Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 8. März 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Jch bin des Raths geharnschter Mann, Wer mich anfaßt, der muß ein Schwerdt han. Der erstere ( Voitknecht ) hatte das Amt, die Par- Die gothische Bauart des Rathhauses bekundet sich Der Thurm, dessen erste Erbauung ebenfalls nicht Der Durchgang durch das Rathhaus ist erlaubt; Die Goldgruben zu Orenburg. Die Goldgruben im Gouvernement Orenburg Die Pilgrime von Mekka. ( Auszug aus Burckhardts Reisen. ) Als Burckhardt aus Nubien durch die Wüste ans Die Ausrüstung aller dieser Pilgrime ist ganz gleich Diese Pilgrime reisen selten allein, wenigstens bre- Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Jch bin des Raths geharnschter Mann, Wer mich anfaßt, der muß ein Schwerdt han. Der erstere ( Voitknecht ) hatte das Amt, die Par- Die gothische Bauart des Rathhauses bekundet sich Der Thurm, dessen erste Erbauung ebenfalls nicht Der Durchgang durch das Rathhaus ist erlaubt; Die Goldgruben zu Orenburg. Die Goldgruben im Gouvernement Orenburg Die Pilgrime von Mekka. ( Auszug aus Burckhardts Reisen. ) Als Burckhardt aus Nubien durch die Wüste ans Die Ausrüstung aller dieser Pilgrime ist ganz gleich Diese Pilgrime reisen selten allein, wenigstens bre- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <pb facs="#f0002" n="74"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi> </fw> <cb type="start"/> <lg> <l>Jch bin des Raths geharnschter Mann,</l><lb/> <l>Wer mich anfaßt, der muß ein Schwerdt han.</l> </lg><lb/> <p>Der erstere ( Voitknecht ) hatte das Amt, die Par-<lb/> theien vor den Stadtvogt zu laden, der letztere aber,<lb/> des Nachts in voller Rüstung die Stadt zu umreiten,<lb/> und Gesindel aufzuheben. Der Rath hielt eine Schaar<lb/> von beiden.</p><lb/> <p>Die gothische Bauart des Rathhauses bekundet sich<lb/> nicht sowohl durch die vielen Schnörkel und in Stein<lb/> ausgehauene Figuren, die zum Theil abgebrochen, zum<lb/> Theil noch vorhanden sind, als durch die Anlage der<lb/> Gewölbe und durch die kleinen Thürme. Ueber der<lb/> Stadt=Vogtei ist ein Erker, bei dessen Erbauung grade<lb/> eine polnische Gesandtschaft in Breslau war, um die<lb/> Stadt zur Unterwerfung an Polen zu bewegen. Da<lb/> dies keinen Erfolg hatte, so weissagte der Legat, daß<lb/> der Bau bald einstürzen würde, wenn nicht dem polni-<lb/> schen Könige gehuldigt würde. Allein, setzt der Chro-<lb/> nist hinzu, dieser Bau steht noch, obschon der Teufel<lb/> den Gesandten längst geholt hat.</p><lb/> <p>Der Thurm, dessen erste Erbauung ebenfalls nicht<lb/> bekannt ist, hat einen Kranz und zwei Durchsichten,<lb/> in welchen die Glocken der Stadtuhr hängen, er wurde<lb/> 1558 erhöht und mit dem jetzigen vergoldeten Gepränge<lb/> versehen. Gegen die Westseite des Rathhauses, dem<lb/> Fischmarkt, sieht man am Thurm das in Stein ge-<lb/> hauene Stadt=Wappen, welche sim Jahr 1536 einge-<lb/> mauert worden. Gegen Mitternacht am Thurme hängt<lb/> das Rathsglöckchen mit der Jahrzahl 1360. Die Stadt-<lb/> uhr war ebenfalls aus jenem Alter, wurde aber 1801<lb/> durch eine neue ersetzt. Jm Jnnern des Rathhauses<lb/> finden sich eine Menge Zimmer, groß und gewölbt und<lb/> theils vom Magistrat, theils von dem Königl. Stadt-<lb/> Gericht besetzt. Unter ihnen zeichnet sich vorzüglich der<lb/> Fürstensaal aus, weil früher darinnen die alten Für-<lb/> sten- oder Ständetage gehalten wurden. Das Gewölbe<lb/> wird durch eine starke Säule getragen. Es befinden<lb/> sich hier eine Menge Alterthümer, die gezeigt werden.