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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2530, Czernowitz, 02.06.1912.

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2. Juli 1912. "Czernowitzer Allgemeine Zeitung"

[Spaltenumbruch] Dienern von allen Fraktionen des Gemeinderates mit
einer gewissen Feierlichkeit gegebene Versprechen bis heute
nicht eingelöst hat. Die Versammlung kann nicht anneh-
men, daß die Herren Gemeinderäte über ihr Versprechen
hinwegkommen wollen und hält es für selbstverständlich,
daß die Regulierungsvorlagen noch vor Annahme des
Präliminares durchgeführt werden. Die Versammlung
erwartet von dem löblichen Gemeinderate, daß er die
Dienstpragmatik in kürzester Zeit in Kraft treten lassen
werde, wobei die Versammlung mit Rücksicht auf die sei-
nerzeitigen Erklärungen des Herrn Dr. Straucher,
sowie mit Rücksicht auf die in dieser Versammlung abge-
gebene Erklärung des Herrn Dr. Billig der Bitte Aus-
druck gibt, daß an den bereits beschlossenen Prinzipien der
Zeitvorrückung sowie der Fristen, auch bei der definitiven
Regelung seitens des löblichen Gemeinderates festgehalten
werde.

Eine abgesagte militärische Uebung.

Eine gemeinsame
militärische Uebung, an welcher die Garnisonen von Ra-
dautz, Czernowitz, Kolomea und Zaleszczyki mit Czerno-
witz, als Brennpunkt teilnehmen sollten, war für heute und
morgen angesagt. Darauf sind die weißen Binden an den
Kappen vieler Militärs zurückzuführen. Die Uebung
wurde jedoch, wie wir hören, im letzten Augenblicke bis auf
weiteres verschoben.

Ausflug rumänischer Seminaristen nach Czernowitz.

Fünfunddreißig Bukarester Seminaristen sind heute nach-
mittags unter Führung zweier Professoren in Czernowitz
eingetroffen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu
besichtigen. Die Bukarester Ausflügler, die mit nationalen
Bändern geschmückt durch die Straßen promenieren und
einiges Aufsehen erregen, werden auf der Rückfahrt Su-
czawa
und Kloster Putna besuchen.

Blumenkörbe an den Beleuchtungsmasten.

Der Ver-
schönerungsverein hat mit der Anbringung von Blumen-
körben an den Beleuchtungsmasten begonnen. Die Arbeit,
die bestimmt ist, zur Belebung der Stadt durch schönes
Grün beizutragen, dürfte im Laufe dieser Woche beendet
werden.

Eine neue Beschleunigung des Zugsverkehrs Wien--
Czernowitz

steht, wie Betriebsleiter Hofrat Tschigg-
frey
gestern auf der Generalversammlung des Landes-
verbandes für Fremdenverkehr mitteilte, für das nächste
Jahr bevor. Ein von Wien um 8 Uhrabends abge-
hender Schnellzug wird Czernowitz zwischen 11 und
12 Uhr mittags erreichen und in Bukarest um
etwa 11 Uhr nachts eintreffen.

An unsere P. T. Abonnenten.

Der heutigen Auflage
liegen Postanweisungen bei, deren sich unsere P. T. Abon-
nenten zur Ueberweisung des fälligen Abonnements be-
ziehungsweise der aufgelaufenen Rückstände be-
dienen wollen. Neueintretende Abonnenten erhalten den
bereits erschienenen Teil des spannenden Romans "Der
Mann im Keller" nachgeliefert.

Die Generalagentur der The Gresham Life Assurance
Society Limited, Czernowitz,

teilt mit, daß die Bureau-
stunden wie folgt festgesetzt wurden: In der Zeit vom
1. Juni bis 30. September von 8 bis halb 3 Uhr und vom
1. Oktober bis 31. Dezember von halb 9 bis 3 Uhr. An
Samstagen hingegen ist durchgehende Bureauzeit bis
1 Uhr.

Von der Berlitz-Schule.

Dienstag, den 2. Juli um
7 Uhr abends beginnt in der Berlitz-Schule der Anfangs-
kurs in englischer Sprache.

Wetterprognose für morgen.

Trübung, zetweise Nie-
derschläge, etwas wärmer, westlich mäßige Winde.




Theater, Kunst und Literatur.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Gestern abends starb in Zbirow der böhmische Dichter
Josef V. Sladek, Professor der englischen Sprache an
der Prager Handelsakademie und Lektor an der böhmi-
schen Universität und Technik, im 66. Lebensjahre. Er
veröffentlichte mehrere Sammlungen lyrischer Gedichte
und trat auch durch die über Anregung der böhmischen
Akademie durchgeführte Übersetzung Shakespeares hervor.




Korrespondenzen.


Itzkany. (Auslieferung.)

Am 29. v. M. wurde
hier der längere Zeit in Haft gewesene, aus Bukarest
flüchtige Filipovici den rumänischen Behörden aus-
geliefert.
Gegen Filipovici wird in Rumänien die
Untersuchung wegen Betruges geführt.




Letzte Telegramme.
Ackerbauminister Dr. Braf +.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Heute um halb ein Uhr mittags ist der Ackerbauminister
Dr. Braf nach längerer Krankheit in Rostok ge-
storben.




Minister Braf ist zu Trebitsch in Mähren im Jahre
1851 geboren, absolvierte die Prager Universität und
habilitierte sich im Jahre 1877 an der Prager Universität
für Nationalökonomie. Er wurde dann nach Errichtung
der czechischen Universität zum Professor derselben er-
[Spaltenumbruch] nannt. Dr. Braf war auf dem Gebiete der staatswissen-
schaftlichen Literatur mit außerordentlichem Erfolge tätig.




