Mährisches Tagblatt. Nr. 132, Olmütz, 12.06.1891.[Spaltenumbruch]
Politische Nachrichten. (Gemeinsame Minister-Conferenz.) Vor- (Der Budget-Ausschuß des Abgeordne- tenhauses) versammelte sich gestern Abends, um (Zur Reform der Geschäftsordnung im Abgeordnetenhause.) Der Ausschuß für die (Die deutschen Getreidezölle.) Im preußi- (Gerüchte über den Rücktritt des russi- schen Ministers v. Giers.) Man spricht in (Die Judenverfolgungen in Rußland.) In Bezug auf die Judenverfolgungen in Ruß- [Spaltenumbruch] und erzählte die ganze Geschichte ... von der -- Sofort! rief er und eilte in das Archipp nahm den Postbeutel und ging. In der Unteren Straße wies man ihn in ein -- Wo ist das Geld? hörte nach einer Archipp verbeugte sich vor den Schreibern Im Spätherbst saß der Alte an seinem ge- -- Wo ist's hingekommen? fragte er. Archipp gab keine Antwort und wendete -- Hab's der Behörde überbracht, sagte er. Der Postknecht sprang in die Höhe, heulte Tagsüber saß er schweigsam brütend oder schlief, Das Frühjahr kam ... noch immer schwieg [Spaltenumbruch] Einst näherte sich ihm Archipp. -- Hör' auf, Du Narr, umherzuschlendern, Durch die Blätter der Weide, als ob sie -- Ich vermag's nicht, stöhnte der Post- Da nahm ihn Archipp unter dem Arm und Aber der Dicke mit dem schwarzen Schnurr- -- Was verleumdest Du Dich, Du Schuft! Als Archipp an den Geldbeutel erinnerte, Erlösung hatte der Postknecht gesucht und Jetzt sehen auf dem Damm die beiden Alten [Spaltenumbruch]
Politiſche Nachrichten. (Gemeinſame Miniſter-Conferenz.) Vor- (Der Budget-Ausſchuß des Abgeordne- tenhauſes) verſammelte ſich geſtern Abends, um (Zur Reform der Geſchäftsordnung im Abgeordnetenhauſe.) Der Ausſchuß für die (Die deutſchen Getreidezölle.) Im preußi- (Gerüchte über den Rücktritt des ruſſi- ſchen Miniſters v. Giers.) Man ſpricht in (Die Judenverfolgungen in Rußland.) In Bezug auf die Judenverfolgungen in Ruß- [Spaltenumbruch] und erzählte die ganze Geſchichte ... von der — Sofort! rief er und eilte in das Archipp nahm den Poſtbeutel und ging. In der Unteren Straße wies man ihn in ein — Wo iſt das Geld? hörte nach einer Archipp verbeugte ſich vor den Schreibern Im Spätherbſt ſaß der Alte an ſeinem ge- — Wo iſt’s hingekommen? fragte er. Archipp gab keine Antwort und wendete — Hab’s der Behörde überbracht, ſagte er. Der Poſtknecht ſprang in die Höhe, heulte Tagsüber ſaß er ſchweigſam brütend oder ſchlief, Das Frühjahr kam ... noch immer ſchwieg [Spaltenumbruch] Einſt näherte ſich ihm Archipp. — Hör’ auf, Du Narr, umherzuſchlendern, Durch die Blätter der Weide, als ob ſie — Ich vermag’s nicht, ſtöhnte der Poſt- Da nahm ihn Archipp unter dem Arm und Aber der Dicke mit dem ſchwarzen Schnurr- — Was verleumdeſt Du Dich, Du Schuft! Als Archipp an den Geldbeutel erinnerte, Erlöſung hatte der Poſtknecht geſucht und Jetzt ſehen auf dem Damm die beiden Alten <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Gemeinſame Miniſter-Conferenz.)