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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912.

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14. August 1912. "Czernowitzer Allgemeine Zeitung"

[Spaltenumbruch] eingetroffenen Dampfers "Marmara-Expreß" bestätigt,
daß das etwa tausend Häuser zählende Myriophito
bis auf ein Kasino zerstört ist. Die unter den Trümmern
befindlichen Toten und Verwundeten schätzt auch die Be-
satzung auf über tausend. Der Dampfer versuchte
anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber
infolge der starken Rauchwolken und der Flammen an
einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matrosen,
daß dreizehn Dörfer dieser Gegend mehr oder weni-
ger zerstört sind. Die Gegend ist vulkanisch. Das See-
beben beschädigte auch die Yacht des Khediven, "Marussa",
die am Bosporus ankerte. In Tscheffik riß sich zehn Minu-
ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los
und raste aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar-
marainsel Pascha-Liman meldet, daß das Erdbeben die
Schule, Kirche und fast alle Häuser zerstört habe. Das
Vernichtungswerk sei durch eine Feuersbrunst vervoll-
ständig worden. Aus großen Erdrissen strömten Gas,
siedend
es Wasser und heißer Sand. In
Philippopel wütete ein großer Brand. Der
ökumenische Patriarch hat die Pforte um schleunige Hilfs-
aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinspektor der Prä-
fektur, wurde mit der Organisation einer großzügigen
Hilfsaktion betraut. In den Moscheen und Kirchen
von Konstantinopel wird unablässig Gottes-
dienst
abgehalten, zu dem sich eine gewaltige Menge
drängt.

Die Erdstöße dauern
ununterbrochen fort. Die einlaufenden Meldungen be-
zeichnen die Folgen des Erdbebens als geradezu katastro-
phale.

Ein offizieller Bericht.

Das Ministerium des
Innern gibt folgenden offiziellen Bericht aus: Das Erd-
beben richtete den schwersten Schaden im Südwesten Adria-
nopels an. Chora und Merete sind gänzlich niedergebrannt.
Vier Dörfer sind größtenteils zerstört. In Ganos zählt
man 150 Tote. Auch in anderen Dörfern beklagt man
zahlreiche Opfer, deren Zahl noch nicht feststeht, aber min-
destens achtzig beträgt. Alle telegraphischen Verbindungen
sind abgeschnitten, 15.000 Personen sind obdach-
los,
denen die Regierung Hilfe schickt. In Adrianopel
sind zwanzig Moscheen, zahlreiche Häuser und Buden zer-
stört. Weitere Verheerungen werden besonders aus dem
bulgarischen Grenzdistrikt gemeldet. Zwei Mineralquellen
sind ausgetrocknet. In Tschorlu brannten zweihundert
Häuser und hundert Magazine nieder. In Cacheuy wur-
den siebzig Personen getötet und 150 verletzt. Ein zweiter
offizieller Bericht spricht von 300 Toten und 900 Ver-
letzten.

Die Telegraphendirektion sandte 1500 Telegramme
mit einem Dampfer nach Konstantza ab.




Kaiser Wilhems Memoiren.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die "Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin: Schon vor
längerer Zeit tauchte einmal in der Auslandspresse die
Behauptung auf, daß Kaiser Wilhelm sich mit der
Abfassung seiner Memoiren befasse. Neuerdings
nimmt das "Echo de Paris" dieses Gerücht wieder auf
und verschiedene Blätter drucken es nach. Demgegenüber
wird von unterrichteter Seite nochmals festgestellt, daß
Kaiser Wilhelm weder vor seiner Thronbesteigung die
Gewohnheit hatte, Tagebücher zu führen, noch auch wäh-
rend seiner Regierung sich damit beschäftigte.




Der Esperantistenkongreß in Krakau.

Wie bereits berichtet, wurde hie[r]
gestern der VIII. Esperantistenkongreß eröffnet. Auf dem
Kongresse, welcher unter dem Vorsitze Dr. S. Miko-
lajskis
aus Lemberg stattfindet, sind im ganzen 22
Länder und 30 Nationalitäten durch ungefähr 1400 Per-
sonen vertreten. Um 1 Uhr nachmittags nahmen die Kon-
greßteilnehmer an dem ihnen von der Stadt gegebenen
Frühstück teil, worauf um 3 Uhr die Eröffnung des Kon-
gresses erfolgte. Zu Beginn desselben wurden dem Be-
gründer der internationalen Sprache Dr. Zamenhof
lebhafte Ovationen bereitet, worauf der erste Vizepräsi-
dent der hiesigen Stadtgemeinde Dr. Szarski die Kon-
greßteilnehmer namens derselben begrüßte. Nach den An-
sprachen des Abg. Fedorowicz namens der beiden
Handelskammern Galiziens und des Obmannes der hiesi-
gen Ortsgruppe des Esperantistenbundes Prof. Doktor
Bujwid ergriff Dr. Zamenhof das Wort zu einer län-
geren Ansprache, worin er die Absicht kundgab von der
[Spaltenumbruch] Leitung der Esperantobewegung aus Altersrücksichten zu-
rückzutreten und sie jüngeren Kräften zu überlassen. Die
Versammlung erhob hingegen stürmischen Protest. Nach
Absingung der Esperantistenhymne wurden die eingetrof-
fenen Glückwunschtelegramme und schreiben verlesen,
worauf die Repräsentanten der einzelnen Staaten und
Nationen namens derselben kurze Ansprachen hielten. Für
Dr. Zamenhof war u. a. auch ein Bild mit der eigenhän-
digen Unterschrift der Königin Elisabeth von
Rumänien
eingetroffen. An diese und an unseren
Kaiser wurden Huldigungstelegramme abgesandt. Abends
fand im hiesigen Schützengarten eine gesellige Zusammen-
kunft der Kongreßteilnehmer statt, welche einen äußerst
animierten und herzlichen Verlauf nahm.




