[N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586.geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung. Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quod dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / a dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden. Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern. Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt. Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassen mit dicker finsternis ein zeitlang behafft sein können. Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es. geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung. Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / à dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden. Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern. Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt. Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ. Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0082" n="80"/> geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung.</p> <p>Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / à dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden.</p> <p>Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern.</p> <p>Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt.</p> <p>Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ.</p> <p>Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es.</p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0082]
geben wir Gott seine gebürliche Ehr mit vertrawen / Demut / furcht / Gebet / dancksagung.
Darzu kan man auch nicht allzeit menschlicher weise also schliessen / quòd dare semper praesupponat indigentiam. Denn es ist ein fallacia / wie mans in Schulen nennet / à dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Welchs durch folgende zwen Sprüch zum exempel mag erkleret werden.
Als zun Galatern am 6. spricht der Apostel / Ein jeder prüfe sein selbst Werck / vnd als denn wird er an jm selber ruhm / oder ehr haben / vnd nicht an einem andern.
Daraus mit warheit geschlossen wird: Die höchste Ehr eines Menschen ist das Zeugnis eines guten Gewissens. Ob nu gleich die gantze Welt einen solchen veracht / so folgt darumb nicht / das er bey jm selbst kein ehr habe. Wird aber sein vnschuld erkant / so bekömpt er auch ehre bey andern / daran es jm doch bey jm selber / wie der Apostel redet / nie gemangelt.
Also bezeugt der 94. Psalm / das Recht doch recht bleiben müß / vnd dem werden alle fromme Hertzen zufallen. Nu ist ja bey dem heufflein der rechtgleubigen allezeit die rechte heilsame Lehr / vnd ist vnmüglich / das die Christliche Kirchen durchaus am fundament jrre / wiewol etliche gliedmassẽ mit dicker finsternis ein zeitlãg behafft sein köñẽ.
Obs nu gleich bey den falschen Lerern nicht erkant wird / so folgt doch nicht / das der warhafftigen Kirchen Religion / oder Glaub falsch sey. Wie auch nicht folget / wens offenbar / vnd erkant wird / was recht ist / das es darumb rechter werde / oder zuuor dem vnschuldigen theil an Warheit vnd recht gemangelt habe / sondern an erkentnis / vnd beyfall mangelt es.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/82>, abgerufen am 16.02.2025. |