Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2560, Czernowitz, 06.08.1912.[Spaltenumbruch]
Redaktion und Administration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutschland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme: "Allgemeine" Czernowitz [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Manuskripte werden in keinem Falle Nr. 2560. Czernowitz, Dienstag, den 6. August 1912. [Spaltenumbruch] Uebersicht. Vom Tage. Die Audienz des Kriegsministers beim Kaiser hing Letzte Telegramme. Die Skodawerke haben sich angeblich erbötig gemacht, Fortschreitende Zersetzung in der Türkei. Czernowitz, 5. August. Während die Jungtürken sich der Regierung gegen- [Spaltenumbruch] Inzwischen geht es in Albanien drunter und drüber. Ein wichtiger Ministerrat. KB. Konstantinopel, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Minister halten auf der Pforte eine Bera- Der Ministerrat, welcher bis spät nachts dauern Auflösung der Kammer mit Hilfe des Senates. -- Aus- schreibung von Neuwahlen. KB. Konstantinopel, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Regierung berief den Senat zu einer außer- [Spaltenumbruch] Nach zehnstündiger Sitzung beschloß der Senat mit Konflikt zwischen Kammer und Kriegsminister. KB. Konstantinopel, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Am Schluß der Kammersitzung bringt der Präsi- Der Inhalt der Interpellation. Konstantinopel, 4. August. Die Interpellation Ha- KB. Konstantinopel, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In der gestern in der Kammer eingebrachten In- Verhaftung ligafeindlicher Offiziere. KB. Konstantinopel, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") An einer Versammlungligafeindlicher [Spaltenumbruch] Feuilleton. Ein korrekter Mann. Mit einem leichten Alpakaanzug bekleidet trat ich aus "Sieh da, Verduret! Man schwitzt heute, was, mein Ein gezwungenes Lächeln seiner schmalen Lippen ließ "Guten Tag, Lanchois. Bist du immer gesund? Und "Ach richtig, Burduret! Ich vergaß, daß du der kor- "Und wie gehts jenem äußerst vornehmen Herrn, "Vortrefflich, er ist immer gleich jovial?" Das freut mich sehr. Und wie geht es seinen beiden "Die sind alle beide ertrunken. Doch sprechen wir von "Meiner Tante Sophie zum Geburtstag gratulie- "Komm' doch ein Glas Bier mit mir trinken." -- Er stieß einen Seufzer aus, der einen Stein hätte Gerührt sagte ich: "Hast du Unannehmlichkeiten?" "Wenn ich meiner Tante gratulieren gehe, so ge- "Wenn du ein Glas Bier mit mir trinken kommst, Wir machten im kühlen Schatten einer Wirtschaft "Das glaube ich: sapperlot, ein schönes, üppiges Ge- Ihr Zustand schreitet von Tag zu Tag vor. Heuch- "Teufel!" "War das nicht meine Pflicht als beleidigter Gatte? [Spaltenumbruch]
Redaktion und Adminiſtration: Telephon-Nummer 161. Abonnementsbedingungen: Für Czernowitz Für Deutſchland: für Rumänien und den Balkan: Telegramme: „Allgemeine“ Czernowitz [Spaltenumbruch] Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] Ankündigungen: Einzelexemplare Manuſkripte werden in keinem Falle Nr. 2560. Czernowitz, Dienſtag, den 6. Auguſt 1912. [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Vom Tage. Die Audienz des Kriegsminiſters beim Kaiſer hing Letzte Telegramme. Die Skodawerke haben ſich angeblich erbötig gemacht, Fortſchreitende Zerſetzung in der Türkei. Czernowitz, 5. Auguſt. Während die Jungtürken ſich der Regierung gegen- [Spaltenumbruch] Inzwiſchen