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Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] saronischen Meerbusen. Zwei kleine Flüsse, der Ke-
phissus gegen Mitternacht, der Jlyssus gegen Mittag,
bespülten seine Mauern. Die Häfen der Stadt, Pi-
räus, Munychia, Phalerus, lagen gegen Südwesten.
Athen soll seinen Ursprung einem Kastell, welches Ke-
krops anlegte und Kekropia nannte, verdanken. Um
diese Burg ward etwa 1500 Jahre vor Christi die
Stadt angelegt, welche, die umbauten Häfen und lan-
gen Verbindungsmauern eingerechnet, später3 1 / 2 deut-
sche Meile im Umfange und mit den Sklaven über
[Spaltenumbruch] 500,000 Einwohner hatte. Die Stadt wuchs an
Größe und ziemlich ungestört durch bürgerliche Kriege
bis 490 vor Christi, wo der persische Krieg anbrach.
Die Athener sandten 10,000 Bürger unter Miltiades,
Aristides und Themistokles dem Perserheere entgegen,
welches 100,000 Mann stark in der Ebene von Mara-
thon, nordöstlich eine Meile von der Stadt, stand.
Die Perser wurden geschlagen und dieser Sieg verlieh
den Athenern durch ganz Griechenland großen Ruhm.
Aber als zwei Jahre später ein ungeheures Perserheer
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Athen.


[Beginn Spaltensatz] durch die Felsenpforten Thessaliens in Griechenland
auf's Neue eindrang, verließen die Athener ihre Stadt
und begaben sich theils auf die westlich gelegene nahe
Jnsel Salamis und auf ihre Schiffe, ihre Häuser ga-
ben sie dem Feinde Preis, der Athen zerstörte. Die
Siege der Griechen aber befreieten bald den vaterländi-
schen Boden, und die Stadt ward schöner als vorher
aufgebaut. Als jetzt Athen der vornehmste Freistaat
Griechenlands und ein Sitz der Künste und W[i]ssenschaf-
ten, so wie des Handels wurde, nahm die Stadt an
Pracht und Ruhm immer mehr zu. Die größten Män-
ner, welche Griechenland hervorbrachte, lehrten und
wirkten in und für Athen, welches alle andern Städte
der Welt in Kunst und Wissenschaft übertraf und mit
Denkmälern sich schmückte. Unter den Belagerungen,
welchen Athen mehrere Male unterlag, zeichnete sich
[Spaltenumbruch] diejenige schmerzlich aus, welche der römische Feldherr
Sulla unternahm, und welche der Stadt viel tausend
Bürger und einen Theil ihrer schönsten Gebäude koste-
ten. Aber als im fünften Jahrhundert der Gothenkö-
nig Alarich vor Athen erschien und es einnahm, hatte
die Stunde der Vernichtung geschlagen. Er verwan-
delte Athen in einen Aschenhaufen. Nur wenige von
den schönen Gebäuden, diesen D nkmälern der vollen-
detsten Baukunst, nur wenige der Bildhauerei und gar
keins jener Malerei, welche die Alten so vollendet kann-
ten, sind übrig geblieben. Die wenigen Tempel, wel-
che die Zerstörung überlebten, sind auch meist noch jetzt
vorhanden und bilden die prächtigen Ruinen, welche
wir bewundern. Jm Jahre 1456 fiel Athen in die
Hände der Türken und bekam von da ab muselmänni-
sche Herrschaft, welcher erst durch den letzten Befreiungs-
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] saronischen Meerbusen. Zwei kleine Flüsse, der Ke-
phissus gegen Mitternacht, der Jlyssus gegen Mittag,
bespülten seine Mauern. Die Häfen der Stadt, Pi-
räus, Munychia, Phalerus, lagen gegen Südwesten.
Athen soll seinen Ursprung einem Kastell, welches Ke-
krops anlegte und Kekropia nannte, verdanken. Um
diese Burg ward etwa 1500 Jahre vor Christi die
Stadt angelegt, welche, die umbauten Häfen und lan-
gen Verbindungsmauern eingerechnet, später3 1 / 2 deut-
sche Meile im Umfange und mit den Sklaven über
[Spaltenumbruch] 500,000 Einwohner hatte. Die Stadt wuchs an
Größe und ziemlich ungestört durch bürgerliche Kriege
bis 490 vor Christi, wo der persische Krieg anbrach.
Die Athener sandten 10,000 Bürger unter Miltiades,
Aristides und Themistokles dem Perserheere entgegen,
welches 100,000 Mann stark in der Ebene von Mara-
thon, nordöstlich eine Meile von der Stadt, stand.
Die Perser wurden geschlagen und dieser Sieg verlieh
den Athenern durch ganz Griechenland großen Ruhm.
Aber als zwei Jahre später ein ungeheures Perserheer
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Athen.


[Beginn Spaltensatz] durch die Felsenpforten Thessaliens in Griechenland
auf's Neue eindrang, verließen die Athener ihre Stadt
und begaben sich theils auf die westlich gelegene nahe
Jnsel Salamis und auf ihre Schiffe, ihre Häuser ga-
ben sie dem Feinde Preis, der Athen zerstörte. Die
Siege der Griechen aber befreieten bald den vaterländi-
schen Boden, und die Stadt ward schöner als vorher
aufgebaut. Als jetzt Athen der vornehmste Freistaat
Griechenlands und ein Sitz der Künste und W[i]ssenschaf-
ten, so wie des Handels wurde, nahm die Stadt an
Pracht und Ruhm immer mehr zu. Die größten Män-
ner, welche Griechenland hervorbrachte, lehrten und
wirkten in und für Athen, welches alle andern Städte
der Welt in Kunst und Wissenschaft übertraf und mit
Denkmälern sich schmückte. Unter den Belagerungen,
welchen Athen mehrere Male unterlag, zeichnete sich
[Spaltenumbruch] diejenige schmerzlich aus, welche der römische Feldherr
Sulla unternahm, und welche der Stadt viel tausend
Bürger und einen Theil ihrer schönsten Gebäude koste-
ten. Aber als im fünften Jahrhundert der Gothenkö-
nig Alarich vor Athen erschien und es einnahm, hatte
die Stunde der Vernichtung geschlagen. Er verwan-
delte Athen in einen Aschenhaufen. Nur wenige von
den schönen Gebäuden, diesen D nkmälern der vollen-
detsten Baukunst, nur wenige der Bildhauerei und gar
keins jener Malerei, welche die Alten so vollendet kann-
ten, sind übrig geblieben. Die wenigen Tempel, wel-
che die Zerstörung überlebten, sind auch meist noch jetzt
vorhanden und bilden die prächtigen Ruinen, welche
wir bewundern. Jm Jahre 1456 fiel Athen in die
Hände der Türken und bekam von da ab muselmänni-
sche Herrschaft, welcher erst durch den letzten Befreiungs-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller34_1834/5>, abgerufen am 21.11.2024.