Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912."Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 14. August 1912. [Spaltenumbruch] einem Ausgleich mit der Opposition um den Preis ihrer Der polnisch-ruthenische Ausgleich. Unterredung des Abgeordneten von Wassilko mit Finanz- minister von Bilinski. Ischl, 13. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Abg. v. Wassilko, der für 3 Tage hier weilt, hatte ge- Poincarees Mission in Petersburg. Die Parade von Krasnoje-Selo. KB. Petersburg, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Kaiser Nikolaus hielt heute vormittags im Lager Abermalige Unterredung Poincarees mit Sasonow. KB. Petersburg, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der französische Ministerpräsident Poincaree "Kein Gegensatz zu Baltisch-Port." Petersburg, 12. August. Der "Rjetsch" führt in einem Die Vorgänge in der Türkei. KB. Konstantinopel, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Ueber Vorschlag des Kriegsministers hat der Sul- Der Kriegsminister richtete an die Armee ein Rund- KB. Saloniki, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Da die Südalbaner in der Gegend von Valona noch Wie verlautet, hat die Regierung zugesagt, weitere Der Major Hassan Tornus wurde von Monastir Ein Bombenattentat gegen einen Eisenbahnzug rechtzeitig vereitelt. KB. Saloniki, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Auf der Bahnstrecke Kilindir-Karasulu wurden vor dem Haftbefehl gegen Talaat. Konstautinopel, 13. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Gegen den ehemaligen Minister des Innern Ta- Die Erregung in Bulgarien. Sofia, 12. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Ein aus angesehenen Mitgliedern aller Parteien zusam- Für die morgen aus Anlaß des 25jährigen Regie- Der Grenzkonflikt mit Montenegro. Cetinje, 11. August. Reguläre türkische Truppen wie- [Spaltenumbruch] des in Acht und Bann erklärt, und diese Strafe wird erst Zuweilen lieben es die Zigeuner, ihre Schlupfwinkel Die reichen Zigeuner erscheinen den Behörden noch [Spaltenumbruch] Cetiuje, 12. August. In einem Kommuniquee stellt Marokko. Die Abdankung Muley Hafids. KB. Paris, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Ministerrat genehmigte das zwischen dem General- Paris, 13. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Abdankung Muley Hafid's steht unmittelbar bevor. Kurze Nachrichten. KB. Berlin, 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Als Vertreter Kaiser Wilhelms aus Anlaß der Bei- KB. Managua (Nikaragua), 12. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Aufrührer begannen mit der Be- Bunte Chronik. Die Erdbebenkatastrophe im Marmarameer. Czernowitz, 13. August. Die aus dem türkischen Erdbebengebiet eintreffen- Konstantinopel, 12. August. Immer mehr stellt es Konstantinopel, 12. August. Von den nicht an der „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 14. Auguſt 1912. [Spaltenumbruch] einem Ausgleich mit der Oppoſition um den Preis ihrer Der polniſch-rutheniſche Ausgleich. Unterredung des Abgeordneten von Waſſilko mit Finanz- miniſter von Bilinski. Iſchl, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Abg. v. Waſſilko, der für 3 Tage hier weilt, hatte ge- Poincarees Miſſion in Petersburg. Die Parade von Krasnoje-Selo. KB. Petersburg, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Kaiſer Nikolaus hielt heute vormittags im Lager Abermalige Unterredung Poincarees mit Saſonow. KB. Petersburg, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaree „Kein Gegenſatz zu Baltiſch-Port.“ Petersburg, 12. Auguſt. Der „Rjetſch“ führt in einem Die Vorgänge in der Türkei. KB. Konſtantinopel, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Ueber Vorſchlag des Kriegsminiſters hat der Sul- Der Kriegsminiſter richtete an die Armee ein Rund- KB. Saloniki, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Da die Südalbaner in der Gegend von Valona noch Wie verlautet, hat die Regierung zugeſagt, weitere Der Major Haſſan Tornus wurde von Monaſtir Ein Bombenattentat gegen einen Eiſenbahnzug rechtzeitig vereitelt. KB. Saloniki, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Auf der Bahnſtrecke Kilindir-Karaſulu wurden vor dem Haftbefehl gegen Talaat. Konſtautinopel, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Gegen den ehemaligen Miniſter des Innern Ta- Die Erregung in Bulgarien. Sofia, 12. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Ein aus angeſehenen Mitgliedern aller Parteien zuſam- Für die morgen aus Anlaß des 25jährigen Regie- Der Grenzkonflikt mit Montenegro. Cetinje, 11. Auguſt. Reguläre türkiſche Truppen wie- [Spaltenumbruch] des in Acht und Bann erklärt, und dieſe Strafe wird erſt Zuweilen lieben es die Zigeuner, ihre Schlupfwinkel Die reichen Zigeuner erſcheinen den Behörden noch [Spaltenumbruch] Cetiuje, 12. Auguſt. In einem Kommuniquee ſtellt Marokko. Die Abdankung Muley Hafids. KB. Paris, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Miniſterrat genehmigte das zwiſchen dem General- Paris, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Abdankung Muley Hafid’s ſteht unmittelbar bevor. Kurze Nachrichten. KB. Berlin, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Als Vertreter Kaiſer Wilhelms aus Anlaß der Bei- KB. Managua (Nikaragua), 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Aufrührer begannen mit der Be- Bunte Chronik. Die Erdbebenkataſtrophe im Marmarameer. Czernowitz, 13. Auguſt. Die aus dem türkiſchen Erdbebengebiet eintreffen- Konſtantinopel, 12. Auguſt. Immer mehr ſtellt es Konſtantinopel, 12. Auguſt. Von den nicht an der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 14. Auguſt 1912.