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Mährisches Tagblatt. Nr. 108, Olmütz, 12.05.1897.

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Das
"Mährische Tagblatt"
erscheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
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Telephon Nr. 9.


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Mährisches
Tagblatt.

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Insertionsgebühren
nach aufliegendem Tarif.



Außerhalb Olmütz überneh-
men Insertions-Aufträge
Heinrich Schalek, Annon-
cen-Exped. in Wien, I. Woll-
zeile Nr. 11, Haasenstein
& Vogler,
in Wien, Buda-
pest, Berlin, Frankfurt a. M.
Hamburg, Basel und Leipzig.
M. Dukes Nachf. Max Angen-
feld & Emerich Lessner,
Wien I., Wollzeile 6--8.
Rud. Mosse. Wien München
u. Berlin. Alois Opellik. in
Wien, G. L. Daube und Co,
Frankfurt a. M. Karoly u
Liebmann's
Annoncenbureau
in Hamburg, sowie sämmtl.
conc. Insertionsbureausdes
In- u. Auslandes
Manuscripte werden nicht
zurückgestellt.


Telephon Nr. 9.




Nr. 108 Olmütz, Mittwoch, den 12. Mai 1897. 18. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Das politische Chaos.


So ist es denn gekommen, wie es kommen
mußte. Mit allen Mitteln einer Fehlregierung,
der das Bewußtsein der Verontwortung zu man-
geln scheint, hat man jene Partei, der seit jeher
einzig und allein der Zusammenhalt des Reiches
und das Gefüge der parlamentarischen Ordnung
zu danken war, in eine Opposition hineingetrie-
ben, die vorerst das Gebot der nationalen Selbst-
erhaltung über jedes andere Gebot stellen muß.
Es genügte nicht, daß man nach der Ueberliefe-
rung Taaffes, durch offene und geheime Nach-
giebigkeit die Feinde der Reichseinheit, die mit
der Sicherheit, mit der die Magnetnadel immer
nach Norden weist, sich immer wieder, ob sie Alt-
tschechen oder Jungtschechen heißen, der hilfreichen
Reaction zuwenden, ermunterte und zu störrischem
und unersättlichem Hochmuth erzog, daß man in
der Verwaltung, in der Gesetzesinterpretation, in
geheimen Abmachungen und öffentlichen Entschei-
dungen das Deutschthum zurückdrängte und un-
ablässig an Besitz und Einfluß schädigte, es ge-
nügte nicht, fort und fort die Auflehnung gegen
den Staatsgedanken zu prämiiren und die wil-
desten Ausschreitungen, die gegen das Reich als
solches gerichtet waren, mit weit gehenden Zuge-
ständnissen zu beantworten -- es mußte auch noch
dahin kommen, -- daß -- gegen die Rechtsüberzeu-
gung jener Partei, welche die Verfassungsgesetze
geschaffen hat, gegen Rath und Warnung der
deutschen Vertrauensmänner, gegen die Forde-
rungen des practischen Bedürfnisses und gegen
das Gefühl und Interesse des geschichtlich maß-
gebenden, culturspendenden und alle Elemente
bindenden Volkes in Oesterreich ein jäher, rück-
sichtsloser Schlag gegen das Deutschthum geführt
wurde, der -- mögen auch hundert Minister den
[Spaltenumbruch] Abgang jedes dolus und jeder culpa betheuern,
als ein tödtlicher von einem starken, bewußten
und reifen Volke empfunden wird und dessen
nächste Wirkung nur ein elementarer rücksichts-
loser Widerstand sein kann, der sich gegen den
Angriff und gegen die Angreifer richtet. Auf
einer Säule ruhte die Bewahrung der öster-
reichischen Tradition, die inmitten eines tosenden
Orkans ihre Festigkeit zu bewahren hatte. Und
diese Säule hat man erschüttert, wenn nicht gar
in Trümmer geschlagen. Wer wird die Kraft
haben, ihre Festigkeit wiederherzustellen?

