Mährisches Tagblatt. Nr. 100, Olmütz, 02.05.1892.[Spaltenumbruch]
Fahne geschrieben, haben allerdings scheinbar Politische Nachrichten. (Der 1. Mai.) Aus den uns heute zuge- (Die mährischen Tschechen und die Ange- legenheit Weckelsdorf.) Das Organ der tsche- (Zur Neuregelung der Friedenspräsenz- stärke des deutschen Heeres.) Die "Kölnische (Eine Explosion in der Schweiz.) In der Locales und Provinzielles. Olmütz, 30. April. (Personales.) Die Herren k. u. k. Oberste [Spaltenumbruch] nach der gleichnamigen Novelle Wilbrandt's ge- Die Handlung spielt im letzten Jahrzehent Das Publicum sah sich anfangs durch die [Spaltenumbruch] Officiere nach Krakau begeben, um die Dis- (Garnisonswechsel.) Die Zwölfer-Dragoner (Avancement-Feier.) Gestern Mittags (Abschiedsfeier.) Mit dem gestrigen Tage (Militärisches.) Der Kaiser hat ernannt: (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des [Spaltenumbruch]
Fahne geſchrieben, haben allerdings ſcheinbar Politiſche Nachrichten. (Der 1. Mai.) Aus den uns heute zuge- (Die mähriſchen Tſchechen und die Ange- legenheit Weckelsdorf.) Das Organ der tſche- (Zur Neuregelung der Friedenspräſenz- ſtärke des deutſchen Heeres.) Die „Kölniſche (Eine Exploſion in der Schweiz.) In der Locales und Provinzielles. Olmütz, 30. April. (Perſonales.) Die Herren k. u. k. Oberſte [Spaltenumbruch] nach der gleichnamigen Novelle Wilbrandt’s ge- Die Handlung ſpielt im letzten Jahrzehent Das Publicum ſah ſich anfangs durch die [Spaltenumbruch] Officiere nach Krakau begeben, um die Dis- (Garniſonswechſel.) Die Zwölfer-Dragoner (Avancement-Feier.) Geſtern Mittags (Abſchiedsfeier.) Mit dem geſtrigen Tage (Militäriſches.) Der Kaiſer hat ernannt: (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f2a" next="#f2b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"> <p>Fahne geſchrieben, haben allerdings ſcheinbar<lb/> mit dem Leben abgeſchloſſen. Aber die Geſchwi-<lb/> digkeit, mit der die Attentäter bei Verübung<lb/> ihrer verbrecheriſchen Anſchläge ſich ſelbſt in<lb/> Sicherheit bringen, zeigt auch wieder ihre Feig-<lb/> heit. Durch Drohmittel läßt ſich ihnen nicht bei-<lb/> kommen, man muß ſie ausrotten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der 1. Mai.)</hi> </head> <p>Aus den uns heute zuge-<lb/> kommenen Berichten über die Feier des 1. 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Das Blatt<lb/> ſchildert in eingehender Weiſe die Geſchichte der<lb/> Errichtung des erwähnten Bezirksgerichtes und<lb/> führt an, daß der böhmiſche Landtag bereits in<lb/> den Jahren 1875, 1877 und 1878 über die<lb/> Errichtung eines Bezirksgerichtes in Weckelsdorf<lb/> drei Gutachten abgegeben habe, Graf Schönborn<lb/> daher durch ſeine Verordnung weder das Geſetz,<lb/> noch die Rechte des böhmiſchen Landtages verletzt<lb/> habe, was Dr. Ed. Gregr in ſeiner Rede in<lb/> Schlan am 24. v. M. auch ausdrücklich zuge-<lb/> ſtanden habe. Ob die Regierung den geeigneten<lb/> Zeitpunct für die Errichtung des Bezirksgerichtes<lb/> gewählt hat, darüber laſſe ſich vom politiſchen<lb/> Standpuncte ſtreiten, daß aber die Verordnung<lb/> des Grafen Schönborn geſetzlich begründet iſt, das<lb/> müſſe jeder nüchtern Beurtheilende anerkennen.