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="ungarn2" prev="#ungarn1" type="jArticle" n="2"> <p>einem Ausgleich mit der Oppoſition um den Preis ihrer<lb/> Führer ſchwerlich hergeben dürfte. Es kann nur bedauert<lb/> werden, daß die Nervoſität der Oppoſition wieder eher<lb/> ſteigt als abnimmt. Herr von Lukacs wird die Oppoſition<lb/> gewiß auffordern, mit der faktiſchen Sachlage entſpre-<lb/> chenden Anträgen unter Beiſeitelaſſung der Reſtitution<lb/> und der perſönlichen Frage an die Regierung heranzutre-<lb/> ten, ſich mit dem Geſchehenen abzufinden und ſich bereit zu<lb/> erklären, an der Schaffung der Wahlreform mitzuwirken<lb/> und zur Arbeitsfähigkeit des Parlaments beizutragen.<lb/> Herr von Lukacs iſt in dieſer Hinſicht noch immer von<lb/> Friedenshoffnungen beſeelt, als vorſichtiger Politiker hält<lb/> er jedoch auch ein zweites Eiſen im Feuer: den Entſchluß,<lb/> Verſuchen, die Obſtruktion im Abgeordnetenhauſe wieder-<lb/> aufleben zu laſſen oder gar in die Delegation zu verſchlep-<lb/> pen, mit allen geſetzlichen und verfaſſungsmäßigen Mit-<lb/> teln entgegenzutreten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der polniſch-rutheniſche Ausgleich.<lb/> Unterredung des Abgeordneten von Waſſilko mit Finanz-<lb/> miniſter von Bilinski.</hi> </head><lb/> <dateline>Iſchl, 13. Auguſt.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Abg. v. <hi rendition="#g">Waſſilko,</hi> der für 3 Tage hier weilt, hatte ge-<lb/> ſtern eine zweiſtündige Unterredung mit dem gemeinſa-<lb/> men Finanzminiſter <hi rendition="#g">Bilinski,</hi> um ihn über den<lb/> Stand des polniſch-rutheniſchen Ausgleiches auch von ru-<lb/> theniſcher Seite auf das Genaueſte zu informieren.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Poincarees Miſſion in Petersburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Parade von Krasnoje-Selo.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Kaiſer Nikolaus hielt heute vormittags im Lager<lb/> Krasnoje-Selo eine Truppenrevue ab, welcher der fran-<lb/> zöſiſche Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Poincaree</hi> mit ſeinen Be-<lb/> gleitern beiwohnte. Nach der Revue fand im Kaiſerzelt<lb/> ein <hi rendition="#g">Dejeuner</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Abermalige Unterredung Poincarees mit Saſonow.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Der franzöſiſche Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Poincaree</hi><lb/> hatte heute nach ſeiner Rückkehr aus Krasnoje-Selo aber-<lb/> mals eine Unterredung mit dem Miniſter des Aeußern<lb/><hi rendition="#g">Saſonow.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">„Kein Gegenſatz zu Baltiſch-Port.“</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <p>Der „Rjetſch“ führt in einem<lb/> Leitartikel aus, daß die Verhandlungen zwiſchen den<lb/> ruſſiſchen Staatsmännern und dem franzöſiſchen Mini-<lb/> ſterpräſidenten Poincaree über die Weltpolitik und das<lb/> europäiſche Gleichgewicht nur zu einem vorläufigen Reſul-<lb/> tate führen könnten, da die endgiltige Verwirklichung die<lb/> Beurteilung des <hi rendition="#g">Dreibundes</hi> erfordert. Die vorlie-<lb/> genden Beratungsgegenſtände würden ſich zum Teil als<lb/> Programm einer europäiſchen Konferenz eignen, die ein<lb/> alter Gedanke der ruſſiſchen Diplomatie ſei. Vielleicht ent-<lb/> wickelte ſich die internationale Lage in einem dieſer Idee<lb/> günſtigen Sinne. Unter dieſem Geſichtspunkt ſei der Be-<lb/> ſuch Poincarees <hi rendition="#g">nichtein Gegenſatz</hi> zu der Begeg-<lb/> nung in <hi rendition="#g">Baltiſch-Port</hi> ſondern eine <hi rendition="#g">Fortſe-<lb/> tzung</hi> derſelben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorgänge in der Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Ueber Vorſchlag des Kriegsminiſters hat der Sul-<lb/><cb/> tan ein <hi rendition="#g">Irade</hi> ſanktioniert, nach welchem alle <hi rendition="#g">Offi-<lb/> ziere</hi> auf eine <hi rendition="#g">neue Formel vereidigt</hi> wer-<lb/> den ſollen, in welcher ſie ſich verpflichten, daß <hi rendition="#g">keiner</hi><lb/> einer öffentlichen oder geheimen <hi rendition="#g">politiſchen Par-<lb/> tei</hi> angehören werde. Die Offiziere werden ferner eine<lb/> gleichlautende Erklärung ſchriftlich zu unterfertigen<lb/> haben.