</hi> </head> <p>Vor-<lb/> geſtern fand in Wien eine gemeinſame Miniſter-<lb/> Conferenz ſtatt. Dieſe Conferenz, welche in An-<lb/> gelegenheit des gemeinſamen Budgets abgehalten<lb/> wurde, hatte keinen beſchließenden, ſondern einen<lb/> informativen und vorbereitenden Character. Die<lb/> öſterreichiſche wie die ungariſche Regierung wollten<lb/> über die Höhe der Credite Klarheit erhalten,<lb/> welche der Kriegsminiſter von den Delegationen<lb/> in Anſpruch zu nehmen gedenkt und die bereits<lb/> in dieſem vorbereitenden Stadium einen gewiſſen<lb/> Einfluß auf den Rahmen nehmen, innerhalb<lb/> deſſen ſich die Entwerfung des gemeinſamen Vor-<lb/> anſchlages zu bewegen hätte. Allem Anſchein nach<lb/> iſt das Streben der beiderſeitigen Finanzminiſter<lb/> darauf gerichtet, den Ausgaben-Etat der Kriegs-<lb/> verwaltung in der Höhe der für das laufende<lb/> Jahr bewilligten Credite zu erhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Budget-Ausſchuß des Abgeordne-<lb/> tenhauſes)</hi> </head> <p>verſammelte ſich geſtern Abends, um<lb/> das Finanzgeſetz zu erledigen und den vom Ge-<lb/> neral-Berichterſtatter Dr. v. Bilinski verfaßten<lb/> Bericht zum geſammten Staatsvoranſchlag ent-<lb/> gegenzunehmen und feſtzuſtellen. Geſtern Vor-<lb/> mittags hat der volkswirthſchaftliche Ausſchuß<lb/> den Lloydvertrag in Verhandlung gezogen, und<lb/> dieſes Geſetz wird ſomit gleibfalls für die Bud-<lb/> get-Berathung fertiggeſtellt. 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Chlumecky<lb/> iſt größtentheils mit den Anträgen des Abg.<lb/> Kathrein einverſtanden, wünſcht aber bei einer<lb/> Vorlage nur eine Generaldebatte bei der erſten<lb/> oder zweiten Leſung; bei Anträgen auf nament-<lb/> liche Abſtimmung oder Conſtatirung des Stim-<lb/> menverhältniſſes ſolle die Unterſtützung einer<lb/> größeren Zahl von Abgeordneten nothwendig ſein<lb/> als wie bisher 50. Er befürwortet ebenfalls die<lb/><cb/> größte Vorſicht bei Disciplinarſtrafen, welche nur<lb/> verhängt werden ſollen, wenn die Fortſetzung<lb/> der Verhandlung durch die Störung von Abge-<lb/> ordneten geradezu unmöglich gemacht wird. Bei<lb/> der Beantwortung von Interpellationen ſolle<lb/> dem Miniſter eine beſtimmte Friſt gegeben wer-<lb/> den. Wenn dieſe nicht eingehalten wird, ſolle der<lb/> Abgeordnete berechtigt ſein, hier über die Eröffnung<lb/> der Debatte zu verlangen. Abg. Herbſt ſpricht ſich<lb/> gegen eine weitgehende Reform der Geſchäftsord-<lb/> nung aus. Wünſchenswerther erſcheine ihm die<lb/> Vermehrung der Hausſitzungen und die Ver-<lb/> minderung der Mitglieder der Ausſchüſſe. Abg.<lb/> Kathrein erklärt, von einer allgemeinen Reform<lb/> der Geſchäftsordnung ſei keine Rede. Er halte es<lb/> für angezeigt, ein Sub-Comité zur Ausarbeitung<lb/> der Reformvorſchläge einzuſetzen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die deutſchen Getreidezölle.)</hi> </head> <p>Im preußi-<lb/> ſchen Abgeordnetenhauſe gelangte geſtern der An-<lb/> trag Rickerts von der deutſch freiſinnigen Partei<lb/> zur Verhandlung. Dieſer Antrag geht bekanntlich<lb/> dahin, die Regierung möge das Mat rial be-<lb/> kanntgeben, welches dem Beſchluſſe zu Grunde<lb/> lag, nach welchem der Reichskanzler am 1. Juni<lb/> im Abgeordnetenhauſe ſeine motivirten Erklärun-<lb/> gen in Bezug auf die Frage der zeitweiſen Her-<lb/> ab-, reſp. Außerkraftſetzung der Getreidezölle ab-<lb/> gab. 