Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Platz greifen. Wieland, welcher kurz zuvor durcheine jugendliche Licenz Göthens war beleidigt wor- den, schrieb, nach seiner persönlichen Bekanntschaft, von ihm Folgendes: "Jch lebe nach unserer Seelen- vereinigung ganz in Jhm. Er ist, in jedem Betracht, [Spaltenumbruch] das größeste, beste, herrlichste Wesen, das Gott ge- schaffen hat." - Noch merkwürdiger ist das Zengniß eines französischen Schriftstellers über ihn, da wir sonst eben nicht gewöhnt sind, aus Frankreich Zeugnisse deutscher Größe zu empfangen. " Göthe - sagt [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Göthe. [Beginn Spaltensatz] Cousin - "war der mächtigste Beweger der Umge- staltung der deutschen Literatur seit 60 Jahren, immer an der Spitze ihrer mannigfachen Bewegungen, immer unabhängig war die Richtung, die er schuf und för- derte, immer erhaben über die seiner eigenen Schriften wie über die der Andern, immer ursprünglich und daher mannigfaltig, keinen andern Führer und kein anderes Gesetz anerkennend, als die Beschaffenheit selbst der verschiedensten Gegenstände, die sein Genie ergriff, und der mannigfaltigen Zeiten, von denen er Gemälde dar- bot. Seine Muse ruft nach Belieben die Sitten von Tauris oder Schwaben auf der Bühne hervor, den Hof von Ferrara, den Markt von Brüssel und die düstere Kammer, wo die Forschungen und die Einbildungskraft [Spaltenumbruch] des Faust aufregen und verführen. Er ist der Dichter Deutschlands, der am innigsten gefühlt hat, daß die Poesie alles schildern darf und ohne Grenzen ist." Athen. Wir geben hier eine Ansicht von Athen. Von Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Platz greifen. Wieland, welcher kurz zuvor durcheine jugendliche Licenz Göthens war beleidigt wor- den, schrieb, nach seiner persönlichen Bekanntschaft, von ihm Folgendes: „Jch lebe nach unserer Seelen- vereinigung ganz in Jhm. Er ist, in jedem Betracht, [Spaltenumbruch] das größeste, beste, herrlichste Wesen, das Gott ge- schaffen hat.“ – Noch merkwürdiger ist das Zengniß eines französischen Schriftstellers über ihn, da wir sonst eben nicht gewöhnt sind, aus Frankreich Zeugnisse deutscher Größe zu empfangen. „ Göthe – sagt [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Göthe. [Beginn Spaltensatz] Cousin – „war der mächtigste Beweger der Umge- staltung der deutschen Literatur seit 60 Jahren, immer an der Spitze ihrer mannigfachen Bewegungen, immer unabhängig war die Richtung, die er schuf und för- derte, immer erhaben über die seiner eigenen Schriften wie über die der Andern, immer ursprünglich und daher mannigfaltig, keinen andern Führer und kein anderes Gesetz anerkennend, als die Beschaffenheit selbst der verschiedensten Gegenstände, die sein Genie ergriff, und der mannigfaltigen Zeiten, von denen er Gemälde dar- bot. Seine Muse ruft nach Belieben die Sitten von Tauris oder Schwaben auf der Bühne hervor, den Hof von Ferrara, den Markt von Brüssel und die düstere Kammer, wo die Forschungen und die Einbildungskraft [Spaltenumbruch] des Faust aufregen und verführen. Er ist der Dichter Deutschlands, der am innigsten gefühlt hat, daß die Poesie alles schildern darf und ohne Grenzen ist.“ Athen. Wir geben hier eine Ansicht von Athen. Von <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="268"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/> Platz greifen. <hi rendition="#g">Wieland,</hi> welcher kurz zuvor durch<lb/> eine jugendliche Licenz <hi rendition="#g">Göthens</hi> war beleidigt wor-<lb/> den, schrieb, nach seiner persönlichen Bekanntschaft,<lb/> von ihm Folgendes: „Jch lebe nach unserer Seelen-<lb/> vereinigung ganz in <hi rendition="#g">Jhm.</hi> Er ist, in jedem Betracht,<lb/><cb n="2"/> das größeste, beste, herrlichste Wesen, das Gott ge-<lb/> schaffen hat.