</p><lb/> <p>Der Kriegsminiſter richtete an die Armee ein Rund-<lb/> ſchreiben, in welchem er die getroffene Maßnahme einge-<lb/> hend rechtfertigt. Dieſelbe wird ſofort durchgeführt und<lb/> werden jene Offiziere, die ſich ihr widerſetzen, beſtraft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Saloniki,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Da die <hi rendition="#g">Südalbaner</hi> in der Gegend von Valona noch<lb/> immer verſammelt ſind, forderte die Regierung <hi rendition="#g">Ismail<lb/> Kemal</hi> nochmals auf, ſeinen Einfluß aufzubieten, da-<lb/> mit die Albaner heimkehren, ohne daß die Anwendung<lb/> von Gewaltmaßnahmen erforderlich werde.</p><lb/> <p>Wie verlautet, hat die Regierung zugeſagt, weitere<lb/> Enthebungen von jungtürkiſchen Staatsbeamten zu ver-<lb/> meiden.</p><lb/> <p>Der Major Haſſan Tornus wurde von Monaſtir<lb/> wieder nach Saloniki gebracht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein Bombenattentat gegen einen Eiſenbahnzug rechtzeitig<lb/> vereitelt.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Saloniki,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Auf der Bahnſtrecke Kilindir-Karaſulu wurden vor dem<lb/> Paſſierne eines Zuges zwei mit einer elektriſchen Batterie<lb/> verbundene <hi rendition="#g">Dynamitbomben</hi> entdeckt, die <hi rendition="#g">am<lb/> Geleiſe befeſtigt</hi> waren. Auf allen Bahnſtrecken<lb/> wurden die Ueberwachungsmaßnahmen verſtärkt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Haftbefehl gegen Talaat.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtautinopel,</hi> 13. Auguſt.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Gegen den ehemaligen Miniſter des Innern <hi rendition="#g">Ta-<lb/> laat Bey</hi> iſt wegen Aufwieglung der Bevölkerung von<lb/> Serres ein <hi rendition="#g">Haftbefeh</hi>l erlaſſen worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Erregung in Bulgarien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Sofia,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Ein aus angeſehenen Mitgliedern aller Parteien zuſam-<lb/> mengeſetztes <hi rendition="#g">Organiſationskomitee für Kot-<lb/> ſchana</hi> veröffentlicht einen Aufruf an die Bevölkerung<lb/> Bulgariens, in welchem es zum Zuſammenſchluß der Re-<lb/> gierungs- und der Oppoſitionsparteien zwecks Veranſtal-<lb/> tung eines <hi rendition="#g">Proteſtmeetingsinganz Bulga-<lb/> rien</hi> auffordert. Die ganze Bevölkerung müſſe einmütig<lb/><hi rendition="#g">den Krieg gegen die Türkei</hi> verlangen.</p><lb/> <p>Für die morgen aus Anlaß des 25jährigen Regie-<lb/> rungsjubiläums König Ferdinands ſtattfindenden Mee-<lb/> tings werden große Trauerkundgebungen, Straßenum-<lb/> züge mit Trauerfahnen und Glockengeläute geplant.</p> </div><lb/> <div xml:id="montenegro1" next="#montenegro2" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Grenzkonflikt mit Montenegro.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Cetinje,</hi> 11. Auguſt.</dateline> <p>Reguläre türkiſche Truppen wie-<lb/> derholten vorgeſtern die Angriffe auf die montenegrini-<lb/> ſche Grenze bei <hi rendition="#g">Velika. Das Gefecht dauerte<lb/> den ganzen Tag.</hi> Die Angreifer wurden zurückge-<lb/> ſchlagen. Geſtern richtete die montenegriniſche Regierung<lb/> an die hieſigen Vertreter der <hi rendition="#g">Großmächte</hi> eine <hi rendition="#g">Zir-<lb/> kularnote,</hi> in der erklärt wird, der königlichen Re-<lb/> gieung ſei jede Möglichkeit entzogen mit Ausſicht auf Er-<lb/> ſolg ſich mit der Türkei direkt zu verſtändigen. Die Re-<lb/> gierung appelliert deshalb an die Großmächte, ſie möchten<lb/> ein radikales Mittel finden zur Beſeitigung eines Zu-<lb/> ſtandes, der nun ſchon lange zum Nachteil der friedlichen<lb/> Entwicklung Montenegros andauere.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="streiche2" prev="streiche1" type="jArticle" n="2"> <p>des in Acht und Bann erklärt, und dieſe Strafe wird erſt<lb/> enden, wenn das letzte Mitglied der Familie der Roſa<lb/> Lakatos vom Erdboden vertilgt ſein wird. Wo Mitglieder<lb/> der Familie der Roſa Lakatos ſeither mit anderen Zi-<lb/> geunerfamilien zuſammentreffen, blitzen ſofort die Meſſer<lb/> und knallen die Schüſſe. Bei Kaſchau trafen die Zigeuner-<lb/> familie Balog und Mitglieder der Familie Lakatos gleich-<lb/> zeitig an einem Lagerplatz ein. Balog-Männer und<lb/> -Frauen ſtürzten ſich ſofort mit Flinten, Aexten und<lb/> Meſſern auf die Lakatos-Leute, die ſich mit Verluſt von<lb/> drei Toten flüchten mußten. Solche Zigeunerſchlachten:<lb/> Zigeuner gegen Zigeuner gehören durchaus nicht zu den<lb/> Seltenheiten, und die Chronik verzeichnet ſo manche wil-<lb/> den Kämpfe, in denen Dutzende von Zigeunern fielen. —<lb/> Im übrigen ſind von allen Zigeunern jene am verrufen-<lb/> ſten, die an der ungariſch-rumäniſchen Grenze und in Ru-<lb/> mänien herumſtreifen. Dieſe Zigeunertrupps beſchäftigen<lb/> ſich vornehmlich mit dem Raub von Kindern.</p><lb/> <p>Zuweilen lieben es die Zigeuner, ihre Schlupfwinkel<lb/> luxuriös einzurichten. In der Nähe von Kronſtadt in<lb/> Siebenbürgen wurde von der Gendarmerie eine Zigeuner-<lb/> geſellſchaft entdeckt, die rieſige Geldſummen beſaß. In<lb/> ihrer Herberge fand man zur größten Ueberraſchung eine<lb/> geradezu herrlich eingerichtete Wohnung mit modernem<lb/> Speiſezimmer, Rauchſalon, ſogar Muſikzimmer — nur<lb/> ein Schlafzimmer war nicht vorhanden, was charakteri-<lb/> ſtiſch für dieſes Nomadenvolk iſt.