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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912.

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"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 14. August 1912

[Spaltenumbruch]

dieser Art zumeist der Fall zu sein pflegt, abgesehen wer-
den und ein einheitlicher Verpflegskostensatz von drei
Kronen für den Tag festgesetzt werden; es tritt also, da
die Patientinnen gegenwärtig nur 2 K 20 h zu entrichten
haben, eine Verteuerung um 80 Heller ein. Im Interesse
einer recht ausgedehnten Wirksamkeit des Institutes,
dessen Segen vor allem auch den Minderbemittelten zu-
gute kommen sollte, wäre freilich zu wünschen, daß man
von einer solchen Erhöhung absähe, doch wird, wie wir
hören, die Maßnahme durch die Verhältnisse unumgäng-
lich bedingt. Im ärztlichen Dienste werden neben dem zum
Leiter des Institutes ausersehenen Direktor der jetzigen
Gebäranstalt Professor Dr. Gheorgian ein Primar-
arzt und drei bis vier Assistenten tätig sein. Die örtliche
Lage der Klinik, die mit einem Kostenaufwand von zirka
180.000 Kronen im Gebäude der gewesenen landwirt-
schaftlichen Mittelschule eingerichtet wird, gilt in ärztli-
chen Kreisen als sehr zweckmäßig. Der Bau liegt in un-
mittelbarer Nähe des Volksgartens und hat reichlich Licht
und gute Luft. Unmöglich aber kann man sich mit einem
Beschlusse des Landesausschusses befreunden,
durch den die Erhaltung dieser beiden letzteren günstigen
Eigenschaften für die Zukunft ernstlich in Frage gestellt
erscheint. Der Landesausschuß überläßt der Frauenklinik
von dem an das Gebäude sich anschließenden großen Gar-
ten nämlich nur einen Raum von 40 Metern im Geviert
und will den bedeutend größeren verbliebenen Rest par-
zellieren und verkaufen. Uns möchte scheinen, daß es eine
bedauerliche Verschließung modernen Gesichtspunkten ge-
genüber bedeutet, wenn man sich anschickt, die allernächste
Umgebung eines Krankenhauses zu verbauen, ganz abge-
sehen davon, daß sich das Bedürfnis nach einer Erweite-
rung der Frauenklinik binnen kürzester Zeit herausstellen
wird und eine Vergrößerung des Baues dann nicht vor-
genommen werden könnte, ohne die Kranken der Mög-
lichkeit eines Aufenthaltes im Freien gänzlich zu berau-
ben. Bei der Beratung wegen Verlegung der Gebäranstalt
in die frühere landwirtschaftliche Mittelschule wurde auch
die Anregung gemacht, ein Landessanatorium
zu errichten, da es sehr viele Kranke gibt, denen der
Aufenthalt in einer großen Anstalt nicht zuträglich ist,
oder die während des Aufenthaltes in einer Krankenan-
stalt nicht jene Bequemlichkeiten missen wollen, die sie zu
Hause genießen. Es ist bis nun bei der Anregung geblie-
ben, doch steht zu erwarten, daß sich der Landesausschuß
in kurzer Zeit ernstlich mit dieser Frage befassen wird.

Die Konfessionalisierung der kommunalen Schulen
in Czernowitz.

Die amtliche "Czernowitzer Zeitung" mel-
dete in ihrer gestrigen Ausgabe, daß der Akt über die vom
Stadtschulrate beschlossene konfessionelle Trennung der
Volksschuljugend sich bereits im Landesschulrate befinde.
Dieser werde in eine für den 15. d. anberaumten Sitzung
zum Beschlusse des Stadtschulrates Stellung nehmen. Die
Amtszeitung erklärt heute in einer Richtigstellung den
Inhalt der Notiz als nicht den Tatsachen entsprechend.
Nach an kompetenter Stelle eingeholten Informationen sei
bis nun weder der Termin der nächsten Landesschul-
ratssitzung noch deren Tagesordnung festgesetzt worden. --
Aus Wien wird uns telegraphiert: Der Vizebürger-
meister von Czernowitz Dr. Weißelberger veröffent-
licht im heutigen Abendblatt der "Neuen Freien
Presse"
einen Arikel, der sich mit der Trennung der
Schulen nach Konfessionen in Czernowitz befaßt. Nach ein-
gehender Besprechung des Beschlusses des Stadtschulrates
von Czernowitz und nach Anführung der einschlägigen
Bestimmungen des Reichsvolksschulgesetzes kommt Doktor
Weißelberger zu dem Ergebnis, die christlichsozialen und
die deutschnationalen Politiker hätten in der angestrebten
Separierung der christlichen von den jüdischen Schulkin-
dern eine gemeinsame Formel herausgefunden, auf
Grund welcher jede dieser Parteien ihr im Wesentlichen
differierendes politisches Ziel erreichen zu können glaubt.
(Dieser Artikel des Vizebürgermeisters Dr. Weißelberger
scheint mit dem kürzlich auch in der "Allg Zeitung" er-
schienenen identisch zu sein. D. Red.)

31. Juristentag zu Wien 1912.

Auf eine Anfrage des
hiesigen Lokalkomitees bezüglich der von den auswärtigen
Teilnehmern vorzubereitenden Toilette hat der Wiener
Ortsausschuß des 31. Deutschen Juristentages geantwor-
tet, daß für den Empfang beim Bürgermeister der Frack
unerläßlich ist, während bei den übrigen Veranstaltungen
die Wahl der Kleidung jedem einzelnen überlassen bleibt.

Das rumänische Taschendiebkleeblatt.

Es gewinnt
immer mehr den Anschein, daß es nicht der erste und
einzige Diebstahl der drei Banditen war, den sie an
Herrn Blum im Eisenbahnkoupee ausführten. Es
beginnen sich langsam Personen bei der Polizeidirektion
zu melden, die von ähnlichen Diebstählen, bei denen sie
die Geschädigten waren, zu erzählen, wissen. Vor
einigen Tagen teilte Dr. Zentner der Polizeidirektion
mit, daß ihm vor einiger Zeit während einer Fahrt nach
[Spaltenumbruch] Wien 5000 Kronen gestohlen wurden und heue meldete
sich wieder ein Fabrikant aus Dux namens Hönich,
der an die hiesige Polizeidirektion schrieb, daß an ihm
im Schnellzug Wien-Brünn-Prag auf dieselbe Weise
wie beim Abg. Blum ein Gelddiebstahl begangen
wurde. Daß diese jetzt zur Kenntnis der Polizei ge-
langten Diebstähle mit den rumänischen Taschendieben
in Zusammenhang gebracht werden, ist vielleicht nicht
unbegründet und die Polizei hat auch in diesem Sinne
die Recherchen aufgenommen.

