Das Heller-Blatt. Nr. 41. Breslau, 11. Oktober 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Darum belauschte ich oft meinen trauernden Freund,und fand ihn stets auf demselben Zweige, ohnweit sei- nes verstorbenen Weibchens. Jch trug ihm seine Lieb- lingskost; er kam, beschauete sie, rührte aber nichts davon an, sondern flog wieder auf den vorigen Zweig und sang unermüdlich sein Trauerlied. Gegen Abend besuchte ich abermals den Sänger und nahte mich ihm bis auf ein Paar Schritte - er ließ sich dadurch nicht im Geringsten stören, und blickte nur dann und wann wehmüthig nach mir, als ob ich ihm Tröstung geben könnte in seinem Schmerz. Leise und immer leiser er- klangen des Trauernden Töne, im sanftesten Pianis- simo verschlungen; - ich glaubte ein Sterbelied treu- geliebter Seelen zu hören; ein Lied innigster Sehnsucht nach baldiger Wiedervereinigung, weil ja doch Eines ohne des Andern die Lebenshülle nicht mehr ertragen könne. So sang meine Philomele seinem enschlummer- ten Weibchen den Trauergesang und sich selbst ein eige- nes Sterbelied! - denn im leisesten Hauche verklangen endlich die Töne, und eine düstere Stille trat ein - auch die übrigen Sänger waren längst verstummt, als wollten sie des Freundes Klagen nicht unterbrechen. Einige Minuten harrte ich vergeblich, ob der Gesang wieder beginnen würde, dann näherte ich mich der Stelle, wo das Vöglein gesessen hatte, und siehe - es lag still und todt neben seinem geliebten Weibchen. - Sie schlummern in einem Gräblein, beim letzten Schim- mer der untergehenden Sonne von meiner Hand erbaut; und ich wähnte, als ob der Abendstern, der eben jetzt zur Himmelsthür heraustrat, mir einen freundlichern Gruß zuwinkte; - wähnte, als ob die Thränen, die ( was soll ichs läugnen? ) ob diesem Ereigniß meinen Augen entquollen, dem Welten=Vater nicht verwerf- lich wären." Eisenbahnen in Amerika. Jn den vereinigten Staaten giebt es jetzt eilf Woche. 13. Oktober 1644. Die Schwedisch=Niederländische - Oktober 1793. Die Weißenburger Linien werden 14. Oktober 1758. 60,000 Oesterreicher unter Daun - Oktober 1806. Napoleon schlägt die Preußen bei - Oktober 1809. Friede zu Wien zwischen Oester- - Oktober 1812. Treffen zwischen den Russen und 15. Oktober 1756. Friedrich der Große zwingt das 16. Oktober 1813. Blücher schlägt die Franzosen bei 17. Oktober 1797. Friede zu Campoformio. - Oktober 1805. Die Franzosen unter Napoleon - Oktober 1812. Die Russen unter Wittgenstein 18. Oktober 1748. Friede zu Aachen zwischen Oe- - Oktober 1812. Sieg der Russen unter Benning- 18. u. 19. Oktober 1813. Die vier Heere der Ver- Dante Alighieri. Unter den italienischen Dichtern des Mittelalters Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
Darum belauschte ich oft meinen trauernden Freund,und fand ihn stets auf demselben Zweige, ohnweit sei- nes verstorbenen Weibchens. Jch trug ihm seine Lieb- lingskost; er kam, beschauete sie, rührte aber nichts davon an, sondern flog wieder auf den vorigen Zweig und sang unermüdlich sein Trauerlied. Gegen Abend besuchte ich abermals den Sänger und nahte mich ihm bis auf ein Paar Schritte – er ließ sich dadurch nicht im Geringsten stören, und blickte nur dann und wann wehmüthig nach mir, als ob ich ihm Tröstung geben könnte in seinem Schmerz. Leise und immer leiser er- klangen des Trauernden Töne, im sanftesten Pianis- simo verschlungen; – ich glaubte ein Sterbelied treu- geliebter Seelen zu hören; ein Lied innigster Sehnsucht nach baldiger Wiedervereinigung, weil ja doch Eines ohne des Andern die Lebenshülle nicht mehr ertragen könne. So sang meine Philomele seinem enschlummer- ten Weibchen den Trauergesang und sich selbst ein eige- nes Sterbelied! – denn im leisesten Hauche verklangen endlich die Töne, und eine düstere Stille trat ein – auch die übrigen Sänger waren längst verstummt, als wollten sie des Freundes Klagen nicht unterbrechen. Einige Minuten harrte ich vergeblich, ob der Gesang wieder beginnen würde, dann näherte ich mich der Stelle, wo das Vöglein gesessen hatte, und siehe – es lag still und todt neben seinem geliebten Weibchen. – Sie schlummern in einem Gräblein, beim letzten Schim- mer der untergehenden Sonne von meiner Hand erbaut; und ich wähnte, als ob der Abendstern, der eben jetzt zur Himmelsthür heraustrat, mir einen freundlichern Gruß zuwinkte; – wähnte, als ob die Thränen, die ( was soll ichs läugnen? ) ob diesem Ereigniß meinen Augen entquollen, dem Welten=Vater nicht verwerf- lich wären.