Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 784, Czernowitz, 21.08.1906.Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. August 1906 [Spaltenumbruch] Keine Militärdiktatur in Rußland. Petersburg, 20. August. (Priv.-Tel der "Cz. Allg. Ztg.") Gegenüber den von den Zeitungen immer wieder Russische Staatsbank. Petersburg, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur). Nach Ministerrat. Petersburg, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Ministerrat beschäftigte sich in der ersten Sitzung mit den Kriegsgerichtsurteile. Petersburg, 18. August. (Petersb. Tel.-Ag.) Das Die Vorgänge am Kaukasus. Tiflis, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Wandernde Tartaren griffen bei Karaklissi Armenier an. Vom Tage. Czernowitz, 20. August. Der Geburtstag des Kaisers im Auslande. Petersburg, 19. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") [Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.] Anläßlich Sofia, 19. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Anläßlich Zur Monarchenentrevue in Friedrichshof. Berlin, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt in ihrer Die antigriechische Bewegung in Bulgarien. (Eine französische Stimme). Paris, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die (Ein Vorkongreß zum allbulgarischen Meeting.) Sofia, 19. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Heute (Die gestrigen allbulgarischen Meetings). Sophia, 20. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Das heute stattgehabte allbulgarische Meeting in Philippopel, Der nationale Friedenskongreß in Grenoble. Grenoble, 19. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der nationale Friedenskongreß schloß sich den Bunte Chronik. Czernowitz, 20. August. Das Erdbeben in Valparaiso. Noch immer liegen zusammenhängende Meldungen über die New-York, 19. August. Nach einer Depesche des [Spaltenumbruch] Mit Kohle sieht man das nicht. Die Augen, die Ma- "Und diese schrecklichen Runzeln, die sich mit jedem Tage "Madame besitzt in so hohem Grade die Gabe der "Und mein Mund, der früher so fest war! Wie nichts- "Der Mund von Madame wird nur einen etwas "O, Aline, Sie sind wie die Gesellschaft. Die Be- "Madame beklagte sich darüber, eine Schönheit von Ruf "Ach ja, die Gesellschaft sanktioniert die "schöne "O ja, Madame in den Treibhäusern." "Ganz recht, im Treibhaus des Toilettenzimmers! ... "Madame liebt Paris zu sehr, sie könnte sich nicht "Umso besser! ... Und Paris zu verlassen ist nicht "Madame ist hübscher als je! Seitdem Madame sich "Meine arme Aline, ich bin kein Weib mehr, ich bin "Wenn die Corsetiere Madame so reden hörte, wird sie "Ja, aber ohne dieselben." "Nur die Corsetiere und ich, wir sind in das Ge- "Schweigen Sie, Aline, Sie sind toll. Während dieses Dialogs hatte Madame Lebadoy trotz Ein allgemeines "Ah" der Bewunderung kam von den "Die schöne Madame Lebadoy", flüsterte es, doch laut "Die Schöne! ... Ach, Ihr verlangt es ja, Ihr "Wir haben den "Stern" unserer gesellschaftlichen Zu- [Spaltenumbruch] Sie hat sich in eine Villa zurückgezogen, die sie an Eine Dame in einem bequemen Sessel der Avenue des Ihre Kleidung war geschmackvoll, aber bequem und Von Zeit zu Zeit lächelte sie, wenn gewisse Personen Gegen vier Uhr zog sie dann aus einem niedlichen Niemand hätte die schöne Madame Lebadoy in dieser Um in Ruhe und nach ihrem Geschmack zu leben, Ihr elegantes Haus hatte sie verlassen und sich in einer Und Monsieur Lebadoy, der der steifen Förmlichkeit Er hat ja endlich (!) seine Frau für sich allein. Madame Lebadoy, durch ihren Geist von aller Eitelkeit Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906 [Spaltenumbruch] Keine Militärdiktatur in Rußland. Petersburg, 20. Auguſt. (Priv.-Tel der „Cz. Allg. Ztg.“) Gegenüber den von den Zeitungen immer wieder Ruſſiſche Staatsbank. Petersburg, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur). Nach Miniſterrat. Petersburg, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Miniſterrat beſchäftigte ſich in der erſten Sitzung mit den Kriegsgerichtsurteile. Petersburg, 18. Auguſt. (Petersb. Tel.-Ag.) Das Die Vorgänge am Kaukaſus. Tiflis, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wandernde Tartaren griffen bei Karakliſſi Armenier an. Vom Tage. Czernowitz, 20. Auguſt. Der Geburtstag des Kaiſers im Auslande. Petersburg, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) [Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.] Anläßlich Sofia, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Anläßlich Zur Monarchenentrevue in Friedrichshof. Berlin, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in ihrer Die antigriechiſche Bewegung in Bulgarien. (Eine franzöſiſche Stimme). Paris, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die (Ein Vorkongreß zum allbulgariſchen Meeting.) Sofia, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute (Die geſtrigen allbulgariſchen Meetings). Sophia, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Das heute ſtattgehabte allbulgariſche Meeting in Philippopel, Der nationale Friedenskongreß in Grenoble. Grenoble, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der nationale Friedenskongreß ſchloß ſich den Bunte Chronik. Czernowitz, 20. Auguſt. Das Erdbeben in Valparaiſo. Noch immer liegen zuſammenhängende Meldungen über die New-York, 19. Auguſt. Nach einer Depeſche des [Spaltenumbruch] Mit Kohle ſieht man das nicht. Die Augen, die Ma- „Und dieſe ſchrecklichen Runzeln, die ſich mit jedem Tage „Madame beſitzt in ſo hohem Grade die Gabe der „Und mein Mund, der früher ſo feſt war! Wie nichts- „Der Mund von Madame wird nur einen etwas „O, Aline, Sie ſind wie die Geſellſchaft. Die Be- „Madame beklagte ſich darüber, eine Schönheit von Ruf „Ach ja, die Geſellſchaft ſanktioniert die „ſchöne „O ja, Madame in den Treibhäuſern.“ „Ganz recht, im Treibhaus des Toilettenzimmers! ... „Madame liebt Paris zu ſehr, ſie könnte ſich nicht „Umſo beſſer! ... Und Paris zu verlaſſen iſt nicht „Madame iſt hübſcher als je! Seitdem Madame ſich „Meine arme Aline, ich bin kein Weib mehr, ich bin „Wenn die Corſetiere Madame ſo reden hörte, wird ſie „Ja, aber ohne dieſelben.“ „Nur die Corſetiere und ich, wir ſind in das Ge- „Schweigen Sie, Aline, Sie ſind toll. Während dieſes Dialogs hatte Madame Lebadoy trotz Ein allgemeines „Ah“ der Bewunderung kam von den „Die ſchöne Madame Lebadoy“, flüſterte es, doch laut „Die Schöne! ... Ach, Ihr verlangt es ja, Ihr „Wir haben den „Stern“ unſerer geſellſchaftlichen Zu- [Spaltenumbruch] Sie hat ſich in eine Villa zurückgezogen, die ſie an Eine Dame in einem bequemen Seſſel der Avenue des Ihre Kleidung war geſchmackvoll, aber bequem und Von Zeit zu Zeit lächelte ſie, wenn gewiſſe Perſonen Gegen vier Uhr zog ſie dann aus einem niedlichen Niemand hätte die ſchöne Madame Lebadoy in dieſer Um in Ruhe und nach ihrem Geſchmack zu leben, Ihr elegantes Haus hatte ſie verlaſſen und ſich in einer Und Monſieur Lebadoy, der der ſteifen Förmlichkeit Er hat ja endlich (!) ſeine Frau für ſich allein. Madame Lebadoy, durch ihren Geiſt von aller Eitelkeit <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Keine Militärdiktatur in Rußland.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(Priv.-Tel der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Gegenüber den von den Zeitungen immer wieder<lb/> verzeichneten Gerüchten von der <hi rendition="#g">Möglichkeit</hi> der Ein-<lb/> ſetzung einer <hi rendition="#g">Militärdiktatur in Rußland</hi> iſt die<lb/> Petersburger Telegraphenagentur ermächtigt, dieſe Gerüchte<lb/> auf das entſchiedenſte für <hi rendition="#g">unbegründet</hi> zu erklären.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ruſſiſche Staatsbank.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur). Nach<lb/> einem Ausweiſe der ruſſiſchen Staatsbank vom 14. d. 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Tel.-Ag.)</bibl> <p>Das<lb/> Kriegsgericht hat 17 <hi rendition="#g">Matroſen des Kreuzers</hi> vom<lb/><hi rendition="#g">„Pamiat Azowa“ und einen Agitator zum<lb/> Tode verurteilt.</hi> Das <hi rendition="#g">Urteil iſt an allen<lb/> 18 Perſonen heute früh vollſtreckt worden.</hi><lb/> 12 Matroſen wurden zu Zwangsarbeit von ſechs bis zu<lb/> 10 Jahren, 18 zur Verſetzung in eine Strafabteilung mit<lb/> zeitweiliger Haft und zu Diſziplinarſtrafen verurteilt. 34<lb/> Angeklagte wurden freigeſprochen und drei Zivilperſonen den<lb/> Zivilgerichten übergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorgänge am Kaukaſus.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Tiflis,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Wandernde Tartaren griffen bei <hi rendition="#g">Karakliſſi</hi> Armenier an.<lb/> Sie <hi rendition="#g">töteten 18 derſelben, verwundeten zahl-<lb/> reiche, und vernichteten viel Eigentum.</hi> Auch in<lb/> anderen kleinen Ortſchaften wurden von Tartaren <hi rendition="#g">Untaten</hi><lb/> verübt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 20. Auguſt.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Geburtstag des Kaiſers im Auslande.</hi> </head> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 19. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>[Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.] Anläßlich<lb/> des Allerhöchſten Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des <hi rendition="#g">Kaiſers</hi><lb/> und Königs <hi rendition="#g">Franz Joſeph</hi> fand im Palais zu <hi rendition="#g">Peterhof</hi><lb/> in Anweſenheit der Majeſtäten ein Galadiner ſtatt, zu welchem<lb/> das Perſonale der öſterr.