Das Heller-Blatt. Nr. 12. Breslau, 22. März 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Wichtiges mitzutheilen habe. Hauser entgegnete, erhabe jetzt keine Zeit, da er zu Tische müsse, worauf der Unbekannte ihn ersuchte sich Nachmittags im Schloß- garten einzufinden. Hauser leistete unbesonnener Weise, ohne Jemanden etwas davon mitzutheilen dieser Einla- dung Folge und begab sich um 3 Uhr dorthin, wo der Fremde bereits seiner wartete und ihn unter allerhand gleichgültigen Gesprächen in einen abgelegenen Theil des Gartens führte. Hier stand derselbe auf einmal still, [Spaltenumbruch] suchte in einer hervorgezogenen Brieftasche nach Papie- ren und versetzte Hausern, während dieser auf die Pa- piere sah, plötzlich eine Stichwunde, 2 Zoll unter dem Herzen, worauf er schleunigst entsprang. Gegen halb 4 Uhr Nachmittags stürzte Hauser athemlos und ver- stört in das Zimmer seines Lehrers und zog diesen unter den abgerissenen Ausrufungen: Schloßgarten - Beutel - Uz - Denkmal - nach dem Schloßgarten fort, fiel aber schon unterwegs vor Entkräftung nieder. Jetzt [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Kaspar Hauser. [Beginn Spaltensatz] entdeckte erst der Lehrer, daß Hauser verwundet war und schleppte ihn nur mit Mühe nach Hause zurück. Von hier aus wurde ein Polizei=Soldat nach dem Schloß- garten geschickt, welcher bei Uzens Denkmal einen klei- nen Mädchen=Arbeitsbeutel liegend fand, der einen Zettel enthielt, auf welchem in verkehrter Schrift fol- gende Worte standen: "Hauser wird es euch ganz genau erzählen können, wie ich aussehe und woher ich bin - Dem Hauser die Mühe zu ersparen will ich es euch sagen, woher ich komme - - Jch komme von - - Der Baierischen Grenze - - Am Flusse - - [Spaltenumbruch] - - - - Jch will auch sogar noch den Namen sa- gen: - M. L. O." Die herzugerufenen Aerzte erklärten die Wunde für Noch immer ist trotz allen Nachforschungen der Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter. Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Wichtiges mitzutheilen habe. Hauser entgegnete, erhabe jetzt keine Zeit, da er zu Tische müsse, worauf der Unbekannte ihn ersuchte sich Nachmittags im Schloß- garten einzufinden. Hauser leistete unbesonnener Weise, ohne Jemanden etwas davon mitzutheilen dieser Einla- dung Folge und begab sich um 3 Uhr dorthin, wo der Fremde bereits seiner wartete und ihn unter allerhand gleichgültigen Gesprächen in einen abgelegenen Theil des Gartens führte. Hier stand derselbe auf einmal still, [Spaltenumbruch] suchte in einer hervorgezogenen Brieftasche nach Papie- ren und versetzte Hausern, während dieser auf die Pa- piere sah, plötzlich eine Stichwunde, 2 Zoll unter dem Herzen, worauf er schleunigst entsprang. Gegen halb 4 Uhr Nachmittags stürzte Hauser athemlos und ver- stört in das Zimmer seines Lehrers und zog diesen unter den abgerissenen Ausrufungen: Schloßgarten – Beutel – Uz – Denkmal – nach dem Schloßgarten fort, fiel aber schon unterwegs vor Entkräftung nieder. Jetzt [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Kaspar Hauser. [Beginn Spaltensatz] entdeckte erst der Lehrer, daß Hauser verwundet war und schleppte ihn nur mit Mühe nach Hause zurück. Von hier aus wurde ein Polizei=Soldat nach dem Schloß- garten geschickt, welcher bei Uzens Denkmal einen klei- nen Mädchen=Arbeitsbeutel liegend fand, der einen Zettel enthielt, auf welchem in verkehrter Schrift fol- gende Worte standen: „Hauser wird es euch ganz genau erzählen können, wie ich aussehe und woher ich bin – Dem Hauser die Mühe zu ersparen will ich es euch sagen, woher ich komme – – Jch komme von – – Der Baierischen Grenze – – Am Flusse – – [Spaltenumbruch] – – – – Jch will auch sogar noch den Namen sa- gen: – M. L. O.“ Die herzugerufenen Aerzte erklärten die Wunde für Noch immer ist trotz allen Nachforschungen der Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. 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Das Heller=Blatt.
Wichtiges mitzutheilen habe. Hauser entgegnete, er
habe jetzt keine Zeit, da er zu Tische müsse, worauf der
Unbekannte ihn ersuchte sich Nachmittags im Schloß-
garten einzufinden. Hauser leistete unbesonnener Weise,
ohne Jemanden etwas davon mitzutheilen dieser Einla-
dung Folge und begab sich um 3 Uhr dorthin, wo der
Fremde bereits seiner wartete und ihn unter allerhand
gleichgültigen Gesprächen in einen abgelegenen Theil des
Gartens führte. Hier stand derselbe auf einmal still,
suchte in einer hervorgezogenen Brieftasche nach Papie-
ren und versetzte Hausern, während dieser auf die Pa-
piere sah, plötzlich eine Stichwunde, 2 Zoll unter dem
Herzen, worauf er schleunigst entsprang. Gegen halb
4 Uhr Nachmittags stürzte Hauser athemlos und ver-
stört in das Zimmer seines Lehrers und zog diesen unter
den abgerissenen Ausrufungen: Schloßgarten – Beutel
– Uz – Denkmal – nach dem Schloßgarten fort, fiel
aber schon unterwegs vor Entkräftung nieder. Jetzt
[Abbildung Kaspar Hauser. ]
entdeckte erst der Lehrer, daß Hauser verwundet war und
schleppte ihn nur mit Mühe nach Hause zurück. Von
hier aus wurde ein Polizei=Soldat nach dem Schloß-
garten geschickt, welcher bei Uzens Denkmal einen klei-
nen Mädchen=Arbeitsbeutel liegend fand, der einen
Zettel enthielt, auf welchem in verkehrter Schrift fol-
gende Worte standen: „Hauser wird es euch ganz
genau erzählen können, wie ich aussehe und woher ich
bin – Dem Hauser die Mühe zu ersparen will ich es
euch sagen, woher ich komme – – Jch komme von
– – Der Baierischen Grenze – – Am Flusse – –
– – – – Jch will auch sogar noch den Namen sa-
gen: – M. L. O.“
Die herzugerufenen Aerzte erklärten die Wunde für
schlechterdings tödlich. Nur 78 Stunden lebte er nach
dieser grauenvollen That, meist bei vollem Bewußtseyn.
Am 20. December geschah seine Beerdigung in Gegen-
wart einer großen Menschenmenge, die ohne Unterschied
des Standes die rührendste Theilnahme zeigte.
Noch immer ist trotz allen Nachforschungen der
Gerichte und Polizei=Behörden keine Spur des Thäters
entdeckt worden.
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