Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2400, Czernowitz, 23.01.1912.Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912 [Spaltenumbruch] wahren Volksvertretern und nicht aus fast lauter Reprä- Landmarschall Graf Badeni konstatierte darauf Nach Uebergang zur Tagesordnung setzte die tech- Die Ausgleichskonferenzen. Lemberg, 21. Jänner. In der vorletzten polnisch-ru- Die deutsch-czechischen Verhandlungen. Prag, 21. Jänner. Zu den Prager und Wiener Graf Aehrenthal. Wien, 21. Jänner. Wie das "N. W. Tagbl." meldet, Wien, 21. Jänner. Der Berliner Korrespondent des Der Vesuch des Thronfolgers in Berlin Die Meldung, daß Erzherzog Franz Ferdinand dem Wien, 21. Jänner. Die halboffiziöse Korrespondenz KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Königin Helene nahm die Patenstelle bei dem Die Romreise Kiderlen-Waechters. Rom, 21. Jänner. Staatssekretär v. Kiderlen- KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Staatssekretär Kiderlen-Wächter stattete Merry An dem Dejeuner, das im deutschen Konsulate zu Der Empfang beim König. Rom, 21. Jänner. Staatssekretär v. Kiderlen-Waech- Das Ableben des päpstlichen Nuntius Bavona. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der "Osservatore Romano" meldet: Kaiser Franz Der österr.-ung. Botschafter drückte dem Papste und Die Stichwahlen im Deutschen Reiche. Von den 191 Stichwahlen, die im deutschen Reiche Es standen gegen das Zentrum die Nationalliberalen An dieser Situation hat der erste Stichwahltag nach- KB. Berlin, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Bisherige Resultate der Reichsratsstichwahlen: Gewählt Die Konservativen gewinnen drei und verlieren Der italienisch-türkische Krieg. Die "Carthago". KB. Tunis, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Dampfer "Carthago" ist gestern hier eingelaufen. [Spaltenumbruch] Die Kämpfe bei Tripolis. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Agenzia Stefani" meldet aus Tripolis: Nach Be- Wechsel im italienischen Oberkommando? Mailand, 21. Jänner. Ein umfassender Wechsel in Ausdehnung des Krieges zur See. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Agenzia Stefani" meldet: Der Minister des Aeu- Den neutralen Schiffen wird eine Frist behufs Gegen jedes Fahrzeug, das versuchen sollte, die Blo- Die Friedensbestrebungen der Mächte. Köln, 21. Jänner. Römische und Konstantinopeler Die Beschlagnahme des "Manuba". Die Gefangenen werden auf ihre ärztlichen Kenntnisse geprüft. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Gegenüber der Verlautbarung der "Compagne Mixte", Um die Eigenschaft der angehaltenen Türken genau Eigenmächtigkeiten des Botschafters Barrere? KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Außerordentliches Befremden erregt hier die Tatsache, daß Die Auffassung in Paris. KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Dem "Echo de Paris" zufolge sind die hiesigen politischen Verschärfung des Zwischenfalles. KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Agence Havas" meldet aus Rom: Die französische Kurze Nachrichten München, 21. Jänner. Der Münchner Erzbischof Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912 [Spaltenumbruch] wahren Volksvertretern und nicht aus faſt lauter Reprä- Landmarſchall Graf Badeni konſtatierte darauf Nach Uebergang zur Tagesordnung ſetzte die tech- Die Ausgleichskonferenzen. Lemberg, 21. Jänner. In der vorletzten polniſch-ru- Die deutſch-czechiſchen Verhandlungen. Prag, 21. Jänner. Zu den Prager und Wiener Graf Aehrenthal. Wien, 21. Jänner. Wie das „N. W. Tagbl.“ meldet, Wien, 21. Jänner. Der Berliner Korreſpondent des Der Veſuch des Thronfolgers in Berlin Die Meldung, daß Erzherzog Franz Ferdinand dem Wien, 21. Jänner. Die halboffiziöſe Korreſpondenz KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Königin Helene nahm die Patenſtelle bei dem Die Romreiſe Kiderlen-Waechters. Rom, 21. Jänner. Staatsſekretär v. Kiderlen- KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Staatsſekretär Kiderlen-Wächter ſtattete Merry An dem Dejeuner, das im deutſchen Konſulate zu Der Empfang beim König. Rom, 21. Jänner. Staatsſekretär v. Kiderlen-Waech- Das Ableben des päpſtlichen Nuntius Bavona. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der „Oſſervatore Romano“ meldet: Kaiſer Franz Der öſterr.-ung. Botſchafter drückte dem Papſte und Die Stichwahlen im Deutſchen Reiche. Von den 191 Stichwahlen, die im deutſchen Reiche Es ſtanden gegen das Zentrum die Nationalliberalen An dieſer Situation hat der erſte Stichwahltag nach- KB. Berlin, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bisherige Reſultate der Reichsratsſtichwahlen: Gewählt Die Konſervativen gewinnen drei und verlieren Der italieniſch-türkiſche Krieg. Die „Carthago“. KB. Tunis, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Dampfer „Carthago“ iſt geſtern hier eingelaufen. [Spaltenumbruch] Die Kämpfe bei Tripolis. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis: Nach Be- Wechſel im italieniſchen Oberkommando? Mailand, 21. Jänner. Ein umfaſſender Wechſel in Ausdehnung des Krieges zur See. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Agenzia Stefani“ meldet: Der Miniſter des Aeu- Den neutralen Schiffen wird eine Friſt behufs Gegen jedes Fahrzeug, das verſuchen ſollte, die Blo- Die Friedensbeſtrebungen der Mächte. Köln, 21. Jänner. Römiſche und Konſtantinopeler Die Beſchlagnahme des „Manuba“. Die Gefangenen werden auf ihre ärztlichen Kenntniſſe geprüft. KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Gegenüber der Verlautbarung der „Compagne Mixte“, Um die Eigenſchaft der angehaltenen Türken genau Eigenmächtigkeiten des Botſchafters Barrere? KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Außerordentliches Befremden erregt hier die Tatſache, daß Die Auffaſſung in Paris. KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Dem „Echo de Paris“ zufolge ſind die hieſigen politiſchen Verſchärfung des Zwiſchenfalles. KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Agence Havas“ meldet aus Rom: Die franzöſiſche Kurze Nachrichten München, 21. Jänner. Der Münchner Erzbiſchof <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="landtag2" prev="#landtag1" type="jArticle" n="2"> <p>wahren Volksvertretern und nicht aus faſt lauter Reprä-<lb/> ſentanten des polniſchen Adels beſtehen werde.</p><lb/> <p>Landmarſchall Graf <hi rendition="#g">Badeni</hi> konſtatierte darauf<lb/> auf Verlangen des Abg. <hi rendition="#g">Lewicki</hi> die Beſchlußfähigkeit<lb/> des Hauſes, worauf dieſes den Antrag auf Schluß der<lb/> Sitzung mit allen gegen die Stimmen der Ruthenen ab-<lb/> lehnte.</p><lb/> <p>Nach Uebergang zur Tagesordnung ſetzte die tech-<lb/> niſche <hi rendition="#g">Obſtruktion</hi> der ukrainiſchen Abgeordneten,<lb/> die ſich zu dieſem Zwecke alle möglichen Inſtrumente mit-<lb/> gebracht hatten, mit voller Kraft wieder ein. Nichtsdeſto-<lb/> weniger wurde die Tagesordnung vollſtändig erſchöpft,<lb/> worauf die Abgeordneten Dr. <hi rendition="#g">Leo, Michalowski</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Waſung</hi> ihre Dringlichkeitsanträge betreffend die Er-<lb/> höhung der Lehrergehälter begründeten. Nachdem dieſe<lb/> Anträge der Schulkommiſſion zugewieſen worden waren,<lb/> ſchloß der Landmarſchall die Sitzung um einviertel zwei<lb/> Uhr nachmittags und ſetzte als Tag der nächſten Sitzung<lb/> den 25. Jänner feſt.</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Ausgleichskonferenzen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>In der vorletzten polniſch-ru-<lb/> theniſchen Konferenz erklärten ſich die Polen mit der ge-<lb/> ſetzlichen Sicherſtellung der rutheniſchen Mandate einver-<lb/> ſtanden, weshalb es ſich nunmehr hauptſächlich nur noch<lb/> um die Frage der prozentuellen Feſtſetzung der Anzahl der<lb/> rutheniſchen Mandate handelt. Geſtern nachmittags wur-<lb/> den die Ausgleichsverhandlungen fortgeſetzt und insbe-<lb/> ſondere die künftige Zuſammenſetzung des Landesaus-<lb/> ſchuſſes und der einzelnen Kommiſſionen und die Wünſche<lb/> der Ruthenen in dieſer Hinſicht beſprochen. An den Aus-<lb/> gleichsverhandlungen nehmen teil: namens der Landtads-<lb/> rechten Abg. <hi rendition="#g">Abrahamowicz,</hi> namens des Zentrums<lb/> Abg. W. <hi rendition="#g">Czartoryski,</hi> namens der Landtagslinken<lb/> Abg. Dr. <hi rendition="#g">Leo,</hi> namens der polniſchen Volkspartei Abg.<lb/><hi rendition="#g">Stapinski,</hi> beziehungsweiſe in deſſen Vertretung<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Stefczyk,</hi> namens der Jungruthenen die Abge-<lb/> ordneten Dr. K. <hi rendition="#g">Lewicki, Makuch</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Petru-<lb/> szewicz,</hi> namens der Altruthenen Abg. Dr. <hi rendition="#g">Korol,</hi><lb/> ferner der Referent in der Wahlreformfrage Abg. Doktor<lb/><hi rendition="#g">Starzynski,</hi> der Statthalter Dr. <hi rendition="#g">Bobrzynski</hi><lb/> und der Landmarſchall Graf <hi rendition="#g">Badeni.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die deutſch-czechiſchen Verhandlungen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Zu den Prager und Wiener<lb/> deutſch-czechiſchen Verhandlungen ſchreibt der „Cas“:<lb/> Trotz aller Schönfärberei kann man ſagen, daß <hi rendition="#g">keine<lb/> Rede</hi> davon iſt, daß ein halbwegs möglicher <hi rendition="#g">Frieden<lb/> zwiſchen den bei den Nation</hi> en zuſtande kommt.