Seit Beginn der parlamentarischen Aera,
hat sich im Parlamente keine Scene ereignet, die
auch nur entfernt dem Sturme gleichkäme, der
in den letzten Tagen das Haus durchtobte und
der -- lucus a non lucendo -- eigentlich seit
Beginn des neuen Reichsraths die einzige Tages-
ordnung der Versammlung bildet. Die übermuthige
Art, in der dietschechischen Politiker wiederholt die Ver-
handlungen verzögerten, um ihre chauvinistischen
und föderalistischen Forderungen durchzusetzen, die
Temperamentausbrüche, in denen ab und zu die
Clericalen die Geschäfte Roms betrieben, reichen
nicht entfernt an die elementare Kraft heran, mit
der die beleidigte deutsche Volksseele im Parla-
mente ihre Genugthuung fordert. Der Versuch
einer Ministeranklage ist schon dagewesen; [n]ie
vorher aber vernahm man diesen überzeugten
Ton, diesen ungeschminkten Ausdruck, nie er-
bleichten die Minister derart vor der geistigen
und moralischen Uebermacht, die ihnen unverant-
wortliche Fehler vorhielt, nie wurden Argumente
von solcher Wucht gegen die Regierungsbank ge-
schleudert. Auf die Entladungen eines Unwillens,
der alle Schichten des Volkes ergriffen hat und
der mit Naturgewalt in das Parlament eindringt,
folgten fugenfest gefügte Anklagen von überwäl-
tigender Bewetskraft. Dagegen hatten die Urheber
[Spaltenumbruch] und Vertheidiger der Sprachenverordnungen nichts
zu setzen als die kahle bureaukratische Berufung
auf einen Präcedenzfall, der, wie Pergelt treffend
bemerkte, "kein Unrecht in Recht verwandeln
kann", als den Hinweis auf angeblich zu Recht
bestehende Bestimmungen, die, wie derselbe Redner
nachwies, längst außer Kraft gesetzt sind, als jene
hilflos tastende Verlegenheitspolemik, die mit der
Ruhe jeden Halt verliert, Oel ins Feuer gießt
und eine unglückliche Sache noch trauriger gestaltet.
In diesen letzterwähnten unglückseligen Fehl-
griffen hat namentlich der Justizminister Graf
Gleispach das Aeußerste geleistet. Als Deutscher
mochte er den Stachel der Opposition, die heute
alle national empfindenden Deutschen in Oester-
reich vereinigt, und die traurige Rolle, zu der
das Ministerium verurtheilt war, am heftigsten füh-
len. Das überreizte ihn vermuthlich und brachte ihn
in jene unglückliche Verfassung, in der er es
unternahm, eine Anklage, die im Namen eines ent-
rüsteten Volkes und einer unerschütterlichen Rechts-
überzeugung gefordert wird, als eine nicht ernst ge-
wollte zu bezeichnen. Dafür aber erlebte er auch ein
Geschick, wie es seit Menschengedenken keinem
österreichischen Minister beschieden war. Man ver-
weigerte ihm, da er den verlangten Widerruf
nicht leistete, das Gehör, umtobt von Aeußerun-
gen des Mißfallens, die hart an ihn herandrangen,
mußte er seine Rede dem Stenographen ins Ohr
flüstern -- er hatte, wie kein Minister vor ihm,
die Möglichkeit, seine Stimme im Reichsrathe zu
erheben, verscherzt.

Auf der Regierungsbank sucht man trotz
alledem sich das Ansehen der Fassung zu geben,
in der officiösen Presse Festigkeit zu heucheln.
Man kann zwar weder auf das Recht noch auf
die Billigkeit, noch auf ein haltbares Argument
vertrauen; aber man glaubt sich auf die brutale
Thatsache der nummerischen Mehrheit im Parla-




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Gesellschaftliche Pflichten.
Von Alexander Landesberg.

(Nachdruck verboten.)

"Gott sei Dank, daß die Geschichte ein Ende
hat!" rief Frau Louisabeth Eidlinger, als sie
um neun Uhr heimkehrte. Sie begab sich eiligst
auf ihr Zimmer, legte die Blumenterrasse ab,
die auf ihrem aschblonden Haar aufgebaut war,
warf Cappe und Schirm auf das Sofa, ließ
sich vom Stubenmädchen beim Umkleiden helfen
und mit einer Zärtlichkeit, die ihr sonst nicht
eigen war, rief sie ins Speisezimmer hinein:
"Ich komm' sofort, Papa!"

Dann wendete sie sich an Lisi, das Stuben-
mädchen: "Ist der Herr schon lange zu Haus'?"

"Seit acht Uhr."

"Hat Julie das Nachtmahl fertig gemacht?"

"Jawohl, gnä' Frau, sie hat nur mit'n
Auftragen g'wartet, bis die gnä' Frau z' Haus'
kommen."

"War die Mademoiselle mit der Blanche
und dem Harry im Volksgarten?"

"Glaub' schon, wenigstens is s' erst fünf
Minuten bevor der gnä' Herr da war, wieder
z' Haus kommen."