geht es in Albanien drunter und drüber. Ein wichtiger Miniſterrat. KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Miniſter halten auf der Pforte eine Bera- Der Miniſterrat, welcher bis ſpät nachts dauern Auflöſung der Kammer mit Hilfe des Senates. — Aus- ſchreibung von Neuwahlen. KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Regierung berief den Senat zu einer außer- [Spaltenumbruch] Nach zehnſtündiger Sitzung beſchloß der Senat mit Konflikt zwiſchen Kammer und Kriegsminiſter. KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Am Schluß der Kammerſitzung bringt der Präſi- Der Inhalt der Interpellation. Konſtantinopel, 4. Auguſt. Die Interpellation Ha- KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In der geſtern in der Kammer eingebrachten In- Verhaftung ligafeindlicher Offiziere. KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) An einer Verſammlungligafeindlicher [Spaltenumbruch] Feuilleton. Ein korrekter Mann. Mit einem leichten Alpakaanzug bekleidet trat ich aus „Sieh da, Verduret! Man ſchwitzt heute, was, mein Ein gezwungenes Lächeln ſeiner ſchmalen Lippen ließ „Guten Tag, Lanchois. Biſt du immer geſund? Und „Ach richtig, Burduret! Ich vergaß, daß du der kor- „Und wie gehts jenem äußerſt vornehmen Herrn, „Vortrefflich, er iſt immer gleich jovial?“ Das freut mich ſehr. Und wie geht es ſeinen beiden „Die ſind alle beide ertrunken. Doch ſprechen wir von „Meiner Tante Sophie zum Geburtstag gratulie- „Komm’ doch ein Glas Bier mit mir trinken.“ — Er ſtieß einen Seufzer aus, der einen Stein hätte Gerührt ſagte ich: „Haſt du Unannehmlichkeiten?“ „Wenn ich meiner Tante gratulieren gehe, ſo ge- „Wenn du ein Glas Bier mit mir trinken kommſt, Wir machten im kühlen Schatten einer Wirtſchaft „Das glaube ich: ſapperlot, ein ſchönes, üppiges Ge- Ihr Zuſtand ſchreitet von Tag zu Tag vor. Heuch- „Teufel!“ „War das nicht meine Pflicht als beleidigter Gatte? <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jEditorialStaff"> <p> <hi rendition="#b">Redaktion und Adminiſtration:<lb/> Ringplatz 4, 2. 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Die<lb/> Regierung hat ſich vom Senat die Abänderung der Ver-<lb/> faſſung bewilligen laſſen und wird, geſtützt auf die An-<lb/> ſchauung dieſer Körperſchaft, welche die Legislaturperiode<lb/> der Kammer für abgelaufen erklärt, das Unterhaus ver-<lb/> mutlich noch heute ſchließen. 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Die Wogen der Erre-<lb/> gung fluten hinüber über die Grenzen ins benachbarte<lb/> Montenegro, kommen verſtärkt zurück, das ganze Land<lb/> bis an die Grenzen der öſterreichiſch-ungariſchen Monar-<lb/> chie iſt in hellem Aufruhr und im türkiſch-montenegrini-<lb/> ſchen Gebiet hat die Aufregung geſtern zu einem blutigen<lb/> gefechtartigen Zuſammenſtoß zwiſchen Truppen des Sul-<lb/> tans und den Bewohnern der Schwarzen Berge geführt,<lb/> dem auf beiden Seiten Menſchenleben zum Opfer fielen.<lb/> Serbien hat angeblich ſeinen auf Urlaub befindlichen<lb/> Kriegsminiſter zurückberufen und Gerüchte beſagen, daß<lb/> in den letzten Tagen ein eifriger Verkehr zwiſchen dem<lb/> Belgrader auswärtigen Amte und demjenigen Bulga-<lb/> riens herrſche, der den Fortgang der Ereigniſſe im Norden<lb/> der Türkei zum hauptſächlichen Gegenſtande habe. Das<lb/> ſind neue Momente, neben welchen die leiſe empordäm-<lb/> mernde Friedensahnung keinen rechten Eindruck erzielt.