</p><lb/> <p>Die reichen Zigeuner erſcheinen den Behörden noch<lb/> verdächtiger als die armen. Das haben vor kurzem drei<lb/> Dutzend Familien von Zigeunern erfahren müſſen, die in<lb/> Budapeſt mit der Eiſenbahn aus Trieſt ankamen. Die<lb/> Polizei wollte ſie als Bettelvolk abſchieben, worauf ihr<lb/> Vajda oder Wojwode Albert Queck eine Viertelmillion<lb/> Kronen in Barem vorwies zum Beweiſe deſſen, daß er<lb/> und ſeine Leute nicht durch Bettelei läſtig zu fallen brauch-<lb/> ten. Damit kam er aber nur vom Regen in die Traufe.<lb/> Zigeuner als ſchwerreiche Leute — kann es etwas mehr<lb/><cb/> zu Verdacht Reizendes geben? Die ganze Geſellſchaft<lb/> wurde alſo unter polizeiliche Beobachtung geſtellt und<lb/> ſtrenge Nachforſchung nach ihrem Vorleben eingeleitet.<lb/> Dieſe ergab zwar, daß dieſe Zigeuner durchwegs ihr Ver-<lb/> mögen, ſoweit dies eruierbar war, auf ehrliche Weiſe er-<lb/> worben haben, aber die Polizei duldete doch nicht, daß<lb/> ſich die reichen Zigeuner in Budapeſt niederließen und hieß<lb/> jene, die ſich ſeltſamerweiſe zu ſeßhaftem Leben entſchloſſen<lb/> hatten, wieder weiter wandern. Indeſſen konnte ſich die<lb/> Budapeſter Polizei wohl darauf berufen, daß die Ortſchaft<lb/> Berethyonjfalu erſt vor ſehr kurzer Zeit mit einer Zigeu-<lb/> neranſiedlung unliebſame Erfahrungen gemacht hat. Die<lb/> genannte Ortsgemeinde gab nämlich im Dezember 1910<lb/> einer Zigeunerkarawane Baugründe und ein Geldinſtitut<lb/> verhalf den Nomaden durch Kredite zur Erbauung von<lb/> 50 Häuſern. Die Ruheloſen waren nun ſeßhafte Mitbür-<lb/> ger von Berethyonjfalu geworden. Nach einiger Zeit mach-<lb/> ten aber die Einwohner die Entdeckung, daß ihr Feder-<lb/> vieh rapid vermindert wurde. Eine Zigeunerin hatte ſich<lb/> auf folgende originelle Art zu einer Federviehfängerin<lb/> von Berethyonjfalu verwandelt: Sie ging über die Gaſſen<lb/> und ſtreute Kukuruzkörner aus, was den Gänſen des<lb/> Ortes ſo gefiel, daß ſie der Freigebigen auf den Ferſen<lb/> blieben. Von Zeit zu Zeit wandte ſich die Spenderin um,<lb/> drückte einem Gänslein den Hals zu und ließ den entſeel-<lb/> ten Vogel auf der Landſtraße liegen. Hinter der Zigeu-<lb/> nerin in einiger Entfernung folgte aber immer der ge-<lb/> lehrige Gatte, er hob eine der verendeten Gänſe nach der<lb/> anderen auf und brachte die Beute nach Hauſe. Das Paar<lb/> wurde erwiſcht und erhielt ſechs Monate Haft zugeurteilt.<lb/> Am Tage nach dem Urteil war die ganze Zigeunerkolonie<lb/> entvölkert — außer dem eingeſperrten Paar blieb nie-<lb/> mand zurück; denn ein freier Zigeuner wird ſich doch nicht<lb/> der Gefahr ausſetzen, dafür, daß er einer Gans nur ein<lb/> bißchen den Hals umgedreht hat, ſechs Monate hinter<lb/> Schloß und Riegel zu ſitzen — auf eine Kultur, die eine<lb/> ſolche Kleinigkeit beſtraft, verzichtet der Zigeuner!</p> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="montenegro2" prev="#montenegro1" n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Cetiuje,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <p>In einem Kommuniquee ſtellt<lb/> das offizielle Blatt „Glas Crnogorca“ in ausführlicher<lb/> Weiſe die türkiſch-montenegriniſchen Grenzzwiſchenfälle<lb/> und den darauf folgenden Konflikt dar und bemerkt, es ſei<lb/> ſchwer vorauszuſehen, weſches <hi rendition="#g">Ende</hi> alles haben werde,<lb/> aber die Regierung, obwohl ſie von friedlichen Abſichten<lb/> durchdrungen ſei, werde ſich nicht enthalten, alles, was zum<lb/><hi rendition="#g">Schutz ihrer Rechte</hi> ſowie der <hi rendition="#g">Ehre</hi> und der<lb/><hi rendition="#g">Würde Montenegros</hi> als notwendig erachtet wird,<lb/> zu unternehmen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marokko.<lb/> Die Abdankung Muley Hafids.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der Miniſterrat genehmigte das zwiſchen dem General-<lb/> reſidenten <hi rendition="#g">Lyautey</hi> und dem Sultan <hi rendition="#g">Muley Ha-<lb/> fid</hi> abgeſchloſſene Uebereinkommen, nach welchem Letz-<lb/> terer vor ſeiner Abreiſe nach Frankreich <hi rendition="#g">abdankt.</hi> Die<lb/> Bedingungen des Thronverzichtes ſind in einem <hi rendition="#g">frü-<lb/> heren</hi> Abkommen bereits entſprechend geregelt. Der<lb/> neue Sultan, wahrſcheinlich ein <hi rendition="#g">Bruder</hi> Muley Ha-<lb/> fids, wird den ſcherifiſchen Traditionen gemäß gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 13. Auguſt.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die Abdankung Muley Hafid’s ſteht unmittelbar bevor.<lb/> Wer ſein Nachfolger werden wird, iſt noch ungewiß.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kurze Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Als Vertreter Kaiſer <hi rendition="#g">Wilhelms</hi> aus Anlaß der Bei-<lb/> ſetzung des Kaiſers <hi rendition="#g">Mutſu-Hito</hi> wird ſich Prinz<lb/><hi rendition="#g">Heinrich</hi> von Preußen nach Japan begeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Managua</hi> (Nikaragua), 12. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der<lb/> „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Die Aufrührer begannen mit der Be-<lb/> ſchießung der Stadt. Eine Anzahl von Perſonen, darun-<lb/> ter Frauen und Kinder wurden verwundet. Die Auslän-<lb/> der hißten die <hi rendition="#g">Landesflagge.</hi> </p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Erdbebenkataſtrophe im<lb/> Marmarameer.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 13. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Die aus dem türkiſchen Erdbebengebiet eintreffen-<lb/> den Nachrichten beſtätigen in neuen Details die nieder-<lb/> ſchmetternde Wucht der Kataſtrophe, von welcher die Kü-<lb/> ſten des Marmarameeres und die nördlich desſelben ge-<lb/> legene Landſchaft von Rodoſto betroffen worden iſt. Die<lb/> Erdbebenkataſtrophe iſt unbedingt eine der größten der<lb/> letzten Jahrzehnte und kam umſo überraſchender, als das<lb/> heimgeſuchte Gebiet — obwohl bekanntermaßen in einer<lb/> dulkaniſchen Zone liegend — ſeit langer Zeit in Ruhe<lb/> verharrte. Genaue Zuſammenſtellungen über die Zahl der<lb/> Todesopfer, die jedenfalls nach Hunderten zu zählen ſind,<lb/> und die Höhe der materiellen Schäden liegen noch nicht<lb/> vor. Bemerkenswert im Hinblick auf den vulkaniſchen, zu<lb/> Wiederholungen alſo umſo geneigteren Charakter des er-<lb/> folgten Erdbebens erſcheint die Nachricht, daß der Erd-<lb/> boden noch nicht zur Ruhe gelangt iſt und ſich neue Er-<lb/> ſchütterungen fühlbar machen. Es liegen folgende Mel-<lb/> dungen vor:</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <p>Immer mehr ſtellt es<lb/> ſich heraus, daß das Erdbeben, das in Konſtantinopel<lb/> kaum Schaden anrichtete, in ſeiner Nachbarſchaft, ſowohl<lb/> auf aſiatiſcher wie auf europäiſcher Seite, als <hi rendition="#g">Kata-<lb/> ſtropheſchwerſter Art</hi> auftrat. Kapitäne hier ein-<lb/> getroffener Schiffe berichten, daß man in den Dardanellen<lb/> an <hi rendition="#g">dreißig Erdſtöße</hi> verſpürt habe. Zwiſchen Ganos<lb/> und Chora ſtand auf einer weiten Strecke die <hi rendition="#g">ganze<lb/> Küſte in Flammen.</hi> Die Mannſchaften des ameri-<lb/> kaniſchen Dampfers „Virginia“ ſahen die Städtchen<lb/> Chora, Myriophito, Heracliſſa, Milia und Kraſſia bren-<lb/> nen. Der Dampfer konnte ſich nicht nähern, da das<lb/><hi rendition="#g">Waſſer</hi> nahe der Küſte <hi rendition="#g">kochte.</hi> Gallipoli ſoll bis auf<lb/> ein Kaffeehaus vernichtet ſein. Immer neue Schiffe mit<lb/> Verwundeten kommen hier an. Die meiſten ſind ſo ver-<lb/> ſtört, daß ſie keinen zuſammenhängenden Bericht liefern<lb/> können. Am Nachmittage verbreitete ſich die Nachricht, daß<lb/> Rodoſto zur Hälfte zerſtört ſei. Die Pforte erteilte den<lb/> Torpedobooten Befehl, ſich nach den Unglücksſtätten zu be-<lb/> geben. Im Laufe des geſtrigen Tages haben ſich zwei neue<lb/> Erdſtöße ereignet. Der erſte erfolgte um 11 Uhr 35 Min.<lb/> vormittags und verſetzte die Bevölkerung in ernſte Erre-<lb/> gung. Mehrere Beſchädigungen waren die Folge des Erd-<lb/> ſtoßes. Gegen 3 Uhr nachmittags wurde eine neue, ſtarke<lb/> Erdbewegung wahrgenommen, die auf der Inſel <hi rendition="#g">Prin-<lb/> kipo</hi> beträchtliche Verheerungen und einen großen<lb/> Brand anrichtete, der noch wütet. Die Läden in Stambul<lb/> wurden geſchloſſen. In dem benachbarten Dorfe Shola-<lb/> rion ſind 200 Häuſer, die Kirche und die Schulen einge-<lb/> ſtürzt. 100 <hi rendition="#g">Menſchen</hi> ſind <hi rendition="#g">getötet</hi> oder verwundet<lb/> worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 12. Auguſt.</dateline> <p>Von den nicht an der<lb/> Küſte liegenden Ortſchaften fehlt infolge der unterbro-<lb/> chenen Verkehrsmittel und Telegraphenlinien jede Nach-<lb/> richt. Die Einwohner dieſer Orte waren wohlhabend und<lb/> beſchäftigten ſich hauptſächlich mit Weinbau und Seiden-<lb/> induſtrie. Die Beſatzung des nachmittags aus Myriophito<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 14. Auguſt 1912.
einem Ausgleich mit der Oppoſition um den Preis ihrer
Führer ſchwerlich hergeben dürfte. Es kann nur bedauert
werden, daß die Nervoſität der Oppoſition wieder eher
ſteigt als abnimmt. Herr von Lukacs wird die Oppoſition
gewiß auffordern, mit der faktiſchen Sachlage entſpre-
chenden Anträgen unter Beiſeitelaſſung der Reſtitution
und der perſönlichen Frage an die Regierung heranzutre-
ten, ſich mit dem Geſchehenen abzufinden und ſich bereit zu
erklären, an der Schaffung der Wahlreform mitzuwirken
und zur Arbeitsfähigkeit des Parlaments beizutragen.
Herr von Lukacs iſt in dieſer Hinſicht noch immer von
Friedenshoffnungen beſeelt, als vorſichtiger Politiker hält
er jedoch auch ein zweites Eiſen im Feuer: den Entſchluß,
Verſuchen, die Obſtruktion im Abgeordnetenhauſe wieder-
aufleben zu laſſen oder gar in die Delegation zu verſchlep-
pen, mit allen geſetzlichen und verfaſſungsmäßigen Mit-
teln entgegenzutreten.