<lb/> Deshalb ſei die Anklage der Jungtſchechen gegen<lb/> den Grafen Schönborn nichts weiter, als ein<lb/> politiſches Manöver, welches jeder rechtlichen<lb/> Grundlage entbehre. Aus dieſem Grunde konnte<lb/> auch der mähriſche Club des Reichsrathes dieſe<lb/> Anklageſchrift nicht unterfertigeu, und hat auch<lb/> mit Recht die Theilnahme an dieſem politiſchen<lb/><cb/> Manöver abgelehnt. Es ſei nur zu bedauern,<lb/> daß der mähriſch-tſchechiſche Abg Swozil, der<lb/> gewiß die Sache, um die es ſich handelt, nicht<lb/> begriff, ſich zur Unterzeichnung des Antrages<lb/> herbeiließ, gewiß nur von ſeinem Collegen, dem Abg.<lb/> Seichert dazu bewogen, der in ſeinem Herzen ſchon<lb/> lange ein Jungtſcheche ſei, aber ſein Jungtſchen-<lb/> thum aus Furcht vor ſeinen conſervativen Wähler<lb/> bisher geheimhielt. Miniſter Graf Schönborn<lb/> habe als Statthalter von Mähren durch ſeine<lb/> Amtsthätigkeit ein gutes Andenken hinterlaſſen,<lb/> und manche tſchechiſche Stadt hat ihn durch Ver-<lb/> leihung des Ehrenbürgerrechtes ausgezeichnet.<lb/> Ein gebürtiger Deutſcher, erlernte er doch gründ-<lb/> lich die tſchechiſche Sprache und habe ſeine Sym-<lb/> pathien dem tſchechiſchen Volke bei jeder Gelegen-<lb/> heit bewieſen. Schönborn ſei ein Staatsmann,<lb/> der durch den Anklageantrag der Jungtſchechen<lb/> nur in der Achtung jedes Urtheilsfähigen ſteigen<lb/> werde. 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Die Affaire wird als Einſchüchterungsmittel<lb/> betrachtet, weil Pingoud im Streik mehrere Auf-<lb/> wiegler verhaftete. — Ein ſpäteres Telegramm<lb/> aus Bern meldet: Soeben ſind in Lauſanne drei<lb/> Anarchiſten franzöſiſcher und italieniſcher Nation<lb/> verhaftet worden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz</hi>, 30. April.</dateline><lb/> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Die Herren k. u. k. Oberſte<lb/> v. <hi rendition="#g">Traun</hi> und <hi rendition="#g">Pietſch</hi> haben einen längeren<lb/> Urlaub angetreten. — Der Commandant des<lb/> 12. 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Faſt will es ſcheinen, als ob<lb/> der Verfaſſer in ſeiner nordiſchen Heimat den<lb/> ſonnigen Süden vergeſſen habe — ſo düſter iſt<lb/> dieſes Schauſpiel, das bei einem Haar ein<lb/> Trauerſpiel geworden wäre, wenn ſich der Ver-<lb/> faſſer gleichſam im letzten Augenblicke nicht eines<lb/> Anderen beſonnen hätte.</p><lb/> <p>Die Handlung ſpielt im letzten Jahrzehent<lb/> in einem kleinen deutſchen Hafen an der Oſtſee.<lb/> Der Lootſencommandeur Nordmann, ein Seebär<lb/> von altem Schrott und Korn, hat ſchon unzäh-<lb/> lige Menſchen vom ſicheren Tode errettet, das<lb/> tollkühne Wagniß, Schiffbrüchige der tobenden<lb/> See zu entreißen, iſt ihm nicht nur Pflicht, es<lb/> iſt ihm unwiderſtehliches Bedürfniß geworden.<lb/> Da rettet er eben einen jungen Süd-Amerikaner,<lb/> Pablo, vom Ertrinken. Als dieſer, gekräftigt, in<lb/> der Familie ſeines Retters erſcheint, wendet ſich<lb/> ihm, von Mitleid und ſchnell aufflammender Lei-<lb/> denſchaft bewegt, das Herz der älteren Tochter<lb/> Korallina zu. Wuthſchäumend aber weiſt ihn der<lb/> Vater aus dem Hanſe, als er ſeinen Namen<lb/> erfährt: er iſt der Sohn jenes fremd<supplied>e</supplied>n Mannes,<lb/> der einſt ſeine, des Lootſencommandeurs Schwe-<lb/> ſter verführt. Korallina hat dieſelben romanti-<lb/> ſchen Neigungen wie ihre Tante, ſie will er<lb/> beſſer bewahren. Umſonſt bemühen ſich Korallina<lb/> und Dr. Döring, der Bräutigam ihrer Schweſter<lb/> Sophie, der Commandeur bleibt feſt, und Ko-<lb/> rallina läßt ſich, wie einſt ihre Tante, entführen.