“ Eisenbahnen in Amerika. Jn den vereinigten Staaten giebt es jetzt eilf Woche. 13. Oktober 1644. Die Schwedisch=Niederländische – Oktober 1793. Die Weißenburger Linien werden 14. Oktober 1758. 60,000 Oesterreicher unter Daun – Oktober 1806. Napoleon schlägt die Preußen bei – Oktober 1809. Friede zu Wien zwischen Oester- – Oktober 1812. Treffen zwischen den Russen und 15. Oktober 1756. Friedrich der Große zwingt das 16. Oktober 1813. Blücher schlägt die Franzosen bei 17. Oktober 1797. Friede zu Campoformio. – Oktober 1805. Die Franzosen unter Napoleon – Oktober 1812. Die Russen unter Wittgenstein 18. Oktober 1748. Friede zu Aachen zwischen Oe- – Oktober 1812. Sieg der Russen unter Benning- 18. u. 19. Oktober 1813. Die vier Heere der Ver- Dante Alighieri. 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Leise und immer leiser er-<lb/> klangen des Trauernden Töne, im sanftesten Pianis-<lb/> simo verschlungen; – ich glaubte ein Sterbelied treu-<lb/> geliebter Seelen zu hören; ein Lied innigster Sehnsucht<lb/> nach baldiger Wiedervereinigung, weil ja doch Eines<lb/> ohne des Andern die Lebenshülle nicht mehr ertragen<lb/> könne. So sang meine Philomele seinem enschlummer-<lb/> ten Weibchen den Trauergesang und sich selbst ein eige-<lb/> nes Sterbelied! – denn im leisesten Hauche verklangen<lb/> endlich die Töne, und eine düstere Stille trat ein –<lb/> auch die übrigen Sänger waren längst verstummt, als<lb/> wollten sie des Freundes Klagen nicht unterbrechen.<lb/> Einige Minuten harrte ich vergeblich, ob der Gesang<lb/> wieder beginnen würde, dann näherte ich mich der<lb/> Stelle, wo das Vöglein gesessen hatte, und siehe –<lb/> es lag still und todt neben seinem geliebten Weibchen. –<lb/> Sie schlummern in einem Gräblein, beim letzten Schim-<lb/> mer der untergehenden Sonne von meiner Hand erbaut;<lb/> und ich wähnte, als ob der Abendstern, der eben jetzt<lb/> zur Himmelsthür heraustrat, mir einen freundlichern<lb/> Gruß zuwinkte; – wähnte, als ob die Thränen, die<lb/> ( was soll ichs läugnen? ) ob diesem Ereigniß meinen<lb/> Augen entquollen, dem Welten=Vater nicht verwerf-<lb/> lich wären.“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Eisenbahnen in Amerika</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Jn den vereinigten Staaten giebt es jetzt eilf<lb/> Eisenbahnen, zusammen 105 ( englische ) Meilen lang,<lb/> darunter 6 mit einfachen und 5 mit doppelten Geleisen.<lb/> Die längste mißt 15, die kürzeste 3 Meilen. Von de-<lb/> nen mit einfachem Geleise kostet die wohlfeilste 432,<lb/> die theuerste 2400 Pfd. Sterl.; die mit doppeltem Ge-<lb/> leise kosten 1200 bis 2600 Pfd. Vier andere Bahnen<lb/> dieser Art sind noch im Bau begriffen und sollen zu-<lb/> sammen eine Ausdehnung von 970 Meilen erhalten.<lb/> Die längste wird die zwischen Baltimore und dem Ohio<lb/> seyn; sie soll doppelte Geleise erhalten und 335 Meilen<lb/> messen. Die Kosten dafür werden auf 4800 Pfd. für<lb/> jede Meile geschätzt. Ein bereits fertiger Theil dieser<lb/> Bahn ist ein völliges Kunstwerk und besteht aus einer<lb/> Tagesstrecke ( <hi rendition="#aq">Tunnel</hi> ) , dessen aus Granitblöcken von<lb/> 1 bis 7 Schiffspfund Schwere gewölbter Bau über<lb/> 10,000 Kubikruthen Umfang hat. 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Das Heller=Blatt.
Darum belauschte ich oft meinen trauernden Freund,
und fand ihn stets auf demselben Zweige, ohnweit sei-
nes verstorbenen Weibchens. Jch trug ihm seine Lieb-
lingskost; er kam, beschauete sie, rührte aber nichts
davon an, sondern flog wieder auf den vorigen Zweig
und sang unermüdlich sein Trauerlied. Gegen Abend
besuchte ich abermals den Sänger und nahte mich ihm
bis auf ein Paar Schritte – er ließ sich dadurch nicht
im Geringsten stören, und blickte nur dann und wann
wehmüthig nach mir, als ob ich ihm Tröstung geben
könnte in seinem Schmerz. Leise und immer leiser er-
klangen des Trauernden Töne, im sanftesten Pianis-
simo verschlungen; – ich glaubte ein Sterbelied treu-
geliebter Seelen zu hören; ein Lied innigster Sehnsucht
nach baldiger Wiedervereinigung, weil ja doch Eines
ohne des Andern die Lebenshülle nicht mehr ertragen
könne. So sang meine Philomele seinem enschlummer-
ten Weibchen den Trauergesang und sich selbst ein eige-
nes Sterbelied! – denn im leisesten Hauche verklangen
endlich die Töne, und eine düstere Stille trat ein –
auch die übrigen Sänger waren längst verstummt, als
wollten sie des Freundes Klagen nicht unterbrechen.