<lb/> Die Regierung iſt auch gar nicht in die Verhandlungen<lb/> in einer Weiſe eingetreten, die darauf ſchließen läßt, daß<lb/> ſie einen wirklichen Erfolg erwartet. Sie arbeitet offen-<lb/> kundig nur, damit etwas zu geſchehen ſcheint. Baron<lb/><hi rendition="#g">Heinold</hi> hört bei den Beſprechungen faſt teilnahmslos<lb/> zu und weiſt bei jedem Worte darauf hin, daß alles, was<lb/> er ſagt, nur ganz unverbindlich ſei. Er müſſe erſt Zu-<lb/> ſtimmung, Anſicht und Standpunkt der Geſamtregierung<lb/> einholen. Nur in einem Punkte ſcheint ſich die Regierung<lb/> klar zu ſein, nämlich, daß die <hi rendition="#g">Wünſche der Deut-<lb/> ſchen</hi> in der Frage des geteilten Beamtenſtatus <hi rendition="#g">uner-<lb/> füllbar</hi> ſind. Der Regierung iſt es endlich klar, daß<lb/> bei der Errichtung geteilter nationaler Beamtengruppen<lb/> in Böhmen ſolche nicht nur in Mähren und Schleſien,<lb/> ſondern ſpäter auch in Steiermark, Krain, im Küſtenlande<lb/> und in Galizien errichtet werden müſſen. Was dann der<lb/><hi rendition="#g">Staat</hi> mit einem deutſchen, czechiſchen, ſloveniſchen,<lb/> polniſchen, rutheniſchen und italieniſchen Beamtenſtatus<lb/> anfangen ſoll, iſt unfaßbar. Abgeſehen von allen ſachlichen<lb/> Schwierigkeiten, politiſch iſt die Sache einfach unmöglich.<lb/> Früher hat man für das Zuſtandekommen eines deutſch-<lb/> czechiſchen Ausgleiches die höchſten Preiſe ausgeſetzt. Dr.<lb/> v. Körber hat ſogar einen Vorſchuß von tauſend Millionen<lb/> Kronen gezahlt — jetzt haben die Parteien nur einen<lb/> Preis. Wenn der deutſch-czechiſche Ausgleich zuſtande-<lb/> kommt, dürfen Deutſche und Czechen für die Steuer- und<lb/> Wehrvorlagen ſtimmen. Das iſt verteufelt wenig.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Graf Aehrenthal.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Wie das „N. W. Tagbl.“ meldet,<lb/> dürfte Graf Aehrenthal nach den Delegationen einen Ur-<lb/> laub nehmen und nach der Rückkehr vom Urlaub,<lb/> wenn ſeine Wiederherſtellung ſo weit vorgeſchritten<lb/> ſein wird, die Leitung der Geſchäfte übernehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Der Berliner Korreſpondent des<lb/> „N. Wr. Tagbl.“ iſt zu folgender Erklärung ermächtigt:<lb/> „In den politiſchen Kreiſen Berlins wird mehr und mehr<lb/> mit <hi rendition="#g">Befremden</hi> wahrgenomen, daß die perſönlichen<lb/> Angriffe gegen den Grafen <hi rendition="#g">Aehrenthal</hi> in gewiſſen<lb/> Wiener Blättern immer wieder mit Beſchwerden der deut-<lb/> ſchen Politik über die Haltung des Miniſters des Auswär-<lb/> tigen Oeſterreich-Ungarns begründet waren. Man erklärt<lb/> hier, daß die <hi rendition="#g">Berufung auf angebliche deut-<lb/> ſche Beſchwerdengegen</hi> den <hi rendition="#g">Grafen Aehren-<lb/> thal haltlos iſt.</hi> Man fügt hinzu, daß gerade in dem<lb/> Kernpunkt der gegen Aehrenthal erhobenen Vorwürfe,<lb/> nämlich in der ſorgſamen Behandlung des Verhältniſſes<lb/> zu dem verbündeten Italien, die Anſichten der maßgeben-<lb/> den deutſchen Stellen durchaus mit der vom G<supplied>r</supplied>afen<lb/> Aehrenthal gewählten und konſtant feſtgehaltenen Tonart<lb/> zuſammenſtimmen.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Veſuch des Thronfolgers in Berlin</hi> </head><lb/> <p>Die Meldung, daß Erzherzog Franz Ferdinand dem<lb/> deutſchen Kaiſerhofe einen Beſuch abſtatten wird, beſtä-<lb/> tigt ſich. Der Erzherzog wird als Pate bei der Taufe des<lb/> jüngſten Sohnes des Kronprinzenpaares fungieren. Viel-<lb/><cb/> leicht iſt der Umſtand nicht ohne Bedeutung, daß auch die<lb/> Königin von Italien beim jüngſten Prinzen des Hohen-<lb/> zollernhauſes Patin ſtehen wird. Wahrſcheinlich wird<lb/> in der Uebernahme dieſes Ehrenamtes durch Königin<lb/> Helene auch die Abſicht einer Widerlegung gewiſſer Ge-<lb/> rüchte zu erblicken ſein, welche der Königin nachſagten,<lb/> daß ſie in jüngſter Zeit ihren perſönlichen Einfluß des<lb/> öfteren gegen die Intereſſen der Dreibundpolitik und<lb/> ihres Fortbeſtandes gekehrt habe. Auf dieſe politiſche<lb/> Taufangelegenheit, mit welcher ſich ſogar vielleicht auch die<lb/> Romreiſe Kiderlen-Waechters beſchäftigt haben mag, neh-<lb/> men folgende Meldungen Bezug:</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Die halboffiziöſe Korreſpondenz<lb/> „Wilhelm“ beſtätigt, daß <hi rendition="#g">Erzherzog Franz Fer-<lb/> dinand</hi> am 28. d. M. in Berlin eintrifft, wo der Erz-<lb/> herzog auf Einladung des deutſchen Kronprinzenpaares<lb/> als <hi rendition="#g">Pate</hi> bei der Taufe des jüngſt geborenen Sohnes<lb/> des Kronprinzen fungieren wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Königin <hi rendition="#g">Helene</hi> nahm die <hi rendition="#g">Patenſtelle</hi> bei dem<lb/> neugeborenen Sohne des deutſchen <hi rendition="#g">Kronprinzen</hi> an.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Romreiſe Kiderlen-Waechters.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Staatsſekretär v. <hi rendition="#g">Kiderlen-<lb/> Waechter</hi> begab ſich geſtern mittags zur Conſulta, um<lb/> den Miniſter des Aeußern Marquis di <hi rendition="#g">San Giulia</hi> no<lb/> zu beſuchen. Er verweilte ungefähr eine Stunde bei ihm.