Der Diebstahl bei der deutschen Raisfeisenkasse in
Czernowitz.

Die Untersuchung in der Diebstahlsaffäre
bei der deutschen Raiffeisenkasse in Czernowitz wird mit
großem Eifer von der Polizei fortgesetzt. Motal ist
des Diebstahls fast überwiesen, da die Polizei noch
einige weitere Beweise seiner Schuld in die Hände
bekommen hat und bei einer Leibesvisitation 140 Kronen
im Rocke eingenäht gefunden wurden. Motal leugnet
zwar noch immer, den Diebstahl begangen zu haben,
doch ist das gegen ihn gesammelte Material ein derart
belastendes, daß seine Einlieferung in das Landesgericht
wohl in kurzer Zeit erfolgen wird.

Stipendien.

Das kaufmännische Gremium Gruppe II
in Czernowitz ersucht uns mitzuteilen, daß aus Anlaß der
Erinnerung an den 80. Geburtstag des Kaisers am 18.
August l. J. 100 K an zwei verarmte Gremialmitglieder
oder dem Gremium inkorporiert gewesenen Personen zur
Verteilung gelangt. Bewerber um diese Stipendien haben
ihre Gesuche bis spätestens 17. August 1912 in der Gre-
mialkanzlei (Petersplatz 2) zu überreichen.

Czernowitzer Wach- und Schließ-Korps "Treuhand",

Kanzlei: Siebenbürgerstraße Nr. 51, 1. Stock. Tätigkeits-
bericht für die Zeit vom 15. Februar bis 15. Juli 1912:
1560 Fälle offener Haustüren und Tore wurden gesperrt;
80 Fälle nicht gesperrter Rolläden wurden gesichert; sechs
Fälle in Haustüren steckende Schlüssel abgeliefert; 8 Fälle
losgerissene Pferde in Stallungen gesichert; 84 Fälle
offene Parterrefenster Padteien verständigt; 140 bren-
nende Beleuchtungskörper gelöscht; 18 Fälle laufende
Wasserleitungen gesichert; 11 Fälle im Entstehen begrif-
fene Brände gelöscht; 3 Fälle Diebe bei der Tat festge-
nommen und der Polizei übergebe; 18 Fälle in Häuser
eingeschlichene obdachlose Vaganten festgenommen und der
Polizei übergeben.

Wetterprognose für morgen.

Vorwiegend heiter, et-
was wärmer, mäßige Winde.




Rechtspflege.


Zur Urteilsverkündigung im Prozeß
Jukic.

KB. (Meldung des ungar. Tel.-
Korr.-Buraus.)

Jukic rief beim Betreten des Saales
aus: "Hoch die Einigkeit der Kroaten, Slovenen und
Serben!" Als er noch andere Rufe ausstieß, forderte ihn
der Vorsitzende auf, sich ruhig zu verhalten, worauf Jukic
das Urteil vollkommen ruhig anhörte. In der Urteilsbe-
gründung wird unter anderem hervorgehoben, der Senat
habe bezüglich der Frage der geistigen Zurechnungsfähig-
keit des Jukic, auf Grund des psychiatrischen Gutachtens,
sowie aus eigener Anschauung nicht die Ueberzeugung ge-
winnen können, daß Jukic unzurechnungsfähig sei. Der
Verteidiger meldete die Nichtigkeitsbeschwerde an. Der
Staatsanwalt gab sich mit dem Urteil zufrieden. Jukic
rief aus? "Ich appelliere an das kroatische Volk,
das allein berufen ist, über mich zu richten.!" und verließ
hierauf den Saal. Die übrigen Verurteilten, welche der
Vorsitzende ebenfalls zu ruhigem Verhalten ermahnt
hatte, riefen "Hoch Jukic!" und stimmten die kroatische
Hymne an. Beim Verlassen des Saales riefen die Verur-
teilten: "Hoch das Südslaventum", "Hoch Jukic", "Hoch
dessen Nachfolger!"
, "Nieder mit den Tyrannen!"
Das Publikum verhielt sich während der Urteilsverkün-
dung, wie nachher vollkommen ruhig.




Oekonomisches.


Reorganisation des Weidebetriebes auf den Gebirgs-
weiden des Fondes.

Das k. k. Ackerbau-Ministerium hat,
um den vielseitigen Klagen der Landbevölkerung wegen
Mangel an Weideflächen für ihr Vieh Abhilfe zu schaffen,
die Reorganisation des Weidebetriebes auf den Fonds-
alpen im Prinzipe genehmigt. Zwecks Besichtigung und
Studierung der Weidebetriebsanlagen in den Alpenlän-
[Spaltenumbruch] dern wurden der Herr Domänenrat Emil Baier und
die Herren Forstverwalter Demeter Zurkan aus Wama,
Arthur Kargel aus Jakobeny und Maximilian Glin-
ski
aus Seletin nach Tirol, Salzburg, Oberösterreich und
Steiermark entsendet. Zuerst soll die Alpe "Dealu Vasili"
im Forstwirtschaftsbezirke Wama durch Forstverwalter
Demeter Zurkan, der die Reorganisation des Weide-
betriebes auf den Fondsweiden angeregt hat, in Angriff
genommen werden.

Das Betriebsergebnis der österr. Staatsbahnen pro
1911.

Wien, 13. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.") Das Eisenbahnministerium veröffentlicht heute
das Ergebnis der Staatsbahnen im Jahre 1911. Dies
Ergebnis zeigt einen Betriebsüberschuß von 186.5 Mil-
lionen,
das ist um 32.5 Millionen mehr als im
Vorjahre.

Aus der Zuckerindustrie.

Wien, 13. August. (Priv.-
Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Zwischen der Länderbank und
der Kreditanstalt einerseits und der Olmützer Firma
"Primavesi" anderseits sind Verhandlungen im Zuge, die
dahin gehen, daß beide genannten Institute die im Be-
sitze der Firma Primavesi befindlichen Aktien mährischer
Zuckerfabriken ankaufen.