[Spaltenumbruch]

"Hat der Herr den Schlafrock ... aber
Sie reißen mir ja den Fuß ab, Sie ungeschickte
Person! -- Wo liegen denn wieder die Pan-
toffel? Sie werden sich nie an Ordnung ge-
wöhnen können. Bringen Sie mir den Schlaf-
rock. So. -- Lassen Sie nur, ich schlüpf' schon
selbst hinein. Oeffnen Sie mir inzwischen das
Haar, die verfluchten Nadeln ... Au! Was
zerren S' denn so? Sie haben ja Hände, wie
wenn S' direct aus dem Stall kämen. -- Ah!
Jetzt kann man doch wieder aufathmen. Läuten
S' der Julie, sie soll auftragen ... Da bin
ich, Kinder!"

Und Frau Louisabeth Eidlinger betrat das
freundlich erhellte Speisezimmer, wo Herr Eid-
linger eben in dem Schaukelstuhle lag, die putzige
Blanche und den kleinen dicken Harry auf den
Knien hielt und sie schaukelte, während Mademoiselle
Poncelet, eine kleine, magere, unschöne Französin,
auf einem Puff neben der Stehlampe unter den
steifen, giftgrünen Blättern einer künstlichen
Palme saß und den neuesten Roman von Paul
Burget las. Frau Louisabeth nickte der Französin
zu, die sich beim Eintreten von Madame erhoben
hatte, küßte die Kinder, die mit einem freudigen
Aufschrei von den Knien des Papa hinabgerutscht
und der Mama entgegengelaufen waren, reichte
dem Gatten, der sich mit einem freundlichen
Lächeln erhoben hatte, die Hände und rief wieder
[Spaltenumbruch] einmal: "Gott sei Dank, daß die Geschichte ein
Ende hat!"

Der Mustergatte, Herr Eidlinger, scheint sich
in dem siebenjährigen Ehekriege die Neugierde
schon abgewöhnt zu haben. Er wollte nicht ein-
mal wissen, was das für eine Geschichte sei,
deren Ende seiner Frau so großes Vergnügen
bereitete. Soeben brachte das Stubenmädchen
zwei mit Kalbsschnitzeln und mit dampfenden
Kartoffeln gefüllte Schüsseln auf einem Servier-
brette herein, das sie behutsam auf den gedeckten
Tisch stellte; sie füllte sodann aus einem schweren
Glaskruge drei Kelche, die neben dem Bestecke
der Herrschaft und der Mademoiselle standen,
mit schäumendem Pilsner, reichte den mit Semmeln
gefüllten Brotkorb herum und stellte sich mit
den Rücken zur Credenz, der weiteren Befehle ge-
wärtig. Während Groß und Klein dem Abend-
brote wacker zusprach, ließ Frau Louisabeth die
Speisen fast unberührt, seufzte einigemale schwer
auf, starrte wie geistesabwesend vor sich hin und
schenkte dem Geplauder der seinen Silberstimmen,
die der Mama Vieles zu erzählen hatten, so
geringe Aufmerksamkeit, daß die Französin der
neben ihr sitzenden Blanche zuflüsterte: "Lass'
doch, Du siehst ja, daß Mama zerstreut ist und
Dich nicht hört."

"Wo bleibt denn der Salat?" rief plötzlich
Frau Louisabeth dem Stubenmädchen zu, das




Die heutige Nummer enthält 11/4 Bogen,
[Spaltenumbruch]

Das
„Mähriſche Tagblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
im Adminiſtrationslocale
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Auswärts durch die Poſt:
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Telephon Nr. 9.


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Mähriſches
Tagblatt.

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Außerhalb Olmütz überneh-
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zeile Nr. 11, Haasenstein
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peſt, Berlin, Frankfurt a. M.
Hamburg, Baſel und Leipzig.
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feld & Emerich Leſſner,
Wien I., Wollzeile 6—8.
Rud. Mosse. Wien München
u. Berlin. Alois Opellik. in
Wien, G. L. Daube und Co,
Frankfurt a. M. Karoly u
Liebmann’s
Annoncenbureau
in Hamburg, ſowie ſämmtl.
conc. Inſertionsbureausdes
In- u. Auslandes
Manuſcripte werden nicht
zurückgeſtellt.


Telephon Nr. 9.




Nr. 108 Olmütz, Mittwoch, den 12. Mai 1897. 18. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Das politiſche Chaos.