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Von denſelben ſei das<lb/> Material geſammelt worden, aus welchem die Re-<lb/> gierung die Ueberzeugung gewann, daß kein Noth-<lb/> ſtand vorhanden ſei. Die Erregung des Landes habe<lb/> die Regierung veranlaßt, aus ihrer Reſerve heraus-<lb/> zutreten, die Privaten im Lande und die Conſulate zu<lb/> befragen. Die Erregung des Landes habe ferner<lb/> die Regierung gezwungen, eine Erklärung abzu-<lb/> geben, bevor noch das geſammte Material ge-<lb/> ſammelt war. Dieſes Material ſei eben eine<lb/> Schätzung, ebenſo wie Börſen- und Saatenbe-<lb/> richte. „Wir würden Ihnen beweiſen können —<lb/> ſagte der Reichskanzler — daß wir ſehr werth-<lb/><cb/> volle Schätzungen beſitzen; aber wir können ſie<lb/> ſie nicht vorlegen, weil wir keine Namen nennen<lb/> können. Die Conſulatsberichte ſind auch nicht zu<lb/> veröffentlichen, da die Conſuln ebenfalls die<lb/> Quellen nicht neunen. Wir ſind alſo nicht im<lb/> Stande, das Material vorzulegen. Damit iſt der<lb/> Haupttheil des Antrages für uns erledigt. Es<lb/> iſt überhaupt ſchwer, die Menſchen zu überzeugen.<lb/> Ich wünſche nur, daß die Debatte nicht zu einer<lb/> weiteren Erregung führen möge. Die Regierung<lb/> iſt ſich ihrer Verantwortlichkeit bewußt und<lb/> wünſcht, daß auch Diejenigen, welche darüber<lb/> reden, ſich bewußt ſein mögen, wie groß der<lb/> Schaden ſein kann, der durch erregte Meinungs-<lb/> äußerung zu entſtehen vermag.“ (Siehe Telegramm.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Gerüchte über den Rücktritt des ruſſi-<lb/> ſchen Miniſters v. Giers.)</hi> </head> <p>Man ſpricht in<lb/> Petersburg wieder einmal von dem bevorſtehen-<lb/> den Rücktritte des Herrn v. Giers. Sein Ein-<lb/> fluß ſei ſchon lange darauf beſchränkt, den Cul-<lb/> tus der höflichen diplomatiſchen Formen in der<lb/> ruſſiſchen Diplomatie lebendig zu erhalten, neuer-<lb/> dings aber ſcheine ſein körperlicher Zuſtand jede<lb/> angeſpannte Arbeit unmöglich zu machen. Zur<lb/> Zeit weilt er in Finnland, um nur einmal<lb/> wöchentlich in Petersburg einzukehren. Die Ge-<lb/> ſchäfte und die Politik würden ohne ihn gemacht.<lb/> Im aſiatiſchen Departement des Auswärtigen<lb/> Amtes haben ſich vor Kurzem bekanntlich wichtige<lb/> Veränderungen vollzogen. Kommen dieſe Herren<lb/> an das Ruder, ſo iſt eine Beſſerung des deutſch-<lb/> ruſſiſchen Verhältniſſes wahrſcheinlich für längere<lb/> Zeit ausgeſchloſſen.</p> </div><lb/> <div xml:id="rußland1" next="#rußland2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Judenverfolgungen in Rußland.)</hi> </head><lb/> <p>In Bezug auf die Judenverfolgungen in Ruß-<lb/> land findet man in der „Times“ nachſtehende<lb/> Petersburger Depeſche: Während des jüngſten<lb/> Aufenthaltes des Czars in Moskau berichtete<lb/> der neue General-Gouverneur Großfürſt Sergius<lb/> ſeinem kaiſerlichen Bruder über die Art und<lb/> Weiſe, wie die jüdiſchen Handwerker von dort<lb/> ausgewieſen wurden. Der Großfürſt ſoll insbe-<lb/> ſondere auf die brutale Behandlung der Juden<lb/> und den Umſtand hingewieſen haben, daß man<lb/> ihnen nicht die Zeit zur Abwicklung ihrer Ge-<lb/> ſchäfte gelaſſen habe. Wie verlautet, hätte der<lb/> Czar ſich daraufhin mit Entrüſtung über das<lb/> Vorgehen der Behörden bei Ausführung des<lb/> Ausweiſungs-Ukas ausgeſprochen, in welchem<lb/> ganz ausdrücklich die allmälige Entfernung der<lb/> Juden anbefohlen worden ſei, damit denſelben<lb/> die Zeit zur Ordnung ihrer Geſchäfte gegönnt<lb/> werde. Es ſollen nunmehr, wie verſichert wird,<lb/> Befehle ergangen ſein, welche dieſer empörenden<lb/> Sachlage ein Ende machen und die Behörden<lb/> zwingen dürften, ſich an den ſtricten Wortlaut</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="postbeutel2" prev="#postebeutel1" type="jArticle" n="2"> <p>und erzählte die ganze Geſchichte ... von der<lb/> alten Weide ... von dem Poſtwagen, der immer<lb/> zur rechten Zeit gekommen ... vom armen<lb/> Conducteur. Der Beamte nahm den Poſtbeutel,<lb/> band den Riemen auf und wechſelte die Farben.