-ungariſchen Botſchaft geladen war.<lb/> In Krasnoje Selo gab das Kaiſerpaar im Kaiſerzelte ein<lb/> Dejeneur, bei welchem der Kaiſer einen Toaſt auf das Wohl<lb/><cb/> Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs Franz Joſeph aus-<lb/> brachte. In der öſterr.-ungariſchen Botſchaftskapelle wurde<lb/> anläßlich des Allerhöchſten Geburtsfeſtes ein Gottesdienſt<lb/> zelebriert, welchem auch der Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">Isvolski</hi><lb/> beiwohnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Sofia,</hi> 19. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Anläßlich<lb/> des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs<lb/><hi rendition="#g">Franz Joſeph</hi> wurde in der hieſigen katholiſchen Kirche<lb/> vom Erzbiſchof <hi rendition="#g">Menini</hi> ein Feſtgottesdienſt zelebriert,<lb/> welchem Vertreter des Fürſten <hi rendition="#g">Ferdinand,</hi> die diplomatiſchen<lb/> Vertreter Deutſchlands, Italiens und Rumäniens mit dem<lb/> Perſonale ihrer Agentien, die bulgariſchen Miniſter, die<lb/> Spitzen der Militär- und Zivilbehörden ſowie die <hi rendition="#g">öſter-<lb/> reichiſch-ungariſche</hi> Kolonie beiwohnten. Nach dem<lb/> Gottesdienſte fand in der öſterreichiſch-ungariſchen Agentie ein<lb/> Empfang ſtatt, wobei Geſchäftsträger Stork die Glückwünſche<lb/> aller oben erwähnten Perſönlichkeiten ſowie der öſterreichiſch-<lb/> ungariſchen Kolonie entgegennahm und eine feierliche An-<lb/> ſprache hielt, in der er ein Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer<lb/> ausbrachte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zur Monarchenentrevue in Friedrichshof.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in ihrer<lb/> Wochenrundſchau: Die Begegnung des Kaiſers mit dem König<lb/> von England auf Schloß Friedrichshof iſt für beide Teile<lb/> unter befriedigenden Eindrücken verlaufen. Der Verkehr<lb/> zwiſchen den <hi rendition="#g">Monarchen</hi> trug das Gepräge freundlichen<lb/> Entgegenkommens und verwandtſchaftlicher Herzlichkeit. Jedes<lb/> gefliſſentliche politiſche Ausbeuten der Zuſammenkunft liegt<lb/> uns fern. Sie bildet aber mit den ungetrübten Erinne-<lb/> rungen, die ſie hinterläßt, eine weitere Etappe auf dem<lb/> Wege der durch den Aufenthalt von Vertretern deutſcher<lb/> Städteverwaltungen und der deutſchen Preſſe in England an-<lb/> gebotenen allmählichen Beſſerung in den Beziehungen zwiſchen<lb/> den Völkern, Regierungen und <hi rendition="#g">Herrſchern Deutſch-<lb/> lands und Großbritanniens.</hi> In den zwangloſen<lb/> freundſchaftlichen Geſprächen auf Schloß Friedrichshof ſind,<lb/> wie kaum geſagt zu werden braucht, auch die großen Fragen<lb/> der Politik erörtert worden, und wir wiſſen, daß dies in<lb/> einem Geiſte geſchehen iſt, wie es der Feſtigung des euro-<lb/> päiſchen Friedens nur förderlich ſein konnte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die antigriechiſche Bewegung in Bulgarien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Eine franzöſiſche Stimme).</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Die<lb/> „Agence Havas“ meldet aus Athen: Die antigriechiſche Be-<lb/> wegung in <hi rendition="#g">Bulgarien</hi> wird planmäßig von Agitatoren<lb/> vorbereitet und durchgeführt. Daß es die Bewegung in Kon-<lb/> nivenz mit der Regierung vor ſich gehe, dafür ſprechen zahl-<lb/> reiche Beweiſe, wie die Unterlaſſung jeglicher Vorſichtsmaß-<lb/> regeln, die Verweigerung von Truppen, um die in Anchialo<lb/> vorgeſehenen Unruhen zu verhindern, die Ermunterung der<lb/> Manifeſtanten und die Teilnahme der Soldaten an den<lb/> Ruheſtörungen. Die <hi rendition="#g">griechiſchen</hi> Geſchäfte, Kirchen und<lb/> Schulen in Anchialo wurden geplündert, die Stadt in Brand<lb/> geſteckt; zahlreiche Griechen wurden getötet oder verwundet-<lb/><cb/> Der Schaden beträgt mehrere Millionen. Alle dieſe Tatſachen<lb/> widerſprechen dem Volksrechte und bilden eine flagrante<lb/> Verletzung des Artikels <hi rendition="#aq">V</hi> des Berliner Vertrages.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Vorkongreß zum allbulgariſchen Meeting.)</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Sofia,</hi> 19. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Heute<lb/> fand in <hi rendition="#g">Philippopel</hi> ein Vorkongreß aller Delegierten<lb/> und Veranſtalter des morgigen allbulgariſchen Meetings<lb/> ſtatt. Es wurde beſchloſſen, die Reſolution des Meetings<lb/> durch ein <hi rendition="#g">Manifeſt</hi> an das bulgariſche Volk zu ver-<lb/> öffentlichen und an alle als Freunde der <hi rendition="#g">Bulgaren</hi> be-<lb/> kannte europäiſche Perſönlichkeiten, ebenſo an den rumäniſchen<lb/> Miniſter <hi rendition="#g">Lahovary</hi> ein Begrüßungstelegramm zu richten.