<lb/> Um 1 Uhr nachmittags fand in der deutſchen Botſchaft ein<lb/> Frühſtück ſtatt. Später begab ſich di San Giuliano wie-<lb/> derum nach der deutſchen Botſchaft, um den Beſuch des<lb/> Staatsſekretärs zu erwidern. An dem Frühſtück, das der<lb/> deutſche Botſchafter v. Jagow heute zu Ehren des Staats-<lb/> ſekretärs v. Kiderlen-Waechter gab, nahmen Miniſterprä-<lb/> ſident <hi rendition="#g">Giolitti</hi> und Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">di San<lb/> Giuliano</hi> teil.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Staatsſekretär <hi rendition="#g">Kiderlen-Wächter</hi> ſtattete <hi rendition="#g">Merry<lb/> del Val</hi> einen <hi rendition="#g">Beſuch</hi> ab.</p><lb/> <p>An dem Dejeuner, das im deutſchen Konſulate zu<lb/> Ehren Kiderlen-Wächters ſtattfand, nahmen Miniſter-<lb/> präſident <hi rendition="#g">Giolitti,</hi> nahezu <hi rendition="#g">ſämtliche Miniſter</hi><lb/> und Exz. v. <hi rendition="#g">Bülow</hi> teil. Um Mitternacht reiſte Kiderlen<lb/> nach Berlin ab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Empfang beim König.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Staatsſekretär v. Kiderlen-Waech-<lb/> ter wurde geſtern abends nach ſieben Uhr vom <hi rendition="#g">König<lb/> empfangen,</hi> der ihm das Großkreuz des Mauritius-<lb/> und Lazarusordens verlieh. Um 8 Uhr fand <hi rendition="#g">Hoftafel</hi><lb/> ſtatt. Staatsſekretär v. Kiderlen-Waechter und Marquis<lb/> di San Giuliano ſaßen zur Linken der Königin. Es wurde<lb/> viel bemerkt, daß die beiden Staatsmänner mehrere lang-<lb/> andauernde Unterhaltungen führten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Ableben des päpſtlichen Nuntius<lb/> Bavona.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der „Oſſervatore Romano“ meldet: Kaiſer <hi rendition="#g">Franz<lb/> Joſef</hi> ſprach, telegraphiſch dem <hi rendition="#g">Papſte</hi> ſeinen tiefen<lb/> Schmerz über das Ableben des Nuntius <hi rendition="#g">Bavona</hi> aus<lb/> und drückte den überaus lebhaften Anteil aus, den er an<lb/> der Trauer des heiligen Stuhles nehme.</p><lb/> <p>Der öſterr.-ung. Botſchafter drückte dem Papſte und<lb/> Merry del Val das Beileid der öſterreichiſchen und der un-<lb/> gariſchen Regierung aus.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Stichwahlen im Deutſchen Reiche.</hi> </head><lb/> <p>Von den 191 Stichwahlen, die im deutſchen Reiche<lb/> noch auszufechten waren, ſind geſtern 78 vollzogen worden.<lb/> Das Stichwahlbild war für die liberalen Parteien fol-<lb/> gendes:</p><lb/> <div n="3"> <p>Es ſtanden gegen das Zentrum die Nationalliberalen<lb/> in 12 Wahlkreiſen, in denen bis auf einen die Sozialde-<lb/> mokraten den Ausſchlag gaben, gegen Konſervative in 10,<lb/> gegen die Sozialdemokraten in 38 Wahlkreiſen. Die fort-<lb/> ſchrittliche Volkspartei ſteht gegen 21 Konſervative und<lb/> 29 Sozialdemokraten, die Sozialdemokraten gegen 34<lb/> Konſervative und 11 Zentrumskandidaten.</p><lb/> <p>An dieſer Situation hat der erſte Stichwahltag nach-<lb/> ſtehende Aenderungen vollzogen:</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Bisherige Reſultate der Reichsratsſtichwahlen: Gewählt<lb/> wurden: 9 Konſervative, 6 Reichspartei, 2 deutſche Re-<lb/> formpartei, 4 wirtſchaftl. Vereinigung 21 Nationalliberale,<lb/> 17 <hi rendition="#g">fortſchrittliche Volkspartei, 7 Zen-<lb/> trum, 8 Sozial</hi> de <hi rendition="#g">mokraten,</hi> 2 Welfen, 1 Bauern-<lb/> bündler und 1 Wilder.</p> </div><lb/> <div n="3"> <p>Die Konſervativen gewinnen drei und verlieren<lb/> fünf Mandate, die Reichspartei verliert ein Mandat und<lb/> gewinnt eines, die wirtſchaftliche Vereinigung gewinnt<lb/> ein und verliert zwei Mandate, die Nationalliberalen ge-<lb/> winnen zehn und verlieren ſechs, die fortſchrittliche Volks-<lb/> partei gewinnt acht und verliert ein, das Zentrum ge-<lb/> winnt zwei und verliert fünf, die Sozialdemokraten ge-<lb/> winnen acht und verlieren fünf, die Welfen gewinnen<lb/> zwei Mandate und der Bauernbund gewinnt ein Mandat.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der italieniſch-türkiſche Krieg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die „Carthago“.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Tunis,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Dampfer „Carthago“ iſt geſtern hier eingelaufen.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Kämpfe bei Tripolis.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis: Nach Be-<lb/> endigung der nötigen Sicherungsarbeiten wurde die Oaſe<lb/><hi rendition="#g">Gargareſch</hi> geſtern definitiv beſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Wechſel im italieniſchen Oberkommando?</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Mailand,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Ein umfaſſender Wechſel in<lb/> den höheren Kommandoſtellen der Truppen in Tripolis<lb/> ſteht, der „Sera“ zufolge, bevor. General <hi rendition="#g">Caneva,</hi><lb/> der ſeit Beginn der Operationen es angeblich an der nö-<lb/> tigen Energie fehlen ließ, ſoll durch General <hi rendition="#g">Frugoni</hi><lb/> erſetzt werden. Auch andere Generale ſollen abberufen<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ausdehnung des Krieges zur See.