Ein Anspruch auf zwanzig bosnische
Dörfer.

Die Erben nach weiland Baron
Andreas Bernyakovics erheben im Prozeßwege
einen Eigentumsanspruch auf zwanzig bosnische Dörfer
gegen den ungarischen Staat und den ungarischen König
auf Grund einer vom Kaiser Leopold am 5. März
1661 ausgestellten, vom Bischofe Szelepcsenyi beglaubig-
ten, im Landesarchiv verwahrten Schenkungsurkunde,
mit welcher Kaiser Leopold diese zwanzig Ortschaften der
Familie verleiht, wenn Bosnien mit Gottes Hilfe wieder
an Ungarn zurückfällt.




Spionage.

Der Lemberger Polizeikommissär
Charwat nahm gestern in der Wohnung des hiesigen,
unter dem Verdachte der Spionage zu Gunsten Ruß-
lands
stehenden Postmeisters T. Konopinski eine
Hausdurchsuchung vor. Sie lieferte ein derartig belasten-
des Material, daß unverzüglich zur Verhaftung des ver-
brecherischen Beamten geschritten wurde. Konopinski
wurde heute bereits dem Lemberger Strafgerichte einge-
liefert.




Automobilunfall.

In der Nähe von Myslenice stieß
ein Automobil, in welchem sich außer dem Chauffeur St.
Szynalik die Grafen E. Puslowski, P. Dzie-
duszycki
und Generalstabshauptmann Graf W.
Tyszkiewicz befanden, mit einem Bauernwagen in-
folge Unvorsichtigkeit des Lenkers des letzteren zusammen,
nachdem die Automobilbremse infolge des plötzlichen Ein-
greifens in die Räder gebrochen war. Dabei wurde Haupt-
mann Graf Tyszkiewicz von der Wagendeichsel so unglück-
lich ins Gesicht getroffen, daß sein Unterkiefer zerschmettert
wurde, während der Chauffeur schwere Kontusionen des
Schulterblattes davontrug; die übrigen Automobilinsassen
und der Lenker des Bauernwagens blieben unversehrt.
Glücklicherweise kam aus Krakau bald darauf ein zweites
Automobil heran, welches die beiden Verletzten ins hiesige
Spital brachte. Nach Anlegung eines Verbandes wurden
sie der häuslichen Pflege übergeben.




Tod infolge eines Fliegenstiches.

Der hiesige Gymnasiast J.
Chudko war am Ufer des Sanflusses in der Nähe des
hiesigen Schlachthauses mit Angeln beschäftigt, als ihn eine
aus den Schlachthausstallungen des letzteren herbeigeflo-
gene Fleischfliege unmittelbar über dem rechten Auge in
die Stirn stach. Es trat Blutvergiftung ein und der Knabe
verschied nach wenigen Stunden, bevor sich noch der zu sei-
ner Rettung herbeigeholte Arzt eingestellt hatte.




Kleine Rundschau.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Der Rechtsanwalt Paul Bredereck ist seit Donnerstag
abgängig. Er hat seinem Sozius gegenüber angegeben,
daß er verreisen und Samstag zurückkommen wolle, von
sich aber seither nichts hören ließ. Es wird angenommen,
daß die Ursache seines Verschwindens in mißlichen Ver-
mögensverhältnissen zu suchen sei.




[Wann erlebte Paulus den "Tag von
Damaskus"?]

Die Chronologie des Lebens des Apo-
stel Paulus, die bereits zu so vielen Erörterungen Anlaß
gegeben hat, ist hauptsächlich von dem Jahr seiner Be-
kehrung, dem Datum des Tages von Damaskus abhän-
[Spaltenumbruch] gig. Dieses Datum, das bisher strittig war, wird nunmehr
von Adolph Harnack in einem Aufsatz der Sitzungsberichte
der Berliner Akademie der Wissenschaften mit großer
Wahrscheinlichkeit auf den Herbst des Jahres 38 be-
stimmt. Er bringt zunächst drei Daten zusammen, von
denen jedes für sich noch mit einer gewissen Unsicherheit
behaftet war und beweist, daß sie sich gegenseitig aufs beste
stützen und beglaubigen. Das erste dieser Zeugnisse ist der
Antritt des Prokonsulats des Gallio im Sommer 51, das
aus einem Brief des Kaisers Claudius an Delphi zu er-
schließen ist, dann die Angabe des Orosius, das die Aus-
weisung der Juden aus Rom durch Claudius im Jahre 49
befohlen woren sei und endlich die dreifach bezeugte und
sehr alte Nachricht, daß Jesus nach seinem Tode sich noch
18 Monate hindurch habe sehen lassen. Diese 18 Monate
können sich nach Harnacks Ausführungen nur auf die Zeit
bis zur Christusvision des Paulus beziehen, so daß seine
Bekehrung also im Herbst des Jahres 31 erfolgt sein muß.
Ist diese Annahme richtig, dann kam Paulus im Jahre
34 zum ersten Male als Christ nach Jerusalem und im
Jahre 48 zum Apostelkonzil. Diese Berechnung ist davon
ausgegangen, daß Jesus Ostern 39 gekreuzigt worden ist.
Man muß aber die Möglichkeit zugeben, daß die Kreuzi-
gung Ostern 29 erfolgte und in diesem Falle fiele die Be-
kehrung des Paulus bereits in den Herbst 30.