Die Ereignisse in Prag.
Oberstlandmarschall Fürst Lobkowitz Zeuge der Exzesse.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Ueber die Vorgänge in Prag wären noch folgende Einzel-
heiten zu melden: Während des ersten Kamvfes zwischen
den Czechen und den deutschen Studenten erhielt ein Tech-
niker einen Stich in den Oberschenkel. Man vermutet,
daß der Stich von der Spitze eines Stockes herrührt. Die
Polizei, die zweihundert Mann stark vor dem Kasino
aufgestellt war, war machtlos. Die wüsten Szenen vor
dem Kasino dauerten bis zwölf Uhr mittags. Der Land-
marschall Prinz Lobkowitz, der sich auf dem Balkon
der Landesbank befand, war Augenzeuge der gegen
die Deutschen gerichteten Exzesse und man sah ihm
die Erregung merklich an.

Die Frage des Reflexes auf die Stellung der Deutsche[n]
zur Regierung.
(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Von den gestrigen Vorkommnissen in Prag erwartet man
naturgemäß eine Rückwirkung auf die Haltung der
Deutschradikalen
im Abgeordnetenhause. Diese
haben bekanntlich wegen der Reise des Unterrichtsmini-
sters von Hussarek nach Prag und wegen der Zusam-
menstöße am ersten Tage des Sokolfestes beschlossen, nicht
für das Budget zu stimmen. Inwieweit ihre Haltung Ein-
fluß auf den deutschen Nationalverband ausüben
wird, wird sich erst im Laufe des heutigen Nachmittages
entscheiden.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Im Abgeordnetenhause herrscht unter den Deutschen
über die Vorgänge in Prag große Erregung. Die
deutschradikalen Abgeordneten beabsichtigen, die Vorgänge
in Prag noch in der heutigen Sitzung zur Sprache zu
bringen.




Die Einberufung der Delegationen.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Ministerpräsident Ladislaus von Lukacs, der sich mit
seiner Familie in einem ungarischen Bad befindet, begibt
sich Mittwoch nach Wien, wo am folgenden Tage die --
bereits gemeldete -- Ministerkonferenz stattfindet, bei der
auch über die Einberufung der Delegationen
verhandelt werden wird. Bei dieser Gelegenheit wird Mi-
nisterpräsident Lukacs vom Kaiser in Audienz empfan-
gen werden.




Der serbische Ministerpräsident gestorben.

(Korr.-B.)

Ministerpräsident Mi-
lowanowic
ist heute früh gestorben.

Staatsrat Pasic wurde nach Belgrad berufen, um
die Bildung eines radikalen Kabinetts zu
übernehmen.




Die Gährung in der türkischen Armee.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Nach einer Meldung der "Times" aus Saloniki greifen
die Meutereien unter den türkischen Soldaten in
Mazedonien und Albanien immer mehrum sich. In
Tirana hätten zwei Offiziere und hundert Mann die
Kaserne verlassen und die Verschlußstücke von den Ge-
schützen zweier Batterien mit sich genommen. Die Regie-
rung wage es nicht, die Entflohenen zu verfolgen, weil sie
fürchte, daß die Verfolger mit den Verfolgten gemein-
same Sache machen könnten.

Loyalitätskundgebung für den Sultan.
(Korr.-B.)

Eine Amts-
depseche aus Uesküb meldet: Gestern fand am Grabe
Murads bei Prischtina in Anwesenheit von 8000 Personen
die Gedächtnisfeier der Schlacht am Amselfelde statt. Es
wurden patriotische türkische und albanesische Ansprachen
gehalten. Die Bevölkerung und die Notabeln gaben ihre
Treue für den Sultan und die konstitutionelle Re-
gierung kund.

(Korr.-B.)

Die Pforte ver-
öffentlicht den Text der Proklamation einiger Stämme
Assirs an Seid Idriß und seine Stämme, worin er auf-
gefordert wird, dem Sultan treu zu bleiben, da
die Italiener Feinde des Islam seien.




Die Eröffnung der olympischen Spiele.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Gestern begannen die olympischen Spiele mit einem Fuß-
ballmatch. Infolge ungeheuerer Hitze war der Besuch ein
schwacher. Oesterreich spielt gegen Deutschland
und gewinnt 5:1; dagegen verliert Oesterreich gegen
Holland infolge starker Ermattung mit 3:1.




Unfall beim Wiener Flugmeeting.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Bei dem gestrigen Flugmeeting ereignete sich im Publi-
kum ein schwerer Unfall. Der Aviatiker Nieuwport
beteiligte sich an der Konkurrenz für Bombenwerfen und
war bereits beim ersten Wurf weit vom Ziele abgekom-
men. Als er zum zweiten Male die Eisenkugel aus
einer Höhe von zweihundert Metern werfen wollte, glitt
sie ihm aus der Hand, und -- da er gerade über den Zu-
[Spaltenumbruch] schauerraum schwebte, -- traf die Kugel den 64 Jahre
alten Kaufmann David Weiß so unglücklich, daß er einen
Unterarmbruch erlitt.




Die Kleinodien der Czenstochauer
Muttergottes.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der frühere Prior des Klosters in Czenstochau, Rei-
mann,
der sich zur Buße in einem Kloster in Rom be-
findet, hat an den Rektor der polnischen Schule in Paris
ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, der Mönch
Starczewski, der gleichfalls im Czenstochauer Mord-
prozeß Mitangeklagter war, habe ihm mitgeteilt, daß eine
gewisse Olga Orzerkowska aus Kielce die Ju-
welen des Muttergottesbildes verwahrt halte. Olga
Orzerkowska soll eine Geliebte Maczochs gewesen sein. Rei-
mann erklärt, er wolle einen Amtsbruder nicht denunzie-
ren, da aber die Juwelen polnisches Nationaleigen-
tum seien, fühle er sich verpflichtet, über deren Verbleib
Auskunft zu geben.




Eisenbahnkatastrophe.

(Korr.-B.)

