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Teutscher Kriegs-Curier. Nr. 20, Nürnberg, 1673.

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Anmerckung
von jezigen Kriegs-Läuften.

Die Welt ist ein Schauplatz/ auf welchem oftmals einer-
ley Schauspiel/ nur mit verwecksleten Personen/ ge-
spielet wird. Carolus Audax, lezter Hertzog in Bur-
gund/ weil er die 17 Niderländische Provintzen byesammen hat-
te/ verlangte/ aus Ehrgeitz/ An. 1473 von Kaiser Fridrichen
III. Ertz-Herzogen in Oesterreich/ zum König in Burgund
und Vicario des Reichs in den Niederlanden erkläret zu werden.
Sie kamen zu Trier zusammen: da der Kaiser den Herzogen um
seine einige Erb-Tochter für seinen Sohn Maximilian, und
dieser jenen um die Kron/ ersuchen wolte. Aber der Kaiser zo-
ge heimlich hinweg/ und liesse Herzog Carln/ der schon die An-
stalt zur Krönung gemacht hatte/ mit der langen Nasen sizen:
weil er merckte/ daß er hiermit den Weg zum Kaiserl. Thron
suchte. Im selbigen Jahr ward Churfürst und Ertz-Bischoff
zu Cöln/ Rupertus/ gebohrner Pfalzgraf bey Rhein und Her-
tzog in Bayern/ mit dem Capitel und der Stadt Cöln strittig:
die erwehlten Landgr. Herman von Hessen zum Administratorn,
und baten den Kayser/ daß er sie schüzen wolte. Er war Chur-
Pfaltzgr. Friderichs des Widerspänstigen Bruder/ der dem Kay-
ser auch viel Unruhe machte. Hertzog Carl/ den empfangenen
Schimpff an dem Kayser zu rächen/ liesse sich von dem Erz-bi-
schof leichtlich erbitten/ sein Beschützer zu werden. Der Kayser
ware von Trier nach Cöln gekommen/ und befahle der Stadt/
sich in Verfassung zu stellen. Erz-Herzog Sigmund von Oe-
sterreich hatte vorher An. 1469/ daß Elsaß samt andern Oester-
reichischen Erb-Landen am Rhein/ an Herzog Carln um 80000
Gulden verpfändet/ aber An. 1474 wieder eingelöst: weil der/
solche für Eigenthum zu behalten/ sich angemasset. Herzog Carl
ruckte mit 60000 Mann vor Neuß: dem aber der dapfere
Landgr. Herman 56 Stürme abgeschlagen/ und ihn 15000
Mann darvor verlieren gemacht. Inzwischen liesse er daß El-

saß

Anmerckung
von jezigen Kriegs-Läuften.

Die Welt ist ein Schauplatz/ auf welchem oftmals einer-
ley Schauspiel/ nur mit verwecksleten Personen/ ge-
spielet wird. Carolus Audax, lezter Hertzog in Bur-
gund/ weil er die 17 Niderländische Provintzen byesam̃en hat-
te/ verlangte/ aus Ehrgeitz/ An. 1473 von Kaiser Fridrichen
III. Ertz-Herzogen in Oesterreich/ zum König in Burgund
und Vicario des Reichs in den Niederlanden erkläret zu werden.
Sie kamen zu Trier zusam̃en: da der Kaiser den Herzogen um
seine einige Erb-Tochter für seinen Sohn Maximilian, und
dieser jenen um die Kron/ ersuchen wolte. Aber der Kaiser zo-
ge heimlich hinweg/ und liesse Herzog Carln/ der schon die An-
stalt zur Krönung gemacht hatte/ mit der langen Nasen sizen:
weil er merckte/ daß er hiermit den Weg zum Kaiserl. Thron
suchte. Im selbigen Jahr ward Churfürst und Ertz-Bischoff
zu Cöln/ Rupertus/ gebohrner Pfalzgraf bey Rhein und Her-
tzog in Bayern/ mit dem Capitel und der Stadt Cöln strittig:
die erwehlten Landgr. Herman võ Hessen zum Administratorn,
und baten den Kayser/ daß er sie schüzen wolte. Er war Chur-
Pfaltzgr. Friderichs des Widerspänstigen Bruder/ der dem Kay-
ser auch viel Unruhe machte. Hertzog Carl/ den empfangenen
Schimpff an dem Kayser zu rächen/ liesse sich von dem Erz-bi-
schof leichtlich erbitten/ sein Beschützer zu werden. Der Kayser
ware von Trier nach Cöln gekommen/ und befahle der Stadt/
sich in Verfassung zu stellen. Erz-Herzog Sigmund von Oe-
sterreich hatte vorher An. 1469/ daß Elsaß samt andern Oester-
reichischen Erb-Landen am Rhein/ an Herzog Carln um 80000
Gulden verpfändet/ aber An. 1474 wieder eingelöst: weil der/
solche für Eigenthum zu behalten/ sich angemasset. Herzog Carl
ruckte mit 60000 Mann vor Neuß: dem aber der dapfere
Landgr. Herman 56 Stürme abgeschlagen/ und ihn 15000
Mann darvor verlieren gemacht. Inzwischen liesse er daß El-

saß
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-30T14:58:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-30T14:58:43Z)

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Zitationshilfe: Teutscher Kriegs-Curier. Nr. 20, Nürnberg, 1673, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kriegscurier0020_1673/7>, abgerufen am 20.05.2024.