Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 712, Czernowitz, 22.05.1906.

Bild:
<< vorherige Seite

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 22. Mai 1906.

[Spaltenumbruch] Geschäftsjahres den gehegten Erwartungen voll entsprochen
hat. Die Entwicklung, in welcher sich die Stadt Czernowitz
befindet, ist sowohl in der Fortsetzung einer starken Anschluß-
bewegung an das Elektrizitätswerk zum Ausdruck gekommen,
wie sie auch nicht ohne Rückwirkung auf die Frequenz der
Strassenbahn geblieben ist. Es hat sich deshalb die Notwendigkeit
herausgestellt, die Betriebsmittel des Lichtswerkes wie der
Straßenbahn den wachsenden Auforderungen entsprechend zu
verstärken. Beim Lichtwerk ist die Zahl der Konsumenten auf
596 mit 21.600 Glühlampen im Aequivalent von 16 Normal-
kerzen (gegen 16.120 im Vorjahre gestiegen, was einer
Vermehrung von 4480 Glühlampen entspricht. Die städtische
Straßenbeleuchtung erfuhr wieder eine Erweiterung von 72
auf 92 Bogenlampen. Von öffentlichen Bauten sind das
neue Stadttheater und die neue Polizeidirektion bereits ange-
schlossen worden. Der Anschluß des neuen Justizpalastes steht
unmittelbar bevor. Die höchste Momentbelastung fand am
18. Dezember statt und betrug für Licht 2045 Amp. bei
270 Volt, gegenüber 1420 Amp. bei 262 Volt im Vorjahre.
Diese Höchstleistung entspricht einem Aequivalent von 8180
gleichzeitig brennenden Lampen in 16 N. K. oder 37 Prozent
des angeschlossenen Lampenäquivalents. Erzeugt wurden
1,123.304 Kwst. gegen 915.342 Kwst. im Vorjahre. Die
Gesamteinnahmen des Unternehmens betragen im Berichts-
jahre K 530.435·01 gegen K 441.439·18 des Vorjahres,
was einer Zunahme von K 88.995·83 entspricht. Die Be-
triebsausgaben sind von K 264.217·90 im Vorjahre auf
K 274.246·35, also um K 10.028·45 gestiegen. Daraus er-
gibt sich ein Zuwachs des Betriebsüberschusses im Berichts-
jahre von K 78 967·38. Die im Jahre 1904 vorgenommene
Kapitalserhöhung hat nicht ausgereicht, um den Aufwand
für die eingangs erwähnten im Jahre 1905 vorgenommenen
Anlage-Erweiterungen zu decken. Um den stets wachsenden
Ansprüchen der Bahn- und Lichtanlage gerecht werden zu
können, werden auch in den Jahren 1906 und 1907 weitere
recht erhebliche Investitionen gemacht werden müssen.

Ein neues Rollbahngeleise.

Die Bezirkshaupt-
mannschaft Radautz hat das vom Holzindustriellen Sigm und
Schärf in Straza vorgelegte Projekt eines in km 4·3/4
der Waldbahn Falkeu--Oberbrodina links abzweigenden 160 m
langen bereits ausgeführten Rollbahngeleises für Handbetrieb
zur kompetenten Amtshandlung anher in Vorlage gebracht.
Die Landesregierung verfügte rücksichtlich dieses Projektes
die Vornahme der Baukonsensverhandlung im Zusammen-
hange mit der Kollaudierungsverhandlung ferner, daß die
mit der Durchführung dieser Amtshandlungen betraute
Kommission unter Leitung des Landesregierungs-Konzepts-
praktikanten Adolf Bucher, am Freitag den 8. Juni 1906,
um 3 Uhr nachmittags an Ort und Stelle zusammenzu-
treten habe.

Offene Stelle.

An dem neuerrichteten III. Staats-
gymnasium in Czernowitz mit deutscher und rumänischer
Unterrichtssprache gelangt die Direktorstelle zur Besetzung.
Die gehörig instruierten, an das Ministerium für Kultus
und Unterricht gerichteten Gesuche sind im vorgeschriebenen
Dienstwege bis 2. Juni 1906 bei dem Landesschulrate für
die Bukowina in Czernowitz einzubringen.

Brand.

Am 11. d. M. nachmittags ist in der Brannt-
weinbrennerei des Gutsbesitzers Emanuel Baumann in
Repuzynetz ein Feuer ausgebrochen, welches von dem dazu-
mal herrschenden Winde sowie infolge Mangels an Wasser,
Feuerspritzen und Feuerlöschrequisiten begünstigt, sich so rasch
verbreitete, daß innerhalb zwei Stunden die Branntwein-
brennerei, ein Wohnhaus und 11 Wirtschaftsgebäude, als
Stallungen, Fruchtmagazine und Geschäftskammern, sämtliche
Objekte des Emanuel Baumann, ein Bauernhaus des Ilasch
Monetsch und ein Wohnhaus des Alexander Stirma bis auf
die zurückgebliebenen Steinwände, sowie einen großen Teil
der Wirtschaftsgeräte, Wirtschaftsmaschinen, Ackergerätschaften,
Wirtschaftsfuhren, Droschken sowie Frucht- und Futter-
vorräte der Gutspächter Gebrüder Gottesmann eingeäschert
hat. Der durch diesen Brand verursachte Schaden wird auf
57.000 K geschätzt und waren sämtliche Brandobjekte asse-
kuriert. Der Brand ist infolge schlechter Konstruktion eines
Rauchfanges der Branntweinbrennerei entstanden.

Vereinsnachrichten.

In der Generalversammlung
des Frauen-Hilfs-Vereineswurden die nachfolgenden Vereins-
mitglieder in den Ausschuß gewählt: die Damen: Josefine
Brunstein, Fanny Salter, Fanny Nadler, Lina Roth, Pepi
Abraham, Jetti Stecher, Emma Goldlust, Rebeka Rosenzweig,
Anna Chargaff, Laura Ebersohn, Berta Lokal, Vika Schäfer,
Resi Nachtigall, Nanette Pallasch, Rudolfine Czopp, Louise
Rossin, Minka Zughaft, Regina Perl, Ernestine Luttinger
und Rosa Kozower. In der konstituierenden Sitzung wurden
nachstehende Funktionäre gewählt: die Damen: Josefine Brun-
stein, Präsidentin; Fanny Salter, I. Vizepräsidentin; Fanny
Nadler, II. Vizepräsidentin; Laura Ebersohn, Schriftführerin;
Nanette Pallasch, Kassierin; Rudolfine Czopp, Buchhalterin;
Rosa Kozower, Kontrollorin. In die Sanitätskommission: die
Damen: Lina Roth, Obmännin; Pepi Abraham, I. Stell-
vertreterin; Jetti Stecher, II. Stellvertreterin; Nanette Pallasch,
Rosa Kozower, Regina Perl, Mitglieder. -- In der General-
versammlung des "Kaiserin Elisabeth-Verein" zur Beköstigung
armer israel. Schulkinder in Czernowitz am 29. April wurden
die nachfolgenden Vereinsmitglieder in den Ausschuß gewählt:
die Damen: Josefine Brunstein, Lina Roth, Laura Ebersohn,
Rosa Kozower, Fanny Nadler, Berta Hecht, Pepi Abraham,
Amalie Groß, Ernestine Kößler, Karoline Leitec, Regina
Melzer, Rosa Menczel, Antonie Gelber, Resi Nachtigall,
Nanette Pallasch, Regina Perl, Rosa Rosenstock, Klara
Singer, Amalie Schifter, Fanny Straucher, Lotti Trebicz,
Fanny Dornbaum. In der konstituierenden Sitzung wurden
nachstehende Funktionäre gewählt: die Damen: Josefine
Brunstein, Präsidentin; Lina Roth, I. Vizepräsidentin; Rosa
Kozower, II. Vizepräsidentin; Laura Ebersohn, Kassierin; Fanny
Nadler, Kassierin; Lotti Trebicz, Kontrollorin; Berta Hecht,
Buchhalterin.


[Spaltenumbruch]
Familiennachricht.

Frl. Charlotte Schärf, Jablo-
nitza (Bukowina), hat sich mit Herrn Dr. Nathan Gewürz,
Lemberg, verlobt.

"Sezzession" und Gesellschaft der Kunstfreunde.

Wir erhalten die folgende Zuschrift: Im Hinblicke auf eine
in Nr. 1919 vom 20. d. M. in der "Bukowinaer Post"
unter dem Schlagworte "Sezzesssion" enthaltene Notiz
und die in unserer Stadt ausgestreuten Gerüchte, daß sich die
Gesellschaft der Kunstfreunde in Auflösung befinde,
bringen wir hiemit zur allgemeinen Kenntnis, daß diese Mit-
teilungen durchaus auf Unwahrheit beruhen. Wohl wurde
eine Agitation zur Schädigung der Gesellschaft der Kunst-
freunde eingeleitet, welche vermutlich auf rein persönliche
Motive zurückzuführen ist. Es gelang auch hiedurch 16 Herren
zur Unterschrift einer Austrittserklärung zu bewegen; hiezu
bemerken wir jedoch, daß von diesen Herren zwei schon vor
längerer Zeit ihren Austritt augemeldet haben, die Herren
Realschulprofessor Zlamal und Hofmann dagegen
überhaupt niemals Mitglieder des Vereines waren, sondern
lediglich vor der diesjährigen Ausstellung zur Teilnahme an
der Jury eingeladen wurden. Weiters haben die Herren RR.
Anton Zachar, Ingenieur Gaudy und Professor Klug
ihre Austrittserklärung mit der Motivierung zurückgezogen,
daß sie nur infolge falscher Information von gewisser Seite
und unbekannt mit den inneren Vereinsverhältnisse sich
zur Unterfertigung der Austrittserklärung be-
bestimmen ließen. Der sogenannte "Massenaustritt" schrunpft
sohin auf den von uns allerdings noch immer sehr bedauerten
Verlust von neun Mitgliedern zusammen. Wir erachten es
als unsere Pflicht sowohl unsere Mitglieder als auch das
Publikum über diese Vorgänge aufzuklären und sehen im
Uebrigen dem Endergebnisse dieser Agitation mit umsogrößerer
Beruhigung entgegen, als seit Eröffnung der Ausstellung
bereits 20 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten sind.
Für den Ausschuß: Der Obmann: Friedrich Haberlandt,
k. k. Oberbaurat. Der Schriftführer: Dr. Handl, k. k.
Landesgerichtsrat.

Zwei Betrugsfälle.

Der Polizeirapport meldet:
Gestern brachten die Geschäftsleute Eisig Spiegel und
Adolf Ungar bei der Polizeidirektion zur Anzeige, daß der
Restaurateur und Hotelbesitzer Simon Aberbach nach
Zurücklassung größerer Schulden heimlich und betrügerischer-
weife die Einrichtungen seines Geschäftes verkauft und
Czernowitz verlassen habe. Die Anzeiger erleiden hiedurch
einen Schaden von 800 Kronen. Beide betonten, daß sie
bereits seit Wochen das Gerücht verbreiten hörten, daß
Aberbach Czernowitz verlassen wolle, doch konnte niemand
darüber etwas positives sagen. Die sofort eingeleiteten Er-
hebungen bestätigten die Angaben der Anzeiger und wurde
seitens der Polizeidirektion das Nötige veranlaßt. -- Am
19. d. erschienen auf der Polizeidirektion einige Kaufleute,
die zur Anzeige brachten, daß der hiesige Kaufmann Markus
Blum recte Fuhrmann Waren auf Kredit im Gesamt-
betrage von zirka 8000 Kronen genommen und indem er
dieselben in ein Versteck gebracht habe, aus Czernowitz ver-
schwunden sei. Durch zwei Tage soll Fuhrmann sein Geschäft
in der Hauptstraße mit Waren im Werte von 140 Kronen
unter Aufsicht eines Kommis und seines Schwiegersohnes
offen gehalten haben. Die entsprechenden Erhebungen sind
im Zuge.

Im Orpheum

hat Samstag die neue Vortragssängerin
vom Krystallpalast in Leipzig, Frl. Malvi Carsten-Nor-
degg
an Stelle der engagierten Schau-Nummer The
Champtinis, die nach dem ersten Auftreten vom
Programm abgesetzt wurden, debutiert. Ihre Gesangs-
produktionen tragen, wie die Fachblätter übereinstimmend be-
richteten und auch von uns konstatiert werden kann, tiefes
seelisches Empfinden und werden durch ihre ausdrucksvolle
Mimik wirksam unterstützt. Arnoldis aufsehenerregende
Leistungen mit seinem 6-jährigen Söhnchen fesselten ganz das
Publikum, das sich sowohl Samstag als Sonntag in Massen
eingefunden hatte.

Gewerbliche Fortbildungsschule in Kimpolung.

Wir erhalten folgende Zuschrift: Die gewerbliche Fort-
bildungsschule hat den Zweck, die Meisterlehre zu unterstützen
und zu vervollständigen, somit den praktischen Bedürfnissen
der Gewerbetreibenden nach Möglichkeit Rechnung zu tragen.
Auch im Schuljahre 1905/6 hat die mit der ho. Fachschule
für Holzbearbeitung in Verbindung stehende gewerbliche Fort-
bildungsschule ihr vorgestecktes Ziel erreicht und ist den Au-
forderungen der Neuzeit nachgekommen. Der Schulbesuch
war dank dem energischen Eingreifen der Bezirkshauptmann-
schaft als Gewerbebehörde erster Instanz sehr regelmäßig. Von
den eingeschriebenen 103 Lehrlingen sind wegen Uebersiedlung,
Austritt aus der Lehre, Beschäftigung außerhalb des Schul-
ortes und Krankheit 75 Schüler bis zum Jahresschlusse
übriggeblieben. Hievon sind 68, d. i. 91 Prozent günstig,
während 9 Prozent ungünstig klassifiziert worden. Das Ver-
halten der Schüler in- und außerhalb der Schule kann im
Allgemeinen als sehr befriedigend bezeichnet werden. Am
29. März l. J. wurde der genannte Kurs vom Gewerbe-
schulinspektor in didaktisch-pädagogischer Richtung und Referent
im Unterrichtsministerium für das gewerbliche Unterrichts-
wesen Herrn Josef Rothe eingehend inspiziert. Vor Schluß
des Schuljahres hielt der Leiter der Anstalt Elias Wes-
lowski
den Lehrlingen zwei Vorträge über "Das Leben
und Wirken unseres Kaisers mit Skioptikondemonstrationen
zum Zwecke der Belebung und Hebung des patriotischen
Gefühles". Als ein besonderer Fortschritt muß die Gründung
eines Lehrlingshortes in Kimpolung, dank dem Entgegen-
kommen des Schulvereines "Scoala romana" und den Be-
mühungen des Leiters E. Weslowski verzeichnet werden. Am
6. Mai l. J. fand die Zeugnisverteilung, sowie eine vom
Fachschullehrer Moroschan auf Anordnung der Schul-
leitung arrangierte Schülerausstellung statt, die von Lehrlingen
und Gewerbetreibenden frequentiert war.




[Spaltenumbruch]
Die Streiks.

Der bis jetzt in größter Ruhe verlaufene Streik
der Ziegelarbeiter hat im Laufe des heutigen Vor-
mittags eine neue Wendung genommen, indem die Streikenden
mit der Sicherheitswache in eine schärfere Kollision
geraten sind. Die streikenden Ziegelschläger versuchten um
ungefähr halb 9 Uhr vormittags einen der vom Ziegelwerke
"Patria" herausfahrenden mit Material beladenen Wagen
aufzuhalten und spannten zu Demonstrationszwecken demselben
die Pferde aus. Als die Wache einschritt, und trotz mehrfacher
Aufforderung der Polizei, den Wagen frei fahren zu lassen,
einige Arbeiter davon nicht ablassen wollten, nahm die Sicher-
heitswache, die zu dieser Zeit in einer Stärke von 8--10
Mann am Platze war, mehrere Arretierungen vor. Diese Maß-
nahme der Polizei gab den Anlaß, daß die inzwischen in einer
Stärke von fast 600 Mann angesammelten Arbeiter die
Arretierten von der Wache befreien wollten. Bei dem nun
folgenden Straßentumult ist ihnen dies auch zum größten
Teile gelungen, da nur ein Mann in den Händen der Sicher-
heitswache blieb. Während sich aber in der Nähe der Brücke
in der Russischen Gasse die Kampfßenen zwischen der
Wache und den Arbeitern abspielten und letztere die Oberhand
zu behalten schienen, kam zufällig von der Horeczaer Wiese
eine Eskadron Husaren des 10. Regiments unter Führung
des Rittmeisters Füllek, der die kritische Situation
der Polizei rasch erkannte und mit Rücksicht darauf den Befehl
erteilte, die Arbeiter zu umzingeln. Das geschah auch. Die
Husaren zogen auf Kommando die Säbel aus der Scheide,
und in einigen Augenblicken war die Ruhe wieder hergestellt.
Einige Personen, die hiebei leichte Verletzungen erlitten haben,
wurden von der Rettungsgesellschaft im Bereinslokale, Schul-
gasse 7, verbunden. Mittags fanden sowohl im Magistrate als
in der Polizeidirektion Konferenzen mit den Delegierten der
Arbeiter wegen Einstellung des Streiks statt. -- Wegen Lohn-
differenzen sind heute früh die Straßenarbeiter des
Magistrates
in den Ausstand getreten. Mit ihnen wird
im Gewerbedepartement wegen Wiederaufnahme der Arbeit
verhandelt.




Die Attake, die die Husareneskadron unter dem
Kommando des Rittmeisters Füllek heute vormittags gegen
die Ziegelarbeiter unternommen hat, um den von ihnen be-
drängten Wachleuten zu Hilfe zu kommen, gehört zu den
seltenen Fällen, die sich jemals im Polizeiwesen ereignet
haben. Da Rittmeister Füllek ohne früheren militärischen
Auftrag in den oben geschilderten Vorfall eingegriffen hat,
erstattete er mittags sowohl dem Brigade-, als dem Korps-
kommando einen genauen Bericht. Ebenso wurde Landes-
präsident Dr. v. Bleyleben über das Vorgefallene ver-
ständigt. Die Rettungsgesellschaft intervenierte in 3 Fällen-
nämlich Basil Hrmiuk, Nikolay Becul und Andronik,
in denen leichte Verletzungen konstatiert wurden. Schwere
Bereletzungen sind nicht vorgekommen.
Es ist
möglich, daß noch andere Arbeiter Verletzungen davongetragen
haben, doch dürften dieselben leichter Art sein.




Oekonomisches.


Prinz Hohenlohe und die Industrie.


Gestern erschienen bei Sr. Durchlaucht dem Herrn
Ministerpräsidenten Prinzen Hohenlohe die Abgeordneten
des ständigen Ausschusses der drei zentralen industriellen
Körperschaften,
und zwar für den Bund österreichischer
Industrieller die Herren Präsident Pastree und der Vize-
präsident Kommerzialrat Vetter, für den Zentralverband
der Industriellen Oesterreichs die Herren Präsidenten: Hof[r]at
Dr. Hallwich und Paul Ritter v. Schöller und für
den Industriellenklub Herr Oskar von Heintschel.

Der Sprecher der Abordnung Ritter v. Schöller gab
der besonderen Befriedigung der Industriellen über die Kund-
gebungen des Herrn Ministerpräsidenten im Abgeordneten-
hause und Herrenhause Ausdruck, insoferne aus demselben
hervorgeht, daß die Regierung fest entschlossen sei, in allen
das Arbeitsverhältnis betreffenden Fragen auf die entschiedene
Wahrung des Gesetzes zu achten. Die hierauf bezüglichen
Aeußerungen des Herrn Ministerpräsidenten hätten um so
größeren Eindruck gemacht, als schon das Gerücht, wonach
dem Leiter der Bezirkshauptmannschaft in Asch die behördliche
Mißbilligung ausgesprochen worden sei, in den Kreisen der
Industriellen Beunruhigung hervorgerufen habe. Gerade jetzt,
wo die Industrie daran gehe, im ganzen Reiche Arbeiter-
Organisationen zu schaffen, müsse sie auf die vollste Objektivität
der Regierungsvorlage rechnen können. Der Sprecher der Ab-
ordnung berührte hierauf das Verhältnis zu Ungarn und
betonte, daß die Industrie den Standpunkt des Herrn
Ministerpräsidenten, wonach einseitige Modisikationen des be-
stehenden Zustandes unter keinen Umständen Platz greifen
dürften, mit besonderer Freude begrüße. Schließlich bemerkte
der Sprecher, daß die österreichische Industrie auf eine
endliche gerechte Austragung der Frage der Aufteilung der
Heereslieferungen auf beide Staatsgebiete großes Gewicht lege.

Ministerpräsident Prinz Hohenlohe erwiderte:

Mit Freude begrüße ich bei mir die Vertreter der
Industrie, von deren Bedeutung für das gesamte staatliche
Leben ich seit jeher durchdrungen war.

Es ist den Herren vielleicht nicht unbekannt, daß ich
selbst als Beamter in industriellen Bezirken Gelegenheit
gehabt habe, mich mit den Bedürfnissen der Industrie ver-
traut zu machen. Das Ergebnis dieser Lehrjahre war aber
auch, daß ich die Bedeutung der Industrie schätzen gelernt
habe und in mir die Erkenntnis gereift ist, daß sie einer
der festesten Pfeiler des modernen Staates geworden ist. Der

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 22. Mai 1906.

[Spaltenumbruch] Geſchäftsjahres den gehegten Erwartungen voll entſprochen
hat. Die Entwicklung, in welcher ſich die Stadt Czernowitz
befindet, iſt ſowohl in der Fortſetzung einer ſtarken Anſchluß-
bewegung an das Elektrizitätswerk zum Ausdruck gekommen,
wie ſie auch nicht ohne Rückwirkung auf die Frequenz der
Straſſenbahn geblieben iſt. Es hat ſich deshalb die Notwendigkeit
herausgeſtellt, die Betriebsmittel des Lichtswerkes wie der
Straßenbahn den wachſenden Auforderungen entſprechend zu
verſtärken. Beim Lichtwerk iſt die Zahl der Konſumenten auf
596 mit 21.600 Glühlampen im Aequivalent von 16 Normal-
kerzen (gegen 16.120 im Vorjahre geſtiegen, was einer
Vermehrung von 4480 Glühlampen entſpricht. Die ſtädtiſche
Straßenbeleuchtung erfuhr wieder eine Erweiterung von 72
auf 92 Bogenlampen. Von öffentlichen Bauten ſind das
neue Stadttheater und die neue Polizeidirektion bereits ange-
ſchloſſen worden. Der Anſchluß des neuen Juſtizpalaſtes ſteht
unmittelbar bevor. Die höchſte Momentbelaſtung fand am
18. Dezember ſtatt und betrug für Licht 2045 Amp. bei
270 Volt, gegenüber 1420 Amp. bei 262 Volt im Vorjahre.
Dieſe Höchſtleiſtung entſpricht einem Aequivalent von 8180
gleichzeitig brennenden Lampen in 16 N. K. oder 37 Prozent
des angeſchloſſenen Lampenäquivalents. Erzeugt wurden
1,123.304 Kwſt. gegen 915.342 Kwſt. im Vorjahre. Die
Geſamteinnahmen des Unternehmens betragen im Berichts-
jahre K 530.435·01 gegen K 441.439·18 des Vorjahres,
was einer Zunahme von K 88.995·83 entſpricht. Die Be-
triebsausgaben ſind von K 264.217·90 im Vorjahre auf
K 274.246·35, alſo um K 10.028·45 geſtiegen. Daraus er-
gibt ſich ein Zuwachs des Betriebsüberſchuſſes im Berichts-
jahre von K 78 967·38. Die im Jahre 1904 vorgenommene
Kapitalserhöhung hat nicht ausgereicht, um den Aufwand
für die eingangs erwähnten im Jahre 1905 vorgenommenen
Anlage-Erweiterungen zu decken. Um den ſtets wachſenden
Anſprüchen der Bahn- und Lichtanlage gerecht werden zu
können, werden auch in den Jahren 1906 und 1907 weitere
recht erhebliche Inveſtitionen gemacht werden müſſen.

Ein neues Rollbahngeleiſe.

Die Bezirkshaupt-
mannſchaft Radautz hat das vom Holzinduſtriellen Sigm und
Schärf in Straza vorgelegte Projekt eines in km 4·3/4
der Waldbahn Falkeu—Oberbrodina links abzweigenden 160 m
langen bereits ausgeführten Rollbahngeleiſes für Handbetrieb
zur kompetenten Amtshandlung anher in Vorlage gebracht.
Die Landesregierung verfügte rückſichtlich dieſes Projektes
die Vornahme der Baukonſensverhandlung im Zuſammen-
hange mit der Kollaudierungsverhandlung ferner, daß die
mit der Durchführung dieſer Amtshandlungen betraute
Kommiſſion unter Leitung des Landesregierungs-Konzepts-
praktikanten Adolf Bucher, am Freitag den 8. Juni 1906,
um 3 Uhr nachmittags an Ort und Stelle zuſammenzu-
treten habe.

Offene Stelle.

An dem neuerrichteten III. Staats-
gymnaſium in Czernowitz mit deutſcher und rumäniſcher
Unterrichtsſprache gelangt die Direktorſtelle zur Beſetzung.
Die gehörig inſtruierten, an das Miniſterium für Kultus
und Unterricht gerichteten Geſuche ſind im vorgeſchriebenen
Dienſtwege bis 2. Juni 1906 bei dem Landesſchulrate für
die Bukowina in Czernowitz einzubringen.

Brand.

Am 11. d. M. nachmittags iſt in der Brannt-
weinbrennerei des Gutsbeſitzers Emanuel Baumann in
Repuzynetz ein Feuer ausgebrochen, welches von dem dazu-
mal herrſchenden Winde ſowie infolge Mangels an Waſſer,
Feuerſpritzen und Feuerlöſchrequiſiten begünſtigt, ſich ſo raſch
verbreitete, daß innerhalb zwei Stunden die Branntwein-
brennerei, ein Wohnhaus und 11 Wirtſchaftsgebäude, als
Stallungen, Fruchtmagazine und Geſchäftskammern, ſämtliche
Objekte des Emanuel Baumann, ein Bauernhaus des Ilaſch
Monetſch und ein Wohnhaus des Alexander Stirma bis auf
die zurückgebliebenen Steinwände, ſowie einen großen Teil
der Wirtſchaftsgeräte, Wirtſchaftsmaſchinen, Ackergerätſchaften,
Wirtſchaftsfuhren, Droſchken ſowie Frucht- und Futter-
vorräte der Gutspächter Gebrüder Gottesmann eingeäſchert
hat. Der durch dieſen Brand verurſachte Schaden wird auf
57.000 K geſchätzt und waren ſämtliche Brandobjekte aſſe-
kuriert. Der Brand iſt infolge ſchlechter Konſtruktion eines
Rauchfanges der Branntweinbrennerei entſtanden.

Vereinsnachrichten.

In der Generalverſammlung
des Frauen-Hilfs-Vereineswurden die nachfolgenden Vereins-
mitglieder in den Ausſchuß gewählt: die Damen: Joſefine
Brunſtein, Fanny Salter, Fanny Nadler, Lina Roth, Pepi
Abraham, Jetti Stecher, Emma Goldluſt, Rebeka Roſenzweig,
Anna Chargaff, Laura Eberſohn, Berta Lokal, Vika Schäfer,
Reſi Nachtigall, Nanette Pallaſch, Rudolfine Czopp, Louiſe
Roſſin, Minka Zughaft, Regina Perl, Erneſtine Luttinger
und Roſa Kozower. In der konſtituierenden Sitzung wurden
nachſtehende Funktionäre gewählt: die Damen: Joſefine Brun-
ſtein, Präſidentin; Fanny Salter, I. Vizepräſidentin; Fanny
Nadler, II. Vizepräſidentin; Laura Eberſohn, Schriftführerin;
Nanette Pallaſch, Kaſſierin; Rudolfine Czopp, Buchhalterin;
Roſa Kozower, Kontrollorin. In die Sanitätskommiſſion: die
Damen: Lina Roth, Obmännin; Pepi Abraham, I. Stell-
vertreterin; Jetti Stecher, II. Stellvertreterin; Nanette Pallaſch,
Roſa Kozower, Regina Perl, Mitglieder. — In der General-
verſammlung des „Kaiſerin Eliſabeth-Verein“ zur Beköſtigung
armer iſrael. Schulkinder in Czernowitz am 29. April wurden
die nachfolgenden Vereinsmitglieder in den Ausſchuß gewählt:
die Damen: Joſefine Brunſtein, Lina Roth, Laura Eberſohn,
Roſa Kozower, Fanny Nadler, Berta Hecht, Pepi Abraham,
Amalie Groß, Erneſtine Kößler, Karoline Leitec, Regina
Melzer, Roſa Menczel, Antonie Gelber, Reſi Nachtigall,
Nanette Pallaſch, Regina Perl, Roſa Roſenſtock, Klara
Singer, Amalie Schifter, Fanny Straucher, Lotti Trebicz,
Fanny Dornbaum. In der konſtituierenden Sitzung wurden
nachſtehende Funktionäre gewählt: die Damen: Joſefine
Brunſtein, Präſidentin; Lina Roth, I. Vizepräſidentin; Roſa
Kozower, II. Vizepräſidentin; Laura Eberſohn, Kaſſierin; Fanny
Nadler, Kaſſierin; Lotti Trebicz, Kontrollorin; Berta Hecht,
Buchhalterin.


[Spaltenumbruch]
Familiennachricht.

Frl. Charlotte Schärf, Jablo-
nitza (Bukowina), hat ſich mit Herrn Dr. Nathan Gewürz,
Lemberg, verlobt.

„Sezzeſſion“ und Geſellſchaft der Kunſtfreunde.

Wir erhalten die folgende Zuſchrift: Im Hinblicke auf eine
in Nr. 1919 vom 20. d. M. in der „Bukowinaer Poſt“
unter dem Schlagworte „Sezzeſſſion“ enthaltene Notiz
und die in unſerer Stadt ausgeſtreuten Gerüchte, daß ſich die
Geſellſchaft der Kunſtfreunde in Auflöſung befinde,
bringen wir hiemit zur allgemeinen Kenntnis, daß dieſe Mit-
teilungen durchaus auf Unwahrheit beruhen. Wohl wurde
eine Agitation zur Schädigung der Geſellſchaft der Kunſt-
freunde eingeleitet, welche vermutlich auf rein perſönliche
Motive zurückzuführen iſt. Es gelang auch hiedurch 16 Herren
zur Unterſchrift einer Austrittserklärung zu bewegen; hiezu
bemerken wir jedoch, daß von dieſen Herren zwei ſchon vor
längerer Zeit ihren Austritt augemeldet haben, die Herren
Realſchulprofeſſor Zlamal und Hofmann dagegen
überhaupt niemals Mitglieder des Vereines waren, ſondern
lediglich vor der diesjährigen Ausſtellung zur Teilnahme an
der Jury eingeladen wurden. Weiters haben die Herren RR.
Anton Zachar, Ingenieur Gaudy und Profeſſor Klug
ihre Austrittserklärung mit der Motivierung zurückgezogen,
daß ſie nur infolge falſcher Information von gewiſſer Seite
und unbekannt mit den inneren Vereinsverhältniſſe ſich
zur Unterfertigung der Austrittserklärung be-
beſtimmen ließen. Der ſogenannte „Maſſenaustritt“ ſchrunpft
ſohin auf den von uns allerdings noch immer ſehr bedauerten
Verluſt von neun Mitgliedern zuſammen. Wir erachten es
als unſere Pflicht ſowohl unſere Mitglieder als auch das
Publikum über dieſe Vorgänge aufzuklären und ſehen im
Uebrigen dem Endergebniſſe dieſer Agitation mit umſogrößerer
Beruhigung entgegen, als ſeit Eröffnung der Ausſtellung
bereits 20 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten ſind.
Für den Ausſchuß: Der Obmann: Friedrich Haberlandt,
k. k. Oberbaurat. Der Schriftführer: Dr. Handl, k. k.
Landesgerichtsrat.

Zwei Betrugsfälle.

Der Polizeirapport meldet:
Geſtern brachten die Geſchäftsleute Eiſig Spiegel und
Adolf Ungar bei der Polizeidirektion zur Anzeige, daß der
Reſtaurateur und Hotelbeſitzer Simon Aberbach nach
Zurücklaſſung größerer Schulden heimlich und betrügeriſcher-
weife die Einrichtungen ſeines Geſchäftes verkauft und
Czernowitz verlaſſen habe. Die Anzeiger erleiden hiedurch
einen Schaden von 800 Kronen. Beide betonten, daß ſie
bereits ſeit Wochen das Gerücht verbreiten hörten, daß
Aberbach Czernowitz verlaſſen wolle, doch konnte niemand
darüber etwas poſitives ſagen. Die ſofort eingeleiteten Er-
hebungen beſtätigten die Angaben der Anzeiger und wurde
ſeitens der Polizeidirektion das Nötige veranlaßt. — Am
19. d. erſchienen auf der Polizeidirektion einige Kaufleute,
die zur Anzeige brachten, daß der hieſige Kaufmann Markus
Blum recte Fuhrmann Waren auf Kredit im Geſamt-
betrage von zirka 8000 Kronen genommen und indem er
dieſelben in ein Verſteck gebracht habe, aus Czernowitz ver-
ſchwunden ſei. Durch zwei Tage ſoll Fuhrmann ſein Geſchäft
in der Hauptſtraße mit Waren im Werte von 140 Kronen
unter Aufſicht eines Kommis und ſeines Schwiegerſohnes
offen gehalten haben. Die entſprechenden Erhebungen ſind
im Zuge.

Im Orpheum

hat Samstag die neue Vortragsſängerin
vom Kryſtallpalaſt in Leipzig, Frl. Malvi Carſten-Nor-
degg
an Stelle der engagierten Schau-Nummer The
Champtinis, die nach dem erſten Auftreten vom
Programm abgeſetzt wurden, debutiert. Ihre Geſangs-
produktionen tragen, wie die Fachblätter übereinſtimmend be-
richteten und auch von uns konſtatiert werden kann, tiefes
ſeeliſches Empfinden und werden durch ihre ausdrucksvolle
Mimik wirkſam unterſtützt. Arnoldis aufſehenerregende
Leiſtungen mit ſeinem 6-jährigen Söhnchen feſſelten ganz das
Publikum, das ſich ſowohl Samstag als Sonntag in Maſſen
eingefunden hatte.

Gewerbliche Fortbildungsſchule in Kimpolung.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Die gewerbliche Fort-
bildungsſchule hat den Zweck, die Meiſterlehre zu unterſtützen
und zu vervollſtändigen, ſomit den praktiſchen Bedürfniſſen
der Gewerbetreibenden nach Möglichkeit Rechnung zu tragen.
Auch im Schuljahre 1905/6 hat die mit der ho. Fachſchule
für Holzbearbeitung in Verbindung ſtehende gewerbliche Fort-
bildungsſchule ihr vorgeſtecktes Ziel erreicht und iſt den Au-
forderungen der Neuzeit nachgekommen. Der Schulbeſuch
war dank dem energiſchen Eingreifen der Bezirkshauptmann-
ſchaft als Gewerbebehörde erſter Inſtanz ſehr regelmäßig. Von
den eingeſchriebenen 103 Lehrlingen ſind wegen Ueberſiedlung,
Austritt aus der Lehre, Beſchäftigung außerhalb des Schul-
ortes und Krankheit 75 Schüler bis zum Jahresſchluſſe
übriggeblieben. Hievon ſind 68, d. i. 91 Prozent günſtig,
während 9 Prozent ungünſtig klaſſifiziert worden. Das Ver-
halten der Schüler in- und außerhalb der Schule kann im
Allgemeinen als ſehr befriedigend bezeichnet werden. Am
29. März l. J. wurde der genannte Kurs vom Gewerbe-
ſchulinſpektor in didaktiſch-pädagogiſcher Richtung und Referent
im Unterrichtsminiſterium für das gewerbliche Unterrichts-
weſen Herrn Joſef Rothe eingehend inſpiziert. Vor Schluß
des Schuljahres hielt der Leiter der Anſtalt Elias Wes-
lowski
den Lehrlingen zwei Vorträge über „Das Leben
und Wirken unſeres Kaiſers mit Skioptikondemonſtrationen
zum Zwecke der Belebung und Hebung des patriotiſchen
Gefühles“. Als ein beſonderer Fortſchritt muß die Gründung
eines Lehrlingshortes in Kimpolung, dank dem Entgegen-
kommen des Schulvereines „Scoala romǎna“ und den Be-
mühungen des Leiters E. Weslowski verzeichnet werden. Am
6. Mai l. J. fand die Zeugnisverteilung, ſowie eine vom
Fachſchullehrer Moroſchan auf Anordnung der Schul-
leitung arrangierte Schülerausſtellung ſtatt, die von Lehrlingen
und Gewerbetreibenden frequentiert war.




[Spaltenumbruch]
Die Streiks.