Der polniſch-rutheniſche Ausgleich.
Unterredung des Abgeordneten von Waſſilko mit Finanz-
miniſter von Bilinski.
Iſchl, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Abg. v. Waſſilko, der für 3 Tage hier weilt, hatte ge-
ſtern eine zweiſtündige Unterredung mit dem gemeinſa-
men Finanzminiſter Bilinski, um ihn über den
Stand des polniſch-rutheniſchen Ausgleiches auch von ru-
theniſcher Seite auf das Genaueſte zu informieren.
Poincarees Miſſion in Petersburg.
Die Parade von Krasnoje-Selo.
KB. Petersburg, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Kaiſer Nikolaus hielt heute vormittags im Lager
Krasnoje-Selo eine Truppenrevue ab, welcher der fran-
zöſiſche Miniſterpräſident Poincaree mit ſeinen Be-
gleitern beiwohnte. Nach der Revue fand im Kaiſerzelt
ein Dejeuner ſtatt.
Abermalige Unterredung Poincarees mit Saſonow.
KB. Petersburg, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Der franzöſiſche Miniſterpräſident Poincaree
hatte heute nach ſeiner Rückkehr aus Krasnoje-Selo aber-
mals eine Unterredung mit dem Miniſter des Aeußern
Saſonow.
„Kein Gegenſatz zu Baltiſch-Port.“
Petersburg, 12. Auguſt. Der „Rjetſch“ führt in einem
Leitartikel aus, daß die Verhandlungen zwiſchen den
ruſſiſchen Staatsmännern und dem franzöſiſchen Mini-
ſterpräſidenten Poincaree über die Weltpolitik und das
europäiſche Gleichgewicht nur zu einem vorläufigen Reſul-
tate führen könnten, da die endgiltige Verwirklichung die
Beurteilung des Dreibundes erfordert. Die vorlie-
genden Beratungsgegenſtände würden ſich zum Teil als
Programm einer europäiſchen Konferenz eignen, die ein
alter Gedanke der ruſſiſchen Diplomatie ſei. Vielleicht ent-
wickelte ſich die internationale Lage in einem dieſer Idee
günſtigen Sinne. Unter dieſem Geſichtspunkt ſei der Be-
ſuch Poincarees nichtein Gegenſatz zu der Begeg-
nung in Baltiſch-Port ſondern eine Fortſe-
tzung derſelben.
Die Vorgänge in der Türkei.
KB. Konſtantinopel, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Ueber Vorſchlag des Kriegsminiſters hat der Sul-
tan ein Irade ſanktioniert, nach welchem alle Offi-
ziere auf eine neue Formel vereidigt wer-
den ſollen, in welcher ſie ſich verpflichten, daß keiner
einer öffentlichen oder geheimen politiſchen Par-
tei angehören werde. Die Offiziere werden ferner eine
gleichlautende Erklärung ſchriftlich zu unterfertigen
haben.
Der Kriegsminiſter richtete an die Armee ein Rund-
ſchreiben, in welchem er die getroffene Maßnahme einge-
hend rechtfertigt. Dieſelbe wird ſofort durchgeführt und
werden jene Offiziere, die ſich ihr widerſetzen, beſtraft.
KB. Saloniki, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Da die Südalbaner in der Gegend von Valona noch
immer verſammelt ſind, forderte die Regierung Ismail
Kemal nochmals auf, ſeinen Einfluß aufzubieten, da-
mit die Albaner heimkehren, ohne daß die Anwendung
von Gewaltmaßnahmen erforderlich werde.
Wie verlautet, hat die Regierung zugeſagt, weitere
Enthebungen von jungtürkiſchen Staatsbeamten zu ver-
meiden.
Der Major Haſſan Tornus wurde von Monaſtir
wieder nach Saloniki gebracht.
Ein Bombenattentat gegen einen Eiſenbahnzug rechtzeitig
vereitelt.
KB. Saloniki, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Auf der Bahnſtrecke Kilindir-Karaſulu wurden vor dem
Paſſierne eines Zuges zwei mit einer elektriſchen Batterie
verbundene Dynamitbomben entdeckt, die am
Geleiſe befeſtigt waren. Auf allen Bahnſtrecken
wurden die Ueberwachungsmaßnahmen verſtärkt.
Haftbefehl gegen Talaat.
Konſtautinopel, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Gegen den ehemaligen Miniſter des Innern Ta-
laat Bey iſt wegen Aufwieglung der Bevölkerung von
Serres ein Haftbefehl erlaſſen worden.
Die Erregung in Bulgarien.
Sofia, 12. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Ein aus angeſehenen Mitgliedern aller Parteien zuſam-
mengeſetztes Organiſationskomitee für Kot-
ſchana veröffentlicht einen Aufruf an die Bevölkerung
Bulgariens, in welchem es zum Zuſammenſchluß der Re-
gierungs- und der Oppoſitionsparteien zwecks Veranſtal-
tung eines Proteſtmeetingsinganz Bulga-
rien auffordert. Die ganze Bevölkerung müſſe einmütig
den Krieg gegen die Türkei verlangen.
Für die morgen aus Anlaß des 25jährigen Regie-
rungsjubiläums König Ferdinands ſtattfindenden Mee-
tings werden große Trauerkundgebungen, Straßenum-
züge mit Trauerfahnen und Glockengeläute geplant.
Der Grenzkonflikt mit Montenegro.
