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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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Bingley.
Warum aber thun denn dieses die Holländer, daß sie den Spaniern
Schiffe verkauffen, zu denen sie sich doch niemahls etwas guts zu versehen
haben?

Der General.
Teutsch zu sagen: Die Liebe zum Gelde. Denn die Privat-Personen
und vornehmen Kaufleute gewinnen ein ansehnliches dabey, und es soll offt ein
solcher Handel geschlossen werden, ohne daß Erkundigung deßwegen eingezogen
würde. Wiewohl es freylich sicherer wär, die Feinde eines Staats in An-
fang gleich nicht zu verstärcken, als sich ihrer hernach mit Gefahr zu erwehren.
Er endigte mit diesen Worten seine Rede, und weil seine Verrichtungen ihm
nicht länger alhier sich aufzuhalten erlaubten, so nahm er zugleich von seinen
Freunden Abschied, welche zwar über seine Abreise sehr betrübt waren, aber
ihm dennoch auch nichts zumuthen konten, so seiner Pflicht zuwider wär.
Nachdem sie diesen tapfern General entbehren musten, erkundigte sich Mylord
Childron bey seinem Freunde ob er ihm nicht einige Nachricht von dem Zu-
stande der Stadt Breda geben wolte, damit sie bey diesen müßigen Stunden
einigen Zeitvertreib hätten. Bingley war dazu willig und sagte:
Bingley.
Breda ist die Hauptstadt einer Bargnie, welche dem Printz Wil-
helm von Oranien schon damahls gehörte, da sich die grosse Revolution in
Holland ereignete. Sie wurde ihm aber durch die Spanier, weil er aus dem
Lande gegangen, so lange entzogen, biß sie durch die Waffen wider erobert
wurde. Nachdem ist sie beständig bey der Oranischen Familie geblieben, und
aus der Erbschafft des König Wilhelms von Engelland an den Printzen von
Oranien, und Nassaudietz gediehen. Diese Stadt, ist, wie ihr, Mylord,
selbsten in Obacht genommen haben werdet, eine regulaire Festung, und die
Garnison ist holländisch. Sie ist wegen des 1667. zwischen Engelland und
Holland geschlossenen Friedens merckwürdig, indem dadurch die bißher ge-
dauerte Zwistigkeiten zwischen beyden Staaten beygelegt wurden. Sie hat
in den langwierigen Kriegs-Troublen unterschiedliche Fata gehabt. Denn
1581. wurde sie von dem Grafen von Barlemont erobert, und rein ausge-
plündert. Hingegen kam sie 1590. wider in der Holländer Gewalt, indem sie
von einem Wallonischen von Adel, Carln von Heraugnieres, mit einer be-
sondern Kriegs-List eiugenommen wurde. Denn er hatte 70. tapfere Kerl
in ein Schiff, so mit Torf beladen war, versteckt, davon einer der den Hu-
sten
nicht verbergen konte, seinen Cameraden bat, ihn todt zu stechen, damit ihr
Vorhaben durch ihn nicht verrathen würde, womit er biß in die Stadt fuhr,
und sie alsdenn aussteigen ließ, die denen nachkommenden Trouppen die Thore
öffne-
Bingley.
Warum aber thun denn dieſes die Hollaͤnder, daß ſie den Spaniern
Schiffe verkauffen, zu denen ſie ſich doch niemahls etwas guts zu verſehen
haben?

Der General.
Teutſch zu ſagen: Die Liebe zum Gelde. Denn die Privat-Perſonen
und vornehmen Kaufleute gewinnen ein anſehnliches dabey, und es ſoll offt ein
ſolcher Handel geſchloſſen werden, ohne daß Erkundigung deßwegen eingezogen
wuͤrde. Wiewohl es freylich ſicherer waͤr, die Feinde eines Staats in An-
fang gleich nicht zu verſtaͤrcken, als ſich ihrer hernach mit Gefahr zu erwehren.
Er endigte mit dieſen Worten ſeine Rede, und weil ſeine Verrichtungen ihm
nicht laͤnger alhier ſich aufzuhalten erlaubten, ſo nahm er zugleich von ſeinen
Freunden Abſchied, welche zwar uͤber ſeine Abreiſe ſehr betruͤbt waren, aber
ihm dennoch auch nichts zumuthen konten, ſo ſeiner Pflicht zuwider waͤr.
Nachdem ſie dieſen tapfern General entbehren muſten, erkundigte ſich Mylord
Childron bey ſeinem Freunde ob er ihm nicht einige Nachricht von dem Zu-
ſtande der Stadt Breda geben wolte, damit ſie bey dieſen muͤßigen Stunden
einigen Zeitvertreib haͤtten. Bingley war dazu willig und ſagte:
Bingley.