<lb/> Die Lage am Balkan iſt andauernd ſo kritiſch und zu<lb/> Weiterungen hinneigend, daß Oeſterreich-Ungarn froh<lb/> ſein kann, wenn es in der Lage iſt, die weitere Entwick-<lb/> lung im Gefühl des ruhigen Bewußtſeins zu beobachten,<lb/> daß ſein Haus beſtellt und der Staat für jede eintretende<lb/> Eventualität gerüſtet iſt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein wichtiger Miniſterrat.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. 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Warum es den Offizieren der Liga ge-<lb/> ſtattet ſei, Proklamationen durch die Preſſe zu verbreiten.<lb/> 2. Warum der Verfaſſer des gegen die Kammer gerichteten<lb/> Drohbriefes nicht beſtraft werde. 3. Warum in die Kam-<lb/> merwache Offiziere der Liga kommandiert wurden. 4.<lb/> Warum ſich in den Wandelgängen der Kammer ſo auf-<lb/> fallend viele Anhänger der Liga aufhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>In der geſtern in der Kammer eingebrachten In-<lb/> terpellation der Jungtürken an den Kriegsminiſter, wird<lb/> erklärt, der Kriegsminiſter habe in der Nacht der Bildung<lb/> des Kabinettes die <hi rendition="#g">Offiziere der Liga auf die<lb/> Pfortegeladen,</hi> ſie bewirtet, und ſodann dem Wach-<lb/> korps in Stambul zugeteilt; ferner ſeien deſertierte Offi-<lb/> ziere aus Monaſtir nach Konſtantinopel geſchickt worden,<lb/> wo ſie unbehindert in der Stadt ſogar in den Wandelgän-<lb/> gen der Kammer ſpazieren gehen.</p> </div> </div><lb/> <div xml:id="verhaftung1" next="#verhaftung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verhaftung ligafeindlicher Offiziere.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>An einer <hi rendition="#g">Verſammlungligafeindlicher<lb/> Offiziere,</hi> die in einem Gaſthauſe nächſt des Frei-<lb/> heitshügels ſtattfand, nahmen 4 Majore, 38 Hauptleute,<lb/> ein Leutnant und 30 Ziviliſten teil. Die Offiziere unter-<lb/> zeichneten eine Erklärung, die dem Kriegsminiſter unter-<lb/> breitet wird, in welcher ſie ſich damit einverſtanden er-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Feuilleton.</hi> </head><lb/> <div xml:id="mann1" next="#mann2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein korrekter Mann.</hi> </head><lb/> <byline>Von <hi rendition="#b">Heuri Falk.</hi><lb/> Autor. Ueberſetzung von <hi rendition="#b">Gulti Alſen.</hi> </byline><lb/> <p>Mit einem leichten Alpakaanzug bekleidet trat ich aus<lb/> dem Jardin des Plantes, in welchem ich meinen Onkel,<lb/> der Beamter des dortigen Muſeums iſt, beſucht hatte. Es<lb/> war eine ſo erſtickende Hitze, daß ſelbſt die pneumatiſchen<lb/> Uhren, wahrſcheinlich aus Mangel an Luft, ſtehen blieben.<lb/> So ſetzte mich der Anblick eines Herrn im Ueberzieher,<lb/> Zylinder und tadelloſen Handſchuhen, der mir raſchen<lb/> Schrittes entgegenkam, in Erſtaunen. Aber bald erkannte<lb/> ich Verduret, meinen alten Studiengenoſſen der Rechte, in<lb/> ihm wieder. Nach abſolviertem Examen war er in die<lb/> Steuerverwaltung, ich in den Staatsdienſt eingetreten.<lb/> Seine Heirat hatte unſere Beziehungen unterbrochen. Wir<lb/> waren uns ſeit einem halben Jahre nicht mehr wieder be-<lb/> gegnet.</p><lb/> <p>„Sieh da, Verduret! Man ſchwitzt heute, was, mein<lb/> Alter?