</p><lb/> <p>— Sofort! rief er und eilte in das<lb/> Sitzungszimmer, wo ihn ſeine Collegen um-<lb/> ringten, geſchäftig hin und her liefen und unter<lb/> einander tuſchelten. Nach etwa zehn Minuten<lb/> brachte er den Beutel wieder zurück und ſagte<lb/> zu Archipp: Biſt an den unrechten Ort ge-<lb/> kommen, Brüderchen. Gehe in die „Untere Straße“<lb/> — da wird man Dich zurechtweiſen — hier iſt<lb/> das Rentamt, mein Lieber. Du aber mußt Deine<lb/> Sache der Polizei vortragen!</p><lb/> <p>Archipp nahm den Poſtbeutel und ging.<lb/> Der Beutel iſt leichter geworden, dachte er, zur<lb/> Hälfte iſt er leichter geworden.</p><lb/> <p>In der Unteren Straße wies man ihn in ein<lb/> anderes gelbes Haus mit zwei Schilderhäuschen.<lb/> Er trat ein — hier war kein Vorzimmer —<lb/> näherte ſich einem der Tiſche und erzählte den<lb/> Schreibern, weshalb er gekommen. Dieſelben<lb/> riſſen ihm den Beutel aus den Händen, ſchrieen<lb/> ihn an und ſchickten nach dem Vorſtand. Ein<lb/> dicker Herr mit ſchwarzem Schnurrbart trat ein,<lb/> unterzog Archipp einem kurzen Verhör, nahm<lb/> den Beutel an ſich und ging hinaus.</p><lb/> <p>— Wo iſt das Geld? hörte nach einer<lb/> Minute Archipp im Nebenzimmer ſprechen. Leer<lb/> iſt der Beutel! Sagt übrigens dem Alten draußen<lb/> daß er ſich packen könne ... oder haltet ihn<lb/> beſſer zurück ... bringt ihn zu Ivan Markovics<lb/> nein, mag er laufen!</p><lb/> <p>Archipp verbeugte ſich vor den Schreibern<lb/><cb/> und ging ſeiner Wege. Anderen Tages ſahen<lb/> wieder Karauſchen und Barſche ſeinen weißen Bart.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Im Spätherbſt ſaß der Alte an ſeinem ge-<lb/> wohnten Platze und angelte. Düſter wie die ver-<lb/> gilbte Weide war ſein Geſicht: er liebte den<lb/> Herbſt nicht. Und noch düſterer wurde dasſelbe,<lb/> als er neben ſich den Poſtknecht ſah. Der aber,<lb/> wie er zur Weide ging und die Hand in die<lb/> Höhlung ſteckte, bemerkte ihn nicht — naß und<lb/> faul krochen Bienen über ſeinen Aermel — er<lb/> ſtöberte, erblaßte — eine Stunde ſpäter ſaß er<lb/> am Ufer und ſtarrte gedankenlos in das Waſſer.<lb/> Endlich bemerkte er Archipp und zuckte zuſammen.</p><lb/> <p>— Wo iſt’s hingekommen? fragte er.</p><lb/> <p>Archipp gab keine Antwort und wendete<lb/> ſich mürriſch ab. Bald indeß überwältigte ihn<lb/> das Mitleid.</p><lb/> <p>— Hab’s der Behörde überbracht, ſagte er.<lb/> Fürchte Dich nicht, Du Narr ... ich ſagte, daß<lb/> ich’s unter der Weide gefunden hätte ...</p><lb/> <p>Der Poſtknecht ſprang in die Höhe, heulte<lb/> vor Wuth, warf ſich auf Archipp, ſchlug ihm<lb/> ins Geſicht, ſchleuderte ihn auf die Erde und<lb/> trat ihn mit den Füßen. Nachdem er den Alten<lb/> mißhandelt hatte, wich er nicht mehr von deſſen<lb/> Seite ... er blieb bei Archipp und ſie wohnten<lb/> zuſammen.</p><lb/> <p>Tagsüber ſaß er ſchweigſam brütend oder ſchlief,<lb/> in der Nacht ging er auf dem Damm auf und nieder<lb/> — dort erſchien ihm der Schatten des Conduc-<lb/> teurs und hielt Zwieſprach mit ihm.</p><lb/> <p>Das Frühjahr kam ... noch immer ſchwieg<lb/> der Poſtknecht, ſchlief, brütete ... noch immer<lb/> nahte ſich ihm, bang und leiſe flüſternd, das<lb/> Geſpenſt in der lautloſen Nacht.