[ - 7 Zeilen fehlen]


Czernowitzer Angelegenheiten.


Ehrung.

Die am 11. d. M. in Czernowitz stattgefun-
dene ordentliche Hauptversammlung des Vereines der
k. k. Steuerbeamten in der Bukowina ernannte den k. k.
Vizepräsidenten Arthur Knipfer in Anerkennung sei-
ner hervorragenden Verdienste um den Bukowiner
Steuerbeamtenstand und um den genannten Verein zum
Ehrenmitgliede und faßte zugleich den Beschluß,
daß die ins Leben gerufene humanitäre Stiftung den
Namen "Vizepräsident Knipfer-Stiftung"
für immerwährende Zeiten tragen soll.

Ernennung.

Der Handelsminister hat -- wie uns
aus Wien gemeldet wird -- den Baukommissär Julius
Fischer in Czernowitz zum Bauoberkommissär
ernannt.

Die Uebersiedlung der Gebäraustalt.

Wie wiederholt
berichtet, wird die Gebäranstalt bei gleichzeitiger Ausge-
staltung im kommenden Herbste in das Gebäude der ge-
wesenen landwirtschaftlichen Mittelschule übersiedeln.
Einem im Lande dringend empfundenen Bedürfnisse
Rechnung tragend, wird dem bisher bestandenen ge-
burtshilflichen Institut
eine gynäkolo-
gische Klinik
und als dritte Abteilung eine solche für
die Behandlung an Kindbettfieber erkrankter Wöch-
nerinnen
angegliedert werden. Entsprechend den Vor-
schriften der medizinischen Hygiene werden die drei Ab-
teilungen gänzlich von einander separiert sein, gesonderte
Eingänge, jede einen eigenen Operationssaal und eigenen
Personalstand haben. Da das Institut mit den aller-
neuesten Behelfen der Wissenschaft und der modernsten
chirurgischen Ausrüstung versehen sein wird, ergibt sich
nun auch die in mehrfacher Hinsicht eine Besserung der
bisherigen Verhältnisse darstellende Möglichkeit, die Be-
handlung Schwerkranker zur Gänze auf der Klinik durch-
zuführen; bisher mußte in solchen Fällen die Landeskran-
kenanstalt in Anspruch genommen werden. Die Betten-
anzahl wird -- obwohl, in Paranthese bemerkt, auch die
erhöhte Zahl dem wirklichen Bedarfe nicht entsprechen
dürfte -- vermehrt und für die gynäkologische Abteilung
auf 50, für das geburtshilfliche Institut auf 20 und für
Wochenfieberkranke auf 8--10 Betten festgesetzt werden.
Von einer Unterteilung in Klassen nach der Höhe der Ver-
pflegsgebühren dürfte, wie das bei kleineren Instituten




[]

14. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“

[Spaltenumbruch] eingetroffenen Dampfers „Marmara-Expreß“ beſtätigt,
daß das etwa tauſend Häuſer zählende Myriophito
bis auf ein Kaſino zerſtört iſt. Die unter den Trümmern
befindlichen Toten und Verwundeten ſchätzt auch die Be-
ſatzung auf über tauſend. Der Dampfer verſuchte
anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber
infolge der ſtarken Rauchwolken und der Flammen an
einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matroſen,
daß dreizehn Dörfer dieſer Gegend mehr oder weni-
ger zerſtört ſind. Die Gegend iſt vulkaniſch. Das See-
beben beſchädigte auch die Yacht des Khediven, „Maruſſa“,
die am Bosporus ankerte. In Tſcheffik riß ſich zehn Minu-
ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los
und raſte aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar-
marainſel Paſcha-Liman meldet, daß das Erdbeben die
Schule, Kirche und faſt alle Häuſer zerſtört habe. Das
Vernichtungswerk ſei durch eine Feuersbrunſt vervoll-
ſtändig worden. Aus großen Erdriſſen ſtrömten Gas,
ſiedend
es Waſſer und heißer Sand. In
Philippopel wütete ein großer Brand. Der
ökumeniſche Patriarch hat die Pforte um ſchleunige Hilfs-
aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinſpektor der Prä-
fektur, wurde mit der Organiſation einer großzügigen
Hilfsaktion betraut. In den Moſcheen und Kirchen
von Konſtantinopel wird unabläſſig Gottes-
dienſt
abgehalten, zu dem ſich eine gewaltige Menge
drängt.

Die Erdſtöße dauern
ununterbrochen fort. Die einlaufenden Meldungen be-
zeichnen die Folgen des Erdbebens als geradezu kataſtro-
phale.

Ein offizieller Bericht.

Das Miniſterium des
Innern gibt folgenden offiziellen Bericht aus: Das Erd-
beben richtete den ſchwerſten Schaden im Südweſten Adria-
nopels an. Chora und Merete ſind gänzlich niedergebrannt.
Vier Dörfer ſind größtenteils zerſtört. In Ganos zählt
man 150 Tote. Auch in anderen Dörfern beklagt man
zahlreiche Opfer, deren Zahl noch nicht feſtſteht, aber min-
deſtens achtzig beträgt. Alle telegraphiſchen Verbindungen
ſind abgeſchnitten, 15.000 Perſonen ſind obdach-
los,
denen die Regierung Hilfe ſchickt. In Adrianopel
ſind zwanzig Moſcheen, zahlreiche Häuſer und Buden zer-
ſtört. Weitere Verheerungen werden beſonders aus dem
bulgariſchen Grenzdiſtrikt gemeldet. Zwei Mineralquellen
ſind ausgetrocknet. In Tſchorlu brannten zweihundert
Häuſer und hundert Magazine nieder. In Cacheuy wur-
den ſiebzig Perſonen getötet und 150 verletzt. Ein zweiter
offizieller Bericht ſpricht von 300 Toten und 900 Ver-
letzten.