“</p><lb/> <p>Ein gezwungenes Lächeln ſeiner ſchmalen Lippen ließ<lb/> ſein gelbes Geſicht mit dem ſchwarzen Backenbart wenig<lb/> heiterer erſcheinen. Er ſchlug die Hacken zuſammen, ver-<lb/> neigte ſich, nahm ſeinen Hut ab und erwiderte, mir die<lb/> Hand hinſtreckend:</p><lb/> <p>„Guten Tag, Lanchois. Biſt du immer geſund? Und<lb/> wie geht es deiner Familie?“</p><lb/> <p>„Ach richtig, Burduret! Ich vergaß, daß du der kor-<lb/> rekte Mann in der Vollendung biſt. Ich bin geſund und<lb/> meiner Familie geht es gut.“</p><lb/> <p>„Und wie gehts jenem äußerſt vornehmen Herrn,<lb/> dem Offizier mit dem Orden für landwirtſchaftliche Ver-<lb/><cb/> dienſte, dem du mich vor einem halben Jahre in der Tram-<lb/> bahn der Pforte Rappe vorgeſtellt haſt?“</p><lb/> <p>„Vortrefflich, er iſt immer gleich jovial?“</p><lb/> <p>Das freut mich ſehr. Und wie geht es ſeinen beiden<lb/> kleinen Töchtern, von denen er uns ſo viel erzählte?“</p><lb/> <p>„Die ſind alle beide ertrunken. Doch ſprechen wir von<lb/> dir. Wohin gehſt du zeremoniell?“</p><lb/> <p>„Meiner Tante Sophie zum Geburtstag gratulie-<lb/> ren.“</p><lb/> <p>„Komm’ doch ein Glas Bier mit mir trinken.“ —<lb/> „Ich danke dir ſehr herzlich für deine liebenswürdige Ein-<lb/> ladung. Ich würde ihr mit Vergnügen Folge leiſten, doch<lb/> iſt mir nicht zum Trinken zumut.“</p><lb/> <p>Er ſtieß einen Seufzer aus, der einen Stein hätte<lb/> erweichen können.</p><lb/> <p>Gerührt ſagte ich: „Haſt du Unannehmlichkeiten?“</p><lb/> <p>„Wenn ich meiner Tante gratulieren gehe, ſo ge-<lb/> ſchieht das, — o, glaube mir, — einzig und allein, um<lb/> mich zu betäuben. Lieber Lanchois, ſeit acht Tagen erleidet<lb/> mein Selbſtbewußtſein die größten Demütigungen. Doch<lb/> du biſt Rechtsanwalt und könnteſt mir vielleicht einen Rat<lb/> geben.“</p><lb/> <p>„Wenn du ein Glas Bier mit mir trinken kommſt,<lb/> ſehr gern.“</p><lb/> <p>Wir machten im kühlen Schatten einer Wirtſchaft<lb/> halt. „Nach dir,“ erklärte Burduret. — „Aber ich bitte<lb/> dich, tritt du zuerſt ein.“ — „In keinem Falle.“ — Ich<lb/> trat ein. Nachdem er ſich auf meine Einladung hin geſetzt,<lb/> mit mir angeſtoßen, auf meine Geſundheit und auf die<lb/> meiner ganzen Familie getrunken, nachdem er das Bier<lb/> und ſeine vortreffliche Würze gelobt, ſagte er: „Kennſt<lb/> du meine Frau?“</p><lb/> <p>„Das glaube ich: ſapperlot, ein ſchönes, üppiges Ge-<lb/> ſchöpf! ...“ — „Ja, ſie iſt ſchön, und beſonders ſehr<lb/> wohl erzogen, — als die Tochter reicher Tierbändiger. —<lb/><cb/> Ich heiratete ſie vor zwei Jahren und hatte anfangs nur<lb/> Grund, Lobendes von ihr zu ſagen, obgleich der Himmel<lb/> nach dem einſtimmigen Ausſpruch der glänzendſten Spe-<lb/> zialiſten ſich einem Segen unſerer Vereinigung wider-<lb/> ſetzte. Sehr gut. Nun ſtelle dir vor, daß ich vor einiger<lb/> Zeit nicht ohne Erregung einen veränderten Zuſtand mei-<lb/> ner Frau feſtſtellte. Ich frage ſie voller Strenge aus. Sie<lb/> leugnet ganz keck, iſt ganz Intrige.</p><lb/> <p>Ihr Zuſtand ſchreitet von Tag zu Tag vor. Heuch-<lb/> leriſch enthalte ich mich von jetzt an jeder Bemerkung, doch<lb/> ich beobachte ... mit ſolcher Verſchlagenheit, daß ich in<lb/> vergangener Woche einen Brief finde, den ſie ... ver-<lb/> zeih! ... an einem abgelegenen Orte zu vernichten ver-<lb/> gaß ... Es war ein Brief ihres Liebhabers ... O,<lb/> er war mit entſcheidendem Inhalt. Einzelheiten zum<lb/> Ueberfluß! ... Auf Wort, ſie chokierten mich ... Das<lb/> Ganze war: Edgar Loupoit, 25 b rue des Canettes unter-<lb/> zeichnet. Ich nehme meine Handſchuhe, meine Karte, mei-<lb/> nen Zylinder, meinen Revolver und einen Wagen, um<lb/> dieſen Herrn zu Tode zu befördern.