“ – Noch merkwürdiger ist das Zengniß<lb/> eines französischen Schriftstellers über ihn, da wir sonst<lb/> eben nicht gewöhnt sind, aus <hi rendition="#g">Frankreich</hi> Zeugnisse<lb/><hi rendition="#g">deutscher Größe</hi> zu empfangen. „ <hi rendition="#g">Göthe</hi> – sagt<lb/><cb type="end"/> <figure><p><hi rendition="#c #g">Göthe.</hi></p></figure><lb/><cb type="start"/> <hi rendition="#g">Cousin</hi> – „war der mächtigste Beweger der Umge-<lb/> staltung der deutschen Literatur seit 60 Jahren, immer<lb/> an der Spitze ihrer mannigfachen Bewegungen, immer<lb/> unabhängig war die Richtung, die er schuf und för-<lb/> derte, immer erhaben über die seiner eigenen Schriften<lb/> wie über die der Andern, immer ursprünglich und daher<lb/> mannigfaltig, keinen andern Führer und kein anderes<lb/> Gesetz anerkennend, als die Beschaffenheit selbst der<lb/> verschiedensten Gegenstände, die sein Genie ergriff, und<lb/> der mannigfaltigen Zeiten, von denen er Gemälde dar-<lb/> bot. Seine Muse ruft nach Belieben die Sitten von<lb/> Tauris oder Schwaben auf der Bühne hervor, den Hof<lb/> von Ferrara, den Markt von Brüssel und die düstere<lb/> Kammer, wo die Forschungen und die Einbildungskraft<lb/><cb n="2"/> des Faust aufregen und verführen. Er ist der Dichter<lb/> Deutschlands, der am innigsten gefühlt hat, daß die<lb/> Poesie alles schildern darf und ohne Grenzen ist.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Athen</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Wir geben hier eine Ansicht von Athen. Von<lb/> jener hochberühmten Stadt, aus deren Mitte sich das<lb/> Licht ächt menschlicher Kultur durch Jahrtausende bis<lb/> auf unsere Zeit verbreitet hat, und sich wahrscheinlich<lb/> gleich belebend und bildend durch ferne Jahrtausende<lb/> auf die Nachwelt verbreiten wird. Das alte Athen lag<lb/> in der Mitte der Landschaft Attika, 5000 Schritte vom<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0004]
Das Heller=Blatt.
Platz greifen. Wieland, welcher kurz zuvor durch
eine jugendliche Licenz Göthens war beleidigt wor-
den, schrieb, nach seiner persönlichen Bekanntschaft,
von ihm Folgendes: „Jch lebe nach unserer Seelen-
vereinigung ganz in Jhm. Er ist, in jedem Betracht,
das größeste, beste, herrlichste Wesen, das Gott ge-
schaffen hat.“ – Noch merkwürdiger ist das Zengniß
eines französischen Schriftstellers über ihn, da wir sonst
eben nicht gewöhnt sind, aus Frankreich Zeugnisse
deutscher Größe zu empfangen. „ Göthe – sagt
[Abbildung Göthe. ]
Cousin – „war der mächtigste Beweger der Umge-
staltung der deutschen Literatur seit 60 Jahren, immer
an der Spitze ihrer mannigfachen Bewegungen, immer
unabhängig war die Richtung, die er schuf und för-
derte, immer erhaben über die seiner eigenen Schriften
wie über die der Andern, immer ursprünglich und daher
mannigfaltig, keinen andern Führer und kein anderes
Gesetz anerkennend, als die Beschaffenheit selbst der
verschiedensten Gegenstände, die sein Genie ergriff, und
der mannigfaltigen Zeiten, von denen er Gemälde dar-
bot. Seine Muse ruft nach Belieben die Sitten von
Tauris oder Schwaben auf der Bühne hervor, den Hof
von Ferrara, den Markt von Brüssel und die düstere
Kammer, wo die Forschungen und die Einbildungskraft
des Faust aufregen und verführen. Er ist der Dichter
Deutschlands, der am innigsten gefühlt hat, daß die
Poesie alles schildern darf und ohne Grenzen ist.“
Athen.
Wir geben hier eine Ansicht von Athen. Von
jener hochberühmten Stadt, aus deren Mitte sich das
Licht ächt menschlicher Kultur durch Jahrtausende bis
auf unsere Zeit verbreitet hat, und sich wahrscheinlich
gleich belebend und bildend durch ferne Jahrtausende
auf die Nachwelt verbreiten wird. Das alte Athen lag
in der Mitte der Landschaft Attika, 5000 Schritte vom
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