Cetinje, 11. Auguſt. Reguläre türkiſche Truppen wie-
derholten vorgeſtern die Angriffe auf die montenegrini-
ſche Grenze bei Velika. Das Gefecht dauerte
den ganzen Tag. Die Angreifer wurden zurückge-
ſchlagen. Geſtern richtete die montenegriniſche Regierung
an die hieſigen Vertreter der Großmächte eine Zir-
kularnote, in der erklärt wird, der königlichen Re-
gieung ſei jede Möglichkeit entzogen mit Ausſicht auf Er-
ſolg ſich mit der Türkei direkt zu verſtändigen. Die Re-
gierung appelliert deshalb an die Großmächte, ſie möchten
ein radikales Mittel finden zur Beſeitigung eines Zu-
ſtandes, der nun ſchon lange zum Nachteil der friedlichen
Entwicklung Montenegros andauere.
des in Acht und Bann erklärt, und dieſe Strafe wird erſt
enden, wenn das letzte Mitglied der Familie der Roſa
Lakatos vom Erdboden vertilgt ſein wird. Wo Mitglieder
der Familie der Roſa Lakatos ſeither mit anderen Zi-
geunerfamilien zuſammentreffen, blitzen ſofort die Meſſer
und knallen die Schüſſe. Bei Kaſchau trafen die Zigeuner-
familie Balog und Mitglieder der Familie Lakatos gleich-
zeitig an einem Lagerplatz ein. Balog-Männer und
-Frauen ſtürzten ſich ſofort mit Flinten, Aexten und
Meſſern auf die Lakatos-Leute, die ſich mit Verluſt von
drei Toten flüchten mußten. Solche Zigeunerſchlachten:
Zigeuner gegen Zigeuner gehören durchaus nicht zu den
Seltenheiten, und die Chronik verzeichnet ſo manche wil-
den Kämpfe, in denen Dutzende von Zigeunern fielen. —
Im übrigen ſind von allen Zigeunern jene am verrufen-
ſten, die an der ungariſch-rumäniſchen Grenze und in Ru-
mänien herumſtreifen. Dieſe Zigeunertrupps beſchäftigen
ſich vornehmlich mit dem Raub von Kindern.
Zuweilen lieben es die Zigeuner, ihre Schlupfwinkel
luxuriös einzurichten. In der Nähe von Kronſtadt in
Siebenbürgen wurde von der Gendarmerie eine Zigeuner-
geſellſchaft entdeckt, die rieſige Geldſummen beſaß. In
ihrer Herberge fand man zur größten Ueberraſchung eine
geradezu herrlich eingerichtete Wohnung mit modernem
Speiſezimmer, Rauchſalon, ſogar Muſikzimmer — nur
ein Schlafzimmer war nicht vorhanden, was charakteri-
ſtiſch für dieſes Nomadenvolk iſt.
Die reichen Zigeuner erſcheinen den Behörden noch
verdächtiger als die armen. Das haben vor kurzem drei
Dutzend Familien von Zigeunern erfahren müſſen, die in
Budapeſt mit der Eiſenbahn aus Trieſt ankamen. Die
Polizei wollte ſie als Bettelvolk abſchieben, worauf ihr
Vajda oder Wojwode Albert Queck eine Viertelmillion
Kronen in Barem vorwies zum Beweiſe deſſen, daß er
und ſeine Leute nicht durch Bettelei läſtig zu fallen brauch-
ten. Damit kam er aber nur vom Regen in die Traufe.
Zigeuner als ſchwerreiche Leute — kann es etwas mehr
zu Verdacht Reizendes geben? Die ganze Geſellſchaft
wurde alſo unter polizeiliche Beobachtung geſtellt und
ſtrenge Nachforſchung nach ihrem Vorleben eingeleitet.
Dieſe ergab zwar, daß dieſe Zigeuner durchwegs ihr Ver-
mögen, ſoweit dies eruierbar war, auf ehrliche Weiſe er-
worben haben, aber die Polizei duldete doch nicht, daß
ſich die reichen Zigeuner in Budapeſt niederließen und hieß
jene, die ſich ſeltſamerweiſe zu ſeßhaftem Leben entſchloſſen
hatten, wieder weiter wandern. Indeſſen konnte ſich die
Budapeſter Polizei wohl darauf berufen, daß die Ortſchaft
Berethyonjfalu erſt vor ſehr kurzer Zeit mit einer Zigeu-
neranſiedlung unliebſame Erfahrungen gemacht hat. Die
genannte Ortsgemeinde gab nämlich im Dezember 1910
einer Zigeunerkarawane Baugründe und ein Geldinſtitut
verhalf den Nomaden durch Kredite zur Erbauung von
50 Häuſern. Die Ruheloſen waren nun ſeßhafte Mitbür-
ger von Berethyonjfalu geworden. Nach einiger Zeit mach-
ten aber die Einwohner die Entdeckung, daß ihr Feder-
vieh rapid vermindert wurde. Eine Zigeunerin hatte ſich
auf folgende originelle Art zu einer Federviehfängerin
von Berethyonjfalu verwandelt: Sie ging über die Gaſſen
und ſtreute Kukuruzkörner aus, was den Gänſen des
Ortes ſo gefiel, daß ſie der Freigebigen auf den Ferſen
blieben. Von Zeit zu Zeit wandte ſich die Spenderin um,
drückte einem Gänslein den Hals zu und ließ den entſeel-
ten Vogel auf der Landſtraße liegen. Hinter der Zigeu-
nerin in einiger Entfernung folgte aber immer der ge-
lehrige Gatte, er hob eine der verendeten Gänſe nach der
anderen auf und brachte die Beute nach Hauſe. Das Paar
wurde erwiſcht und erhielt ſechs Monate Haft zugeurteilt.
Am Tage nach dem Urteil war die ganze Zigeunerkolonie
entvölkert — außer dem eingeſperrten Paar blieb nie-
mand zurück; denn ein freier Zigeuner wird ſich doch nicht
der Gefahr ausſetzen, dafür, daß er einer Gans nur ein
bißchen den Hals umgedreht hat, ſechs Monate hinter
Schloß und Riegel zu ſitzen — auf eine Kultur, die eine
ſolche Kleinigkeit beſtraft, verzichtet der Zigeuner!
