Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 458, Czernowitz, 12.07.1905.12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Ansprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünschte Ernennung. Der k. k. Postkonzipist Ladislaus Ja- Schulnachricht. Der mit dem Titel eines Direktors Sterbefall. Heute starb hier im Alter von 52 Jahren g. Petermarkt. Morgen ist der große Tag der Demonstrierende Handlungsgehilfen. Der Po- Oekonomisches. Czernowitz, 11. Juli 1905. Erntebeginn und Ernteaussichten. Petermarkt Wetterprognose. Telegraphischer Bericht der meteorologischen Zentralanstalt in Wien. Bewölkung und Niederschlag: Veränderlich. Wind: Mehr weniger windig. Temperatur: Sehr warm. Nähere Bestimmung: Gleichmäßig anhaltend. Voraussichtliche Prognose für übermorgen: Allmähliche Besserung. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetrossenen Telegramme siehe die Rubriken "Vom Tage," "Bunte Chronik" und Rechtspflege". Dorgänge in Rußland. Uebersiedlung des Zaren. Berlin, 11. Juli. ((Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von Soldatenrevolten. Petersburg, 11. Juli (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Unter den Donkosaken macht sich eine geheime Batum, 11. Juli (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg." Die Revolte unter den Truppen greift immer Elisabetpol, 11. Juli (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Soldaten des Alischanski'schen Regimentes Libau, 11. Juli (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") 23 meuternde Matrosen wurden zum Tode verurteilt. Kronstadt, 11. Juli (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Als ein Offizier einen meuternden Matrosen nieder- Agrarstreik. Moskau, 11. Juli. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg Ztg.") In Klein-Rußland droht ein allgemeiner Der Kriegszustand. Petersburg, 11. Juli. (Korr.-B.) [Amtlich.] Ueber Attentat auf den Moskauer Stadthaupt- mann. Moskan, 11. Juli. (Korr.-B.) Während des Die Wahlen in Bayern. München, 11. Juli. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver- Englisches Parlament. (Eine neue Wahlkreiseinteilung. -- Die Ver- stärkung des Landheeres.) London, 11. Juli. (Korr.-B.) Balfour kündigte London, 11. Juli. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In seiner gestrigen Rede im Unterhaus versprach Balfour, Unwetter. Badfeld [Ungarn], 11. Juli. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Gestern ging über Badfeld ein furchtbares Die Bosporusbefestigungen. Konstantinopel, 11. Juli. (Korr.-B.) In Konsequenz Monarchenentrevne. Berlin, 11. Juli. (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in Der Krieg. Die Besetzung Sachalins. London, 11. Juli. (Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.") Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be- Telegraphische Kurse vom 11. Juli 1905. (Wechselstube Bukowinaer Bodenkreditanstalt)
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12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] Anſprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünſchte Ernennung. Der k. k. Poſtkonzipiſt Ladislaus Ja- Schulnachricht. Der mit dem Titel eines Direktors Sterbefall. Heute ſtarb hier im Alter von 52 Jahren g. Petermarkt. Morgen iſt der große Tag der Demonſtrierende Handlungsgehilfen. Der Po- Oekonomiſches. Czernowitz, 11. Juli 1905. Erntebeginn und Ernteausſichten. Petermarkt Wetterprognoſe. Telegraphiſcher Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt in Wien. Bewölkung und Niederſchlag: Veränderlich. Wind: Mehr weniger windig. Temperatur: Sehr warm. Nähere Beſtimmung: Gleichmäßig anhaltend. Vorausſichtliche Prognoſe für übermorgen: Allmähliche Beſſerung. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroſſenen Telegramme ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und Rechtspflege“. Dorgänge in Rußland. Ueberſiedlung des Zaren. Berlin, 11. Juli. ((Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von Soldatenrevolten. Petersburg, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Unter den Donkoſaken macht ſich eine geheime Batum, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“ Die Revolte unter den Truppen greift immer Eliſabetpol, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Soldaten des Aliſchanski’ſchen Regimentes Libau, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) 23 meuternde Matroſen wurden zum Tode verurteilt. Kronſtadt, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Als ein Offizier einen meuternden Matroſen nieder- Agrarſtreik. Moskau, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg Ztg.