“</p><lb/> <p>„Teufel!“</p><lb/> <p>„War das nicht meine Pflicht als beleidigter Gatte?<lb/> Doch warte auf das Weitere ... Ich befinde mich alſo im<lb/> Wagen, als das Pferd im Vorüberfahren an einer Ge-<lb/> mäldehandlung beim Anblick der im Schaufenſter ausge-<lb/> ſtellten Werke von Angſt ergriffen wird: es geht durch.<lb/> Der Kutſcher, der auf den Boden geſetzt iſt, läßt die Zügel<lb/> wider ſeinen Willen los. Das befreite Tier galoppiert da-<lb/> hin. „Haltet es! Haltet es!“ ſchreien unbeweglich ſtehende<lb/> Leute ſich gegenſeitig zu. An die Polſter geklammert,<lb/> wahnſinnig vor Schreck, ſehe ich auf einer unempfindli-<lb/> chen Mauer, auf welche das kopfloſe Tier losſtürmt, die<lb/> Reklame „Beſte Marmelade“ immer größer und größer<lb/> werden ... Da ſpringt mit bewunderungswerter Ge-<lb/> ſchicklichkeit ein mutiger Mitbürger von dem Fußſteg auf</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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Manuſkripte werden in keinem Falle
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Nr. 2560. Czernowitz, Dienſtag, den 6. Auguſt 1912.
Ueberſicht.
Vom Tage.
Die Audienz des Kriegsminiſters beim Kaiſer hing
mit der Frage der Artillerieforderungen zuſammen. —
Die türkiſche Regierung beſchloß auf Grund einer Ver-
faſſungsinterpretation des Senates, die Kammer zu
ſchließen. — An der montenegriniſchen Grenze kam es
neuerlich zu ernſten Zuſammenſtößen.
Letzte Telegramme.
Die Skodawerke haben ſich angeblich erbötig gemacht,
das Rohrmaterial für die Neubewaffnung der Feldartil-
lerie auf eigene Gefahr herzuſtellen. — Die türkiſche
Kammer hat ſich der Schließung durch einen Vertagungs-
beſchluß entzogen.
Fortſchreitende Zerſetzung in
der Türkei.
Czernowitz, 5. Auguſt.
Während die Jungtürken ſich der Regierung gegen-
über unmittelbar vor dem Ende oder vor dem Anfang der
großen Auseinanderſetzung zu ermannen beginnen, in
der Kammer aufbegehren, Emiſſäre unter das erregte
Volk entſenden, ſich Kundgebungen gegen die Auflöſung
telegraphieren laſſen und der unſchlüſſigen, in ihrer Mei-
nung ſchwankenden zivilen und militäriſchen Menge den
Leichnam eines erhenkten Offiziers als erſtes Wahrzeichen
der kommenden Aera entgegenhalten, — während zu glei-
cher Zeit die Liga nach Taten ruft und der Aufſtand in
Albanien ungeahnte Dimenſionen und Richtungen an-
nimmt, trifft das Kabinett die letzten Vorkehrungen zur
Behebung des unhaltbaen inneren Zuſtandes der Türkei.
Die Kriſis ſteht unmittelbar vor ihrem Höhepunkte und
morgen ſchon wird Gewißheit darüber beſtehen, ob ſie zur
Geneſung führen ſoll oder neue noch gewaltigere Konvul-
ſionen das krankheitsſchwache Reich ergreifen werden. Die
Regierung hat ſich vom Senat die Abänderung der Ver-
faſſung bewilligen laſſen und wird, geſtützt auf die An-
ſchauung dieſer Körperſchaft, welche die Legislaturperiode
der Kammer für abgelaufen erklärt, das Unterhaus ver-
mutlich noch heute ſchließen. Morgen vielleicht ſchon wer-
den, da das Komitee dann nichts mehr zu verlieren hat,
wohl aber noch eine Chance beſitzt, wenn der von ihm be-
hauptete Anhang in der Hauptſtadt und in der Armee
wirklich beſteht, die Gegenſätze ſich zu meſſen beginnen; der
düſtere innerpolitiſche Horizont hat ſich durch die Auf-
löſung nicht gebeſſert, nur das Eine bringt ſie mit ſich, daß
eine Klärung der Lage jetzt unbedingt eintreten muß.
