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Teutscher Kriegs-Curier. Nr. 20, Nürnberg, 1673.

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saß verheeren. Bey ihm befanden sich die Herzogen von Gülich
und Bergen: die wurden citirt, entschuldigten sich aber durch
Gesandten/ daß sie/ ihre Lande von Herzog Carls Verheerung
zu retten/ ihm hätten zuziehen müssen.

Kayser Fridrich samlete des Reichs Hülfe/ und kame An.
1475 mit 80000 Mann vor Cöln/ nachdem er unterwegs Sin-
zig und Linz erobert. Marggr. Albrecht von Brandenburg/
Churfürst/ ware zu Franckfurt mit 3300 Mann am ersten zu
ihm gestossen. Bischof Heinrich zu Münster/ ein damals be-
rühmter Kriegs-Held/ hat ihme bey Cöln/ die Nieder-Säch-
sische Völcker 14000 Mann zugeführet. Als der Kayser/ mit
diesem Herr/ gegen Neuß fortgerucket/ geschahen etliche kleine
Treffen: doch kame es zu keiner Haupt-Action. Es wurde durch
Antrieb des Päpstl. Nuncij Cardinal Alexanders ein Anstand/
und folgende Friede geschlossen/ die Stadt Neuß von der eilfmo-
natlichen Belagerung erlöset/ Erz-Herzog Maximiliano Her-
zog Carls Tochter versprochen/ Pfalzgr. Ruprecht (der nach
zwey Jahren im Gefängnis gestorben) des Erz-Bistums ent-
sezet/ und selbiges Hermanno dem Landgr. von Hessen übergeben.

Herzog Carl vertriebe hierauf Herzog Renatum aus Lothrin-
gen/ der das Land von seinem Vettern Nicolao geerbet. Dieser ver-
bande sich mit Erz-Herzogen Sigmunden und den Eidgenossen: der
dann Herzog Carl An. 1476/ erstlich bey Gransee/ hernach bey M[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]
ten/ und lezlich An. 1477. bey Nancij/ in Jahrsfrist dreymal/ geschla-
gen/ und im lezten Treffen selber erschlagen worden. Er verlohre/ im
ersten sein Lager mit einem Schaz von sechs Millionen/ im andern
sein Volk bey 30000 Mann/ und im lezten sein Leben. Man fand[e]
ihn am dritten Tag/ in einem Graben/ ganz naket und eingefrohren/
da also/ seine Ehrgeiz-Hitze/ im Eise sich abgekühlet. Die Niederlan-
de sind hierauf/ in diesem Jahr/ mit der Erb-Prinzessin Maria/ an
Oesterreich gelanget.

Wann der geneigte Leser diese Geschicht gegen heutigen Kriegs-
läuften hält/ und die Umstände der Oerter und Personen wol erwä-
get/ wird er befinden/ daß vor 200 Jahren dieses heutige Waffen-
Schauspiel auch gespielet worden. GOtt verfüge/ das es/ wie da-
mals/ zu unsers allernädigsten Kaysers LEOPOLDI als Kayser
Friderichs UrEnkels-UrEnkels-Enkels/ herzlichen Victoriae
und höchster Gloriae hinaus laufen möge.


saß verheeren. Bey ihm befanden sich die Herzogen von Gülich
und Bergen: die wurden citirt, entschuldigten sich aber durch
Gesandten/ daß sie/ ihre Lande von Herzog Carls Verheerung
zu retten/ ihm hätten zuziehen müssen.

Kayser Fridrich samlete des Reichs Hülfe/ und kame An.
1475 mit 80000 Mann vor Cöln/ nachdem er unterwegs Sin-
zig und Linz erobert. Marggr. Albrecht von Brandenburg/
Churfürst/ ware zu Franckfurt mit 3300 Mann am ersten zu
ihm gestossen. Bischof Heinrich zu Münster/ ein damals be-
rühmter Kriegs-Held/ hat ihme bey Cöln/ die Nieder-Säch-
sische Völcker 14000 Mann zugeführet. Als der Kayser/ mit
diesem Herr/ gegen Neuß fortgerucket/ geschahen etliche kleine
Treffen: doch kame es zu keiner Haupt-Action. Es wurde durch
Antrieb des Päpstl. Nuncij Cardinal Alexanders ein Anstand/
und folgende Friede geschlossen/ die Stadt Neuß von der eilfmo-
natlichen Belagerung erlöset/ Erz-Herzog Maximiliano Her-
zog Carls Tochter versprochen/ Pfalzgr. Ruprecht (der nach
zwey Jahren im Gefängnis gestorben) des Erz-Bistums ent-
sezet/ und selbiges Hermanno dem Landgr. von Hessen übergebẽ.

Herzog Carl vertriebe hierauf Herzog Renatum aus Lothrin-
gen/ der das Land von seinem Vettern Nicolao geerbet. Dieser ver-
bande sich mit Erz-Herzogen Sigmunden und den Eidgenossen: der
dann Herzog Carl An. 1476/ erstlich bey Gransee/ hernach bey M[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]
ten/ und lezlich An. 1477. bey Nancij/ in Jahrsfrist dreymal/ geschla-
gen/ und im lezten Treffen selber erschlagen worden. Er verlohre/ im
ersten sein Lager mit einem Schaz von sechs Millionen/ im andern
sein Volk bey 30000 Mann/ und im lezten sein Leben. Man fand[e]
ihn am dritten Tag/ in einem Graben/ ganz naket und eingefrohren/
da also/ seine Ehrgeiz-Hitze/ im Eise sich abgekühlet. Die Niederlan-
de sind hierauf/ in diesem Jahr/ mit der Erb-Prinzessin Maria/ an
Oesterreich gelanget.

Wann der geneigte Leser diese Geschicht gegen heutigen Kriegs-
läuften hält/ und die Umstände der Oerter und Personen wol erwä-
get/ wird er befinden/ daß vor 200 Jahren dieses heutige Waffen-
Schauspiel auch gespielet worden. GOtt verfüge/ das es/ wie da-
mals/ zu unsers allernädigsten Kaysers LEOPOLDI als Kayser
Friderichs UrEnkels-UrEnkels-Enkels/ herzlichen Victoriæ
und höchster Gloriæ hinaus laufen möge.


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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-30T14:58:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-30T14:58:43Z)

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Zitationshilfe: Teutscher Kriegs-Curier. Nr. 20, Nürnberg, 1673, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kriegscurier0020_1673/8>, abgerufen am 03.12.2024.