</p><lb/> <p>Der Durchgang durch das Rathhaus ist erlaubt;<lb/> der unter dem Rathhaus befindliche Keller ( Schweid-<lb/> nitzer Keller genannt ) ward 1356 steinern ausgebaut.<lb/> Man schenkte dort Anfangs Wein, später das beliebte<lb/> Schweidnitzer Bier, von welchem der Keller den Namen<lb/> bekam. Auch hier sind eine Menge interessanter Dinge<lb/> zu schauen und zu erzählen, worauf aber dieser kurze<lb/> Bericht nicht eingehen kann.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Die Goldgruben zu Orenburg</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Die Goldgruben im Gouvernement Orenburg<lb/> ( Rußland ) werden immer ergiebiger, so daß es fast an<lb/> Arbeitern fehlt alle reichhaltigen Sände zu bearbeiten.<lb/> Platina ( mit dem Golde vermischt ) wird in solcher<lb/> Menge gewonnen, daß bereits 250 Pfund zur weitern<lb/><cb n="2"/> Verfügung bei Seite gelegt worden sind. Manche Pla-<lb/> tina ist ziemlich rein, andere hingegen soll sehr stark<lb/> mit den vier Metallen vermischt seyn. Je weiter nach<lb/> Süden, desto mehr Gold, je weiter nach Norden, desto<lb/> mehr Platina. Die südlichsten Gruben liefern fast rei-<lb/> nes Gold; die nördlichen ( bei Tajel ) reine Platina<lb/> ( weißes Gold ) .</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Die Pilgrime von Mekka</hi>.</hi><lb/> ( Auszug aus Burckhardts Reisen. )</head><lb/> <p>Als Burckhardt aus Nubien durch die Wüste ans<lb/> rothe Meer zog, um nach Arabien übergesetzt zu werden,<lb/> waren zu der Karavane von 300 Kameelen, mit denen<lb/> er wanderte, eine Menge Pilgrime aus dem Jnnern<lb/> Afrika's hinzugestoßen ( die sich selbst Tekrury nennen ) ,<lb/> um die heilige Wallfahrt nach Mekka zu beginnen. Alle<lb/> diese Pilgrime konnten ein wenig schreiben und lesen;<lb/> und sie alle gehören zu dem Stand, den man Fakih<lb/> nennt. Burckhardt sagt: „ich fand nie einen ganz Un-<lb/> wissenden unter ihnen. Jhre Beweggründe, diese Reise<lb/> zu machen, sind theils ein reines Verlangen, die Vor-<lb/> schriften ihrer Religion zu erfüllen, theils der Ehrgeitz,<lb/> nachher sich des Ansehns zu erfreun, welche die Wall-<lb/> fahrt in ihrer Heimath denjenigen verleiht, die sie un-<lb/> ternommen haben, und welches sich nach dem Verhält-<lb/> niß der Schwierigkeiten der Reise richtet.</p><lb/> <p>Die Ausrüstung aller dieser Pilgrime ist ganz gleich<lb/> und besteht aus etlichen, rings um den Unterleib ge-<lb/> bundenen, Lappen, einer weiten wollenen Mütze, einem<lb/> ledernen Vorrathssack, den sie an einem langen Stock<lb/> über den Schultern tragen, einem ledernen Beutel, der<lb/> ein Gebetbuch, oder eine Abschrift von etlichen Kapiteln<lb/> des Korans enthält, einer hölzernen Tafel von einem<lb/> Fuß Länge und sechs Zoll Breite, worauf sie Zauber-<lb/> sprüche oder Gebete schreiben, für sich oder andere zum<lb/> Auswendiglernen, einem Schreibzeug aus kleinen Kür-<lb/> bissen gemacht, einem Kübel, daraus zu trinken, oder<lb/> von den Barmherzigen Lebensmittel darin zu sammeln,<lb/> einem kleinen irdenen Topf zum Abwaschen, und einer<lb/> langen Schnur Knöpfe, die in vielen Windungen um<lb/> den Hals hängt.