Inzwiſchen geht es in Albanien drunter und drüber.
Die Maliſſoren geben ſich mit der Forderung nach Auf-
löſung der Kammer nicht mehr zufrieden, ſind auf ihre
alten Autonomiewünſche zurückgekommen und erinnern
ſich, wie behauptet wird, neuerdings mit großer Vorliebe
der alten guten Zeiten des bamidiſchen Regimes, in wel-
chen ſie ungeſtört auf einander ſchießen durften, keine
Steuern zahlten und zeitweilig vom Sultan ſchöne Ham-
melherden zum Geſchenk bekamen. Die Wogen der Erre-
gung fluten hinüber über die Grenzen ins benachbarte
Montenegro, kommen verſtärkt zurück, das ganze Land
bis an die Grenzen der öſterreichiſch-ungariſchen Monar-
chie iſt in hellem Aufruhr und im türkiſch-montenegrini-
ſchen Gebiet hat die Aufregung geſtern zu einem blutigen
gefechtartigen Zuſammenſtoß zwiſchen Truppen des Sul-
tans und den Bewohnern der Schwarzen Berge geführt,
dem auf beiden Seiten Menſchenleben zum Opfer fielen.
Serbien hat angeblich ſeinen auf Urlaub befindlichen
Kriegsminiſter zurückberufen und Gerüchte beſagen, daß
in den letzten Tagen ein eifriger Verkehr zwiſchen dem
Belgrader auswärtigen Amte und demjenigen Bulga-
riens herrſche, der den Fortgang der Ereigniſſe im Norden
der Türkei zum hauptſächlichen Gegenſtande habe. Das
ſind neue Momente, neben welchen die leiſe empordäm-
mernde Friedensahnung keinen rechten Eindruck erzielt.
Die Lage am Balkan iſt andauernd ſo kritiſch und zu
Weiterungen hinneigend, daß Oeſterreich-Ungarn froh
ſein kann, wenn es in der Lage iſt, die weitere Entwick-
lung im Gefühl des ruhigen Bewußtſeins zu beobachten,
daß ſein Haus beſtellt und der Staat für jede eintretende
Eventualität gerüſtet iſt.
Ein wichtiger Miniſterrat.
KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Die Miniſter halten auf der Pforte eine Bera-
tung ab, welcher eine große Bedeutung beige-
meſſen wird.
Der Miniſterrat, welcher bis ſpät nachts dauern
dürfte, ſoll ſich mit den den Norden und dem Süden des
Reiches betreffenden Angelegenheiten, mit den Zuſtän-
den in der Armee und mit der Frage der Auf-
löſung der Kammer befaſſen.
Auflöſung der Kammer mit Hilfe des Senates. — Aus-
ſchreibung von Neuwahlen.
KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Die Regierung berief den Senat zu einer außer-
ordentlichen Sitzung ein.
Nach zehnſtündiger Sitzung beſchloß der Senat mit
28 gegen 5 Stimmen mehrere Artikel der Verfaſſung in der
Weiſe auszulegen, daß die Legislaturperiode der
Kammer als geſchloſſen anzuſehen ſei.. Morgen
gelangt in der Kammer eine Verordnung zur Verleſung,
welche die Schließung der Kammer und Vor-
nahme der Neuwahlen anordnet.
Konflikt zwiſchen Kammer und Kriegsminiſter.
KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Am Schluß der Kammerſitzung bringt der Präſi-
den die Antwort des Kriegsminiſters auf die Auffor-
derung des Hauſes in der Kammer zu erſcheinen, zur
Kenntnis. Der Kriegsminiſter teilt mit, daß er, da er
gerade an dem Miniſterrate teilnehme, die Interpellation
betreffend die Begünſtigung der der Liga angehörigen
Offiziere am 8. Auguſt beantworten werde. Die Kam-
mer lehnt einſtimmig den vom Kriegsminiſter gewünſch-
ten Termin für die Interpellationsbeantwortung ab und
ſetzt ihn für den 6. Auguſt feſt.
Der Inhalt der Interpellation.
