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Das Heller-Blatt. Nr. 38. Breslau, 20. September 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]
Die St. Karls=Kirche in Wien.

Die St. Karls=Kirche in Wien, deren Abbildung
wir hier sehen, ist schön, prächtig und am regelmäßig-
sten unter den Kirchen dieser Stadt gebaut, und steht
frei auf einer Anhöhe. Kaiser Karl VI. legte am 4. Fe-
bruar 1736 den Grundstein und Ende October 1737
war sie fertig. Sie ist von dem Baumeister Philipp
Martinolli im Style der erhabenen Architektur erbaut.
Auf eilf großen steinernen Stufen steigt man zum präch-
tigen Portal hinan, das auf sechs korinthischen Säulen
ruht; am Giebel desselben, der ein Dreieck macht, sind
in halb erhabener Arbeit auf weißem Marmor die Wir-
kungen der Pest im Jahre 1713 dargestellt.

Zu beiden Seiten des Portals sind zwei freistehende
Säulen dorischer Ordnung; sie haben 41 Fuß Höhe
und 13 Fuß im Durchschnitt, sind inwendig hohl und
mit Wendeltreppen versehen, welche bis zu den Kapi-
tälern führen; von außen ist in gewundenen Reihen
und halb erhabener Arbeit von unten bis oben das Le-
ben, die Thaten und der Tod des heiligen Karl abge-
bildet. Oben auf den Kapitälern ist an beiden ein
kleines Thürmchen mit einer Glocke, und auf den vier
Seiten sind vier von Erz gegossene, stark vergoldete,
mit den Flügeln zusammenstoßende Adler, welche ein
Geländer herumbilden. Weiter zurück, an beiden Sei-
ten der Kirche, sind zwei Nebengebäude in Form von
Triumphbogen. Das Hauptgebäude der Kirche hat
eine hohe, lichte, achteckige, mit Kupfer gedeckte Kup-
pel, und oben darauf wieder eine kleine Laterne. Die
Vorderseite ist mit Statuen von Sandstein besetzt. Der
heilige Carolus Borromäus, auf Wolken knieend, um
in den Himmel aufgenommen zu werden, bildet den
Hochaltar aus weißem Marmor. Die Stiftsherren
vom Kreutzorden mit dem rothen Stern haben neben
der Kirche eine Nesidenz und versehen zugleich die pfarr-
herrlichen Funktionen.



Vegetation in einer Bleimine.

Jn einer Bleimine bei Nether=Hurth in England,
entdeckte jüngst ein Bergmann, Namens Jonathan
Woodmaß, eine Menge frischer Kartoffeln, die einige
Faden tief unter der Oberfläche gewachsen waren.
Die Kartoffeln waren hellroth, einige von ihnen hatten
6 Zoll im Umfange; mehrere Stengel waren 18 Zoll
lang und trugen an der Wurzel 16 bis 19 Stück von
jener Frucht. Wie es scheint, haben die Bergleute ge-
gen das Ende des verflossenen Jahres eine Menge
Kartoffeln als Wintervorrath nach jener Mine ge-
bracht, und dieselben, um sie gegen Frost zu schützen,
darin vergraben, dabei sind nun mehrere kleine, die
man nicht achtete, bei Seite geworfen worden, und
diese schlugen, ohne im geringsten mit Erde bedeckt zu
[Spaltenumbruch] seyn, Wurzeln, und brachten die erwähnte Kartoffel-
masse hervor. Eine Menge Kartoffeln, die auf diese
Weise im Herzen der Erde, aus der Tiefe emporkeimten,
wurden gekocht, und ihr Geschmack war vortrefflich.



Woche.

24. September 1636. Die Schweden unter Banner
schlagen das sächsisch=kaiserliche Heer unter dem
Churfürsten Georg I. und Hatzfeld bei Wittstock.

- September 1689. Die Oesterreicher und Ungarn
besiegen die Türken unter dem Seraskier Arad
Pascha bei Nissa.

- September 1701. Friede zu Alt=Ranstedt zwi-
schen Karl XII. und August II.

26. September 1770. Die Russen unter Panin erstür-
men die Stadt Bender in Bessarabien.

27. September 1627. Die Liguisten unter Schlick sie-
gen über das Hülfsheer Königs Christian IV.
unter Markgraf Georg Friedrich von Baden-
Durlach, bei Großenbrode.

- September 1810. 50,000 Franzosen unter Mas-
sena greifen 30,000 Engländer und Portugiesen
bei Busaco an, werden aber geschlagen.



Der Cucuju.