Die Telegraphendirektion ſandte 1500 Telegramme
mit einem Dampfer nach Konſtantza ab.




Kaiſer Wilhems Memoiren.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Berlin: Schon vor
längerer Zeit tauchte einmal in der Auslandspreſſe die
Behauptung auf, daß Kaiſer Wilhelm ſich mit der
Abfaſſung ſeiner Memoiren befaſſe. Neuerdings
nimmt das „Echo de Paris“ dieſes Gerücht wieder auf
und verſchiedene Blätter drucken es nach. Demgegenüber
wird von unterrichteter Seite nochmals feſtgeſtellt, daß
Kaiſer Wilhelm weder vor ſeiner Thronbeſteigung die
Gewohnheit hatte, Tagebücher zu führen, noch auch wäh-
rend ſeiner Regierung ſich damit beſchäftigte.




Der Eſperantiſtenkongreß in Krakau.

Wie bereits berichtet, wurde hie[r]
geſtern der VIII. Eſperantiſtenkongreß eröffnet. Auf dem
Kongreſſe, welcher unter dem Vorſitze Dr. S. Miko-
lajskis
aus Lemberg ſtattfindet, ſind im ganzen 22
Länder und 30 Nationalitäten durch ungefähr 1400 Per-
ſonen vertreten. Um 1 Uhr nachmittags nahmen die Kon-
greßteilnehmer an dem ihnen von der Stadt gegebenen
Frühſtück teil, worauf um 3 Uhr die Eröffnung des Kon-
greſſes erfolgte. Zu Beginn desſelben wurden dem Be-
gründer der internationalen Sprache Dr. Zamenhof
lebhafte Ovationen bereitet, worauf der erſte Vizepräſi-
dent der hieſigen Stadtgemeinde Dr. Szarski die Kon-
greßteilnehmer namens derſelben begrüßte. Nach den An-
ſprachen des Abg. Fedorowicz namens der beiden
Handelskammern Galiziens und des Obmannes der hieſi-
gen Ortsgruppe des Eſperantiſtenbundes Prof. Doktor
Bujwid ergriff Dr. Zamenhof das Wort zu einer län-
geren Anſprache, worin er die Abſicht kundgab von der
[Spaltenumbruch] Leitung der Eſperantobewegung aus Altersrückſichten zu-
rückzutreten und ſie jüngeren Kräften zu überlaſſen. Die
Verſammlung erhob hingegen ſtürmiſchen Proteſt. Nach
Abſingung der Eſperantiſtenhymne wurden die eingetrof-
fenen Glückwunſchtelegramme und ſchreiben verleſen,
worauf die Repräſentanten der einzelnen Staaten und
Nationen namens derſelben kurze Anſprachen hielten. Für
Dr. Zamenhof war u. a. auch ein Bild mit der eigenhän-
digen Unterſchrift der Königin Eliſabeth von
Rumänien
eingetroffen. An dieſe und an unſeren
Kaiſer wurden Huldigungstelegramme abgeſandt. Abends
fand im hieſigen Schützengarten eine geſellige Zuſammen-
kunft der Kongreßteilnehmer ſtatt, welche einen äußerſt
animierten und herzlichen Verlauf nahm.




Ein Anſpruch auf zwanzig bosniſche
Dörfer.

Die Erben nach weiland Baron
Andreas Bernyakovics erheben im Prozeßwege
einen Eigentumsanſpruch auf zwanzig bosniſche Dörfer
gegen den ungariſchen Staat und den ungariſchen König
auf Grund einer vom Kaiſer Leopold am 5. März
1661 ausgeſtellten, vom Biſchofe Szelepcſenyi beglaubig-
ten, im Landesarchiv verwahrten Schenkungsurkunde,
mit welcher Kaiſer Leopold dieſe zwanzig Ortſchaften der
Familie verleiht, wenn Bosnien mit Gottes Hilfe wieder
an Ungarn zurückfällt.




Spionage.

Der Lemberger Polizeikommiſſär
Charwat nahm geſtern in der Wohnung des hieſigen,
unter dem Verdachte der Spionage zu Gunſten Ruß-
lands
ſtehenden Poſtmeiſters T. Konopinski eine
Hausdurchſuchung vor. Sie lieferte ein derartig belaſten-
des Material, daß unverzüglich zur Verhaftung des ver-
brecheriſchen Beamten geſchritten wurde. Konopinski
wurde heute bereits dem Lemberger Strafgerichte einge-
liefert.




Automobilunfall.

