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Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892.

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[Spaltenumbruch]

Hilber in Bezug auf die Vollendung der im
Festsaale der Realschule übernommenen Arbeit. --
Aeußerungen der städt. Sparcassa und der mähr.
Hypthekenbank über die Abtretung eines Theiles
ihrer Hypothek von der Grundfläche des Hauses
Nr. 496 an den öffentltchen Strassengrund. --
Bericht der 3. Section über die Bewerbungsge-
suche um die Stelle eines zweiten juridischen Se-
cretärs. -- Bericht der 3. Section über das Ge-
such des früheren hiesigen Communalbeamten
Herrn Carl Werner um Rückstellung der gelei-
steten Carenztaxen. -- Bericht der 3. Section
über das Gesuch eines städt. Kanzlisten um
die erste Quinquennal-Zulage. (2. Lesung.) --
Bericht der 3. Section über ein Gesuch um Zu-
sicherung der Ausnahme in den hies. Gemeinde-
verband (2. Lesung.) -- Bericht der 3. Section
über das Gesuch eines Amtsdieners um Gehalts-
vorschuß. -- Bericht der 3. Section über ein
Gesuch um das Heimathrecht. -- Bericht der
3. Section über das Gesuch eines städt Kanzlisten
um Zuerkennung der 1. Quinquennalzulage. --
Bericht der 3. Section über das Gesuch der
städtischen Thurmwächter um Erhöhung ihrer
Bezüge.

(Zur Enthüllung der Radetzky-Gedenk-
tafel.)

Das Comite, welches die Errichtung einer
Radetzky-Gedenktafel am städt. Gemeindehause
inscenirt, hielt gestern Nachmittags eine Sitzung
ab, in welcher über das Arrangement der Ent-
hüllungsfeier jener Gedenktafel berathen wurde.
Diese Berathungen sollen noch fortgesetzt werden.
Wie verlautet wird bei dieser Feier ein aus den
Infanterie-Regimentern Nr. 54, 93 und 100
combinirtes Bataillon ausrücken.

(Die Hauptversammlung des Vereines
zur Stiftung eines dentschen Hauses in
Olmütz)

wurde gestern Vormittags 10 Uhr im
Saale des deutschen Casinos unter dem Vor-
sitze des Herrn Bürgermeisters v. Engel abge-
halten. Der Herr Vorsitzende begrüßte die Ver-
sammlung und ertheilte sodann dem Schriftführer
Herrn Dr. Carl Schrötter das Wort zur
Erstattung des Jahresberichtes. Aus dem Jahres-
berichte, der sehr beifällig aufgenommen wurde,
geht hervor, daß der Verein leider eine Abnahme
der Mitgliederzahl zu verzeichnen habe. Im ab-
gelaufenen Vereinsjahre sank die Mitgliederzahl
welche gegenwärtig 156 beträgt, abermals um
19. An Mitgliederbeiträgen wurde die Summe
von 499 fl., gegen 559 fl. im Jahre 1890 ein-
gezahlt. An Spenden ging bloß der Betrag von
3 fl. ein. Die Ausgaben betrugen 15 fl. 37 kr. Das
Vereinsvermögen beträgt derzeit 36.811 fl. 50 80 kr.
Der Vermögenszuwachs betrug im Jahre 1891
2344 fl. 27 kr. Die Versammlung ge-
nehmigte den Jahresbericht. Namens der
Rechnungsrevisoren erstattete Herr Sallmann
den Bericht und beantragte dem Rechnungs-
[Spaltenumbruch] leger, Herrn Gemeinderath Hübl, das Abso-
lutorium zu ertheilen, welcher Antrag geneh-
migt wurde. Ueber Antrag des Herrn pens.
Stadtrathes, Franz Peyscha, wurde die bisherige
Vereinsleitung abermals gewählt, worauf der Herr
Vorsitzende die Versammlung mit Dankesworten
schloß.

(Hanptversammlung der Franen- und
Mädchenortsgruppe und der Herren orts-
gruppe des Deutschen Schulvereins.)

Gestern
Vormittags 101/2 Uhr wurde im Saale des
deutschen Casinos die Hauptversammlung der
Frauen- und Mädchenortsgruppe und der Her-
renortsgruppe des deutschen Schulvereines abge-
halten Herr Robert Primavesi begrüßte als
Obmann der Herrenortsgruppe Olmütz die zur
gemeinschaftlichen Versammlung erschienenen Frauen
und Herren und besprach zunächst die Verhält-
nisse des Schulvereines, welche leider keine gün-
stigen seien, was aus dem Rückgange der Ein-
nahmen um circa 5000 fl. hervorgehe. Die
hiesigen Ortsgruppen des Schulvereines treffe
hieran keine Schuld, sie haben auch im abgelau-
fenen Vereinsjahre wacker gearbeitet und der
Centrale namhafte Spenden zugemittelt. Schließ-
lich richtete der Herr Obmann an die Ver-
sammelten die dringende Bitte in ihren Be-
strebungen die Sache des Schulvereins zu fördern
nicht zu erlahmen. Vom Herrn Dr. Weitlof
und Herrn Director Thannabaur eingelangte
Begrüßungstelegramme wurden mit stürmischem
Beifalle aufgenommen. Frau Rosa Eben und
Herr Theodor Knaute als Schriftführer der
Ortsgruppen erstatteten hierauf die Jahresbe-
richte, welche von Seite der Versammlung die
beifälligste Aufnahme fanden. Aus den Berichten
geht hervor, daß die Mitgliederzahl gewachsen ist
und die Einnahmen eine Vermehrung erfahren
haben. Mit besonderer Anerkennung wird des
ersprießlichen und aufopfernden Wirkens der
beiden Vorstände Robert und Leokadie
Primavesi
gedacht. Herr Robert Primavesi
widmet noch Frau Marie Schrötter für ihre
dem Vereine gewidmete umfangreiche Thätig-
keit Worte der vollsten Anerkennung und spricht
der Redoction des "Mähr. Tagblattes" für
die Unterstützung, welche dieselbe den Unter-
nehmungen des Schulvereines jederzeit angedeihen
lasse, den wärmssen Dank aus. Daran schloß sich
eine Aufforderung wegen zahlreicher Betheiligung
der Mitglieder an dem am 8. Mai l. J. in
Hohenstadt stattfindenden Ortsgruppentage. Bei
der sodann vorgenommenen Wahl wurden die
bisherigen Vorstände und Functionäre der beiden
Ortsgruppen abermals einstimmig wiedergewählt.
Der Herr Vorsitzende schloß hierauf die Ver-
sammlungen mit dem Ersuchen der Sache des
Schulvereines bei allen sich darbietenden Gelegen-
heiten die kräftigste Unterstützung angedeihen zu
[Spaltenumbruch] lassen. Die Jahresberichte über die Thätigkeit
der hiesigen Schulvereinsortsgruppen werden wir
noch nachtragen.

(Ausere Schulvereinsortsgruppen und
die deutschen Landgemeinden.)

In dem bei
der gestrigen Jahresversammlung der Herrenorts-
gruppe Olmütz erstatteten Jahresberichte fand
mit vollem Rechte die Klage darüber Raum, daß
unsere beiden Ortsgruppen aus den deutschen
Landgemeinden so wenige Mitglieder zählen. Die
Gemeinde Paulowitz, welche eine eigene Orts-
gruppe besitzt und die Gemeinde Hombok, die
28 Schulvereinsmitglieder zählt, trifft dieser
Vorwurf nicht. Allein in den übrigen deutschen
Gemeinden findet man nur vereinzelt die Mit-
glieder des Vereins und reiche Gemeinden des
Bezirkes zählen kein einziges Mitglied. Das ist
beschämend für uns, um so beschämender, als die
slavischen Grundbesitzer und Dorfbewohner gerade
den Hauptstamm der tschechisch-nationalen Ver-
eine bilden. Wir geben uns jedoch der Erwartung
hin, daß es nur einer Anregung und Aufforderung
bedürfen wird, um dem Schulvereine auch aus
Neugasse, Schnobolin, Nimlau, Nebotein und
anderen deutschen Gemeinden zahlreiche Mitglieder
zu gewinnen.

(Concert Rose.)

Das Publicum war un-
zufrieden. Mit diesem Paradoxon könnte man
füglich den Bericht über das gestern im Redouten-
saale stattgehabte Concert Rose einleiten. Denn
thatsächlich genügte das Gebotene dem Publicum
nicht, es hätte gerne die übliche Concertdauer
auf das doppelte Zeitmaß erhöht, um die Künstler
des Quartetts noch einmal so lange zu hören.
Wenn man das Verdienst der Herren Rose
(1. Violine), Siebert (2. Violine), Bachrich
(Bratsche) und Hummer (Cello) wie es uns
in ihrem gestrigen Spiele entgegentrat, in ein
Wort fassen wollte, müßte man sagen, sie ver-
stehen die Kunst, die Kammermusik zu populari-
siren. Ihr Spiel ist so klar und durchsichtig,
daß auch dem Laien für jedes Concertstück, das
sie vortragen, das Verständniß nicht fehlt. Dieser
Thatsache entsprach auch der geradezu jubelnde
Beifall, den das Quartett nach jedem einzelnen
Vortrage fand. Selten haben wir bei einer
Kammermusik so allgemeinen, so stürmischen,
so spontanen Beifall vernommen, wie ihn gleich
der erste Satz des Beethoven'schen G-dur-Quar-
tettes hervorrief. Dieses Quartett ist noch ganz
im Style Mozart'scher Musik gehalten; es athmet
Lust und Fröhlichkeit. Der leichte Scherz desselben
kam im Spiele des Quartettes zu blendendem Aus-
drucke. In den farben- und ideenreichen Volkmann-
schen Quartette mit seiner eigenartigen Feinheit
gefiel namentlich das unübertrefflich sanft und schön
gespielte Adagio, in welchem der herrliche Zusam-
menklang des Tons der vier Künstler zauberhaft
mild und weich berührte. Anstaunen konnte man




[Spaltenumbruch]
Hinter verschlossenen Thüren.
Von A. K. Green.

(91. Fortsetzung.)

"Es wird uns beiden eine Beruhigung sein,
in einer so wichtigen Angelegenheit seinen Rath
einzuholen."

Kameron machte keinen Versuch, ihn zurück-
zuhalten; es wäre doch nutzlos gewesen. Der
Polizist verließ eilig das Zimmer, aber nicht
ohne zuvor einen theilnehmenden Blick auf den
Doctor geworfen zu haben, der gebeugten Hauptes
dasaß.

Die Wartezeit war endlos, die Minuten
schienen sich zu Stunden zu dehnen. Kameron
athmete förmlich erleichtert auf, als sich endlich
die Thür öffnete und Gryce eintrat in Beglei-
tung des Herrn, welcher den Doctor damals in
seinem Hause aufgesucht hatte, um Erkundigungen
über Genofevas Kleidernähterin einzuziehen.

Kameron ging ihm entgegen.

"Was ist mein Schicksal?" fragte er rasch
und in ängstlicher Spannung.

Der Inspector nahm ihn bei der Hand.
"Ich muß mit Ihnen reden," sagte er. "Der-
artige Entscheidungen wollen wohl überlegt sein.
-- Sie lieben also Ihre Frau, Doctor Kameron,
und sind von ihrer Unschuld überzeugt?"

"Unbedingt."

"Das Urtheil eines jungen Ehemanns ist in sol-
chem Falle nicht ganz maßgebend. Aber ich glaube an
Ihre aufrichtige Ueberzeugung und redliche Ab-
[Spaltenumbruch] sicht. Wollen Sie mir Näheres über den Eindruck
mittheilen, den Ihre Frau seit der Hochzeit auf
Sie gemacht hat?"

"Das würde mir schwer fallen, denn ihr
Benehmen war höchst wechselhaft. Nun ich aber
die Ereignisse kenne, die ihr Gemüth so sehr
belasteten, kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß
ihre Aufregung und ihre Schmerzen unter den
Umständen höchst erklärlich waren."

"Auch ihr weißes Haar?"

"Auch dieses. Stellen Sie sich doch einmal
vor, was sie im Laufe weniger Stunden durch-
gemacht hat. Alles folgte Schlag auf Schlag:
das Scheitern ihrer Pläne mit Molesworth, ihre
Rückkehr, der Anblick Mildreds als Braut, der
furchtbare Eindruck, den ihre veränderten Absich-
ten auf das arme Mädchen machten, mit dem
sie bis zuletzt in zärtlichster Gemeinschaft gestan-
den; die fieberhafte Eile beim Wechseln der
Kleider, mit denen sie zugleich ihr früheres Selbst
wieder annahm; dann Mildreds rasche That, die in
einem Augenblick das Hochzeitshaus zu einem Leichen-
haus machte und ihren Triumph, ihre Festesfreude in
Todesfurcht und Entsetzen umwandelte, was sie noch
obendrein vor aller Augen, selbst denen ihres
Bräutigams aufs sorgfältigste verbergen mußte.
Dann folgte der Schrei, der irgend einen unbe-
kannten Schrecken oder die Entdeckung bedeutete.
Entweder war Mildred wieder zum Leben erwacht,
vielleicht unter qualvollen Schmerzen, oder der
Schlüssel, den Genofeva bei sich trug, hatte die
Thür nicht verschlossen und schon im nächsten
Augenblick konnte der Ruf: "Mord!" durch das
[Spaltenumbruch] Haus erschallen. War das nicht genug, um den
stärksten Geist zu erschüttern? Und zu alledem
der Gedanke, der sie keinen Moment verlassen
haben kann, was sie sagen und thun sollte, wenn
die Entdeckung wirklich erfolgte und sie nicht nur
erklären mußte, wie die Todte in ihr Zimmer
kam, sondern auch Aufschluß über alle Neben-
umstände geben, möglicherweise auch über den
schimpflichen Plan, dessen Mißlingen die ganze
Catastrophe herbeigeführt hatte. Was für Aus-
flüchte mag sie ersonnen haben, während sie
lächelnd die Glückwünsche von Verwandten und
Freunden entgegennahm! Darauf der Schreck, als
sie Molesworth an der Thür gewahrte --
Molesworth den sie gewissermaßen betrogen hatte,
und der, wie sie sich sagen mußte, in diesem
Augenblick zu allem fähig war, selbst seine Anklage
gegen sie zu schleudern in Gegenwart ihres Ge-
mahls und der Schaar der versammelten Gäste.
War das nicht mehr, als ein schwaches geängstig-
tes Weib zu ertragen vermochte? Durch schnelles
Handeln zwang sie ihn, zu schweigen; ihrer
Klugheit gelang es, sich mit ihm oben in dem
Todtenzimmer einzuschließen, wo sie sich mit
Scham und Entsetzen genöthigt sah, ihm die
grausigen Folgen ihrer That zu offenbaren und
um seine Hilfe zu flehen, statt ihm, wie sie
gehofft hatte, ihren Triumph zu zeigen. War
das alles nicht genug, um ihr Haar in
einer Nacht zu bleichen? Ich gerathe fast von
Sinnen, wenn ich nur daran denke, und bin
doch ein beherz[te]r, wetterharter Mann."

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Hilber in Bezug auf die Vollendung der im
Feſtſaale der Realſchule übernommenen Arbeit. —
Aeußerungen der ſtädt. Sparcaſſa und der mähr.
Hypthekenbank über die Abtretung eines Theiles
ihrer Hypothek von der Grundfläche des Hauſes
Nr. 496 an den öffentltchen Straſſengrund. —
Bericht der 3. Section über die Bewerbungsge-
ſuche um die Stelle eines zweiten juridiſchen Se-
cretärs. — Bericht der 3. Section über das Ge-
ſuch des früheren hieſigen Communalbeamten
Herrn Carl Werner um Rückſtellung der gelei-
ſteten Carenztaxen. — Bericht der 3. Section
über das Geſuch eines ſtädt. Kanzliſten um
die erſte Quinquennal-Zulage. (2. Leſung.) —
Bericht der 3. Section über ein Geſuch um Zu-
ſicherung der Auſnahme in den hieſ. Gemeinde-
verband (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section
über das Geſuch eines Amtsdieners um Gehalts-
vorſchuß. — Bericht der 3. Section über ein
Geſuch um das Heimathrecht. — Bericht der
3. Section über das Geſuch eines ſtädt Kanzliſten
um Zuerkennung der 1. Quinquennalzulage. —
Bericht der 3. Section über das Geſuch der
ſtädtiſchen Thurmwächter um Erhöhung ihrer
Bezüge.

(Zur Enthüllung der Radetzky-Gedenk-
tafel.)

Das Comité, welches die Errichtung einer
Radetzky-Gedenktafel am ſtädt. Gemeindehauſe
inſcenirt, hielt geſtern Nachmittags eine Sitzung
ab, in welcher über das Arrangement der Ent-
hüllungsfeier jener Gedenktafel berathen wurde.
Dieſe Berathungen ſollen noch fortgeſetzt werden.
Wie verlautet wird bei dieſer Feier ein aus den
Infanterie-Regimentern Nr. 54, 93 und 100
combinirtes Bataillon ausrücken.

(Die Hauptverſammlung des Vereines
zur Stiftung eines dentſchen Hauſes in
Olmütz)

wurde geſtern Vormittags 10 Uhr im
Saale des deutſchen Caſinos unter dem Vor-
ſitze des Herrn Bürgermeiſters v. Engel abge-
halten. Der Herr Vorſitzende begrüßte die Ver-
ſammlung und ertheilte ſodann dem Schriftführer
Herrn Dr. Carl Schrötter das Wort zur
Erſtattung des Jahresberichtes. Aus dem Jahres-
berichte, der ſehr beifällig aufgenommen wurde,
geht hervor, daß der Verein leider eine Abnahme
der Mitgliederzahl zu verzeichnen habe. Im ab-
gelaufenen Vereinsjahre ſank die Mitgliederzahl
welche gegenwärtig 156 beträgt, abermals um
19. An Mitgliederbeiträgen wurde die Summe
von 499 fl., gegen 559 fl. im Jahre 1890 ein-
gezahlt. An Spenden ging bloß der Betrag von
3 fl. ein. Die Ausgaben betrugen 15 fl. 37 kr. Das
Vereinsvermögen beträgt derzeit 36.811 fl. 50 80 kr.
Der Vermögenszuwachs betrug im Jahre 1891
2344 fl. 27 kr. Die Verſammlung ge-
nehmigte den Jahresbericht. Namens der
Rechnungsreviſoren erſtattete Herr Sallmann
den Bericht und beantragte dem Rechnungs-
[Spaltenumbruch] leger, Herrn Gemeinderath Hübl, das Abſo-
lutorium zu ertheilen, welcher Antrag geneh-
migt wurde. Ueber Antrag des Herrn penſ.
Stadtrathes, Franz Peyſcha, wurde die bisherige
Vereinsleitung abermals gewählt, worauf der Herr
Vorſitzende die Verſammlung mit Dankesworten
ſchloß.

(Hanptverſammlung der Franen- und
Mädchenortsgruppe und der Herren orts-
gruppe des Deutſchen Schulvereins.)

Geſtern
Vormittags 10½ Uhr wurde im Saale des
deutſchen Caſinos die Hauptverſammlung der
Frauen- und Mädchenortsgruppe und der Her-
renortsgruppe des deutſchen Schulvereines abge-
halten Herr Robert Primaveſi begrüßte als
Obmann der Herrenortsgruppe Olmütz die zur
gemeinſchaftlichen Verſammlung erſchienenen Frauen
und Herren und beſprach zunächſt die Verhält-
niſſe des Schulvereines, welche leider keine gün-
ſtigen ſeien, was aus dem Rückgange der Ein-
nahmen um circa 5000 fl. hervorgehe. Die
hieſigen Ortsgruppen des Schulvereines treffe
hieran keine Schuld, ſie haben auch im abgelau-
fenen Vereinsjahre wacker gearbeitet und der
Centrale namhafte Spenden zugemittelt. Schließ-
lich richtete der Herr Obmann an die Ver-
ſammelten die dringende Bitte in ihren Be-
ſtrebungen die Sache des Schulvereins zu fördern
nicht zu erlahmen. Vom Herrn Dr. Weitlof
und Herrn Director Thannabaur eingelangte
Begrüßungstelegramme wurden mit ſtürmiſchem
Beifalle aufgenommen. Frau Roſa Eben und
Herr Theodor Knaute als Schriftführer der
Ortsgruppen erſtatteten hierauf die Jahresbe-
richte, welche von Seite der Verſammlung die
beifälligſte Aufnahme fanden. Aus den Berichten
geht hervor, daß die Mitgliederzahl gewachſen iſt
und die Einnahmen eine Vermehrung erfahren
haben. Mit beſonderer Anerkennung wird des
erſprießlichen und aufopfernden Wirkens der
beiden Vorſtände Robert und Leokadie
Primaveſi
gedacht. Herr Robert Primaveſi
widmet noch Frau Marie Schrötter für ihre
dem Vereine gewidmete umfangreiche Thätig-
keit Worte der vollſten Anerkennung und ſpricht
der Redoction des „Mähr. Tagblattes“ für
die Unterſtützung, welche dieſelbe den Unter-
nehmungen des Schulvereines jederzeit angedeihen
laſſe, den wärmſſen Dank aus. Daran ſchloß ſich
eine Aufforderung wegen zahlreicher Betheiligung
der Mitglieder an dem am 8. Mai l. J. in
Hohenſtadt ſtattfindenden Ortsgruppentage. Bei
der ſodann vorgenommenen Wahl wurden die
bisherigen Vorſtände und Functionäre der beiden
Ortsgruppen abermals einſtimmig wiedergewählt.
Der Herr Vorſitzende ſchloß hierauf die Ver-
ſammlungen mit dem Erſuchen der Sache des
Schulvereines bei allen ſich darbietenden Gelegen-
heiten die kräftigſte Unterſtützung angedeihen zu
[Spaltenumbruch] laſſen. Die Jahresberichte über die Thätigkeit
der hieſigen Schulvereinsortsgruppen werden wir
noch nachtragen.

(Auſere Schulvereinsortsgruppen und
die deutſchen Landgemeinden.)

In dem bei
der geſtrigen Jahresverſammlung der Herrenorts-
gruppe Olmütz erſtatteten Jahresberichte fand
mit vollem Rechte die Klage darüber Raum, daß
unſere beiden Ortsgruppen aus den deutſchen
Landgemeinden ſo wenige Mitglieder zählen. Die
Gemeinde Paulowitz, welche eine eigene Orts-
gruppe beſitzt und die Gemeinde Hombok, die
28 Schulvereinsmitglieder zählt, trifft dieſer
Vorwurf nicht. Allein in den übrigen deutſchen
Gemeinden findet man nur vereinzelt die Mit-
glieder des Vereins und reiche Gemeinden des
Bezirkes zählen kein einziges Mitglied. Das iſt
beſchämend für uns, um ſo beſchämender, als die
ſlaviſchen Grundbeſitzer und Dorfbewohner gerade
den Hauptſtamm der tſchechiſch-nationalen Ver-
eine bilden. Wir geben uns jedoch der Erwartung
hin, daß es nur einer Anregung und Aufforderung
bedürfen wird, um dem Schulvereine auch aus
Neugaſſe, Schnobolin, Nimlau, Nebotein und
anderen deutſchen Gemeinden zahlreiche Mitglieder
zu gewinnen.

(Concert Roſé.)

Das Publicum war un-
zufrieden. Mit dieſem Paradoxon könnte man
füglich den Bericht über das geſtern im Redouten-
ſaale ſtattgehabte Concert Roſé einleiten. Denn
thatſächlich genügte das Gebotene dem Publicum
nicht, es hätte gerne die übliche Concertdauer
auf das doppelte Zeitmaß erhöht, um die Künſtler
des Quartetts noch einmal ſo lange zu hören.
Wenn man das Verdienſt der Herren Roſé
(1. Violine), Siebert (2. Violine), Bachrich
(Bratſche) und Hummer (Cello) wie es uns
in ihrem geſtrigen Spiele entgegentrat, in ein
Wort faſſen wollte, müßte man ſagen, ſie ver-
ſtehen die Kunſt, die Kammermuſik zu populari-
ſiren. Ihr Spiel iſt ſo klar und durchſichtig,
daß auch dem Laien für jedes Concertſtück, das
ſie vortragen, das Verſtändniß nicht fehlt. Dieſer
Thatſache entſprach auch der geradezu jubelnde
Beifall, den das Quartett nach jedem einzelnen
Vortrage fand. Selten haben wir bei einer
Kammermuſik ſo allgemeinen, ſo ſtürmiſchen,
ſo ſpontanen Beifall vernommen, wie ihn gleich
der erſte Satz des Beethoven’ſchen G-dur-Quar-
tettes hervorrief. Dieſes Quartett iſt noch ganz
im Style Mozart’ſcher Muſik gehalten; es athmet
Luſt und Fröhlichkeit. Der leichte Scherz deſſelben
kam im Spiele des Quartettes zu blendendem Aus-
drucke. In den farben- und ideenreichen Volkmann-
ſchen Quartette mit ſeiner eigenartigen Feinheit
gefiel namentlich das unübertrefflich ſanft und ſchön
geſpielte Adagio, in welchem der herrliche Zuſam-
menklang des Tons der vier Künſtler zauberhaft
mild und weich berührte. Anſtaunen konnte man




[Spaltenumbruch]
Hinter verſchloſſenen Thüren.
Von A. K. Green.

(91. Fortſetzung.)

„Es wird uns beiden eine Beruhigung ſein,
in einer ſo wichtigen Angelegenheit ſeinen Rath
einzuholen.“

Kameron machte keinen Verſuch, ihn zurück-
zuhalten; es wäre doch nutzlos geweſen. Der
Poliziſt verließ eilig das Zimmer, aber nicht
ohne zuvor einen theilnehmenden Blick auf den
Doctor geworfen zu haben, der gebeugten Hauptes
daſaß.

Die Wartezeit war endlos, die Minuten
ſchienen ſich zu Stunden zu dehnen. Kameron
athmete förmlich erleichtert auf, als ſich endlich
die Thür öffnete und Gryce eintrat in Beglei-
tung des Herrn, welcher den Doctor damals in
ſeinem Hauſe aufgeſucht hatte, um Erkundigungen
über Genofevas Kleidernähterin einzuziehen.

Kameron ging ihm entgegen.

„Was iſt mein Schickſal?“ fragte er raſch
und in ängſtlicher Spannung.

Der Inſpector nahm ihn bei der Hand.
„Ich muß mit Ihnen reden,“ ſagte er. „Der-
artige Entſcheidungen wollen wohl überlegt ſein.
— Sie lieben alſo Ihre Frau, Doctor Kameron,
und ſind von ihrer Unſchuld überzeugt?“

„Unbedingt.“

„Das Urtheil eines jungen Ehemanns iſt in ſol-
chem Falle nicht ganz maßgebend. Aber ich glaube an
Ihre aufrichtige Ueberzeugung und redliche Ab-
[Spaltenumbruch] ſicht. Wollen Sie mir Näheres über den Eindruck
mittheilen, den Ihre Frau ſeit der Hochzeit auf
Sie gemacht hat?“

„Das würde mir ſchwer fallen, denn ihr
Benehmen war höchſt wechſelhaft. Nun ich aber
die Ereigniſſe kenne, die ihr Gemüth ſo ſehr
belaſteten, kann ich mit gutem Gewiſſen ſagen, daß
ihre Aufregung und ihre Schmerzen unter den
Umſtänden höchſt erklärlich waren.“

„Auch ihr weißes Haar?“

„Auch dieſes. Stellen Sie ſich doch einmal
vor, was ſie im Laufe weniger Stunden durch-
gemacht hat. Alles folgte Schlag auf Schlag:
das Scheitern ihrer Pläne mit Molesworth, ihre
Rückkehr, der Anblick Mildreds als Braut, der
furchtbare Eindruck, den ihre veränderten Abſich-
ten auf das arme Mädchen machten, mit dem
ſie bis zuletzt in zärtlichſter Gemeinſchaft geſtan-
den; die fieberhafte Eile beim Wechſeln der
Kleider, mit denen ſie zugleich ihr früheres Selbſt
wieder annahm; dann Mildreds raſche That, die in
einem Augenblick das Hochzeitshaus zu einem Leichen-
haus machte und ihren Triumph, ihre Feſtesfreude in
Todesfurcht und Entſetzen umwandelte, was ſie noch
obendrein vor aller Augen, ſelbſt denen ihres
Bräutigams aufs ſorgfältigſte verbergen mußte.
Dann folgte der Schrei, der irgend einen unbe-
kannten Schrecken oder die Entdeckung bedeutete.
Entweder war Mildred wieder zum Leben erwacht,
vielleicht unter qualvollen Schmerzen, oder der
Schlüſſel, den Genofeva bei ſich trug, hatte die
Thür nicht verſchloſſen und ſchon im nächſten
Augenblick konnte der Ruf: „Mord!“ durch das
[Spaltenumbruch] Haus erſchallen. War das nicht genug, um den
ſtärkſten Geiſt zu erſchüttern? Und zu alledem
der Gedanke, der ſie keinen Moment verlaſſen
haben kann, was ſie ſagen und thun ſollte, wenn
die Entdeckung wirklich erfolgte und ſie nicht nur
erklären mußte, wie die Todte in ihr Zimmer
kam, ſondern auch Aufſchluß über alle Neben-
umſtände geben, möglicherweiſe auch über den
ſchimpflichen Plan, deſſen Mißlingen die ganze
Cataſtrophe herbeigeführt hatte. Was für Aus-
flüchte mag ſie erſonnen haben, während ſie
lächelnd die Glückwünſche von Verwandten und
Freunden entgegennahm! Darauf der Schreck, als
ſie Molesworth an der Thür gewahrte —
Molesworth den ſie gewiſſermaßen betrogen hatte,
und der, wie ſie ſich ſagen mußte, in dieſem
Augenblick zu allem fähig war, ſelbſt ſeine Anklage
gegen ſie zu ſchleudern in Gegenwart ihres Ge-
mahls und der Schaar der verſammelten Gäſte.
War das nicht mehr, als ein ſchwaches geängſtig-
tes Weib zu ertragen vermochte? Durch ſchnelles
Handeln zwang ſie ihn, zu ſchweigen; ihrer
Klugheit gelang es, ſich mit ihm oben in dem
Todtenzimmer einzuſchließen, wo ſie ſich mit
Scham und Entſetzen genöthigt ſah, ihm die
grauſigen Folgen ihrer That zu offenbaren und
um ſeine Hilfe zu flehen, ſtatt ihm, wie ſie
gehofft hatte, ihren Triumph zu zeigen. War
das alles nicht genug, um ihr Haar in
einer Nacht zu bleichen? Ich gerathe faſt von
Sinnen, wenn ich nur daran denke, und bin
doch ein beherz[te]r, wetterharter Mann.“

(Fortſetzung folgt.)


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[[4]/0004] Hilber in Bezug auf die Vollendung der im Feſtſaale der Realſchule übernommenen Arbeit. — Aeußerungen der ſtädt. Sparcaſſa und der mähr. Hypthekenbank über die Abtretung eines Theiles ihrer Hypothek von der Grundfläche des Hauſes Nr. 496 an den öffentltchen Straſſengrund. — Bericht der 3. Section über die Bewerbungsge- ſuche um die Stelle eines zweiten juridiſchen Se- cretärs. — Bericht der 3. Section über das Ge- ſuch des früheren hieſigen Communalbeamten Herrn Carl Werner um Rückſtellung der gelei- ſteten Carenztaxen. — Bericht der 3. Section über das Geſuch eines ſtädt. Kanzliſten um die erſte Quinquennal-Zulage. (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section über ein Geſuch um Zu- ſicherung der Auſnahme in den hieſ. Gemeinde- verband (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section über das Geſuch eines Amtsdieners um Gehalts- vorſchuß. — Bericht der 3. Section über ein Geſuch um das Heimathrecht. — Bericht der 3. Section über das Geſuch eines ſtädt Kanzliſten um Zuerkennung der 1. Quinquennalzulage. — Bericht der 3. Section über das Geſuch der ſtädtiſchen Thurmwächter um Erhöhung ihrer Bezüge. (Zur Enthüllung der Radetzky-Gedenk- tafel.) Das Comité, welches die Errichtung einer Radetzky-Gedenktafel am ſtädt. Gemeindehauſe inſcenirt, hielt geſtern Nachmittags eine Sitzung ab, in welcher über das Arrangement der Ent- hüllungsfeier jener Gedenktafel berathen wurde. Dieſe Berathungen ſollen noch fortgeſetzt werden. Wie verlautet wird bei dieſer Feier ein aus den Infanterie-Regimentern Nr. 54, 93 und 100 combinirtes Bataillon ausrücken. (Die Hauptverſammlung des Vereines zur Stiftung eines dentſchen Hauſes in Olmütz) wurde geſtern Vormittags 10 Uhr im Saale des deutſchen Caſinos unter dem Vor- ſitze des Herrn Bürgermeiſters v. Engel abge- halten. Der Herr Vorſitzende begrüßte die Ver- ſammlung und ertheilte ſodann dem Schriftführer Herrn Dr. Carl Schrötter das Wort zur Erſtattung des Jahresberichtes. Aus dem Jahres- berichte, der ſehr beifällig aufgenommen wurde, geht hervor, daß der Verein leider eine Abnahme der Mitgliederzahl zu verzeichnen habe. Im ab- gelaufenen Vereinsjahre ſank die Mitgliederzahl welche gegenwärtig 156 beträgt, abermals um 19. An Mitgliederbeiträgen wurde die Summe von 499 fl., gegen 559 fl. im Jahre 1890 ein- gezahlt. An Spenden ging bloß der Betrag von 3 fl. ein. Die Ausgaben betrugen 15 fl. 37 kr. Das Vereinsvermögen beträgt derzeit 36.811 fl. 50 80 kr. Der Vermögenszuwachs betrug im Jahre 1891 2344 fl. 27 kr. Die Verſammlung ge- nehmigte den Jahresbericht. Namens der Rechnungsreviſoren erſtattete Herr Sallmann den Bericht und beantragte dem Rechnungs- leger, Herrn Gemeinderath Hübl, das Abſo- lutorium zu ertheilen, welcher Antrag geneh- migt wurde. Ueber Antrag des Herrn penſ. Stadtrathes, Franz Peyſcha, wurde die bisherige Vereinsleitung abermals gewählt, worauf der Herr Vorſitzende die Verſammlung mit Dankesworten ſchloß. (Hanptverſammlung der Franen- und Mädchenortsgruppe und der Herren orts- gruppe des Deutſchen Schulvereins.) Geſtern Vormittags 10½ Uhr wurde im Saale des deutſchen Caſinos die Hauptverſammlung der Frauen- und Mädchenortsgruppe und der Her- renortsgruppe des deutſchen Schulvereines abge- halten Herr Robert Primaveſi begrüßte als Obmann der Herrenortsgruppe Olmütz die zur gemeinſchaftlichen Verſammlung erſchienenen Frauen und Herren und beſprach zunächſt die Verhält- niſſe des Schulvereines, welche leider keine gün- ſtigen ſeien, was aus dem Rückgange der Ein- nahmen um circa 5000 fl. hervorgehe. Die hieſigen Ortsgruppen des Schulvereines treffe hieran keine Schuld, ſie haben auch im abgelau- fenen Vereinsjahre wacker gearbeitet und der Centrale namhafte Spenden zugemittelt. Schließ- lich richtete der Herr Obmann an die Ver- ſammelten die dringende Bitte in ihren Be- ſtrebungen die Sache des Schulvereins zu fördern nicht zu erlahmen. Vom Herrn Dr. Weitlof und Herrn Director Thannabaur eingelangte Begrüßungstelegramme wurden mit ſtürmiſchem Beifalle aufgenommen. Frau Roſa Eben und Herr Theodor Knaute als Schriftführer der Ortsgruppen erſtatteten hierauf die Jahresbe- richte, welche von Seite der Verſammlung die beifälligſte Aufnahme fanden. Aus den Berichten geht hervor, daß die Mitgliederzahl gewachſen iſt und die Einnahmen eine Vermehrung erfahren haben. Mit beſonderer Anerkennung wird des erſprießlichen und aufopfernden Wirkens der beiden Vorſtände Robert und Leokadie Primaveſi gedacht. Herr Robert Primaveſi widmet noch Frau Marie Schrötter für ihre dem Vereine gewidmete umfangreiche Thätig- keit Worte der vollſten Anerkennung und ſpricht der Redoction des „Mähr. Tagblattes“ für die Unterſtützung, welche dieſelbe den Unter- nehmungen des Schulvereines jederzeit angedeihen laſſe, den wärmſſen Dank aus. Daran ſchloß ſich eine Aufforderung wegen zahlreicher Betheiligung der Mitglieder an dem am 8. Mai l. J. in Hohenſtadt ſtattfindenden Ortsgruppentage. Bei der ſodann vorgenommenen Wahl wurden die bisherigen Vorſtände und Functionäre der beiden Ortsgruppen abermals einſtimmig wiedergewählt. Der Herr Vorſitzende ſchloß hierauf die Ver- ſammlungen mit dem Erſuchen der Sache des Schulvereines bei allen ſich darbietenden Gelegen- heiten die kräftigſte Unterſtützung angedeihen zu laſſen. Die Jahresberichte über die Thätigkeit der hieſigen Schulvereinsortsgruppen werden wir noch nachtragen. (Auſere Schulvereinsortsgruppen und die deutſchen Landgemeinden.) In dem bei der geſtrigen Jahresverſammlung der Herrenorts- gruppe Olmütz erſtatteten Jahresberichte fand mit vollem Rechte die Klage darüber Raum, daß unſere beiden Ortsgruppen aus den deutſchen Landgemeinden ſo wenige Mitglieder zählen. Die Gemeinde Paulowitz, welche eine eigene Orts- gruppe beſitzt und die Gemeinde Hombok, die 28 Schulvereinsmitglieder zählt, trifft dieſer Vorwurf nicht. Allein in den übrigen deutſchen Gemeinden findet man nur vereinzelt die Mit- glieder des Vereins und reiche Gemeinden des Bezirkes zählen kein einziges Mitglied. Das iſt beſchämend für uns, um ſo beſchämender, als die ſlaviſchen Grundbeſitzer und Dorfbewohner gerade den Hauptſtamm der tſchechiſch-nationalen Ver- eine bilden. Wir geben uns jedoch der Erwartung hin, daß es nur einer Anregung und Aufforderung bedürfen wird, um dem Schulvereine auch aus Neugaſſe, Schnobolin, Nimlau, Nebotein und anderen deutſchen Gemeinden zahlreiche Mitglieder zu gewinnen. (Concert Roſé.) Das Publicum war un- zufrieden. Mit dieſem Paradoxon könnte man füglich den Bericht über das geſtern im Redouten- ſaale ſtattgehabte Concert Roſé einleiten. Denn thatſächlich genügte das Gebotene dem Publicum nicht, es hätte gerne die übliche Concertdauer auf das doppelte Zeitmaß erhöht, um die Künſtler des Quartetts noch einmal ſo lange zu hören. Wenn man das Verdienſt der Herren Roſé (1. Violine), Siebert (2. Violine), Bachrich (Bratſche) und Hummer (Cello) wie es uns in ihrem geſtrigen Spiele entgegentrat, in ein Wort faſſen wollte, müßte man ſagen, ſie ver- ſtehen die Kunſt, die Kammermuſik zu populari- ſiren. Ihr Spiel iſt ſo klar und durchſichtig, daß auch dem Laien für jedes Concertſtück, das ſie vortragen, das Verſtändniß nicht fehlt. Dieſer Thatſache entſprach auch der geradezu jubelnde Beifall, den das Quartett nach jedem einzelnen Vortrage fand. Selten haben wir bei einer Kammermuſik ſo allgemeinen, ſo ſtürmiſchen, ſo ſpontanen Beifall vernommen, wie ihn gleich der erſte Satz des Beethoven’ſchen G-dur-Quar- tettes hervorrief. Dieſes Quartett iſt noch ganz im Style Mozart’ſcher Muſik gehalten; es athmet Luſt und Fröhlichkeit. Der leichte Scherz deſſelben kam im Spiele des Quartettes zu blendendem Aus- drucke. In den farben- und ideenreichen Volkmann- ſchen Quartette mit ſeiner eigenartigen Feinheit gefiel namentlich das unübertrefflich ſanft und ſchön geſpielte Adagio, in welchem der herrliche Zuſam- menklang des Tons der vier Künſtler zauberhaft mild und weich berührte. Anſtaunen konnte man Hinter verſchloſſenen Thüren. Von A. K. Green. (91. Fortſetzung.) „Es wird uns beiden eine Beruhigung ſein, in einer ſo wichtigen Angelegenheit ſeinen Rath einzuholen.“ Kameron machte keinen Verſuch, ihn zurück- zuhalten; es wäre doch nutzlos geweſen. Der Poliziſt verließ eilig das Zimmer, aber nicht ohne zuvor einen theilnehmenden Blick auf den Doctor geworfen zu haben, der gebeugten Hauptes daſaß. Die Wartezeit war endlos, die Minuten ſchienen ſich zu Stunden zu dehnen. Kameron athmete förmlich erleichtert auf, als ſich endlich die Thür öffnete und Gryce eintrat in Beglei- tung des Herrn, welcher den Doctor damals in ſeinem Hauſe aufgeſucht hatte, um Erkundigungen über Genofevas Kleidernähterin einzuziehen. Kameron ging ihm entgegen. „Was iſt mein Schickſal?“ fragte er raſch und in ängſtlicher Spannung. Der Inſpector nahm ihn bei der Hand. „Ich muß mit Ihnen reden,“ ſagte er. „Der- artige Entſcheidungen wollen wohl überlegt ſein. — Sie lieben alſo Ihre Frau, Doctor Kameron, und ſind von ihrer Unſchuld überzeugt?“ „Unbedingt.“ „Das Urtheil eines jungen Ehemanns iſt in ſol- chem Falle nicht ganz maßgebend. Aber ich glaube an Ihre aufrichtige Ueberzeugung und redliche Ab- ſicht. Wollen Sie mir Näheres über den Eindruck mittheilen, den Ihre Frau ſeit der Hochzeit auf Sie gemacht hat?“ „Das würde mir ſchwer fallen, denn ihr Benehmen war höchſt wechſelhaft. Nun ich aber die Ereigniſſe kenne, die ihr Gemüth ſo ſehr belaſteten, kann ich mit gutem Gewiſſen ſagen, daß ihre Aufregung und ihre Schmerzen unter den Umſtänden höchſt erklärlich waren.“ „Auch ihr weißes Haar?“ „Auch dieſes. Stellen Sie ſich doch einmal vor, was ſie im Laufe weniger Stunden durch- gemacht hat. Alles folgte Schlag auf Schlag: das Scheitern ihrer Pläne mit Molesworth, ihre Rückkehr, der Anblick Mildreds als Braut, der furchtbare Eindruck, den ihre veränderten Abſich- ten auf das arme Mädchen machten, mit dem ſie bis zuletzt in zärtlichſter Gemeinſchaft geſtan- den; die fieberhafte Eile beim Wechſeln der Kleider, mit denen ſie zugleich ihr früheres Selbſt wieder annahm; dann Mildreds raſche That, die in einem Augenblick das Hochzeitshaus zu einem Leichen- haus machte und ihren Triumph, ihre Feſtesfreude in Todesfurcht und Entſetzen umwandelte, was ſie noch obendrein vor aller Augen, ſelbſt denen ihres Bräutigams aufs ſorgfältigſte verbergen mußte. Dann folgte der Schrei, der irgend einen unbe- kannten Schrecken oder die Entdeckung bedeutete. Entweder war Mildred wieder zum Leben erwacht, vielleicht unter qualvollen Schmerzen, oder der Schlüſſel, den Genofeva bei ſich trug, hatte die Thür nicht verſchloſſen und ſchon im nächſten Augenblick konnte der Ruf: „Mord!“ durch das Haus erſchallen. War das nicht genug, um den ſtärkſten Geiſt zu erſchüttern? Und zu alledem der Gedanke, der ſie keinen Moment verlaſſen haben kann, was ſie ſagen und thun ſollte, wenn die Entdeckung wirklich erfolgte und ſie nicht nur erklären mußte, wie die Todte in ihr Zimmer kam, ſondern auch Aufſchluß über alle Neben- umſtände geben, möglicherweiſe auch über den ſchimpflichen Plan, deſſen Mißlingen die ganze Cataſtrophe herbeigeführt hatte. Was für Aus- flüchte mag ſie erſonnen haben, während ſie lächelnd die Glückwünſche von Verwandten und Freunden entgegennahm! Darauf der Schreck, als ſie Molesworth an der Thür gewahrte — Molesworth den ſie gewiſſermaßen betrogen hatte, und der, wie ſie ſich ſagen mußte, in dieſem Augenblick zu allem fähig war, ſelbſt ſeine Anklage gegen ſie zu ſchleudern in Gegenwart ihres Ge- mahls und der Schaar der verſammelten Gäſte. War das nicht mehr, als ein ſchwaches geängſtig- tes Weib zu ertragen vermochte? Durch ſchnelles Handeln zwang ſie ihn, zu ſchweigen; ihrer Klugheit gelang es, ſich mit ihm oben in dem Todtenzimmer einzuſchließen, wo ſie ſich mit Scham und Entſetzen genöthigt ſah, ihm die grauſigen Folgen ihrer That zu offenbaren und um ſeine Hilfe zu flehen, ſtatt ihm, wie ſie gehofft hatte, ihren Triumph zu zeigen. War das alles nicht genug, um ihr Haar in einer Nacht zu bleichen? Ich gerathe faſt von Sinnen, wenn ich nur daran denke, und bin doch ein beherzter, wetterharter Mann.“ (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches100_1892/4>, abgerufen am 21.11.2024.