</p><lb/> <p>Diese Pilgrime reisen selten allein, wenigstens bre-<lb/> chen sie selten allein auf bei ihren Reisen; sie bilden ge-<lb/> wöhnlich Gesellschaften von einem halben Dutzend, und<lb/> je nachdem die Gelegenheit sich darbietet, schließen sie<lb/> sich an eine Karavane auf der Straße an, oder gehen so<lb/> weiter. Von Taka, dem gewöhnlichen Sammelpunkt,<lb/> reisen sie nach Suakin, wo sie warten bis sie ein Schiff<lb/> finden, das sie nach Dschidda bringt. Das gewöhnliche<lb/> Fährgeld besteht in einem bis zwei Thalern. Während<lb/> ich mich zu Suakin befand, kehrte eine Gesellschaft von<lb/> wenigstens funfzigen nach Taka zurück, weil die Schiffs-<lb/> herrn, die damals im Hafen lagen, weniger als zwei<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0002]
Das Heller=Blatt.
Jch bin des Raths geharnschter Mann,
Wer mich anfaßt, der muß ein Schwerdt han.
Der erstere ( Voitknecht ) hatte das Amt, die Par-
theien vor den Stadtvogt zu laden, der letztere aber,
des Nachts in voller Rüstung die Stadt zu umreiten,
und Gesindel aufzuheben. Der Rath hielt eine Schaar
von beiden.
Die gothische Bauart des Rathhauses bekundet sich
nicht sowohl durch die vielen Schnörkel und in Stein
ausgehauene Figuren, die zum Theil abgebrochen, zum
Theil noch vorhanden sind, als durch die Anlage der
Gewölbe und durch die kleinen Thürme. Ueber der
Stadt=Vogtei ist ein Erker, bei dessen Erbauung grade
eine polnische Gesandtschaft in Breslau war, um die
Stadt zur Unterwerfung an Polen zu bewegen. Da
dies keinen Erfolg hatte, so weissagte der Legat, daß
der Bau bald einstürzen würde, wenn nicht dem polni-
schen Könige gehuldigt würde. Allein, setzt der Chro-
nist hinzu, dieser Bau steht noch, obschon der Teufel
den Gesandten längst geholt hat.
Der Thurm, dessen erste Erbauung ebenfalls nicht
bekannt ist, hat einen Kranz und zwei Durchsichten,
in welchen die Glocken der Stadtuhr hängen, er wurde
1558 erhöht und mit dem jetzigen vergoldeten Gepränge
versehen. Gegen die Westseite des Rathhauses, dem
Fischmarkt, sieht man am Thurm das in Stein ge-
hauene Stadt=Wappen, welche sim Jahr 1536 einge-
mauert worden. Gegen Mitternacht am Thurme hängt
das Rathsglöckchen mit der Jahrzahl 1360. Die Stadt-
uhr war ebenfalls aus jenem Alter, wurde aber 1801
durch eine neue ersetzt. Jm Jnnern des Rathhauses
finden sich eine Menge Zimmer, groß und gewölbt und
theils vom Magistrat, theils von dem Königl. Stadt-
Gericht besetzt. Unter ihnen zeichnet sich vorzüglich der
Fürstensaal aus, weil früher darinnen die alten Für-
sten- oder Ständetage gehalten wurden. Das Gewölbe
wird durch eine starke Säule getragen. Es befinden
sich hier eine Menge Alterthümer, die gezeigt werden.
Der Durchgang durch das Rathhaus ist erlaubt;
der unter dem Rathhaus befindliche Keller ( Schweid-
nitzer Keller genannt ) ward 1356 steinern ausgebaut.