<lb/> Da der Philippopler Stadtkommandant General <hi rendition="#g">Ivanoff</hi><lb/> beſchuldigt wird, ſich geweigert zu haben, nötigenfalls auf<lb/><hi rendition="#g">Exzedenten ſchießen</hi> zu laſſen, wurde er durch General<lb/> Andreew erſetzt. Der Kriegsminiſter begibt ſich perſönlich nach<lb/> Philippopel, um die ausgedehnten militäriſchen Maßnahmen<lb/> zu beaufſichtigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">(Die geſtrigen allbulgariſchen Meetings).</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Sophia,</hi> 20. Auguſt.</dateline> <bibl>(<hi rendition="#g">Tel.</hi> der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Das heute ſtattgehabte allbulgariſche Meeting in Philippopel,<lb/> ſowie die antigriechiſchen Meetings in den übrigen Städten<lb/> ſind ruhig verlaufen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der nationale Friedenskongreß in<lb/> Grenoble.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Grenoble,</hi> 19. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">nationale Friedenskongreß</hi> ſchloß ſich den<lb/> Wünſchen des internationalen Kongreſſes in Luzern nach Ab-<lb/> rüſtung und Einſetzung eines <hi rendition="#g">Schiedsgerichtes</hi> zwiſchen<lb/> den Völkern ſowie dem Wunſche an, daß über die Frage der<lb/> Abrüſtung ein Referendum in allen Ländern veranſtaltet<lb/> werde, an dem auch Frauen und Kinder teilnehmen<lb/> ſollen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 20. Auguſt.</dateline><lb/> <div xml:id="erdbeben1" next="#erdbeben2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Erdbeben in Valparaiſo.</hi> </head><lb/> <p>Noch immer liegen zuſammenhängende Meldungen über die<lb/> Erdbebenkataſtrophe in Chile, nicht vor, da die Unterbrechungen<lb/> der wichtigſten Telegraphenlinien noch nicht behoben ſind. An<lb/> einzelne in Valparaiſo vertretene europäiſche Handelshäuſer<lb/> und Banken ſind von ihren dortigen Filialen Kabeltelegramme<lb/> eingetroffen, wonach die Beamten unverletzt und die Gebäude<lb/> nur wenig beſchädigt ſind. Wir erhalten folgende Mit-<lb/> teilungen:</p><lb/> <div xml:id="newyork1" next="#newyork2" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">New-York,</hi> 19. Auguſt.</dateline> <p>Nach einer Depeſche des<lb/> „New-York Herald“ aus <hi rendition="#g">Valparaiſo</hi> von geſtern hat<lb/> das Erdbeben vorgeſtern abend gegen 8 Uhr die Stadt heim-<lb/> geſucht, ohne daß irgend welche Anzeichen vorausgegangen<lb/> wären, hunderten von Menſchen den augenblicklichen Tod<lb/> gebracht, ſowie viele <hi rendition="#g">Hunderte unter den Trümmern<lb/> begraben,</hi> von denen wiederum eine große Anzahl den</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="frau2" prev="#frau1" type="jArticle" n="2"> <p>Mit Kohle ſieht man das nicht. Die Augen, die Ma-<lb/> dame müde ſcheinen, werden einen träumeriſchen Ausdruck<lb/> haben.“</p><lb/> <p>„Und dieſe ſchrecklichen Runzeln, die ſich mit jedem Tage<lb/> tiefer eingraben!“</p><lb/> <p>„Madame beſitzt in ſo hohem Grade die Gabe der<lb/> Liebenswürdigkeit, daß Jedermann dieſe Spuren dem Lächeln,<lb/> der Heiterkeit zuſchreiben wird.“</p><lb/> <p>„Und mein Mund, der früher ſo feſt war! Wie nichts-<lb/> ſagend iſt er geworden, die Umriſſe ſind verſchwommen und<lb/> die Schwingung formlos geworden mit herabgezogenen<lb/> Winkeln.“</p><lb/> <p>„Der Mund von Madame wird nur einen etwas<lb/> ſtolzeren Ausdruck haben.“</p><lb/> <p>„O, Aline, Sie ſind wie die Geſellſchaft. Die Be-<lb/> wunderung wird ihr zur Gewohnheit. Es iſt leichter, einem<lb/> Hund einen Knochen zu entreißen, als ſie von einer<lb/> Meinung abzubringen, in die ſie ſich einmal ver-<lb/> rannt hat!“</p><lb/> <p>„Madame beklagte ſich darüber, eine Schönheit von Ruf<lb/> zu ſein, wie viele Frauen beneiden Madame um dieſes<lb/> Schickſals willen!“</p><lb/> <p>„Ach ja, die Geſellſchaft ſanktioniert die „ſchöne<lb/> Madame Lebadoy“ und verlangt, daß ich ſo bleibe bis zu<lb/> meinem endgiltigen Zuſammenſturz. Wenn man jung iſt,<lb/> dann iſt man ſtolz auf eine ſolche Stellung, aber wenn das<lb/> Alter kommt mit allen ſeinen unangenehmen Ueberaſchungen,<lb/> iſt es ſchwer, die Rolle weiter zu ſpielen. Ja, ja, der Winter<lb/> meines Lebens iſt da, und wenn es ſo weiter geht, dann iſt<lb/> er nicht ſehr heiter, glauben Sie es mir! Pflückt man<lb/> Roſen, reifen die Früchte, ſind die Blätter grün in der<lb/> Jahreszeit des Froſtes?“</p><lb/> <p>„O ja, Madame in den Treibhäuſern.“</p><lb/> <p>„Ganz recht, im Treibhaus des Toilettenzimmers! ...<lb/> Doch ich habe es ſatt, ich deſertiere. Auge in Auge mit<lb/> mir ſelber, überläuft mich ein Schauder ... Das iſt der<lb/> letzte Winter, indem ich mich ausſtelle, Aline.