</p><lb/> <cb/> <p>Einſt näherte ſich ihm Archipp.</p><lb/> <p>— Hör’ auf, Du Narr, umherzuſchlendern,<lb/> ſagte er. Geh’ fort von hier ... gib Dich an!</p><lb/> <p>Durch die Blätter der Weide, als ob ſie<lb/> zuſtimmten, ging ein Rauſchen.</p><lb/> <p>— Ich vermag’s nicht, ſtöhnte der Poſt-<lb/> knecht. Die Füße ſchmerzen ... und mich ſchmerzt<lb/> die Seele.</p><lb/> <p>Da nahm ihn Archipp unter dem Arm und<lb/> führte ihn in die Kreisſtadt. In der unteren<lb/> Straße bei derſelben Behörde, wo Archipp den<lb/> Poſtbeutel abgegeben hatte, fiel der Poſtknecht vor<lb/> dem Vorſtand auf die Knie und that Buße.</p><lb/> <p>Aber der Dicke mit dem ſchwarzen Schnurr-<lb/> bart wurde ärgerlich.</p><lb/> <p>— Was verleumdeſt Du Dich, Du Schuft!<lb/> ſchrie er. Biſt wohl betrunken? Möchteſt in’s<lb/> Loch? Toll ſeid Ihr, Halunken! Ihr verwickelt<lb/> nur die Sache ... der Verbrecher iſt nicht ge-<lb/> funden — damit baſta! Was willſt Du noch?<lb/> Eſel? Mach, daß Du fortkommſt!</p><lb/> <p>Als Archipp an den Geldbeutel erinnerte,<lb/> lachte der Schnurrbärtige laut auf und die Schrei-<lb/> ber ſahen ſich verwundert an. Die Polizei in der<lb/> Kreisſtadt hat ein gutes Gedächtniß.</p><lb/> <p>Erlöſung hatte der Poſtknecht geſucht und<lb/> bei Menſchen nicht gefunden ... da kehrte er<lb/> mit Archipp zur alten Weide zurück. Aber, es<lb/> mußte von ſeinem Gewiſſen herunter ... Er-<lb/> löſung fand er im Waſſer, das wirbelnd über ihm<lb/> zuſammenſchlug.</p><lb/> <p>Jetzt ſehen auf dem Damm die beiden Alten<lb/> — Archipp und die Weide — zwei Schatten<lb/> huſchen ... und ſie flüſtern mit in die ſtille<lb/> Nacht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Politiſche Nachrichten.
(Gemeinſame Miniſter-Conferenz.) Vor-
geſtern fand in Wien eine gemeinſame Miniſter-
Conferenz ſtatt. Dieſe Conferenz, welche in An-
gelegenheit des gemeinſamen Budgets abgehalten
wurde, hatte keinen beſchließenden, ſondern einen
informativen und vorbereitenden Character. Die
öſterreichiſche wie die ungariſche Regierung wollten
über die Höhe der Credite Klarheit erhalten,
welche der Kriegsminiſter von den Delegationen
in Anſpruch zu nehmen gedenkt und die bereits
in dieſem vorbereitenden Stadium einen gewiſſen
Einfluß auf den Rahmen nehmen, innerhalb
deſſen ſich die Entwerfung des gemeinſamen Vor-
anſchlages zu bewegen hätte. Allem Anſchein nach
iſt das Streben der beiderſeitigen Finanzminiſter
darauf gerichtet, den Ausgaben-Etat der Kriegs-
verwaltung in der Höhe der für das laufende
Jahr bewilligten Credite zu erhalten.
(Der Budget-Ausſchuß des Abgeordne-
tenhauſes) verſammelte ſich geſtern Abends, um
das Finanzgeſetz zu erledigen und den vom Ge-
neral-Berichterſtatter Dr. v. Bilinski verfaßten
Bericht zum geſammten Staatsvoranſchlag ent-
gegenzunehmen und feſtzuſtellen. Geſtern Vor-
mittags hat der volkswirthſchaftliche Ausſchuß
den Lloydvertrag in Verhandlung gezogen, und
dieſes Geſetz wird ſomit gleibfalls für die Bud-
get-Berathung fertiggeſtellt. Die General-Debatte
über den Staatsvoranſchlag wird demnach näch-
ſten Montag oder Dienſtag ihren Anfang neh-
men können.
(Zur Reform der Geſchäftsordnung im
Abgeordnetenhauſe.) Der Ausſchuß für die
Reviſion der Geſchäftsordnung hielt vorgeſtern ſeine
erſte Sitzung ab. Abg. Kathrein befürwortet die
Einſchränkung der Debatte bei erſten Leſungen.