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die „Agenzia Stefani“ meldet: Der Miniſter des Aeu-<lb/> ßern notifizierte ſämtlichen in Rom akkreditierten Bot-<lb/> ſchaften und Geſandtſchaften eine Erklärung, nach welcher<lb/> mit Rückſicht auf den Kriegszuſtand zwiſchen Italien und<lb/> der Türkei, die italieniſche Regierung, indem ſie ſich an<lb/> die Beſtimmungen des Völkerrechtes hält, erklärt, daß<lb/> vom 22. Jänner <hi rendition="#g">die ottomaniſche Küſte des<lb/> roten Meeres</hi> von <hi rendition="#g">Ras Iſa</hi> (nördlich von Ho-<lb/> deida) bis <hi rendition="#g">Ras Galefka</hi> (ſüdlich Hodeidas) von den<lb/> Seeſtreitkräften des Königreiches im Zuſtand einer<lb/><hi rendition="#g">effektiven Blokade</hi> gehalten werden wird.</p><lb/> <p>Den neutralen <hi rendition="#g">Schiffen</hi> wird eine Friſt behufs<lb/><hi rendition="#g">ungehinderter Entfernung</hi> aus dem Bereiche<lb/> der Blokade gegeben.</p><lb/> <p>Gegen jedes Fahrzeug, das verſuchen ſollte, die Blo-<lb/> kade zu verletzen, wird gemäß der völkerrechtlichen Beſtim-<lb/> mungen vorgegangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Friedensbeſtrebungen der Mächte.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 21. Jänner.</dateline> <p>Römiſche und Konſtantinopeler<lb/> Depeſchen beſagen übereinſtimmend, daß die <hi rendition="#g">Groß-<lb/> mächte</hi> erneut <hi rendition="#g">gemeinſame Schritte</hi> in Rom<lb/> und Konſtantinopel zur Herbeiführung eines beiderſeits<lb/> ehrenvollen Friedens vorbereiten. Die Romreiſe des deut-<lb/> ſchen Staatsſekretärs v. Kiderlen-Waechter habe haupt-<lb/> ſächlich der Friedensfrage gegolten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Beſchlagnahme des „Manuba“.<lb/> Die Gefangenen werden auf ihre ärztlichen Kenntniſſe<lb/> geprüft.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Gegenüber der Verlautbarung der „Compagne Mixte“,<lb/> daß die auf dem Dampfer „Manuba“ angetroffenen 29<lb/> Türken <hi rendition="#g">Aerzte und Krankenwärter</hi> des roten<lb/> Halbmondes ſeien, erklärt die „Agenzia Stefani“, daß die<lb/> genannten Türken, welche verſuchten, Marſeille <hi rendition="#g">heim-<lb/> lich</hi> zu verlaſſen, weder in Marſeille noch anderswo chi-<lb/> rurgiſches Material gekauft hätten und daß der Zweifel<lb/> an ihrer Eigenſchaft als Aerzte auch dadurch gerechtfer-<lb/> tigt ſei, daß einige ſich als <hi rendition="#g">Rechnungsbeamte</hi> aus-<lb/> gaben und im Beſitze bedeutender Summen (Cheks auf<lb/> 1,000.000 Franks) ſeien.</p><lb/> <p>Um die Eigenſchaft der angehaltenen Türken genau<lb/> feſtzuſtellen, iſt eine Unterſuchung im Zuge, die von Per-<lb/> ſonen von beſonderer ärztlicher Kompetenz geleitet wird.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eigenmächtigkeiten des Botſchafters Barrere?</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Außerordentliches Befremden erregt hier die Tatſache, daß<lb/> der Kapitän des Dampfers „Manuba“ behauptet, er habe<lb/><hi rendition="#g">infolge Weiſung der franzöſiſchen Bot-<lb/> ſchaft in Rom</hi> die türk. Reiſenden <hi rendition="#g">ausgeliefert,</hi><lb/> während das Miniſterium des Aeußern erklärt, den Ge-<lb/> ſchäftsträger in Rom beauftragt zu haben, auf Grund<lb/> der Haager Konvention gegen jeden Verſuch der italieni-<lb/> ſchen Behörden auf Auslieferung der türkiſchen Reiſenden<lb/><hi rendition="#g">entſchiedenſt zu proteſtieren.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Auffaſſung in Paris.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 21. Jänner.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. 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Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912
wahren Volksvertretern und nicht aus faſt lauter Reprä-
ſentanten des polniſchen Adels beſtehen werde.
Landmarſchall Graf Badeni konſtatierte darauf
auf Verlangen des Abg. Lewicki die Beſchlußfähigkeit
des Hauſes, worauf dieſes den Antrag auf Schluß der
Sitzung mit allen gegen die Stimmen der Ruthenen ab-
lehnte.
Nach Uebergang zur Tagesordnung ſetzte die tech-
niſche Obſtruktion der ukrainiſchen Abgeordneten,
die ſich zu dieſem Zwecke alle möglichen Inſtrumente mit-
gebracht hatten, mit voller Kraft wieder ein. Nichtsdeſto-
weniger wurde die Tagesordnung vollſtändig erſchöpft,
worauf die Abgeordneten Dr. Leo, Michalowski und
Waſung ihre Dringlichkeitsanträge betreffend die Er-
höhung der Lehrergehälter begründeten. Nachdem dieſe
Anträge der Schulkommiſſion zugewieſen worden waren,
ſchloß der Landmarſchall die Sitzung um einviertel zwei
Uhr nachmittags und ſetzte als Tag der nächſten Sitzung
den 25. Jänner feſt.
Die Ausgleichskonferenzen.