Der bis jetzt in größter Ruhe verlaufene Streik
der Ziegelarbeiter hat im Laufe des heutigen Vor-
mittags eine neue Wendung genommen, indem die Streikenden
mit der Sicherheitswache in eine ſchärfere Kolliſion
geraten ſind. Die ſtreikenden Ziegelſchläger verſuchten um
ungefähr halb 9 Uhr vormittags einen der vom Ziegelwerke
„Patria“ herausfahrenden mit Material beladenen Wagen
aufzuhalten und ſpannten zu Demonſtrationszwecken demſelben
die Pferde aus. Als die Wache einſchritt, und trotz mehrfacher
Aufforderung der Polizei, den Wagen frei fahren zu laſſen,
einige Arbeiter davon nicht ablaſſen wollten, nahm die Sicher-
heitswache, die zu dieſer Zeit in einer Stärke von 8—10
Mann am Platze war, mehrere Arretierungen vor. Dieſe Maß-
nahme der Polizei gab den Anlaß, daß die inzwiſchen in einer
Stärke von faſt 600 Mann angeſammelten Arbeiter die
Arretierten von der Wache befreien wollten. Bei dem nun
folgenden Straßentumult iſt ihnen dies auch zum größten
Teile gelungen, da nur ein Mann in den Händen der Sicher-
heitswache blieb. Während ſich aber in der Nähe der Brücke
in der Ruſſiſchen Gaſſe die Kampfſzenen zwiſchen der
Wache und den Arbeitern abſpielten und letztere die Oberhand
zu behalten ſchienen, kam zufällig von der Horeczaer Wieſe
eine Eskadron Huſaren des 10. Regiments unter Führung
des Rittmeiſters Füllek, der die kritiſche Situation
der Polizei raſch erkannte und mit Rückſicht darauf den Befehl
erteilte, die Arbeiter zu umzingeln. Das geſchah auch. Die
Huſaren zogen auf Kommando die Säbel aus der Scheide,
und in einigen Augenblicken war die Ruhe wieder hergeſtellt.
Einige Perſonen, die hiebei leichte Verletzungen erlitten haben,
wurden von der Rettungsgeſellſchaft im Bereinslokale, Schul-
gaſſe 7, verbunden. Mittags fanden ſowohl im Magiſtrate als
in der Polizeidirektion Konferenzen mit den Delegierten der
Arbeiter wegen Einſtellung des Streiks ſtatt. — Wegen Lohn-
differenzen ſind heute früh die Straßenarbeiter des
Magiſtrates
in den Ausſtand getreten. Mit ihnen wird
im Gewerbedepartement wegen Wiederaufnahme der Arbeit
verhandelt.




Die Attake, die die Huſareneskadron unter dem
Kommando des Rittmeiſters Füllek heute vormittags gegen
die Ziegelarbeiter unternommen hat, um den von ihnen be-
drängten Wachleuten zu Hilfe zu kommen, gehört zu den
ſeltenen Fällen, die ſich jemals im Polizeiweſen ereignet
haben. Da Rittmeiſter Füllek ohne früheren militäriſchen
Auftrag in den oben geſchilderten Vorfall eingegriffen hat,
erſtattete er mittags ſowohl dem Brigade-, als dem Korps-
kommando einen genauen Bericht. Ebenſo wurde Landes-
präſident Dr. v. Bleyleben über das Vorgefallene ver-
ſtändigt. Die Rettungsgeſellſchaft intervenierte in 3 Fällen-
nämlich Baſil Hrmiuk, Nikolay Becul und Andronik,
in denen leichte Verletzungen konſtatiert wurden. Schwere
Bereletzungen ſind nicht vorgekommen.
Es iſt
möglich, daß noch andere Arbeiter Verletzungen davongetragen
haben, doch dürften dieſelben leichter Art ſein.




Oekonomiſches.


Prinz Hohenlohe und die Induſtrie.


Geſtern erſchienen bei Sr. Durchlaucht dem Herrn
Miniſterpräſidenten Prinzen Hohenlohe die Abgeordneten
des ſtändigen Ausſchuſſes der drei zentralen induſtriellen
Körperſchaften,
und zwar für den Bund öſterreichiſcher
Induſtrieller die Herren Präſident Paſtree und der Vize-
präſident Kommerzialrat Vetter, für den Zentralverband
der Induſtriellen Oeſterreichs die Herren Präſidenten: Hof[r]at
Dr. Hallwich und Paul Ritter v. Schöller und für
den Induſtriellenklub Herr Oskar von Heintſchel.

Der Sprecher der Abordnung Ritter v. Schöller gab
der beſonderen Befriedigung der Induſtriellen über die Kund-
gebungen des Herrn Miniſterpräſidenten im Abgeordneten-
hauſe und Herrenhauſe Ausdruck, inſoferne aus demſelben
hervorgeht, daß die Regierung feſt entſchloſſen ſei, in allen
das Arbeitsverhältnis betreffenden Fragen auf die entſchiedene
Wahrung des Geſetzes zu achten. Die hierauf bezüglichen
Aeußerungen des Herrn Miniſterpräſidenten hätten um ſo
größeren Eindruck gemacht, als ſchon das Gerücht, wonach
dem Leiter der Bezirkshauptmannſchaft in Aſch die behördliche
Mißbilligung ausgeſprochen worden ſei, in den Kreiſen der
Induſtriellen Beunruhigung hervorgerufen habe. Gerade jetzt,
wo die Induſtrie daran gehe, im ganzen Reiche Arbeiter-
Organiſationen zu ſchaffen, müſſe ſie auf die vollſte Objektivität
der Regierungsvorlage rechnen können. Der Sprecher der Ab-
ordnung berührte hierauf das Verhältnis zu Ungarn und
betonte, daß die Induſtrie den Standpunkt des Herrn
Miniſterpräſidenten, wonach einſeitige Modiſikationen des be-
ſtehenden Zuſtandes unter keinen Umſtänden Platz greifen
dürften, mit beſonderer Freude begrüße. Schließlich bemerkte
der Sprecher, daß die öſterreichiſche Induſtrie auf eine
endliche gerechte Austragung der Frage der Aufteilung der
Heereslieferungen auf beide Staatsgebiete großes Gewicht lege.

Miniſterpräſident Prinz Hohenlohe erwiderte:

Mit Freude begrüße ich bei mir die Vertreter der
Induſtrie, von deren Bedeutung für das geſamte ſtaatliche
Leben ich ſeit jeher durchdrungen war.