Er meint, das Haus ſolle insbeſondere zwei bis
ſechs Wochen nach der Einbringung des Budgets
dasſelbe im Plenum berathen. Petitionen ſollen
wenigſtens alle 14 Tage verhandelt werden. Er
befürwortet die Erweiterung der Disciplinarge-
walt des Vorſitzenden, hiebei habe jedoch die
größte Vorſicht vorzuwalten und eventuelle Stra-
fen ſeien nur mit ſtark qualificirter Majorität
zu verhängen behufs Verhinderung von Verge-
waltigungen der Minoritäten. Abg. Chlumecky
iſt größtentheils mit den Anträgen des Abg.
Kathrein einverſtanden, wünſcht aber bei einer
Vorlage nur eine Generaldebatte bei der erſten
oder zweiten Leſung; bei Anträgen auf nament-
liche Abſtimmung oder Conſtatirung des Stim-
menverhältniſſes ſolle die Unterſtützung einer
größeren Zahl von Abgeordneten nothwendig ſein
als wie bisher 50. Er befürwortet ebenfalls die
größte Vorſicht bei Disciplinarſtrafen, welche nur
verhängt werden ſollen, wenn die Fortſetzung
der Verhandlung durch die Störung von Abge-
ordneten geradezu unmöglich gemacht wird. Bei
der Beantwortung von Interpellationen ſolle
dem Miniſter eine beſtimmte Friſt gegeben wer-
den. Wenn dieſe nicht eingehalten wird, ſolle der
Abgeordnete berechtigt ſein, hier über die Eröffnung
der Debatte zu verlangen. Abg. Herbſt ſpricht ſich
gegen eine weitgehende Reform der Geſchäftsord-
nung aus. Wünſchenswerther erſcheine ihm die
Vermehrung der Hausſitzungen und die Ver-
minderung der Mitglieder der Ausſchüſſe. Abg.
Kathrein erklärt, von einer allgemeinen Reform
der Geſchäftsordnung ſei keine Rede. Er halte es
für angezeigt, ein Sub-Comité zur Ausarbeitung
der Reformvorſchläge einzuſetzen.
(Die deutſchen Getreidezölle.) Im preußi-
ſchen Abgeordnetenhauſe gelangte geſtern der An-
trag Rickerts von der deutſch freiſinnigen Partei
zur Verhandlung. Dieſer Antrag geht bekanntlich
dahin, die Regierung möge das Mat rial be-
kanntgeben, welches dem Beſchluſſe zu Grunde
lag, nach welchem der Reichskanzler am 1. Juni
im Abgeordnetenhauſe ſeine motivirten Erklärun-
gen in Bezug auf die Frage der zeitweiſen Her-
ab-, reſp. Außerkraftſetzung der Getreidezölle ab-
gab. Reichskanzler von Caprivi erſuchte das
Haus im Namen der Staatsregierung, den An-
trag Rickert abzulehnen. Die Staatsregierung,
ſagte der Reichskanzler, könne auf die beabſich-
tigte Discuſſion nicht näher eingehen; ſie habe
keinen Grund, den am 1. Juni eingenommenen
Standpunkt zu ändern. Auf ſeine damalige Aeu-
ßerung Bezug nehmend, erklärte der Reichs-
kanzler, daß das geſammte Material nicht geeig-
net ſein würde, einen zahlenmäßigen Beweis zu
erbringen, da dasſelbe bloß auf einer Schätzung
beruht. Ende April ſeien Unterſuchungen ange-
ſtellt, aber auf die königlichen Behörden beſchränkt
worden, um keine Agitation und keine Hauſſe-
Bewegung hervorzurufen. Außer den Zollbehör-
den ſeien auch die Proviantämter in den Reichs-
bankſtellen befragt worden. Von denſelben ſei das
Material geſammelt worden, aus welchem die Re-
gierung die Ueberzeugung gewann, daß kein Noth-
ſtand vorhanden ſei. Die Erregung des Landes habe
die Regierung veranlaßt, aus ihrer Reſerve heraus-
zutreten, die Privaten im Lande und die Conſulate zu
befragen. Die Erregung des Landes habe ferner
die Regierung gezwungen, eine Erklärung abzu-
geben, bevor noch das geſammte Material ge-
ſammelt war. Dieſes Material ſei eben eine
Schätzung, ebenſo wie Börſen- und Saatenbe-
richte. „Wir würden Ihnen beweiſen können —
ſagte der Reichskanzler — daß wir ſehr werth-
volle Schätzungen beſitzen; aber wir können ſie
ſie nicht vorlegen, weil wir keine Namen nennen
können. Die Conſulatsberichte ſind auch nicht zu
veröffentlichen, da die Conſuln ebenfalls die
Quellen nicht neunen. Wir ſind alſo nicht im
Stande, das Material vorzulegen. Damit iſt der
Haupttheil des Antrages für uns erledigt. Es
iſt überhaupt ſchwer, die Menſchen zu überzeugen.