Englands Austritt aus der Zuckerkonvention.

Brüssel, 13. August. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")
In hiesigen Regierungskreisen hält man den Austritt
Englands aus der Zuckerkonvention noch nicht für eine
ausgemachte Sache. Man erwartet allerdings eine diesbe-
zügliche Note; doch glaubt man, daß in England noch vor
Jahresschluß ein Regierungswechsel eintreten und die
neue Regierung die Kündigung widerrufen werde.

Die russische Anleihefrage.

Berlin, 13. August.
(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In hiesigen finanzpoliti-
schen Kreisen ist man der Ansicht, daß eine russische An-
leiheoperation wenigstens im gegenwärtigen Zeitpunkt
als ausgeschlossen gelten kann, womit jedoch noch nicht ge-
sagt wird, daß nicht früher oder später französisches Geld
direkt oder indirekt Rußland beigestellt werden wird.




Telegr. Börse- und Kursnachrichten.
Wiener Börse.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")
An der heutigen Börse herrschte feste Tendenz. Der Ver-
kehr blieb jedoch in engen Grenzen; bloß Alpine Montan-
aktien standen höher. Skodaaktien erholten sich zusehends.
Nach Prager Eisenaktien ergab sich gesteigerte Nachfrage;
es avancierten um 25 Kronen. Auch Petroleumwerte und
einzelne Kohlenpapiere notierten höher.




Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz.
Telegraphischer Kursbericht.



Vor-
börse:
Schluß:Vor-
börse:
Schluß
Kredit ...654·50654·50Salgo ...--·--780·--
Ung. Kredit--·----·--Hutter ...--·----·--
Bankverein .--·--538·--Simmeringer.--·--336·--
Länderbank .--·--537·50Sigl ....--·--410·--
Boden ...--·--1316--Ver. Elektr. .--·----·--
Unionbank--.--618·--Oest. Verkehr .--·--462·--
Staatsbahn .716.50717·--Ung. Verkehr .--.----.--
Südbahn ..--·----·--Galizia ...--·--395·--
Alpine ...1044--1038--Klotilde ..--.--318·--
Rimamuranyer--.--789·--Rothau Neudeck--.---- --
Siemens ..--·--320·--Jungbunzl. Spir--·----·--
Skoda ...762·--684·--Westb. Kohle .--·--664.--
Poldi ...--.--850·--A. E. G. Union--·--612·--
Orient ...--·--750·--Kroat. Zucker--·--1464--
Wassen ...--·--1110--Schodnica ..--·----·--
Türkenlose ..241·--242·--


Effekten- u. Wechselkurse der Wiener Börse.


Einheitliche 4%ige konv Rente, Mai-November 87·50,
Jänner-Juli 87·50, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar-
August 9090·, in Silber, April-Oktober 90.90 Oesterr. Gold-
rente 113·05, Oesterr. Kronenrente 4% 87·50, Oesterr. Investi-
tionsrente 31/2 % 76·80, Ungar. Goldrente 4% 107·90, Ungar.
Kronenrente 4% 87·45, Ungar. Investitionsrente 31/2%, 76·50,
Oesterr.-ung. Bank-Aktien 20 73, Kreditaktien 653·50, London vista
24·10, Deutsche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 11767.50,
20 Mark-Stücke 23·55, 20 Frank-Stücke 1911·--, Italienische Bank-
noten 94·40, Rubel 254·--.




Telegr. Handelsbericht vom 13. August 1912.

Die Budapester Produktenbörse notiert:


Weizen ........... K 11·44--11·45 per 50 kg
Mais............." 9·35--9·36 " " "
Oelsaaten .........." 17.45--17·55 " " "




[]
„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 14. Auguſt 1912

[Spaltenumbruch]

dieſer Art zumeiſt der Fall zu ſein pflegt, abgeſehen wer-
den und ein einheitlicher Verpflegskoſtenſatz von drei
Kronen für den Tag feſtgeſetzt werden; es tritt alſo, da
die Patientinnen gegenwärtig nur 2 K 20 h zu entrichten
haben, eine Verteuerung um 80 Heller ein. Im Intereſſe
einer recht ausgedehnten Wirkſamkeit des Inſtitutes,
deſſen Segen vor allem auch den Minderbemittelten zu-
gute kommen ſollte, wäre freilich zu wünſchen, daß man
von einer ſolchen Erhöhung abſähe, doch wird, wie wir
hören, die Maßnahme durch die Verhältniſſe unumgäng-
lich bedingt. Im ärztlichen Dienſte werden neben dem zum
Leiter des Inſtitutes auserſehenen Direktor der jetzigen
Gebäranſtalt Profeſſor Dr. Gheorgian ein Primar-
arzt und drei bis vier Aſſiſtenten tätig ſein. Die örtliche
Lage der Klinik, die mit einem Koſtenaufwand von zirka
180.000 Kronen im Gebäude der geweſenen landwirt-
ſchaftlichen Mittelſchule eingerichtet wird, gilt in ärztli-
chen Kreiſen als ſehr zweckmäßig. Der Bau liegt in un-
mittelbarer Nähe des Volksgartens und hat reichlich Licht
und gute Luft. Unmöglich aber kann man ſich mit einem
Beſchluſſe des Landesausſchuſſes befreunden,
durch den die Erhaltung dieſer beiden letzteren günſtigen
Eigenſchaften für die Zukunft ernſtlich in Frage geſtellt
erſcheint. Der Landesausſchuß überläßt der Frauenklinik
von dem an das Gebäude ſich anſchließenden großen Gar-
ten nämlich nur einen Raum von 40 Metern im Geviert
und will den bedeutend größeren verbliebenen Reſt par-
zellieren und verkaufen. Uns möchte ſcheinen, daß es eine
bedauerliche Verſchließung modernen Geſichtspunkten ge-
genüber bedeutet, wenn man ſich anſchickt, die allernächſte
Umgebung eines Krankenhauſes zu verbauen, ganz abge-
ſehen davon, daß ſich das Bedürfnis nach einer Erweite-
rung der Frauenklinik binnen kürzeſter Zeit herausſtellen
wird und eine Vergrößerung des Baues dann nicht vor-
genommen werden könnte, ohne die Kranken der Mög-
lichkeit eines Aufenthaltes im Freien gänzlich zu berau-
ben. Bei der Beratung wegen Verlegung der Gebäranſtalt
in die frühere landwirtſchaftliche Mittelſchule wurde auch
die Anregung gemacht, ein Landesſanatorium
zu errichten, da es ſehr viele Kranke gibt, denen der
Aufenthalt in einer großen Anſtalt nicht zuträglich iſt,
oder die während des Aufenthaltes in einer Krankenan-
ſtalt nicht jene Bequemlichkeiten miſſen wollen, die ſie zu
Hauſe genießen. Es iſt bis nun bei der Anregung geblie-
ben, doch ſteht zu erwarten, daß ſich der Landesausſchuß
in kurzer Zeit ernſtlich mit dieſer Frage befaſſen wird.

