Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 8. März 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
19,500 Fuß hoch über die Fläche des stillen Meeres.Sie sahen das Blut aus Augen, Lippen und Zahnfleisch treten, und erstarrten vor Kälte. Eine Schlucht oder ungeheure Bergspalte verhinderte sie bis zu dem nur noch 2140 Fuß entfernten Gipfel zu gelangen. Sie wollten die Quellen des Orinoco, dieses merkwürdigen Stroms, besuchen, und fuhren denselben bis an die Mündung des Rio Guaviare hinauf, kamen an den be- rühmten Wasserfällen von Akures und Maypure vorbei, wo die Höhle von Atarnipo, die Mumien einer durch den Krieg der Caraiben und Maraviten aufgeriebenen Nation in sich verschließt, allein die Guaikas=Jndianer, eine weiße, fast zwerghafte aber kriegerische Menschen- [Spaltenumbruch] race, und die kupferfarbigen Guajaiben, wilde Men- schenfresser, die nach Westen wohnen, verhinderten es. Nach großen Beschwerden kehrten sie auf dem Orinoco nach Cumana durch die Missionen der caraibischen Jn- dianer, einer riesenhaften Menschenrace zurück. Sie wollten eben über Mexiko nach den philippinischen Jn- seln und von da über Neu=Holland ( Australien ) durch Bombai, Bassora, Aleppo nach Constantinopel gehn, aber dringende und triftige Gründe nöthigten die Rei- senden, im August 1804 über Philadelphia nach Europa zurückzukehren. Das Ordnen der Schriften und deren Herausgabe nahm jetzt seine Zeit in Anspruch. Jm Jahre 1818 setzte Se. Majestät Friedrich Wilhelm III. Alexander von Humboldt. [Beginn Spaltensatz] dem hochverdienten Gelehrten und Reisenden ein Jahr- Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter. Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
19,500 Fuß hoch über die Fläche des stillen Meeres.Sie sahen das Blut aus Augen, Lippen und Zahnfleisch treten, und erstarrten vor Kälte. Eine Schlucht oder ungeheure Bergspalte verhinderte sie bis zu dem nur noch 2140 Fuß entfernten Gipfel zu gelangen. Sie wollten die Quellen des Orinoco, dieses merkwürdigen Stroms, besuchen, und fuhren denselben bis an die Mündung des Rio Guaviare hinauf, kamen an den be- rühmten Wasserfällen von Akures und Maypure vorbei, wo die Höhle von Atarnipo, die Mumien einer durch den Krieg der Caraiben und Maraviten aufgeriebenen Nation in sich verschließt, allein die Guaikas=Jndianer, eine weiße, fast zwerghafte aber kriegerische Menschen- [Spaltenumbruch] raçe, und die kupferfarbigen Guajaiben, wilde Men- schenfresser, die nach Westen wohnen, verhinderten es. Nach großen Beschwerden kehrten sie auf dem Orinoco nach Cumana durch die Missionen der caraibischen Jn- dianer, einer riesenhaften Menschenraçe zurück. Sie wollten eben über Mexiko nach den philippinischen Jn- seln und von da über Neu=Holland ( Australien ) durch Bombai, Bassora, Aleppo nach Constantinopel gehn, aber dringende und triftige Gründe nöthigten die Rei- senden, im August 1804 über Philadelphia nach Europa zurückzukehren. Das Ordnen der Schriften und deren Herausgabe nahm jetzt seine Zeit in Anspruch. Jm Jahre 1818 setzte Se. Majestät Friedrich Wilhelm III. Alexander von Humboldt. [Beginn Spaltensatz] dem hochverdienten Gelehrten und Reisenden ein Jahr- Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="80"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/> 19,500 Fuß hoch über die Fläche des stillen Meeres.<lb/> Sie sahen das Blut aus Augen, Lippen und Zahnfleisch<lb/> treten, und erstarrten vor Kälte. Eine Schlucht oder<lb/> ungeheure Bergspalte verhinderte sie bis zu dem nur<lb/> noch 2140 Fuß entfernten Gipfel zu gelangen. Sie<lb/> wollten die Quellen des Orinoco, dieses merkwürdigen<lb/> Stroms, besuchen, und fuhren denselben bis an die<lb/> Mündung des Rio Guaviare hinauf, kamen an den be-<lb/> rühmten Wasserfällen von Akures und Maypure vorbei,<lb/> wo die Höhle von Atarnipo, die Mumien einer durch<lb/> den Krieg der Caraiben und Maraviten aufgeriebenen<lb/> Nation in sich verschließt, allein die Guaikas=Jndianer,<lb/> eine weiße, fast zwerghafte aber kriegerische Menschen-<lb/><cb n="2"/> ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e, und die kupferfarbigen Guajaiben, wilde Men-<lb/> schenfresser, die nach Westen wohnen, verhinderten es.