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Das Heller-Blatt. Nr. 35. Breslau, 30. August 1834.

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System sich auf Eigenheiten und Haushalt dieser be-
triebsamen Jnsekten gründet, welche bisher den auf-
merksamsten Beobachtungen der besten Naturforscher
entgangen sind.

Herr Nutt nennt sein System sehr passend:
"Menschlichkeit gegen Bienen," weil eine der größten
Verbesserungen seiner Methode darin besteht, den Jn-
halt der Stöcke erlangen zu können, ohne die Bienen
zu tödten, während durch seine sinnreiche Erfindung,
den Raum des Stockes und die Vorrathskammern der
Bienen zu erweitern, der Urstock sich immer wieder von
selbst füllt. Von der höhern Produktivität seines Sy-
stems kann man sich ungefähr einen Begriff machen,
wenn man aus den Angaben des Herrn Nutt erfährt,
daß ein einziger Stock in einem Jahre 295 Pfund des
reinsten Honigs gab.

Die Grundzüge dieses neuen Systems sind, daß
man den Urstock oder, wie Herr Nutt ihn nennt,
"den natürlichen Sitz des Schwarms" unberührt läßt.
Wenn dieser mit seinem süßen Schatz angefüllt ist, der
unangetastet und nur für den Gebrauch des Stockes
aufbewahrt bleiben muß, so setzt Herr Nutt, damit
die Bienen aus Mangel an Raum zu ihren Arbeiten
nicht genöthigt seyen zu schwärmen, Seitenstöcke an
den Hauptstock an, mit welchen sie durch angebrachte
Oeffnungen in Verbindung stehen; und die Bienen, die
nun neuen Raum haben, arbeiten mit frischer Thätig-
keit. An diesen Stöcken sind auf sinnreiche Weise Luft-
züge angebracht, um dem Stock eine frei cirkulirende
und gleichmäßig temperirte Luft zu verschaffen, deren
Nothwendigkeit durch ein Termometer angezeigt wird.
Dieser Punkt der erforderlichen Luft=Temperatur ist
allen andern Naturforschern, die sich mit Beobachtung
der Bienen beschäftigten, entgangen. Unter gewöhn-
lichen Umständen ist die nöthige Temperatur 80 Grad
Fahrenheit; steigt das Thermometer auf 90 Grad, so
zeigt dies die Nothwendigkeit, die Luftzüge zu öffnen.
Steigt es plötzlich auf 120 oder 130 Grad, so ist dies
ein Zeichen, daß der Stock voll ist, und daß ein neuer
Nebenstock angesetzt werden muß, den man an der ent-
gegengesetzten Seite des Hauptstockes anbringt. Um
die Bienen in den Hauptstock zurückzutreiben, gebraucht
man wieder die Luftzüge, durch welche man die innere
Hitze des Stockes der äußern Temperatur gleich macht.
Die Bienen weichen dann vor dieser plötzlichen Kälte
zurück, dann schließt man die Verbindung mit dem
Hauptstock und nimmt den Nebenstock weg, ohne ein
einziges Thier zu beschädigen. Wer mit der Bienen-
zucht vertraut ist, wird den Vorzug dieser Methode
vor jeder andern, die Bienen fortzutreiben, welche die
Menschlichkeit eingiebt, um das Leben der kleinen Ar-
beiter zu erhalten, erkennen. Der auf diese Weise ge-
wonnene Honig und Wachs sind von der vortrefflich-
sten Gattung.

[Spaltenumbruch]

Unter andern interessanten Beobachtungen zur
Naturgeschichte der Bienen, die Herr Nutt anstellte,
ist auch die, daß es nicht eine junge Königin ist, welche
mit einer Kolonie den Stock verläßt, um zu schwärmen,
sondern die ursprüngliche Monorchin des Stockes selbst,
und dann sind die bleibenden Bienen damit beschäftigt,
eine neue Königin=Puppe zu beleben, die aber, wenn
kein Anlaß zum Schwärmen da ist, in diesem leblosen
Zustande aus dem Stocke geworfen wird.



Wie schwimmen die Araber?