Die Konfeſſionaliſierung der kommunalen Schulen
in Czernowitz.

Die amtliche „Czernowitzer Zeitung“ mel-
dete in ihrer geſtrigen Ausgabe, daß der Akt über die vom
Stadtſchulrate beſchloſſene konfeſſionelle Trennung der
Volksſchuljugend ſich bereits im Landesſchulrate befinde.
Dieſer werde in eine für den 15. d. anberaumten Sitzung
zum Beſchluſſe des Stadtſchulrates Stellung nehmen. Die
Amtszeitung erklärt heute in einer Richtigſtellung den
Inhalt der Notiz als nicht den Tatſachen entſprechend.
Nach an kompetenter Stelle eingeholten Informationen ſei
bis nun weder der Termin der nächſten Landesſchul-
ratsſitzung noch deren Tagesordnung feſtgeſetzt worden. —
Aus Wien wird uns telegraphiert: Der Vizebürger-
meiſter von Czernowitz Dr. Weißelberger veröffent-
licht im heutigen Abendblatt der „Neuen Freien
Preſſe“
einen Arikel, der ſich mit der Trennung der
Schulen nach Konfeſſionen in Czernowitz befaßt. Nach ein-
gehender Beſprechung des Beſchluſſes des Stadtſchulrates
von Czernowitz und nach Anführung der einſchlägigen
Beſtimmungen des Reichsvolksſchulgeſetzes kommt Doktor
Weißelberger zu dem Ergebnis, die chriſtlichſozialen und
die deutſchnationalen Politiker hätten in der angeſtrebten
Separierung der chriſtlichen von den jüdiſchen Schulkin-
dern eine gemeinſame Formel herausgefunden, auf
Grund welcher jede dieſer Parteien ihr im Weſentlichen
differierendes politiſches Ziel erreichen zu können glaubt.
(Dieſer Artikel des Vizebürgermeiſters Dr. Weißelberger
ſcheint mit dem kürzlich auch in der „Allg Zeitung“ er-
ſchienenen identiſch zu ſein. D. Red.)

31. Juriſtentag zu Wien 1912.

Auf eine Anfrage des
hieſigen Lokalkomitees bezüglich der von den auswärtigen
Teilnehmern vorzubereitenden Toilette hat der Wiener
Ortsausſchuß des 31. Deutſchen Juriſtentages geantwor-
tet, daß für den Empfang beim Bürgermeiſter der Frack
unerläßlich iſt, während bei den übrigen Veranſtaltungen
die Wahl der Kleidung jedem einzelnen überlaſſen bleibt.

Das rumäniſche Taſchendiebkleeblatt.

Es gewinnt
immer mehr den Anſchein, daß es nicht der erſte und
einzige Diebſtahl der drei Banditen war, den ſie an
Herrn Blum im Eiſenbahnkoupee ausführten. Es
beginnen ſich langſam Perſonen bei der Polizeidirektion
zu melden, die von ähnlichen Diebſtählen, bei denen ſie
die Geſchädigten waren, zu erzählen, wiſſen. Vor
einigen Tagen teilte Dr. Zentner der Polizeidirektion
mit, daß ihm vor einiger Zeit während einer Fahrt nach
[Spaltenumbruch] Wien 5000 Kronen geſtohlen wurden und heue meldete
ſich wieder ein Fabrikant aus Dux namens Hönich,
der an die hieſige Polizeidirektion ſchrieb, daß an ihm
im Schnellzug Wien-Brünn-Prag auf dieſelbe Weiſe
wie beim Abg. Blum ein Gelddiebſtahl begangen
wurde. Daß dieſe jetzt zur Kenntnis der Polizei ge-
langten Diebſtähle mit den rumäniſchen Taſchendieben
in Zuſammenhang gebracht werden, iſt vielleicht nicht
unbegründet und die Polizei hat auch in dieſem Sinne
die Recherchen aufgenommen.

Der Diebſtahl bei der deutſchen Raiſfeiſenkaſſe in
Czernowitz.

Die Unterſuchung in der Diebſtahlsaffäre
bei der deutſchen Raiffeiſenkaſſe in Czernowitz wird mit
großem Eifer von der Polizei fortgeſetzt. Motal iſt
des Diebſtahls faſt überwieſen, da die Polizei noch
einige weitere Beweiſe ſeiner Schuld in die Hände
bekommen hat und bei einer Leibesviſitation 140 Kronen
im Rocke eingenäht gefunden wurden. Motal leugnet
zwar noch immer, den Diebſtahl begangen zu haben,
doch iſt das gegen ihn geſammelte Material ein derart
belaſtendes, daß ſeine Einlieferung in das Landesgericht
wohl in kurzer Zeit erfolgen wird.

Stipendien.

Das kaufmänniſche Gremium Gruppe II
in Czernowitz erſucht uns mitzuteilen, daß aus Anlaß der
Erinnerung an den 80. Geburtstag des Kaiſers am 18.
Auguſt l. J. 100 K an zwei verarmte Gremialmitglieder
oder dem Gremium inkorporiert geweſenen Perſonen zur
Verteilung gelangt. Bewerber um dieſe Stipendien haben
ihre Geſuche bis ſpäteſtens 17. Auguſt 1912 in der Gre-
mialkanzlei (Petersplatz 2) zu überreichen.