“) In Klein-Rußland droht ein allgemeiner Der Kriegszuſtand. Petersburg, 11. Juli. (Korr.-B.) [Amtlich.] Ueber Attentat auf den Moskauer Stadthaupt- mann. Moskan, 11. Juli. (Korr.-B.) Während des Die Wahlen in Bayern. München, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver- Engliſches Parlament. (Eine neue Wahlkreiseinteilung. — Die Ver- ſtärkung des Landheeres.) London, 11. Juli. (Korr.-B.) Balfour kündigte London, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In ſeiner geſtrigen Rede im Unterhaus verſprach Balfour, Unwetter. Badfeld [Ungarn], 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Geſtern ging über Badfeld ein furchtbares Die Bosporusbefeſtigungen. Konſtantinopel, 11. Juli. (Korr.-B.) In Konſequenz Monarchenentrevne. Berlin, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in Der Krieg. Die Beſetzung Sachalins. London, 11. Juli. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be- Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juli 1905. (Wechſelſtube Bukowinaer Bodenkreditanſtalt)
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<TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="universität2" prev="#universität1" type="jArticle" n="2"> <p>Anſprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünſchte<lb/> und als warmer Freund höherer Frauenbildung ſeiner Freude<lb/> Ausdruck gab, daß unter ſeinem Rektorate die erſte weibliche<lb/> Doktorpromotion ſtattfindet. Der Herr Rektor ſchloß mit dem<lb/> Wunſche, daß das ſchöne Beiſpiel viele Nachahmerinnen in<lb/> der Bukowina finden möge und gab der Erwartung Ausdruck,<lb/> daß der erſte weibliche Doktor unſerer Univerſität, eingedenk<lb/> der übernommenen Pflichten, der Wiſſenſchaft treu bleiben<lb/> werde. Fräulein Dr. Klementine v. <hi rendition="#g">Hankiewicz</hi> wurde<lb/> allſeits beglückwünſcht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ernennung.</hi> </head> <p>Der k. k. Poſtkonzipiſt Ladislaus <hi rendition="#g">Ja-<lb/> ſilkowski</hi> in Czernowitz wurde zum Poſtkommiſſär daſelbſt<lb/> ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schulnachricht.</hi> </head> <p>Der mit dem Titel eines Direktors<lb/> ausgezeichnete Oberlehrer der gr.-or. Knabenſchule in Czernowitz<lb/> Johann <hi rendition="#g">Litvinuc</hi> wurde mit Schluß des Schuljahres 1905<lb/> über eigenes Auſuchen in den dauernden Ruheſtand verſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sterbefall.</hi> </head> <p>Heute ſtarb hier im Alter von 52 Jahren<lb/> Herr Baruch Moſes <hi rendition="#g">Kurz.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq">g.</hi> <hi rendition="#b">Petermarkt.</hi> </head> <p>Morgen iſt der große Tag der<lb/> Kleinen. Die bunte Pracht der Zwei-Kreuzer-Spielzeuge<lb/> flimmert ihnen vor den Augen und betäubt die Ohren der<lb/> Erwachſenen. Mit den Ulaszkowzer und anderen Marktgäſten<lb/> zieht allerlei zweifelhaftes Volk in unſere Stadt, und das<lb/> Magiſtratspräſidium muß täglich ein paar Portionen mehr<lb/> für die <hi rendition="#aq">p. t.</hi> auswärtigen Pfleglinge unſeres Polizeiarreſts<lb/> beſtellen. Denn Marktgaukler, Taſchendiebe und andere Zierden<lb/> der internationalen Verbrecherwelt lockt unſer Petermarkt ſeit<lb/> jeher mächtig. Wie oft in der Preſſe und auch ſonſt in<lb/> der Oeffentlichkeit energiſche Schritte gegen die unnötigerweiſe<lb/> noch reſpektierte alte Tradition des Petermarkts Sturm ge-<lb/> laufen wurde, die Stadtverwaltung, unſere moderne welt-<lb/> ſtädtiſche intelligente Stadtrepräſentanz findet noch immer<lb/> nicht — den Mut will ich nicht ſagen — die Gelegenheit,<lb/> mit dem längſt überlebten mittelalterlichen Marktgetute auf-<lb/> zuräumen, ebenſo wie heute noch die Feuer- und Markt-<lb/> glocke am Rathausturm und das „Auspfeifen“ der Stunden<lb/> unerläßlich ſcheint. Und die triftigſten Argumente die gegen<lb/> die Abhaltung des Petermarkts ſprechen, wie viel zu geringe<lb/> Beteiligung, Beſchädigung der Straßen und Plätze ꝛc. werden<lb/> überhört. Die hieſigen Kaufleute, die unter der oft ſchmutzigen<lb/> Marktkonkurrenz empfindlich zu leiden haben, werden<lb/> gezwungen, in den primitiven Buden am Auſtriaplatze Filialen<lb/> zu errichten und das ganze Marktgeſchrei iſt wörtlich —<lb/> viel Lärm um nichts, oder hat etwa die <hi rendition="#g">„Petermarkts-<lb/> parade“,</hi> deren unvergleichliches Schauſpiel wir morgen<lb/> punkt 3 Uhr nachmittags wiedererleben ſollen, irgend eine<lb/> Berechtigung als „hiſtoriſche Tradition?