Dieses zu den Käfern gehörende Jnsekt ist von
brauner Farbe, hat einen Zoll in der Länge und die
Dicke eines Fingers. An dem Vordertheile seines Kör-
pers befinden sich zwei Posphore, welche man für glü-
hende Augen halten könnte. Unter seinem Brustschilde
sitzt ein dritter Posphor, der an Größe die übrigen bei-
den zusammengenommen übertrifft, und von einer
Schuppe bedeckt wird, wenn das Thier ohne Bewegung
ist. Sobald das Jnsekt geht oder sich in die Luft erhebt,
öffnet sich die Schaale, und der Posphor beginnt zu
scheinen, daß man fast vermuthen könnte, er diene dem
Jnsekt zur Leuchte. Jedes dieser Thierchen hat drei-
ßigmal mehr leuchtende Materie bei sich, als ein euro-
päisches Johanniswürmchen. Nimmt man diese Ma-
terie weg, und legt sie auf Papier, so glänzt sie noch
während zwei oder drei Minuten und verschwindet dann
völlig. Die Hellung, welche die Cucuju's verbreiten,
ist so stark, daß man sie am lichten Tage gewahr wird.
Dann muß man das Thierchen aber heftig bewegen,
denn es wacht nur bei Nacht, und während es schläft,
sind seine Leuchten erloschen. Die Neger und Neger-
rinnen auf St. Domingo verstehen es, diese Jnsekten zu
nützen. Sie bedienen sich ihrer, um ihre Hütten damit
zu erleuchten; und selbst in den reichsten Häusern braucht
man sie in Kinderstuben. Man legt sie unter umge-
stürtzte Gläser, und drei bis vier reichen hin, das ganze
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
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Die St. Karls=Kirche in Wien.

Die St. Karls=Kirche in Wien, deren Abbildung
wir hier sehen, ist schön, prächtig und am regelmäßig-
sten unter den Kirchen dieser Stadt gebaut, und steht
frei auf einer Anhöhe. Kaiser Karl VI. legte am 4. Fe-
bruar 1736 den Grundstein und Ende October 1737
war sie fertig. Sie ist von dem Baumeister Philipp
Martinolli im Style der erhabenen Architektur erbaut.
Auf eilf großen steinernen Stufen steigt man zum präch-
tigen Portal hinan, das auf sechs korinthischen Säulen
ruht; am Giebel desselben, der ein Dreieck macht, sind
in halb erhabener Arbeit auf weißem Marmor die Wir-
kungen der Pest im Jahre 1713 dargestellt.

Zu beiden Seiten des Portals sind zwei freistehende
Säulen dorischer Ordnung; sie haben 41 Fuß Höhe
und 13 Fuß im Durchschnitt, sind inwendig hohl und
mit Wendeltreppen versehen, welche bis zu den Kapi-
tälern führen; von außen ist in gewundenen Reihen
und halb erhabener Arbeit von unten bis oben das Le-
ben, die Thaten und der Tod des heiligen Karl abge-
bildet. Oben auf den Kapitälern ist an beiden ein
kleines Thürmchen mit einer Glocke, und auf den vier
Seiten sind vier von Erz gegossene, stark vergoldete,
mit den Flügeln zusammenstoßende Adler, welche ein
Geländer herumbilden. Weiter zurück, an beiden Sei-
ten der Kirche, sind zwei Nebengebäude in Form von
Triumphbogen. Das Hauptgebäude der Kirche hat
eine hohe, lichte, achteckige, mit Kupfer gedeckte Kup-
pel, und oben darauf wieder eine kleine Laterne. Die
Vorderseite ist mit Statuen von Sandstein besetzt. Der
heilige Carolus Borromäus, auf Wolken knieend, um
in den Himmel aufgenommen zu werden, bildet den
Hochaltar aus weißem Marmor. Die Stiftsherren
vom Kreutzorden mit dem rothen Stern haben neben
der Kirche eine Nesidenz und versehen zugleich die pfarr-
herrlichen Funktionen.



Vegetation in einer Bleimine.

Jn einer Bleimine bei Nether=Hurth in England,
entdeckte jüngst ein Bergmann, Namens Jonathan
Woodmaß, eine Menge frischer Kartoffeln, die einige
Faden tief unter der Oberfläche gewachsen waren.
Die Kartoffeln waren hellroth, einige von ihnen hatten
6 Zoll im Umfange; mehrere Stengel waren 18 Zoll
lang und trugen an der Wurzel 16 bis 19 Stück von
jener Frucht. Wie es scheint, haben die Bergleute ge-
gen das Ende des verflossenen Jahres eine Menge
Kartoffeln als Wintervorrath nach jener Mine ge-
bracht, und dieselben, um sie gegen Frost zu schützen,
darin vergraben, dabei sind nun mehrere kleine, die
man nicht achtete, bei Seite geworfen worden, und
diese schlugen, ohne im geringsten mit Erde bedeckt zu
[Spaltenumbruch] seyn, Wurzeln, und brachten die erwähnte Kartoffel-
masse hervor. Eine Menge Kartoffeln, die auf diese
Weise im Herzen der Erde, aus der Tiefe emporkeimten,
wurden gekocht, und ihr Geschmack war vortrefflich.



