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Das Heller-Blatt. Nr. 41. Breslau, 11. Oktober 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] als guter Krieger und als Gesandter im Frieden an
mehreren Höfen. Er verheirathete sich 1291 mit
Gemma Donati und hatte mehrere Kinder von ihr,
aber die Ehe war im Ganzen unglücklich, so daß die
Eheleute sich trennten. Er wurde im Jahr 1302 aus
seinem Vaterlande verbannt und seines Vermögens be-
raubt, weil er die Einmischung des Papstes in den bür-
gerlichen Unruhen von Florenz verhindern wollte, und
[Spaltenumbruch] irrte nun in Jtalien unter großen Widerwärtigkeiten
umher. Er schrieb jetzt nebst mehreren kleinern, sein
unvergeßliches Gedicht: die göttliche Komödie. Jn
drei Theilen ruht das ganze Gedicht, der Hölle, dem
Fegefeuer und dem Paradies, von denen man richtig
den ersten plastisch, den zweiten pittoresk und den [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]drit-
ten musikalisch genannt hat. Denn wie in der Hölle
alle Gestalten mit unerschöpflicher, selbst das Aeußerste

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Dante Alighieri.


[Beginn Spaltensatz]

nicht scheuender Kühnheit ausgebildet und gerundet
sind, so daß nur des Dichters ordnende Seele durch das
Dunkel hinzieht, so schließt sich im Fegefeuer das Reich
der Farben auf, bis im Paradiese Alles im reinen Lichte
strahlt. Dante starb am 14. September 1321 zu Ra-
venna und ward in der Kirche der Minoritten begraben,
wo ihm der Venetianer Bernardo Bembo 1483 ein
prächtiges Denkmal setzen ließ. Die Florentiner, die
ihren großen Mitbürger so lange er lebte, ausgestoßen,
geschmäht und verfolgt hatten, beeiferten sich jetzt, ihr
[Spaltenumbruch] begangenes Unrecht zu sühnen, indem sie seinem An-
denken die Verehrung erwiesen, die sie ihm selbst ver-
sagt hatten. Sie stellten sein von Giotto gemaltes
Bild öffentlich auf, reklamirten, wiewohl vergeblich,
seine Asche von den Ravennaten und besoldeten einen
Gelehrten, um öffentliche Vorlesungen über sein Gedicht
zu halten. Dante hinterließ sechs Kinder, von denen
sich mehrere als Gelehrte auszeichneten. Die Jtaliener
betrachten Dante als den Schöpfer ihrer poetischen
Sprache und Vater ihrer Poesie.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] als guter Krieger und als Gesandter im Frieden an
mehreren Höfen. Er verheirathete sich 1291 mit
Gemma Donati und hatte mehrere Kinder von ihr,
aber die Ehe war im Ganzen unglücklich, so daß die
Eheleute sich trennten. Er wurde im Jahr 1302 aus
seinem Vaterlande verbannt und seines Vermögens be-
raubt, weil er die Einmischung des Papstes in den bür-
gerlichen Unruhen von Florenz verhindern wollte, und
[Spaltenumbruch] irrte nun in Jtalien unter großen Widerwärtigkeiten
umher. Er schrieb jetzt nebst mehreren kleinern, sein
unvergeßliches Gedicht: die göttliche Komödie. Jn
drei Theilen ruht das ganze Gedicht, der Hölle, dem
Fegefeuer und dem Paradies, von denen man richtig
den ersten plastisch, den zweiten pittoresk und den [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]drit-
ten musikalisch genannt hat. Denn wie in der Hölle
alle Gestalten mit unerschöpflicher, selbst das Aeußerste

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Dante Alighieri.


[Beginn Spaltensatz]

nicht scheuender Kühnheit ausgebildet und gerundet
sind, so daß nur des Dichters ordnende Seele durch das
Dunkel hinzieht, so schließt sich im Fegefeuer das Reich
der Farben auf, bis im Paradiese Alles im reinen Lichte
strahlt. Dante starb am 14. September 1321 zu Ra-
venna und ward in der Kirche der Minoritten begraben,
wo ihm der Venetianer Bernardo Bembo 1483 ein
prächtiges Denkmal setzen ließ. Die Florentiner, die
ihren großen Mitbürger so lange er lebte, ausgestoßen,
geschmäht und verfolgt hatten, beeiferten sich jetzt, ihr
[Spaltenumbruch] begangenes Unrecht zu sühnen, indem sie seinem An-
denken die Verehrung erwiesen, die sie ihm selbst ver-
sagt hatten. Sie stellten sein von Giotto gemaltes
Bild öffentlich auf, reklamirten, wiewohl vergeblich,
seine Asche von den Ravennaten und besoldeten einen
Gelehrten, um öffentliche Vorlesungen über sein Gedicht
zu halten. Dante hinterließ sechs Kinder, von denen
sich mehrere als Gelehrte auszeichneten. Die Jtaliener
betrachten Dante als den Schöpfer ihrer poetischen
Sprache und Vater ihrer Poesie.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

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[328/0008] Das Heller=Blatt. als guter Krieger und als Gesandter im Frieden an mehreren Höfen. Er verheirathete sich 1291 mit Gemma Donati und hatte mehrere Kinder von ihr, aber die Ehe war im Ganzen unglücklich, so daß die Eheleute sich trennten. Er wurde im Jahr 1302 aus seinem Vaterlande verbannt und seines Vermögens be- raubt, weil er die Einmischung des Papstes in den bür- gerlichen Unruhen von Florenz verhindern wollte, und irrte nun in Jtalien unter großen Widerwärtigkeiten umher. Er schrieb jetzt nebst mehreren kleinern, sein unvergeßliches Gedicht: die göttliche Komödie. Jn drei Theilen ruht das ganze Gedicht, der Hölle, dem Fegefeuer und dem Paradies, von denen man richtig den ersten plastisch, den zweiten pittoresk und den ________drit- ten musikalisch genannt hat. Denn wie in der Hölle alle Gestalten mit unerschöpflicher, selbst das Aeußerste [Abbildung Dante Alighieri. ] nicht scheuender Kühnheit ausgebildet und gerundet sind, so daß nur des Dichters ordnende Seele durch das Dunkel hinzieht, so schließt sich im Fegefeuer das Reich der Farben auf, bis im Paradiese Alles im reinen Lichte strahlt. Dante starb am 14. September 1321 zu Ra- venna und ward in der Kirche der Minoritten begraben, wo ihm der Venetianer Bernardo Bembo 1483 ein prächtiges Denkmal setzen ließ. Die Florentiner, die ihren großen Mitbürger so lange er lebte, ausgestoßen, geschmäht und verfolgt hatten, beeiferten sich jetzt, ihr begangenes Unrecht zu sühnen, indem sie seinem An- denken die Verehrung erwiesen, die sie ihm selbst ver- sagt hatten. Sie stellten sein von Giotto gemaltes Bild öffentlich auf, reklamirten, wiewohl vergeblich, seine Asche von den Ravennaten und besoldeten einen Gelehrten, um öffentliche Vorlesungen über sein Gedicht zu halten. Dante hinterließ sechs Kinder, von denen sich mehrere als Gelehrte auszeichneten. Die Jtaliener betrachten Dante als den Schöpfer ihrer poetischen Sprache und Vater ihrer Poesie. Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. ( Heinrich Richter. ) Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 41. Breslau, 11. Oktober 1834, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller41_1834/8>, abgerufen am 13.06.2024.