Ich wünſche nur, daß die Debatte nicht zu einer
weiteren Erregung führen möge. Die Regierung
iſt ſich ihrer Verantwortlichkeit bewußt und
wünſcht, daß auch Diejenigen, welche darüber
reden, ſich bewußt ſein mögen, wie groß der
Schaden ſein kann, der durch erregte Meinungs-
äußerung zu entſtehen vermag.“ (Siehe Telegramm.)
(Gerüchte über den Rücktritt des ruſſi-
ſchen Miniſters v. Giers.) Man ſpricht in
Petersburg wieder einmal von dem bevorſtehen-
den Rücktritte des Herrn v. Giers. Sein Ein-
fluß ſei ſchon lange darauf beſchränkt, den Cul-
tus der höflichen diplomatiſchen Formen in der
ruſſiſchen Diplomatie lebendig zu erhalten, neuer-
dings aber ſcheine ſein körperlicher Zuſtand jede
angeſpannte Arbeit unmöglich zu machen. Zur
Zeit weilt er in Finnland, um nur einmal
wöchentlich in Petersburg einzukehren. Die Ge-
ſchäfte und die Politik würden ohne ihn gemacht.
Im aſiatiſchen Departement des Auswärtigen
Amtes haben ſich vor Kurzem bekanntlich wichtige
Veränderungen vollzogen. Kommen dieſe Herren
an das Ruder, ſo iſt eine Beſſerung des deutſch-
ruſſiſchen Verhältniſſes wahrſcheinlich für längere
Zeit ausgeſchloſſen.
(Die Judenverfolgungen in Rußland.)
In Bezug auf die Judenverfolgungen in Ruß-
land findet man in der „Times“ nachſtehende
Petersburger Depeſche: Während des jüngſten
Aufenthaltes des Czars in Moskau berichtete
der neue General-Gouverneur Großfürſt Sergius
ſeinem kaiſerlichen Bruder über die Art und
Weiſe, wie die jüdiſchen Handwerker von dort
ausgewieſen wurden. Der Großfürſt ſoll insbe-
ſondere auf die brutale Behandlung der Juden
und den Umſtand hingewieſen haben, daß man
ihnen nicht die Zeit zur Abwicklung ihrer Ge-
ſchäfte gelaſſen habe. Wie verlautet, hätte der
Czar ſich daraufhin mit Entrüſtung über das
Vorgehen der Behörden bei Ausführung des
Ausweiſungs-Ukas ausgeſprochen, in welchem
ganz ausdrücklich die allmälige Entfernung der
Juden anbefohlen worden ſei, damit denſelben
die Zeit zur Ordnung ihrer Geſchäfte gegönnt
werde. Es ſollen nunmehr, wie verſichert wird,
Befehle ergangen ſein, welche dieſer empörenden
Sachlage ein Ende machen und die Behörden
zwingen dürften, ſich an den ſtricten Wortlaut
und erzählte die ganze Geſchichte ... von der
alten Weide ... von dem Poſtwagen, der immer
zur rechten Zeit gekommen ... vom armen
Conducteur. Der Beamte nahm den Poſtbeutel,
band den Riemen auf und wechſelte die Farben.
— Sofort! rief er und eilte in das
Sitzungszimmer, wo ihn ſeine Collegen um-
ringten, geſchäftig hin und her liefen und unter
einander tuſchelten. Nach etwa zehn Minuten
brachte er den Beutel wieder zurück und ſagte
zu Archipp: Biſt an den unrechten Ort ge-
kommen, Brüderchen. Gehe in die „Untere Straße“
— da wird man Dich zurechtweiſen — hier iſt
das Rentamt, mein Lieber. Du aber mußt Deine
Sache der Polizei vortragen!
Archipp nahm den Poſtbeutel und ging.
Der Beutel iſt leichter geworden, dachte er, zur
Hälfte iſt er leichter geworden.
In der Unteren Straße wies man ihn in ein
anderes gelbes Haus mit zwei Schilderhäuschen.
Er trat ein — hier war kein Vorzimmer —
näherte ſich einem der Tiſche und erzählte den
Schreibern, weshalb er gekommen. Dieſelben
riſſen ihm den Beutel aus den Händen, ſchrieen
ihn an und ſchickten nach dem Vorſtand. Ein
dicker Herr mit ſchwarzem Schnurrbart trat ein,
unterzog Archipp einem kurzen Verhör, nahm
den Beutel an ſich und ging hinaus.