“</p><lb/> <p>„Madame liebt Paris zu ſehr, ſie könnte ſich nicht<lb/> davon trennen. Das hieße ja im ſchönſten Augenblick<lb/> davongehen!“</p><lb/> <p>„Umſo beſſer! ... Und Paris zu verlaſſen iſt nicht<lb/><cb/> nötig ... Deſſen bedarf es nicht, damit man mich nicht<lb/> mehr kennt.“</p><lb/> <p>„Madame iſt hübſcher als je! Seitdem Madame ſich<lb/> entſchloſſen hat, die letzten beiden Zähne entfernen zu laſſen,<lb/> die wirklich alzu ſehr von dem ſchönen Gebiß des Doktors<lb/> Hiß abſtachen, ſieht ſie wieder aus wie in der erſten Jugend<lb/> und ein Blinder, wer das Gegenteil behauptet.“</p><lb/> <p>„Meine arme Aline, ich bin kein Weib mehr, ich bin<lb/> eine Ruine! Meine Hände ſind trocken, mager, todt, ſehen<lb/> Sie die locker ſitzenden Ringe! Und meine Bruſt ... wie<lb/> eingefallen!“</p><lb/> <p>„Wenn die Corſetiere Madame ſo reden hörte, wird ſie<lb/> Sie undankbar neuen. Ihre Corſets bringen die Reize von<lb/> Madame ganz wunderbar zur Geltung.“</p><lb/> <p>„Ja, aber ohne dieſelben.“</p><lb/> <p>„Nur die Corſetiere und ich, wir ſind in das Ge-<lb/> heimnis eingeweiht! Und ſeit dreißig Jahren, ſeitdem ich in<lb/> Madames Dienſten bin, hat Madame nicht gewechſelt.“</p><lb/> <p>„Schweigen Sie, Aline, Sie ſind toll.</p><lb/> <p>Während dieſes Dialogs hatte Madame Lebadoy trotz<lb/> aller Verſtimmungen ihre Toilette beendigt, und als<lb/> Monſieur Lebadoy die Erlaubnis erhielt, einzutreten, fand<lb/> er ſeine Frau in ſtrahlender Schönheit, bereit zum Aus-<lb/> gehen. Wenige Augenblicke ſpäter erſchienen ſie auf<lb/> dem Ball.</p><lb/> <p>Ein allgemeines „Ah“ der Bewunderung kam von den<lb/> Lippen der Geladenen. Und in der Tat blendete dieſe Frau<lb/> Aller Augen mit ihren ſchwarzen getufften Haaren, ihren<lb/> orientaliſchen Augen, ihrem engliſchen Teint, ihrem kindlichen<lb/> Mund, ihrer kleinen, geraden Naſe und ihrem tadel-<lb/> loſen Hals.</p><lb/> <p>„Die ſchöne Madame Lebadoy“, flüſterte es, doch laut<lb/> genug, um von ihr verſtanden zu werden.</p><lb/> <p>„Die Schöne! ... Ach, Ihr verlangt es ja, Ihr<lb/> Peiniger, die Ihr ſeid!“ dachte das Opfer.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>„Wir haben den „Stern“ unſerer geſellſchaftlichen Zu-<lb/> ſammenkünfte verloren: die ſchöne Madame Lebadoy hat,<lb/> wie es ſcheint, Paris und ſeinen Feſtlichkeiten auf immer<lb/> Lebewohl geſagt! ... Hoffen wir, daß es nur für eine<lb/> Saiſon iſt.</p><lb/> <cb/> <p>Sie hat ſich in eine Villa zurückgezogen, die ſie an<lb/> einem der italieniſchen Seen beſitzt. Wie es heißt, empfängt<lb/> ſie dort keine lebende Seele, ſelbſt ihre beſten Freunde ſind<lb/> von ihr vergeſſen. Möchte es uns beſchieden ſein, die unan-<lb/> taſtbare „Ewige Schönheit“ bald wieder unter uns begrüßen<lb/> zu dürfen!“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Eine Dame in einem bequemen Seſſel der Avenue des<lb/> Acacias ſitzend, las eines Morgens dieſe Zeilen in ſeiner<lb/> Pariſer Zeitung. Dann ſchaute ſie auf die vorbeifahrenden<lb/> Wagen mit den hübſchen Damen darin, die um die Be-<lb/> wunderung der Vorübergehenden warben. Alle dieſe Männer<lb/> und Frauen kamen und gingen, ohne ſich im Geringſten um<lb/> die alte Dame mit dem grauen Kopf zu kümmern, die den<lb/> Eindruck einer ehrwürdigen Sechzigerin machte und ihre<lb/> Jahre mit Schlichtheit und Stolz zu tragen ſchien.</p><lb/> <p>Ihre Kleidung war geſchmackvoll, aber bequem und<lb/> wenig auffallend.</p><lb/> <p>Von Zeit zu Zeit lächelte ſie, wenn gewiſſe Perſonen<lb/> ſie im Vorübergehen ſtreiften.</p><lb/> <p>Gegen vier Uhr zog ſie dann aus einem niedlichen<lb/> Körbchen eine kleine Stärkung hervor, die ſie mit Behagen<lb/> verzehrte.</p><lb/> <p>Niemand hätte die ſchöne Madame Lebadoy in dieſer<lb/> Metamorphoſe erkannt.</p><lb/> <p>Um in Ruhe und nach ihrem Geſchmack zu leben,<lb/> hatte ſie nicht nötig gehabt, Paris zu fliehen, ſie brauchte<lb/> nur alles Künſtliche abzulegen, was ihr den Ruf einer un-<lb/> vergänglichen Schönheit ſo lange erhalten hatte.</p><lb/> <p>Ihr elegantes Haus hatte ſie verlaſſen und ſich in einer<lb/> gemütlichen Wohnung mit Sonne und Blumen eingerichtet.</p><lb/> <p>Und Monſieur Lebadoy, der der ſteifen Förmlichkeit<lb/> ſeines Lebens auch müde war, dachte nicht daran, ſich über<lb/> ſein neues Schickſal zu beklagen.</p><lb/> <p>Er hat ja endlich (!) ſeine Frau für ſich allein.</p><lb/> <p>Madame Lebadoy, durch ihren Geiſt von aller Eitelkeit<lb/> geheilt, genießt mit Muße die letzten Geſchenke des Lebens,<lb/> nachdem ſie für immer der weltlichen Maskerade Valet<lb/> geſagt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906
Keine Militärdiktatur in Rußland. Petersburg, 20. Auguſt. (Priv.-Tel der „Cz. Allg.