In der Nähe von Myslenice ſtieß
ein Automobil, in welchem ſich außer dem Chauffeur St.
Szynalik die Grafen E. Puslowski, P. Dzie-
duszycki
und Generalſtabshauptmann Graf W.
Tyszkiewicz befanden, mit einem Bauernwagen in-
folge Unvorſichtigkeit des Lenkers des letzteren zuſammen,
nachdem die Automobilbremſe infolge des plötzlichen Ein-
greifens in die Räder gebrochen war. Dabei wurde Haupt-
mann Graf Tyszkiewicz von der Wagendeichſel ſo unglück-
lich ins Geſicht getroffen, daß ſein Unterkiefer zerſchmettert
wurde, während der Chauffeur ſchwere Kontuſionen des
Schulterblattes davontrug; die übrigen Automobilinſaſſen
und der Lenker des Bauernwagens blieben unverſehrt.
Glücklicherweiſe kam aus Krakau bald darauf ein zweites
Automobil heran, welches die beiden Verletzten ins hieſige
Spital brachte. Nach Anlegung eines Verbandes wurden
ſie der häuslichen Pflege übergeben.




Tod infolge eines Fliegenſtiches.

Der hieſige Gymnaſiaſt J.
Chudko war am Ufer des Sanfluſſes in der Nähe des
hieſigen Schlachthauſes mit Angeln beſchäftigt, als ihn eine
aus den Schlachthausſtallungen des letzteren herbeigeflo-
gene Fleiſchfliege unmittelbar über dem rechten Auge in
die Stirn ſtach. Es trat Blutvergiftung ein und der Knabe
verſchied nach wenigen Stunden, bevor ſich noch der zu ſei-
ner Rettung herbeigeholte Arzt eingeſtellt hatte.




Kleine Rundſchau.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Der Rechtsanwalt Paul Bredereck iſt ſeit Donnerſtag
abgängig. Er hat ſeinem Sozius gegenüber angegeben,
daß er verreiſen und Samſtag zurückkommen wolle, von
ſich aber ſeither nichts hören ließ. Es wird angenommen,
daß die Urſache ſeines Verſchwindens in mißlichen Ver-
mögensverhältniſſen zu ſuchen ſei.




[Wann erlebte Paulus den „Tag von
Damaskus“?]

Die Chronologie des Lebens des Apo-
ſtel Paulus, die bereits zu ſo vielen Erörterungen Anlaß
gegeben hat, iſt hauptſächlich von dem Jahr ſeiner Be-
kehrung, dem Datum des Tages von Damaskus abhän-
[Spaltenumbruch] gig. Dieſes Datum, das bisher ſtrittig war, wird nunmehr
von Adolph Harnack in einem Aufſatz der Sitzungsberichte
der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften mit großer
Wahrſcheinlichkeit auf den Herbſt des Jahres 38 be-
ſtimmt. Er bringt zunächſt drei Daten zuſammen, von
denen jedes für ſich noch mit einer gewiſſen Unſicherheit
behaftet war und beweiſt, daß ſie ſich gegenſeitig aufs beſte
ſtützen und beglaubigen. Das erſte dieſer Zeugniſſe iſt der
Antritt des Prokonſulats des Gallio im Sommer 51, das
aus einem Brief des Kaiſers Claudius an Delphi zu er-
ſchließen iſt, dann die Angabe des Oroſius, das die Aus-
weiſung der Juden aus Rom durch Claudius im Jahre 49
befohlen woren ſei und endlich die dreifach bezeugte und
ſehr alte Nachricht, daß Jeſus nach ſeinem Tode ſich noch
18 Monate hindurch habe ſehen laſſen. Dieſe 18 Monate
können ſich nach Harnacks Ausführungen nur auf die Zeit
bis zur Chriſtusviſion des Paulus beziehen, ſo daß ſeine
Bekehrung alſo im Herbſt des Jahres 31 erfolgt ſein muß.
Iſt dieſe Annahme richtig, dann kam Paulus im Jahre
34 zum erſten Male als Chriſt nach Jeruſalem und im
Jahre 48 zum Apoſtelkonzil. Dieſe Berechnung iſt davon
ausgegangen, daß Jeſus Oſtern 39 gekreuzigt worden iſt.
Man muß aber die Möglichkeit zugeben, daß die Kreuzi-
gung Oſtern 29 erfolgte und in dieſem Falle fiele die Be-
kehrung des Paulus bereits in den Herbſt 30.




[ – 7 Zeilen fehlen]


Czernowitzer Angelegenheiten.


Ehrung.

Die am 11. d. M. in Czernowitz ſtattgefun-
dene ordentliche Hauptverſammlung des Vereines der
k. k. Steuerbeamten in der Bukowina ernannte den k. k.
Vizepräſidenten Arthur Knipfer in Anerkennung ſei-
ner hervorragenden Verdienſte um den Bukowiner
Steuerbeamtenſtand und um den genannten Verein zum
Ehrenmitgliede und faßte zugleich den Beſchluß,
daß die ins Leben gerufene humanitäre Stiftung den
Namen „Vizepräſident Knipfer-Stiftung“
für immerwährende Zeiten tragen ſoll.

Ernennung.

Der Handelsminiſter hat — wie uns
aus Wien gemeldet wird — den Baukommiſſär Julius
Fiſcher in Czernowitz zum Bauoberkommiſſär
ernannt.

Die Ueberſiedlung der Gebärauſtalt.