Es iſt den Herren vielleicht nicht unbekannt, daß ich
ſelbſt als Beamter in induſtriellen Bezirken Gelegenheit
gehabt habe, mich mit den Bedürfniſſen der Induſtrie ver-
traut zu machen. Das Ergebnis dieſer Lehrjahre war aber
auch, daß ich die Bedeutung der Induſtrie ſchätzen gelernt
habe und in mir die Erkenntnis gereift iſt, daß ſie einer
der feſteſten Pfeiler des modernen Staates geworden iſt. Der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jLocal" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 22. Mai 1906.</hi></fw><lb/><cb/>
Ge&#x017F;chäftsjahres den gehegten Erwartungen voll ent&#x017F;prochen<lb/>
hat. Die Entwicklung, in welcher &#x017F;ich die Stadt Czernowitz<lb/>
befindet, i&#x017F;t &#x017F;owohl in der Fort&#x017F;etzung einer &#x017F;tarken An&#x017F;chluß-<lb/>
bewegung an das Elektrizitätswerk zum Ausdruck gekommen,<lb/>
wie &#x017F;ie auch nicht ohne Rückwirkung auf die Frequenz der<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;enbahn geblieben i&#x017F;t. Es hat &#x017F;ich deshalb die Notwendigkeit<lb/>
herausge&#x017F;tellt, die Betriebsmittel des Lichtswerkes wie der<lb/>
Straßenbahn den wach&#x017F;enden Auforderungen ent&#x017F;prechend zu<lb/>
ver&#x017F;tärken. Beim Lichtwerk i&#x017F;t die Zahl der Kon&#x017F;umenten auf<lb/>
596 mit 21.600 Glühlampen im Aequivalent von 16 Normal-<lb/>
kerzen (gegen 16.120 im Vorjahre ge&#x017F;tiegen, was einer<lb/>
Vermehrung von 4480 Glühlampen ent&#x017F;pricht. Die &#x017F;tädti&#x017F;che<lb/>
Straßenbeleuchtung erfuhr wieder eine Erweiterung von 72<lb/>
auf 92 Bogenlampen. Von öffentlichen Bauten &#x017F;ind das<lb/>
neue Stadttheater und die neue Polizeidirektion bereits ange-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden. Der An&#x017F;chluß des neuen Ju&#x017F;tizpala&#x017F;tes &#x017F;teht<lb/>
unmittelbar bevor. Die höch&#x017F;te Momentbela&#x017F;tung fand am<lb/>
18. Dezember &#x017F;tatt und betrug für Licht 2045 Amp. bei<lb/>
270 Volt, gegenüber 1420 Amp. bei 262 Volt im Vorjahre.<lb/>
Die&#x017F;e Höch&#x017F;tlei&#x017F;tung ent&#x017F;pricht einem Aequivalent von 8180<lb/>
gleichzeitig brennenden Lampen in 16 N. K. oder 37 Prozent<lb/>
des ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Lampenäquivalents. Erzeugt wurden<lb/>
1,123.304 Kw&#x017F;t. gegen 915.342 Kw&#x017F;t. im Vorjahre. Die<lb/>
Ge&#x017F;amteinnahmen des Unternehmens betragen im Berichts-<lb/>
jahre K 530.435·01 gegen K 441.439·18 des Vorjahres,<lb/>
was einer Zunahme von K 88.995·83 ent&#x017F;pricht. Die Be-<lb/>
triebsausgaben &#x017F;ind von K 264.217·90 im Vorjahre auf<lb/>
K 274.246·35, al&#x017F;o um K 10.028·45 ge&#x017F;tiegen. Daraus er-<lb/>
gibt &#x017F;ich ein Zuwachs des Betriebsüber&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es im Berichts-<lb/>
jahre von K 78 967·38. Die im Jahre 1904 vorgenommene<lb/>
Kapitalserhöhung hat nicht ausgereicht, um den Aufwand<lb/>
für die eingangs erwähnten im Jahre 1905 vorgenommenen<lb/>
Anlage-Erweiterungen zu decken. Um den &#x017F;tets wach&#x017F;enden<lb/>
An&#x017F;prüchen der Bahn- und Lichtanlage gerecht werden zu<lb/>
können, werden auch in den Jahren 1906 und 1907 weitere<lb/>
recht erhebliche Inve&#x017F;titionen gemacht werden mü&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein neues Rollbahngelei&#x017F;e.</hi> </head>
          <p>Die Bezirkshaupt-<lb/>
mann&#x017F;chaft Radautz hat das vom Holzindu&#x017F;triellen Sigm und<lb/><hi rendition="#g">Schärf</hi> in Straza vorgelegte Projekt eines in km 4·3/4<lb/>
der Waldbahn Falkeu&#x2014;Oberbrodina links abzweigenden 160 m<lb/>
langen bereits ausgeführten Rollbahngelei&#x017F;es für Handbetrieb<lb/>
zur kompetenten Amtshandlung anher in Vorlage gebracht.<lb/>
Die Landesregierung verfügte rück&#x017F;ichtlich die&#x017F;es Projektes<lb/>
die Vornahme der Baukon&#x017F;ensverhandlung im Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hange mit der Kollaudierungsverhandlung ferner, daß die<lb/>
mit der Durchführung die&#x017F;er Amtshandlungen betraute<lb/>
Kommi&#x017F;&#x017F;ion unter Leitung des Landesregierungs-Konzepts-<lb/>
praktikanten Adolf <hi rendition="#g">Bucher,</hi> am Freitag den 8. Juni 1906,<lb/>
um 3 Uhr nachmittags an Ort und Stelle zu&#x017F;ammenzu-<lb/>
treten habe.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Offene Stelle.</hi> </head>
          <p>An dem neuerrichteten <hi rendition="#aq">III.</hi> Staats-<lb/>
gymna&#x017F;ium in Czernowitz mit deut&#x017F;cher und rumäni&#x017F;cher<lb/>
Unterrichts&#x017F;prache gelangt die Direktor&#x017F;telle zur Be&#x017F;etzung.<lb/>
Die gehörig in&#x017F;truierten, an das Mini&#x017F;terium für Kultus<lb/>
und Unterricht gerichteten Ge&#x017F;uche &#x017F;ind im vorge&#x017F;chriebenen<lb/>
Dien&#x017F;twege bis 2. Juni 1906 bei dem Landes&#x017F;chulrate für<lb/>
die Bukowina in Czernowitz einzubringen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brand.</hi> </head>
          <p>Am 11. d. M. nachmittags i&#x017F;t in der Brannt-<lb/>
weinbrennerei des Gutsbe&#x017F;itzers Emanuel <hi rendition="#g">Baumann</hi> in<lb/>
Repuzynetz ein Feuer ausgebrochen, welches von dem dazu-<lb/>
mal herr&#x017F;chenden Winde &#x017F;owie infolge Mangels an Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
Feuer&#x017F;pritzen und Feuerlö&#x017F;chrequi&#x017F;iten begün&#x017F;tigt, &#x017F;ich &#x017F;o ra&#x017F;ch<lb/>
verbreitete, daß innerhalb zwei Stunden die Branntwein-<lb/>
brennerei, ein Wohnhaus und 11 Wirt&#x017F;chaftsgebäude, als<lb/>
Stallungen, Fruchtmagazine und Ge&#x017F;chäftskammern, &#x017F;ämtliche<lb/>
Objekte des Emanuel Baumann, ein Bauernhaus des Ila&#x017F;ch<lb/>
Monet&#x017F;ch und ein Wohnhaus des Alexander Stirma bis auf<lb/>
die zurückgebliebenen Steinwände, &#x017F;owie einen großen Teil<lb/>
der Wirt&#x017F;chaftsgeräte, Wirt&#x017F;chaftsma&#x017F;chinen, Ackergerät&#x017F;chaften,<lb/>
Wirt&#x017F;chaftsfuhren, Dro&#x017F;chken &#x017F;owie Frucht- und Futter-<lb/>
vorräte der Gutspächter Gebrüder Gottesmann eingeä&#x017F;chert<lb/>
hat. Der durch die&#x017F;en Brand verur&#x017F;achte Schaden wird auf<lb/>
57.000 K ge&#x017F;chätzt und waren &#x017F;ämtliche Brandobjekte a&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
kuriert. Der Brand i&#x017F;t infolge &#x017F;chlechter Kon&#x017F;truktion eines<lb/>
Rauchfanges der Branntweinbrennerei ent&#x017F;tanden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head>
          <p>In der Generalver&#x017F;ammlung<lb/>
des Frauen-Hilfs-Vereineswurden die nachfolgenden Vereins-<lb/>
mitglieder in den Aus&#x017F;chuß gewählt: die Damen: <choice><sic>Jo&#x017F;efin&#xFFFC;</sic><corr>Jo&#x017F;efine</corr></choice><lb/>
Brun&#x017F;tein, Fanny Salter, Fanny Nadler, Lina Roth, Pepi<lb/>
Abraham, Jetti Stecher, Emma Goldlu&#x017F;t, Rebeka Ro&#x017F;enzweig,<lb/>
Anna Chargaff, Laura Eber&#x017F;ohn, Berta Lokal, Vika Schäfer,<lb/>
Re&#x017F;i Nachtigall, Nanette Palla&#x017F;ch, Rudolfine Czopp, Loui&#x017F;e<lb/>
Ro&#x017F;&#x017F;in, Minka Zughaft, Regina Perl, Erne&#x017F;tine Luttinger<lb/>
und Ro&#x017F;a Kozower. In der kon&#x017F;tituierenden Sitzung wurden<lb/>
nach&#x017F;tehende Funktionäre gewählt: die Damen: Jo&#x017F;efine Brun-<lb/>
&#x017F;tein, Prä&#x017F;identin; Fanny Salter, <hi rendition="#aq">I.</hi> Vizeprä&#x017F;identin; Fanny<lb/>
Nadler, <hi rendition="#aq">II.</hi> Vizeprä&#x017F;identin; Laura Eber&#x017F;ohn, Schriftführerin;<lb/>
Nanette Palla&#x017F;ch, Ka&#x017F;&#x017F;ierin; Rudolfine Czopp, Buchhalterin;<lb/>
Ro&#x017F;a Kozower, Kontrollorin. In die Sanitätskommi&#x017F;&#x017F;ion: die<lb/>
Damen: Lina Roth, Obmännin; Pepi Abraham, <hi rendition="#aq">I.</hi> Stell-<lb/>
vertreterin; Jetti Stecher, <hi rendition="#aq">II.</hi> Stellvertreterin; Nanette Palla&#x017F;ch,<lb/>
Ro&#x017F;a Kozower, Regina Perl, Mitglieder. &#x2014; In der General-<lb/>
ver&#x017F;ammlung des &#x201E;Kai&#x017F;erin Eli&#x017F;abeth-Verein&#x201C; zur Bekö&#x017F;tigung<lb/>
armer i&#x017F;rael. Schulkinder in Czernowitz am 29. April wurden<lb/>
die nachfolgenden Vereinsmitglieder in den Aus&#x017F;chuß gewählt:<lb/>
die Damen: Jo&#x017F;efine Brun&#x017F;tein, Lina Roth, Laura Eber&#x017F;ohn,<lb/>
Ro&#x017F;a Kozower, Fanny Nadler, Berta Hecht, Pepi Abraham,<lb/>
Amalie Groß, Erne&#x017F;tine Kößler, Karoline Leitec, Regina<lb/>
Melzer, Ro&#x017F;a Menczel, Antonie Gelber, Re&#x017F;i Nachtigall,<lb/>
Nanette Palla&#x017F;ch, Regina Perl, Ro&#x017F;a Ro&#x017F;en&#x017F;tock, Klara<lb/>
Singer, Amalie Schifter, Fanny Straucher, Lotti Trebicz,<lb/>
Fanny Dornbaum. In der kon&#x017F;tituierenden Sitzung wurden<lb/>
nach&#x017F;tehende Funktionäre gewählt: die Damen: Jo&#x017F;efine<lb/>
Brun&#x017F;tein, Prä&#x017F;identin; Lina Roth, <hi rendition="#aq">I.</hi> Vizeprä&#x017F;identin; Ro&#x017F;a<lb/>
Kozower, <hi rendition="#aq">II.</hi> Vizeprä&#x017F;identin; Laura Eber&#x017F;ohn, Ka&#x017F;&#x017F;ierin; Fanny<lb/>
Nadler, Ka&#x017F;&#x017F;ierin; Lotti Trebicz, Kontrollorin; Berta Hecht,<lb/>
Buchhalterin.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Familiennachricht.</hi> </head>
          <p>Frl. Charlotte <hi rendition="#g">Schärf,</hi> Jablo-<lb/>
nitza (Bukowina), hat &#x017F;ich mit Herrn Dr. Nathan <hi rendition="#g">Gewürz,</hi><lb/>
Lemberg, verlobt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">&#x201E;Sezze&#x017F;&#x017F;ion&#x201C; und Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Kun&#x017F;tfreunde.</hi> </head><lb/>
          <p>Wir erhalten die folgende Zu&#x017F;chrift: Im Hinblicke auf eine<lb/>
in Nr. 1919 vom 20. d. M. in der &#x201E;Bukowinaer Po&#x017F;t&#x201C;<lb/>
unter dem Schlagworte <hi rendition="#g">&#x201E;Sezze&#x017F;&#x017F;&#x017F;ion&#x201C;</hi> enthaltene Notiz<lb/>
und die in un&#x017F;erer Stadt ausge&#x017F;treuten Gerüchte, daß &#x017F;ich die<lb/><hi rendition="#g">Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Kun&#x017F;tfreunde</hi> in Auflö&#x017F;ung befinde,<lb/>
bringen wir hiemit zur allgemeinen Kenntnis, daß die&#x017F;e Mit-<lb/>
teilungen durchaus auf <hi rendition="#g">Unwahrheit</hi> beruhen. Wohl wurde<lb/>
eine Agitation zur Schädigung der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Kun&#x017F;t-<lb/>
freunde eingeleitet, welche vermutlich auf rein per&#x017F;önliche<lb/>
Motive zurückzuführen i&#x017F;t. Es gelang auch hiedurch 16 Herren<lb/>
zur Unter&#x017F;chrift einer Austrittserklärung zu bewegen; hiezu<lb/>
bemerken wir jedoch, daß von die&#x017F;en Herren zwei &#x017F;chon vor<lb/>
längerer Zeit ihren Austritt augemeldet haben, die Herren<lb/>
Real&#x017F;chulprofe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Zlamal</hi> und <hi rendition="#g">Hofmann</hi> dagegen<lb/>
überhaupt niemals Mitglieder des Vereines waren, &#x017F;ondern<lb/>
lediglich vor der diesjährigen Aus&#x017F;tellung zur Teilnahme an<lb/>
der Jury eingeladen wurden. Weiters haben die Herren RR.<lb/>
Anton <hi rendition="#g">Zachar,</hi> Ingenieur <hi rendition="#g">Gaudy</hi> und Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Klug</hi><lb/>
ihre Austrittserklärung mit der Motivierung zurückgezogen,<lb/>
daß &#x017F;ie nur infolge fal&#x017F;cher Information von gewi&#x017F;&#x017F;er Seite<lb/>
und unbekannt mit den inneren Vereinsverhältni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
zur <hi rendition="#g">Unterfertigung</hi> der Austrittserklärung be-<lb/>
be&#x017F;timmen ließen. Der &#x017F;ogenannte &#x201E;Ma&#x017F;&#x017F;enaustritt&#x201C; &#x017F;chrunpft<lb/>
&#x017F;ohin auf den von uns allerdings noch immer &#x017F;ehr bedauerten<lb/>
Verlu&#x017F;t von neun Mitgliedern zu&#x017F;ammen. Wir erachten es<lb/>
als un&#x017F;ere Pflicht &#x017F;owohl un&#x017F;ere Mitglieder als auch das<lb/>
Publikum über die&#x017F;e Vorgänge aufzuklären und &#x017F;ehen im<lb/>
Uebrigen dem Endergebni&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;er Agitation mit um&#x017F;ogrößerer<lb/>
Beruhigung entgegen, als &#x017F;eit Eröffnung der Aus&#x017F;tellung<lb/>
bereits 20 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten &#x017F;ind.<lb/>
Für den Aus&#x017F;chuß: Der Obmann: Friedrich <hi rendition="#g">Haberlandt,</hi><lb/>
k. k. Oberbaurat. Der Schriftführer: Dr. <hi rendition="#g">Handl,</hi> k. k.<lb/>
Landesgerichtsrat.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zwei Betrugsfälle.</hi> </head>
          <p>Der Polizeirapport meldet:<lb/>
Ge&#x017F;tern brachten die Ge&#x017F;chäftsleute Ei&#x017F;ig <hi rendition="#g">Spiegel</hi> und<lb/>
Adolf <hi rendition="#g">Ungar</hi> bei der Polizeidirektion zur Anzeige, daß der<lb/>
Re&#x017F;taurateur und Hotelbe&#x017F;itzer Simon <hi rendition="#g">Aberbach</hi> nach<lb/>
Zurückla&#x017F;&#x017F;ung größerer <hi rendition="#g">Schulden</hi> heimlich und betrügeri&#x017F;cher-<lb/>
weife die Einrichtungen &#x017F;eines Ge&#x017F;chäftes verkauft und<lb/>
Czernowitz verla&#x017F;&#x017F;en habe. Die Anzeiger erleiden hiedurch<lb/>
einen Schaden von 800 Kronen. Beide betonten, daß &#x017F;ie<lb/>
bereits &#x017F;eit Wochen das Gerücht verbreiten hörten, daß<lb/>
Aberbach Czernowitz verla&#x017F;&#x017F;en wolle, doch konnte niemand<lb/>
darüber etwas po&#x017F;itives &#x017F;agen. Die &#x017F;ofort eingeleiteten Er-<lb/>
hebungen be&#x017F;tätigten die Angaben der Anzeiger und wurde<lb/>
&#x017F;eitens der Polizeidirektion das Nötige veranlaßt. &#x2014; Am<lb/>
19. d. er&#x017F;chienen auf der Polizeidirektion einige Kaufleute,<lb/>
die zur Anzeige brachten, daß der hie&#x017F;ige Kaufmann Markus<lb/><hi rendition="#g">Blum</hi> recte <hi rendition="#g">Fuhrmann</hi> Waren auf Kredit im Ge&#x017F;amt-<lb/>
betrage von zirka 8000 Kronen genommen und indem er<lb/>
die&#x017F;elben in ein Ver&#x017F;teck gebracht habe, aus Czernowitz ver-<lb/>
&#x017F;chwunden &#x017F;ei. Durch zwei Tage &#x017F;oll Fuhrmann &#x017F;ein Ge&#x017F;chäft<lb/>
in der Haupt&#x017F;traße mit Waren im Werte von 140 Kronen<lb/>
unter Auf&#x017F;icht eines Kommis und &#x017F;eines Schwieger&#x017F;ohnes<lb/>
offen gehalten haben. Die ent&#x017F;prechenden Erhebungen &#x017F;ind<lb/>
im Zuge.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Im Orpheum</hi> </head>
          <p>hat Samstag die neue Vortrags&#x017F;ängerin<lb/>
vom Kry&#x017F;tallpala&#x017F;t in Leipzig, Frl. Malvi <hi rendition="#g">Car&#x017F;ten-Nor-<lb/>
degg</hi> an Stelle der engagierten Schau-Nummer The<lb/><hi rendition="#g">Champtinis,</hi> die nach dem <hi rendition="#g">er&#x017F;ten Auftreten</hi> vom<lb/>
Programm <hi rendition="#g">abge&#x017F;etzt</hi> wurden, debutiert. Ihre Ge&#x017F;angs-<lb/>
produktionen tragen, wie die Fachblätter überein&#x017F;timmend be-<lb/>
richteten und auch von uns kon&#x017F;tatiert werden kann, tiefes<lb/>
&#x017F;eeli&#x017F;ches Empfinden und werden durch ihre ausdrucksvolle<lb/>
Mimik wirk&#x017F;am unter&#x017F;tützt. <hi rendition="#g">Arnoldis</hi> auf&#x017F;ehenerregende<lb/>
Lei&#x017F;tungen mit &#x017F;einem 6-jährigen Söhnchen fe&#x017F;&#x017F;elten ganz das<lb/>
Publikum, das &#x017F;ich &#x017F;owohl Samstag als Sonntag in Ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
eingefunden hatte.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gewerbliche Fortbildungs&#x017F;chule in Kimpolung.</hi> </head><lb/>
          <p>Wir erhalten folgende Zu&#x017F;chrift: Die gewerbliche Fort-<lb/>
bildungs&#x017F;chule hat den Zweck, die Mei&#x017F;terlehre zu unter&#x017F;tützen<lb/>
und zu vervoll&#x017F;tändigen, &#x017F;omit den prakti&#x017F;chen Bedürfni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der Gewerbetreibenden nach Möglichkeit Rechnung zu tragen.<lb/>
Auch im Schuljahre 1905/6 hat die mit der ho. Fach&#x017F;chule<lb/>
für Holzbearbeitung in Verbindung &#x017F;tehende gewerbliche Fort-<lb/>
bildungs&#x017F;chule ihr vorge&#x017F;tecktes Ziel erreicht und i&#x017F;t den Au-<lb/>
forderungen der Neuzeit nachgekommen. Der Schulbe&#x017F;uch<lb/>
war dank dem energi&#x017F;chen Eingreifen der Bezirkshauptmann-<lb/>
&#x017F;chaft als Gewerbebehörde er&#x017F;ter In&#x017F;tanz &#x017F;ehr regelmäßig. Von<lb/>
den einge&#x017F;chriebenen 103 Lehrlingen &#x017F;ind wegen Ueber&#x017F;iedlung,<lb/>
Austritt aus der Lehre, Be&#x017F;chäftigung außerhalb des Schul-<lb/>
ortes und Krankheit 75 Schüler bis zum Jahres&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
übriggeblieben. Hievon &#x017F;ind 68, d. i. 91 Prozent gün&#x017F;tig,<lb/>
während 9 Prozent ungün&#x017F;tig kla&#x017F;&#x017F;ifiziert worden. Das Ver-<lb/>
halten der Schüler in- und außerhalb der Schule kann im<lb/>
Allgemeinen als &#x017F;ehr befriedigend bezeichnet werden. Am<lb/>
29. März l. J. wurde der genannte Kurs vom Gewerbe-<lb/>
&#x017F;chulin&#x017F;pektor in didakti&#x017F;ch-pädagogi&#x017F;cher Richtung und Referent<lb/>
im Unterrichtsmini&#x017F;terium für das gewerbliche Unterrichts-<lb/>
we&#x017F;en Herrn Jo&#x017F;ef <hi rendition="#g">Rothe</hi> eingehend in&#x017F;piziert. Vor Schluß<lb/>
des Schuljahres hielt der Leiter der An&#x017F;talt Elias <hi rendition="#g">Wes-<lb/>
lowski</hi> den Lehrlingen zwei Vorträge über &#x201E;Das Leben<lb/>
und Wirken un&#x017F;eres Kai&#x017F;ers mit Skioptikondemon&#x017F;trationen<lb/>
zum Zwecke der Belebung und Hebung des patrioti&#x017F;chen<lb/>
Gefühles&#x201C;. Als ein be&#x017F;onderer Fort&#x017F;chritt muß die Gründung<lb/>
eines Lehrlingshortes in Kimpolung, dank dem Entgegen-<lb/>
kommen des Schulvereines <hi rendition="#aq">&#x201E;Scoala rom&#x01CE;na&#x201C;</hi> und den Be-<lb/>
mühungen des Leiters E. Weslowski verzeichnet werden. Am<lb/>
6. Mai l. J. fand die Zeugnisverteilung, &#x017F;owie eine vom<lb/>
Fach&#x017F;chullehrer <hi rendition="#g">Moro&#x017F;chan</hi> auf Anordnung der Schul-<lb/>
leitung arrangierte Schüleraus&#x017F;tellung &#x017F;tatt, die von Lehrlingen<lb/>
und Gewerbetreibenden frequentiert war.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Streiks.</hi> </head><lb/>
          <p>Der bis jetzt in größter Ruhe verlaufene <hi rendition="#g">Streik</hi><lb/>
der Ziegelarbeiter hat im Laufe des heutigen Vor-<lb/>
mittags eine neue Wendung genommen, indem die Streikenden<lb/>
mit der Sicherheitswache in eine <hi rendition="#g">&#x017F;chärfere Kolli&#x017F;ion</hi><lb/>
geraten &#x017F;ind. Die &#x017F;treikenden Ziegel&#x017F;chläger ver&#x017F;uchten um<lb/>
ungefähr halb 9 Uhr vormittags einen der vom Ziegelwerke<lb/>
&#x201E;Patria&#x201C; herausfahrenden mit Material beladenen Wagen<lb/>
aufzuhalten und &#x017F;pannten zu Demon&#x017F;trationszwecken dem&#x017F;elben<lb/>
die Pferde aus. Als die Wache ein&#x017F;chritt, und trotz mehrfacher<lb/>
Aufforderung der Polizei, den Wagen frei fahren zu la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
einige Arbeiter davon nicht abla&#x017F;&#x017F;en wollten, nahm die Sicher-<lb/>
heitswache, die zu die&#x017F;er Zeit in einer Stärke von 8&#x2014;10<lb/>
Mann am Platze war, mehrere Arretierungen vor. Die&#x017F;e Maß-<lb/>
nahme der Polizei gab den Anlaß, daß die inzwi&#x017F;chen in einer<lb/>
Stärke von fa&#x017F;t 600 Mann ange&#x017F;ammelten Arbeiter die<lb/>
Arretierten von der Wache befreien wollten. Bei dem nun<lb/>
folgenden <hi rendition="#g">Straßentumult</hi> i&#x017F;t ihnen dies auch zum größten<lb/>
Teile gelungen, da nur ein Mann in den Händen der Sicher-<lb/>
heitswache blieb. Während &#x017F;ich aber in der Nähe der Brücke<lb/>
in der Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Ga&#x017F;&#x017F;e die <hi rendition="#g">Kampf&#x017F;zenen</hi> zwi&#x017F;chen der<lb/>
Wache und den Arbeitern ab&#x017F;pielten und letztere die Oberhand<lb/>
zu behalten &#x017F;chienen, kam zufällig von der Horeczaer Wie&#x017F;e<lb/>
eine Eskadron Hu&#x017F;aren des 10. Regiments unter Führung<lb/>
des Rittmei&#x017F;ters <hi rendition="#g">Füllek,</hi> der die kriti&#x017F;che Situation<lb/>
der Polizei ra&#x017F;ch erkannte und mit Rück&#x017F;icht darauf den Befehl<lb/>
erteilte, die Arbeiter zu umzingeln. Das ge&#x017F;chah auch. Die<lb/>
Hu&#x017F;aren zogen auf Kommando die Säbel aus der Scheide,<lb/>
und in einigen Augenblicken war die Ruhe wieder herge&#x017F;tellt.<lb/>
Einige Per&#x017F;onen, die hiebei leichte Verletzungen erlitten haben,<lb/>
wurden von der Rettungsge&#x017F;ell&#x017F;chaft im Bereinslokale, Schul-<lb/>
ga&#x017F;&#x017F;e 7, verbunden. Mittags fanden &#x017F;owohl im Magi&#x017F;trate als<lb/>
in der Polizeidirektion Konferenzen mit den Delegierten der<lb/>
Arbeiter wegen Ein&#x017F;tellung des Streiks &#x017F;tatt. &#x2014; Wegen Lohn-<lb/>
differenzen &#x017F;ind heute früh die <hi rendition="#g">Straßenarbeiter des<lb/>
Magi&#x017F;trates</hi> in den Aus&#x017F;tand getreten. Mit ihnen wird<lb/>
im Gewerbedepartement wegen Wiederaufnahme der Arbeit<lb/>
verhandelt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Die Attake, die die Hu&#x017F;areneskadron unter dem<lb/>
Kommando des Rittmei&#x017F;ters <hi rendition="#g">Füllek</hi> heute vormittags gegen<lb/>
die Ziegelarbeiter unternommen hat, um den von ihnen be-<lb/>
drängten Wachleuten zu Hilfe zu kommen, gehört zu den<lb/>
&#x017F;eltenen Fällen, die &#x017F;ich jemals im Polizeiwe&#x017F;en ereignet<lb/>
haben. Da Rittmei&#x017F;ter <hi rendition="#g">Füllek</hi> ohne früheren militäri&#x017F;chen<lb/>
Auftrag in den oben ge&#x017F;childerten Vorfall eingegriffen hat,<lb/>
er&#x017F;tattete er mittags &#x017F;owohl dem Brigade-, als dem Korps-<lb/>
kommando einen genauen Bericht. Eben&#x017F;o wurde Landes-<lb/>
prä&#x017F;ident Dr. v. <hi rendition="#g">Bleyleben</hi> über das Vorgefallene ver-<lb/>
&#x017F;tändigt. Die Rettungsge&#x017F;ell&#x017F;chaft intervenierte in 3 Fällen-<lb/>
nämlich Ba&#x017F;il <hi rendition="#g">Hrmiuk,</hi> Nikolay <hi rendition="#g">Becul</hi> und <hi rendition="#g">Andronik,</hi><lb/>
in denen leichte Verletzungen kon&#x017F;tatiert wurden. <hi rendition="#g">Schwere<lb/>
Bereletzungen &#x017F;ind nicht vorgekommen.</hi> Es i&#x017F;t<lb/>
möglich, daß noch andere Arbeiter Verletzungen davongetragen<lb/>
haben, doch dürften die&#x017F;elben leichter Art &#x017F;ein.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jFinancialNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Oekonomi&#x017F;ches.</hi> </hi> </head><lb/>
        <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 21. Mai.</dateline><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Prinz Hohenlohe und die Indu&#x017F;trie.</hi> </head><lb/>
          <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 20. Mai.</dateline><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern er&#x017F;chienen bei Sr. Durchlaucht dem Herrn<lb/>
Mini&#x017F;terprä&#x017F;identen Prinzen <hi rendition="#g">Hohenlohe</hi> die Abgeordneten<lb/>
des &#x017F;tändigen Aus&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es der drei zentralen <hi rendition="#g">indu&#x017F;triellen<lb/>
Körper&#x017F;chaften,</hi> und zwar für den Bund ö&#x017F;terreichi&#x017F;cher<lb/>
Indu&#x017F;trieller die Herren Prä&#x017F;ident <hi rendition="#g">Pa&#x017F;tree</hi> und der Vize-<lb/>
prä&#x017F;ident Kommerzialrat <hi rendition="#g">Vetter,</hi> für den Zentralverband<lb/>
der Indu&#x017F;triellen Oe&#x017F;terreichs die Herren Prä&#x017F;identen: Hof<supplied>r</supplied>at<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Hallwich</hi> und Paul Ritter v. <hi rendition="#g">Schöller</hi> und für<lb/>
den Indu&#x017F;triellenklub Herr Oskar von <hi rendition="#g">Heint&#x017F;chel.</hi> </p><lb/>
          <p>Der Sprecher der Abordnung Ritter v. <hi rendition="#g">Schöller</hi> gab<lb/>
der be&#x017F;onderen Befriedigung der Indu&#x017F;triellen über die Kund-<lb/>
gebungen des Herrn Mini&#x017F;terprä&#x017F;identen im Abgeordneten-<lb/>
hau&#x017F;e und Herrenhau&#x017F;e Ausdruck, in&#x017F;oferne aus dem&#x017F;elben<lb/>
hervorgeht, daß die Regierung fe&#x017F;t ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei, in allen<lb/>
das Arbeitsverhältnis betreffenden Fragen auf die ent&#x017F;chiedene<lb/>
Wahrung des Ge&#x017F;etzes zu achten. Die hierauf bezüglichen<lb/>
Aeußerungen des Herrn Mini&#x017F;terprä&#x017F;identen hätten um &#x017F;o<lb/>
größeren Eindruck gemacht, als &#x017F;chon das Gerücht, wonach<lb/>
dem Leiter der Bezirkshauptmann&#x017F;chaft in A&#x017F;ch die behördliche<lb/>
Mißbilligung ausge&#x017F;prochen worden &#x017F;ei, in den Krei&#x017F;en der<lb/>
Indu&#x017F;triellen Beunruhigung hervorgerufen habe. Gerade jetzt,<lb/>
wo die Indu&#x017F;trie daran gehe, im ganzen Reiche Arbeiter-<lb/>
Organi&#x017F;ationen zu &#x017F;chaffen, mü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie auf die voll&#x017F;te Objektivität<lb/>
der Regierungsvorlage rechnen können. Der Sprecher der Ab-<lb/>
ordnung berührte hierauf das Verhältnis zu Ungarn und<lb/>
betonte, daß die Indu&#x017F;trie den Standpunkt des Herrn<lb/>
Mini&#x017F;terprä&#x017F;identen, wonach ein&#x017F;eitige Modi&#x017F;ikationen des be-<lb/>
&#x017F;tehenden Zu&#x017F;tandes unter keinen Um&#x017F;tänden Platz greifen<lb/>
dürften, mit be&#x017F;onderer Freude begrüße. Schließlich bemerkte<lb/>
der Sprecher, daß die ö&#x017F;terreichi&#x017F;che Indu&#x017F;trie auf eine<lb/>
endliche gerechte Austragung der Frage der Aufteilung der<lb/>
Heereslieferungen auf beide Staatsgebiete großes Gewicht lege.</p><lb/>
          <p>Mini&#x017F;terprä&#x017F;ident Prinz <hi rendition="#g">Hohenlohe</hi> erwiderte:</p><lb/>
          <p>Mit Freude begrüße ich bei mir die Vertreter der<lb/>
Indu&#x017F;trie, von deren Bedeutung für das ge&#x017F;amte &#x017F;taatliche<lb/>
Leben ich &#x017F;eit jeher durchdrungen war.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t den Herren vielleicht nicht unbekannt, daß ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t als Beamter in indu&#x017F;triellen Bezirken Gelegenheit<lb/>
gehabt habe, mich mit den Bedürfni&#x017F;&#x017F;en der Indu&#x017F;trie ver-<lb/>
traut zu machen. Das Ergebnis die&#x017F;er Lehrjahre war aber<lb/>
auch, daß ich die Bedeutung der Indu&#x017F;trie &#x017F;chätzen gelernt<lb/>
habe und in mir die Erkenntnis gereift i&#x017F;t, daß &#x017F;ie einer<lb/>
der fe&#x017F;te&#x017F;ten Pfeiler des modernen Staates geworden i&#x017F;t. Der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 22. Mai 1906. Geſchäftsjahres den gehegten Erwartungen voll entſprochen hat. Die Entwicklung, in welcher ſich die Stadt Czernowitz befindet, iſt ſowohl in der Fortſetzung einer ſtarken Anſchluß- bewegung an das Elektrizitätswerk zum Ausdruck gekommen, wie ſie auch nicht ohne Rückwirkung auf die Frequenz der Straſſenbahn geblieben iſt. Es hat ſich deshalb die Notwendigkeit herausgeſtellt, die Betriebsmittel des Lichtswerkes wie der Straßenbahn den wachſenden Auforderungen entſprechend zu verſtärken. Beim Lichtwerk iſt die Zahl der Konſumenten auf 596 mit 21.600 Glühlampen im Aequivalent von 16 Normal- kerzen (gegen 16.120 im Vorjahre geſtiegen, was einer Vermehrung von 4480 Glühlampen entſpricht. Die ſtädtiſche Straßenbeleuchtung erfuhr wieder eine Erweiterung von 72 auf 92 Bogenlampen. Von öffentlichen Bauten ſind das neue Stadttheater und die neue Polizeidirektion bereits ange- ſchloſſen worden. Der Anſchluß des neuen Juſtizpalaſtes ſteht unmittelbar bevor. Die höchſte Momentbelaſtung fand am 18. Dezember ſtatt und betrug für Licht 2045 Amp. bei 270 Volt, gegenüber 1420 Amp. bei 262 Volt im Vorjahre. Dieſe Höchſtleiſtung entſpricht einem Aequivalent von 8180 gleichzeitig brennenden Lampen in 16 N. K. oder 37 Prozent des angeſchloſſenen Lampenäquivalents. Erzeugt wurden 1,123.304 Kwſt. gegen 915.342 Kwſt. im Vorjahre. Die Geſamteinnahmen des Unternehmens betragen im Berichts- jahre K 530.435·01 gegen K 441.439·18 des Vorjahres, was einer Zunahme von K 88.995·83 entſpricht. Die Be- triebsausgaben ſind von K 264.217·90 im Vorjahre auf K 274.246·35, alſo um K 10.028·45 geſtiegen. Daraus er- gibt ſich ein Zuwachs des Betriebsüberſchuſſes im Berichts- jahre von K 78 967·38. Die im Jahre 1904 vorgenommene Kapitalserhöhung hat nicht ausgereicht, um den Aufwand für die eingangs erwähnten im Jahre 1905 vorgenommenen Anlage-Erweiterungen zu decken. Um den ſtets wachſenden Anſprüchen der Bahn- und Lichtanlage gerecht werden zu können, werden auch in den Jahren 1906 und 1907 weitere recht erhebliche Inveſtitionen gemacht werden müſſen. Ein neues Rollbahngeleiſe. Die Bezirkshaupt- mannſchaft Radautz hat das vom Holzinduſtriellen Sigm und Schärf in Straza vorgelegte Projekt eines in km 4·3/4 der Waldbahn Falkeu—Oberbrodina links abzweigenden 160 m langen bereits ausgeführten Rollbahngeleiſes für Handbetrieb zur kompetenten Amtshandlung anher in Vorlage gebracht. Die Landesregierung verfügte rückſichtlich dieſes Projektes die Vornahme der Baukonſensverhandlung im Zuſammen- hange mit der Kollaudierungsverhandlung ferner, daß die mit der Durchführung dieſer Amtshandlungen betraute Kommiſſion unter Leitung des Landesregierungs-Konzepts- praktikanten Adolf Bucher, am Freitag den 8. Juni 1906, um 3 Uhr nachmittags an Ort und Stelle zuſammenzu- treten habe. Offene Stelle. An dem neuerrichteten III. Staats- gymnaſium in Czernowitz mit deutſcher und rumäniſcher Unterrichtsſprache gelangt die Direktorſtelle zur Beſetzung. Die gehörig inſtruierten, an das Miniſterium für Kultus und Unterricht gerichteten Geſuche ſind im vorgeſchriebenen Dienſtwege bis 2. Juni 1906 bei dem Landesſchulrate für die Bukowina in Czernowitz einzubringen. Brand. Am 11. d. M. nachmittags iſt in der Brannt- weinbrennerei des Gutsbeſitzers Emanuel Baumann in Repuzynetz ein Feuer ausgebrochen, welches von dem dazu- mal herrſchenden Winde ſowie infolge Mangels an Waſſer, Feuerſpritzen und Feuerlöſchrequiſiten begünſtigt, ſich ſo raſch verbreitete, daß innerhalb zwei Stunden die Branntwein- brennerei, ein Wohnhaus und 11 Wirtſchaftsgebäude, als Stallungen, Fruchtmagazine und Geſchäftskammern, ſämtliche Objekte des Emanuel Baumann, ein Bauernhaus des Ilaſch Monetſch und ein Wohnhaus des Alexander Stirma bis auf die zurückgebliebenen Steinwände, ſowie einen großen Teil der Wirtſchaftsgeräte, Wirtſchaftsmaſchinen, Ackergerätſchaften, Wirtſchaftsfuhren, Droſchken ſowie Frucht- und Futter- vorräte der Gutspächter Gebrüder Gottesmann eingeäſchert hat. Der durch dieſen Brand verurſachte Schaden wird auf 57.000 K geſchätzt und waren ſämtliche Brandobjekte aſſe- kuriert. Der Brand iſt infolge ſchlechter Konſtruktion eines Rauchfanges der Branntweinbrennerei entſtanden. Vereinsnachrichten. In der Generalverſammlung des Frauen-Hilfs-Vereineswurden die nachfolgenden Vereins- mitglieder in den Ausſchuß gewählt: die Damen: Joſefine Brunſtein, Fanny Salter, Fanny Nadler, Lina Roth, Pepi Abraham, Jetti Stecher, Emma Goldluſt, Rebeka Roſenzweig, Anna Chargaff, Laura Eberſohn, Berta Lokal, Vika Schäfer, Reſi Nachtigall, Nanette Pallaſch, Rudolfine Czopp, Louiſe Roſſin, Minka Zughaft, Regina Perl, Erneſtine Luttinger und Roſa Kozower. In der konſtituierenden Sitzung wurden nachſtehende Funktionäre gewählt: die Damen: Joſefine Brun- ſtein, Präſidentin; Fanny Salter, I. Vizepräſidentin; Fanny Nadler, II. Vizepräſidentin; Laura Eberſohn, Schriftführerin; Nanette Pallaſch, Kaſſierin; Rudolfine Czopp, Buchhalterin; Roſa Kozower, Kontrollorin. In die Sanitätskommiſſion: die Damen: Lina Roth, Obmännin; Pepi Abraham, I. Stell- vertreterin; Jetti Stecher, II. Stellvertreterin; Nanette Pallaſch, Roſa Kozower, Regina Perl, Mitglieder. — In der General- verſammlung des „Kaiſerin Eliſabeth-Verein“ zur Beköſtigung armer iſrael. Schulkinder in Czernowitz am 29. April wurden die nachfolgenden Vereinsmitglieder in den Ausſchuß gewählt: die Damen: Joſefine Brunſtein, Lina Roth, Laura Eberſohn, Roſa Kozower, Fanny Nadler, Berta Hecht, Pepi Abraham, Amalie Groß, Erneſtine Kößler, Karoline Leitec, Regina Melzer, Roſa Menczel, Antonie Gelber, Reſi Nachtigall, Nanette Pallaſch, Regina Perl, Roſa Roſenſtock, Klara Singer, Amalie Schifter, Fanny Straucher, Lotti Trebicz, Fanny Dornbaum. In der konſtituierenden Sitzung wurden nachſtehende Funktionäre gewählt: die Damen: Joſefine Brunſtein, Präſidentin; Lina Roth, I. Vizepräſidentin; Roſa Kozower, II. Vizepräſidentin; Laura Eberſohn, Kaſſierin; Fanny Nadler, Kaſſierin; Lotti Trebicz, Kontrollorin; Berta Hecht, Buchhalterin. Familiennachricht. Frl. Charlotte Schärf, Jablo- nitza (Bukowina), hat ſich mit Herrn Dr. Nathan Gewürz, Lemberg, verlobt. „Sezzeſſion“ und Geſellſchaft der Kunſtfreunde. Wir erhalten die folgende Zuſchrift: Im Hinblicke auf eine in Nr. 1919 vom 20. d. M. in der „Bukowinaer Poſt“ unter dem Schlagworte „Sezzeſſſion“ enthaltene Notiz und die in unſerer Stadt ausgeſtreuten Gerüchte, daß ſich die Geſellſchaft der Kunſtfreunde in Auflöſung befinde, bringen wir hiemit zur allgemeinen Kenntnis, daß dieſe Mit- teilungen durchaus auf Unwahrheit beruhen. Wohl wurde eine Agitation zur Schädigung der