Ztg.“) Gegenüber den von den Zeitungen immer wieder
verzeichneten Gerüchten von der Möglichkeit der Ein-
ſetzung einer Militärdiktatur in Rußland iſt die
Petersburger Telegraphenagentur ermächtigt, dieſe Gerüchte
auf das entſchiedenſte für unbegründet zu erklären.
Ruſſiſche Staatsbank. Petersburg, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur). Nach
einem Ausweiſe der ruſſiſchen Staatsbank vom 14. d. M.
waren Bankbilletts im Betrage von 1.190 Millionen Rubel
im Umlaufe, die durch ein Golddepot im Betrage von
1.029 Millionen Rubel gedeckt waren.
Miniſterrat. Petersburg, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der Miniſterrat beſchäftigte ſich in der erſten Sitzung mit den
Grundzügen des politiſchen Programmes und
begann die Prüfung der Geſetzentwürfe, die der Reichsduma
nach dem Wiederzuſammentritt vorgelegt werden ſollen.
Kriegsgerichtsurteile. Petersburg, 18. Auguſt. (Petersb. Tel.-Ag.) Das
Kriegsgericht hat 17 Matroſen des Kreuzers vom
„Pamiat Azowa“ und einen Agitator zum
Tode verurteilt. Das Urteil iſt an allen
18 Perſonen heute früh vollſtreckt worden.
12 Matroſen wurden zu Zwangsarbeit von ſechs bis zu
10 Jahren, 18 zur Verſetzung in eine Strafabteilung mit
zeitweiliger Haft und zu Diſziplinarſtrafen verurteilt. 34
Angeklagte wurden freigeſprochen und drei Zivilperſonen den
Zivilgerichten übergeben.
Die Vorgänge am Kaukaſus. Tiflis, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Wandernde Tartaren griffen bei Karakliſſi Armenier an.
Sie töteten 18 derſelben, verwundeten zahl-
reiche, und vernichteten viel Eigentum. Auch in
anderen kleinen Ortſchaften wurden von Tartaren Untaten
verübt.
Vom Tage.
Czernowitz, 20. Auguſt.
Der Geburtstag des Kaiſers im Auslande. Petersburg, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
[Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.] Anläßlich
des Allerhöchſten Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers
und Königs Franz Joſeph fand im Palais zu Peterhof
in Anweſenheit der Majeſtäten ein Galadiner ſtatt, zu welchem
das Perſonale der öſterr.-ungariſchen Botſchaft geladen war.
In Krasnoje Selo gab das Kaiſerpaar im Kaiſerzelte ein
Dejeneur, bei welchem der Kaiſer einen Toaſt auf das Wohl
Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs Franz Joſeph aus-
brachte. In der öſterr.-ungariſchen Botſchaftskapelle wurde
anläßlich des Allerhöchſten Geburtsfeſtes ein Gottesdienſt
zelebriert, welchem auch der Miniſter des Aeußern Isvolski
beiwohnte.
Sofia, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Anläßlich
des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs
Franz Joſeph wurde in der hieſigen katholiſchen Kirche
vom Erzbiſchof Menini ein Feſtgottesdienſt zelebriert,
welchem Vertreter des Fürſten Ferdinand, die diplomatiſchen
Vertreter Deutſchlands, Italiens und Rumäniens mit dem
Perſonale ihrer Agentien, die bulgariſchen Miniſter, die
Spitzen der Militär- und Zivilbehörden ſowie die öſter-
reichiſch-ungariſche Kolonie beiwohnten. Nach dem
Gottesdienſte fand in der öſterreichiſch-ungariſchen Agentie ein
Empfang ſtatt, wobei Geſchäftsträger Stork die Glückwünſche
aller oben erwähnten Perſönlichkeiten ſowie der öſterreichiſch-
ungariſchen Kolonie entgegennahm und eine feierliche An-
ſprache hielt, in der er ein Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer
ausbrachte.
Zur Monarchenentrevue in Friedrichshof. Berlin, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in ihrer
Wochenrundſchau: Die Begegnung des Kaiſers mit dem König
von England auf Schloß Friedrichshof iſt für beide Teile
unter befriedigenden Eindrücken verlaufen. Der Verkehr
zwiſchen den Monarchen trug das Gepräge freundlichen
Entgegenkommens und verwandtſchaftlicher Herzlichkeit. Jedes
gefliſſentliche politiſche Ausbeuten der Zuſammenkunft liegt
uns fern. Sie bildet aber mit den ungetrübten Erinne-
rungen, die ſie hinterläßt, eine weitere Etappe auf dem
Wege der durch den Aufenthalt von Vertretern deutſcher
Städteverwaltungen und der deutſchen Preſſe in England an-
gebotenen allmählichen Beſſerung in den Beziehungen zwiſchen
den Völkern, Regierungen und Herrſchern Deutſch-
lands und Großbritanniens. In den zwangloſen
freundſchaftlichen Geſprächen auf Schloß Friedrichshof ſind,
wie kaum geſagt zu werden braucht, auch die großen Fragen
der Politik erörtert worden, und wir wiſſen, daß dies in
einem Geiſte geſchehen iſt, wie es der Feſtigung des euro-
päiſchen Friedens nur förderlich ſein konnte.
Die antigriechiſche Bewegung in Bulgarien.