Wie wiederholt
berichtet, wird die Gebäranſtalt bei gleichzeitiger Ausge-
ſtaltung im kommenden Herbſte in das Gebäude der ge-
weſenen landwirtſchaftlichen Mittelſchule überſiedeln.
Einem im Lande dringend empfundenen Bedürfniſſe
Rechnung tragend, wird dem bisher beſtandenen ge-
burtshilflichen Inſtitut
eine gynäkolo-
giſche Klinik
und als dritte Abteilung eine ſolche für
die Behandlung an Kindbettfieber erkrankter Wöch-
nerinnen
angegliedert werden. Entſprechend den Vor-
ſchriften der mediziniſchen Hygiene werden die drei Ab-
teilungen gänzlich von einander ſepariert ſein, geſonderte
Eingänge, jede einen eigenen Operationsſaal und eigenen
Perſonalſtand haben. Da das Inſtitut mit den aller-
neueſten Behelfen der Wiſſenſchaft und der modernſten
chirurgiſchen Ausrüſtung verſehen ſein wird, ergibt ſich
nun auch die in mehrfacher Hinſicht eine Beſſerung der
bisherigen Verhältniſſe darſtellende Möglichkeit, die Be-
handlung Schwerkranker zur Gänze auf der Klinik durch-
zuführen; bisher mußte in ſolchen Fällen die Landeskran-
kenanſtalt in Anſpruch genommen werden. Die Betten-
anzahl wird — obwohl, in Parantheſe bemerkt, auch die
erhöhte Zahl dem wirklichen Bedarfe nicht entſprechen
dürfte — vermehrt und für die gynäkologiſche Abteilung
auf 50, für das geburtshilfliche Inſtitut auf 20 und für
Wochenfieberkranke auf 8—10 Betten feſtgeſetzt werden.
Von einer Unterteilung in Klaſſen nach der Höhe der Ver-
pflegsgebühren dürfte, wie das bei kleineren Inſtituten




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Vier Dörfer &#x017F;ind größtenteils zer&#x017F;tört. In Ganos zählt<lb/>
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</TEI>
[3/0003] 14. Auguſt 1912. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ eingetroffenen Dampfers „Marmara-Expreß“ beſtätigt, daß das etwa tauſend Häuſer zählende Myriophito bis auf ein Kaſino zerſtört iſt. Die unter den Trümmern befindlichen Toten und Verwundeten ſchätzt auch die Be- ſatzung auf über tauſend. Der Dampfer verſuchte anzulegen, um die Verwundeten herzubringen, war aber infolge der ſtarken Rauchwolken und der Flammen an einer Landung verhindert. Ferner erzählten die Matroſen, daß dreizehn Dörfer dieſer Gegend mehr oder weni- ger zerſtört ſind. Die Gegend iſt vulkaniſch. Das See- beben beſchädigte auch die Yacht des Khediven, „Maruſſa“, die am Bosporus ankerte. In Tſcheffik riß ſich zehn Minu- ten vor dem Erdbeben das Vieh aus den Ställen los und raſte aufs freie Feld. Ein Telegramm aus der Mar- marainſel Paſcha-Liman meldet, daß das Erdbeben die Schule, Kirche und faſt alle Häuſer zerſtört habe. Das Vernichtungswerk ſei durch eine Feuersbrunſt vervoll- ſtändig worden. Aus großen Erdriſſen ſtrömten Gas, ſiedend es Waſſer und heißer Sand. In Philippopel wütete ein großer Brand. Der ökumeniſche Patriarch hat die Pforte um ſchleunige Hilfs- aktion gebeten. Ibrahim Kadri, Chefinſpektor der Prä- fektur, wurde mit der Organiſation einer großzügigen Hilfsaktion betraut. In den Moſcheen und Kirchen von Konſtantinopel wird unabläſſig Gottes- dienſt abgehalten, zu dem ſich eine gewaltige Menge drängt. Konſtantinopel, 12. Auguſt. Die Erdſtöße dauern ununterbrochen fort. Die einlaufenden Meldungen be- zeichnen die Folgen des Erdbebens als geradezu kataſtro- phale. Ein offizieller Bericht. Konſtantinopel, 12. Auguſt. Das Miniſterium des Innern gibt folgenden offiziellen Bericht aus: Das Erd- beben richtete den ſchwerſten Schaden im Südweſten Adria- nopels an. Chora und Merete ſind gänzlich niedergebrannt. Vier Dörfer ſind größtenteils zerſtört. In Ganos zählt man 150 Tote. Auch in anderen Dörfern beklagt man zahlreiche Opfer, deren Zahl noch nicht feſtſteht, aber min- deſtens achtzig beträgt. Alle telegraphiſchen Verbindungen ſind abgeſchnitten, 15.000 Perſonen ſind obdach- los, denen die Regierung Hilfe ſchickt. In Adrianopel ſind zwanzig Moſcheen, zahlreiche Häuſer und Buden zer- ſtört. Weitere Verheerungen werden beſonders aus dem bulgariſchen Grenzdiſtrikt gemeldet. Zwei Mineralquellen ſind ausgetrocknet. In Tſchorlu brannten zweihundert Häuſer und hundert Magazine nieder. In Cacheuy wur- den ſiebzig Perſonen getötet und 150 verletzt. Ein zweiter offizieller Bericht ſpricht von 300 Toten und 900 Ver- letzten. Die Telegraphendirektion ſandte 1500 Telegramme mit einem Dampfer nach Konſtantza ab. Kaiſer Wilhems Memoiren. KB. Köln, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Berlin: Schon vor längerer Zeit tauchte einmal in der Auslandspreſſe die Behauptung auf, daß Kaiſer Wilhelm ſich mit der Abfaſſung ſeiner Memoiren befaſſe. Neuerdings nimmt das „Echo de Paris“ dieſes Gerücht wieder auf und verſchiedene Blätter drucken es nach. Demgegenüber wird von unterrichteter Seite nochmals feſtgeſtellt, daß Kaiſer Wilhelm weder vor ſeiner Thronbeſteigung die Gewohnheit hatte, Tagebücher zu führen, noch auch wäh- rend ſeiner Regierung ſich damit beſchäftigte. Der Eſperantiſtenkongreß in Krakau. Krakau, 12. Auguſt. Wie bereits berichtet, wurde hier geſtern der VIII. Eſperantiſtenkongreß eröffnet. Auf dem Kongreſſe, welcher unter dem Vorſitze Dr. S. Miko- lajskis aus Lemberg ſtattfindet, ſind im ganzen 22 Länder und 30 Nationalitäten durch ungefähr 1400 Per- ſonen vertreten. Um 1 Uhr nachmittags nahmen die Kon- greßteilnehmer an dem ihnen von der Stadt gegebenen Frühſtück teil, worauf um 3 Uhr die Eröffnung des Kon- greſſes erfolgte. Zu Beginn desſelben wurden dem Be- gründer der internationalen Sprache Dr. Zamenhof lebhafte Ovationen bereitet, worauf der erſte Vizepräſi- dent der hieſigen Stadtgemeinde Dr. Szarski die Kon- greßteilnehmer namens derſelben begrüßte. Nach den An- ſprachen des Abg. Fedorowicz namens der beiden Handelskammern Galiziens und des Obmannes der hieſi- gen Ortsgruppe des Eſperantiſtenbundes Prof. Doktor Bujwid ergriff Dr. Zamenhof das Wort zu einer län- geren Anſprache, worin er die Abſicht kundgab von der Leitung der Eſperantobewegung aus Altersrückſichten zu- rückzutreten und ſie jüngeren Kräften zu überlaſſen. Die Verſammlung erhob hingegen ſtürmiſchen Proteſt. Nach Abſingung der Eſperantiſtenhymne wurden die eingetrof- fenen Glückwunſchtelegramme und ſchreiben verleſen, worauf die Repräſentanten der einzelnen Staaten und Nationen namens derſelben kurze Anſprachen hielten. Für Dr. Zamenhof war u. a. auch ein Bild mit der eigenhän- digen Unterſchrift der Königin Eliſabeth von Rumänien eingetroffen. An dieſe und an unſeren Kaiſer wurden Huldigungstelegramme abgeſandt. Abends fand im hieſigen Schützengarten eine geſellige Zuſammen- kunft der Kongreßteilnehmer ſtatt, welche einen äußerſt animierten und herzlichen Verlauf nahm. Ein Anſpruch auf zwanzig bosniſche Dörfer. Budapeſt, 12. Auguſt. Die Erben nach weiland Baron Andreas Bernyakovics erheben im Prozeßwege einen Eigentumsanſpruch auf zwanzig bosniſche Dörfer gegen den ungariſchen Staat und den ungariſchen König auf Grund einer vom Kaiſer Leopold am 5. März 1661 ausgeſtellten, vom Biſchofe Szelepcſenyi beglaubig- ten, im Landesarchiv verwahrten Schenkungsurkunde, mit welcher Kaiſer Leopold dieſe zwanzig Ortſchaften der Familie verleiht, wenn Bosnien mit Gottes Hilfe wieder an Ungarn zurückfällt. Spionage. Halicz, 12. Auguſt. Der Lemberger Polizeikommiſſär Charwat nahm geſtern in der Wohnung des hieſigen, unter dem Verdachte der Spionage zu Gunſten Ruß- lands ſtehenden Poſtmeiſters T. Konopinski eine Hausdurchſuchung vor. Sie lieferte