Woche.

24. September 1636. Die Schweden unter Banner
schlagen das sächsisch=kaiserliche Heer unter dem
Churfürsten Georg I. und Hatzfeld bei Wittstock.

– September 1689. Die Oesterreicher und Ungarn
besiegen die Türken unter dem Seraskier Arad
Pascha bei Nissa.

– September 1701. Friede zu Alt=Ranstedt zwi-
schen Karl XII. und August II.

26. September 1770. Die Russen unter Panin erstür-
men die Stadt Bender in Bessarabien.

27. September 1627. Die Liguisten unter Schlick sie-
gen über das Hülfsheer Königs Christian IV.
unter Markgraf Georg Friedrich von Baden-
Durlach, bei Großenbrode.

– September 1810. 50,000 Franzosen unter Mas-
sena greifen 30,000 Engländer und Portugiesen
bei Busaco an, werden aber geschlagen.



Der Cucuju.

Dieses zu den Käfern gehörende Jnsekt ist von
brauner Farbe, hat einen Zoll in der Länge und die
Dicke eines Fingers. An dem Vordertheile seines Kör-
pers befinden sich zwei Posphore, welche man für glü-
hende Augen halten könnte. Unter seinem Brustschilde
sitzt ein dritter Posphor, der an Größe die übrigen bei-
den zusammengenommen übertrifft, und von einer
Schuppe bedeckt wird, wenn das Thier ohne Bewegung
ist. Sobald das Jnsekt geht oder sich in die Luft erhebt,
öffnet sich die Schaale, und der Posphor beginnt zu
scheinen, daß man fast vermuthen könnte, er diene dem
Jnsekt zur Leuchte. Jedes dieser Thierchen hat drei-
ßigmal mehr leuchtende Materie bei sich, als ein euro-
päisches Johanniswürmchen. Nimmt man diese Ma-
terie weg, und legt sie auf Papier, so glänzt sie noch
während zwei oder drei Minuten und verschwindet dann
völlig. Die Hellung, welche die Cucuju's verbreiten,
ist so stark, daß man sie am lichten Tage gewahr wird.
Dann muß man das Thierchen aber heftig bewegen,
denn es wacht nur bei Nacht, und während es schläft,
sind seine Leuchten erloschen. Die Neger und Neger-
rinnen auf St. Domingo verstehen es, diese Jnsekten zu
nützen. Sie bedienen sich ihrer, um ihre Hütten damit
zu erleuchten; und selbst in den reichsten Häusern braucht
man sie in Kinderstuben. Man legt sie unter umge-
stürtzte Gläser, und drei bis vier reichen hin, das ganze
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[298/0002] Das Heller=Blatt. Die St. Karls=Kirche in Wien. Die St. Karls=Kirche in Wien, deren Abbildung wir hier sehen, ist schön, prächtig und am regelmäßig- sten unter den Kirchen dieser Stadt gebaut, und steht frei auf einer Anhöhe. Kaiser Karl VI. legte am 4. Fe- bruar 1736 den Grundstein und Ende October 1737 war sie fertig. Sie ist von dem Baumeister Philipp Martinolli im Style der erhabenen Architektur erbaut. Auf eilf großen steinernen Stufen steigt man zum präch- tigen Portal hinan, das auf sechs korinthischen Säulen ruht; am Giebel desselben, der ein Dreieck macht, sind in halb erhabener Arbeit auf weißem Marmor die Wir- kungen der Pest im Jahre 1713 dargestellt. Zu beiden Seiten des Portals sind zwei freistehende Säulen dorischer Ordnung; sie haben 41 Fuß Höhe und 13 Fuß im Durchschnitt, sind inwendig hohl und mit Wendeltreppen versehen, welche bis zu den Kapi- tälern führen; von außen ist in gewundenen Reihen und halb erhabener Arbeit von unten bis oben das Le- ben, die Thaten und der Tod des heiligen Karl abge- bildet. Oben auf den Kapitälern ist an beiden ein kleines Thürmchen mit einer Glocke, und auf den vier Seiten sind vier von Erz gegossene, stark vergoldete, mit den Flügeln zusammenstoßende Adler, welche ein Geländer herumbilden. Weiter zurück, an beiden Sei- ten der Kirche, sind zwei Nebengebäude in Form von Triumphbogen. Das Hauptgebäude der Kirche hat eine hohe, lichte, achteckige, mit Kupfer gedeckte Kup- pel, und oben darauf wieder eine kleine Laterne. Die Vorderseite ist mit Statuen von Sandstein besetzt. Der heilige Carolus Borromäus, auf Wolken knieend, um in den Himmel aufgenommen zu werden, bildet den Hochaltar aus weißem Marmor. Die Stiftsherren vom Kreutzorden mit dem rothen Stern haben neben der Kirche eine Nesidenz und versehen zugleich die pfarr- herrlichen Funktionen. Vegetation in einer Bleimine. Jn einer Bleimine bei Nether=Hurth in England, entdeckte jüngst ein Bergmann, Namens Jonathan Woodmaß, eine Menge frischer Kartoffeln, die einige Faden tief unter der Oberfläche gewachsen waren. Die Kartoffeln waren hellroth, einige von ihnen hatten 6 Zoll im Umfange; mehrere Stengel waren 18 Zoll lang und trugen an der Wurzel 16 bis 19 Stück von jener Frucht. Wie es scheint, haben die Bergleute ge- gen das Ende des verflossenen Jahres eine Menge Kartoffeln als Wintervorrath nach jener Mine ge- bracht, und dieselben, um sie gegen Frost zu schützen, darin vergraben, dabei sind nun mehrere kleine, die man nicht achtete, bei Seite geworfen worden, und diese schlugen, ohne im geringsten mit Erde bedeckt zu seyn, Wurzeln, und brachten die erwähnte Kartoffel- masse hervor. Eine Menge Kartoffeln, die auf diese Weise im Herzen der Erde, aus der Tiefe emporkeimten, wurden gekocht, und ihr Geschmack war vortrefflich. Woche. 24. September 1636. Die Schweden unter Banner schlagen das sächsisch=kaiserliche Heer unter dem Churfürsten Georg I. und Hatzfeld bei Wittstock. – September 1689. Die Oesterreicher und Ungarn besiegen die Türken unter dem Seraskier Arad Pascha bei Nissa. – September 1701. Friede zu Alt=Ranstedt zwi- schen Karl XII. und August II. 26. September 1770. Die Russen unter Panin erstür- men die Stadt Bender in Bessarabien. 27. September 1627. Die Liguisten unter Schlick sie- gen über das Hülfsheer Königs Christian IV. unter Markgraf Georg Friedrich von Baden- Durlach, bei Großenbrode. – September 1810. 50,000 Franzosen unter Mas- sena greifen 30,000 Engländer und Portugiesen bei Busaco an, werden aber geschlagen. Der Cucuju. Dieses zu den Käfern gehörende Jnsekt ist von brauner Farbe, hat einen Zoll in der Länge und die Dicke eines Fingers. An dem Vordertheile seines Kör- pers befinden sich zwei Posphore, welche man für glü- hende Augen halten könnte. Unter seinem Brustschilde sitzt ein dritter Posphor, der an Größe die übrigen bei- den zusammengenommen übertrifft, und von einer Schuppe bedeckt wird, wenn das Thier ohne Bewegung ist. Sobald das Jnsekt geht oder sich in die Luft erhebt, öffnet sich die Schaale, und der Posphor beginnt zu scheinen, daß man fast vermuthen könnte, er diene dem Jnsekt zur Leuchte. Jedes dieser Thierchen hat drei- ßigmal mehr leuchtende Materie bei sich, als ein euro- päisches Johanniswürmchen. Nimmt man diese Ma- terie weg, und legt sie auf Papier, so glänzt sie noch während zwei oder drei Minuten und verschwindet dann völlig. Die Hellung, welche die Cucuju's verbreiten, ist so stark, daß man sie am lichten Tage gewahr wird. Dann muß man das Thierchen aber heftig bewegen, denn es wacht nur bei Nacht, und während es schläft, sind seine Leuchten erloschen. Die Neger und Neger- rinnen auf St. Domingo verstehen es, diese Jnsekten zu nützen. Sie bedienen sich ihrer, um ihre Hütten damit zu erleuchten; und selbst in den reichsten Häusern braucht man sie in Kinderstuben. Man legt sie unter umge- stürtzte Gläser, und drei bis vier reichen hin, das ganze

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 38. Breslau, 20. September 1834, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller38_1834/2>, abgerufen am 16.07.2024.