Einige Minuten harrte ich vergeblich, ob der Gesang
wieder beginnen würde, dann näherte ich mich der
Stelle, wo das Vöglein gesessen hatte, und siehe –
es lag still und todt neben seinem geliebten Weibchen. –
Sie schlummern in einem Gräblein, beim letzten Schim-
mer der untergehenden Sonne von meiner Hand erbaut;
und ich wähnte, als ob der Abendstern, der eben jetzt
zur Himmelsthür heraustrat, mir einen freundlichern
Gruß zuwinkte; – wähnte, als ob die Thränen, die
( was soll ichs läugnen? ) ob diesem Ereigniß meinen
Augen entquollen, dem Welten=Vater nicht verwerf-
lich wären.“
Eisenbahnen in Amerika.
Jn den vereinigten Staaten giebt es jetzt eilf
Eisenbahnen, zusammen 105 ( englische ) Meilen lang,
darunter 6 mit einfachen und 5 mit doppelten Geleisen.
Die längste mißt 15, die kürzeste 3 Meilen. Von de-
nen mit einfachem Geleise kostet die wohlfeilste 432,
die theuerste 2400 Pfd. Sterl.; die mit doppeltem Ge-
leise kosten 1200 bis 2600 Pfd. Vier andere Bahnen
dieser Art sind noch im Bau begriffen und sollen zu-
sammen eine Ausdehnung von 970 Meilen erhalten.
Die längste wird die zwischen Baltimore und dem Ohio
seyn; sie soll doppelte Geleise erhalten und 335 Meilen
messen. Die Kosten dafür werden auf 4800 Pfd. für
jede Meile geschätzt. Ein bereits fertiger Theil dieser
Bahn ist ein völliges Kunstwerk und besteht aus einer
Tagesstrecke ( Tunnel ) , dessen aus Granitblöcken von
1 bis 7 Schiffspfund Schwere gewölbter Bau über
10,000 Kubikruthen Umfang hat. Die Entfernung
der Fläche dieser Bahn von dem obersten Schlußstein
des Gewölbes beträgt mehr als 30 Fuß.
Woche.
13. Oktober 1644. Die Schwedisch=Niederländische
Flotte unter Wrangel schlägt die Dänische unter
Pors Munk bei der Jnsel Laaland.
– Oktober 1793. Die Weißenburger Linien werden
von den Oesterreichern unter Wurmser über-
wältigt.
14. Oktober 1758. 60,000 Oesterreicher unter Daun
überfallen 27,000 Preußen unter Friedrich dem
Großen im verschanzten Lager bei Hochkirch.
– Oktober 1806. Napoleon schlägt die Preußen bei
Auerstädt.
– Oktober 1809. Friede zu Wien zwischen Oester-
reich und Frankreich.
– Oktober 1812. Treffen zwischen den Russen und
Franzosen zum Nachtheil der Letztern bei Me-
dinsk.
15. Oktober 1756. Friedrich der Große zwingt das
ganze sächsische Heer bei Pirna das Gewehr zu
strecken.
16. Oktober 1813. Blücher schlägt die Franzosen bei
Möckern unweit Leipzig.
17. Oktober 1797. Friede zu Campoformio.
– Oktober 1805. Die Franzosen unter Napoleon
zwingen die Oesterreicher unter Mack bei Ulm
die Waffen zu strecken.
– Oktober 1812. Die Russen unter Wittgenstein
siegen über die Franzosen und Baiern unter
Gouvion, St. Cyr und Wrede, bei Polotzk.
18. Oktober 1748. Friede zu Aachen zwischen Oe-
sterreich und Frankreich.
– Oktober 1812. Sieg der Russen unter Benning-
sen über die Franzosen unter Mürat bei Tarutina.
18. u. 19. Oktober 1813. Die vier Heere der Ver-
bündeten unter Schwarzenberg, Giulay, Karl
Johann von Schweden und Blücher schlagen die
Franzosen bei Leipzig, stürmen die Stadt und
befreien Deutschland.
Dante Alighieri.
Unter den italienischen Dichtern des Mittelalters
zeichnet sich Dante Alighieri, geboren 1265 zu Florenz,
besonders aus. Früh weckte die Liebe zu Beatrice
Portinari ( starb 1290 ) seinen Geist und nährte ihn
durch sein ganzes Leben. Er studirte zu Florenz, Bo-
logna und Padua Philosophie, später zu Paris die
Theologie und war zugleich in der lateinischen Litera-
tur bewandert. Er diente hierauf seinem Vaterlande
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