“ Hat es irgendeinen<lb/> beſonderen höheren Zweck, daß ein ſtädtiſcher Marktbeamte<lb/> im Schweiße ſeines Angeſichts das nebſt anderen Annehm-<lb/> lichkeiten ſeines Dienſtes ererbte Amt erfüllt, die Stadtfahne<lb/> unter Begleitung des Vorſtadtpöbels und einer furchtbar<lb/> falſch ſpielenden Zigeunerkapelle zum ſtädtiſchen Waghauſe<lb/> hinaufzubugſieren? Und ſchließlich wird „das Volk“ auf der<lb/> Sturmwieſe „bewirtet“. Mit Schnaps und „Zubeißen“ <hi rendition="#aq">(Zakuski).</hi><lb/> Auf weſſen Koſten? Bis nun ſoll das der Bürgermeiſter immer<lb/> bezahlt haben. Präliminarmäßig iſt ein Petermarktstrankl nicht<lb/> vom Gemeinderate votiert. Alſo — „unvorhergeſehene Auslagen“,<lb/> die alljährlich wiederkehren? Paradox, ebenſo wie es paradox<lb/> klingt, daß die Gemeinde ihre Mitglieder, anſtatt ſie zur<lb/> Abſtinenz zu erziehen, mit Wutki bewirtet. — Wenn der<lb/> Petermarkt, der ſchon längſt die Exiſtenzberechtigung ver-<lb/> loren hat, um einer leeren ſtädtiſchen Tradition willen doch<lb/> noch nicht offiziell aus Neu-Czernowitz, dem Großſtadtbaby,<lb/> verſchwinden ſoll, würde es da nicht moderner, dem Zeit-<lb/> geiſte entſprechender ſein, wenn die Stadtfahne morgen auf<lb/> dem Rathausbalkone gehißt würde und der Bürgermeiſter,<lb/> der Magiſtratsdirektor oder auch der Leiter des Marktamtes<lb/> dem verſammelten Volke am Ringplatz offiziell erklären<lb/> würde, daß der Petermarkt nun eröffnet ſei? Um die Sache<lb/> feierlicher zu geſtalten, könnte ja die Regimentskapelle hiebei<lb/> auf dem Ringplatze konzertieren; die Tradition wäre gerettet,<lb/> einige hundert Kronen „Petermarktsſpeſen“ auch und wir<lb/> würden nicht in Großvaters Zeiten zu leben glauben, ſondern<lb/> in unſerer modernen ſchönen Zeit der Millionen-Transaktionen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Demonſtrierende Handlungsgehilfen.</hi> </head> <p>Der Po-<lb/> lizeirapport meldet: Geſtern avends veranſtalteten zirka 100<lb/> Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen<lb/> die Geſchäftsleute, welche die 9-Uhrſperre nicht einhalten, zu<lb/> demonſtrieren. Hiebei wurden den Geſchäftsleuten <hi rendition="#g">Welt,<lb/> Fränkel</hi> und <hi rendition="#g">Hasner</hi> Fenſterſcheiben eingeworfen, ohne<lb/> daß die Täter vorläufig bekannt wären. Im Intereſſe der<lb/> öffentlichen Ruhe und des Friedens in der Stadt wäre es zu<lb/> wünſchen, daß die eingegangenen Abmachungen und geſchloſſenen<lb/> Vereinbarungen von beiden Teilen genau eingehalten werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Oekonomiſches.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 11. Juli 1905.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Erntebeginn und Ernteausſichten.</hi> </head> <p>Petermarkt<lb/> gilt als Beginn der Erntezeit. Tatſächlich wird in einzelnen<lb/> Dörfern der <hi rendition="#g">Roggen</hi> bereits geſchnitten. Nach den Mit-<lb/> teilungen, die uns von Landwirten zuteil wurden, darf die<lb/> Ernte, ſo weit ſchon jetzt ein Ueberblick möglich iſt, als eine<lb/><hi rendition="#g">gute Mittelernte</hi> bezeichnet werden. Wenn keine<lb/> Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage (Sicz-Vereine!) ein-<lb/> treten, wird auch der Ertrag gutes Mittelmaß ſein. Die<lb/> Preiſe dürften ſich ungefähr auf der Höhe der vorjährigen<lb/> halten, weil nach den Lagerbeſtänden zu ſchließen <hi rendition="#g">neues<lb/> Getreide bald ſehr begehrt</hi> werden dürfte. Aus<lb/> dem benachbarten <hi rendition="#g">Beſſarabien</hi> und aus der <hi rendition="#g">Moldau</hi><lb/> liegen gleichfalls im Großen und Ganzen rrcht günſtige<lb/> Ernteberichte vor. Dort hat jedoch namentlich der <hi rendition="#g">Weizen</hi><lb/><cb/> durch „Brand“ qualitativ und quantitativ gelitten, ſo daß<lb/> das Ergebnis hinter den urſprünglich gehegten Erwartungen<lb/> zurückbleiben dürfte. Geringe Ausſichten ſind heuer in Bezug<lb/> auf die <hi rendition="#g">Mais</hi>erute vorhanden. Die Pflanze iſt bis jetzt im<lb/> Wachstum arg zurückgeblieben, und es müßten ſich die<lb/> Witterungsverhältniſſe beſonders günſtig geſtalten, wenn die<lb/> bisherige Einbuße ausgeglichen werden ſoll. Was die Qualität<lb/> der bis jetzt bei uns eingeheimſten Roggenſorten betrifft, ſo<lb/> iſt der Kern in der Farbe ſchön, im Gewichte jedoch etwas<lb/> ſchwächer, weil die große Hitze denſelben raſch zur Reife<lb/> brachte, noch bevor das Wachstum normal vor ſich gehen<lb/> konnte. Beſſere Erwartungen hegt man für den Weizen, der<lb/> einige Tage ſpäter zum Schnitte gelangen wird.