— Wo iſt das Geld? hörte nach einer
Minute Archipp im Nebenzimmer ſprechen. Leer
iſt der Beutel! Sagt übrigens dem Alten draußen
daß er ſich packen könne ... oder haltet ihn
beſſer zurück ... bringt ihn zu Ivan Markovics
nein, mag er laufen!
Archipp verbeugte ſich vor den Schreibern
und ging ſeiner Wege. Anderen Tages ſahen
wieder Karauſchen und Barſche ſeinen weißen Bart.
Im Spätherbſt ſaß der Alte an ſeinem ge-
wohnten Platze und angelte. Düſter wie die ver-
gilbte Weide war ſein Geſicht: er liebte den
Herbſt nicht. Und noch düſterer wurde dasſelbe,
als er neben ſich den Poſtknecht ſah. Der aber,
wie er zur Weide ging und die Hand in die
Höhlung ſteckte, bemerkte ihn nicht — naß und
faul krochen Bienen über ſeinen Aermel — er
ſtöberte, erblaßte — eine Stunde ſpäter ſaß er
am Ufer und ſtarrte gedankenlos in das Waſſer.
Endlich bemerkte er Archipp und zuckte zuſammen.
— Wo iſt’s hingekommen? fragte er.
Archipp gab keine Antwort und wendete
ſich mürriſch ab. Bald indeß überwältigte ihn
das Mitleid.
— Hab’s der Behörde überbracht, ſagte er.
Fürchte Dich nicht, Du Narr ... ich ſagte, daß
ich’s unter der Weide gefunden hätte ...
Der Poſtknecht ſprang in die Höhe, heulte
vor Wuth, warf ſich auf Archipp, ſchlug ihm
ins Geſicht, ſchleuderte ihn auf die Erde und
trat ihn mit den Füßen. Nachdem er den Alten
mißhandelt hatte, wich er nicht mehr von deſſen
Seite ... er blieb bei Archipp und ſie wohnten
zuſammen.
Tagsüber ſaß er ſchweigſam brütend oder ſchlief,
in der Nacht ging er auf dem Damm auf und nieder
— dort erſchien ihm der Schatten des Conduc-
teurs und hielt Zwieſprach mit ihm.
Das Frühjahr kam ... noch immer ſchwieg
der Poſtknecht, ſchlief, brütete ... noch immer
nahte ſich ihm, bang und leiſe flüſternd, das
Geſpenſt in der lautloſen Nacht.
Einſt näherte ſich ihm Archipp.
— Hör’ auf, Du Narr, umherzuſchlendern,
ſagte er. Geh’ fort von hier ... gib Dich an!
Durch die Blätter der Weide, als ob ſie
zuſtimmten, ging ein Rauſchen.
— Ich vermag’s nicht, ſtöhnte der Poſt-
knecht. Die Füße ſchmerzen ... und mich ſchmerzt
die Seele.
Da nahm ihn Archipp unter dem Arm und
führte ihn in die Kreisſtadt. In der unteren
Straße bei derſelben Behörde, wo Archipp den
Poſtbeutel abgegeben hatte, fiel der Poſtknecht vor
dem Vorſtand auf die Knie und that Buße.
Aber der Dicke mit dem ſchwarzen Schnurr-
bart wurde ärgerlich.
— Was verleumdeſt Du Dich, Du Schuft!
ſchrie er. Biſt wohl betrunken? Möchteſt in’s
Loch? Toll ſeid Ihr, Halunken! Ihr verwickelt
nur die Sache ... der Verbrecher iſt nicht ge-
funden — damit baſta! Was willſt Du noch?
Eſel? Mach, daß Du fortkommſt!
Als Archipp an den Geldbeutel erinnerte,
lachte der Schnurrbärtige laut auf und die Schrei-
ber ſahen ſich verwundert an. Die Polizei in der
Kreisſtadt hat ein gutes Gedächtniß.
Erlöſung hatte der Poſtknecht geſucht und
bei Menſchen nicht gefunden ... da kehrte er
mit Archipp zur alten Weide zurück. Aber, es
mußte von ſeinem Gewiſſen herunter ... Er-
löſung fand er im Waſſer, das wirbelnd über ihm
zuſammenſchlug.
Jetzt ſehen auf dem Damm die beiden Alten
— Archipp und die Weide — zwei Schatten
huſchen ... und ſie flüſtern mit in die ſtille
Nacht.
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