Czernowitzer Wach- und Schließ-Korps „Treuhand“,

Kanzlei: Siebenbürgerſtraße Nr. 51, 1. Stock. Tätigkeits-
bericht für die Zeit vom 15. Februar bis 15. Juli 1912:
1560 Fälle offener Haustüren und Tore wurden geſperrt;
80 Fälle nicht geſperrter Rolläden wurden geſichert; ſechs
Fälle in Haustüren ſteckende Schlüſſel abgeliefert; 8 Fälle
losgeriſſene Pferde in Stallungen geſichert; 84 Fälle
offene Parterrefenſter Padteien verſtändigt; 140 bren-
nende Beleuchtungskörper gelöſcht; 18 Fälle laufende
Waſſerleitungen geſichert; 11 Fälle im Entſtehen begrif-
fene Brände gelöſcht; 3 Fälle Diebe bei der Tat feſtge-
nommen und der Polizei übergebe; 18 Fälle in Häuſer
eingeſchlichene obdachloſe Vaganten feſtgenommen und der
Polizei übergeben.

Wetterprognoſe für morgen.

Vorwiegend heiter, et-
was wärmer, mäßige Winde.




Rechtspflege.


Zur Urteilsverkündigung im Prozeß
Jukic.

KB. (Meldung des ungar. Tel.-
Korr.-Buraus.)

Jukic rief beim Betreten des Saales
aus: „Hoch die Einigkeit der Kroaten, Slovenen und
Serben!“ Als er noch andere Rufe ausſtieß, forderte ihn
der Vorſitzende auf, ſich ruhig zu verhalten, worauf Jukic
das Urteil vollkommen ruhig anhörte. In der Urteilsbe-
gründung wird unter anderem hervorgehoben, der Senat
habe bezüglich der Frage der geiſtigen Zurechnungsfähig-
keit des Jukic, auf Grund des pſychiatriſchen Gutachtens,
ſowie aus eigener Anſchauung nicht die Ueberzeugung ge-
winnen können, daß Jukic unzurechnungsfähig ſei. Der
Verteidiger meldete die Nichtigkeitsbeſchwerde an. Der
Staatsanwalt gab ſich mit dem Urteil zufrieden. Jukic
rief aus? „Ich appelliere an das kroatiſche Volk,
das allein berufen iſt, über mich zu richten.!“ und verließ
hierauf den Saal. Die übrigen Verurteilten, welche der
Vorſitzende ebenfalls zu ruhigem Verhalten ermahnt
hatte, riefen „Hoch Jukic!“ und ſtimmten die kroatiſche
Hymne an. Beim Verlaſſen des Saales riefen die Verur-
teilten: „Hoch das Südſlaventum“, „Hoch Jukic“, „Hoch
deſſen Nachfolger!“
, „Nieder mit den Tyrannen!“
Das Publikum verhielt ſich während der Urteilsverkün-
dung, wie nachher vollkommen ruhig.




Oekonomiſches.


Reorganiſation des Weidebetriebes auf den Gebirgs-
weiden des Fondes.

Das k. k. Ackerbau-Miniſterium hat,
um den vielſeitigen Klagen der Landbevölkerung wegen
Mangel an Weideflächen für ihr Vieh Abhilfe zu ſchaffen,
die Reorganiſation des Weidebetriebes auf den Fonds-
alpen im Prinzipe genehmigt. Zwecks Beſichtigung und
Studierung der Weidebetriebsanlagen in den Alpenlän-
[Spaltenumbruch] dern wurden der Herr Domänenrat Emil Baier und
die Herren Forſtverwalter Demeter Zurkan aus Wama,
Arthur Kargel aus Jakobeny und Maximilian Glin-
ski
aus Seletin nach Tirol, Salzburg, Oberöſterreich und
Steiermark entſendet. Zuerſt ſoll die Alpe „Dealu Vaſili“
im Forſtwirtſchaftsbezirke Wama durch Forſtverwalter
Demeter Zurkan, der die Reorganiſation des Weide-
betriebes auf den Fondsweiden angeregt hat, in Angriff
genommen werden.

Das Betriebsergebnis der öſterr. Staatsbahnen pro
1911.

Wien, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Das Eiſenbahnminiſterium veröffentlicht heute
das Ergebnis der Staatsbahnen im Jahre 1911. Dies
Ergebnis zeigt einen Betriebsüberſchuß von 186.5 Mil-
lionen,
das iſt um 32.5 Millionen mehr als im
Vorjahre.

Aus der Zuckerinduſtrie.

Wien, 13. Auguſt. (Priv.-
Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Zwiſchen der Länderbank und
der Kreditanſtalt einerſeits und der Olmützer Firma
„Primaveſi“ anderſeits ſind Verhandlungen im Zuge, die
dahin gehen, daß beide genannten Inſtitute die im Be-
ſitze der Firma Primaveſi befindlichen Aktien mähriſcher
Zuckerfabriken ankaufen.

Englands Austritt aus der Zuckerkonvention.

Brüſſel, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
In hieſigen Regierungskreiſen hält man den Austritt
Englands aus der Zuckerkonvention noch nicht für eine
ausgemachte Sache. Man erwartet allerdings eine diesbe-
zügliche Note; doch glaubt man, daß in England noch vor
Jahresſchluß ein Regierungswechſel eintreten und die
neue Regierung die Kündigung widerrufen werde.

Die ruſſiſche Anleihefrage.

Berlin, 13. Auguſt.
(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In hieſigen finanzpoliti-
ſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß eine ruſſiſche An-
leiheoperation wenigſtens im gegenwärtigen Zeitpunkt
als ausgeſchloſſen gelten kann, womit jedoch noch nicht ge-
ſagt wird, daß nicht früher oder ſpäter franzöſiſches Geld
direkt oder indirekt Rußland beigeſtellt werden wird.




Telegr. Börſe- und Kursnachrichten.
Wiener Börſe.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
An der heutigen Börſe herrſchte feſte Tendenz. Der Ver-
kehr blieb jedoch in engen Grenzen; bloß Alpine Montan-
aktien ſtanden höher. Skodaaktien erholten ſich zuſehends.
Nach Prager Eiſenaktien ergab ſich geſteigerte Nachfrage;
es avancierten um 25 Kronen. Auch Petroleumwerte und
einzelne Kohlenpapiere notierten höher.




Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz.
Telegraphiſcher Kursbericht.