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Wetterprognoſe.</hi> </head><lb/> <list> <item>Telegraphiſcher Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt in Wien.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Bewölkung und Niederſchlag:</hi> Veränderlich.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Wind:</hi> Mehr weniger windig.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Temperatur:</hi> Sehr warm.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Nähere Beſtimmung:</hi> Gleichmäßig anhaltend.</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Vorausſichtliche Prognoſe für übermorgen:</hi><lb/> Allmähliche Beſſerung.</item> </list> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Letzte Telegramme.</hi><lb/> Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroſſenen Telegramme<lb/> ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und<lb/> Rechtspflege“.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Dorgänge in Rußland.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ueberſiedlung des Zaren.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">(Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Petersburg</hi> kommt die Nachricht, daß der <hi rendition="#g">Zar</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Peterhof</hi> nach <hi rendition="#g">Moskau</hi> über Betreiben der Großfürſten<lb/><hi rendition="#g">überſiedeln</hi> wird, die ihn zu überzeugen wußten, daß er<lb/> in Peterhof nicht mehr ſeines Lebens ſicher ſei. Dieſer neue<lb/> Erfolg der Großfürſtenpartei beweiſt, daß man am Zarenhofe<lb/> weit entfernt, dem Volke irgendwelche Konzeſſionen zu machen,<lb/> vielmehr geſonnen iſt, <hi rendition="#g">an der Autokratie</hi> feſtzuhalten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Soldatenrevolten.</hi> </head> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 11. Juli</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Unter den <hi rendition="#g">Donkoſaken</hi> macht ſich eine geheime<lb/> Agitation bemerkbar, welche darauf abzielt, die Soldaten<lb/> zum Ungehorſam zu veranlaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Batum,</hi> 11. Juli</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“</bibl><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Revolte unter den Truppen</hi> greift immer<lb/> mehr um ſich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Eliſabetpol,</hi> 11. Juli</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Die <hi rendition="#g">Soldaten</hi> des Aliſchanski’ſchen Regimentes<lb/><hi rendition="#g">meutern</hi> und <hi rendition="#g">deſertieren</hi> in ganzen Gruppen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Libau,</hi> 11. Juli</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>23 meuternde Matroſen wurden zum <hi rendition="#g">Tode verurteilt.</hi><lb/> Als 6 bereits <hi rendition="#g">juſtifiziert</hi> waren, <hi rendition="#g">verweigerten</hi> die<lb/><hi rendition="#g">Soldaten,</hi> welche die Meuterer zu erſchießen hatten, den<lb/><hi rendition="#g">Gehorſam</hi> und ſenkten die Gewehre. Als die <hi rendition="#g">Offiziere</hi><lb/> ſie zum Gehorſam zwingen wollten, <hi rendition="#g">erſchoſſen</hi> ſie die-<lb/> ſelben. <hi rendition="#g">Koſaken</hi> bezwangen die Meuterer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kronſtadt,</hi> 11. Juli</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Als ein Offizier einen meuternden Matroſen nieder-<lb/> ſchoß, ſtürzten ſich 8 Mann auf ihn und töteten ihn. <hi rendition="#g">Ernſte<lb/> Revolten</hi> werden befürchtet.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Agrarſtreik.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Moskau,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>In <hi rendition="#g">Klein-Rußland</hi> droht ein <hi rendition="#g">allgemeiner<lb/> Agrarſtreik.</hi> An vielen Orten ſind bereits Streikunruhen<lb/> ausgebrochen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Kriegszuſtand.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>[Amtlich.] Ueber<lb/> Stadt und Kreis <hi rendition="#g">Tiflis</hi> wurde der <hi rendition="#g">Kriegszuſtand</hi><lb/> verhängt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Attentat auf den Moskauer Stadthaupt-<lb/> mann.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Moskan,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>Während des<lb/> Empfanges von Bittſtellern beim Stadthauptmann <hi rendition="#g">Schu-<lb/> walow feuerte einer derſelben drei Schüſſe<lb/> gegen den Stadthauptmann</hi> ab, welcher <hi rendition="#g">getötet<lb/> wurde.