Der Breslauer Eisen-
bahnzug stieß nachts bei Schmiedefeld mit einem vollbe-
setzten Kremserzuge zusammen. Sieben Personen wurden
getötet und elf verletzt.




Telegr. Börse- und Kursnachrichten.
Wiener Börse.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Nach zweitägiger Feiertagsunterbrechung eröffnete die
heutige Vorbörse in fester Tendenz. Bevorzugt waren na-
mentlich Skodaaktien, die bei einem lebhafteren Geschäfts-
gange um 5 Kronen stiegen. Fest lagen auch Eisenwerte,
sowie Poldihütte- und Waffenfabriksaktien. Dagegen
wurden Staatsbahnaktien schwach gesucht.




Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz.
Telegraphischer Kursbericht.

Vor-
börse:
Schluß:Vor-
börse:
Schluß:
Kredit ...643·50645·50Salgo ...--·--760·--
Ung. Kredit--·----·--Hutter ...--·----·--
Bankverein .--·--530·25Simmeringer.--·----·--
Länderbank .--·--529·--Sigl ....--·--336·--
Boden ...--·--1286--Ver. Elektr..--·----·--
Unionbank .--·--611·50Oest. Verkehr .--·--452·--
Staatsbahn .716·50718·--Ung. Verkehr .--·--460·--
Südbahn ..--·----·--Galizia ...--·--369·--
Alpine ...993·25992·--Klotilde ..--·--310·--
Rimamuranyer769·25768·25Rothau Neudeck--·----·--
Siemens ..--·--322·--Jungbunzl. Spir--·----·--
Skoda ...758·50757·--Westb. Kohle .--·--657·--
Poldi ...780·--770·--A. E. G. Union--·--600·--
Orient ...--·--740·--Kroat. Zucker--·--1363--
Waffen ...1090--1110--Schodnica ..--·----·--
Türkenlose ..236·----·--


Effekten- u. Wechselkurse der Wiener Börse.


Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 87·30,
Jänner-Juli 87·30, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar-
August 90·--, in Silber, April-Oktober 90·10 Oesterr. Gold-
rente 113·10, Oesterr. Kronenrente 4% 87·30, Oesterr. Investi-
tionsrente 31/2 % 77·35, Ungar. Goldrente 4% 108·25, Ungar.
Kronenrente 4% 87·30, Ungar. Investitionsrente 31/2%, 77·--,
Oesterr.-ung. Bank-Aktien 21·22, Kreditaktien 644·75, London vista
241·75 Deutsche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 117·921/2,
20 Mark-Stücke 23·58, 20 Frank-Stücke 19·12, Italienische Bank-
noten 94·70, Rubel 2531/4.




Telegr. Handelsbericht vom 1. Juli 1912.

Die Budapester Produktenbörse notiert:


Weizen ........... K 11·45--11·46 per 50 kg.
Mais............." 8·79-- 8·80 " " "
Oelsaaten .........." 17.70--17·80 " " "


Amtlicher Kurs und Marktbericht
der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörse.


Preise per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz.

Weizen 10·50--10·60, Roggen 8·50--8·75, Gerste (Brauer-
ware) 9·--9·25, Hafer (Herrschaftsware) 9·60--9·80, Mais
8·30--8·40, Kleie (Weizen) 6·30--6·40, Roggen 6·60--6·80, Spiritus-
per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Steuer, ab Czer-
nowitz 00·00--00·00.

[]

2. Juli 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“

[Spaltenumbruch] Dienern von allen Fraktionen des Gemeinderates mit
einer gewiſſen Feierlichkeit gegebene Verſprechen bis heute
nicht eingelöſt hat. Die Verſammlung kann nicht anneh-
men, daß die Herren Gemeinderäte über ihr Verſprechen
hinwegkommen wollen und hält es für ſelbſtverſtändlich,
daß die Regulierungsvorlagen noch vor Annahme des
Präliminares durchgeführt werden. Die Verſammlung
erwartet von dem löblichen Gemeinderate, daß er die
Dienſtpragmatik in kürzeſter Zeit in Kraft treten laſſen
werde, wobei die Verſammlung mit Rückſicht auf die ſei-
nerzeitigen Erklärungen des Herrn Dr. Straucher,
ſowie mit Rückſicht auf die in dieſer Verſammlung abge-
gebene Erklärung des Herrn Dr. Billig der Bitte Aus-
druck gibt, daß an den bereits beſchloſſenen Prinzipien der
Zeitvorrückung ſowie der Friſten, auch bei der definitiven
Regelung ſeitens des löblichen Gemeinderates feſtgehalten
werde.

Eine abgeſagte militäriſche Uebung.

Eine gemeinſame
militäriſche Uebung, an welcher die Garniſonen von Ra-
dautz, Czernowitz, Kolomea und Zaleszczyki mit Czerno-
witz, als Brennpunkt teilnehmen ſollten, war für heute und
morgen angeſagt. Darauf ſind die weißen Binden an den
Kappen vieler Militärs zurückzuführen. Die Uebung
wurde jedoch, wie wir hören, im letzten Augenblicke bis auf
weiteres verſchoben.

Ausflug rumäniſcher Seminariſten nach Czernowitz.

Fünfunddreißig Bukareſter Seminariſten ſind heute nach-
mittags unter Führung zweier Profeſſoren in Czernowitz
eingetroffen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu
beſichtigen. Die Bukareſter Ausflügler, die mit nationalen
Bändern geſchmückt durch die Straßen promenieren und
einiges Aufſehen erregen, werden auf der Rückfahrt Su-
czawa
und Kloſter Putna beſuchen.

Blumenkörbe an den Beleuchtungsmaſten.

Der Ver-
ſchönerungsverein hat mit der Anbringung von Blumen-
körben an den Beleuchtungsmaſten begonnen. Die Arbeit,
die beſtimmt iſt, zur Belebung der Stadt durch ſchönes
Grün beizutragen, dürfte im Laufe dieſer Woche beendet
werden.