Vor-
börſe:
Schluß:Vor-
börſe:
Schluß
Kredit ...654·50654·50Salgo ...—·—780·—
Ung. Kredit—·——·—Hutter ...—·——·—
Bankverein .—·—538·—Simmeringer.—·—336·—
Länderbank .—·—537·50Sigl ....—·—410·—
Boden ...—·—1316—Ver. Elektr. .—·——·—
Unionbank—.—618·—Oeſt. Verkehr .—·—462·—
Staatsbahn .716.50717·—Ung. Verkehr .—.——.—
Südbahn ..—·——·—Galizia ...—·—395·—
Alpine ...1044—1038—Klotilde ..—.—318·—
Rimamuranyer—.—789·—Rothau Neudeck—.—— —
Siemens ..—·—320·—Jungbunzl. Spir—·——·—
Skoda ...762·—684·—Weſtb. Kohle .—·—664.—
Poldi ...—.—850·—A. E. G. Union—·—612·—
Orient ...—·—750·—Kroat. Zucker—·—1464—
Waſſen ...—·—1110—Schodnica ..—·——·—
Türkenloſe ..241·—242·—


Effekten- u. Wechſelkurſe der Wiener Börſe.


Einheitliche 4%ige konv Rente, Mai-November 87·50,
Jänner-Juli 87·50, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar-
Auguſt 9090·, in Silber, April-Oktober 90.90 Oeſterr. Gold-
rente 113·05, Oeſterr. Kronenrente 4% 87·50, Oeſterr. Inveſti-
tionsrente 3½ % 76·80, Ungar. Goldrente 4% 107·90, Ungar.
Kronenrente 4% 87·45, Ungar. Inveſtitionsrente 3½%, 76·50,
Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 20 73, Kreditaktien 653·50, London vista
24·10, Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 11767.50,
20 Mark-Stücke 23·55, 20 Frank-Stücke 1911·—, Italieniſche Bank-
noten 94·40, Rubel 254·—.




Telegr. Handelsbericht vom 13. Auguſt 1912.

Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:


Weizen ........... K 11·44—11·45 per 50 kg
Mais.............„ 9·35—9·36 „ „ „
Oelſaaten ..........„ 17.45—17·55 „ „ „