So iſt es denn gekommen, wie es kommen
mußte. Mit allen Mitteln einer Fehlregierung,
der das Bewußtſein der Verontwortung zu man-
geln ſcheint, hat man jene Partei, der ſeit jeher
einzig und allein der Zuſammenhalt des Reiches
und das Gefüge der parlamentariſchen Ordnung
zu danken war, in eine Oppoſition hineingetrie-
ben, die vorerſt das Gebot der nationalen Selbſt-
erhaltung über jedes andere Gebot ſtellen muß.
Es genügte nicht, daß man nach der Ueberliefe-
rung Taaffes, durch offene und geheime Nach-
giebigkeit die Feinde der Reichseinheit, die mit
der Sicherheit, mit der die Magnetnadel immer
nach Norden weiſt, ſich immer wieder, ob ſie Alt-
tſchechen oder Jungtſchechen heißen, der hilfreichen
Reaction zuwenden, ermunterte und zu ſtörriſchem
und unerſättlichem Hochmuth erzog, daß man in
der Verwaltung, in der Geſetzesinterpretation, in
geheimen Abmachungen und öffentlichen Entſchei-
dungen das Deutſchthum zurückdrängte und un-
abläſſig an Beſitz und Einfluß ſchädigte, es ge-
nügte nicht, fort und fort die Auflehnung gegen
den Staatsgedanken zu prämiiren und die wil-
deſten Ausſchreitungen, die gegen das Reich als
ſolches gerichtet waren, mit weit gehenden Zuge-
ſtändniſſen zu beantworten — es mußte auch noch
dahin kommen, — daß — gegen die Rechtsüberzeu-
gung jener Partei, welche die Verfaſſungsgeſetze
geſchaffen hat, gegen Rath und Warnung der
deutſchen Vertrauensmänner, gegen die Forde-
rungen des practiſchen Bedürfniſſes und gegen
das Gefühl und Intereſſe des geſchichtlich maß-
gebenden, culturſpendenden und alle Elemente
bindenden Volkes in Oeſterreich ein jäher, rück-
ſichtsloſer Schlag gegen das Deutſchthum geführt
wurde, der — mögen auch hundert Miniſter den
[Spaltenumbruch] Abgang jedes dolus und jeder culpa betheuern,
als ein tödtlicher von einem ſtarken, bewußten
und reifen Volke empfunden wird und deſſen
nächſte Wirkung nur ein elementarer rückſichts-
loſer Widerſtand ſein kann, der ſich gegen den
Angriff und gegen die Angreifer richtet. Auf
einer Säule ruhte die Bewahrung der öſter-
reichiſchen Tradition, die inmitten eines toſenden
Orkans ihre Feſtigkeit zu bewahren hatte. Und
dieſe Säule hat man erſchüttert, wenn nicht gar
in Trümmer geſchlagen. Wer wird die Kraft
haben, ihre Feſtigkeit wiederherzuſtellen?

Seit Beginn der parlamentariſchen Aera,
hat ſich im Parlamente keine Scene ereignet, die
auch nur entfernt dem Sturme gleichkäme, der
in den letzten Tagen das Haus durchtobte und
der — lucus a non lucendo — eigentlich ſeit
Beginn des neuen Reichsraths die einzige Tages-
ordnung der Verſammlung bildet. Die übermuthige
Art, in der dietſchechiſchen Politiker wiederholt die Ver-
handlungen verzögerten, um ihre chauviniſtiſchen
und föderaliſtiſchen Forderungen durchzuſetzen, die
Temperamentausbrüche, in denen ab und zu die
Clericalen die Geſchäfte Roms betrieben, reichen
nicht entfernt an die elementare Kraft heran, mit
der die beleidigte deutſche Volksſeele im Parla-
mente ihre Genugthuung fordert. Der Verſuch
einer Miniſteranklage iſt ſchon dageweſen; [n]ie
vorher aber vernahm man dieſen überzeugten
Ton, dieſen ungeſchminkten Ausdruck, nie er-
bleichten die Miniſter derart vor der geiſtigen
und moraliſchen Uebermacht, die ihnen unverant-
wortliche Fehler vorhielt, nie wurden Argumente
von ſolcher Wucht gegen die Regierungsbank ge-
ſchleudert. Auf die Entladungen eines Unwillens,
der alle Schichten des Volkes ergriffen hat und
der mit Naturgewalt in das Parlament eindringt,
folgten fugenfeſt gefügte Anklagen von überwäl-
tigender Bewetskraft. Dagegen hatten die Urheber
[Spaltenumbruch] und Vertheidiger der Sprachenverordnungen nichts
zu ſetzen als die kahle bureaukratiſche Berufung
auf einen Präcedenzfall, der, wie Pergelt treffend
bemerkte, „kein Unrecht in Recht verwandeln
kann“, als den Hinweis auf angeblich zu Recht
beſtehende Beſtimmungen, die, wie derſelbe Redner
nachwies, längſt außer Kraft geſetzt ſind, als jene
hilflos taſtende Verlegenheitspolemik, die mit der
Ruhe jeden Halt verliert, Oel ins Feuer gießt
und eine unglückliche Sache noch trauriger geſtaltet.
In dieſen letzterwähnten unglückſeligen Fehl-
griffen hat namentlich der Juſtizminiſter Graf
Gleispach das Aeußerſte geleiſtet. Als Deutſcher
mochte er den Stachel der Oppoſition, die heute
alle national empfindenden Deutſchen in Oeſter-
reich vereinigt, und die traurige Rolle, zu der
das Miniſterium verurtheilt war, am heftigſten füh-
len. Das überreizte ihn vermuthlich und brachte ihn
in jene unglückliche Verfaſſung, in der er es
unternahm, eine Anklage, die im Namen eines ent-
rüſteten Volkes und einer unerſchütterlichen Rechts-
überzeugung gefordert wird, als eine nicht ernſt ge-
wollte zu bezeichnen. Dafür aber erlebte er auch ein
Geſchick, wie es ſeit Menſchengedenken keinem
öſterreichiſchen Miniſter beſchieden war. Man ver-
weigerte ihm, da er den verlangten Widerruf
nicht leiſtete, das Gehör, umtobt von Aeußerun-
gen des Mißfallens, die hart an ihn herandrangen,
mußte er ſeine Rede dem Stenographen ins Ohr
flüſtern — er hatte, wie kein Miniſter vor ihm,
die Möglichkeit, ſeine Stimme im Reichsrathe zu
erheben, verſcherzt.

Auf der Regierungsbank ſucht man trotz
alledem ſich das Anſehen der Faſſung zu geben,
in der officiöſen Preſſe Feſtigkeit zu heucheln.
Man kann zwar weder auf das Recht noch auf
die Billigkeit, noch auf ein haltbares Argument
vertrauen; aber man glaubt ſich auf die brutale
Thatſache der nummeriſchen Mehrheit im Parla-




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Geſellſchaftliche Pflichten.
Von Alexander Landesberg.

(Nachdruck verboten.)

„Gott ſei Dank, daß die Geſchichte ein Ende
hat!“ rief Frau Louiſabeth Eidlinger, als ſie
um neun Uhr heimkehrte. Sie begab ſich eiligſt
auf ihr Zimmer, legte die Blumenterraſſe ab,
die auf ihrem aſchblonden Haar aufgebaut war,
warf Cappe und Schirm auf das Sofa, ließ
ſich vom Stubenmädchen beim Umkleiden helfen
und mit einer Zärtlichkeit, die ihr ſonſt nicht
eigen war, rief ſie ins Speiſezimmer hinein:
„Ich komm’ ſofort, Papa!“

Dann wendete ſie ſich an Liſi, das Stuben-
mädchen: „Iſt der Herr ſchon lange zu Hauſ’?“

„Seit acht Uhr.“

„Hat Julie das Nachtmahl fertig gemacht?“

„Jawohl, gnä’ Frau, ſie hat nur mit’n
Auftragen g’wartet, bis die gnä’ Frau z’ Hauſ’
kommen.“

„War die Mademoiſelle mit der Blanche
und dem Harry im Volksgarten?“

„Glaub’ ſchon, wenigſtens is ſ’ erſt fünf
Minuten bevor der gnä’ Herr da war, wieder
z’ Haus kommen.“


[Spaltenumbruch]

„Hat der Herr den Schlafrock ... aber
Sie reißen mir ja den Fuß ab, Sie ungeſchickte
Perſon! — Wo liegen denn wieder die Pan-
toffel? Sie werden ſich nie an Ordnung ge-
wöhnen können. Bringen Sie mir den Schlaf-
rock. So. — Laſſen Sie nur, ich ſchlüpf’ ſchon
ſelbſt hinein. Oeffnen Sie mir inzwiſchen das
Haar, die verfluchten Nadeln ... Au! Was
zerren S’ denn ſo? Sie haben ja Hände, wie
wenn S’ direct aus dem Stall kämen. — Ah!
Jetzt kann man doch wieder aufathmen. Läuten
S’ der Julie, ſie ſoll auftragen ... Da bin
ich, Kinder!“

Und Frau Louiſabeth Eidlinger betrat das
freundlich erhellte Speiſezimmer, wo Herr Eid-
linger eben in dem Schaukelſtuhle lag, die putzige
Blanche und den kleinen dicken Harry auf den
Knien hielt und ſie ſchaukelte, während Mademoiſelle
Poncelet, eine kleine, magere, unſchöne Franzöſin,
auf einem Puff neben der Stehlampe unter den
ſteifen, giftgrünen Blättern einer künſtlichen
Palme ſaß und den neueſten Roman von Paul
Burget las. Frau Louiſabeth nickte der Franzöſin
zu, die ſich beim Eintreten von Madame erhoben
hatte, küßte die Kinder, die mit einem freudigen
Aufſchrei von den Knien des Papa hinabgerutſcht
und der Mama entgegengelaufen waren, reichte
dem Gatten, der ſich mit einem freundlichen
Lächeln erhoben hatte, die Hände und rief wieder
[Spaltenumbruch] einmal: „Gott ſei Dank, daß die Geſchichte ein
Ende hat!“