<lb/><cb/> Gekränkt verläßt auch Döring das Haus, als<lb/> ihn der Commandeur Kuppler ſchilt. Nun hat<lb/> er beide Töchter verloren, denn die ſanfte Sophie<lb/> ſiecht hin und iſt dem Tode nahe, da die Härte<lb/> des Vaters ihr den Bräutigam geraubt. Nord-<lb/> mann muß ihn ſelbſt um Verzeihung bitten und<lb/> herbeirufen, will er nicht ſeine zweite Tochter<lb/> ganz verlieren. Er thut es, aber noch bevor<lb/> Döring eintrifft, kämpft der Commandant in<lb/> einer Scene der grauſamſten Bühnenfolter einen<lb/> ſchrecklichen Kampf zwiſchen der Liebe zu ſeinem<lb/> ſterbenden Kinde, das ihn zu bleiben beſchwört,<lb/> und der Pflicht, die ihn aufs Meer ruft, von<lb/> wo Hilferufe ertönen. Er reißt ſich endlich los<lb/> zu ſeinem Heile, denn er rettet ſich diesmal die<lb/> ſchiffbrüchige Tochter, die, um ihn zu verſöhnen,<lb/> zu ihm zurückgekehrt iſt; ſie iſt mit Pablo glück-<lb/> lich geworden, und das Glück iſt es, das auch<lb/> Sophie, der Schweſter, bald die erſehnte Geſund-<lb/> heit wiedergeben wird.</p><lb/> <p>Das Publicum ſah ſich anfangs durch die<lb/> Handlung, deren Grundmotive allerdings faſt<lb/> alle hinter der Scene ſich abſpielen, bewegt, aber<lb/> es proteſtirte ſpäter gegen die ganz überflüſſige<lb/> Grauſamkeit, mit welcher der Verfaſſer die Ner-<lb/> ven ſeiner Hörer bis zum Zerreißen zum Schluſſe<lb/> auf die Folter ſpannt. Zu ſeinem Vergnügen<lb/> oder zu ſeiner Erholung wird ſich niemand dies<lb/> Stück anſehen, wenn auch die Darſtellung, mit<lb/> Herrn Schneider in der Titelrolle, vorzüglich war<lb/> und man ihr aufrichtigen Beifall zollen konnte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a3b" prev="#a3a" type="jArticle" n="2"> <p>Officiere nach Krakau begeben, um die Dis-<lb/> locationen, welche das Regiment beziehen wird,<lb/> in Augenſchein zu nehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Garniſonswechſel.)</hi> </head> <p>Die Zwölfer-Dragoner<lb/> verlaſſen demnächſt bereits Olmütz, wo ihr<lb/> chevalereskes Benehmen vielfache Sympathieen<lb/> weckte. An ihre Stelle rückt das zweite Dragoner-<lb/> Regiment, an deſſen Spitze Oberſt Graf <hi rendition="#g">Kal-<lb/> noky,</hi> ein Bruder unſeres Miniſters des<lb/> Aeußern, ſteht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Avancement-Feier.)</hi> </head> <p>Geſtern Mittags<lb/> fanden in den Officiersmenagen der hieſigen Gar-<lb/> niſon Feſtlichkeiten anläßlich des Maiavance-<lb/> ments ſtatt. Dieſe Feſtlichkeiten verliefen in ſehr<lb/> animirter Stimmung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Abſchiedsfeier.)</hi> </head> <p>Mit dem geſtrigen Tage<lb/> iſt der ſtädt. Bauverwalter Herr Carl <hi rendition="#g">Illich-<lb/> mann</hi> in den wohlverdienten Ruheſtand getre-<lb/> ten. Die Beamten der kgl. Hauptſtadt Olmütz<lb/> benützten dieſen Anlaß, um dem ſcheidenden treuen<lb/> und beliebten Collegen eine kleine Abſchiedsova-<lb/> tion zu bereiten. Zu dieſem Zwecke hatten ſich<lb/> dieſelben geſtern Vormittags im Sitzungszimmer<lb/> des k. k. Bezirksſchulrathes <hi rendition="#aq">in corpore</hi> verſam-<lb/> mel. Nachdem Herr Carl <hi rendition="#g">Illichmann</hi> erſchie-<lb/> nen war, richtete ſein Nachfolger der ſtädt. Ober-<lb/> ingenieur und Waſſerwerksleiter Herr Max <hi rendition="#g">Linde-<lb/> mann</hi> eine Anſprache an denſelben, in welcher<lb/> er zunächſt der anſtrengenden und erfolgreichen<lb/> Thätigkeit des Scheidenden gedachte, der durch<lb/> mehr als ein Vierteljahrhundert ſeine Kenntniſſe<lb/> und Kräfte den ſtädtiſchen Dienſten widmete in<lb/> einer Stellung, die hier und anderwärts zu den<lb/> exponirteſten gehört. Nach Hervorhebung der mar-<lb/> kanteſten Höhenpuncte dieſer Thätiigkeit, des<lb/> Baues der Bahnhofſtraße und der Durchführung<lb/> der Stadterweiterung, Werke, mit denen der<lb/> Name des Herrn Carl Illichmann dauernd<lb/> und ehrend verknüpft bleiben wird, ging<lb/> der Redner auf die Charactereigenſchaften<lb/> des Scheidenden über, deſſen Treue und Her-<lb/> zensgüte, deſſe milde und vornehme Geſinnung<lb/> demſelben die Hochachtung und Anhänglichkeit<lb/> ſeiner Collegen und Mitbürger bleibend ſichern<lb/> wird und gab dem Wunſche Ausdruck, daß Herr<lb/> C. Illichmann auch im Ruheſtande ſeinen Amts-<lb/> collegen ein ſo lieber Freund und treuer, ſelbſt-<lb/> loſer Rathgeber bleiben möge, wie im Stande<lb/> der Activität. Die Beamten widmeten dem Schei-<lb/> denden ein Weinſervice, beſtehend aus 2 Flaſchen<lb/> und 12 Gläſern auf geſchnitzter Holzplatte, an<lb/> welcher ſich eine metallene Widmungstafel befindet.<lb/> In bewegten Worten dankte Herr Carl Illich-<lb/> mann für die ihm zu Theil gewordene Ehrung<lb/> und gab der Verſicherung Ausdruck, auch im<lb/> Ruheſtande ein treuer Freund der ſtädt. Beam-<lb/> ten bleiben zu wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Militäriſches.)</hi> </head> <p>Der Kaiſer hat ernannt:<lb/> zum Rittmeiſter 2. Claſſe den Oberlicutenant<lb/> Richard <hi rendition="#g">Herlth</hi> des Staatshengſten-Depots in<lb/> Kloſterbruck, zum Hauptmann 2. Claſſe den<lb/> Oberlieutenant Adalbert <hi rendition="#g">Reichel</hi> des LB. M.-<lb/> Trübau, beim LB. Klattau Nr. 36, zum Lieute-<lb/> nant-Rechnungsführer den nichtactiven Rechnungs-<lb/> Unterofficier 1. Claſſe Carl <hi rendition="#g">Hickl</hi> des 15. LB.<lb/> Olmütz beim 39. LB. Leitmeritz. — Zum Ritt-<lb/> meiſter 1. Claſſe wurde der Rittmeiſter 2. Claſſe<lb/> R. <hi rendition="#g">Rudda</hi> des 4. L. G. B. ernannt. — Transf.<lb/> werden: innerhalb der activen k. k. Landwehr;<lb/> die Lieutenante Johann Wanka vom 12. LB.<lb/> Kremſier zum 13. LB. Brünn, Joſef Ficker<lb/> vom 3. LV. Sanct Pölten zum 19. LB. Mähr.-<lb/> Trübau; innerhalb der nichtactiven k. k. Land-<lb/> wehr: die Lieutenante Auguſt Bartel vom 60.<lb/> LB. Neu-Sandec zum 13. LB. Brünn, Heinrich<lb/> Thinell vom 16. LB. Schönberg zum 79. LB.<lb/> Zara.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)</hi> </head><lb/> <p>Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des<lb/> Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Anzeige<lb/> von der Errichtung einer Stiftung für eine<lb/> Schülerin der Mädchenbürgerſchule durch Herrn<lb/> Ed. Hamburger. — Geſuch des J. Kruſch, Labo-<lb/> ranten an der k. k. Oberrealſchule, um einen<lb/> Gehaltsvorſchuß. — Geſuch des Oberinſpicienten<lb/> W. Jantſchik um Einrechnung einer Perſonalzulage<lb/> in die Bemeſſung des künftigen Ruhebezuges.<lb/> — Einladung des hieſigen Gewerbevereines<lb/> zur Betheiligung an der bevorſtehenden Aus-<lb/> ſtellung auf dem Gebiete des Städteweſens. —<lb/> Bericht der 2. Section über das Geſuch einer<lb/> Beamtenswitwe um eine Krankheitsaushilfe. (2.<lb/> Leſung.) — Eingabe des Malers Herrn J.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Fahne geſchrieben, haben allerdings ſcheinbar
mit dem Leben abgeſchloſſen. Aber die Geſchwi-
digkeit, mit der die Attentäter bei Verübung
ihrer verbrecheriſchen Anſchläge ſich ſelbſt in
Sicherheit bringen, zeigt auch wieder ihre Feig-
heit. Durch Drohmittel läßt ſich ihnen nicht bei-
kommen, man muß ſie ausrotten.
Politiſche Nachrichten.
(Der 1. Mai.) Aus den uns heute zuge-
kommenen Berichten über die Feier des 1. Mai von
Seite der Arbeiterſchaft geht hervor, daß in Oeſter-
reich-Ungarn die Feier ziemlich ruhig verlief, viel
ruhiger als man vielleicht erwartet hatte. Auch
aus Frankreich liegen bis zur Stunde keine
Allarmnachrichten vor. Paris bot in den geſtrigen
Nachmittagsſtunden das Bild einer ruhigen
Stadt und man merkte nicht einmal ein größeres
Aufgebot von Militär und Polizei. Dagegen
haben vor dem 1. Mai in Frankreich mehrfache
Attentate ſtattgefunden. Wir verweiſen unſere
Leſer diesbezüglich auf die Telegramme unſerer
heutigen Nummer.
(Die mähriſchen Tſchechen und die Ange-
legenheit Weckelsdorf.) Das Organ der tſche-
chiſchen Parteileitung in Mähren, die „Moravska
Orlice“ veröffentlicht vorgeſtern an erſter Stelle
einen, augenſcheinlich von der Leitung des mäh-
riſchen Reichsrathsclub im Einvernehmen mit dem
Miniſter Baron Pražak inſpirirten Artikel, in
welchem die Verordnung des Juſtizminiſters
Grafen Schönborn wegen der Errichtung des
Weckelsdorfer Bezirkes als durchaus geſetzlich
erklärt und der jungtſchechiſche Anklageantrag auf
das Entſchiedenſte verurtheilt wird. Das Blatt
ſchildert in eingehender Weiſe die Geſchichte der
Errichtung des erwähnten Bezirksgerichtes und
führt an, daß der böhmiſche Landtag bereits in
den Jahren 1875, 1877 und 1878 über die
Errichtung eines Bezirksgerichtes in Weckelsdorf
drei Gutachten abgegeben habe, Graf Schönborn
daher durch ſeine Verordnung weder das Geſetz,
noch die Rechte des böhmiſchen Landtages verletzt
habe, was Dr. Ed. Gregr in ſeiner Rede in
Schlan am 24. v. M. auch ausdrücklich zuge-
ſtanden habe. Ob die Regierung den geeigneten
Zeitpunct für die Errichtung des Bezirksgerichtes
gewählt hat, darüber laſſe ſich vom politiſchen
Standpuncte ſtreiten, daß aber die Verordnung
des Grafen Schönborn geſetzlich begründet iſt, das
müſſe jeder nüchtern Beurtheilende anerkennen.
Deshalb ſei die Anklage der Jungtſchechen gegen
den Grafen Schönborn nichts weiter, als ein
politiſches Manöver, welches jeder rechtlichen
Grundlage entbehre. Aus dieſem Grunde konnte
auch der mähriſche Club des Reichsrathes dieſe
Anklageſchrift nicht unterfertigeu, und hat auch
mit Recht die Theilnahme an dieſem politiſchen
Manöver abgelehnt. Es ſei nur zu bedauern,
daß der mähriſch-tſchechiſche Abg Swozil, der
gewiß die Sache, um die es ſich handelt, nicht
begriff, ſich zur Unterzeichnung des Antrages
herbeiließ, gewiß nur von ſeinem Collegen, dem Abg.
Seichert dazu bewogen, der in ſeinem Herzen ſchon
lange ein Jungtſcheche ſei, aber ſein Jungtſchen-
thum aus Furcht vor ſeinen conſervativen Wähler
bisher geheimhielt. Miniſter Graf Schönborn
habe als Statthalter von Mähren durch ſeine
Amtsthätigkeit ein gutes Andenken hinterlaſſen,
und manche tſchechiſche Stadt hat ihn durch Ver-
leihung des Ehrenbürgerrechtes ausgezeichnet.
Ein gebürtiger Deutſcher, erlernte er doch gründ-
lich die tſchechiſche Sprache und habe ſeine Sym-
pathien dem tſchechiſchen Volke bei jeder Gelegen-
heit bewieſen. Schönborn ſei ein Staatsmann,
der durch den Anklageantrag der Jungtſchechen
nur in der Achtung jedes Urtheilsfähigen ſteigen
werde. Der Anklageantrag ſei eben nichts anderes,
als ein Hirſchauerſtückchen der Jungtſchechen.
(Zur Neuregelung der Friedenspräſenz-
ſtärke des deutſchen Heeres.) Die „Kölniſche
Ztg.“ erfährt von gut unterrichteter Seite, beim
Andauern der gegenwärtigen friedlichen politiſchen
Lage werde ſich die Herbſttagung des deutſchen
Reichstages mit neuen Militärvorlagen nicht zu
befaſſen haben. Die Vorbereitungen für diefelben
ſeien noch in den erſten Stadien und die prak-
tiſchen Verſuche noch nicht abgeſchloſſen. Jeden-
falls werde eine Neuregelung der Friedenspräſenz-
ſtärke erſt 1893 oder anfangs 1894 mit dem
Reichstag vereinbart werden.
(Eine Exploſion in der Schweiz.) In der
Nacht von Freitag auf Samſtag hat in Pully,
3 Kilometer von Lauſanne, im Hauſe des Café
Wagniere, wo die Mutter Pingoud’s, des Prä-
fecten von Lauſanne, wohnt, eine Exploſion ſtatt-
gefunden. Perſonen wurden nicht verwundet, der
Schaden iſt unbedeutend. Pingoud erhielt in
letzter Zeit Drohbriefe und ließ infolge deſſen
die Präfectur als Amtswohnung Tag und Nacht
ſcharf bewachen. Noch iſt nicht conſtatirt, ob die
Exploſion durch Dynamit oder Pulver hervorge-
rufen. Die Affaire wird als Einſchüchterungsmittel
betrachtet, weil Pingoud im Streik mehrere Auf-
wiegler verhaftete. — Ein ſpäteres Telegramm
aus Bern meldet: Soeben ſind in Lauſanne drei
Anarchiſten franzöſiſcher und italieniſcher Nation
verhaftet worden.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 30. April.
(Perſonales.) Die Herren k. u. k. Oberſte
v. Traun und Pietſch haben einen längeren
Urlaub angetreten. — Der Commandant des
12. Dragoner-Regiments Herr Oberſt v. Hagen
hat ſich heute Mittags in Begleitung mehrerer
nach der gleichnamigen Novelle Wilbrandt’s ge-
arbeitete Schauſpiel „Der Lootſencommandeur,“
das unlängſt ſeine erſte Aufführung im Reſidenz-
Theater erlebt hat. Faſt will es ſcheinen, als ob
der Verfaſſer in ſeiner nordiſchen Heimat den
ſonnigen Süden vergeſſen habe — ſo düſter iſt
dieſes Schauſpiel, das bei einem Haar ein
Trauerſpiel geworden wäre, wenn ſich der Ver-
faſſer gleichſam im letzten Augenblicke nicht eines
Anderen beſonnen hätte.
Die Handlung ſpielt im letzten Jahrzehent
in einem kleinen deutſchen Hafen an der Oſtſee.
Der Lootſencommandeur Nordmann, ein Seebär
von altem Schrott und Korn, hat ſchon unzäh-
lige Menſchen vom ſicheren Tode errettet, das
tollkühne Wagniß, Schiffbrüchige der tobenden
See zu entreißen, iſt ihm nicht nur Pflicht, es
iſt ihm unwiderſtehliches Bedürfniß geworden.
Da rettet er eben einen jungen Süd-Amerikaner,
Pablo, vom Ertrinken. Als dieſer, gekräftigt, in
der Familie ſeines Retters erſcheint, wendet ſich
ihm, von Mitleid und ſchnell aufflammender Lei-
denſchaft bewegt, das Herz der älteren Tochter
Korallina zu. Wuthſchäumend aber weiſt ihn der
Vater aus dem Hanſe, als er ſeinen Namen
erfährt: er iſt der Sohn jenes fremden Mannes,
der einſt ſeine, des Lootſencommandeurs Schwe-
ſter verführt. Korallina hat dieſelben romanti-
ſchen Neigungen wie ihre Tante, ſie will er
beſſer bewahren. Umſonſt bemühen ſich Korallina
und Dr. Döring, der Bräutigam ihrer Schweſter
Sophie, der Commandeur bleibt feſt, und Ko-
rallina läßt ſich, wie einſt ihre Tante, entführen.
Gekränkt verläßt auch Döring das Haus, als
ihn der Commandeur Kuppler ſchilt. Nun hat
er beide Töchter verloren, denn die ſanfte Sophie
ſiecht hin und iſt dem Tode nahe, da die Härte
des Vaters ihr den Bräutigam geraubt. Nord-
mann muß ihn ſelbſt um Verzeihung bitten und
herbeirufen, will er nicht ſeine zweite Tochter
ganz verlieren. Er thut es, aber noch bevor
Döring eintrifft, kämpft der Commandant in
einer Scene der grauſamſten Bühnenfolter einen
ſchrecklichen Kampf zwiſchen der Liebe zu ſeinem
ſterbenden Kinde, das ihn zu bleiben beſchwört,
und der Pflicht, die ihn aufs Meer ruft, von
wo Hilferufe ertönen. Er reißt ſich endlich los
zu ſeinem Heile, denn er rettet ſich diesmal die
ſchiffbrüchige Tochter, die, um ihn zu verſöhnen,
zu ihm zurückgekehrt iſt; ſie iſt mit Pablo glück-
lich geworden, und das Glück iſt es, das auch
Sophie, der Schweſter, bald die erſehnte Geſund-
heit wiedergeben wird.
Das Publicum ſah ſich anfangs durch die
Handlung, deren Grundmotive allerdings faſt
alle hinter der Scene ſich abſpielen, bewegt, aber
es proteſtirte ſpäter gegen die ganz überflüſſige
Grauſamkeit, mit welcher der Verfaſſer die Ner-
ven ſeiner Hörer bis zum Zerreißen zum Schluſſe
auf die Folter ſpannt. Zu ſeinem Vergnügen
oder zu ſeiner Erholung wird ſich niemand dies
Stück anſehen, wenn auch die Darſtellung, mit
Herrn Schneider in der Titelrolle, vorzüglich war
und man ihr aufrichtigen Beifall zollen konnte.
Officiere nach Krakau begeben, um die Dis-
locationen, welche das Regiment beziehen wird,
in Augenſchein zu nehmen.
(Garniſonswechſel.) Die Zwölfer-Dragoner
verlaſſen demnächſt bereits Olmütz, wo ihr
chevalereskes Benehmen vielfache Sympathieen
weckte. An ihre Stelle rückt das zweite Dragoner-
Regiment, an deſſen Spitze Oberſt Graf Kal-
noky, ein Bruder unſeres Miniſters des
Aeußern, ſteht.
(Avancement-Feier.) Geſtern Mittags
fanden in den Officiersmenagen der hieſigen Gar-
niſon Feſtlichkeiten anläßlich des Maiavance-
ments ſtatt. Dieſe Feſtlichkeiten verliefen in ſehr
animirter Stimmung.
(Abſchiedsfeier.) Mit dem geſtrigen Tage
iſt der ſtädt. Bauverwalter Herr Carl Illich-
mann in den wohlverdienten Ruheſtand getre-
ten. Die Beamten der kgl. Hauptſtadt Olmütz
benützten dieſen Anlaß, um dem ſcheidenden treuen
und beliebten Collegen eine kleine Abſchiedsova-
tion zu bereiten. Zu dieſem Zwecke hatten ſich
dieſelben geſtern Vormittags im Sitzungszimmer
des k. k. Bezirksſchulrathes in corpore verſam-
mel. Nachdem Herr Carl Illichmann erſchie-
nen war, richtete ſein Nachfolger der ſtädt. Ober-
ingenieur und Waſſerwerksleiter Herr Max Linde-
mann eine Anſprache an denſelben, in welcher
er zunächſt der anſtrengenden und erfolgreichen
Thätigkeit des Scheidenden gedachte, der durch
mehr als ein Vierteljahrhundert ſeine Kenntniſſe
und Kräfte den ſtädtiſchen Dienſten widmete in
einer Stellung, die hier und anderwärts zu den
exponirteſten gehört. Nach Hervorhebung der mar-
kanteſten Höhenpuncte dieſer Thätiigkeit, des
Baues der Bahnhofſtraße und der Durchführung
der Stadterweiterung, Werke, mit denen der
Name des Herrn Carl Illichmann dauernd
und ehrend verknüpft bleiben wird, ging
der Redner auf die Charactereigenſchaften
des Scheidenden über, deſſen Treue und Her-
zensgüte, deſſe milde und vornehme Geſinnung
demſelben die Hochachtung und Anhänglichkeit
ſeiner Collegen und Mitbürger bleibend ſichern
wird und gab dem Wunſche Ausdruck, daß Herr
C. Illichmann auch im Ruheſtande ſeinen Amts-
collegen ein ſo lieber Freund und treuer, ſelbſt-
loſer Rathgeber bleiben möge, wie im Stande
der Activität. Die Beamten widmeten dem Schei-
denden ein Weinſervice, beſtehend aus 2 Flaſchen
und 12 Gläſern auf geſchnitzter Holzplatte, an
welcher ſich eine metallene Widmungstafel befindet.
In bewegten Worten dankte Herr Carl Illich-
mann für die ihm zu Theil gewordene Ehrung
und gab der Verſicherung Ausdruck, auch im
Ruheſtande ein treuer Freund der ſtädt. Beam-
ten bleiben zu wollen.
(Militäriſches.) Der Kaiſer hat ernannt:
zum Rittmeiſter 2. Claſſe den Oberlicutenant
Richard Herlth des Staatshengſten-Depots in
Kloſterbruck, zum Hauptmann 2. Claſſe den
Oberlieutenant Adalbert Reichel des LB. M.-
Trübau, beim LB. Klattau Nr. 36, zum Lieute-
nant-Rechnungsführer den nichtactiven Rechnungs-
Unterofficier 1. Claſſe Carl Hickl des 15. LB.
Olmütz beim 39. LB. Leitmeritz. — Zum Ritt-
meiſter 1. Claſſe wurde der Rittmeiſter 2. Claſſe
R. Rudda des 4. L. G. B. ernannt. — Transf.
werden: innerhalb der activen k. k. Landwehr;
die Lieutenante Johann Wanka vom 12. LB.
Kremſier zum 13. LB. Brünn, Joſef Ficker
vom 3. LV. Sanct Pölten zum 19. LB. Mähr.-
Trübau; innerhalb der nichtactiven k. k. Land-
wehr: die Lieutenante Auguſt Bartel vom 60.
LB. Neu-Sandec zum 13. LB. Brünn, Heinrich
Thinell vom 16. LB. Schönberg zum 79. LB.
Zara.
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Anzeige
von der Errichtung einer Stiftung für eine
Schülerin der Mädchenbürgerſchule durch Herrn
Ed. Hamburger. — Geſuch des J. Kruſch, Labo-
ranten an der k. k. Oberrealſchule, um einen
Gehaltsvorſchuß. — Geſuch des Oberinſpicienten
W. Jantſchik um Einrechnung einer Perſonalzulage
in die Bemeſſung des künftigen Ruhebezuges.
— Einladung des hieſigen Gewerbevereines
zur Betheiligung an der bevorſtehenden Aus-
ſtellung auf dem Gebiete des Städteweſens. —
Bericht der 2. Section über das Geſuch einer
Beamtenswitwe um eine Krankheitsaushilfe. (2.
Leſung.) — Eingabe des Malers Herrn J.
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