Station Trzebinia zwei Güterzüge. Eine größere Anzahl von Güterwagen und die Lokomotive eines Zuges ſind beſchädigt ſowie zwei Kondukteure ver- letzt. Krakau, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In der Station Trzebinia hat ſich geſtern ein ſchwerer Unfall ereignet. Ein Laſtzug fuhr in einen ſtehenden Gü- terzug hinein. 30 Waggons wurden zertrümmert. Der Zugführer eines Zuges wurde bisher nicht aufgefunden. Man nimmt an, daß er tot ſei. Vier Perſonen wurden ſchwerverletzt. Die Strecke iſt verlegt, ſo daß alle Züge mit Verſpätungen eintreffen. Von amtlicher Seite wird davon geſprochen, daß ein Kondukteur ſchwer und einer leicht verletzt und mehrere Laſtwaggons zertrümmert wurden. Ein Textilarbeiterſtreik. Prag, 23. Oktober. (Korr.-B.) Im Senniler Bezirke ſtelten die Textilarbeiter heute die Arbeit ein. Die Ver- handlungen wegen Lohnerhöhungen blieben ohne Erfolg. In den übrigen Zentren der böhmiſchen Textilinduſtrie wurde trotz der Einigungsverhandlungen eine Klärung noch nicht erzielt. Der italieniſch-türkiſche Krieg. Zum Kampf bei Benghazi. Rom, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In den hieſigen amtlichen Stellen ſind nur geringe Ein- zelheiten über die letzten Gefechte bekannt. Soviel bekannt wird, waren dieſelben ſehr blutig. Anſcheinend hält die Regierung die Telegramme zurück. In der Stadt ſind Gerüchte verbreitet, daß tauſend Italienergefallen ſind. In Benghazi ſind wäh- rend der Angriffe der Itailener auf die Stadt alle dort zurückgebliebenen Geiſtlichen und Italiener er- mordet worden. Eine ſchwere Niederlage der Italiener bei Benghazi? Konſtantinopel, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Verſchiedene Meldungen, die im Miniſte- rium des Innern eingelaufen ſind, beſagen, daß die Italiener bei Benghazi eine ſchwere Niederlage erlitten haben. Ueber 800 Mann ſollen die Italiener ver- loren haben, während die Türken 155 Mann verloren. Rom, 23. Oktober. (Korr.-B,) Ein Radiotelegramm aus Tripolis meldet, die Beſetzung von Derna durch die Italiener. Ein türkiſcher Kapitän und ſieben Matroſen, die verſteckt waren, wurden gefangen genommen. Der Archimandrit gelobte dem General Caneva Treue. Der antiitalieniſche Boykott in der Türkei. Rom, 23. Oktober. (Korr.-B.) Die „Agenzia Ste- fani“ meldet aus Konſtantinopel: Vor den italieniſchen Kaufhäuſern in Stambul wurde ein Ueberwachungsdienſt eingeführt. Vor einem Kaufladen wurde ein Polizeipoſten aufgeſtellt, doch ſchreiten die Poliziſten nicht ein. In Bei- rut und Jeruſalem müſſen die Italiener alle Steuern wie die Eingeborenen zahlen. Die monarchiſtiſche Erhebung in Portugal. London, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Aus Liſſabon wird gemeldet, daß die Roya- liſten einen Angriff auf Oporto planen. In der Stadt ſind Gerüchte verbeitet, daß der Anführer der Royaliſten namens Conceiro ermordet worden ſei. Telegr. Börſe- und Kursnachrichten Wiener Börſe. Wien, 23. Oktober. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die heutige Börſe nahm einen ſtillen Verlauf. Die Kurſe waren trotzdem gut behauptet. In Schranken herrſchte feſte Tendenz. Telegr. Handelsbericht vom 21. Oktober 1911. Die Budapeſter Produktenbörſe notiert: Weizen ......... K 11·78—11·79 per 50 kg. Mais .......... „ 8·58— 8·59 „ „ „ Oelſaaten ........ „ 00.00—00·00 „ „ „ Eſſekten- und Wechſelkurſe der Wiener Börſe Wien, 21. Oktober 1911. Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 91·30, Jönner-Juli 91·30; Einheitliche Rente 4·2% in Roten, Februar Auguſt 94·40 in Silber, April-Oktober 94·40, Oeſterr. Gold- rente 115.30, Oeſterr., Kronenrente 4% 91 30, Oeſterr. In- veſtitionsreute 3½ % 79 80, Ungar. Goldrente 4% 110 95, Ungar. Kroneurente 4% 90 70 Ungar. Inveſtitionsrente 3½ %, 78 65 Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 19 86, Kreditaktien 636·25, London vista 241·35, Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark der R.-W. 117 72 20 Mark-Stücke 23·56, 20 Frank-Stücke 19·21, Italieniſche Banknoten 94 90, Rubel 254·75. Amtlicher Kurs- und Marktbericht. der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörſe. Czernowitz, 16. Oktober 1911. Preiſe per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz. Weizen 12·——12·25 Roggen 10·40—10·65 Gerſte (Braner- ware) 9·00—9·25, Hafer (Herrſchaftsware) 8·——8·20 Mais 8·75—9·— Kleie (Weizen) 6·20—6·30, Roggen 6·40—6·60 Spiritus, per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Stener per Czernowitz 00 00 — 00 00. _

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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2329, Czernowitz, 24.10.1911, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2329_1911/5>, abgerufen am 26.04.2024.