Der Muſtergatte, Herr Eidlinger, ſcheint ſich
in dem ſiebenjährigen Ehekriege die Neugierde
ſchon abgewöhnt zu haben. Er wollte nicht ein-
mal wiſſen, was das für eine Geſchichte ſei,
deren Ende ſeiner Frau ſo großes Vergnügen
bereitete. Soeben brachte das Stubenmädchen
zwei mit Kalbsſchnitzeln und mit dampfenden
Kartoffeln gefüllte Schüſſeln auf einem Servier-
brette herein, das ſie behutſam auf den gedeckten
Tiſch ſtellte; ſie füllte ſodann aus einem ſchweren
Glaskruge drei Kelche, die neben dem Beſtecke
der Herrſchaft und der Mademoiſelle ſtanden,
mit ſchäumendem Pilſner, reichte den mit Semmeln
gefüllten Brotkorb herum und ſtellte ſich mit
den Rücken zur Credenz, der weiteren Befehle ge-
wärtig. Während Groß und Klein dem Abend-
brote wacker zuſprach, ließ Frau Louiſabeth die
Speiſen faſt unberührt, ſeufzte einigemale ſchwer
auf, ſtarrte wie geiſtesabweſend vor ſich hin und
ſchenkte dem Geplauder der ſeinen Silberſtimmen,
die der Mama Vieles zu erzählen hatten, ſo
geringe Aufmerkſamkeit, daß die Franzöſin der
neben ihr ſitzenden Blanche zuflüſterte: „Laſſ’
doch, Du ſiehſt ja, daß Mama zerſtreut iſt und
Dich nicht hört.“

„Wo bleibt denn der Salat?“ rief plötzlich
Frau Louiſabeth dem Stubenmädchen zu, das