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[4/0004] „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 14. Auguſt 1912 dieſer Art zumeiſt der Fall zu ſein pflegt, abgeſehen wer- den und ein einheitlicher Verpflegskoſtenſatz von drei Kronen für den Tag feſtgeſetzt werden; es tritt alſo, da die Patientinnen gegenwärtig nur 2 K 20 h zu entrichten haben, eine Verteuerung um 80 Heller ein. Im Intereſſe einer recht ausgedehnten Wirkſamkeit des Inſtitutes, deſſen Segen vor allem auch den Minderbemittelten zu- gute kommen ſollte, wäre freilich zu wünſchen, daß man von einer ſolchen Erhöhung abſähe, doch wird, wie wir hören, die Maßnahme durch die Verhältniſſe unumgäng- lich bedingt. Im ärztlichen Dienſte werden neben dem zum Leiter des Inſtitutes auserſehenen Direktor der jetzigen Gebäranſtalt Profeſſor Dr. Gheorgian ein Primar- arzt und drei bis vier Aſſiſtenten tätig ſein. Die örtliche Lage der Klinik, die mit einem Koſtenaufwand von zirka 180.000 Kronen im Gebäude der geweſenen landwirt- ſchaftlichen Mittelſchule eingerichtet wird, gilt in ärztli- chen Kreiſen als ſehr zweckmäßig. Der Bau liegt in un- mittelbarer Nähe des Volksgartens und hat reichlich Licht und gute Luft. Unmöglich aber kann man ſich mit einem Beſchluſſe des Landesausſchuſſes befreunden, durch den die Erhaltung dieſer beiden letzteren günſtigen Eigenſchaften für die Zukunft ernſtlich in Frage geſtellt erſcheint. Der Landesausſchuß überläßt der Frauenklinik von dem an das Gebäude ſich anſchließenden großen Gar- ten nämlich nur einen Raum von 40 Metern im Geviert und will den bedeutend größeren verbliebenen Reſt par- zellieren und verkaufen. Uns möchte ſcheinen, daß es eine bedauerliche Verſchließung modernen Geſichtspunkten ge- genüber bedeutet, wenn man ſich anſchickt, die allernächſte Umgebung eines Krankenhauſes zu verbauen, ganz abge- ſehen davon, daß ſich das Bedürfnis nach einer Erweite- rung der Frauenklinik binnen kürzeſter Zeit herausſtellen wird und eine Vergrößerung des Baues dann nicht vor- genommen werden könnte, ohne die Kranken der Mög- lichkeit eines Aufenthaltes im Freien gänzlich zu berau- ben. Bei der Beratung wegen Verlegung der Gebäranſtalt in die frühere landwirtſchaftliche Mittelſchule wurde auch die Anregung gemacht, ein Landesſanatorium zu errichten, da es ſehr viele Kranke gibt, denen der Aufenthalt in einer großen Anſtalt nicht zuträglich iſt, oder die während des Aufenthaltes in einer Krankenan- ſtalt nicht jene Bequemlichkeiten miſſen wollen, die ſie zu Hauſe genießen. Es iſt bis nun bei der Anregung geblie- ben, doch ſteht zu erwarten, daß ſich der Landesausſchuß in kurzer Zeit ernſtlich mit dieſer Frage befaſſen wird. Die Konfeſſionaliſierung der kommunalen Schulen in Czernowitz. Die amtliche „Czernowitzer Zeitung“ mel- dete in ihrer geſtrigen Ausgabe, daß der Akt über die vom Stadtſchulrate beſchloſſene konfeſſionelle Trennung der Volksſchuljugend ſich bereits im Landesſchulrate befinde. Dieſer werde in eine für den 15. d. anberaumten Sitzung zum Beſchluſſe des Stadtſchulrates Stellung nehmen. Die Amtszeitung erklärt heute in einer Richtigſtellung den Inhalt der Notiz als nicht den Tatſachen entſprechend. Nach an kompetenter Stelle eingeholten Informationen ſei bis nun weder der Termin der nächſten Landesſchul- ratsſitzung noch deren Tagesordnung feſtgeſetzt worden. — Aus Wien wird uns telegraphiert: Der Vizebürger- meiſter von Czernowitz Dr. Weißelberger veröffent- licht im heutigen Abendblatt der „Neuen Freien Preſſe“ einen Arikel, der ſich mit der Trennung der Schulen nach Konfeſſionen in Czernowitz befaßt. Nach ein- gehender Beſprechung des Beſchluſſes des Stadtſchulrates von Czernowitz und nach Anführung der einſchlägigen Beſtimmungen des Reichsvolksſchulgeſetzes kommt Doktor Weißelberger zu dem Ergebnis, die chriſtlichſozialen und die deutſchnationalen Politiker hätten in der angeſtrebten Separierung der chriſtlichen von den jüdiſchen Schulkin- dern eine gemeinſame Formel herausgefunden, auf Grund welcher jede dieſer Parteien ihr im Weſentlichen differierendes politiſches Ziel erreichen zu können glaubt. (Dieſer Artikel des Vizebürgermeiſters Dr. Weißelberger ſcheint mit dem kürzlich auch in der „Allg Zeitung“ er- ſchienenen identiſch zu ſein. D. Red.) 31. Juriſtentag zu Wien 1912. Auf eine Anfrage des hieſigen Lokalkomitees bezüglich der von den auswärtigen Teilnehmern vorzubereitenden Toilette hat der Wiener Ortsausſchuß des 31. Deutſchen Juriſtentages geantwor- tet, daß für den Empfang beim Bürgermeiſter der Frack unerläßlich iſt, während bei den übrigen Veranſtaltungen die Wahl der Kleidung jedem einzelnen überlaſſen bleibt. Das rumäniſche Taſchendiebkleeblatt. Es gewinnt immer mehr den Anſchein, daß es nicht der erſte und einzige Diebſtahl der drei Banditen war, den ſie an Herrn Blum im Eiſenbahnkoupee ausführten. Es beginnen ſich langſam Perſonen bei der Polizeidirektion zu melden, die von ähnlichen Diebſtählen, bei denen ſie die Geſchädigten waren, zu erzählen, wiſſen. Vor einigen Tagen teilte Dr. Zentner der Polizeidirektion mit, daß ihm vor einiger Zeit während einer Fahrt nach Wien 5000 Kronen geſtohlen wurden und heue meldete ſich wieder ein Fabrikant aus Dux namens Hönich, der an die hieſige Polizeidirektion ſchrieb, daß an ihm im Schnellzug Wien-Brünn-Prag auf dieſelbe Weiſe wie beim Abg. Blum ein Gelddiebſtahl begangen wurde. Daß dieſe jetzt zur Kenntnis der Polizei ge- langten Diebſtähle mit den rumäniſchen Taſchendieben in Zuſammenhang gebracht werden, iſt vielleicht nicht unbegründet und die Polizei hat auch in dieſem Sinne die Recherchen aufgenommen. Der Diebſtahl bei der deutſchen Raiſfeiſenkaſſe in Czernowitz. Die Unterſuchung in der Diebſtahlsaffäre bei der deutſchen Raiffeiſenkaſſe in Czernowitz wird mit großem Eifer von der Polizei fortgeſetzt. Motal iſt des Diebſtahls faſt überwieſen, da die Polizei noch einige weitere Beweiſe ſeiner Schuld in die Hände bekommen hat und bei einer Leibesviſitation 140 Kronen im Rocke eingenäht gefunden wurden. Motal leugnet zwar noch immer, den Diebſtahl begangen zu haben, doch iſt das gegen ihn geſammelte Material ein derart belaſtendes, daß ſeine Einlieferung in das Landesgericht wohl in kurzer Zeit erfolgen wird. Stipendien. Das kaufmänniſche Gremium Gruppe II in Czernowitz erſucht uns mitzuteilen, daß aus Anlaß der Erinnerung an den 80. Geburtstag des Kaiſers am 18. Auguſt l. J. 100 K an zwei verarmte Gremialmitglieder oder dem Gremium inkorporiert geweſenen Perſonen zur Verteilung gelangt. Bewerber um dieſe Stipendien haben ihre Geſuche bis ſpäteſtens 17. Auguſt 1912 in der Gre- mialkanzlei (Petersplatz 2) zu überreichen. Czernowitzer Wach- und Schließ-Korps „Treuhand“, Kanzlei: Siebenbürgerſtraße Nr. 51, 1. Stock. Tätigkeits- bericht für die Zeit vom 15. Februar bis 15. Juli 1912: 1560 Fälle offener Haustüren und Tore wurden geſperrt; 80 Fälle nicht geſperrter Rolläden wurden geſichert; ſechs Fälle in Haustüren ſteckende Schlüſſel abgeliefert; 8 Fälle losgeriſſene Pferde in Stallungen geſichert; 84 Fälle offene Parterrefenſter Padteien verſtändigt; 140 bren- nende Beleuchtungskörper gelöſcht; 18 Fälle laufende Waſſerleitungen geſichert; 11 Fälle im Entſtehen begrif- fene Brände gelöſcht; 3 Fälle Diebe bei der Tat feſtge- nommen und der Polizei übergebe; 18 Fälle in Häuſer eingeſchlichene obdachloſe Vaganten feſtgenommen und der Polizei übergeben. Wetterprognoſe für morgen. Vorwiegend heiter, et- was wärmer, mäßige Winde. Rechtspflege. Czernowitz, 13. Auguſt. Zur Urteilsverkündigung im Prozeß Jukic. KB. Agram, 12. Auguſt. (Meldung des ungar. Tel.