Cetiuje, 12. Auguſt. In einem Kommuniquee ſtellt
das offizielle Blatt „Glas Crnogorca“ in ausführlicher
Weiſe die türkiſch-montenegriniſchen Grenzzwiſchenfälle
und den darauf folgenden Konflikt dar und bemerkt, es ſei
ſchwer vorauszuſehen, weſches Ende alles haben werde,
aber die Regierung, obwohl ſie von friedlichen Abſichten
durchdrungen ſei, werde ſich nicht enthalten, alles, was zum
Schutz ihrer Rechte ſowie der Ehre und der
Würde Montenegros als notwendig erachtet wird,
zu unternehmen.
Marokko.
Die Abdankung Muley Hafids.
KB. Paris, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Miniſterrat genehmigte das zwiſchen dem General-
reſidenten Lyautey und dem Sultan Muley Ha-
fid abgeſchloſſene Uebereinkommen, nach welchem Letz-
terer vor ſeiner Abreiſe nach Frankreich abdankt. Die
Bedingungen des Thronverzichtes ſind in einem frü-
heren Abkommen bereits entſprechend geregelt. Der
neue Sultan, wahrſcheinlich ein Bruder Muley Ha-
fids, wird den ſcherifiſchen Traditionen gemäß gewählt.
Paris, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die Abdankung Muley Hafid’s ſteht unmittelbar bevor.
Wer ſein Nachfolger werden wird, iſt noch ungewiß.
Kurze Nachrichten.
KB. Berlin, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Als Vertreter Kaiſer Wilhelms aus Anlaß der Bei-
ſetzung des Kaiſers Mutſu-Hito wird ſich Prinz
Heinrich von Preußen nach Japan begeben.
KB. Managua (Nikaragua), 12. Auguſt. (Tel. der
„Cz. Allg. Ztg.“) Die Aufrührer begannen mit der Be-
ſchießung der Stadt. Eine Anzahl von Perſonen, darun-
ter Frauen und Kinder wurden verwundet. Die Auslän-
der hißten die Landesflagge.
Bunte Chronik.
Die Erdbebenkataſtrophe im
Marmarameer.
Czernowitz, 13. Auguſt.
Die aus dem türkiſchen Erdbebengebiet eintreffen-
den Nachrichten beſtätigen in neuen Details die nieder-
ſchmetternde Wucht der Kataſtrophe, von welcher die Kü-
ſten des Marmarameeres und die nördlich desſelben ge-
legene Landſchaft von Rodoſto betroffen worden iſt. Die
Erdbebenkataſtrophe iſt unbedingt eine der größten der
letzten Jahrzehnte und kam umſo überraſchender, als das
heimgeſuchte Gebiet — obwohl bekanntermaßen in einer
dulkaniſchen Zone liegend — ſeit langer Zeit in Ruhe
verharrte. Genaue Zuſammenſtellungen über die Zahl der
Todesopfer, die jedenfalls nach Hunderten zu zählen ſind,
und die Höhe der materiellen Schäden liegen noch nicht
vor. Bemerkenswert im Hinblick auf den vulkaniſchen, zu
Wiederholungen alſo umſo geneigteren Charakter des er-
folgten Erdbebens erſcheint die Nachricht, daß der Erd-
boden noch nicht zur Ruhe gelangt iſt und ſich neue Er-
ſchütterungen fühlbar machen. Es liegen folgende Mel-
dungen vor:
Konſtantinopel, 12. Auguſt. Immer mehr ſtellt es
ſich heraus, daß das Erdbeben, das in Konſtantinopel
kaum Schaden anrichtete, in ſeiner Nachbarſchaft, ſowohl
auf aſiatiſcher wie auf europäiſcher Seite, als Kata-
ſtropheſchwerſter Art auftrat. Kapitäne hier ein-
getroffener Schiffe berichten, daß man in den Dardanellen
an dreißig Erdſtöße verſpürt habe. Zwiſchen Ganos
und Chora ſtand auf einer weiten Strecke die ganze
Küſte in Flammen. Die Mannſchaften des ameri-
kaniſchen Dampfers „Virginia“ ſahen die Städtchen
Chora, Myriophito, Heracliſſa, Milia und Kraſſia bren-
nen. Der Dampfer konnte ſich nicht nähern, da das
Waſſer nahe der Küſte kochte. Gallipoli ſoll bis auf
ein Kaffeehaus vernichtet ſein. Immer neue Schiffe mit
Verwundeten kommen hier an. Die meiſten ſind ſo ver-
ſtört, daß ſie keinen zuſammenhängenden Bericht liefern
können. Am Nachmittage verbreitete ſich die Nachricht, daß
Rodoſto zur Hälfte zerſtört ſei. Die Pforte erteilte den
Torpedobooten Befehl, ſich nach den Unglücksſtätten zu be-
geben. Im Laufe des geſtrigen Tages haben ſich zwei neue
Erdſtöße ereignet. Der erſte erfolgte um 11 Uhr 35 Min.
vormittags und verſetzte die Bevölkerung in ernſte Erre-
gung. Mehrere Beſchädigungen waren die Folge des Erd-
ſtoßes. Gegen 3 Uhr nachmittags wurde eine neue, ſtarke
Erdbewegung wahrgenommen, die auf der Inſel Prin-
kipo beträchtliche Verheerungen und einen großen
Brand anrichtete, der noch wütet. Die Läden in Stambul
wurden geſchloſſen. In dem benachbarten Dorfe Shola-
rion ſind 200 Häuſer, die Kirche und die Schulen einge-
ſtürzt. 100 Menſchen ſind getötet oder verwundet
worden.
Konſtantinopel, 12. Auguſt. Von den nicht an der
Küſte liegenden Ortſchaften fehlt infolge der unterbro-
chenen Verkehrsmittel und Telegraphenlinien jede Nach-
richt. Die Einwohner dieſer Orte waren wohlhabend und
beſchäftigten ſich hauptſächlich mit Weinbau und Seiden-
induſtrie. Die Beſatzung des nachmittags aus Myriophito
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