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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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ihrem Gemahl Rasoni von Gavere die Stadt Breda Maria aber, die
mit Gerharden von Wasemalen vermählet wurde, Bergenopzoom zu-
brachte. Von dem letztern kam es auf die Bouterzemen, und von diesen
an Johannem von Glimes, Johannis III. Hertzogs von Braband
natürlichen Sohn. Darauf bekamen sie nach und nach die Freyherrn von Me-
rode, die Witthemen,
die von Heerenberg, und die Grafen zu Berg, von
denen es Hohenzollern bekommen, von da es durch Vermählung der Hen-
riette Francisca, Friedrichs
Fürsten von Hohenzollern, und der Maria,
Gräfin von Berg Tochter 1662. an Friedrich Moritzen, de la Tour d'
Auvergne
gebracht worden, dessen Sohn Franciscus Ego in Holland Ge-
neral-Lieutenant
war, und 1710. verstarb, auch Mariam Annam, als
Erbin des Marquisats Bergenopzoom hinterließ, die unter der Vormund-
schafft der General-Staaten stund, und 1722. an Johann Christian,
Pfaltzgrafen von Sultzbach vermählet worden. Der Besitzer dieser Marg-
grafschafft hat übrigens weiter nichts als die Jurisdiction, Revenuen, und
etliche andere Gerechtigkeiten darinnen, indem die Oberherrschafft, oder Lan-
des-Hoheit den General-Staaten zustehet. Mylord Bingley war mit die-
ser kurtzen Nachricht vollkommen zufrieden, und sie wurden eins sich nach
Breda zu verfügen. Sie hatten die Reise dahin schon angetreten, und
ein gut Stück Wegs hinter sich gelegt, da ihnen eine ansehnliche Person mit
vielen Dienern begleitet entgegen kam. Anfangs konte sich Mylord Bingley
nicht entsinnen, ihn zu kennen, biß er näher hinzu kam, und in seinem Gesich-
te alsobald die heldenmüthigen Minen des berühmten General Dopfs be-
merckte. Und dieser war es auch, welcher in dem Succeßions-Krieg so viel
tapfere Thaten gethan, und mit dem Mylord Bingley schon damahls eine
genaue Freundschafft unterhalten hatte. Er redete ihn dahero alsobald an, und
die Länge der Zeit hatte gleichfals bey dem General nicht gemacht, daß er des
Lords vergessen hätte. Sie fielen einander auf die zärtlichste Weise um den
Hals, und versicherten einander, wie sie sich diesen Tag keines weges eines sol-
chen Glücks vermuthen gewesen wären. Der General entschloß sich zugleich
mit ihnen nach Breda zu reisen, um Gelegenheit zu haben, sich in einer so lan-
ge Zeit entbehrten Gesellschafft noch einmahl zu ergötzen. Sie langten in einer
prächtigen Wohnung an. Sie verfielen auf allerhand Discourse, und die
Begebenheiten, so sich Zeit ihres ehemahligen Umgangs zugetragen, gaben
ihnen durch ein widerholtes Andencken kein kleines Vergnügen. Endlich sagte
Mylord Bingley.
Dörfte ich mir wohl, werthester Herr Bruder, die Freyheit nehmen,
mir einige Nachricht von dem jetzigen Zustand der holländischen Macht zu
Was-
ihrem Gemahl Raſoni von Gavere die Stadt Breda Maria aber, die
mit Gerharden von Waſemalen vermaͤhlet wurde, Bergenopzoom zu-
brachte. Von dem letztern kam es auf die Bouterzemen, und von dieſen
an Johannem von Glimes, Johannis III. Hertzogs von Braband
natuͤrlichen Sohn. Darauf bekamen ſie nach und nach die Freyherrn von Me-
rode, die Witthemen,
die von Heerenberg, und die Grafen zu Berg, von
denen es Hohenzollern bekommen, von da es durch Vermaͤhlung der Hen-
riette Franciſca, Friedrichs
Fuͤrſten von Hohenzollern, und der Maria,
Graͤfin von Berg Tochter 1662. an Friedrich Moritzen, de la Tour d’
Auvergne
gebracht worden, deſſen Sohn Franciſcus Ego in Holland Ge-
neral-Lieutenant
war, und 1710. verſtarb, auch Mariam Annam, als
Erbin des Marquiſats Bergenopzoom hinterließ, die unter der Vormund-
ſchafft der General-Staaten ſtund, und 1722. an Johann Chriſtian,
Pfaltzgrafen von Sultzbach vermaͤhlet worden. Der Beſitzer dieſer Marg-
grafſchafft hat uͤbrigens weiter nichts als die Jurisdiction, Revenuen, und
etliche andere Gerechtigkeiten darinnen, indem die Oberherrſchafft, oder Lan-
des-Hoheit den General-Staaten zuſtehet. Mylord Bingley war mit die-
ſer kurtzen Nachricht vollkommen zufrieden, und ſie wurden eins ſich nach
Breda zu verfuͤgen. Sie hatten die Reiſe dahin ſchon angetreten, und
ein gut Stuͤck Wegs hinter ſich gelegt, da ihnen eine anſehnliche Perſon mit
vielen Dienern begleitet entgegen kam. Anfangs konte ſich Mylord Bingley
nicht entſinnen, ihn zu kennen, biß er naͤher hinzu kam, und in ſeinem Geſich-
te alſobald die heldenmuͤthigen Minen des beruͤhmten General Dopfs be-
merckte. Und dieſer war es auch, welcher in dem Succeßions-Krieg ſo viel
tapfere Thaten gethan, und mit dem Mylord Bingley ſchon damahls eine
genaue Freundſchafft unterhalten hatte. Er redete ihn dahero alſobald an, und
die Laͤnge der Zeit hatte gleichfals bey dem General nicht gemacht, daß er des
Lords vergeſſen haͤtte. Sie fielen einander auf die zaͤrtlichſte Weiſe um den
Hals, und verſicherten einander, wie ſie ſich dieſen Tag keines weges eines ſol-
chen Gluͤcks vermuthen geweſen waͤren. Der General entſchloß ſich zugleich
mit ihnen nach Breda zu reiſen, um Gelegenheit zu haben, ſich in einer ſo lan-
ge Zeit entbehrten Geſellſchafft noch einmahl zu ergoͤtzen. Sie langten in einer
praͤchtigen Wohnung an. Sie verfielen auf allerhand Diſcourſe, und die
Begebenheiten, ſo ſich Zeit ihres ehemahligen Umgangs zugetragen, gaben
ihnen durch ein widerholtes Andencken kein kleines Vergnuͤgen. Endlich ſagte
Mylord Bingley.