Die Araber schwimmen auf Schläuchen. Sie neh-
men ein Ziegenfell und nähen alle Oeffnungen sorgfältig
bis auf die des einen Fußes zu, womit sie den Balg
aufblasen, bis er mit Luft angefüllt und recht prall
ist, worauf sie ihn zusammendrehen und recht fest zu-
halten. Auf solchen Schläuchen, die Pfeife im Munde,
die Kleider in ein Bündel gepackt auf der Schulter,
schwimmen sie nun, mit Füßen und Händen sich len-
kend, gleich Enten unter Sang und Jauchzen, Fami-
lienweise über den Euphrat und Tigris.



Merkwürdiger Kampf mit einem
Haifisch
.

Eines Morgens wurde ein Knabe von ungefähr
8 Jahren von seinem Vater, von einem Kahn aus, im
Ganges gebadet, um ihn dergestalt frühzeitig zu der
harten Lebensweise zu gewöhnen, zu der er ihn be-
stimmte. Ehe er ihn aber aus den strömenden Wellen
ziehen konnte, schnappte ihn ein Haifisch weg, und man
sah ihn nicht mehr. Der Vater verlor keinen Augen-
blick, sondern stand ruhig auf, nahm ein breites Mes-
ser, welches er in einer breiten Scheide an seinem Gurt
trug, zwischen die Zähne und stürzte sich in's Wasser.
Auf einige Zeit verschwand er, nach einer Weile jedoch
sah man ihn mitunter in die Höhe kommen und wieder
untertauchen, als wenn er mit seinem furchtbaren
Feinde im Kampf begriffen wäre. Es war eine Zeit
der ängstlichsten Spannung für diejenigen, welche in
den Booten in einiger Entfernung den Ausgang abwar-
teten. Nach einer Weile wurde der weiße Schaum mit
Blut gefärbt, ein schrecklicher Anblick für die Zuschauer,
welche blos muthmaßen konnten, was unter dem Was-
ser vorging. Man sah den Mann abermals in die
Höhe kommen und wieder verschwinden, so daß das
Todeswerk offenbar noch nicht vorüber war. Nach-
dem noch einige Zeit verstrichen war, erschien zum Er-
staunen aller derjenigen, die in der Bucht versammelt
waren, denn es hatten sich unterdessen unzählige Men-
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] land, aufstellt. Sie sind um so interessanter, als dies
System sich auf Eigenheiten und Haushalt dieser be-
triebsamen Jnsekten gründet, welche bisher den auf-
merksamsten Beobachtungen der besten Naturforscher
entgangen sind.

Herr Nutt nennt sein System sehr passend:
„Menschlichkeit gegen Bienen,“ weil eine der größten
Verbesserungen seiner Methode darin besteht, den Jn-
halt der Stöcke erlangen zu können, ohne die Bienen
zu tödten, während durch seine sinnreiche Erfindung,
den Raum des Stockes und die Vorrathskammern der
Bienen zu erweitern, der Urstock sich immer wieder von
selbst füllt. Von der höhern Produktivität seines Sy-
stems kann man sich ungefähr einen Begriff machen,
wenn man aus den Angaben des Herrn Nutt erfährt,
daß ein einziger Stock in einem Jahre 295 Pfund des
reinsten Honigs gab.

Die Grundzüge dieses neuen Systems sind, daß
man den Urstock oder, wie Herr Nutt ihn nennt,
„den natürlichen Sitz des Schwarms“ unberührt läßt.
Wenn dieser mit seinem süßen Schatz angefüllt ist, der
unangetastet und nur für den Gebrauch des Stockes
aufbewahrt bleiben muß, so setzt Herr Nutt, damit
die Bienen aus Mangel an Raum zu ihren Arbeiten
nicht genöthigt seyen zu schwärmen, Seitenstöcke an
den Hauptstock an, mit welchen sie durch angebrachte
Oeffnungen in Verbindung stehen; und die Bienen, die
nun neuen Raum haben, arbeiten mit frischer Thätig-
keit. An diesen Stöcken sind auf sinnreiche Weise Luft-
züge angebracht, um dem Stock eine frei cirkulirende
und gleichmäßig temperirte Luft zu verschaffen, deren
Nothwendigkeit durch ein Termometer angezeigt wird.
Dieser Punkt der erforderlichen Luft=Temperatur ist
allen andern Naturforschern, die sich mit Beobachtung
der Bienen beschäftigten, entgangen. Unter gewöhn-
lichen Umständen ist die nöthige Temperatur 80 Grad
Fahrenheit; steigt das Thermometer auf 90 Grad, so
zeigt dies die Nothwendigkeit, die Luftzüge zu öffnen.
Steigt es plötzlich auf 120 oder 130 Grad, so ist dies
ein Zeichen, daß der Stock voll ist, und daß ein neuer
Nebenstock angesetzt werden muß, den man an der ent-
gegengesetzten Seite des Hauptstockes anbringt. Um
die Bienen in den Hauptstock zurückzutreiben, gebraucht
man wieder die Luftzüge, durch welche man die innere
Hitze des Stockes der äußern Temperatur gleich macht.
Die Bienen weichen dann vor dieser plötzlichen Kälte
zurück, dann schließt man die Verbindung mit dem
Hauptstock und nimmt den Nebenstock weg, ohne ein
einziges Thier zu beschädigen. Wer mit der Bienen-
zucht vertraut ist, wird den Vorzug dieser Methode
vor jeder andern, die Bienen fortzutreiben, welche die
Menschlichkeit eingiebt, um das Leben der kleinen Ar-
beiter zu erhalten, erkennen. Der auf diese Weise ge-
wonnene Honig und Wachs sind von der vortrefflich-
sten Gattung.