Lemberg, 21. Jänner. In der vorletzten polniſch-ru-
theniſchen Konferenz erklärten ſich die Polen mit der ge-
ſetzlichen Sicherſtellung der rutheniſchen Mandate einver-
ſtanden, weshalb es ſich nunmehr hauptſächlich nur noch
um die Frage der prozentuellen Feſtſetzung der Anzahl der
rutheniſchen Mandate handelt. Geſtern nachmittags wur-
den die Ausgleichsverhandlungen fortgeſetzt und insbe-
ſondere die künftige Zuſammenſetzung des Landesaus-
ſchuſſes und der einzelnen Kommiſſionen und die Wünſche
der Ruthenen in dieſer Hinſicht beſprochen. An den Aus-
gleichsverhandlungen nehmen teil: namens der Landtads-
rechten Abg. Abrahamowicz, namens des Zentrums
Abg. W. Czartoryski, namens der Landtagslinken
Abg. Dr. Leo, namens der polniſchen Volkspartei Abg.
Stapinski, beziehungsweiſe in deſſen Vertretung
Abg. Stefczyk, namens der Jungruthenen die Abge-
ordneten Dr. K. Lewicki, Makuch und Dr. Petru-
szewicz, namens der Altruthenen Abg. Dr. Korol,
ferner der Referent in der Wahlreformfrage Abg. Doktor
Starzynski, der Statthalter Dr. Bobrzynski
und der Landmarſchall Graf Badeni.
Die deutſch-czechiſchen Verhandlungen.
Prag, 21. Jänner. Zu den Prager und Wiener
deutſch-czechiſchen Verhandlungen ſchreibt der „Cas“:
Trotz aller Schönfärberei kann man ſagen, daß keine
Rede davon iſt, daß ein halbwegs möglicher Frieden
zwiſchen den bei den Nation en zuſtande kommt.
Die Regierung iſt auch gar nicht in die Verhandlungen
in einer Weiſe eingetreten, die darauf ſchließen läßt, daß
ſie einen wirklichen Erfolg erwartet. Sie arbeitet offen-
kundig nur, damit etwas zu geſchehen ſcheint. Baron
Heinold hört bei den Beſprechungen faſt teilnahmslos
zu und weiſt bei jedem Worte darauf hin, daß alles, was
er ſagt, nur ganz unverbindlich ſei. Er müſſe erſt Zu-
ſtimmung, Anſicht und Standpunkt der Geſamtregierung
einholen. Nur in einem Punkte ſcheint ſich die Regierung
klar zu ſein, nämlich, daß die Wünſche der Deut-
ſchen in der Frage des geteilten Beamtenſtatus uner-
füllbar ſind. Der Regierung iſt es endlich klar, daß
bei der Errichtung geteilter nationaler Beamtengruppen
in Böhmen ſolche nicht nur in Mähren und Schleſien,
ſondern ſpäter auch in Steiermark, Krain, im Küſtenlande
und in Galizien errichtet werden müſſen. Was dann der
Staat mit einem deutſchen, czechiſchen, ſloveniſchen,
polniſchen, rutheniſchen und italieniſchen Beamtenſtatus
anfangen ſoll, iſt unfaßbar. Abgeſehen von allen ſachlichen
Schwierigkeiten, politiſch iſt die Sache einfach unmöglich.
Früher hat man für das Zuſtandekommen eines deutſch-
czechiſchen Ausgleiches die höchſten Preiſe ausgeſetzt. Dr.
v. Körber hat ſogar einen Vorſchuß von tauſend Millionen
Kronen gezahlt — jetzt haben die Parteien nur einen
Preis. Wenn der deutſch-czechiſche Ausgleich zuſtande-
kommt, dürfen Deutſche und Czechen für die Steuer- und
Wehrvorlagen ſtimmen. Das iſt verteufelt wenig.
Graf Aehrenthal.
Wien, 21. Jänner. Wie das „N. W. Tagbl.“ meldet,
dürfte Graf Aehrenthal nach den Delegationen einen Ur-
laub nehmen und nach der Rückkehr vom Urlaub,
wenn ſeine Wiederherſtellung ſo weit vorgeſchritten
ſein wird, die Leitung der Geſchäfte übernehmen.
Wien, 21. Jänner. Der Berliner Korreſpondent des
„N. Wr. Tagbl.“ iſt zu folgender Erklärung ermächtigt:
„In den politiſchen Kreiſen Berlins wird mehr und mehr
mit Befremden wahrgenomen, daß die perſönlichen
Angriffe gegen den Grafen Aehrenthal in gewiſſen
Wiener Blättern immer wieder mit Beſchwerden der deut-
ſchen Politik über die Haltung des Miniſters des Auswär-
tigen Oeſterreich-Ungarns begründet waren. Man erklärt
hier, daß die Berufung auf angebliche deut-
ſche Beſchwerdengegen den Grafen Aehren-
thal haltlos iſt. Man fügt hinzu, daß gerade in dem
Kernpunkt der gegen Aehrenthal erhobenen Vorwürfe,
nämlich in der ſorgſamen Behandlung des Verhältniſſes
zu dem verbündeten Italien, die Anſichten der maßgeben-
den deutſchen Stellen durchaus mit der vom Grafen
Aehrenthal gewählten und konſtant feſtgehaltenen Tonart
zuſammenſtimmen.“
Der Veſuch des Thronfolgers in Berlin
Die Meldung, daß Erzherzog Franz Ferdinand dem
deutſchen Kaiſerhofe einen Beſuch abſtatten wird, beſtä-
tigt ſich. Der Erzherzog wird als Pate bei der Taufe des
jüngſten Sohnes des Kronprinzenpaares fungieren. Viel-
leicht iſt der Umſtand nicht ohne Bedeutung, daß auch die
Königin von Italien beim jüngſten Prinzen des Hohen-
zollernhauſes Patin ſtehen wird. Wahrſcheinlich wird
in der Uebernahme dieſes Ehrenamtes durch Königin
Helene auch die Abſicht einer Widerlegung gewiſſer Ge-
rüchte zu erblicken ſein, welche der Königin nachſagten,
daß ſie in jüngſter Zeit ihren perſönlichen Einfluß des
öfteren gegen die Intereſſen der Dreibundpolitik und
ihres Fortbeſtandes gekehrt habe. Auf dieſe politiſche
Taufangelegenheit, mit welcher ſich ſogar vielleicht auch die
Romreiſe Kiderlen-Waechters beſchäftigt haben mag, neh-
men folgende Meldungen Bezug:
Wien, 21. Jänner. Die halboffiziöſe Korreſpondenz
„Wilhelm“ beſtätigt, daß Erzherzog Franz Fer-
dinand am 28. d. M. in Berlin eintrifft, wo der Erz-
herzog auf Einladung des deutſchen Kronprinzenpaares
als Pate bei der Taufe des jüngſt geborenen Sohnes
des Kronprinzen fungieren wird.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Königin Helene nahm die Patenſtelle bei dem
neugeborenen Sohne des deutſchen Kronprinzen an.
Die Romreiſe Kiderlen-Waechters.
Rom, 21. Jänner. Staatsſekretär v. Kiderlen-
Waechter begab ſich geſtern mittags zur Conſulta, um
den Miniſter des Aeußern Marquis di San Giulia no
zu beſuchen. Er verweilte ungefähr eine Stunde bei ihm.
Um 1 Uhr nachmittags fand in der deutſchen Botſchaft ein
Frühſtück ſtatt. Später begab ſich di San Giuliano wie-
derum nach der deutſchen Botſchaft, um den Beſuch des
Staatsſekretärs zu erwidern. An dem Frühſtück, das der
deutſche Botſchafter v. Jagow heute zu Ehren des Staats-
ſekretärs v. Kiderlen-Waechter gab, nahmen Miniſterprä-
ſident Giolitti und Miniſter des Aeußern di San
Giuliano teil.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Staatsſekretär Kiderlen-Wächter ſtattete Merry
del Val einen Beſuch ab.
An dem Dejeuner, das im deutſchen Konſulate zu
Ehren Kiderlen-Wächters ſtattfand, nahmen Miniſter-
präſident Giolitti, nahezu ſämtliche Miniſter
und Exz. v. Bülow teil. Um Mitternacht reiſte Kiderlen
nach Berlin ab.
Der Empfang beim König.
Rom, 21. Jänner. Staatsſekretär v. Kiderlen-Waech-
ter wurde geſtern abends nach ſieben Uhr vom König
empfangen, der ihm das Großkreuz des Mauritius-
und Lazarusordens verlieh. Um 8 Uhr fand Hoftafel
ſtatt. Staatsſekretär v. Kiderlen-Waechter und Marquis
di San Giuliano ſaßen zur Linken der Königin. Es wurde
viel bemerkt, daß die beiden Staatsmänner mehrere lang-
andauernde Unterhaltungen führten.
Das Ableben des päpſtlichen Nuntius
Bavona.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der „Oſſervatore Romano“ meldet: Kaiſer Franz
Joſef ſprach, telegraphiſch dem Papſte ſeinen tiefen
Schmerz über das Ableben des Nuntius Bavona aus
und drückte den überaus lebhaften Anteil aus, den er an
der Trauer des heiligen Stuhles nehme.
Der öſterr.-ung. Botſchafter drückte dem Papſte und
Merry del Val das Beileid der öſterreichiſchen und der un-
gariſchen Regierung aus.
Die Stichwahlen im Deutſchen Reiche.
Von den 191 Stichwahlen, die im deutſchen Reiche
noch auszufechten waren, ſind geſtern 78 vollzogen worden.
Das Stichwahlbild war für die liberalen Parteien fol-
gendes:
Es ſtanden gegen das Zentrum die Nationalliberalen
in 12 Wahlkreiſen, in denen bis auf einen die Sozialde-
mokraten den Ausſchlag gaben, gegen Konſervative in 10,
gegen die Sozialdemokraten in 38 Wahlkreiſen. Die fort-
ſchrittliche Volkspartei ſteht gegen 21 Konſervative und
29 Sozialdemokraten, die Sozialdemokraten gegen 34
Konſervative und 11 Zentrumskandidaten.
An dieſer Situation hat der erſte Stichwahltag nach-
ſtehende Aenderungen vollzogen:
KB. Berlin, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Bisherige Reſultate der Reichsratsſtichwahlen: Gewählt
wurden: 9 Konſervative, 6 Reichspartei, 2 deutſche Re-
formpartei, 4 wirtſchaftl. Vereinigung 21 Nationalliberale,
17 fortſchrittliche Volkspartei, 7 Zen-
trum, 8 Sozial de mokraten, 2 Welfen, 1 Bauern-
bündler und 1 Wilder.
Die Konſervativen gewinnen drei und verlieren
fünf Mandate, die Reichspartei verliert ein Mandat und
gewinnt eines, die wirtſchaftliche Vereinigung gewinnt
ein und verliert zwei Mandate, die Nationalliberalen ge-
winnen zehn und verlieren ſechs, die fortſchrittliche Volks-
partei gewinnt acht und verliert ein, das Zentrum ge-
winnt zwei und verliert fünf, die Sozialdemokraten ge-
winnen acht und verlieren fünf, die Welfen gewinnen
zwei Mandate und der Bauernbund gewinnt ein Mandat.
Der italieniſch-türkiſche Krieg.
Die „Carthago“.
KB. Tunis, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Dampfer „Carthago“ iſt geſtern hier eingelaufen.
Die Kämpfe bei Tripolis.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis: Nach Be-
endigung der nötigen Sicherungsarbeiten wurde die Oaſe
Gargareſch geſtern definitiv beſetzt.