Geſellſchaft der Kunſt- freunde eingeleitet, welche vermutlich auf rein perſönliche Motive zurückzuführen iſt. Es gelang auch hiedurch 16 Herren zur Unterſchrift einer Austrittserklärung zu bewegen; hiezu bemerken wir jedoch, daß von dieſen Herren zwei ſchon vor längerer Zeit ihren Austritt augemeldet haben, die Herren Realſchulprofeſſor Zlamal und Hofmann dagegen überhaupt niemals Mitglieder des Vereines waren, ſondern lediglich vor der diesjährigen Ausſtellung zur Teilnahme an der Jury eingeladen wurden. Weiters haben die Herren RR. Anton Zachar, Ingenieur Gaudy und Profeſſor Klug ihre Austrittserklärung mit der Motivierung zurückgezogen, daß ſie nur infolge falſcher Information von gewiſſer Seite und unbekannt mit den inneren Vereinsverhältniſſe ſich zur Unterfertigung der Austrittserklärung be- beſtimmen ließen. Der ſogenannte „Maſſenaustritt“ ſchrunpft ſohin auf den von uns allerdings noch immer ſehr bedauerten Verluſt von neun Mitgliedern zuſammen. Wir erachten es als unſere Pflicht ſowohl unſere Mitglieder als auch das Publikum über dieſe Vorgänge aufzuklären und ſehen im Uebrigen dem Endergebniſſe dieſer Agitation mit umſogrößerer Beruhigung entgegen, als ſeit Eröffnung der Ausſtellung bereits 20 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten ſind. Für den Ausſchuß: Der Obmann: Friedrich Haberlandt, k. k. Oberbaurat. Der Schriftführer: Dr. Handl, k. k. Landesgerichtsrat. Zwei Betrugsfälle. Der Polizeirapport meldet: Geſtern brachten die Geſchäftsleute Eiſig Spiegel und Adolf Ungar bei der Polizeidirektion zur Anzeige, daß der Reſtaurateur und Hotelbeſitzer Simon Aberbach nach Zurücklaſſung größerer Schulden heimlich und betrügeriſcher- weife die Einrichtungen ſeines Geſchäftes verkauft und Czernowitz verlaſſen habe. Die Anzeiger erleiden hiedurch einen Schaden von 800 Kronen. Beide betonten, daß ſie bereits ſeit Wochen das Gerücht verbreiten hörten, daß Aberbach Czernowitz verlaſſen wolle, doch konnte niemand darüber etwas poſitives ſagen. Die ſofort eingeleiteten Er- hebungen beſtätigten die Angaben der Anzeiger und wurde ſeitens der Polizeidirektion das Nötige veranlaßt. — Am 19. d. erſchienen auf der Polizeidirektion einige Kaufleute, die zur Anzeige brachten, daß der hieſige Kaufmann Markus Blum recte Fuhrmann Waren auf Kredit im Geſamt- betrage von zirka 8000 Kronen genommen und indem er dieſelben in ein Verſteck gebracht habe, aus Czernowitz ver- ſchwunden ſei. Durch zwei Tage ſoll Fuhrmann ſein Geſchäft in der Hauptſtraße mit Waren im Werte von 140 Kronen unter Aufſicht eines Kommis und ſeines Schwiegerſohnes offen gehalten haben. Die entſprechenden Erhebungen ſind im Zuge. Im Orpheum hat Samstag die neue Vortragsſängerin vom Kryſtallpalaſt in Leipzig, Frl. Malvi Carſten-Nor- degg an Stelle der engagierten Schau-Nummer The Champtinis, die nach dem erſten Auftreten vom Programm abgeſetzt wurden, debutiert. Ihre Geſangs- produktionen tragen, wie die Fachblätter übereinſtimmend be- richteten und auch von uns konſtatiert werden kann, tiefes ſeeliſches Empfinden und werden durch ihre ausdrucksvolle Mimik wirkſam unterſtützt. Arnoldis aufſehenerregende Leiſtungen mit ſeinem 6-jährigen Söhnchen feſſelten ganz das Publikum, das ſich ſowohl Samstag als Sonntag in Maſſen eingefunden hatte. Gewerbliche Fortbildungsſchule in Kimpolung. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Die gewerbliche Fort- bildungsſchule hat den Zweck, die Meiſterlehre zu unterſtützen und zu vervollſtändigen, ſomit den praktiſchen Bedürfniſſen der Gewerbetreibenden nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Auch im Schuljahre 1905/6 hat die mit der ho. Fachſchule für Holzbearbeitung in Verbindung ſtehende gewerbliche Fort- bildungsſchule ihr vorgeſtecktes Ziel erreicht und iſt den Au- forderungen der Neuzeit nachgekommen. Der Schulbeſuch war dank dem energiſchen Eingreifen der Bezirkshauptmann- ſchaft als Gewerbebehörde erſter Inſtanz ſehr regelmäßig. Von den eingeſchriebenen 103 Lehrlingen ſind wegen Ueberſiedlung, Austritt aus der Lehre, Beſchäftigung außerhalb des Schul- ortes und Krankheit 75 Schüler bis zum Jahresſchluſſe übriggeblieben. Hievon ſind 68, d. i. 91 Prozent günſtig, während 9 Prozent ungünſtig klaſſifiziert worden. Das Ver- halten der Schüler in- und außerhalb der Schule kann im Allgemeinen als ſehr befriedigend bezeichnet werden. Am 29. März l. J. wurde der genannte Kurs vom Gewerbe- ſchulinſpektor in didaktiſch-pädagogiſcher Richtung und Referent im Unterrichtsminiſterium für das gewerbliche Unterrichts- weſen Herrn Joſef Rothe eingehend inſpiziert. Vor Schluß des Schuljahres hielt der Leiter der Anſtalt Elias Wes- lowski den Lehrlingen zwei Vorträge über „Das Leben und Wirken unſeres Kaiſers mit Skioptikondemonſtrationen zum Zwecke der Belebung und Hebung des patriotiſchen Gefühles“. Als ein beſonderer Fortſchritt muß die Gründung eines Lehrlingshortes in Kimpolung, dank dem Entgegen- kommen des Schulvereines „Scoala romǎna“ und den Be- mühungen des Leiters E. Weslowski verzeichnet werden. Am 6. Mai l. J. fand die Zeugnisverteilung, ſowie eine vom Fachſchullehrer Moroſchan auf Anordnung der Schul- leitung arrangierte Schülerausſtellung ſtatt, die von Lehrlingen und Gewerbetreibenden frequentiert war. Die Streiks. Der bis jetzt in größter Ruhe verlaufene Streik der Ziegelarbeiter hat im Laufe des heutigen Vor- mittags eine neue Wendung genommen, indem die Streikenden mit der Sicherheitswache in eine ſchärfere Kolliſion geraten ſind. Die ſtreikenden Ziegelſchläger verſuchten um ungefähr halb 9 Uhr vormittags einen der vom Ziegelwerke „Patria“ herausfahrenden mit Material beladenen Wagen aufzuhalten und ſpannten zu Demonſtrationszwecken demſelben die Pferde aus. Als die Wache einſchritt, und trotz mehrfacher Aufforderung der Polizei, den Wagen frei fahren zu laſſen, einige Arbeiter davon nicht ablaſſen wollten, nahm die Sicher- heitswache, die zu dieſer Zeit in einer Stärke von 8—10 Mann am Platze war, mehrere Arretierungen vor. Dieſe Maß- nahme der Polizei gab den Anlaß, daß die inzwiſchen in einer Stärke von faſt 600 Mann angeſammelten Arbeiter die Arretierten von der Wache befreien wollten. Bei dem nun folgenden Straßentumult iſt ihnen dies auch zum größten Teile gelungen, da nur ein Mann in den Händen der Sicher- heitswache blieb. Während ſich aber in der Nähe der Brücke in der Ruſſiſchen Gaſſe die Kampfſzenen zwiſchen der Wache und den Arbeitern abſpielten und letztere die Oberhand zu behalten ſchienen, kam zufällig von der Horeczaer Wieſe eine Eskadron Huſaren des 10. Regiments unter Führung des Rittmeiſters Füllek, der die kritiſche Situation der Polizei raſch erkannte und mit Rückſicht darauf den Befehl erteilte, die Arbeiter zu umzingeln. Das geſchah auch. Die Huſaren zogen auf Kommando die Säbel aus der Scheide, und in einigen Augenblicken war die Ruhe wieder hergeſtellt. Einige Perſonen, die hiebei leichte Verletzungen erlitten haben, wurden von der Rettungsgeſellſchaft im Bereinslokale, Schul- gaſſe 7, verbunden. Mittags fanden ſowohl im Magiſtrate als in der Polizeidirektion Konferenzen mit den Delegierten der Arbeiter wegen Einſtellung des Streiks ſtatt. — Wegen Lohn- differenzen ſind heute früh die Straßenarbeiter des Magiſtrates in den Ausſtand getreten. Mit ihnen wird im Gewerbedepartement wegen Wiederaufnahme der Arbeit verhandelt. Die Attake, die die Huſareneskadron unter dem Kommando des Rittmeiſters Füllek heute vormittags gegen die Ziegelarbeiter unternommen hat, um den von ihnen be- drängten Wachleuten zu Hilfe zu kommen, gehört zu den ſeltenen Fällen, die ſich jemals im Polizeiweſen ereignet haben. Da Rittmeiſter Füllek ohne früheren militäriſchen Auftrag in den oben geſchilderten Vorfall eingegriffen hat, erſtattete er mittags ſowohl dem Brigade-, als dem Korps- kommando einen genauen Bericht. Ebenſo wurde Landes- präſident Dr. v. Bleyleben über das Vorgefallene ver- ſtändigt. Die Rettungsgeſellſchaft intervenierte in 3 Fällen- nämlich Baſil Hrmiuk, Nikolay Becul und Andronik, in denen leichte Verletzungen konſtatiert wurden. Schwere Bereletzungen ſind nicht vorgekommen. Es iſt möglich, daß noch andere Arbeiter Verletzungen davongetragen haben, doch dürften dieſelben leichter Art ſein. Oekonomiſches. Czernowitz, 21. Mai. Prinz Hohenlohe und die Induſtrie. Wien, 20. Mai. Geſtern erſchienen bei Sr. Durchlaucht dem Herrn Miniſterpräſidenten Prinzen Hohenlohe die Abgeordneten des ſtändigen Ausſchuſſes der drei zentralen induſtriellen Körperſchaften, und zwar für den Bund öſterreichiſcher Induſtrieller die Herren Präſident Paſtree und der Vize- präſident Kommerzialrat Vetter, für den Zentralverband der Induſtriellen Oeſterreichs die Herren Präſidenten: Hofrat Dr. Hallwich und Paul Ritter v. Schöller und für den Induſtriellenklub Herr Oskar von Heintſchel. Der Sprecher der Abordnung Ritter v. Schöller gab der beſonderen Befriedigung der Induſtriellen über die Kund- gebungen des Herrn Miniſterpräſidenten im Abgeordneten- hauſe und Herrenhauſe Ausdruck, inſoferne aus demſelben hervorgeht, daß die Regierung feſt entſchloſſen ſei, in allen das Arbeitsverhältnis betreffenden Fragen auf die entſchiedene Wahrung des Geſetzes zu achten. Die hierauf bezüglichen Aeußerungen des Herrn Miniſterpräſidenten hätten um ſo größeren Eindruck gemacht, als ſchon das Gerücht, wonach dem Leiter der Bezirkshauptmannſchaft in Aſch die behördliche Mißbilligung ausgeſprochen worden ſei, in den Kreiſen der Induſtriellen Beunruhigung hervorgerufen habe. Gerade jetzt, wo die Induſtrie daran gehe, im ganzen Reiche Arbeiter- Organiſationen zu ſchaffen, müſſe ſie auf die vollſte Objektivität der Regierungsvorlage rechnen können. Der Sprecher der Ab- ordnung berührte hierauf das Verhältnis zu Ungarn und betonte, daß die Induſtrie den Standpunkt des Herrn Miniſterpräſidenten, wonach einſeitige Modiſikationen des be- ſtehenden Zuſtandes unter keinen Umſtänden Platz greifen dürften, mit beſonderer Freude begrüße. Schließlich bemerkte der Sprecher, daß die öſterreichiſche Induſtrie auf eine endliche gerechte Austragung der Frage der Aufteilung der Heereslieferungen auf beide Staatsgebiete großes Gewicht lege. Miniſterpräſident Prinz Hohenlohe erwiderte: Mit Freude begrüße ich bei mir die Vertreter der Induſtrie, von deren Bedeutung für das geſamte ſtaatliche Leben ich ſeit jeher durchdrungen war. Es iſt den Herren vielleicht nicht unbekannt, daß ich ſelbſt als Beamter in induſtriellen Bezirken Gelegenheit gehabt habe, mich mit den Bedürfniſſen der Induſtrie ver- traut zu machen. Das Ergebnis dieſer Lehrjahre war aber auch, daß ich die Bedeutung der Induſtrie ſchätzen gelernt habe und in mir die Erkenntnis gereift iſt, daß ſie einer der feſteſten Pfeiler des modernen Staates geworden iſt. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer712_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer712_1906/4
Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 712, Czernowitz, 22.05.1906, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer712_1906/4>, abgerufen am 29.04.2024.