Eine neue Beſchleunigung des Zugsverkehrs Wien—
Czernowitz

ſteht, wie Betriebsleiter Hofrat Tſchigg-
frey
geſtern auf der Generalverſammlung des Landes-
verbandes für Fremdenverkehr mitteilte, für das nächſte
Jahr bevor. Ein von Wien um 8 Uhrabends abge-
hender Schnellzug wird Czernowitz zwiſchen 11 und
12 Uhr mittags erreichen und in Bukareſt um
etwa 11 Uhr nachts eintreffen.

An unſere P. T. Abonnenten.

Der heutigen Auflage
liegen Poſtanweiſungen bei, deren ſich unſere P. T. Abon-
nenten zur Ueberweiſung des fälligen Abonnements be-
ziehungsweiſe der aufgelaufenen Rückſtände be-
dienen wollen. Neueintretende Abonnenten erhalten den
bereits erſchienenen Teil des ſpannenden Romans „Der
Mann im Keller“ nachgeliefert.

Die Generalagentur der The Gresham Life Aſſurance
Society Limited, Czernowitz,

teilt mit, daß die Bureau-
ſtunden wie folgt feſtgeſetzt wurden: In der Zeit vom
1. Juni bis 30. September von 8 bis halb 3 Uhr und vom
1. Oktober bis 31. Dezember von halb 9 bis 3 Uhr. An
Samstagen hingegen iſt durchgehende Bureauzeit bis
1 Uhr.

Von der Berlitz-Schule.

Dienstag, den 2. Juli um
7 Uhr abends beginnt in der Berlitz-Schule der Anfangs-
kurs in engliſcher Sprache.

Wetterprognoſe für morgen.

Trübung, zetweiſe Nie-
derſchläge, etwas wärmer, weſtlich mäßige Winde.




Theater, Kunſt und Literatur.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Geſtern abends ſtarb in Zbirow der böhmiſche Dichter
Joſef V. Sladek, Profeſſor der engliſchen Sprache an
der Prager Handelsakademie und Lektor an der böhmi-
ſchen Univerſität und Technik, im 66. Lebensjahre. Er
veröffentlichte mehrere Sammlungen lyriſcher Gedichte
und trat auch durch die über Anregung der böhmiſchen
Akademie durchgeführte Überſetzung Shakespeares hervor.




Korreſpondenzen.


Itzkany. (Auslieferung.)

Am 29. v. M. wurde
hier der längere Zeit in Haft geweſene, aus Bukareſt
flüchtige Filipovici den rumäniſchen Behörden aus-
geliefert.
Gegen Filipovici wird in Rumänien die
Unterſuchung wegen Betruges geführt.




Letzte Telegramme.
Ackerbauminiſter Dr. Braf †.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Heute um halb ein Uhr mittags iſt der Ackerbauminiſter
Dr. Braf nach längerer Krankheit in Roſtok ge-
ſtorben.




Miniſter Braf iſt zu Trebitſch in Mähren im Jahre
1851 geboren, abſolvierte die Prager Univerſität und
habilitierte ſich im Jahre 1877 an der Prager Univerſität
für Nationalökonomie. Er wurde dann nach Errichtung
der czechiſchen Univerſität zum Profeſſor derſelben er-
[Spaltenumbruch] nannt. Dr. Braf war auf dem Gebiete der ſtaatswiſſen-
ſchaftlichen Literatur mit außerordentlichem Erfolge tätig.




Die Ereigniſſe in Prag.
Oberſtlandmarſchall Fürſt Lobkowitz Zeuge der Exzeſſe.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Ueber die Vorgänge in Prag wären noch folgende Einzel-
heiten zu melden: Während des erſten Kamvfes zwiſchen
den Czechen und den deutſchen Studenten erhielt ein Tech-
niker einen Stich in den Oberſchenkel. Man vermutet,
daß der Stich von der Spitze eines Stockes herrührt. Die
Polizei, die zweihundert Mann ſtark vor dem Kaſino
aufgeſtellt war, war machtlos. Die wüſten Szenen vor
dem Kaſino dauerten bis zwölf Uhr mittags. Der Land-
marſchall Prinz Lobkowitz, der ſich auf dem Balkon
der Landesbank befand, war Augenzeuge der gegen
die Deutſchen gerichteten Exzeſſe und man ſah ihm
die Erregung merklich an.

Die Frage des Reflexes auf die Stellung der Deutſche[n]
zur Regierung.
(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Von den geſtrigen Vorkommniſſen in Prag erwartet man
naturgemäß eine Rückwirkung auf die Haltung der
Deutſchradikalen
im Abgeordnetenhauſe. Dieſe
haben bekanntlich wegen der Reiſe des Unterrichtsmini-
ſters von Huſſarek nach Prag und wegen der Zuſam-
menſtöße am erſten Tage des Sokolfeſtes beſchloſſen, nicht
für das Budget zu ſtimmen. Inwieweit ihre Haltung Ein-
fluß auf den deutſchen Nationalverband ausüben
wird, wird ſich erſt im Laufe des heutigen Nachmittages
entſcheiden.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Im Abgeordnetenhauſe herrſcht unter den Deutſchen
über die Vorgänge in Prag große Erregung. Die
deutſchradikalen Abgeordneten beabſichtigen, die Vorgänge
in Prag noch in der heutigen Sitzung zur Sprache zu
bringen.




Die Einberufung der Delegationen.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Miniſterpräſident Ladislaus von Lukacs, der ſich mit
ſeiner Familie in einem ungariſchen Bad befindet, begibt
ſich Mittwoch nach Wien, wo am folgenden Tage die —
bereits gemeldete — Miniſterkonferenz ſtattfindet, bei der
auch über die Einberufung der Delegationen
verhandelt werden wird. Bei dieſer Gelegenheit wird Mi-
niſterpräſident Lukacs vom Kaiſer in Audienz empfan-
gen werden.