(Eine franzöſiſche Stimme). Paris, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die
„Agence Havas“ meldet aus Athen: Die antigriechiſche Be-
wegung in Bulgarien wird planmäßig von Agitatoren
vorbereitet und durchgeführt. Daß es die Bewegung in Kon-
nivenz mit der Regierung vor ſich gehe, dafür ſprechen zahl-
reiche Beweiſe, wie die Unterlaſſung jeglicher Vorſichtsmaß-
regeln, die Verweigerung von Truppen, um die in Anchialo
vorgeſehenen Unruhen zu verhindern, die Ermunterung der
Manifeſtanten und die Teilnahme der Soldaten an den
Ruheſtörungen. Die griechiſchen Geſchäfte, Kirchen und
Schulen in Anchialo wurden geplündert, die Stadt in Brand
geſteckt; zahlreiche Griechen wurden getötet oder verwundet-
Der Schaden beträgt mehrere Millionen. Alle dieſe Tatſachen
widerſprechen dem Volksrechte und bilden eine flagrante
Verletzung des Artikels V des Berliner Vertrages.
(Ein Vorkongreß zum allbulgariſchen Meeting.) Sofia, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute
fand in Philippopel ein Vorkongreß aller Delegierten
und Veranſtalter des morgigen allbulgariſchen Meetings
ſtatt. Es wurde beſchloſſen, die Reſolution des Meetings
durch ein Manifeſt an das bulgariſche Volk zu ver-
öffentlichen und an alle als Freunde der Bulgaren be-
kannte europäiſche Perſönlichkeiten, ebenſo an den rumäniſchen
Miniſter Lahovary ein Begrüßungstelegramm zu richten.
Da der Philippopler Stadtkommandant General Ivanoff
beſchuldigt wird, ſich geweigert zu haben, nötigenfalls auf
Exzedenten ſchießen zu laſſen, wurde er durch General
Andreew erſetzt. Der Kriegsminiſter begibt ſich perſönlich nach
Philippopel, um die ausgedehnten militäriſchen Maßnahmen
zu beaufſichtigen.
(Die geſtrigen allbulgariſchen Meetings). Sophia, 20. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Das heute ſtattgehabte allbulgariſche Meeting in Philippopel,
ſowie die antigriechiſchen Meetings in den übrigen Städten
ſind ruhig verlaufen.
Der nationale Friedenskongreß in
Grenoble. Grenoble, 19. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der nationale Friedenskongreß ſchloß ſich den
Wünſchen des internationalen Kongreſſes in Luzern nach Ab-
rüſtung und Einſetzung eines Schiedsgerichtes zwiſchen
den Völkern ſowie dem Wunſche an, daß über die Frage der
Abrüſtung ein Referendum in allen Ländern veranſtaltet
werde, an dem auch Frauen und Kinder teilnehmen
ſollen.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 20. Auguſt.
Das Erdbeben in Valparaiſo.
Noch immer liegen zuſammenhängende Meldungen über die
Erdbebenkataſtrophe in Chile, nicht vor, da die Unterbrechungen
der wichtigſten Telegraphenlinien noch nicht behoben ſind. An
einzelne in Valparaiſo vertretene europäiſche Handelshäuſer
und Banken ſind von ihren dortigen Filialen Kabeltelegramme
eingetroffen, wonach die Beamten unverletzt und die Gebäude
nur wenig beſchädigt ſind. Wir erhalten folgende Mit-
teilungen:
New-York, 19. Auguſt. Nach einer Depeſche des
„New-York Herald“ aus Valparaiſo von geſtern hat
das Erdbeben vorgeſtern abend gegen 8 Uhr die Stadt heim-
geſucht, ohne daß irgend welche Anzeichen vorausgegangen
wären, hunderten von Menſchen den augenblicklichen Tod
gebracht, ſowie viele Hunderte unter den Trümmern
begraben, von denen wiederum eine große Anzahl den
Mit Kohle ſieht man das nicht. Die Augen, die Ma-
dame müde ſcheinen, werden einen träumeriſchen Ausdruck
haben.“
„Und dieſe ſchrecklichen Runzeln, die ſich mit jedem Tage
tiefer eingraben!“
„Madame beſitzt in ſo hohem Grade die Gabe der
Liebenswürdigkeit, daß Jedermann dieſe Spuren dem Lächeln,
der Heiterkeit zuſchreiben wird.“
„Und mein Mund, der früher ſo feſt war! Wie nichts-
ſagend iſt er geworden, die Umriſſe ſind verſchwommen und
die Schwingung formlos geworden mit herabgezogenen
Winkeln.“
„Der Mund von Madame wird nur einen etwas
ſtolzeren Ausdruck haben.“
„O, Aline, Sie ſind wie die Geſellſchaft. Die Be-
wunderung wird ihr zur Gewohnheit. Es iſt leichter, einem
Hund einen Knochen zu entreißen, als ſie von einer
Meinung abzubringen, in die ſie ſich einmal ver-
rannt hat!“
„Madame beklagte ſich darüber, eine Schönheit von Ruf
zu ſein, wie viele Frauen beneiden Madame um dieſes
Schickſals willen!“
„Ach ja, die Geſellſchaft ſanktioniert die „ſchöne
Madame Lebadoy“ und verlangt, daß ich ſo bleibe bis zu
meinem endgiltigen Zuſammenſturz. Wenn man jung iſt,
dann iſt man ſtolz auf eine ſolche Stellung, aber wenn das
Alter kommt mit allen ſeinen unangenehmen Ueberaſchungen,
iſt es ſchwer, die Rolle weiter zu ſpielen. Ja, ja, der Winter
meines Lebens iſt da, und wenn es ſo weiter geht, dann iſt
er nicht ſehr heiter, glauben Sie es mir! Pflückt man
Roſen, reifen die Früchte, ſind die Blätter grün in der
Jahreszeit des Froſtes?“
„O ja, Madame in den Treibhäuſern.“
„Ganz recht, im Treibhaus des Toilettenzimmers! ...