[Spaltenumbruch]

Unter andern interessanten Beobachtungen zur
Naturgeschichte der Bienen, die Herr Nutt anstellte,
ist auch die, daß es nicht eine junge Königin ist, welche
mit einer Kolonie den Stock verläßt, um zu schwärmen,
sondern die ursprüngliche Monorchin des Stockes selbst,
und dann sind die bleibenden Bienen damit beschäftigt,
eine neue Königin=Puppe zu beleben, die aber, wenn
kein Anlaß zum Schwärmen da ist, in diesem leblosen
Zustande aus dem Stocke geworfen wird.



Wie schwimmen die Araber?

Die Araber schwimmen auf Schläuchen. Sie neh-
men ein Ziegenfell und nähen alle Oeffnungen sorgfältig
bis auf die des einen Fußes zu, womit sie den Balg
aufblasen, bis er mit Luft angefüllt und recht prall
ist, worauf sie ihn zusammendrehen und recht fest zu-
halten. Auf solchen Schläuchen, die Pfeife im Munde,
die Kleider in ein Bündel gepackt auf der Schulter,
schwimmen sie nun, mit Füßen und Händen sich len-
kend, gleich Enten unter Sang und Jauchzen, Fami-
lienweise über den Euphrat und Tigris.



Merkwürdiger Kampf mit einem
Haifisch
.

Eines Morgens wurde ein Knabe von ungefähr
8 Jahren von seinem Vater, von einem Kahn aus, im
Ganges gebadet, um ihn dergestalt frühzeitig zu der
harten Lebensweise zu gewöhnen, zu der er ihn be-
stimmte. Ehe er ihn aber aus den strömenden Wellen
ziehen konnte, schnappte ihn ein Haifisch weg, und man
sah ihn nicht mehr. Der Vater verlor keinen Augen-
blick, sondern stand ruhig auf, nahm ein breites Mes-
ser, welches er in einer breiten Scheide an seinem Gurt
trug, zwischen die Zähne und stürzte sich in's Wasser.
Auf einige Zeit verschwand er, nach einer Weile jedoch
sah man ihn mitunter in die Höhe kommen und wieder
untertauchen, als wenn er mit seinem furchtbaren
Feinde im Kampf begriffen wäre. Es war eine Zeit
der ängstlichsten Spannung für diejenigen, welche in
den Booten in einiger Entfernung den Ausgang abwar-
teten. Nach einer Weile wurde der weiße Schaum mit
Blut gefärbt, ein schrecklicher Anblick für die Zuschauer,
welche blos muthmaßen konnten, was unter dem Was-
ser vorging. Man sah den Mann abermals in die
Höhe kommen und wieder verschwinden, so daß das
Todeswerk offenbar noch nicht vorüber war. Nach-
dem noch einige Zeit verstrichen war, erschien zum Er-
staunen aller derjenigen, die in der Bucht versammelt
waren, denn es hatten sich unterdessen unzählige Men-
[Ende Spaltensatz]