Man schenkte dort Anfangs Wein, später das beliebte
Schweidnitzer Bier, von welchem der Keller den Namen
bekam. Auch hier sind eine Menge interessanter Dinge
zu schauen und zu erzählen, worauf aber dieser kurze
Bericht nicht eingehen kann.
Die Goldgruben zu Orenburg.
Die Goldgruben im Gouvernement Orenburg
( Rußland ) werden immer ergiebiger, so daß es fast an
Arbeitern fehlt alle reichhaltigen Sände zu bearbeiten.
Platina ( mit dem Golde vermischt ) wird in solcher
Menge gewonnen, daß bereits 250 Pfund zur weitern
Verfügung bei Seite gelegt worden sind. Manche Pla-
tina ist ziemlich rein, andere hingegen soll sehr stark
mit den vier Metallen vermischt seyn. Je weiter nach
Süden, desto mehr Gold, je weiter nach Norden, desto
mehr Platina. Die südlichsten Gruben liefern fast rei-
nes Gold; die nördlichen ( bei Tajel ) reine Platina
( weißes Gold ) .
Die Pilgrime von Mekka.
( Auszug aus Burckhardts Reisen. )
Als Burckhardt aus Nubien durch die Wüste ans
rothe Meer zog, um nach Arabien übergesetzt zu werden,
waren zu der Karavane von 300 Kameelen, mit denen
er wanderte, eine Menge Pilgrime aus dem Jnnern
Afrika's hinzugestoßen ( die sich selbst Tekrury nennen ) ,
um die heilige Wallfahrt nach Mekka zu beginnen. Alle
diese Pilgrime konnten ein wenig schreiben und lesen;
und sie alle gehören zu dem Stand, den man Fakih
nennt. Burckhardt sagt: „ich fand nie einen ganz Un-
wissenden unter ihnen. Jhre Beweggründe, diese Reise
zu machen, sind theils ein reines Verlangen, die Vor-
schriften ihrer Religion zu erfüllen, theils der Ehrgeitz,
nachher sich des Ansehns zu erfreun, welche die Wall-
fahrt in ihrer Heimath denjenigen verleiht, die sie un-
ternommen haben, und welches sich nach dem Verhält-
niß der Schwierigkeiten der Reise richtet.
Die Ausrüstung aller dieser Pilgrime ist ganz gleich
und besteht aus etlichen, rings um den Unterleib ge-
bundenen, Lappen, einer weiten wollenen Mütze, einem
ledernen Vorrathssack, den sie an einem langen Stock
über den Schultern tragen, einem ledernen Beutel, der
ein Gebetbuch, oder eine Abschrift von etlichen Kapiteln
des Korans enthält, einer hölzernen Tafel von einem
Fuß Länge und sechs Zoll Breite, worauf sie Zauber-
sprüche oder Gebete schreiben, für sich oder andere zum
Auswendiglernen, einem Schreibzeug aus kleinen Kür-
bissen gemacht, einem Kübel, daraus zu trinken, oder
von den Barmherzigen Lebensmittel darin zu sammeln,
einem kleinen irdenen Topf zum Abwaschen, und einer
langen Schnur Knöpfe, die in vielen Windungen um
den Hals hängt.
Diese Pilgrime reisen selten allein, wenigstens bre-
chen sie selten allein auf bei ihren Reisen; sie bilden ge-
wöhnlich Gesellschaften von einem halben Dutzend, und
je nachdem die Gelegenheit sich darbietet, schließen sie
sich an eine Karavane auf der Straße an, oder gehen so
weiter. Von Taka, dem gewöhnlichen Sammelpunkt,
reisen sie nach Suakin, wo sie warten bis sie ein Schiff
finden, das sie nach Dschidda bringt. Das gewöhnliche
Fährgeld besteht in einem bis zwei Thalern. Während
ich mich zu Suakin befand, kehrte eine Gesellschaft von
wenigstens funfzigen nach Taka zurück, weil die Schiffs-
herrn, die damals im Hafen lagen, weniger als zwei
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