<lb/> Nach großen Beschwerden kehrten sie auf dem Orinoco<lb/> nach Cumana durch die Missionen der caraibischen Jn-<lb/> dianer, einer riesenhaften Menschenra<hi rendition="#aq">ç</hi>e zurück. Sie<lb/> wollten eben über Mexiko nach den philippinischen Jn-<lb/> seln und von da über Neu=Holland ( Australien ) durch<lb/> Bombai, Bassora, Aleppo nach Constantinopel gehn,<lb/> aber dringende und triftige Gründe nöthigten die Rei-<lb/> senden, im August 1804 über Philadelphia nach Europa<lb/> zurückzukehren. Das Ordnen der Schriften und deren<lb/> Herausgabe nahm jetzt seine Zeit in Anspruch. Jm<lb/> Jahre 1818 setzte Se. Majestät Friedrich Wilhelm <hi rendition="#aq">III.</hi> </p><lb/> <cb type="end"/> <figure> <p> <hi rendition="#c #g">Alexander von Humboldt.</hi> </p> </figure><lb/> <cb type="start"/> <p>dem hochverdienten Gelehrten und Reisenden ein Jahr-<lb/> gehalt von 12,000 Rthlr. in Golde aus, und Humboldt<lb/> beschäftigte sich mit Vorbereitungen zu einer umfassen-<lb/> den Reise nach Ostindien und Tibet, die aber bis jetzt<lb/> nicht in Ausführung kam, da er in die Umgebung des<lb/> Königs gezogen wurde. Jm Jahre 1829 bereisete<lb/><cb n="2"/> Alexander von Humboldt auf Veranlassung der russi-<lb/> schen Behörden Sibirien, wo er die Reichthümer dieses<lb/> öden Landes an edlen Erzen, Marmor und Diamanten<lb/> an's Licht brachte. Humboldt lebt jetzt in Berlin, und<lb/> ist fortwährend mit wissenschaftlichen Studien und Her-<lb/> ausgabe der lehrreichsten Werke beschäftigt.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> <back> <div type="imprint" n="1"> <p> <hi rendition="#c #g">Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.<lb/> ( Heinrich Richter. )</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#c">Verantwortlicher Redacteur: <hi rendition="#g">Theodor Brand.</hi></hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Steindruck von <hi rendition="#g">Wilhelm Steinmetz.</hi> <space dim="horizontal"/> Buchdruck von <hi rendition="#g">Heinrich Richter.</hi></p> </div><lb/> </back> </text> </TEI> [80/0008]
Das Heller=Blatt.
19,500 Fuß hoch über die Fläche des stillen Meeres.
Sie sahen das Blut aus Augen, Lippen und Zahnfleisch
treten, und erstarrten vor Kälte. Eine Schlucht oder
ungeheure Bergspalte verhinderte sie bis zu dem nur
noch 2140 Fuß entfernten Gipfel zu gelangen. Sie
wollten die Quellen des Orinoco, dieses merkwürdigen
Stroms, besuchen, und fuhren denselben bis an die
Mündung des Rio Guaviare hinauf, kamen an den be-
rühmten Wasserfällen von Akures und Maypure vorbei,
wo die Höhle von Atarnipo, die Mumien einer durch
den Krieg der Caraiben und Maraviten aufgeriebenen
Nation in sich verschließt, allein die Guaikas=Jndianer,
eine weiße, fast zwerghafte aber kriegerische Menschen-
raçe, und die kupferfarbigen Guajaiben, wilde Men-
schenfresser, die nach Westen wohnen, verhinderten es.
Nach großen Beschwerden kehrten sie auf dem Orinoco
nach Cumana durch die Missionen der caraibischen Jn-
dianer, einer riesenhaften Menschenraçe zurück. Sie
wollten eben über Mexiko nach den philippinischen Jn-
seln und von da über Neu=Holland ( Australien ) durch
Bombai, Bassora, Aleppo nach Constantinopel gehn,
aber dringende und triftige Gründe nöthigten die Rei-
senden, im August 1804 über Philadelphia nach Europa
zurückzukehren. Das Ordnen der Schriften und deren
Herausgabe nahm jetzt seine Zeit in Anspruch. Jm
Jahre 1818 setzte Se. Majestät Friedrich Wilhelm III.
[Abbildung Alexander von Humboldt. ]
dem hochverdienten Gelehrten und Reisenden ein Jahr-
gehalt von 12,000 Rthlr. in Golde aus, und Humboldt
beschäftigte sich mit Vorbereitungen zu einer umfassen-
den Reise nach Ostindien und Tibet, die aber bis jetzt
nicht in Ausführung kam, da er in die Umgebung des
Königs gezogen wurde. Jm Jahre 1829 bereisete
Alexander von Humboldt auf Veranlassung der russi-
schen Behörden Sibirien, wo er die Reichthümer dieses
öden Landes an edlen Erzen, Marmor und Diamanten
an's Licht brachte. Humboldt lebt jetzt in Berlin, und
ist fortwährend mit wissenschaftlichen Studien und Her-
ausgabe der lehrreichsten Werke beschäftigt.
Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )
Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.
Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |