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Das Heller-Blatt. Nr. 40. Breslau, 4. Oktober 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]

3 ) Bei Anbringung der Stäbe ist besonders dahin
zu sehen, daß dieselben durch Körper schwebend erhalten
werden, welche die Schwingungen des Stabes nicht
weiter leiten, sondern diesen gleichsam isolirt. Hierzu
haben sich zufolge mehrfacher Versuche, wie bereits an-
geführt, Riemen am zweckmäßigsten gezeigt; andere,
besonders feste Körper. sind nachtheilig; dagegen
dürfte es sehr angemessen seyn, die von dem Stabe aus-
gehenden Schwingungen der Luft vermittelst einer Re-
sonnanz zu Verstärkung des Tones zu nutzen, welches
bei allen Jnstrumenten, wo sich dergleichen Resonnan-
zen anbringen lassen, von dem auffallendsten Erfolge ist.

Ein Stahlstab soll nur ein Viertel des Gewichts
einer Glocke bedürfen, um derselben hinsichtlich des
Tones gleich zu kommen; der Preis eines Stahlstäbe-
geläutes aus dem besten Stahl beträgt demnach also
höchstens ein Viertel von dem eines Glockengeläutes.
Außerdem hat jenes den Vortheil, daß neu aufzufüh-
rende Thürme eine leichtere Konstruktion und einen ge-
ringern Umfang haben können. Der schwächste, so wie
jeder unbrauchbar gewordene Thurm, weil er das Läu-
ten der Glocken ohne Nachtheil, oder wohl selbst ohne
Gefahr, nicht zuließ, ist stark genug, ein Stahlfederge-
läute zu tragen. Eben sowohl ist auch ein sorgfältig
verbundener Glockenstuhl zur Anbringung des Geläutes
nicht nöthig, da ein jeder Balken sich dazu eignet, denn
die Stahlfedern werden nicht wie eine Glocke geläutet,
und können deshalb an jeder Stelle des Thurmes gleich
vortheilhaft angebracht werden. Es muß übrigens
endlich noch bemerkt werden, daß die Stahlfedern sich
weniger für sehr große, und eben so wenig für allzu
kleine Geläute zu eignen scheinen, weil der feine raffi-
nirte Stahl in der Stärke wie ein Geläute der erstern
Art erheischt, nicht wohl zu beschaffen seyn möchte,
und die Federn, wenn sie in zu kleinem Maßstabe aus-
geführt werden, doch wohl einen zu dünnen, kreischen-
den Ton erhalten dürften. Um so zweckmäßiger und
vortheilhafter werden sie dagegen zu Geläuten mittle-
rer Größe, wie etwa bei ansehnlichen Dorfkirchen, An-
wendung finden können.



Pracht der Kalifen.

Die Fürsten des Stammes Abbas, welche in der
einen Hand das Rauchfaß, als oberster Priester, und
in der andern den Scepter als Regenten hielten, wur-
den stets nur in der demüthigsten Stellung angespro-
chen, und man verschwendete an sie die erhabensten Ti-
tel. Von ihrer eignen Hoheit eingenommen, zeigten sie
sich ihren Unterthanen nur selten, nahmen voll Hoch-
muth kaum die Aufwartung regierender Könige an, und
viele Fürsten mußten nach langen vergeblichen Aufent-
halt zu Bagdad, in ihre Staaten zurückkehren, ohne
den Kalifen gesehen, viel weniger gesprochen zu haben.

[Spaltenumbruch]

Folgende Schilderung der Audienz eines griechi-
schen Gesandten bei dem Kalifen. Moktader Billah
giebt einen Begriff von den damals üblichen Ceremonien.

An dem zur Audienz bestimmten Tage, geleitete
der Großvezier den Gesandten in den Pallast des Kali-
fen. 38,000 persische Teppiche waren auf den Stra-
ßen ausgebreitet, zur Erhaltung der Reinlichkeit. Am
Thore des Pallastes hielten 8000 Mann mit goldnen
Helmen und Stäben versehn, Wache. Der erste Hof
des Pallastes war ebenfalls mit Teppichen reichlich be-
deckt, und 150,000 Mann standen auf ihm in Schlacht-
ordnung. Den zweiten Hof bewachten 1000 Edelkna-
ben in Goldstoff gekleidet. Jm dritten Hofe standen
100 Thürhüter, überaus reich gekleidet. Das Thor
des Pallastes selbst war mit einem schwarzsammetenen
Vorhange geziert, ganz mit Perlen und Diamanten be-
deckt, und diesen mußten selbst Fürsten und Könige
küssen.

Der Großvezier und der Gesandte traten, nach
diesem Erfurcht bezeigenden Kuße, in eine Reihe herr-
lich geschmückter Gemächer, in welchen eine dreifache
Reihe von 1000 weißen, und 3000 schwarzen Ver-
schnittenen stand. Der Weg zu des Kalifen Thron
führte sodann durch den Waffensaal, worin 10,000 gol-
dene mit Edelsteinen besetzte Küraße, und 30,000 Rü-
stungen von übergoldetem Stahl, aufgestellt waren.
Hundert Löwen an goldnen Ketten, bewachten dieses
kostbare Zeughaus.

Endlich wurde der Gesandte in den Saal geführt,
wo der Thron des Kalifen stand. Er war von Eben-
holz, mit Edelsteinen verschiedener Gattung, und einer
Anzahl großer Perlen besetzt. Jn der Mitte des Saa-
les befand sich ein marmornes Becken, aus dessen
Mitte ein großer Baum von Silber emporzuwachsen
schien, der Stamm theilte sich in siebzehn Aeste, deren
Früchte von Gold und Silber der Natur künstlich nach-
geahmt waren. Auf den Aesten zeigte sich eine Menge
verschiedener Vögel, und sangen anmuthige Harmonien.
Der Gesandte warf sich, noch 200 Schritt von dem
Throne des Kalifen nieder, und in dieser Stellung
mußte er so sein Anliegen demüthig vorbringen.



Die Gemse.

Die Gemse lebt nur auf den höchsten Gebirgsketten
von Europa und Asien, nämlich auf den Alpen, Car-
pathen, Pyrenäen, Appenninen, so wie auf dem Kau-
kasus und Taurus. Sie ist rothbraun von Farbe, hat
die Größe eines Ziegenbocks, und kurze aufrechtstehende
und hakenförmige schwarze Hörner. Sie lebt in klei-
nen Heerden auf den Steinfelsen, hat ein scharfes Ge-
sicht, Geruch und Gehör, ist aber sehr furchtsam, und
springt daher leicht und sehr sicher von Klippe zu Klippe
über die tiefsten Abgründe hinweg, so daß ihre Jagd
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]

3 ) Bei Anbringung der Stäbe ist besonders dahin
zu sehen, daß dieselben durch Körper schwebend erhalten
werden, welche die Schwingungen des Stabes nicht
weiter leiten, sondern diesen gleichsam isolirt. Hierzu
haben sich zufolge mehrfacher Versuche, wie bereits an-
geführt, Riemen am zweckmäßigsten gezeigt; andere,
besonders feste Körper. sind nachtheilig; dagegen
dürfte es sehr angemessen seyn, die von dem Stabe aus-
gehenden Schwingungen der Luft vermittelst einer Re-
sonnanz zu Verstärkung des Tones zu nutzen, welches
bei allen Jnstrumenten, wo sich dergleichen Resonnan-
zen anbringen lassen, von dem auffallendsten Erfolge ist.

Ein Stahlstab soll nur ein Viertel des Gewichts
einer Glocke bedürfen, um derselben hinsichtlich des
Tones gleich zu kommen; der Preis eines Stahlstäbe-
geläutes aus dem besten Stahl beträgt demnach also
höchstens ein Viertel von dem eines Glockengeläutes.
Außerdem hat jenes den Vortheil, daß neu aufzufüh-
rende Thürme eine leichtere Konstruktion und einen ge-
ringern Umfang haben können. Der schwächste, so wie
jeder unbrauchbar gewordene Thurm, weil er das Läu-
ten der Glocken ohne Nachtheil, oder wohl selbst ohne
Gefahr, nicht zuließ, ist stark genug, ein Stahlfederge-
läute zu tragen. Eben sowohl ist auch ein sorgfältig
verbundener Glockenstuhl zur Anbringung des Geläutes
nicht nöthig, da ein jeder Balken sich dazu eignet, denn
die Stahlfedern werden nicht wie eine Glocke geläutet,
und können deshalb an jeder Stelle des Thurmes gleich
vortheilhaft angebracht werden. Es muß übrigens
endlich noch bemerkt werden, daß die Stahlfedern sich
weniger für sehr große, und eben so wenig für allzu
kleine Geläute zu eignen scheinen, weil der feine raffi-
nirte Stahl in der Stärke wie ein Geläute der erstern
Art erheischt, nicht wohl zu beschaffen seyn möchte,
und die Federn, wenn sie in zu kleinem Maßstabe aus-
geführt werden, doch wohl einen zu dünnen, kreischen-
den Ton erhalten dürften. Um so zweckmäßiger und
vortheilhafter werden sie dagegen zu Geläuten mittle-
rer Größe, wie etwa bei ansehnlichen Dorfkirchen, An-
wendung finden können.



Pracht der Kalifen.

Die Fürsten des Stammes Abbas, welche in der
einen Hand das Rauchfaß, als oberster Priester, und
in der andern den Scepter als Regenten hielten, wur-
den stets nur in der demüthigsten Stellung angespro-
chen, und man verschwendete an sie die erhabensten Ti-
tel. Von ihrer eignen Hoheit eingenommen, zeigten sie
sich ihren Unterthanen nur selten, nahmen voll Hoch-
muth kaum die Aufwartung regierender Könige an, und
viele Fürsten mußten nach langen vergeblichen Aufent-
halt zu Bagdad, in ihre Staaten zurückkehren, ohne
den Kalifen gesehen, viel weniger gesprochen zu haben.

[Spaltenumbruch]

Folgende Schilderung der Audienz eines griechi-
schen Gesandten bei dem Kalifen. Moktader Billah
giebt einen Begriff von den damals üblichen Ceremonien.

An dem zur Audienz bestimmten Tage, geleitete
der Großvezier den Gesandten in den Pallast des Kali-
fen. 38,000 persische Teppiche waren auf den Stra-
ßen ausgebreitet, zur Erhaltung der Reinlichkeit. Am
Thore des Pallastes hielten 8000 Mann mit goldnen
Helmen und Stäben versehn, Wache. Der erste Hof
des Pallastes war ebenfalls mit Teppichen reichlich be-
deckt, und 150,000 Mann standen auf ihm in Schlacht-
ordnung. Den zweiten Hof bewachten 1000 Edelkna-
ben in Goldstoff gekleidet. Jm dritten Hofe standen
100 Thürhüter, überaus reich gekleidet. Das Thor
des Pallastes selbst war mit einem schwarzsammetenen
Vorhange geziert, ganz mit Perlen und Diamanten be-
deckt, und diesen mußten selbst Fürsten und Könige
küssen.

Der Großvezier und der Gesandte traten, nach
diesem Erfurcht bezeigenden Kuße, in eine Reihe herr-
lich geschmückter Gemächer, in welchen eine dreifache
Reihe von 1000 weißen, und 3000 schwarzen Ver-
schnittenen stand. Der Weg zu des Kalifen Thron
führte sodann durch den Waffensaal, worin 10,000 gol-
dene mit Edelsteinen besetzte Küraße, und 30,000 Rü-
stungen von übergoldetem Stahl, aufgestellt waren.
Hundert Löwen an goldnen Ketten, bewachten dieses
kostbare Zeughaus.

Endlich wurde der Gesandte in den Saal geführt,
wo der Thron des Kalifen stand. Er war von Eben-
holz, mit Edelsteinen verschiedener Gattung, und einer
Anzahl großer Perlen besetzt. Jn der Mitte des Saa-
les befand sich ein marmornes Becken, aus dessen
Mitte ein großer Baum von Silber emporzuwachsen
schien, der Stamm theilte sich in siebzehn Aeste, deren
Früchte von Gold und Silber der Natur künstlich nach-
geahmt waren. Auf den Aesten zeigte sich eine Menge
verschiedener Vögel, und sangen anmuthige Harmonien.
Der Gesandte warf sich, noch 200 Schritt von dem
Throne des Kalifen nieder, und in dieser Stellung
mußte er so sein Anliegen demüthig vorbringen.



Die Gemse.

Die Gemse lebt nur auf den höchsten Gebirgsketten
von Europa und Asien, nämlich auf den Alpen, Car-
pathen, Pyrenäen, Appenninen, so wie auf dem Kau-
kasus und Taurus. Sie ist rothbraun von Farbe, hat
die Größe eines Ziegenbocks, und kurze aufrechtstehende
und hakenförmige schwarze Hörner. Sie lebt in klei-
nen Heerden auf den Steinfelsen, hat ein scharfes Ge-
sicht, Geruch und Gehör, ist aber sehr furchtsam, und
springt daher leicht und sehr sicher von Klippe zu Klippe
über die tiefsten Abgründe hinweg, so daß ihre Jagd
[Ende Spaltensatz]

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Es muß übrigens endlich noch bemerkt werden, daß die Stahlfedern sich weniger für sehr große, und eben so wenig für allzu kleine Geläute zu eignen scheinen, weil der feine raffi- nirte Stahl in der Stärke wie ein Geläute der erstern Art erheischt, nicht wohl zu beschaffen seyn möchte, und die Federn, wenn sie in zu kleinem Maßstabe aus- geführt werden, doch wohl einen zu dünnen, kreischen- den Ton erhalten dürften. Um so zweckmäßiger und vortheilhafter werden sie dagegen zu Geläuten mittle- rer Größe, wie etwa bei ansehnlichen Dorfkirchen, An- wendung finden können. Pracht der Kalifen. Die Fürsten des Stammes Abbas, welche in der einen Hand das Rauchfaß, als oberster Priester, und in der andern den Scepter als Regenten hielten, wur- den stets nur in der demüthigsten Stellung angespro- chen, und man verschwendete an sie die erhabensten Ti- tel. 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Sie lebt in klei- nen Heerden auf den Steinfelsen, hat ein scharfes Ge- sicht, Geruch und Gehör, ist aber sehr furchtsam, und springt daher leicht und sehr sicher von Klippe zu Klippe über die tiefsten Abgründe hinweg, so daß ihre Jagd

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 40. Breslau, 4. Oktober 1834, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller40_1834/7>, abgerufen am 23.11.2024.