Wechſel im italieniſchen Oberkommando?
Mailand, 21. Jänner. Ein umfaſſender Wechſel in
den höheren Kommandoſtellen der Truppen in Tripolis
ſteht, der „Sera“ zufolge, bevor. General Caneva,
der ſeit Beginn der Operationen es angeblich an der nö-
tigen Energie fehlen ließ, ſoll durch General Frugoni
erſetzt werden. Auch andere Generale ſollen abberufen
werden.
Ausdehnung des Krieges zur See.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Agenzia Stefani“ meldet: Der Miniſter des Aeu-
ßern notifizierte ſämtlichen in Rom akkreditierten Bot-
ſchaften und Geſandtſchaften eine Erklärung, nach welcher
mit Rückſicht auf den Kriegszuſtand zwiſchen Italien und
der Türkei, die italieniſche Regierung, indem ſie ſich an
die Beſtimmungen des Völkerrechtes hält, erklärt, daß
vom 22. Jänner die ottomaniſche Küſte des
roten Meeres von Ras Iſa (nördlich von Ho-
deida) bis Ras Galefka (ſüdlich Hodeidas) von den
Seeſtreitkräften des Königreiches im Zuſtand einer
effektiven Blokade gehalten werden wird.
Den neutralen Schiffen wird eine Friſt behufs
ungehinderter Entfernung aus dem Bereiche
der Blokade gegeben.
Gegen jedes Fahrzeug, das verſuchen ſollte, die Blo-
kade zu verletzen, wird gemäß der völkerrechtlichen Beſtim-
mungen vorgegangen.
Die Friedensbeſtrebungen der Mächte.
Köln, 21. Jänner. Römiſche und Konſtantinopeler
Depeſchen beſagen übereinſtimmend, daß die Groß-
mächte erneut gemeinſame Schritte in Rom
und Konſtantinopel zur Herbeiführung eines beiderſeits
ehrenvollen Friedens vorbereiten. Die Romreiſe des deut-
ſchen Staatsſekretärs v. Kiderlen-Waechter habe haupt-
ſächlich der Friedensfrage gegolten.
Die Beſchlagnahme des „Manuba“.
Die Gefangenen werden auf ihre ärztlichen Kenntniſſe
geprüft.
KB. Rom, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Gegenüber der Verlautbarung der „Compagne Mixte“,
daß die auf dem Dampfer „Manuba“ angetroffenen 29
Türken Aerzte und Krankenwärter des roten
Halbmondes ſeien, erklärt die „Agenzia Stefani“, daß die
genannten Türken, welche verſuchten, Marſeille heim-
lich zu verlaſſen, weder in Marſeille noch anderswo chi-
rurgiſches Material gekauft hätten und daß der Zweifel
an ihrer Eigenſchaft als Aerzte auch dadurch gerechtfer-
tigt ſei, daß einige ſich als Rechnungsbeamte aus-
gaben und im Beſitze bedeutender Summen (Cheks auf
1,000.000 Franks) ſeien.
Um die Eigenſchaft der angehaltenen Türken genau
feſtzuſtellen, iſt eine Unterſuchung im Zuge, die von Per-
ſonen von beſonderer ärztlicher Kompetenz geleitet wird.
Eigenmächtigkeiten des Botſchafters Barrere?
KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Außerordentliches Befremden erregt hier die Tatſache, daß
der Kapitän des Dampfers „Manuba“ behauptet, er habe
infolge Weiſung der franzöſiſchen Bot-
ſchaft in Rom die türk. Reiſenden ausgeliefert,
während das Miniſterium des Aeußern erklärt, den Ge-
ſchäftsträger in Rom beauftragt zu haben, auf Grund
der Haager Konvention gegen jeden Verſuch der italieni-
ſchen Behörden auf Auslieferung der türkiſchen Reiſenden
entſchiedenſt zu proteſtieren.
Die Auffaſſung in Paris.
KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Dem „Echo de Paris“ zufolge ſind die hieſigen politiſchen
Kreiſe von der Haltung der Italiener auf das Tiefſte
verletzt und glauben, Italien wolle Zeit gewinnen, um
den Streitfall dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten.
Verſchärfung des Zwiſchenfalles.
KB. Paris, 21. Jänner. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Agence Havas“ meldet aus Rom: Die franzöſiſche
Regierung gab die Abſicht kund, von der italieniſchen Re-
gierung die Auslieferung der 29 Türken vom Dampfer
„Manuba“ zu verlangen, weil es ausſchließlich Sache der
franzöſiſchen Regierung ſei, deren Identität
feſtzuſtellen und ſicherzuſtellen, ob die Paſſagiere türkiſche
Offiziere ſeien, wie die italieniſche Regierung angibt oder
ob ſie im Dienſte des roten Halbmondes ſtehen, wie es
die türkiſche Regierung behauptet.
Kurze Nachrichten
München, 21. Jänner. Der Münchner Erzbiſchof
Dr. v. Bettinger wurde vom Kultusminiſter auf
Grund des § 57 des Religionsediktes zur Verant-
wortung gezogen, weil er am Schluſſe eines Vortrages,
den ein Jeſuitenpater hielt, eine Anſprache an die Ver-
ſammlung richtete. Die Unterſuchung gegen den Erzbiſchof
wurde überhaupt wegen ſeines Verhaltens in der Jeſuiten-
frage eingeleitet. Der Erzbiſchof und die ihm unterſtehende
Geiſtlichkeit haben es nämlich trotz des von der Regierung
erlaſſenen Verbotes zugelaſſen, daß Jeſuiten aus dem
Kloſter Feldkirch in Vorarlberg nach Bayern
kamen und hier Miſſionen abhielten. Da ſie gegen Anders-
gläubige hetzten, kam es oft zu unliebſamen Szenen.
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