Die heutige Nummer enthält 1¼ Bogen,
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[[1]/0001] Das „Mähriſche Tagblatt“ erſcheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Riederring Nr. 41 neu. Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10.— Halbjährig „ 5.— Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ —·90 Zuſtellung ins Haus monat- lich 10 kr, Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14.— Halbjährig „ 7.— Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. Mähriſches Tagblatt. Inſertionsgebühren nach aufliegendem Tarif. Außerhalb Olmütz überneh- men Inſertions-Aufträge Heinrich Schalek, Annon- cen-Exped. in Wien, I. Woll- zeile Nr. 11, Haasenstein & Vogler, in Wien, Buda- peſt, Berlin, Frankfurt a. M. Hamburg, Baſel und Leipzig. M. Dukes Nachf. Max Angen- feld & Emerich Leſſner, Wien I., Wollzeile 6—8. Rud. Mosse. Wien München u. Berlin. Alois Opellik. in Wien, G. L. Daube und Co, Frankfurt a. M. Karoly u Liebmann’s Annoncenbureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertionsbureausdes In- u. Auslandes Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. Telephon Nr. 9. Nr. 108 Olmütz, Mittwoch, den 12. Mai 1897. 18. Jahrgang. Das politiſche Chaos. Olmütz, 12. Mai. So iſt es denn gekommen, wie es kommen mußte. Mit allen Mitteln einer Fehlregierung, der das Bewußtſein der Verontwortung zu man- geln ſcheint, hat man jene Partei, der ſeit jeher einzig und allein der Zuſammenhalt des Reiches und das Gefüge der parlamentariſchen Ordnung zu danken war, in eine Oppoſition hineingetrie- ben, die vorerſt das Gebot der nationalen Selbſt- erhaltung über jedes andere Gebot ſtellen muß. Es genügte nicht, daß man nach der Ueberliefe- rung Taaffes, durch offene und geheime Nach- giebigkeit die Feinde der Reichseinheit, die mit der Sicherheit, mit der die Magnetnadel immer nach Norden weiſt, ſich immer wieder, ob ſie Alt- tſchechen oder Jungtſchechen heißen, der hilfreichen Reaction zuwenden, ermunterte und zu ſtörriſchem und unerſättlichem Hochmuth erzog, daß man in der Verwaltung, in der Geſetzesinterpretation, in geheimen Abmachungen und öffentlichen Entſchei- dungen das Deutſchthum zurückdrängte und un- abläſſig an Beſitz und Einfluß ſchädigte, es ge- nügte nicht, fort und fort die Auflehnung gegen den Staatsgedanken zu prämiiren und die wil- deſten Ausſchreitungen, die gegen das Reich als ſolches gerichtet waren, mit weit gehenden Zuge- ſtändniſſen zu beantworten — es mußte auch noch dahin kommen, — daß — gegen die Rechtsüberzeu- gung jener Partei, welche die Verfaſſungsgeſetze geſchaffen hat, gegen Rath und Warnung der deutſchen Vertrauensmänner, gegen die Forde- rungen des practiſchen Bedürfniſſes und gegen das Gefühl und Intereſſe des geſchichtlich maß- gebenden, culturſpendenden und alle Elemente bindenden Volkes in Oeſterreich ein jäher, rück- ſichtsloſer Schlag gegen das Deutſchthum geführt wurde, der — mögen auch hundert Miniſter den Abgang jedes dolus und jeder culpa betheuern, als ein tödtlicher von einem ſtarken, bewußten und reifen Volke empfunden wird und deſſen nächſte Wirkung nur ein elementarer rückſichts- loſer Widerſtand ſein kann, der ſich gegen den Angriff und gegen die Angreifer richtet. Auf einer Säule ruhte die Bewahrung der öſter- reichiſchen Tradition, die inmitten eines toſenden Orkans ihre Feſtigkeit zu bewahren hatte. Und dieſe Säule hat man erſchüttert, wenn nicht gar in Trümmer geſchlagen. Wer wird die Kraft haben, ihre Feſtigkeit wiederherzuſtellen? Seit Beginn der parlamentariſchen Aera, hat ſich im Parlamente keine Scene ereignet, die auch nur entfernt dem Sturme gleichkäme, der in den letzten Tagen das Haus durchtobte und der — lucus a non lucendo — eigentlich ſeit Beginn des neuen Reichsraths die einzige Tages- ordnung der Verſammlung bildet. Die übermuthige Art, in der dietſchechiſchen Politiker wiederholt die Ver- handlungen verzögerten, um ihre chauviniſtiſchen und föderaliſtiſchen Forderungen durchzuſetzen, die Temperamentausbrüche, in denen ab und zu die Clericalen die Geſchäfte Roms betrieben, reichen nicht entfernt an die elementare Kraft heran, mit der die beleidigte deutſche Volksſeele im Parla- mente ihre Genugthuung fordert. Der Verſuch einer Miniſteranklage iſt ſchon dageweſen; nie vorher aber vernahm man dieſen überzeugten Ton, dieſen ungeſchminkten Ausdruck, nie er- bleichten die Miniſter derart vor der geiſtigen und moraliſchen Uebermacht, die ihnen unverant- wortliche Fehler vorhielt, nie wurden Argumente von ſolcher Wucht gegen die Regierungsbank ge- ſchleudert. Auf die Entladungen eines Unwillens, der alle Schichten des Volkes ergriffen hat und der mit Naturgewalt in das Parlament eindringt, folgten fugenfeſt gefügte Anklagen von überwäl- tigender Bewetskraft. Dagegen hatten die Urheber und