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Wenn dieser mit seinem süßen Schatz angefüllt ist, der unangetastet und nur für den Gebrauch des Stockes aufbewahrt bleiben muß, so setzt Herr Nutt, damit die Bienen aus Mangel an Raum zu ihren Arbeiten nicht genöthigt seyen zu schwärmen, Seitenstöcke an den Hauptstock an, mit welchen sie durch angebrachte Oeffnungen in Verbindung stehen; und die Bienen, die nun neuen Raum haben, arbeiten mit frischer Thätig- keit. An diesen Stöcken sind auf sinnreiche Weise Luft- züge angebracht, um dem Stock eine frei cirkulirende und gleichmäßig temperirte Luft zu verschaffen, deren Nothwendigkeit durch ein Termometer angezeigt wird. Dieser Punkt der erforderlichen Luft=Temperatur ist allen andern Naturforschern, die sich mit Beobachtung der Bienen beschäftigten, entgangen. Unter gewöhn- lichen Umständen ist die nöthige Temperatur 80 Grad Fahrenheit; steigt das Thermometer auf 90 Grad, so zeigt dies die Nothwendigkeit, die Luftzüge zu öffnen. Steigt es plötzlich auf 120 oder 130 Grad, so ist dies ein Zeichen, daß der Stock voll ist, und daß ein neuer Nebenstock angesetzt werden muß, den man an der ent- gegengesetzten Seite des Hauptstockes anbringt. Um die Bienen in den Hauptstock zurückzutreiben, gebraucht man wieder die Luftzüge, durch welche man die innere Hitze des Stockes der äußern Temperatur gleich macht. Die Bienen weichen dann vor dieser plötzlichen Kälte zurück, dann schließt man die Verbindung mit dem Hauptstock und nimmt den Nebenstock weg, ohne ein einziges Thier zu beschädigen. Wer mit der Bienen- zucht vertraut ist, wird den Vorzug dieser Methode vor jeder andern, die Bienen fortzutreiben, welche die Menschlichkeit eingiebt, um das Leben der kleinen Ar- beiter zu erhalten, erkennen. Der auf diese Weise ge- wonnene Honig und Wachs sind von der vortrefflich- sten Gattung. Unter andern interessanten Beobachtungen zur Naturgeschichte der Bienen, die Herr Nutt anstellte, ist auch die, daß es nicht eine junge Königin ist, welche mit einer Kolonie den Stock verläßt, um zu schwärmen, sondern die ursprüngliche Monorchin des Stockes selbst, und dann sind die bleibenden Bienen damit beschäftigt, eine neue Königin=Puppe zu beleben, die aber, wenn kein Anlaß zum Schwärmen da ist, in diesem leblosen Zustande aus dem Stocke geworfen wird. Wie schwimmen die Araber? Die Araber schwimmen auf Schläuchen. Sie neh- men ein Ziegenfell und nähen alle Oeffnungen sorgfältig bis auf die des einen Fußes zu, womit sie den Balg aufblasen, bis er mit Luft angefüllt und recht prall ist, worauf sie ihn zusammendrehen und recht fest zu- halten. Auf solchen Schläuchen, die Pfeife im Munde, die Kleider in ein Bündel gepackt auf der Schulter, schwimmen sie nun, mit Füßen und Händen sich len- kend, gleich Enten unter Sang und Jauchzen, Fami- lienweise über den Euphrat und Tigris. Merkwürdiger Kampf mit einem Haifisch. Eines Morgens wurde ein Knabe von ungefähr 8 Jahren von seinem Vater, von einem Kahn aus, im Ganges gebadet, um ihn dergestalt frühzeitig zu der harten Lebensweise zu gewöhnen, zu der er ihn be- stimmte. Ehe er ihn aber aus den strömenden Wellen ziehen konnte, schnappte ihn ein Haifisch weg, und man sah ihn nicht mehr. Der Vater verlor keinen Augen- blick, sondern stand ruhig auf, nahm ein breites Mes- ser, welches er in einer breiten Scheide an seinem Gurt trug, zwischen die Zähne und stürzte sich in's Wasser. Auf einige Zeit verschwand er, nach einer Weile jedoch sah man ihn mitunter in die Höhe kommen und wieder untertauchen, als wenn er mit seinem furchtbaren Feinde im Kampf begriffen wäre. Es war eine Zeit der ängstlichsten Spannung für diejenigen, welche in den Booten in einiger Entfernung den Ausgang abwar- teten. 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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 35. Breslau, 30. August 1834, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller35_1834/7>, abgerufen am 21.11.2024.