Der ſerbiſche Miniſterpräſident geſtorben.

(Korr.-B.)

Miniſterpräſident Mi-
lowanowic
iſt heute früh geſtorben.

Staatsrat Paſic wurde nach Belgrad berufen, um
die Bildung eines radikalen Kabinetts zu
übernehmen.




Die Gährung in der türkiſchen Armee.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Nach einer Meldung der „Times“ aus Saloniki greifen
die Meutereien unter den türkiſchen Soldaten in
Mazedonien und Albanien immer mehrum ſich. In
Tirana hätten zwei Offiziere und hundert Mann die
Kaſerne verlaſſen und die Verſchlußſtücke von den Ge-
ſchützen zweier Batterien mit ſich genommen. Die Regie-
rung wage es nicht, die Entflohenen zu verfolgen, weil ſie
fürchte, daß die Verfolger mit den Verfolgten gemein-
ſame Sache machen könnten.

Loyalitätskundgebung für den Sultan.
(Korr.-B.)

Eine Amts-
depſeche aus Uesküb meldet: Geſtern fand am Grabe
Murads bei Priſchtina in Anweſenheit von 8000 Perſonen
die Gedächtnisfeier der Schlacht am Amſelfelde ſtatt. Es
wurden patriotiſche türkiſche und albaneſiſche Anſprachen
gehalten. Die Bevölkerung und die Notabeln gaben ihre
Treue für den Sultan und die konſtitutionelle Re-
gierung kund.

(Korr.-B.)

Die Pforte ver-
öffentlicht den Text der Proklamation einiger Stämme
Aſſirs an Seid Idriß und ſeine Stämme, worin er auf-
gefordert wird, dem Sultan treu zu bleiben, da
die Italiener Feinde des Islam ſeien.




Die Eröffnung der olympiſchen Spiele.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Geſtern begannen die olympiſchen Spiele mit einem Fuß-
ballmatch. Infolge ungeheuerer Hitze war der Beſuch ein
ſchwacher. Oeſterreich ſpielt gegen Deutſchland
und gewinnt 5:1; dagegen verliert Oeſterreich gegen
Holland infolge ſtarker Ermattung mit 3:1.




Unfall beim Wiener Flugmeeting.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Bei dem geſtrigen Flugmeeting ereignete ſich im Publi-
kum ein ſchwerer Unfall. Der Aviatiker Nieuwport
beteiligte ſich an der Konkurrenz für Bombenwerfen und
war bereits beim erſten Wurf weit vom Ziele abgekom-
men. Als er zum zweiten Male die Eiſenkugel aus
einer Höhe von zweihundert Metern werfen wollte, glitt
ſie ihm aus der Hand, und — da er gerade über den Zu-
[Spaltenumbruch] ſchauerraum ſchwebte, — traf die Kugel den 64 Jahre
alten Kaufmann David Weiß ſo unglücklich, daß er einen
Unterarmbruch erlitt.




Die Kleinodien der Czenſtochauer
Muttergottes.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der frühere Prior des Kloſters in Czenſtochau, Rei-
mann,
der ſich zur Buße in einem Kloſter in Rom be-
findet, hat an den Rektor der polniſchen Schule in Paris
ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, der Mönch
Starczewski, der gleichfalls im Czenſtochauer Mord-
prozeß Mitangeklagter war, habe ihm mitgeteilt, daß eine
gewiſſe Olga Orzerkowska aus Kielce die Ju-
welen des Muttergottesbildes verwahrt halte. Olga
Orzerkowska ſoll eine Geliebte Maczochs geweſen ſein. Rei-
mann erklärt, er wolle einen Amtsbruder nicht denunzie-
ren, da aber die Juwelen polniſches Nationaleigen-
tum ſeien, fühle er ſich verpflichtet, über deren Verbleib
Auskunft zu geben.




Eiſenbahnkataſtrophe.

(Korr.-B.)

Der Breslauer Eiſen-
bahnzug ſtieß nachts bei Schmiedefeld mit einem vollbe-
ſetzten Kremſerzuge zuſammen. Sieben Perſonen wurden
getötet und elf verletzt.




Telegr. Börſe- und Kursnachrichten.
Wiener Börſe.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Nach zweitägiger Feiertagsunterbrechung eröffnete die
heutige Vorbörſe in feſter Tendenz. Bevorzugt waren na-
mentlich Skodaaktien, die bei einem lebhafteren Geſchäfts-
gange um 5 Kronen ſtiegen. Feſt lagen auch Eiſenwerte,
ſowie Poldihütte- und Waffenfabriksaktien. Dagegen
wurden Staatsbahnaktien ſchwach geſucht.




Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz.
Telegraphiſcher Kursbericht.

Vor-
börſe:
Schluß:Vor-
börſe:
Schluß:
Kredit ...643·50645·50Salgo ...—·—760·—
Ung. Kredit—·——·—Hutter ...—·——·—
Bankverein .—·—530·25Simmeringer.—·——·—
Länderbank .—·—529·—Sigl ....—·—336·—
Boden ...—·—1286—Ver. Elektr..—·——·—
Unionbank .—·—611·50Oeſt. Verkehr .—·—452·—
Staatsbahn .716·50718·—Ung. Verkehr .—·—460·—
Südbahn ..—·——·—Galizia ...—·—369·—
Alpine ...993·25992·—Klotilde ..—·—310·—
Rimamuranyer769·25768·25Rothau Neudeck—·——·—
Siemens ..—·—322·—Jungbunzl. Spir—·——·—
Skoda ...758·50757·—Weſtb. Kohle .—·—657·—
Poldi ...780·—770·—A. E. G. Union—·—600·—
Orient ...—·—740·—Kroat. Zucker—·—1363—
Waffen ...1090—1110—Schodnica ..—·——·—
Türkenloſe ..236·——·—


Effekten- u. Wechſelkurſe der Wiener Börſe.


Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 87·30,
Jänner-Juli 87·30, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar-
Auguſt 90·—, in Silber, April-Oktober 90·10 Oeſterr. Gold-
rente 113·10, Oeſterr. Kronenrente 4% 87·30, Oeſterr. Inveſti-
tionsrente 3½ % 77·35, Ungar. Goldrente 4% 108·25, Ungar.
Kronenrente 4% 87·30, Ungar. Inveſtitionsrente 3½%, 77·—,
Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 21·22, Kreditaktien 644·75, London vista
241·75 Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 117·92½,
20 Mark-Stücke 23·58, 20 Frank-Stücke 19·12, Italieniſche Bank-
noten 94·70, Rubel 253¼.




Telegr. Handelsbericht vom 1. Juli 1912.

Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:


Weizen ........... K 11·45—11·46 per 50 kg.
Mais.............„ 8·79— 8·80 „ „ „
Oelſaaten ..........„ 17.70—17·80 „ „ „


Amtlicher Kurs und Marktbericht
der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörſe.


Preiſe per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz.

Weizen 10·50—10·60, Roggen 8·50—8·75, Gerſte (Brauer-
ware) 9·—9·25, Hafer (Herrſchaftsware) 9·60—9·80, Mais
8·30—8·40, Kleie (Weizen) 6·30—6·40, Roggen 6·60—6·80, Spiritus-
per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Steuer, ab Czer-
nowitz 00·00—00·00.

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[5/0005] 2. Juli 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ Dienern von allen Fraktionen des Gemeinderates mit einer gewiſſen Feierlichkeit gegebene Verſprechen bis heute nicht eingelöſt hat. Die Verſammlung kann nicht anneh- men, daß die Herren Gemeinderäte über ihr Verſprechen hinwegkommen wollen und hält es für ſelbſtverſtändlich, daß die Regulierungsvorlagen noch vor Annahme des Präliminares durchgeführt werden. Die Verſammlung erwartet von dem löblichen Gemeinderate, daß er die Dienſtpragmatik in kürzeſter Zeit in Kraft treten laſſen werde, wobei die Verſammlung mit Rückſicht auf die ſei- nerzeitigen Erklärungen des Herrn Dr. Straucher, ſowie mit Rückſicht auf die in dieſer Verſammlung abge- gebene Erklärung des Herrn Dr. Billig der Bitte Aus- druck gibt, daß an den bereits beſchloſſenen Prinzipien der Zeitvorrückung ſowie der Friſten, auch bei der definitiven Regelung ſeitens des löblichen Gemeinderates feſtgehalten werde. Eine abgeſagte militäriſche Uebung. Eine gemeinſame militäriſche Uebung, an welcher die Garniſonen von Ra- dautz, Czernowitz, Kolomea und Zaleszczyki mit Czerno- witz, als Brennpunkt teilnehmen ſollten, war für heute und morgen angeſagt. Darauf ſind die weißen Binden an den Kappen vieler Militärs zurückzuführen. Die Uebung wurde jedoch, wie wir hören, im letzten Augenblicke bis auf weiteres verſchoben. Ausflug rumäniſcher Seminariſten nach Czernowitz. Fünfunddreißig Bukareſter Seminariſten ſind heute nach- mittags unter Führung zweier Profeſſoren in Czernowitz eingetroffen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu beſichtigen. Die Bukareſter Ausflügler, die mit nationalen Bändern geſchmückt durch die Straßen promenieren und einiges Aufſehen erregen, werden auf der Rückfahrt Su- czawa und Kloſter Putna beſuchen. Blumenkörbe an den Beleuchtungsmaſten. Der Ver- ſchönerungsverein hat mit der Anbringung von Blumen- körben an den Beleuchtungsmaſten begonnen. Die Arbeit, die beſtimmt iſt, zur Belebung der Stadt durch ſchönes Grün beizutragen, dürfte im Laufe dieſer Woche beendet werden. Eine neue Beſchleunigung des Zugsverkehrs Wien— Czernowitz ſteht, wie Betriebsleiter Hofrat Tſchigg- frey geſtern auf der Generalverſammlung des Landes- verbandes für Fremdenverkehr mitteilte, für das nächſte Jahr bevor. Ein von Wien um 8 Uhrabends abge- hender Schnellzug wird Czernowitz zwiſchen 11 und 12 Uhr mittags erreichen und in Bukareſt um etwa 11 Uhr nachts eintreffen. An unſere P. T. Abonnenten. Der heutigen Auflage liegen Poſtanweiſungen bei, deren ſich unſere P. T. Abon- nenten zur Ueberweiſung des fälligen Abonnements be- ziehungsweiſe der aufgelaufenen Rückſtände be- dienen wollen. Neueintretende Abonnenten erhalten den bereits erſchienenen Teil des ſpannenden Romans „Der Mann im Keller“ nachgeliefert. Die Generalagentur der The Gresham Life Aſſurance Society Limited, Czernowitz, teilt mit, daß die Bureau- ſtunden wie folgt feſtgeſetzt wurden: In der Zeit vom 1. Juni bis 30. September von 8 bis halb 3 Uhr und vom 1. Oktober bis 31. Dezember von halb 9 bis 3 Uhr. An Samstagen hingegen iſt durchgehende Bureauzeit bis 1 Uhr. Von der Berlitz-Schule. Dienstag, den 2. Juli um 7 Uhr abends beginnt in der Berlitz-Schule der Anfangs- kurs in engliſcher Sprache. Wetterprognoſe für morgen. Trübung, zetweiſe Nie- derſchläge, etwas wärmer, weſtlich mäßige Winde. Theater, Kunſt und Literatur. Czernowitz, 1. Juli. KB. Prag, 29. Juni. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Geſtern abends ſtarb in Zbirow der böhmiſche Dichter Joſef V. Sladek, Profeſſor der engliſchen Sprache an der Prager Handelsakademie und Lektor an der böhmi- ſchen Univerſität und Technik, im 66. Lebensjahre. Er veröffentlichte mehrere Sammlungen lyriſcher Gedichte und trat auch durch die über Anregung der böhmiſchen Akademie durchgeführte Überſetzung Shakespeares hervor. Korreſpondenzen. Czernowitz, 1. Juli. Itzkany. (Auslieferung.) Am 29. v. M. wurde hier der längere Zeit in Haft geweſene, aus Bukareſt flüchtige Filipovici den rumäniſchen Behörden aus- geliefert. Gegen Filipovici wird in Rumänien die Unterſuchung wegen Betruges geführt. Letzte Telegramme. Ackerbauminiſter Dr. Braf †. Prag, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute um halb ein Uhr mittags iſt der Ackerbauminiſter Dr. Braf nach längerer Krankheit in Roſtok ge- ſtorben. Miniſter Braf iſt zu Trebitſch in Mähren im Jahre 1851 geboren, abſolvierte die Prager Univerſität und habilitierte ſich im Jahre 1877 an der Prager Univerſität für Nationalökonomie. Er wurde dann nach Errichtung der czechiſchen Univerſität zum Profeſſor derſelben er- nannt. Dr. Braf war auf dem Gebiete der ſtaatswiſſen- ſchaftlichen Literatur mit außerordentlichem Erfolge tätig. Die Ereigniſſe in Prag. Oberſtlandmarſchall Fürſt Lobkowitz Zeuge der Exzeſſe. Prag, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Ueber die Vorgänge in Prag wären noch folgende Einzel- heiten zu melden: Während des erſten Kamvfes zwiſchen den Czechen und den deutſchen Studenten erhielt ein Tech- niker einen Stich in den Oberſchenkel. Man vermutet, daß der Stich von der Spitze eines Stockes herrührt. Die Polizei, die zweihundert Mann ſtark vor dem Kaſino aufgeſtellt war, war machtlos. Die wüſten Szenen vor dem Kaſino dauerten bis zwölf Uhr mittags. Der Land- marſchall Prinz Lobkowitz, der ſich auf dem Balkon der Landesbank befand, war Augenzeuge der gegen die Deutſchen gerichteten Exzeſſe und man ſah ihm die Erregung merklich an. Die Frage des Reflexes auf die Stellung der Deutſchen zur Regierung. Wien, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Von den geſtrigen Vorkommniſſen in Prag erwartet man naturgemäß eine Rückwirkung auf die Haltung der Deutſchradikalen im Abgeordnetenhauſe. Dieſe haben bekanntlich wegen der Reiſe des Unterrichtsmini- ſters von Huſſarek nach Prag und wegen der Zuſam- menſtöße am erſten Tage des Sokolfeſtes beſchloſſen, nicht für das Budget zu ſtimmen. Inwieweit ihre Haltung Ein- fluß auf den deutſchen Nationalverband ausüben wird, wird ſich erſt im Laufe des heutigen Nachmittages entſcheiden. Wien, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Im Abgeordnetenhauſe herrſcht unter den Deutſchen über die Vorgänge in Prag große Erregung. Die deutſchradikalen Abgeordneten beabſichtigen, die Vorgänge in Prag noch in der heutigen Sitzung zur Sprache zu bringen. Die Einberufung der Delegationen. Budapeſt, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Miniſterpräſident Ladislaus von Lukacs, der ſich mit ſeiner Familie in einem ungariſchen Bad befindet, begibt ſich Mittwoch nach Wien, wo am folgenden Tage die — bereits gemeldete — Miniſterkonferenz ſtattfindet, bei der auch über die Einberufung der Delegationen verhandelt werden wird. Bei dieſer Gelegenheit wird Mi- niſterpräſident Lukacs vom Kaiſer in Audienz empfan- gen werden. Der ſerbiſche Miniſterpräſident geſtorben. Belgrad, 1. Juli. (Korr.-B.) Miniſterpräſident Mi- lowanowic iſt heute früh geſtorben. Staatsrat Paſic wurde nach Belgrad berufen, um die Bildung eines radikalen Kabinetts zu übernehmen. Die Gährung in der türkiſchen Armee. London, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nach einer Meldung der „Times“ aus Saloniki greifen die Meutereien unter den türkiſchen Soldaten in Mazedonien und Albanien immer mehrum ſich. In Tirana hätten zwei Offiziere und hundert Mann die Kaſerne verlaſſen und die Verſchlußſtücke von den Ge- ſchützen zweier Batterien mit ſich genommen. Die Regie- rung wage es nicht, die Entflohenen zu verfolgen, weil ſie fürchte, daß die Verfolger mit den Verfolgten gemein- ſame Sache machen könnten. Loyalitätskundgebung für den Sultan. Konſtantinopel, 1. Juli. (Korr.-B.) Eine Amts- depſeche aus Uesküb meldet: Geſtern fand am Grabe Murads bei Priſchtina in Anweſenheit von 8000 Perſonen die Gedächtnisfeier der Schlacht am Amſelfelde ſtatt. Es wurden patriotiſche türkiſche und albaneſiſche Anſprachen gehalten. Die Bevölkerung und die Notabeln gaben ihre Treue für den Sultan und die konſtitutionelle Re- gierung kund. Konſtantinopel, 1. Juli. (Korr.-B.) Die Pforte ver- öffentlicht den Text der Proklamation einiger Stämme Aſſirs an Seid Idriß und ſeine Stämme, worin er auf- gefordert wird, dem Sultan treu zu bleiben, da die Italiener Feinde des Islam ſeien. Die Eröffnung der olympiſchen Spiele. Stockholm, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Geſtern begannen die olympiſchen Spiele mit einem Fuß- ballmatch. Infolge ungeheuerer Hitze war der Beſuch ein ſchwacher. Oeſterreich ſpielt gegen Deutſchland und gewinnt 5:1; dagegen verliert Oeſterreich gegen Holland infolge ſtarker Ermattung mit 3:1. Unfall beim Wiener Flugmeeting. Wien, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei dem geſtrigen Flugmeeting ereignete ſich im Publi- kum ein ſchwerer Unfall. Der Aviatiker Nieuwport beteiligte ſich an der Konkurrenz für Bombenwerfen und war bereits beim erſten Wurf weit vom Ziele abgekom- men. Als er zum zweiten Male die Eiſenkugel aus einer Höhe von zweihundert Metern werfen wollte, glitt ſie ihm aus der Hand, und — da er gerade über den Zu- ſchauerraum ſchwebte, — traf die Kugel den 64 Jahre alten Kaufmann David Weiß ſo unglücklich, daß er einen Unterarmbruch erlitt. Die Kleinodien der Czenſtochauer Muttergottes. Paris, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der frühere Prior des Kloſters in Czenſtochau, Rei- mann, der ſich zur Buße in einem Kloſter in Rom be- findet, hat an den Rektor der polniſchen Schule in Paris ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, der Mönch Starczewski, der gleichfalls im Czenſtochauer Mord- prozeß Mitangeklagter war, habe ihm mitgeteilt, daß eine gewiſſe Olga Orzerkowska aus Kielce die Ju- welen des Muttergottesbildes verwahrt halte. Olga Orzerkowska ſoll eine Geliebte Maczochs geweſen ſein. Rei- mann erklärt, er wolle einen Amtsbruder nicht denunzie- ren, da aber die Juwelen polniſches Nationaleigen- tum ſeien, fühle er ſich verpflichtet, über deren Verbleib Auskunft zu geben. Eiſenbahnkataſtrophe. Breslau, 1. Juli. (Korr.-B.) Der Breslauer Eiſen- bahnzug ſtieß nachts bei Schmiedefeld mit einem vollbe- ſetzten Kremſerzuge zuſammen. Sieben Perſonen wurden getötet und elf verletzt. Telegr. Börſe- und Kursnachrichten. Wiener Börſe. Wien, 1. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nach zweitägiger Feiertagsunterbrechung eröffnete die heutige Vorbörſe in feſter Tendenz. Bevorzugt waren na- mentlich Skodaaktien, die bei einem lebhafteren Geſchäfts- gange um 5 Kronen ſtiegen. Feſt lagen auch Eiſenwerte, ſowie Poldihütte- und Waffenfabriksaktien. Dagegen wurden Staatsbahnaktien ſchwach geſucht. Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz. Telegraphiſcher Kursbericht. Vor- börſe: Schluß: Vor- börſe: Schluß: Kredit ... 643·50 645·50 Salgo ... —·— 760·— Ung. Kredit —·— —·— Hutter ... —·— —·— Bankverein . —·— 530·25 Simmeringer. —·— —·— Länderbank . —·— 529·— Sigl .... —·— 336·— Boden ... —·— 1286— Ver. Elektr.. —·— —·— Unionbank . —·— 611·50 Oeſt. Verkehr . —·— 452·— Staatsbahn . 716·50 718·— Ung. Verkehr . —·— 460·— Südbahn .. —·— —·— Galizia ... —·— 369·— Alpine ... 993·25 992·— Klotilde .. —·— 310·— Rimamuranyer 769·25 768·25 Rothau Neudeck —·— —·— Siemens .. —·— 322·— Jungbunzl. Spir —·— —·— Skoda ... 758·50 757·— Weſtb. Kohle . —·— 657·— Poldi ... 780·— 770·— A. E. G. Union —·— 600·— Orient ... —·— 740·— Kroat. Zucker —·— 1363— Waffen ... 1090— 1110— Schodnica .. —·— —·— Türkenloſe .. 236·— —·— Effekten- u. Wechſelkurſe der Wiener Börſe. Wien, 1. Juli 1912. Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 87·30, Jänner-Juli 87·30, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar- Auguſt 90·—, in Silber, April-Oktober 90·10 Oeſterr. Gold- rente 113·10, Oeſterr. Kronenrente 4% 87·30, Oeſterr. Inveſti- tionsrente 3½ % 77·35, Ungar. Goldrente 4% 108·25, Ungar. Kronenrente 4% 87·30, Ungar. Inveſtitionsrente 3½%, 77·—, Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 21·22, Kreditaktien 644·75, London vista 241·75 Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 117·92½, 20 Mark-Stücke 23·58, 20 Frank-Stücke 19·12, Italieniſche Bank- noten 94·70, Rubel 253¼. Telegr. Handelsbericht vom 1. Juli 1912. Die Budapeſter Produktenbörſe notiert: Weizen ........... K 11·45—11·46 per 50 kg. Mais............. „ 8·79— 8·80 „ „ „ Oelſaaten .......... „ 17.70—17·80 „ „ „ Amtlicher Kurs und Marktbericht der Czernowitzer Frucht- und Produktenbörſe. Czernowitz, 1. Juli 1912. Preiſe per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz. Weizen 10·50—10·60, Roggen 8·50—8·75, Gerſte (Brauer- ware) 9·—9·25, Hafer (Herrſchaftsware) 9·60—9·80, Mais 8·30—8·40, Kleie (Weizen) 6·30—6·40, Roggen 6·60—6·80, Spiritus- per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Steuer, ab Czer- nowitz 00·00—00·00. _

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2530, Czernowitz, 02.06.1912, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2530_1912/5>, abgerufen am 24.11.2024.