Vertheidiger der Sprachenverordnungen nichts zu ſetzen als die kahle bureaukratiſche Berufung auf einen Präcedenzfall, der, wie Pergelt treffend bemerkte, „kein Unrecht in Recht verwandeln kann“, als den Hinweis auf angeblich zu Recht beſtehende Beſtimmungen, die, wie derſelbe Redner nachwies, längſt außer Kraft geſetzt ſind, als jene hilflos taſtende Verlegenheitspolemik, die mit der Ruhe jeden Halt verliert, Oel ins Feuer gießt und eine unglückliche Sache noch trauriger geſtaltet. In dieſen letzterwähnten unglückſeligen Fehl- griffen hat namentlich der Juſtizminiſter Graf Gleispach das Aeußerſte geleiſtet. Als Deutſcher mochte er den Stachel der Oppoſition, die heute alle national empfindenden Deutſchen in Oeſter- reich vereinigt, und die traurige Rolle, zu der das Miniſterium verurtheilt war, am heftigſten füh- len. 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Man kann zwar weder auf das Recht noch auf die Billigkeit, noch auf ein haltbares Argument vertrauen; aber man glaubt ſich auf die brutale Thatſache der nummeriſchen Mehrheit im Parla- Feuilleton. Geſellſchaftliche Pflichten. Von Alexander Landesberg. (Nachdruck verboten.) „Gott ſei Dank, daß die Geſchichte ein Ende hat!“ rief Frau Louiſabeth Eidlinger, als ſie um neun Uhr heimkehrte. Sie begab ſich eiligſt auf ihr Zimmer, legte die Blumenterraſſe ab, die auf ihrem aſchblonden Haar aufgebaut war, warf Cappe und Schirm auf das Sofa, ließ ſich vom Stubenmädchen beim Umkleiden helfen und mit einer Zärtlichkeit, die ihr ſonſt nicht eigen war, rief ſie ins Speiſezimmer hinein: „Ich komm’ ſofort, Papa!“ Dann wendete ſie ſich an Liſi, das Stuben- mädchen: „Iſt der Herr ſchon lange zu Hauſ’?“ „Seit acht Uhr.“ „Hat Julie das Nachtmahl fertig gemacht?“ „Jawohl, gnä’ Frau, ſie hat nur mit’n Auftragen g’wartet, bis die gnä’ Frau z’ Hauſ’ kommen.“ „War die Mademoiſelle mit der Blanche und dem Harry im Volksgarten?“ „Glaub’ ſchon, wenigſtens is ſ’ erſt fünf Minuten bevor der gnä’ Herr da war, wieder z’ Haus kommen.“ „Hat der Herr den Schlafrock ... aber Sie reißen mir ja den Fuß ab, Sie ungeſchickte Perſon! — Wo liegen denn wieder die Pan- toffel? Sie werden ſich nie an Ordnung ge- wöhnen können. Bringen Sie mir den Schlaf- rock. So. — Laſſen Sie nur, ich ſchlüpf’ ſchon ſelbſt hinein. Oeffnen Sie mir inzwiſchen das Haar, die verfluchten Nadeln ... Au! Was zerren S’ denn ſo? Sie haben ja Hände, wie wenn S’ direct aus dem Stall kämen. — Ah! Jetzt kann man doch wieder aufathmen. Läuten S’ der Julie, ſie ſoll auftragen ... Da bin ich, Kinder!“ Und Frau Louiſabeth Eidlinger betrat das freundlich erhellte Speiſezimmer, wo Herr Eid- linger eben in dem Schaukelſtuhle lag, die putzige Blanche und den kleinen dicken Harry auf den Knien hielt und ſie ſchaukelte, während Mademoiſelle Poncelet, eine kleine, magere, unſchöne Franzöſin, auf einem Puff neben der Stehlampe unter den ſteifen, giftgrünen Blättern einer künſtlichen Palme ſaß und den neueſten Roman von Paul Burget las. Frau Louiſabeth nickte der Franzöſin zu, die ſich beim Eintreten von Madame erhoben hatte, küßte die Kinder, die mit einem freudigen Aufſchrei von den Knien des Papa hinabgerutſcht und der Mama entgegengelaufen waren, reichte dem Gatten, der ſich mit einem freundlichen Lächeln erhoben hatte, die Hände und rief wieder einmal: „Gott ſei Dank, daß die Geſchichte ein Ende hat!“ Der Muſtergatte, Herr Eidlinger, ſcheint ſich in dem ſiebenjährigen Ehekriege die Neugierde ſchon abgewöhnt zu haben. Er wollte nicht ein- mal wiſſen, was das für eine Geſchichte ſei, deren Ende ſeiner Frau ſo großes Vergnügen bereitete. Soeben brachte das Stubenmädchen zwei mit Kalbsſchnitzeln und mit dampfenden Kartoffeln gefüllte Schüſſeln auf einem Servier- brette herein, das ſie behutſam auf den gedeckten Tiſch ſtellte; ſie füllte ſodann aus einem ſchweren Glaskruge drei Kelche, die neben dem Beſtecke der Herrſchaft und der Mademoiſelle ſtanden, mit ſchäumendem Pilſner, reichte den mit Semmeln gefüllten Brotkorb herum und ſtellte ſich mit den Rücken zur Credenz, der weiteren Befehle ge- wärtig. Während Groß und Klein dem Abend- brote wacker zuſprach, ließ Frau Louiſabeth die Speiſen faſt unberührt, ſeufzte einigemale ſchwer auf, ſtarrte wie geiſtesabweſend vor ſich hin und ſchenkte dem Geplauder der ſeinen Silberſtimmen, die der Mama Vieles zu erzählen hatten, ſo geringe Aufmerkſamkeit, daß die Franzöſin der neben ihr ſitzenden Blanche zuflüſterte: „Laſſ’ doch, Du ſiehſt ja, daß Mama zerſtreut iſt und Dich nicht hört.“ „Wo bleibt denn der Salat?“ rief plötzlich Frau Louiſabeth dem Stubenmädchen zu, das Die heutige Nummer enthält 1¼ Bogen,

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 108, Olmütz, 12.05.1897, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches108_1897/1>, abgerufen am 21.11.2024.