Doch ich habe es ſatt, ich deſertiere. Auge in Auge mit
mir ſelber, überläuft mich ein Schauder ... Das iſt der
letzte Winter, indem ich mich ausſtelle, Aline.“
„Madame liebt Paris zu ſehr, ſie könnte ſich nicht
davon trennen. Das hieße ja im ſchönſten Augenblick
davongehen!“
„Umſo beſſer! ... Und Paris zu verlaſſen iſt nicht
nötig ... Deſſen bedarf es nicht, damit man mich nicht
mehr kennt.“
„Madame iſt hübſcher als je! Seitdem Madame ſich
entſchloſſen hat, die letzten beiden Zähne entfernen zu laſſen,
die wirklich alzu ſehr von dem ſchönen Gebiß des Doktors
Hiß abſtachen, ſieht ſie wieder aus wie in der erſten Jugend
und ein Blinder, wer das Gegenteil behauptet.“
„Meine arme Aline, ich bin kein Weib mehr, ich bin
eine Ruine! Meine Hände ſind trocken, mager, todt, ſehen
Sie die locker ſitzenden Ringe! Und meine Bruſt ... wie
eingefallen!“
„Wenn die Corſetiere Madame ſo reden hörte, wird ſie
Sie undankbar neuen. Ihre Corſets bringen die Reize von
Madame ganz wunderbar zur Geltung.“
„Ja, aber ohne dieſelben.“
„Nur die Corſetiere und ich, wir ſind in das Ge-
heimnis eingeweiht! Und ſeit dreißig Jahren, ſeitdem ich in
Madames Dienſten bin, hat Madame nicht gewechſelt.“
„Schweigen Sie, Aline, Sie ſind toll.
Während dieſes Dialogs hatte Madame Lebadoy trotz
aller Verſtimmungen ihre Toilette beendigt, und als
Monſieur Lebadoy die Erlaubnis erhielt, einzutreten, fand
er ſeine Frau in ſtrahlender Schönheit, bereit zum Aus-
gehen. Wenige Augenblicke ſpäter erſchienen ſie auf
dem Ball.
Ein allgemeines „Ah“ der Bewunderung kam von den
Lippen der Geladenen. Und in der Tat blendete dieſe Frau
Aller Augen mit ihren ſchwarzen getufften Haaren, ihren
orientaliſchen Augen, ihrem engliſchen Teint, ihrem kindlichen
Mund, ihrer kleinen, geraden Naſe und ihrem tadel-
loſen Hals.
„Die ſchöne Madame Lebadoy“, flüſterte es, doch laut
genug, um von ihr verſtanden zu werden.
„Die Schöne! ... Ach, Ihr verlangt es ja, Ihr
Peiniger, die Ihr ſeid!“ dachte das Opfer.
„Wir haben den „Stern“ unſerer geſellſchaftlichen Zu-
ſammenkünfte verloren: die ſchöne Madame Lebadoy hat,
wie es ſcheint, Paris und ſeinen Feſtlichkeiten auf immer
Lebewohl geſagt! ... Hoffen wir, daß es nur für eine
Saiſon iſt.
Sie hat ſich in eine Villa zurückgezogen, die ſie an
einem der italieniſchen Seen beſitzt. Wie es heißt, empfängt
ſie dort keine lebende Seele, ſelbſt ihre beſten Freunde ſind
von ihr vergeſſen. Möchte es uns beſchieden ſein, die unan-
taſtbare „Ewige Schönheit“ bald wieder unter uns begrüßen
zu dürfen!“
Eine Dame in einem bequemen Seſſel der Avenue des
Acacias ſitzend, las eines Morgens dieſe Zeilen in ſeiner
Pariſer Zeitung. Dann ſchaute ſie auf die vorbeifahrenden
Wagen mit den hübſchen Damen darin, die um die Be-
wunderung der Vorübergehenden warben. Alle dieſe Männer
und Frauen kamen und gingen, ohne ſich im Geringſten um
die alte Dame mit dem grauen Kopf zu kümmern, die den
Eindruck einer ehrwürdigen Sechzigerin machte und ihre
Jahre mit Schlichtheit und Stolz zu tragen ſchien.
Ihre Kleidung war geſchmackvoll, aber bequem und
wenig auffallend.
Von Zeit zu Zeit lächelte ſie, wenn gewiſſe Perſonen
ſie im Vorübergehen ſtreiften.
Gegen vier Uhr zog ſie dann aus einem niedlichen
Körbchen eine kleine Stärkung hervor, die ſie mit Behagen
verzehrte.
Niemand hätte die ſchöne Madame Lebadoy in dieſer
Metamorphoſe erkannt.
Um in Ruhe und nach ihrem Geſchmack zu leben,
hatte ſie nicht nötig gehabt, Paris zu fliehen, ſie brauchte
nur alles Künſtliche abzulegen, was ihr den Ruf einer un-
vergänglichen Schönheit ſo lange erhalten hatte.
Ihr elegantes Haus hatte ſie verlaſſen und ſich in einer
gemütlichen Wohnung mit Sonne und Blumen eingerichtet.
Und Monſieur Lebadoy, der der ſteifen Förmlichkeit
ſeines Lebens auch müde war, dachte nicht daran, ſich über
ſein neues Schickſal zu beklagen.
Er hat ja endlich (!) ſeine Frau für ſich allein.
Madame Lebadoy, durch ihren Geiſt von aller Eitelkeit
geheilt, genießt mit Muße die letzten Geſchenke des Lebens,
nachdem ſie für immer der weltlichen Maskerade Valet
geſagt.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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