- Korr.-Buraus.) Jukic rief beim Betreten des Saales aus: „Hoch die Einigkeit der Kroaten, Slovenen und Serben!“ Als er noch andere Rufe ausſtieß, forderte ihn der Vorſitzende auf, ſich ruhig zu verhalten, worauf Jukic das Urteil vollkommen ruhig anhörte. In der Urteilsbe- gründung wird unter anderem hervorgehoben, der Senat habe bezüglich der Frage der geiſtigen Zurechnungsfähig- keit des Jukic, auf Grund des pſychiatriſchen Gutachtens, ſowie aus eigener Anſchauung nicht die Ueberzeugung ge- winnen können, daß Jukic unzurechnungsfähig ſei. Der Verteidiger meldete die Nichtigkeitsbeſchwerde an. Der Staatsanwalt gab ſich mit dem Urteil zufrieden. Jukic rief aus? „Ich appelliere an das kroatiſche Volk, das allein berufen iſt, über mich zu richten.!“ und verließ hierauf den Saal. Die übrigen Verurteilten, welche der Vorſitzende ebenfalls zu ruhigem Verhalten ermahnt hatte, riefen „Hoch Jukic!“ und ſtimmten die kroatiſche Hymne an. Beim Verlaſſen des Saales riefen die Verur- teilten: „Hoch das Südſlaventum“, „Hoch Jukic“, „Hoch deſſen Nachfolger!“, „Nieder mit den Tyrannen!“ Das Publikum verhielt ſich während der Urteilsverkün- dung, wie nachher vollkommen ruhig. Oekonomiſches. Czernowitz, 13. Auguſt. Reorganiſation des Weidebetriebes auf den Gebirgs- weiden des Fondes. Das k. k. Ackerbau-Miniſterium hat, um den vielſeitigen Klagen der Landbevölkerung wegen Mangel an Weideflächen für ihr Vieh Abhilfe zu ſchaffen, die Reorganiſation des Weidebetriebes auf den Fonds- alpen im Prinzipe genehmigt. Zwecks Beſichtigung und Studierung der Weidebetriebsanlagen in den Alpenlän- dern wurden der Herr Domänenrat Emil Baier und die Herren Forſtverwalter Demeter Zurkan aus Wama, Arthur Kargel aus Jakobeny und Maximilian Glin- ski aus Seletin nach Tirol, Salzburg, Oberöſterreich und Steiermark entſendet. Zuerſt ſoll die Alpe „Dealu Vaſili“ im Forſtwirtſchaftsbezirke Wama durch Forſtverwalter Demeter Zurkan, der die Reorganiſation des Weide- betriebes auf den Fondsweiden angeregt hat, in Angriff genommen werden. Das Betriebsergebnis der öſterr. Staatsbahnen pro 1911. Wien, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Das Eiſenbahnminiſterium veröffentlicht heute das Ergebnis der Staatsbahnen im Jahre 1911. Dies Ergebnis zeigt einen Betriebsüberſchuß von 186.5 Mil- lionen, das iſt um 32.5 Millionen mehr als im Vorjahre. Aus der Zuckerinduſtrie. Wien, 13. Auguſt. (Priv.- Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Zwiſchen der Länderbank und der Kreditanſtalt einerſeits und der Olmützer Firma „Primaveſi“ anderſeits ſind Verhandlungen im Zuge, die dahin gehen, daß beide genannten Inſtitute die im Be- ſitze der Firma Primaveſi befindlichen Aktien mähriſcher Zuckerfabriken ankaufen. Englands Austritt aus der Zuckerkonvention. Brüſſel, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In hieſigen Regierungskreiſen hält man den Austritt Englands aus der Zuckerkonvention noch nicht für eine ausgemachte Sache. Man erwartet allerdings eine diesbe- zügliche Note; doch glaubt man, daß in England noch vor Jahresſchluß ein Regierungswechſel eintreten und die neue Regierung die Kündigung widerrufen werde. Die ruſſiſche Anleihefrage. Berlin, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In hieſigen finanzpoliti- ſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß eine ruſſiſche An- leiheoperation wenigſtens im gegenwärtigen Zeitpunkt als ausgeſchloſſen gelten kann, womit jedoch noch nicht ge- ſagt wird, daß nicht früher oder ſpäter franzöſiſches Geld direkt oder indirekt Rußland beigeſtellt werden wird. Telegr. Börſe- und Kursnachrichten. Wiener Börſe. Wien, 13. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) An der heutigen Börſe herrſchte feſte Tendenz. Der Ver- kehr blieb jedoch in engen Grenzen; bloß Alpine Montan- aktien ſtanden höher. Skodaaktien erholten ſich zuſehends. Nach Prager Eiſenaktien ergab ſich geſteigerte Nachfrage; es avancierten um 25 Kronen. Auch Petroleumwerte und einzelne Kohlenpapiere notierten höher. Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz. Telegraphiſcher Kursbericht. Vor- börſe: Schluß: Vor- börſe: Schluß Kredit ... 654·50 654·50 Salgo ... —·— 780·— Ung. Kredit —·— —·— Hutter ... —·— —·— Bankverein . —·— 538·— Simmeringer. —·— 336·— Länderbank . —·— 537·50 Sigl .... —·— 410·— Boden ... —·— 1316— Ver. Elektr. . —·— —·— Unionbank —.— 618·— Oeſt. Verkehr . —·— 462·— Staatsbahn . 716.50 717·— Ung. Verkehr . —.— —.— Südbahn .. —·— —·— Galizia ... —·— 395·— Alpine ... 1044— 1038— Klotilde .. —.— 318·— Rimamuranyer —.— 789·— Rothau Neudeck —.— — — Siemens .. —·— 320·— Jungbunzl. Spir —·— —·— Skoda ... 762·— 684·— Weſtb. Kohle . —·— 664.— Poldi ... —.— 850·— A. E. G. Union —·— 612·— Orient ... —·— 750·— Kroat. Zucker —·— 1464— Waſſen ... —·— 1110— Schodnica .. —·— —·— Türkenloſe .. 241·— 242·— Effekten- u. Wechſelkurſe der Wiener Börſe. Wien, 13. Auguſt 1912. Einheitliche 4%ige konv Rente, Mai-November 87·50, Jänner-Juli 87·50, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar- Auguſt 9090·, in Silber, April-Oktober 90.90 Oeſterr. Gold- rente 113·05, Oeſterr. Kronenrente 4% 87·50, Oeſterr. Inveſti- tionsrente 3½ % 76·80, Ungar. Goldrente 4% 107·90, Ungar. Kronenrente 4% 87·45, Ungar. Inveſtitionsrente 3½%, 76·50, Oeſterr.-ung. Bank-Aktien 20 73, Kreditaktien 653·50, London vista 24·10, Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R.-W. 11767.50, 20 Mark-Stücke 23·55, 20 Frank-Stücke 1911·—, Italieniſche Bank- noten 94·40, Rubel 254·—. Telegr. Handelsbericht vom 13. Auguſt 1912. Die Budapeſter Produktenbörſe notiert: Weizen ........... K 11·44—11·45 per 50 kg Mais............. „ 9·35—9·36 „ „ „ Oelſaaten .......... „ 17.45—17·55 „ „ „ _

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2567, Czernowitz, 14.08.1912, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2567_1912/4>, abgerufen am 21.11.2024.