Konſtantinopel, 4. Auguſt. Die Interpellation Ha-
ladjan fordert vom Kriegsminiſter Aufklärung über
folgende Punkte: 1. Warum es den Offizieren der Liga ge-
ſtattet ſei, Proklamationen durch die Preſſe zu verbreiten.
2. Warum der Verfaſſer des gegen die Kammer gerichteten
Drohbriefes nicht beſtraft werde. 3. Warum in die Kam-
merwache Offiziere der Liga kommandiert wurden. 4.
Warum ſich in den Wandelgängen der Kammer ſo auf-
fallend viele Anhänger der Liga aufhalten.
KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) In der geſtern in der Kammer eingebrachten In-
terpellation der Jungtürken an den Kriegsminiſter, wird
erklärt, der Kriegsminiſter habe in der Nacht der Bildung
des Kabinettes die Offiziere der Liga auf die
Pfortegeladen, ſie bewirtet, und ſodann dem Wach-
korps in Stambul zugeteilt; ferner ſeien deſertierte Offi-
ziere aus Monaſtir nach Konſtantinopel geſchickt worden,
wo ſie unbehindert in der Stadt ſogar in den Wandelgän-
gen der Kammer ſpazieren gehen.
Verhaftung ligafeindlicher Offiziere.
KB. Konſtantinopel, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) An einer Verſammlungligafeindlicher
Offiziere, die in einem Gaſthauſe nächſt des Frei-
heitshügels ſtattfand, nahmen 4 Majore, 38 Hauptleute,
ein Leutnant und 30 Ziviliſten teil. Die Offiziere unter-
zeichneten eine Erklärung, die dem Kriegsminiſter unter-
breitet wird, in welcher ſie ſich damit einverſtanden er-
Feuilleton.
Ein korrekter Mann.
Von Heuri Falk.
Autor. Ueberſetzung von Gulti Alſen.
Mit einem leichten Alpakaanzug bekleidet trat ich aus
dem Jardin des Plantes, in welchem ich meinen Onkel,
der Beamter des dortigen Muſeums iſt, beſucht hatte. Es
war eine ſo erſtickende Hitze, daß ſelbſt die pneumatiſchen
Uhren, wahrſcheinlich aus Mangel an Luft, ſtehen blieben.
So ſetzte mich der Anblick eines Herrn im Ueberzieher,
Zylinder und tadelloſen Handſchuhen, der mir raſchen
Schrittes entgegenkam, in Erſtaunen. Aber bald erkannte
ich Verduret, meinen alten Studiengenoſſen der Rechte, in
ihm wieder. Nach abſolviertem Examen war er in die
Steuerverwaltung, ich in den Staatsdienſt eingetreten.
Seine Heirat hatte unſere Beziehungen unterbrochen. Wir
waren uns ſeit einem halben Jahre nicht mehr wieder be-
gegnet.
„Sieh da, Verduret! Man ſchwitzt heute, was, mein
Alter?“
Ein gezwungenes Lächeln ſeiner ſchmalen Lippen ließ
ſein gelbes Geſicht mit dem ſchwarzen Backenbart wenig
heiterer erſcheinen. Er ſchlug die Hacken zuſammen, ver-
neigte ſich, nahm ſeinen Hut ab und erwiderte, mir die
Hand hinſtreckend:
„Guten Tag, Lanchois. Biſt du immer geſund? Und
wie geht es deiner Familie?“
„Ach richtig, Burduret! Ich vergaß, daß du der kor-
rekte Mann in der Vollendung biſt. Ich bin geſund und
meiner Familie geht es gut.“
„Und wie gehts jenem äußerſt vornehmen Herrn,
dem Offizier mit dem Orden für landwirtſchaftliche Ver-
dienſte, dem du mich vor einem halben Jahre in der Tram-
bahn der Pforte Rappe vorgeſtellt haſt?“
„Vortrefflich, er iſt immer gleich jovial?“
Das freut mich ſehr. Und wie geht es ſeinen beiden
kleinen Töchtern, von denen er uns ſo viel erzählte?“
„Die ſind alle beide ertrunken. Doch ſprechen wir von
dir. Wohin gehſt du zeremoniell?“
„Meiner Tante Sophie zum Geburtstag gratulie-
ren.“
„Komm’ doch ein Glas Bier mit mir trinken.“ —
„Ich danke dir ſehr herzlich für deine liebenswürdige Ein-
ladung. Ich würde ihr mit Vergnügen Folge leiſten, doch
iſt mir nicht zum Trinken zumut.“
Er ſtieß einen Seufzer aus, der einen Stein hätte
erweichen können.