Breda iſt die Hauptſtadt einer Bargnie, welche dem Printz Wil-
helm von Oranien ſchon damahls gehoͤrte, da ſich die groſſe Revolution in
Holland ereignete. Sie wurde ihm aber durch die Spanier, weil er aus dem
Lande gegangen, ſo lange entzogen, biß ſie durch die Waffen wider erobert
wurde. Nachdem iſt ſie beſtaͤndig bey der Oraniſchen Familie geblieben, und
aus der Erbſchafft des Koͤnig Wilhelms von Engelland an den Printzen von
Oranien, und Naſſaudietz gediehen. Dieſe Stadt, iſt, wie ihr, Mylord,
ſelbſten in Obacht genommen haben werdet, eine regulaire Feſtung, und die
Garniſon iſt hollaͤndiſch. Sie iſt wegen des 1667. zwiſchen Engelland und
Holland geſchloſſenen Friedens merckwuͤrdig, indem dadurch die bißher ge-
dauerte Zwiſtigkeiten zwiſchen beyden Staaten beygelegt wurden. Sie hat
in den langwierigen Kriegs-Troublen unterſchiedliche Fata gehabt. Denn
1581. wurde ſie von dem Grafen von Barlemont erobert, und rein ausge-
pluͤndert. Hingegen kam ſie 1590. wider in der Hollaͤnder Gewalt, indem ſie
von einem Walloniſchen von Adel, Carln von Heraugnieres, mit einer be-
ſondern Kriegs-Liſt eiugenommen wurde. Denn er hatte 70. tapfere Kerl
in ein Schiff, ſo mit Torf beladen war, verſteckt, davon einer der den Hu-
ſten
nicht verbergen konte, ſeinen Cameraden bat, ihn todt zu ſtechen, damit ihr
Vorhaben durch ihn nicht verrathen wuͤrde, womit er biß in die Stadt fuhr,
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[87/0097] Bingley. Warum aber thun denn dieſes die Hollaͤnder, daß ſie den Spaniern Schiffe verkauffen, zu denen ſie ſich doch niemahls etwas guts zu verſehen haben? Der General. Teutſch zu ſagen: Die Liebe zum Gelde. Denn die Privat-Perſonen und vornehmen Kaufleute gewinnen ein anſehnliches dabey, und es ſoll offt ein ſolcher Handel geſchloſſen werden, ohne daß Erkundigung deßwegen eingezogen wuͤrde. Wiewohl es freylich ſicherer waͤr, die Feinde eines Staats in An- fang gleich nicht zu verſtaͤrcken, als ſich ihrer hernach mit Gefahr zu erwehren. Er endigte mit dieſen Worten ſeine Rede, und weil ſeine Verrichtungen ihm nicht laͤnger alhier ſich aufzuhalten erlaubten, ſo nahm er zugleich von ſeinen Freunden Abſchied, welche zwar uͤber ſeine Abreiſe ſehr betruͤbt waren, aber ihm dennoch auch nichts zumuthen konten, ſo ſeiner Pflicht zuwider waͤr. Nachdem ſie dieſen tapfern General entbehren muſten, erkundigte ſich Mylord Childron bey ſeinem Freunde ob er ihm nicht einige Nachricht von dem Zu- ſtande der Stadt Breda geben wolte, damit ſie bey dieſen muͤßigen Stunden einigen Zeitvertreib haͤtten. Bingley war dazu willig und ſagte: Bingley. Breda iſt die Hauptſtadt einer Bargnie, welche dem Printz Wil- helm von Oranien ſchon damahls gehoͤrte, da ſich die groſſe Revolution in Holland ereignete. Sie wurde ihm aber durch die Spanier, weil er aus dem Lande gegangen, ſo lange entzogen, biß ſie durch die Waffen wider erobert wurde. Nachdem iſt ſie beſtaͤndig bey der Oraniſchen Familie geblieben, und aus der Erbſchafft des Koͤnig Wilhelms von Engelland an den Printzen von Oranien, und Naſſaudietz gediehen. Dieſe Stadt, iſt, wie ihr, Mylord, ſelbſten in Obacht genommen haben werdet, eine regulaire Feſtung, und die Garniſon iſt hollaͤndiſch. Sie iſt wegen des 1667. zwiſchen Engelland und Holland geſchloſſenen Friedens merckwuͤrdig, indem dadurch die bißher ge- dauerte Zwiſtigkeiten zwiſchen beyden Staaten beygelegt wurden. Sie hat in den langwierigen Kriegs-Troublen unterſchiedliche Fata gehabt. Denn 1581. wurde ſie von dem Grafen von Barlemont erobert, und rein ausge- pluͤndert. Hingegen kam ſie 1590. wider in der Hollaͤnder Gewalt, indem ſie von einem Walloniſchen von Adel, Carln von Heraugnieres, mit einer be- ſondern Kriegs-Liſt eiugenommen wurde. Denn er hatte 70. tapfere Kerl in ein Schiff, ſo mit Torf beladen war, verſteckt, davon einer der den Hu- ſten nicht verbergen konte, ſeinen Cameraden bat, ihn todt zu ſtechen, damit ihr Vorhaben durch ihn nicht verrathen wuͤrde, womit er biß in die Stadt fuhr, und ſie alsdenn ausſteigen ließ, die denen nachkommenden Trouppen die Thore oͤffne-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/97>, abgerufen am 24.11.2024.