</hi> Der Attentäter wurde verhaftet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wahlen in Bayern.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Landtagswahlen</hi> in Bayern brachten eine ver-<lb/><cb/> nichtende <hi rendition="#g">Riederlage der Liberalen.</hi> Das <hi rendition="#g">Zentrum</hi><lb/> verfügt über die <hi rendition="#g">Zweidrittelmajorität.</hi> Der Eindruck<lb/> iſt ein niederſchmetternder.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Engliſches Parlament.</hi><lb/> <hi rendition="#g">(Eine neue Wahlkreiseinteilung. — Die Ver-<lb/> ſtärkung des Landheeres.)</hi> </head> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p><hi rendition="#g">Balfour</hi> kündigte<lb/> im Unterhauſe eine <hi rendition="#g">Wahlkreiseinteilung</hi> an, wonach<lb/> auf je 65000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Dadurch<lb/> gewänne England 17, London und Schottland 4 und Wales<lb/> 1 Sitz. Irland verlöre 22 Sitze. Das Oberhaus nahm<lb/> die Reſolution, betreffend die Verſtärkung des Landheeres an,<lb/> um eine etwaige <hi rendition="#g">Invaſion Englands</hi> zu verhindern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>In ſeiner geſtrigen Rede im Unterhaus verſprach <hi rendition="#g">Balfour,</hi><lb/> daß jene Fremden, welche die Zulaſſung <hi rendition="#g">wegen politiſcher</hi><lb/> und <hi rendition="#g">religiöſer Verfolgung</hi> anſuchen, die Aufenthalts-<lb/> bewilligung erhalten ſollen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Unwetter.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Badfeld</hi> [Ungarn], 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz.<lb/> Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Geſtern ging über Badfeld ein <hi rendition="#g">furchtbares<lb/> Unwetter</hi> nieder. Viele Häuſer ſind eingeſtürzt, 19 Brücken<lb/> wurden weggeſchwemmt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Bosporusbefeſtigungen.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl> <hi rendition="#g">(Korr.-B.)</hi> </bibl> <p>In Konſequenz<lb/> der Potemkin-Affaire wurden die <hi rendition="#g">Bosporusbefeſti-<lb/> gungen,</hi> welche infolge des ruſſiſchen Einfluſſes bisher viel-<lb/> fach vernachläßigt wurden, <hi rendition="#g">etwas komplettiert.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Monarchenentrevne.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p><hi rendition="#g">König Oskar von Schweden</hi> wird am 13. Juli in<lb/> Gefleborg mit <hi rendition="#g">Kaiſer Wilhelm</hi> zuſammentreffen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Der Krieg.</hi> </hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Die Beſetzung Sachalins.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 11. Juli.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Priv.-Tel.</hi> d. „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Ein amtliches Telegramm aus <hi rendition="#g">Tokio</hi> meldet die <hi rendition="#g">Be-<lb/> ſetzung Sachalins durch die Japaner.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juli 1905.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Wechſelſtube <hi rendition="#b">Bukowinaer Bodenkreditanſtalt)</hi> </hi> </p><lb/> <table> <row> <cell cols="2">Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Aktien ..... —</cell> <cell>740·—</cell> </row><lb/> <row> <cell cols="2">Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbrteſe 4 Proz. 98.95</cell> <cell>99·50—</cell> </row><lb/> <row> <cell cols="2">Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 5 Proz. 104</cell> <cell>104·90</cell> </row><lb/> <row> <cell cols="2">Oeſterr. Kredit ................</cell> <cell>661.25</cell> </row><lb/> <row> <cell cols="2">Ungar. 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12. Juli 1905. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
Anſprache, in welcher er das Fräulein Dr. beglückwünſchte
und als warmer Freund höherer Frauenbildung ſeiner Freude
Ausdruck gab, daß unter ſeinem Rektorate die erſte weibliche
Doktorpromotion ſtattfindet. Der Herr Rektor ſchloß mit dem
Wunſche, daß das ſchöne Beiſpiel viele Nachahmerinnen in
der Bukowina finden möge und gab der Erwartung Ausdruck,
daß der erſte weibliche Doktor unſerer Univerſität, eingedenk
der übernommenen Pflichten, der Wiſſenſchaft treu bleiben
werde. Fräulein Dr. Klementine v. Hankiewicz wurde
allſeits beglückwünſcht.