Gerührt ſagte ich: „Haſt du Unannehmlichkeiten?“
„Wenn ich meiner Tante gratulieren gehe, ſo ge-
ſchieht das, — o, glaube mir, — einzig und allein, um
mich zu betäuben. Lieber Lanchois, ſeit acht Tagen erleidet
mein Selbſtbewußtſein die größten Demütigungen. Doch
du biſt Rechtsanwalt und könnteſt mir vielleicht einen Rat
geben.“
„Wenn du ein Glas Bier mit mir trinken kommſt,
ſehr gern.“
Wir machten im kühlen Schatten einer Wirtſchaft
halt. „Nach dir,“ erklärte Burduret. — „Aber ich bitte
dich, tritt du zuerſt ein.“ — „In keinem Falle.“ — Ich
trat ein. Nachdem er ſich auf meine Einladung hin geſetzt,
mit mir angeſtoßen, auf meine Geſundheit und auf die
meiner ganzen Familie getrunken, nachdem er das Bier
und ſeine vortreffliche Würze gelobt, ſagte er: „Kennſt
du meine Frau?“
„Das glaube ich: ſapperlot, ein ſchönes, üppiges Ge-
ſchöpf! ...“ — „Ja, ſie iſt ſchön, und beſonders ſehr
wohl erzogen, — als die Tochter reicher Tierbändiger. —
Ich heiratete ſie vor zwei Jahren und hatte anfangs nur
Grund, Lobendes von ihr zu ſagen, obgleich der Himmel
nach dem einſtimmigen Ausſpruch der glänzendſten Spe-
zialiſten ſich einem Segen unſerer Vereinigung wider-
ſetzte. Sehr gut. Nun ſtelle dir vor, daß ich vor einiger
Zeit nicht ohne Erregung einen veränderten Zuſtand mei-
ner Frau feſtſtellte. Ich frage ſie voller Strenge aus. Sie
leugnet ganz keck, iſt ganz Intrige.
Ihr Zuſtand ſchreitet von Tag zu Tag vor. Heuch-
leriſch enthalte ich mich von jetzt an jeder Bemerkung, doch
ich beobachte ... mit ſolcher Verſchlagenheit, daß ich in
vergangener Woche einen Brief finde, den ſie ... ver-
zeih! ... an einem abgelegenen Orte zu vernichten ver-
gaß ... Es war ein Brief ihres Liebhabers ... O,
er war mit entſcheidendem Inhalt. Einzelheiten zum
Ueberfluß! ... Auf Wort, ſie chokierten mich ... Das
Ganze war: Edgar Loupoit, 25 b rue des Canettes unter-
zeichnet. Ich nehme meine Handſchuhe, meine Karte, mei-
nen Zylinder, meinen Revolver und einen Wagen, um
dieſen Herrn zu Tode zu befördern.“
„Teufel!“
„War das nicht meine Pflicht als beleidigter Gatte?
Doch warte auf das Weitere ... Ich befinde mich alſo im
Wagen, als das Pferd im Vorüberfahren an einer Ge-
mäldehandlung beim Anblick der im Schaufenſter ausge-
ſtellten Werke von Angſt ergriffen wird: es geht durch.
Der Kutſcher, der auf den Boden geſetzt iſt, läßt die Zügel
wider ſeinen Willen los. Das befreite Tier galoppiert da-
hin. „Haltet es! Haltet es!“ ſchreien unbeweglich ſtehende
Leute ſich gegenſeitig zu. An die Polſter geklammert,
wahnſinnig vor Schreck, ſehe ich auf einer unempfindli-
chen Mauer, auf welche das kopfloſe Tier losſtürmt, die
Reklame „Beſte Marmelade“ immer größer und größer
werden ... Da ſpringt mit bewunderungswerter Ge-
ſchicklichkeit ein mutiger Mitbürger von dem Fußſteg auf
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