Doͤrfte ich mir wohl, wertheſter Herr Bruder, die Freyheit nehmen,
mir einige Nachricht von dem jetzigen Zuſtand der hollaͤndiſchen Macht zu
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[84/0094] ihrem Gemahl Raſoni von Gavere die Stadt Breda Maria aber, die mit Gerharden von Waſemalen vermaͤhlet wurde, Bergenopzoom zu- brachte. Von dem letztern kam es auf die Bouterzemen, und von dieſen an Johannem von Glimes, Johannis III. Hertzogs von Braband natuͤrlichen Sohn. Darauf bekamen ſie nach und nach die Freyherrn von Me- rode, die Witthemen, die von Heerenberg, und die Grafen zu Berg, von denen es Hohenzollern bekommen, von da es durch Vermaͤhlung der Hen- riette Franciſca, Friedrichs Fuͤrſten von Hohenzollern, und der Maria, Graͤfin von Berg Tochter 1662. an Friedrich Moritzen, de la Tour d’ Auvergne gebracht worden, deſſen Sohn Franciſcus Ego in Holland Ge- neral-Lieutenant war, und 1710. verſtarb, auch Mariam Annam, als Erbin des Marquiſats Bergenopzoom hinterließ, die unter der Vormund- ſchafft der General-Staaten ſtund, und 1722. an Johann Chriſtian, Pfaltzgrafen von Sultzbach vermaͤhlet worden. Der Beſitzer dieſer Marg- grafſchafft hat uͤbrigens weiter nichts als die Jurisdiction, Revenuen, und etliche andere Gerechtigkeiten darinnen, indem die Oberherrſchafft, oder Lan- des-Hoheit den General-Staaten zuſtehet. Mylord Bingley war mit die- ſer kurtzen Nachricht vollkommen zufrieden, und ſie wurden eins ſich nach Breda zu verfuͤgen. Sie hatten die Reiſe dahin ſchon angetreten, und ein gut Stuͤck Wegs hinter ſich gelegt, da ihnen eine anſehnliche Perſon mit vielen Dienern begleitet entgegen kam. Anfangs konte ſich Mylord Bingley nicht entſinnen, ihn zu kennen, biß er naͤher hinzu kam, und in ſeinem Geſich- te alſobald die heldenmuͤthigen Minen des beruͤhmten General Dopfs be- merckte. Und dieſer war es auch, welcher in dem Succeßions-Krieg ſo viel tapfere Thaten gethan, und mit dem Mylord Bingley ſchon damahls eine genaue Freundſchafft unterhalten hatte. Er redete ihn dahero alſobald an, und die Laͤnge der Zeit hatte gleichfals bey dem General nicht gemacht, daß er des Lords vergeſſen haͤtte. Sie fielen einander auf die zaͤrtlichſte Weiſe um den Hals, und verſicherten einander, wie ſie ſich dieſen Tag keines weges eines ſol- chen Gluͤcks vermuthen geweſen waͤren. Der General entſchloß ſich zugleich mit ihnen nach Breda zu reiſen, um Gelegenheit zu haben, ſich in einer ſo lan- ge Zeit entbehrten Geſellſchafft noch einmahl zu ergoͤtzen. Sie langten in einer praͤchtigen Wohnung an. Sie verfielen auf allerhand Diſcourſe, und die Begebenheiten, ſo ſich Zeit ihres ehemahligen Umgangs zugetragen, gaben ihnen durch ein widerholtes Andencken kein kleines Vergnuͤgen. Endlich ſagte Mylord Bingley. Doͤrfte ich mir wohl, wertheſter Herr Bruder, die Freyheit nehmen, mir einige Nachricht von dem jetzigen Zuſtand der hollaͤndiſchen Macht zu Waſ-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/94>, abgerufen am 24.11.2024.