Ernennung. Der k. k. Poſtkonzipiſt Ladislaus Ja-
ſilkowski in Czernowitz wurde zum Poſtkommiſſär daſelbſt
ernannt.
Schulnachricht. Der mit dem Titel eines Direktors
ausgezeichnete Oberlehrer der gr.-or. Knabenſchule in Czernowitz
Johann Litvinuc wurde mit Schluß des Schuljahres 1905
über eigenes Auſuchen in den dauernden Ruheſtand verſetzt.
Sterbefall. Heute ſtarb hier im Alter von 52 Jahren
Herr Baruch Moſes Kurz.
g. Petermarkt. Morgen iſt der große Tag der
Kleinen. Die bunte Pracht der Zwei-Kreuzer-Spielzeuge
flimmert ihnen vor den Augen und betäubt die Ohren der
Erwachſenen. Mit den Ulaszkowzer und anderen Marktgäſten
zieht allerlei zweifelhaftes Volk in unſere Stadt, und das
Magiſtratspräſidium muß täglich ein paar Portionen mehr
für die p. t. auswärtigen Pfleglinge unſeres Polizeiarreſts
beſtellen. Denn Marktgaukler, Taſchendiebe und andere Zierden
der internationalen Verbrecherwelt lockt unſer Petermarkt ſeit
jeher mächtig. Wie oft in der Preſſe und auch ſonſt in
der Oeffentlichkeit energiſche Schritte gegen die unnötigerweiſe
noch reſpektierte alte Tradition des Petermarkts Sturm ge-
laufen wurde, die Stadtverwaltung, unſere moderne welt-
ſtädtiſche intelligente Stadtrepräſentanz findet noch immer
nicht — den Mut will ich nicht ſagen — die Gelegenheit,
mit dem längſt überlebten mittelalterlichen Marktgetute auf-
zuräumen, ebenſo wie heute noch die Feuer- und Markt-
glocke am Rathausturm und das „Auspfeifen“ der Stunden
unerläßlich ſcheint. Und die triftigſten Argumente die gegen
die Abhaltung des Petermarkts ſprechen, wie viel zu geringe
Beteiligung, Beſchädigung der Straßen und Plätze ꝛc. werden
überhört. Die hieſigen Kaufleute, die unter der oft ſchmutzigen
Marktkonkurrenz empfindlich zu leiden haben, werden
gezwungen, in den primitiven Buden am Auſtriaplatze Filialen
zu errichten und das ganze Marktgeſchrei iſt wörtlich —
viel Lärm um nichts, oder hat etwa die „Petermarkts-
parade“, deren unvergleichliches Schauſpiel wir morgen
punkt 3 Uhr nachmittags wiedererleben ſollen, irgend eine
Berechtigung als „hiſtoriſche Tradition?“ Hat es irgendeinen
beſonderen höheren Zweck, daß ein ſtädtiſcher Marktbeamte
im Schweiße ſeines Angeſichts das nebſt anderen Annehm-
lichkeiten ſeines Dienſtes ererbte Amt erfüllt, die Stadtfahne
unter Begleitung des Vorſtadtpöbels und einer furchtbar
falſch ſpielenden Zigeunerkapelle zum ſtädtiſchen Waghauſe
hinaufzubugſieren? Und ſchließlich wird „das Volk“ auf der
Sturmwieſe „bewirtet“. Mit Schnaps und „Zubeißen“ (Zakuski).
Auf weſſen Koſten? Bis nun ſoll das der Bürgermeiſter immer
bezahlt haben. Präliminarmäßig iſt ein Petermarktstrankl nicht
vom Gemeinderate votiert. Alſo — „unvorhergeſehene Auslagen“,
die alljährlich wiederkehren? Paradox, ebenſo wie es paradox
klingt, daß die Gemeinde ihre Mitglieder, anſtatt ſie zur
Abſtinenz zu erziehen, mit Wutki bewirtet. — Wenn der
Petermarkt, der ſchon längſt die Exiſtenzberechtigung ver-
loren hat, um einer leeren ſtädtiſchen Tradition willen doch
noch nicht offiziell aus Neu-Czernowitz, dem Großſtadtbaby,
verſchwinden ſoll, würde es da nicht moderner, dem Zeit-
geiſte entſprechender ſein, wenn die Stadtfahne morgen auf
dem Rathausbalkone gehißt würde und der Bürgermeiſter,
der Magiſtratsdirektor oder auch der Leiter des Marktamtes
dem verſammelten Volke am Ringplatz offiziell erklären
würde, daß der Petermarkt nun eröffnet ſei? Um die Sache
feierlicher zu geſtalten, könnte ja die Regimentskapelle hiebei
auf dem Ringplatze konzertieren; die Tradition wäre gerettet,
einige hundert Kronen „Petermarktsſpeſen“ auch und wir
würden nicht in Großvaters Zeiten zu leben glauben, ſondern
in unſerer modernen ſchönen Zeit der Millionen-Transaktionen.