ein derartig belaſten- des Material, daß unverzüglich zur Verhaftung des ver- brecheriſchen Beamten geſchritten wurde. Konopinski wurde heute bereits dem Lemberger Strafgerichte einge- liefert. Automobilunfall. Krakau, 12. Auguſt. In der Nähe von Myslenice ſtieß ein Automobil, in welchem ſich außer dem Chauffeur St. Szynalik die Grafen E. Puslowski, P. Dzie- duszycki und Generalſtabshauptmann Graf W. Tyszkiewicz befanden, mit einem Bauernwagen in- folge Unvorſichtigkeit des Lenkers des letzteren zuſammen, nachdem die Automobilbremſe infolge des plötzlichen Ein- greifens in die Räder gebrochen war. Dabei wurde Haupt- mann Graf Tyszkiewicz von der Wagendeichſel ſo unglück- lich ins Geſicht getroffen, daß ſein Unterkiefer zerſchmettert wurde, während der Chauffeur ſchwere Kontuſionen des Schulterblattes davontrug; die übrigen Automobilinſaſſen und der Lenker des Bauernwagens blieben unverſehrt. Glücklicherweiſe kam aus Krakau bald darauf ein zweites Automobil heran, welches die beiden Verletzten ins hieſige Spital brachte. Nach Anlegung eines Verbandes wurden ſie der häuslichen Pflege übergeben. Tod infolge eines Fliegenſtiches. Sanok, 12. Auguſt. Der hieſige Gymnaſiaſt J. Chudko war am Ufer des Sanfluſſes in der Nähe des hieſigen Schlachthauſes mit Angeln beſchäftigt, als ihn eine aus den Schlachthausſtallungen des letzteren herbeigeflo- gene Fleiſchfliege unmittelbar über dem rechten Auge in die Stirn ſtach. Es trat Blutvergiftung ein und der Knabe verſchied nach wenigen Stunden, bevor ſich noch der zu ſei- ner Rettung herbeigeholte Arzt eingeſtellt hatte. Kleine Rundſchau. KB. Berlin, 12. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Rechtsanwalt Paul Bredereck iſt ſeit Donnerſtag abgängig. Er hat ſeinem Sozius gegenüber angegeben, daß er verreiſen und Samſtag zurückkommen wolle, von ſich aber ſeither nichts hören ließ. Es wird angenommen, daß die Urſache ſeines Verſchwindens in mißlichen Ver- mögensverhältniſſen zu ſuchen ſei. [Wann erlebte Paulus den „Tag von Damaskus“?] Die Chronologie des Lebens des Apo- ſtel Paulus, die bereits zu ſo vielen Erörterungen Anlaß gegeben hat, iſt hauptſächlich von dem Jahr ſeiner Be- kehrung, dem Datum des Tages von Damaskus abhän- gig. Dieſes Datum, das bisher ſtrittig war, wird nunmehr von Adolph Harnack in einem Aufſatz der Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wiſſenſchaften mit großer Wahrſcheinlichkeit auf den Herbſt des Jahres 38 be- ſtimmt. Er bringt zunächſt drei Daten zuſammen, von denen jedes für ſich noch mit einer gewiſſen Unſicherheit behaftet war und beweiſt, daß ſie ſich gegenſeitig aufs beſte ſtützen und beglaubigen. Das erſte dieſer Zeugniſſe iſt der Antritt des Prokonſulats des Gallio im Sommer 51, das aus einem Brief des Kaiſers Claudius an Delphi zu er- ſchließen iſt, dann die Angabe des Oroſius, das die Aus- weiſung der Juden aus Rom durch Claudius im Jahre 49 befohlen woren ſei und endlich die dreifach bezeugte und ſehr alte Nachricht, daß Jeſus nach ſeinem Tode ſich noch 18 Monate hindurch habe ſehen laſſen. Dieſe 18 Monate können ſich nach Harnacks Ausführungen nur auf die Zeit bis zur Chriſtusviſion des Paulus beziehen, ſo daß ſeine Bekehrung alſo im Herbſt des Jahres 31 erfolgt ſein muß. Iſt dieſe Annahme richtig, dann kam Paulus im Jahre 34 zum erſten Male als Chriſt nach Jeruſalem und im Jahre 48 zum Apoſtelkonzil. Dieſe Berechnung iſt davon ausgegangen, daß Jeſus Oſtern 39 gekreuzigt worden iſt. Man muß aber die Möglichkeit zugeben, daß die Kreuzi- gung Oſtern 29 erfolgte und in dieſem Falle fiele die Be- kehrung des Paulus bereits in den Herbſt 30. _______ Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 13. Auguſt. Ehrung. Die am 11. d. M. in Czernowitz ſtattgefun- dene ordentliche Hauptverſammlung des Vereines der k. k. Steuerbeamten in der Bukowina ernannte den k. k. Vizepräſidenten Arthur Knipfer in Anerkennung ſei- ner hervorragenden Verdienſte um den Bukowiner Steuerbeamtenſtand und um den genannten Verein zum Ehrenmitgliede und faßte zugleich den Beſchluß, daß die ins Leben gerufene humanitäre Stiftung den Namen „Vizepräſident Knipfer-Stiftung“ für immerwährende Zeiten tragen ſoll. Ernennung. Der Handelsminiſter hat — wie uns aus Wien gemeldet wird — den Baukommiſſär Julius Fiſcher in Czernowitz zum Bauoberkommiſſär ernannt. Die Ueberſiedlung der Gebärauſtalt. Wie wiederholt berichtet, wird die Gebäranſtalt bei gleichzeitiger Ausge- ſtaltung im kommenden Herbſte in das Gebäude der ge- weſenen landwirtſchaftlichen Mittelſchule überſiedeln. Einem im Lande dringend empfundenen Bedürfniſſe Rechnung tragend, wird dem bisher beſtandenen ge- burtshilflichen Inſtitut eine gynäkolo- giſche Klinik und als dritte Abteilung eine ſolche für die Behandlung an Kindbettfieber erkrankter Wöch- nerinnen angegliedert werden. Entſprechend den Vor- ſchriften der mediziniſchen Hygiene werden die drei Ab- teilungen gänzlich von einander ſepariert ſein, geſonderte Eingänge, jede einen eigenen Operationsſaal und eigenen Perſonalſtand haben. Da das Inſtitut mit den aller- neueſten Behelfen der Wiſſenſchaft und der modernſten chirurgiſchen Ausrüſtung verſehen ſein wird, ergibt ſich nun auch die in mehrfacher Hinſicht eine Beſſerung der bisherigen Verhältniſſe darſtellende Möglichkeit, die Be- handlung Schwerkranker zur Gänze auf der Klinik durch- zuführen; bisher mußte in ſolchen Fällen die Landeskran- kenanſtalt in Anſpruch genommen werden. Die Betten- anzahl wird — obwohl, in Parantheſe bemerkt, auch die erhöhte Zahl dem wirklichen Bedarfe nicht entſprechen dürfte — vermehrt und für die gynäkologiſche Abteilung auf 50, für das geburtshilfliche Inſtitut auf 20 und für Wochenfieberkranke auf 8—10 Betten feſtgeſetzt werden. Von einer Unterteilung in Klaſſen nach der Höhe der Ver- pflegsgebühren dürfte, wie das bei kleineren Inſtituten _

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2567_1912/3>, abgerufen am 23.11.2024.