Demonſtrierende Handlungsgehilfen. Der Po-
lizeirapport meldet: Geſtern avends veranſtalteten zirka 100
Handlungsgehilfen einen Umzug durch die Straßen, um gegen
die Geſchäftsleute, welche die 9-Uhrſperre nicht einhalten, zu
demonſtrieren. Hiebei wurden den Geſchäftsleuten Welt,
Fränkel und Hasner Fenſterſcheiben eingeworfen, ohne
daß die Täter vorläufig bekannt wären. Im Intereſſe der
öffentlichen Ruhe und des Friedens in der Stadt wäre es zu
wünſchen, daß die eingegangenen Abmachungen und geſchloſſenen
Vereinbarungen von beiden Teilen genau eingehalten werden.
Oekonomiſches.
Czernowitz, 11. Juli 1905.
Erntebeginn und Ernteausſichten. Petermarkt
gilt als Beginn der Erntezeit. Tatſächlich wird in einzelnen
Dörfern der Roggen bereits geſchnitten. Nach den Mit-
teilungen, die uns von Landwirten zuteil wurden, darf die
Ernte, ſo weit ſchon jetzt ein Ueberblick möglich iſt, als eine
gute Mittelernte bezeichnet werden. Wenn keine
Schwierigkeiten in der Arbeiterfrage (Sicz-Vereine!) ein-
treten, wird auch der Ertrag gutes Mittelmaß ſein. Die
Preiſe dürften ſich ungefähr auf der Höhe der vorjährigen
halten, weil nach den Lagerbeſtänden zu ſchließen neues
Getreide bald ſehr begehrt werden dürfte. Aus
dem benachbarten Beſſarabien und aus der Moldau
liegen gleichfalls im Großen und Ganzen rrcht günſtige
Ernteberichte vor. Dort hat jedoch namentlich der Weizen
durch „Brand“ qualitativ und quantitativ gelitten, ſo daß
das Ergebnis hinter den urſprünglich gehegten Erwartungen
zurückbleiben dürfte. Geringe Ausſichten ſind heuer in Bezug
auf die Maiserute vorhanden. Die Pflanze iſt bis jetzt im
Wachstum arg zurückgeblieben, und es müßten ſich die
Witterungsverhältniſſe beſonders günſtig geſtalten, wenn die
bisherige Einbuße ausgeglichen werden ſoll. Was die Qualität
der bis jetzt bei uns eingeheimſten Roggenſorten betrifft, ſo
iſt der Kern in der Farbe ſchön, im Gewichte jedoch etwas
ſchwächer, weil die große Hitze denſelben raſch zur Reife
brachte, noch bevor das Wachstum normal vor ſich gehen
konnte. Beſſere Erwartungen hegt man für den Weizen, der
einige Tage ſpäter zum Schnitte gelangen wird.
Wetterprognoſe.
Telegraphiſcher Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt in Wien.
Bewölkung und Niederſchlag: Veränderlich.
Wind: Mehr weniger windig.
Temperatur: Sehr warm.
Nähere Beſtimmung: Gleichmäßig anhaltend.
Vorausſichtliche Prognoſe für übermorgen:
Allmähliche Beſſerung.
Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroſſenen Telegramme
ſiehe die Rubriken „Vom Tage,“ „Bunte Chronik“ und
Rechtspflege“.
Dorgänge in Rußland.
Ueberſiedlung des Zaren. Berlin, 11. Juli. ((Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß der Zar von
Peterhof nach Moskau über Betreiben der Großfürſten
überſiedeln wird, die ihn zu überzeugen wußten, daß er
in Peterhof nicht mehr ſeines Lebens ſicher ſei. Dieſer neue
Erfolg der Großfürſtenpartei beweiſt, daß man am Zarenhofe
weit entfernt, dem Volke irgendwelche Konzeſſionen zu machen,
vielmehr geſonnen iſt, an der Autokratie feſtzuhalten.
Soldatenrevolten. Petersburg, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Unter den Donkoſaken macht ſich eine geheime
Agitation bemerkbar, welche darauf abzielt, die Soldaten
zum Ungehorſam zu veranlaſſen.
Batum, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“
Die Revolte unter den Truppen greift immer
mehr um ſich.
Eliſabetpol, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Die Soldaten des Aliſchanski’ſchen Regimentes
meutern und deſertieren in ganzen Gruppen.
Libau, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
23 meuternde Matroſen wurden zum Tode verurteilt.
Als 6 bereits juſtifiziert waren, verweigerten die
Soldaten, welche die Meuterer zu erſchießen hatten, den
Gehorſam und ſenkten die Gewehre. Als die Offiziere
ſie zum Gehorſam zwingen wollten, erſchoſſen ſie die-
ſelben. Koſaken bezwangen die Meuterer.
Kronſtadt, 11. Juli (Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Als ein Offizier einen meuternden Matroſen nieder-
ſchoß, ſtürzten ſich 8 Mann auf ihn und töteten ihn. Ernſte
Revolten werden befürchtet.
Agrarſtreik. Moskau, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg
Ztg.“) In Klein-Rußland droht ein allgemeiner
Agrarſtreik. An vielen Orten ſind bereits Streikunruhen
ausgebrochen.
Der Kriegszuſtand. Petersburg, 11. Juli. (Korr.-B.) [Amtlich.] Ueber
Stadt und Kreis Tiflis wurde der Kriegszuſtand
verhängt.
Attentat auf den Moskauer Stadthaupt-
mann. Moskan, 11. Juli. (Korr.-B.) Während des
Empfanges von Bittſtellern beim Stadthauptmann Schu-
walow feuerte einer derſelben drei Schüſſe
gegen den Stadthauptmann ab, welcher getötet
wurde. Der Attentäter wurde verhaftet.
Die Wahlen in Bayern. München, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die Landtagswahlen in Bayern brachten eine ver-
nichtende Riederlage der Liberalen. Das Zentrum
verfügt über die Zweidrittelmajorität. Der Eindruck
iſt ein niederſchmetternder.
Engliſches Parlament.
(Eine neue Wahlkreiseinteilung. — Die Ver-
ſtärkung des Landheeres.) London, 11. Juli. (Korr.-B.) Balfour kündigte
im Unterhauſe eine Wahlkreiseinteilung an, wonach
auf je 65000 Einwohner ein Abgeordneter kommt. Dadurch
gewänne England 17, London und Schottland 4 und Wales
1 Sitz. Irland verlöre 22 Sitze. Das Oberhaus nahm
die Reſolution, betreffend die Verſtärkung des Landheeres an,
um eine etwaige Invaſion Englands zu verhindern.
London, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
In ſeiner geſtrigen Rede im Unterhaus verſprach Balfour,
daß jene Fremden, welche die Zulaſſung wegen politiſcher
und religiöſer Verfolgung anſuchen, die Aufenthalts-
bewilligung erhalten ſollen.
Unwetter. Badfeld [Ungarn], 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz.
Allg. Ztg.“) Geſtern ging über Badfeld ein furchtbares
Unwetter nieder. Viele Häuſer ſind eingeſtürzt, 19 Brücken
wurden weggeſchwemmt.
Die Bosporusbefeſtigungen. Konſtantinopel, 11. Juli. (Korr.-B.) In Konſequenz
der Potemkin-Affaire wurden die Bosporusbefeſti-
gungen, welche infolge des ruſſiſchen Einfluſſes bisher viel-
fach vernachläßigt wurden, etwas komplettiert.
Monarchenentrevne. Berlin, 11. Juli. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
König Oskar von Schweden wird am 13. Juli in
Gefleborg mit Kaiſer Wilhelm zuſammentreffen.
Der Krieg.
Die Beſetzung Sachalins. London, 11. Juli. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)
Ein amtliches Telegramm aus Tokio meldet die Be-
ſetzung Sachalins durch die Japaner.
Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juli 1905.
(Wechſelſtube Bukowinaer Bodenkreditanſtalt)
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Aktien ..... — 740·—
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbrteſe 4 Proz. 98.95 99·50—
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 5 Proz. 104 104·90
Oeſterr. Kredit ................ 661.25
Ungar. Kredit ................ 78·1—
Anglobank ................ 308.50
Bankverein ................ 552.25
Bodenkredit ................ 1023·—
Länderbank ................ 450.—
Unionbank ................ 540.—
Staatsbahn ................ 674.50
Lombarden ................ 86.60
Elbethalbahn ................ 449.—
Nordweſt. ................ 434.25
Buſchtehrader lit. B............... 1098.—
Lemberg-Czernowitzer .............. 584 —
Dampfſchiff ................ 1005.—
Alpine ................... 526.—
Brüxer Kohlen ................ 658·—
Dynamit Nobel ................ —.—
Prager Eiſen ............. —·— 26.45—
Rima-Muranyer ............... 549.—
Tabak ................... 361.—
Türkenloſe.................. 141.90
Waffen .................. 557 50
Weſtböhm. Kohlen ............... 271.—
Wiener Straßenbahn A. ............ 835.—
Wiener Straßenbahn B. ............ —·—
Rubel ................ 253.25 253.75
Marknoten .............. 117·43 —·—
Montan .................. —·—
Poldi ................... —·—
Rudolfshütte ................. —.—
Hirtenberger ................. —.—
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